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„Integrated Services Digital Network“ – Versionsunterschied

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{{Weiterleitungshinweis|ISDN|Zu dem gleich abgekürzten Medikamentenwirkstoff siehe [[Isosorbiddinitrat]].}}
'''''ISDN''' ist auch die Abkürzung für den Medikamentwirkstoff '''I'''so-'''S'''orbit-'''D'''i'''n'''itrat.''
[[Datei:T-Concept-ISDN.jpg|mini|ISDN-Telefon]]


'''Integrated Services Digital Network''' bzw. '''Integriertes Sprach- und Datennetz'''<ref>{{Literatur |Autor=Arbeitskreis Technische Revision des Deutschen Instituts für Interne Revision |Titel=Revision der Instandhaltung von technischen Ausrüstungen in Gebäuden – Kommentierte Prüfungsfragen für die Revisionspraxis |Verlag=Erich Schmidt Verlag |Ort=Berlin |Datum=1996 |Reihe=IIR Schriftenreihe |BandReihe=27 |HrsgReihe=[[Deutsches Institut für Interne Revision]] |ISBN=3-503-04044-7 |Kapitel=Abkürzungsverzeichnis |Seiten=86 |Online={{Google Buch |BuchID=1Z-YpnGjukgC |Seite=86 |Hervorhebung=ISDN |Linktext=Eingeschränkte Vorschau, hier: Abkürzungsverzeichnis}} |Abruf=2024-06-03}}</ref><ref>Frank Schuhholz: ''Enabling Technologies für den Waren- und Informationsfluß in der Distributionslogistikkette am Beispiel eines Konsumgüterherstellers.'' diplom.de, 1999, ISBN 3-8324-1710-9, ISBN 978-3-8324-1710-9 ([https://books.google.de/books?id=4Zp-AQAAQBAJ&lpg=PR3&dq=isdn%20%22Integriertes%20Sprach-%20und%20Datennetz%22&hl=de&pg=PR3#v=onepage&q=isdn%20%22Integriertes%20Sprach-%20und%20Datennetz%22&f=false Online, Abkürzungsverzeichnis S. IV])</ref><ref>Rudolf Lapierre, [[Gerd Steierwald]]: ''Verkehrsleittechnik für den Straßenverkehr: Band I Grundlagen und Technologien der Verkehrsleittechnik.'' Springer-Verlag, 2013, ISBN 3-642-51087-6, ISBN 978-3-642-51087-8 ([https://books.google.de/books?id=Q0KcBgAAQBAJ&lpg=PA25&ots=bO6z6zVR0F&dq=isdn%20%22Integriertes%20Sprach-%20und%20Datennetz%22&hl=de&pg=PA25#v=onepage&q=isdn%20%22Integriertes%20Sprach-%20und%20Datennetz%22&f=false Online S. 25])</ref> ('''ISDN''') ist ein internationaler [[Standard]] für ein [[Digitalisierung|digitales]] [[Telekommunikationsnetz]]. Der deutschsprachige Begriff ''Integriertes Sprach- und Datennetz'' war der ursprüngliche Begriff; er stand gleichberechtigt (teilweise sogar bevorzugt) neben dem englischsprachigen Begriff, der auch im deutschen Sprachraum eingeführt wurde, um der Internationalität des Systems Rechnung zu tragen.<ref>{{Webarchiv | url=http://www.anschluss-frei.de/telefon/isdn/isdn.html | wayback=20171216034302 | text=ISDN-Anschluss}} – Holger Pellmann, 2012 (anschluss-frei.de)</ref><ref>[https://www.voip-information.de/isdn.php ISDN] – Glossar bei voip-information.de, abgerufen am 17. Dezember 2017</ref> Der internationale Begriff lässt sich alternativ auch deutsch als ''dienstintegrierendes digitales [[Telekommunikationsnetz|Netz]]'' übersetzen.<ref>{{Literatur |Hrsg=Deutsche Bundespost |Titel=Unterrichtsblätter der Deutschen Bundespost |Nummer=9 |Datum=1986 |Seiten=371}}</ref> Über dieses Netz werden verschiedene [[Dienst (Telekommunikation)|Dienste]] wie [[Fernschreiber|Fernschreiben]] ([[Telex]]), [[Teletex]], [[Datex-L]] ([[Leitungsvermittlung|leitungsvermittelte]] [[Datenübertragung]]), [[Datex-P]] ([[Paketvermittlung|paketvermittelte]] Datenübertragung) und [[Telefonie]] übertragen und vermittelt.
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Vor der Einführung von ISDN gab es für die genannten Dienste jeweils eigene Netze, zwischen denen es Übergänge ([[Gateway (Informatik)|Gateways]]) gab, zum Beispiel zwischen Fernschreibnetz und Teletex oder vom [[Telefonnetz]] zu den Datex-Netzen. Da das Telefonnetz das bekannteste der genannten Netze war und auch heute der Dienst ''Telefonie'' der meistgenutzte ist, wird die Bezeichnung ''ISDN'' oft mit ''Telefon'' gleichgesetzt.
[[Bild:T-Concept-ISDN.jpg|thumb|right|ISDN-Telefon]]


