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„Metrischer Raum“ – Versionsunterschied

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Eine '''Metrik''' (auch '''Abstandsfunktion''') ist in der [[Mathematik]] eine [[Funktion (Mathematik)|Funktion]], die je zwei [[Element (Mathematik)|Elementen]] (auch '''Punkte''' genannt) einer Menge (auch '''Raum''' genannt) einen [[Positive und negative Zahlen|nichtnegativen]] reellen Wert zuordnet. Dieser Wert wird (unter dieser Metrik) als ''Abstand'' der beiden Punkte voneinander bezeichnet. Unter einem '''metrischen Raum''' versteht man eine [[Menge (Mathematik)|Menge]], auf der eine Metrik definiert ist.
{| width="20%" align="right" border="1"

|- bgcolor=#abcdef
Zu einer Menge kann es mehrere (nicht-äquivalente) Metriken geben.
| '''metrischer Raum'''

== Formale Definition ==
Sei <math>X</math> eine beliebige Menge. Eine [[Funktion (Mathematik)|Abbildung]] <math>d\colon X\times X\to \mathbb{R}_0^{+}</math> heißt ''Metrik auf'' <math>X</math>, wenn für beliebige Elemente <math>x</math>, <math>y</math> und <math>z</math> von <math>X</math> die folgenden Eigenschaften gelten:<ref>{{Literatur| Autor=[[Rainer Wüst]]| Titel=Reelle Analysis und Lineare Algebra| Reihe=Mathematik für Physiker und Mathematiker| BandReihe=1| Auflage=2| Verlag=[[Wiley-Blackwell]]| Datum=2008| ISBN=978-3-52-761793-7| Seiten=394| Online=[https://www.google.de/books/edition/MATHEMATIK_f%C3%BCr_Physiker_und_Mathematike/N2YSVfwJ1hUC?gbpv=1&pg=PA394 Google Books]}}</ref>
{|
| (1) [[Positive Definitheit]]: || <math>d\left(x,y\right) \ge 0</math> &nbsp; &nbsp; und &nbsp; &nbsp; <math>d\left(x,y\right) = 0 \Longleftrightarrow x = y</math>,
|-
| (2) [[Symmetrische Funktion|Symmetrie]]: || <math>d\left(x,y\right) = d(y,x)</math>,
|-
| (3) [[Dreiecksungleichung]]: || <math>d\left(x,y\right) \leq d(x,z) + d(z,y)</math>.
|}

Übrigens kann die Forderung <math> d(x,y) \ge 0</math> weggelassen werden, denn sie folgt aus den anderen:
:{|
|-
|-
|<math>0</math> ||style="width:12em"| <math>= \frac{1}{2} d(x, x)</math> || (1)
|
|- bgcolor=#fedcba
|
berührt die Spezialgebiete
|- bgcolor=#abcdef
|
*[[Mathematik]]
**[[Topologie (Mathematik)|Topologie]]
**[[Geometrie]]
**[[Analysis]]
|-
|-
| || <math>\leq \frac{1}{2}(d(x, y) + d(y, x))</math> || (3)
|
|- bgcolor=#fedcba
|
hat Eigenschaften von
|- bgcolor=#abcdef
|
*[[topologischer Raum]]
**[[normaler Raum]]
***[[parakompakter Hausdorff-Raum]]
***[[Pseudometrik|pseudometrischer Raum]]
|-
|-
| || <math>= \frac{1}{2}(d(x, y) + d(x, y)) </math> || (2)
|
|- bgcolor=#fedcba
|
umfasst als Spezialfälle
|- bgcolor=#abcdef
|
*[[vollständiger Raum]]
*[[Ultrametrik|ultrametrischer Raum]]
|-
|-
| || <math>= d(x, y).</math>
|
|- bgcolor=#fedcba
|
Beispiele sind
|- bgcolor=#abcdef
|
**[[p-adische Zahlen]]
*[[Polnischer Raum]]
*[[normierter Raum]]
**[[Innenproduktraum]]
***[[Euklidischer Raum]]
****[[reelle Zahl]]en
***[[Unitärer Raum]]
****[[komplexe Zahl]]en
**[[Banachraum]]
***[[Hilbertraum]]
*[[Riemannsche Mannigfaltigkeit]]
|}
|}


== Grundbegriffe ==
:''Dieser Artikel erklärt neben '''metrischer Raum''' per Weiterleitung auch die Begriffe '''Metrik (Mathematik)''', '''Pseudometrik''' (='''Semimetrik'''), '''metrisierbar(er Raum)''', '''Minkowski-Metrik''', '''Manhattan-Metrik''', '''Euklidische Metrik''', '''Maximum-Metrik'''.
<math>(X, d)</math> heißt metrischer Raum, wenn <math>d</math> eine Metrik auf <math>X</math> ist. Manche Autoren fordern zusätzlich, dass <math>X</math> eine [[Menge (Mathematik)#Nichtleere_Menge|nichtleere Menge]] sein soll. In der Praxis bezeichnet man zumeist <math>X</math> allein als den metrischen Raum, wenn aus dem Kontext klar ist, dass in diesem Raum die Metrik <math>d</math> benutzt wird.


Eine [[Isometrie]] ist eine Abbildung, die zwei metrische Räume aufeinander abbildet und dabei die Metrik – also die Abstände zwischen je zwei Punkten – erhält.
Eine '''Metrik''' ist in der [[Mathematik]] eine [[Funktion (Mathematik)|Funktion]], die je zwei [[Punkt (Geometrie)|Punkten]] eines ''Raums'' einen reellen Wert zuordnet, der als ''Abstand'' der beiden Punkte voneinander aufgefasst werden kann.