Durch Ablösung der [[Plain old telephone service|analogen Vermittlungsstellen]] durch Digitaltechnik konnte die Leistungsfähigkeit der [[Teilnehmeranschlussleitung]] verdoppelt werden (gleichzeitig zwei [[Telefongespräch|Gespräche]] bzw. [[Nachrichtenverbindung|Verbindungen]]); dabei blieb die Bedienung der [[Endgerät]]e für den Benutzer weitgehend gleich. Die [[Datenfernübertragung]] (z.&nbsp;B. auch die [[Wählleitung|Einwahl]] ins [[Internet]]) ist mit ISDN schneller und komfortabler als mit einem [[Modem#Telefonmodem|Telefonmodem]].
'''Integrated Services Digital Network''' ('''ISDN''') ist ein internationaler Standard für ein [[Digitalisierung|digitales]] [[Telekommunikationsnetz]].
Die englische Bezeichnung ist ein nachträglich entstandenes [[Backronym]], da sie werbewirksamer als die ursprüngliche Bedeutung '''''I'''ntegriertes '''S'''prach- und '''D'''aten'''n'''etz'' ist. Sie lässt sich sinngemäß als ''diensteintegrierendes digitales [[Telekommunikationsnetz|Netz]]'' übersetzen.
Über dieses Netz werden verschiedene [[Dienst (Telekommunikation)|Dienste]] wie [[Fernschreiber|Fernschreiben]] ([[Telex]]), [[Teletex]], [[Datex-L]] ([[Leitungsvermittlung|leitungsvermittelte]] [[Datenübertragung]]), [[Datex-P]] ([[Paketvermittlung|paketvermittelte]] [[Datenübertragung]]) und [[Telefonie|Telefon]] übertragen und vermittelt. Vor der Einführung des ISDN gab es für die genannten Dienste jeweils eigene Netze, zwischen denen es Übergänge ([[Gateway]]s) gab, z.B. zwischen Fernschreibnetz und Teletex oder vom [[Telefonnetz]] zu den Datex-Netzen. Da das Telefonnetz das bekannteste der genannten Netze ist, wird die Bezeichnung ''ISDN'' oft mit ''Telefon'' gleichgesetzt.


Inzwischen gibt es weitere Techniken zum Telefonieren, etwa [[Global System for Mobile Communications|GSM]], [[Universal Mobile Telecommunications System|UMTS]] und [[Long Term Evolution|LTE]] beim [[Mobilfunk]], sowie [[IP-Telefonie]] (VoIP). Lange Zeit bildete ISDN die Basis für alle anderen Telefonnetze. Netztechnisch wurden alle [[Vermittlungsstelle]]n in Deutschland auf ISDN umgestellt, wobei aber die Teilnehmeranschlüsse nicht digitalisiert werden mussten. Die Kanäle von analog aufgeschalteten Teilnehmern werden von den Vermittlungsstellen in ein digitales Signal gewandelt und weitervermittelt. Neue Anschlüsse werden in Deutschland aber meist per [[Next Generation Network]] (NGN) realisiert.
Durch Ablösung des [[POTS|analogen Telefonanschlusses]] durch Digitaltechnik konnte die Leistungsfähigkeit der [[Teilnehmeranschlussleitung]] verdoppelt werden (gleichzeitig 2 Gespräche), dabei blieb die Bedienung der Endgeräte für den Benutzer gleich. Der Zugang zum [[Internet]] ist mit ISDN etwas schneller als mit einem [[Modem]]. Noch schnelleren Zugang zum Internet bietet die [[Digital Subscriber Line|DSL-Technik]], die sich mit einem digitalen oder analogen Anschluss die Teilnehmeranschlussleitung teilen kann.