=== Durchmesser einer Untermenge in einem metrischen Raum ===
Ein [[Raum (Mathematik)|Raum]] ist eine [[Mengentheorie|Menge]], deren Elemente in geometrischer Interpretation als Punkte aufgefasst werden. Ein '''metrischer Raum''' ist ein Raum, auf dem eine ''Metrik'' definiert ist. Ein metrischer Raum ist ein [[topologischer Raum]] mit der durch die Metrik induzierten [[Topologie (Mathematik)|Topologie]]; ein '''metrisierbarer Raum''' ist ein topologischer Raum, dessen Topologie durch eine Metrik induziert sein könnte.
Eine Menge <math>A\subset X</math> wird beschränkt genannt, wenn die Größe
:<math>\sup\{d(x,y):x,y\in A\}</math>
endlich ist. Eine beschränkte Menge <math>A</math> hat <math>\operatorname{diam}(A):=\sup\{d(x,y):x,y\in A\}</math> als endlichen Durchmesser.


== Verallgemeinerungen und Spezialisierungen ==
Zu anderen Wortbedeutungen siehe die Begriffsklärungsseite [[Metrik]]. Manchmal werden, entgegen dem Sprachgebrauch der Mathematik, auch [[Distanzfunktion]]en als Metriken bezeichnet. In der [[Differentialgeometrie]] wird eine „infinitesimale“ Metrik definiert, siehe dazu den Artikel [[metrischer Tensor]].
Durch Abschwächung, Weglassen oder Verschärfung von einer oder mehreren der Bedingungen (1) bis (3) ergeben sich verschiedene Verallgemeinerungen bzw. Spezialisierungen. Die Bezeichnungen für die Verallgemeinerungen sind leider nicht für alle Gebiete der Mathematik, in denen sie verwendet werden, standardisiert. So wird speziell unter einer ''Semimetrik'' in der [[Funktionalanalysis]] etwas anderes verstanden als in der [[Topologie (Mathematik)|Topologie]] (siehe unten).
== Formale Definition ==


=== Ultrametrik ===
Sei ''X'' eine beliebige Menge. Eine Abbildung ''d'': ''X'' × ''X'' → '''R''' heißt '''Metrik''', wenn für beliebige Elemente ''x'', ''y'' und ''z'' von ''X'' die folgenden [[Axiom|axiomatischen]] Bedingungen erfüllt sind:
{{Hauptartikel|Ultrametrik}}
Wird die Bedingung der Dreiecksungleichung dahingehend verschärft, dass der Abstand <math>d(x, y)</math> nicht länger sein darf als der längere der beiden Abstände <math>d(x, z)</math> und <math>d(z, y)</math> (mit beliebigem <math>z</math>), erhält man den Begriff der ''Ultrametrik''.


=== Pseudometrik ===
*(i) ''d''(''x'',''x'') = 0 (identische Punkte haben Abstand 0);
Wird auf die Bedingung <math>d\left(x,y\right) = 0 \Rightarrow x = y</math> verzichtet, so erhält man den Begriff der [[Pseudometrik]]. In der Funktionalanalysis wird hierfür auch die Bezeichnung Halbmetrik oder Semimetrik verwendet. In ''pseudometrischen Räumen'' können nichtidentische Punkte den Abstand 0 haben. Eine Pseudometrik ist positiv semidefinit, d.&nbsp;h. Abstände sind stets größer oder gleich 0.
*(ii) aus ''d''(''x'',''y'')=0 folgt ''x''=''y'' (nichtidentische Punkte haben nicht Abstand 0);
*(iii) ''d''(''x'',''y'')=''d''(''y'',''x'') (Symmetrie);
*(iv) ''d''(''x'',''y'') ≤''d''(''x'',''z'') + ''d''(''z'',''y'') ([[Dreiecksungleichung]]);


=== Quasimetrik ===
oft werden (i) und (ii) durch die folgenden, weniger minimalistischen Bedingungen ersetzt, die unter Hinzunahme von (iii) und (iv) äquivalent sind:
Wird auf die Symmetrie verzichtet, erhält man den Begriff der Quasimetrik. Aus einer Quasimetrik <math>d'</math> lässt sich durch <math>d(x,y):= \tfrac{1}{2} ( d'(x,y) + d'(y,x) )</math> eine Metrik auf <math>X</math> erzeugen.


=== Pseudoquasimetrik ===
*(i') ''d''(''x'',''y'') ≥ 0 (Abstände können nicht negativ sein);
Verzichtet man auf beide in den zwei vorangegangenen Unterabschnitten erwähnten Bedingungen, erhält man den Begriff der Pseudoquasimetrik. Ein Raum mit Pseudoquasimetrik ist dasselbe wie eine (kleine) <math>(\R^+_0,\geq,+,0)</math>-[[angereicherte Kategorie]]. Lässt man darüber hinaus Abstände von <math>\infty</math> zu, mit den dafür naheliegenden Eigenschaften von <math>+</math> und <math>\geq</math>, erhält man "Lawvere metric spaces".<ref>{{nLab|metric+space|2=metric space}}</ref>
*(ii') ''d''(''x'',''y'')=0 dann und nur dann, wenn ''x''=''y''.


=== Nicht-archimedische Metriken ===
Das Paar (''X'', ''d'') ist dann ein '''metrischer Raum'''. In der Praxis bezeichnet man zumeist ''X'' allein als den metrischen Raum, wenn aus dem Kontext klar ist, dass in diesem Raum die Metrik ''d'' benutzt wird.
Wird die Dreiecksungleichung abgeschwächt oder verschärft, dann erhält man nicht-archimedische Metriken. Ein Beispiel ist etwa <math>d(x,y) \leq K (d(x,z) + d(z,y))</math> für ein <math>K>1</math> oder die [[Ultrametrik]].


In der Topologie werden Metriken ohne Dreiecksungleichung manchmal auch als Semimetriken bezeichnet.
Eine Abbildung, welche die Metrik erhält, heißt '''[[Isometrie]]'''. Figuren, die von einer Isometrie aufeinander abgebildet werden können, heißen '''[[Kongruenz (Geometrie)|kongruent]]''' zueinander.


=== Prämetrik ===
Zur Erläuterung:
Wird nur Nicht-Negativität und Bedingung (1) gefordert, dann spricht man von einer Prämetrik.
*Die Symmetrie (iii) besagt, dass es keinen Unterschied zwischen "Hinweg-Abstand" und "Rückweg-Abstand" gibt.
Auf <math>\R</math> ist zum Beispiel durch
*Die Dreiecksungleichung (iv) besagt, dass der Abstand entlang dem direkten Weg, also entlang der kürzesten Verbindung zwischen zwei Punkten gemessen wird. Ein Umweg über einen dritten Punkt kann nicht kürzer als der direkte Weg sein. Wird diese Bedingung dahingehend verschärft, dass der Abstand ''d''(''x'',''y'') nicht länger sein darf als der längere der beiden Abstände ''d''(''x'',''z'') und ''d''(''z'',''y'') (mit beliebigem ''z'' !), erhält man den Begriff der '''[[Ultrametrik]]'''.


: <math>d(x, y) = \begin{cases}
=== Definitheit und Pseudometrik ===
1 & \text{falls } x > y \\
|x-y| & \text{sonst }
\end{cases}</math>


eine solche Prämetrik definiert.
Aus Bedingungen (i), (iii), (iv) oder (i') und (ii') folgt, dass nichtidentische Punkte einen Abstand größer als Null haben. In Anlehnung an die Nomenklatur für einen [[Normierter Raum|normierten Raum]] sagt man, dass Metriken [[Definitheit|positiv definit]] sind (wenn der metrische Raum ein normierter Raum ist, dann kann man aus ''x''&ne;''y'' folgern, dass ''x''-''y''&ne;0; die positive Definitheit der Norm besagt dann, dass ||''x''-''y''||>0).


== Beispiele ==
Wird auf Bedingung (ii) verzichtet, erhält man den Begriff der '''Pseudometrik''' (auch '''Semimetrik''' genannt) und einen '''pseudometrischen Raum''': Nichtidentische Punkte können den Abstand 0 haben. Die Metrik ist positiv semidefinit, d. h. Abstände sind stets größer oder gleich 0.
=== Durch Normen erzeugte Metriken ===
Jede [[Norm (Mathematik)|Norm]] <math>\| \cdot \|</math> auf einem [[Vektorraum]] <math>V</math> induziert durch die Festlegung


:<math>d(x, y) := \|x - y\|</math>
[[Metrischer Tensor|Metrische Tensoren]], die nicht positiv definit sind, werden nur unregelmäßig explizit als '''pseudometrisch''' bezeichnet. Ein Beispiel ist der (pseudo)metrische Tensor diag(-1,1,1,1) des [[Minkowski-Raum]]s.


eine Metrik <math>d</math>. Somit ist jeder normierte Vektorraum (und erst recht jeder [[Innenproduktraum]], [[Banachraum]] oder [[Hilbertraum]]) und jede Teilmenge davon ein metrischer Raum.
== Beispiele: durch Normen erzeugte Metriken ==


In jeden [[Affiner Raum|affinen Raum]] <math>M</math> über einem normierten Vektorraum <math>V</math> erzeugt die Norm <math>\| \cdot \|</math> auf <math>V</math> eine Metrik <math>d</math> auf <math>M</math>, nämlich über die Norm des Verbindungsvektors vermöge
Jede [[normierter Raum|Norm]] auf einem [[Vektorraum]] induziert durch die Festlegung

:<math>d(x, y) := \|x - y\|</math>
eine Metrik. Somit ist jeder [[normierter Raum|normierte Vektorraum]] (und erst recht jeder [[Innenproduktraum]], jeder [[Banachraum]], jeder [[Hilbertraum]]) ein metrischer Raum.
:<math>d(P, Q) := \|\overrightarrow{PQ}\|</math>. Somit ist jeder affine Raum über einem normierten Vektorraum ein metrischer Raum.


Eine Metrik, die aus einer ''p''-Norm (siehe dazu den Artikel [[normierter Raum]]) abgeleitet ist, heißt auch '''Minkowski-Metrik'''. Wichtige Spezialfälle sind
Eine Metrik, die aus einer [[P-Norm|''p''-Norm]] abgeleitet ist, heißt auch ''Minkowski-Metrik''. Wichtige Spezialfälle sind
*die '''Manhattan-Metrik''' zu ''p''=1;
* die ''[[Manhattan-Metrik]]'' zu <math>p = 1</math>
*die '''Euklidische Metrik''' zur ''p''=2;
* die ''[[Euklidischer Abstand|euklidische Metrik]]'' zu <math>p = 2</math>
*die '''Maximum-Metrik''' zu ''p''=∞.
* die ''[[Maximumsnorm|Maximum-Metrik]]'' zu <math>p = \infty</math>
Weitere Beispiele für Normen (und damit auch für Metriken) finden sich in den Artikeln [[Matrixnorm]], [[Funktionenraum]].
Weitere Beispiele für Normen (und damit auch für Metriken) finden sich im Artikel [[Norm (Mathematik)]].