Seit Anfang der 2000er Jahre besaß jedes Mitgliedsland der [[Europäische Union|Europäischen Union]] ISDN-Telekommunikationsstrukturen. In [[Deutschland]] war ISDN flächendeckend verfügbar.
Inzwischen gibt es weitere Technologien zum Telefonieren wie [[GSM]], [[UMTS]] und [[IP-Telefonie]], die beim Teilnehmer im [[Wettbewerb]] stehen. Zur Zeit ([[2005]]) bildet ISDN die Basis für alle anderen Telefonnetze. Netztechnisch wurden alle [[Vermittlungsstelle]]n in Deutschland auf ISDN umgestellt, wobei aber die Teilnehmer nicht digitalisiert werden mussten. Die Kanäle von analog angeschalteten Teilnehmern werden von den Vermittlungsstellen in ein digitales Signal gewandelt und weitervermittelt.

Anfang der [[2000er]] besitzt jedes Mitgliedsland der [[Europäische Union|Europäischen Union]] ISDN-Telekommunikationsstrukturen. In der [[Bundesrepublik Deutschland]] ist ISDN flächendeckend verfügbar. Hier befinden sich die Hälfte aller ISDN-Anschlüsse innerhalb Europas und etwa ein Drittel der weltweiten ISDN-Anschlüsse; in Deutschland gibt es mehr ISDN-Anschlüsse als in den USA und Japan zusammen.


== Geschichtliche Entwicklung ==
== Geschichtliche Entwicklung ==
''Siehe auch:'' [[Geschichte des Telefons]]

=== Weltweit ===
=== Weltweit ===
In den [[1970er]] Jahren erreichte die Digitaltechnik das [[Telefonnetz]] und sollte die mechanischen Vermittlungsstellen ersetzen. Damit sollte eine bessere Auslastung der Leitungen und mehr Komfort für die Benutzer erreicht werden. Die zuständige Organisation, das [[Comité Consultatif International Téléphonique et Télégraphique]] (CCITT, heute [[International Telecommunication Union]] (ITU)), erarbeitete dazu technische Spezifikationen für ein digitales Telefonnetz, die unter dem Namen "ISDN" [[1980]] verabschiedet wurden.
In den 1970er Jahren erreichte die Digitaltechnik das Telefonnetz und sollte die mechanischen Vermittlungsstellen ersetzen. Damit sollte eine bessere Auslastung der Leitungen und mehr Komfort für die Benutzer erreicht werden. Die zuständige Organisation, das [[Comité Consultatif International Téléphonique et Télégraphique]] (CCITT, heute [[Internationale Fernmeldeunion#ITU-T|ITU Telecommunication Standardization Sector]] (ITU-T), ein beratender technischer Ausschuss der [[Internationale Fernmeldeunion|Internationalen Fernmeldeunion]] (ITU)), erarbeitete dazu technische Spezifikationen (Recommendations) für ein digitales Telefonnetz, die unter dem Namen ''ISDN'' 1980 erstmals verabschiedet wurden.


=== In Europa ===
=== Europa ===
Mitte der [[1980er]] Jahre befürchteten zahlreiche [[Strategie|Strategen]] in der europäischen Elektroindustrie und der [[EG-Kommission]], dass Europa auf dem Gebiet der Telekommunikation gegenüber USA und Japan deutlich ins Hintertreffen geraten würde, wenn es nicht gelingen würde, die staatsmonopolistischen [[Anachronismus|Anachronismen]] abzuschaffen und den Wettbewerb nationaler [[Eitelkeit|Eitelkeiten]] zu beenden.
Mitte der 1980er Jahre befürchteten zahlreiche Strategen in der europäischen Elektroindustrie und der damaligen [[EG-Kommission]], dass Europa auf dem Gebiet der Telekommunikation gegenüber den USA und Japan deutlich ins Hintertreffen geriete, wenn es nicht gelänge, die staatsmonopolistischen Anachronismen abzuschaffen und den Wettbewerb nationaler Sonderlösungen zu beenden.