Aus einer ''p''-Norm abgeleitet sind zum Beispiel die Metriken der folgenden wichtigen Räume:
Aus einer ''p''-Norm abgeleitet sind zum Beispiel die Metriken der folgenden wichtigen Räume:
*der eindimensionale Raum der reellen oder komplexen Zahlen mit dem [[absoluter Betrag|absoluten Betrag]] als Norm (mit beliebigem ''p'' !) und der dadurch gegebenen Metrik
* der eindimensionale Raum der reellen oder komplexen Zahlen mit dem [[Betragsfunktion|absoluten Betrag]] als Norm (mit beliebigem <math>p</math>) und der dadurch gegebenen Betragsmetrik
::''d''(''x'', ''y'') = |''x''-''y''|;
::<math>d(x, y) := |x-y|</math>
*der [[euklidischer Raum|euklidische Raum]] mit seiner durch den [[Satz des Pythagoras]] gegebenen Euklidischen Metrik (zur 2-Norm)
* der [[Euklidischer Raum|euklidische Raum]] mit seiner durch den [[Satz des Pythagoras]] gegebenen euklidischen Metrik (zur [[Euklidische Norm|euklidischen Norm]] für <math>p = 2</math>)
:<math>\left\|(x_1, x_2, \dots, x_n)\right\| = \sqrt{x_1^2 + x_2^2 + \dots + x_n^2}</math>
::<math>d(x, y) := \sqrt{(x_1-y_1)^2 + \dotsb + (x_n-y_n)^2}</math>


Als eine '''[[Fréchet-Metrik]]''' wird gelegentlich eine Metrik
Als eine ''[[Fréchet-Metrik]]'' auf einem Vektorraum <math>V</math> wird gelegentlich eine Metrik
:''d''(''x'', ''y'') := ρ(''x'' - ''y'')
bezeichnet, die von einer Funktion ρ induziert wird, welche die meisten Eigenschaften einer Norm besitzt, aber nicht homogen ist.


:<math>d(x, y) := \rho(x - y)</math>
== Beispiele: nicht durch Normen erzeugte Metriken ==


bezeichnet, die von einer Funktion <math>\rho</math> induziert wird, welche die meisten Eigenschaften einer Norm besitzt, aber nicht homogen ist. Die Begriffsbildung kann auf affine Räume <math>M</math> über solchen Vektorräumen erweitert werden per
*Auf jeder Menge lässt sich eine '''[[trivial]]e Metrik''' (auch [[diskret]]e Metrik genannt) (die sogar eine Ultrametrik ist) definieren durch
*:* d(''x'',''x'') = 0,
*:* d(''x'',''y'') = 1 für ''x''≠''y''.


:<math>d(P, Q) := \rho(\overrightarrow{PQ})</math>.
*Im allgemeinen nicht durch eine Norm induziert ist die [[Riemannsche Metrik]], die aus einer [[differenzierbare Mannigfaltigkeit]] eine [[Riemannsche Mannigfaltigkeit]] macht. Beispiele dafür:
**die natürliche Metrik auf einer Kugeloberfläche, in der der [[Großkreis]] die kürzeste Verbindung ([[Geodäte]]) zwischen zwei Punkten ist;
**die uneigentliche Metrik im [[Minkowski-Raum]] '''R'''×'''R'''<sup>3</sup> der [[spezielle Relativitätstheorie|speziellen Relativitätstheorie]], in der ''zeitähnliche'' Abstände durch [(Δt)<sup>2</sup> - (Δx/c)<sup>2</sup> - (Δy/c)<sup>2</sup> - (Δz/c)<sup>2</sup>]<sup>1/2</sup> und ''ortsähnliche'' Abstände durch [(Δx)<sup>2</sup> + (Δy)<sup>2</sup> + (Δz)<sup>2</sup> - (Δct)<sup>2</sup>]<sup>1/2</sup> gegeben sind;
**die von der Materieverteilung abhängige Verallgemeinerung dieser Metrik in der [[allgemeine Relativitätstheorie|allgemeinen Relativitätstheorie]].


Ein Raum mit einer Fréchet-Metrik ist ein [[Fréchet-Raum]], aber nicht jeder Fréchet-Raum hat eine Fréchet-Metrik.
*Die folgenden Metriken messen den Abstand zwischen ''Teilmengen'', nicht ''Elementen'', eines metrischen Raums; man könnte sie als Metriken zweiten Grades bezeichnen, denn sie greifen auf eine Metrik ersten Grades zwischen den Elementen des metrischen Raums zurück:
**Die [[Hausdorff-Metrik]] misst den Abstand zwischen nichtleeren kompakten Teilmengen eines metrischen Raums.
**Als [[Fréchet-Metrik]] wird gelegentlich eine Metrik bezeichnet, die den Abstand zwischen zwei Kurven als das Maximum des Abstands zwischen korrespondierenden Punkte nach Festlegung einer optimalen Korrespondenz misst; welche Korrespondenzen zugelassen werden, wird in verschiedenen Anwendungen unterschiedlich definiert.


=== Nicht durch Normen erzeugte Metriken ===
== Einordnung in die [[Hierarchie mathematischer Strukturen]] ==
* Auf jeder Menge lässt sich eine [[Trivialität#Mathematik|triviale]] Metrik, die sogenannte gleichmäßig [[diskrete Metrik]] (die sogar eine Ultrametrik ist) definieren durch
*: <math>d(x,y) := \begin{cases}
0 & \text{falls } x = y \\
1 & \text{sonst }
\end{cases}</math>
:Sie induziert ''die diskrete Topologie''.


* Auf <math>\R</math> wird durch <math>\delta(x,y) := |\arctan(x)-\arctan(y)|\,</math> eine Metrik definiert. Bezüglich dieser Metrik ist <math>\R</math> nicht vollständig. So ist z.&nbsp;B. die Folge <math>(n)_{n\in \N}</math> eine <math>\delta</math>-[[Cauchy-Folge]], die nicht in <math>\R</math> konvergiert. Die von dieser Metrik erzeugte [[Topologie (Mathematik)|Topologie]] stimmt zwar mit der Standardtopologie auf <math>\R</math> überein, aber die von den beiden Metriken induzierten [[Uniformer Raum|uniformen Strukturen]] sind offensichtlich verschieden.
Metriken geben einem Raum eine globale und eine lokale Struktur. Die globale Struktur kommt in geometrischen Eigenschaften wie der [[Kongruenz (Geometrie)|Kongruenz]] von Figuren zum Ausdruck. Die lokale metrische Struktur, also die Definition kleiner Abstände, ermöglicht unter bestimmten zusätzlichen Voraussetzungen die Einführung von Differentialoperationen.
* Im Allgemeinen nicht durch eine Norm induziert ist die [[riemannsche Metrik]], die aus einer [[Differenzierbare Mannigfaltigkeit|differenzierbaren Mannigfaltigkeit]] eine [[riemannsche Mannigfaltigkeit]] macht. Beispiele dafür:
** die natürliche Metrik auf einer Kugeloberfläche, in der der [[Großkreis]] die kürzeste Verbindung ([[Geodäte]]) zwischen zwei Punkten ist;
** die uneigentliche Metrik im [[Minkowski-Raum]] <math>\R\times\R^3</math> der [[Spezielle Relativitätstheorie|speziellen Relativitätstheorie]], in der ''[[Lichtkegel#Zeitartiger Differenzvektor|zeitähnliche]]'' Abstände durch [(Δt)<sup>2</sup> - (Δx/c)<sup>2</sup> - (Δy/c)<sup>2</sup> - (Δz/c)<sup>2</sup>]<sup>1/2</sup> und ''[[Lichtkegel#Raumartiger Differenzvektor|ortsähnliche]]'' Abstände durch [(Δx)<sup>2</sup> + (Δy)<sup>2</sup> + (Δz)<sup>2</sup> - (Δct)<sup>2</sup>]<sup>1/2</sup> gegeben sind;
** die von der Materieverteilung abhängige Verallgemeinerung dieser Metrik in der [[Allgemeine Relativitätstheorie|allgemeinen Relativitätstheorie]].
* Die ''[[französische Eisenbahnmetrik]]'' ist ein beliebtes Übungsbeispiel für eine nicht durch eine Norm induzierte Metrik. Sie wird unter Bezugnahme auf einen ausgezeichneten Punkt <math>P</math> („[[Paris]]“) wie folgt definiert: Der Abstand zweier verschiedener Punkte, deren [[Verbindungsgerade]] durch <math>P</math> verläuft, ist ihr Abstand unter der gewöhnlichen euklidischen Metrik. Der Abstand zweier verschiedener Punkte, deren Verbindungsgerade nicht durch <math>P</math> verläuft, ist die Summe ihrer Abstände von <math>P</math>.
* Die [[Hausdorff-Metrik]] misst den Abstand zwischen ''[[Teilmenge]]n'', nicht ''Elementen'', eines metrischen Raums; man könnte sie als Metrik zweiten Grades bezeichnen, denn sie greift auf eine Metrik ersten Grades zwischen den Elementen des metrischen Raums zurück.
* Der [[Hamming-Abstand]] ist eine Metrik auf dem [[Codepoint|Coderaum]], die die Unterschiedlichkeit von (gleich langen) [[Zeichenkette]]n angibt.


== Erzeugte Topologie ==
Die verschiedenen [[topologischer Raum|topologischen Räume]] verallgemeinern die möglichen lokalen Struktur metrischer Räume.
Die [[Offene Menge#Offene Kugel|offenen Kugeln]] in einem metrischen Raum erzeugen (als [[Basis (Topologie)|Basis]]) eine [[Topologischer Raum|Topologie]], die von der Metrik induzierte Topologie.


Sind zwei metrische Räume <math>(M_1, d_1)</math> und <math>(M_2, d_2)</math> gegeben, dann heißen sie
Jeder metrische Raum ist ein topologischer Raum mit der Topologie, die durch die Metrik induziert wird (siehe dazu [[Umgebung (Mathematik)|Umgebung]]). Jeder metrische Raum ist ein [[Hausdorff-Raum|Hausdorff-Raum]].
*'''[[homöomorph]]''' (topologisch isomorph), wenn es einen Homöomorphismus (d.&nbsp;h. eine in beiden Richtungen stetige Abbildung) zwischen ihnen gibt.
*'''[[Isometrie|isometrisch]]''', wenn es eine [[bijektiv]]e Isometrie zwischen ihnen gibt. Zwei isometrische Objekte im [[Euklidischer Raum|euklidischen Raum]] sind kongruent.<br />Ist <math>M_1 = M_2</math> und sind die Räume nicht isometrisch, dann gelten die Metriken <math>(M_1, d_1)</math> und <math>(M_1, d_2)</math> als nicht äquivalent.
*'''[[Quasi-Isometrie|quasi-isometrisch]]''', wenn es eine Quasi-Isometrie zwischen ihnen gibt.


== Einordnung in die Hierarchie mathematischer Strukturen ==
Ein topologischer Raum heißt '''[[metrisierbarer Raum|metrisierbar]]''', wenn eine Metrik existiert, die mit der gegebenen Topologie verträglich ist, also von der Metrik induziert sein könnte.
{| class="float-right" style="text-align:center"
|+ '''Hierarchie topologischer<br /><span style="background:#DDDDFF;">Räume</span> und der zugehörigen <span style="background:#FFFF55;">Strukturen</span>'''
|-
|style="background-color:#DDDDFF" | [[Euklidischer Raum]] || style="width:3em;" | <small>hat</small> || style="background-color:#FFFF55" | Skalarprodukt
|-
| <small>ist</small> || || <small>induziert</small>
|-
|style="background-color:#DDDDFF" | [[Normierter Raum]] || <small>hat</small> || style="background-color:#FFFF55" | Norm
|-
| <small>ist</small> || || <small>induziert</small>
|-
|style="background-color:#DDDDFF" | Metrischer Raum || <small>hat</small> || style="background-color:#FFFF55" | Metrik
|-
| <small>ist</small> || || <small>induziert</small>
|-
|style="background-color:#DDDDFF" | [[Uniformer Raum]] || <small>hat</small> || style="background-color:#FFFF55" | Uniforme Struktur
|-
| <small>ist</small> || || <small>induziert</small>
|-
|style="background-color:#DDDDFF" | [[Topologischer Raum]] || <small>hat</small> || style="background-color:#FFFF55" | Topologie
|}


Metriken geben einem Raum eine globale und eine lokale [[mathematische Struktur]]. Die globale Struktur kommt in geometrischen Eigenschaften wie der [[Kongruenz (Geometrie)|Kongruenz]] von Figuren zum Ausdruck. Die lokale metrische Struktur, also die Definition kleiner Abstände, ermöglicht unter bestimmten zusätzlichen Voraussetzungen die Einführung von Differentialoperationen.
Ein '''vollständiger metrischer Raum''' ist ein metrischer Raum, in dem jede [[Cauchyfolge]] [[Konvergenz (Mathematik)|konvergiert]]. Siehe dazu den ausführlichen Artikel [[vollständiger Raum]]. Ein vollständiger normierter Vektorraum heißt [[Banachraum]]. Ein Banachraum, dessen Norm durch ein [[Skalarprodukt]] induziert ist, heißt [[Hilbertraum]]. Betrachtet man die von einem metrischen Raum erzeugte Topologie, lassen sich diese Begriffe nicht mehr definieren. Eine mögliche Verallgemeinerung, die dies noch erlaubt, bilden die [[uniformer Raum|uniformen Räume]].


Der Begriff „[[topologischer Raum]]“ verallgemeinert den Begriff „metrischer Raum“:
==Geschichte==
Jeder metrische Raum ist ein topologischer Raum mit der Topologie, die durch die Metrik induziert wird (siehe dazu [[Umgebung (Mathematik)|Umgebung]]). Jeder metrische Raum ist ein [[Hausdorff-Raum]].


Ein topologischer Raum heißt [[metrisierbar]], wenn er zu einem metrischen Raum [[homöomorph]] ist. Damit ist ein topologischer Raum ''(X,T)'' metrisierbar, wenn eine Metrik ''d'' auf ''X'' existiert, welche die Topologie ''T'' induziert.
Metrische Räume wurden in der Arbeit ''Sur quelques points du calcul fonctionnel'' (1906) von [[Maurice Fréchet]] erstmals verwendet.


Ein ''vollständiger metrischer Raum'' ist ein metrischer Raum, in dem jede [[Cauchy-Folge]] [[Grenzwert (Folge)|konvergiert]]. Siehe dazu den ausführlichen Artikel [[vollständiger Raum]]. Ein vollständiger normierter Vektorraum heißt [[Banachraum]]. Ein Banachraum, dessen Norm durch ein [[Skalarprodukt]] induziert ist, heißt [[Hilbertraum]].<br />Mangels struktureller Voraussetzungen lassen sich Cauchy-Folge und Vollständigkeit auf ''allgemeinen'' topologischen Räumen nicht definieren. Existiert wenigstens eine [[Uniformer Raum|uniforme Struktur]], dann gibt es [[Uniformer Raum#Vollständigkeit|Cauchy-Filter]] und die Möglichkeit der Vervollständigung, die jedem Cauchy-Filter einen Grenzwert zuordnet.
[[Kategorie:Topologie]]

== Geschichte ==
Metrische Räume wurden 1906 von [[Maurice Fréchet]] in der Arbeit ''Sur quelques points du calcul fonctionnel'' erstmals verwendet.<ref>{{Literatur|Autor=[[Franz Lemmermeyer]]|Titel=Topologie|Sammelwerk=Lexikon der Mathematik|Auflage=1|Verlag=Spektrum Akademischer Verlag|Ort=Mannheim/Heidelberg|ISBN=978-3-8274-0439-8|Hrsg=Guido Walz|Datum=2000}}</ref> Der Begriff ''metrischer Raum'' wurde von [[Felix Hausdorff]] geprägt.

== Literatur ==
* {{Literatur |Autor=[[Otto Forster]] |Titel=Analysis 2: Differentialrechnung im R<sup>n</sup>, Gewöhnliche Differentialgleichungen |Auflage=11., erw. |Verlag=[[Springer Fachmedien Wiesbaden|Springer Spektrum]] |Ort=Wiesbaden |Datum=2017 |ISBN=978-3-658-19410-9}}
* {{Literatur |Autor=[[Harro Heuser]] |Titel=Funktionalanalysis: Theorie und Anwendung |Auflage=4., durchges. |Verlag=[[B. G. Teubner Verlag|B.G. Teubner]] |Ort=Wiesbaden |Datum=2006 |ISBN=978-3-8351-0026-8}}
* Athanase Papadopoulos: ''Metric Spaces, Convexity and Nonpositive Curvature.'' [[European Mathematical Society]], Zürich 2004, ISBN 3-03719-010-8.
* {{Literatur |Autor=[[Boto von Querenburg]] |Titel=Mengentheoretische Topologie |Auflage=3., neu bearb. und erw. |Verlag=[[Springer Science+Business Media|Springer]] |Ort=Berlin/Heidelberg/New York |Datum=2001 |ISBN=978-3-540-67790-1 |DOI=10.1007/978-3-642-56860-2}}

== Einzelnachweise ==
<references />

[[Kategorie:Metrischer Raum| ]]
[[Kategorie:Geometrie]]
[[Kategorie:Geometrie]]
[[Kategorie:Analysis]]
[[Kategorie:Analysis]]

[[en:Metric space]]
[[eo:Metrika spaco]]
[[es:Espacio métrico]]
[[fa:فضای متری]]
[[fi:Metrinen avaruus]]
[[fr:Espace métrique]]
[[he:מרחב מטרי]]
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Aktuelle Version vom 12. März 2025, 16:41 Uhr

Eine Metrik (auch Abstandsfunktion) ist in der Mathematik eine Funktion, die je zwei Elementen (auch Punkte genannt) einer Menge (auch Raum genannt) einen nichtnegativen reellen Wert zuordnet. Dieser Wert wird (unter dieser Metrik) als Abstand der beiden Punkte voneinander bezeichnet. Unter einem metrischen Raum versteht man eine Menge, auf der eine Metrik definiert ist.

Zu einer Menge kann es mehrere (nicht-äquivalente) Metriken geben.

Formale Definition

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Sei eine beliebige Menge. Eine Abbildung heißt Metrik auf , wenn für beliebige Elemente , und von die folgenden Eigenschaften gelten:[1]

(1) Positive Definitheit:     und     ,
(2) Symmetrie: ,
(3) Dreiecksungleichung: .

Übrigens kann die Forderung weggelassen werden, denn sie folgt aus den anderen:

(1)
(3)
(2)

heißt metrischer Raum, wenn eine Metrik auf ist. Manche Autoren fordern zusätzlich, dass eine nichtleere Menge sein soll. In der Praxis bezeichnet man zumeist allein als den metrischen Raum, wenn aus dem Kontext klar ist, dass in diesem Raum die Metrik benutzt wird.

Eine Isometrie ist eine Abbildung, die zwei metrische Räume aufeinander abbildet und dabei die Metrik – also die Abstände zwischen je zwei Punkten – erhält.

Durchmesser einer Untermenge in einem metrischen Raum

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Eine Menge wird beschränkt genannt, wenn die Größe

endlich ist. Eine beschränkte Menge hat als endlichen Durchmesser.

Verallgemeinerungen und Spezialisierungen

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Durch Abschwächung, Weglassen oder Verschärfung von einer oder mehreren der Bedingungen (1) bis (3) ergeben sich verschiedene Verallgemeinerungen bzw. Spezialisierungen. Die Bezeichnungen für die Verallgemeinerungen sind leider nicht für alle Gebiete der Mathematik, in denen sie verwendet werden, standardisiert. So wird speziell unter einer Semimetrik in der Funktionalanalysis etwas anderes verstanden als in der Topologie (siehe unten).

Wird die Bedingung der Dreiecksungleichung dahingehend verschärft, dass der Abstand nicht länger sein darf als der längere der beiden Abstände und (mit beliebigem ), erhält man den Begriff der Ultrametrik.

Wird auf die Bedingung verzichtet, so erhält man den Begriff der Pseudometrik. In der Funktionalanalysis wird hierfür auch die Bezeichnung Halbmetrik oder Semimetrik verwendet. In pseudometrischen Räumen können nichtidentische Punkte den Abstand 0 haben. Eine Pseudometrik ist positiv semidefinit, d. h. Abstände sind stets größer oder gleich 0.

Wird auf die Symmetrie verzichtet, erhält man den Begriff der Quasimetrik. Aus einer Quasimetrik lässt sich durch eine Metrik auf erzeugen.

Pseudoquasimetrik

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Verzichtet man auf beide in den zwei vorangegangenen Unterabschnitten erwähnten Bedingungen, erhält man den Begriff der Pseudoquasimetrik. Ein Raum mit Pseudoquasimetrik ist dasselbe wie eine (kleine) -angereicherte Kategorie. Lässt man darüber hinaus Abstände von zu, mit den dafür naheliegenden Eigenschaften von und , erhält man "Lawvere metric spaces".[2]

Nicht-archimedische Metriken

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Wird die Dreiecksungleichung abgeschwächt oder verschärft, dann erhält man nicht-archimedische Metriken. Ein Beispiel ist etwa für ein oder die Ultrametrik.

In der Topologie werden Metriken ohne Dreiecksungleichung manchmal auch als Semimetriken bezeichnet.

Wird nur Nicht-Negativität und Bedingung (1) gefordert, dann spricht man von einer Prämetrik. Auf ist zum Beispiel durch

eine solche Prämetrik definiert.

Durch Normen erzeugte Metriken

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Jede Norm auf einem Vektorraum induziert durch die Festlegung

eine Metrik . Somit ist jeder normierte Vektorraum (und erst recht jeder Innenproduktraum, Banachraum oder Hilbertraum) und jede Teilmenge davon ein metrischer Raum.

In jeden affinen Raum über einem normierten Vektorraum erzeugt die Norm auf eine Metrik auf , nämlich über die Norm des Verbindungsvektors vermöge

. Somit ist jeder affine Raum über einem normierten Vektorraum ein metrischer Raum.

Eine Metrik, die aus einer p-Norm abgeleitet ist, heißt auch Minkowski-Metrik. Wichtige Spezialfälle sind

Weitere Beispiele für Normen (und damit auch für Metriken) finden sich im Artikel Norm (Mathematik).

Aus einer p-Norm abgeleitet sind zum Beispiel die Metriken der folgenden wichtigen Räume:

  • der eindimensionale Raum der reellen oder komplexen Zahlen mit dem absoluten Betrag als Norm (mit beliebigem ) und der dadurch gegebenen Betragsmetrik

Als eine Fréchet-Metrik auf einem Vektorraum wird gelegentlich eine Metrik

bezeichnet, die von einer Funktion induziert wird, welche die meisten Eigenschaften einer Norm besitzt, aber nicht homogen ist. Die Begriffsbildung kann auf affine Räume über solchen Vektorräumen erweitert werden per

.

Ein Raum mit einer Fréchet-Metrik ist ein Fréchet-Raum, aber nicht jeder Fréchet-Raum hat eine Fréchet-Metrik.

Nicht durch Normen erzeugte Metriken

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  • Auf jeder Menge lässt sich eine triviale Metrik, die sogenannte gleichmäßig diskrete Metrik (die sogar eine Ultrametrik ist) definieren durch
Sie induziert die diskrete Topologie.
  • Auf wird durch eine Metrik definiert. Bezüglich dieser Metrik ist nicht vollständig. So ist z. B. die Folge eine -Cauchy-Folge, die nicht in konvergiert. Die von dieser Metrik erzeugte Topologie stimmt zwar mit der Standardtopologie auf überein, aber die von den beiden Metriken induzierten uniformen Strukturen sind offensichtlich verschieden.
  • Im Allgemeinen nicht durch eine Norm induziert ist die riemannsche Metrik, die aus einer differenzierbaren Mannigfaltigkeit eine riemannsche Mannigfaltigkeit macht. Beispiele dafür:
  • Die französische Eisenbahnmetrik ist ein beliebtes Übungsbeispiel für eine nicht durch eine Norm induzierte Metrik. Sie wird unter Bezugnahme auf einen ausgezeichneten Punkt („Paris“) wie folgt definiert: Der Abstand zweier verschiedener Punkte, deren Verbindungsgerade durch verläuft, ist ihr Abstand unter der gewöhnlichen euklidischen Metrik. Der Abstand zweier verschiedener Punkte, deren Verbindungsgerade nicht durch verläuft, ist die Summe ihrer Abstände von .
  • Die Hausdorff-Metrik misst den Abstand zwischen Teilmengen, nicht Elementen, eines metrischen Raums; man könnte sie als Metrik zweiten Grades bezeichnen, denn sie greift auf eine Metrik ersten Grades zwischen den Elementen des metrischen Raums zurück.
  • Der Hamming-Abstand ist eine Metrik auf dem Coderaum, die die Unterschiedlichkeit von (gleich langen) Zeichenketten angibt.

Erzeugte Topologie

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Die offenen Kugeln in einem metrischen Raum erzeugen (als Basis) eine Topologie, die von der Metrik induzierte Topologie.

Sind zwei metrische Räume und gegeben, dann heißen sie

  • homöomorph (topologisch isomorph), wenn es einen Homöomorphismus (d. h. eine in beiden Richtungen stetige Abbildung) zwischen ihnen gibt.
  • isometrisch, wenn es eine bijektive Isometrie zwischen ihnen gibt. Zwei isometrische Objekte im euklidischen Raum sind kongruent.
    Ist und sind die Räume nicht isometrisch, dann gelten die Metriken und als nicht äquivalent.
  • quasi-isometrisch, wenn es eine Quasi-Isometrie zwischen ihnen gibt.

Einordnung in die Hierarchie mathematischer Strukturen

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Hierarchie topologischer
Räume und der zugehörigen Strukturen
Euklidischer Raum hat Skalarprodukt
ist induziert
Normierter Raum hat Norm
ist induziert
Metrischer Raum hat Metrik
ist induziert
Uniformer Raum hat Uniforme Struktur
ist induziert
Topologischer Raum hat Topologie

Metriken geben einem Raum eine globale und eine lokale mathematische Struktur. Die globale Struktur kommt in geometrischen Eigenschaften wie der Kongruenz von Figuren zum Ausdruck. Die lokale metrische Struktur, also die Definition kleiner Abstände, ermöglicht unter bestimmten zusätzlichen Voraussetzungen die Einführung von Differentialoperationen.

Der Begriff „topologischer Raum“ verallgemeinert den Begriff „metrischer Raum“: Jeder metrische Raum ist ein topologischer Raum mit der Topologie, die durch die Metrik induziert wird (siehe dazu Umgebung). Jeder metrische Raum ist ein Hausdorff-Raum.

Ein topologischer Raum heißt metrisierbar, wenn er zu einem metrischen Raum homöomorph ist. Damit ist ein topologischer Raum (X,T) metrisierbar, wenn eine Metrik d auf X existiert, welche die Topologie T induziert.

Ein vollständiger metrischer Raum ist ein metrischer Raum, in dem jede Cauchy-Folge konvergiert. Siehe dazu den ausführlichen Artikel vollständiger Raum. Ein vollständiger normierter Vektorraum heißt Banachraum. Ein Banachraum, dessen Norm durch ein Skalarprodukt induziert ist, heißt Hilbertraum.
Mangels struktureller Voraussetzungen lassen sich Cauchy-Folge und Vollständigkeit auf allgemeinen topologischen Räumen nicht definieren. Existiert wenigstens eine uniforme Struktur, dann gibt es Cauchy-Filter und die Möglichkeit der Vervollständigung, die jedem Cauchy-Filter einen Grenzwert zuordnet.

Metrische Räume wurden 1906 von Maurice Fréchet in der Arbeit Sur quelques points du calcul fonctionnel erstmals verwendet.[3] Der Begriff metrischer Raum wurde von Felix Hausdorff geprägt.

Einzelnachweise

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  1. Rainer Wüst: Reelle Analysis und Lineare Algebra (= Mathematik für Physiker und Mathematiker. Band 1). 2. Auflage. Wiley-Blackwell, 2008, ISBN 978-3-527-61793-7, S. 394 (Google Books).
  2. metric space, Eintrag im nLab. (englisch)
  3. Franz Lemmermeyer: Topologie. In: Guido Walz (Hrsg.): Lexikon der Mathematik. 1. Auflage. Spektrum Akademischer Verlag, Mannheim/Heidelberg 2000, ISBN 978-3-8274-0439-8.