Um dieses "Horrorszenario" zu verhindern, sollten einheitliche Normen und gemeinsame Märkte geschaffen werden. [[1988]] wurde dazu von der EG-Kommission das "[[European Telecommunications Standards Institute]]" (ETSI) gegründet, das Standards für ein gemeinsames digitales Telefonnetz erarbeiten sollte. Am [[6. April]] [[1989]] wurde unter ihrer Leitung von 26 Netzbetreibern aus 20 europäischen Ländern der [[DSS1|Euro-ISDN]]-Standard ins Leben gerufen, der die nationalen ISDN-Systeme vereinheitlichen sollte und einige technische Verbesserungen brachte. Im Dezember [[1993]] erfolgte die Einführung von Euro-ISDN auf der Basis des ''[[Memorandum of Understanding]] on the Implementation of a European ISDN''.
Um dieses Szenario zu verhindern, sollten einheitliche Normen und gemeinsame Märkte geschaffen werden. 1988 wurde dazu von der EG-Kommission das ''[[Europäisches Institut für Telekommunikationsnormen|Europäische Institut für Telekommunikationsnormen]]'' (ETSI) gegründet, das Standards für ein gemeinsames digitales Telefonnetz erarbeiten sollte. Am 6. April 1989 wurde unter seiner Leitung von 26 Netzbetreibern aus 20 europäischen Ländern der [[Digital Subscriber System No. 1|DSS1]]-Standard (auch ''Euro-ISDN'' genannt) ins Leben gerufen, der die nationalen ISDN-Systeme vereinheitlichen sollte und einige technische Verbesserungen brachte. Im Dezember 1993 erfolgte die Einführung von Euro-ISDN auf der Basis des ''[[Memorandum of Understanding]] on the Implementation of a European ISDN''.


=== In Deutschland ===
=== Deutschland ===
[[Datei:DBP 1988 1368 ISDN.jpg|mini|ISDN: [[Briefmarken-Jahrgang 1988 der Deutschen Bundespost|Sonderbriefmarke der Deutschen Bundespost von 1988]]]]
In [[Deutschland]] entschied die [[Deutsche Bundespost]] [[1979]], alle [[Ortsvermittlungsstelle]]n zu digitalisieren. Bei Feldversuchen in Berlin (unter dem Namen DIGON = DIGitales OrtsNetz) hatte sich gezeigt, dass durch den Einsatz digitaler Technik zwei unabhängige Duplex-Kanäle simultan übertragen werden konnten. [[1982]] entschied sie sich für die ISDN-Technik und konkretisierte die Pläne. Darauf folgten [[1987]] zwei [[Pilotprojekt]]e in [[Mannheim]] und [[Stuttgart]]. [[1989]] begann der offizielle Betrieb des nationalen ISDN nach dem [[FTZ 1 TR 6|1TR6]]-Standard (damals durch die Deutsche Bundespost einfach als ''ISDN'', heute zur besseren Unterscheidbarkeit als ''Nationales ISDN'' bezeichnet). Die Deutsche Bundespost war damit der Vorreiter für ISDN in Europa; Ursache dafür waren gewaltige staatliche Subventionen, die vom damaligen Postminister [[Christian Schwarz-Schilling]] beschlossen wurden. Die Digitalisierung des seit 100 Jahren analogen Telefonnetzes galt als gigantisches Investitionsprojekt, mit dem die Bundesrepublik und ihre Telekommunikationskonzerne an die Spitze im zukunftsträchtigen Telekommunikationsmarkt katapultiert werden sollten. Gleichzeitig wurde vor angeblichen Risiken von ISDN gewarnt. <!-- Füllwörter entfernt-->Beispielsweise argumentierten Datenschutzexperten der [[Grüne]]n dass ISDN ein „qualitativer Sprung“ bei der totalen Erfassung sei, da es die Erfassung und Speicherung sämtlicher Verbindungsdaten ermögliche. <!-- Zwar keinen Vorteil in der Satzlänge, aber der Satz selbst fängt nicht mehr mit einer Konjunktion an.-->
[[Datei:Eumex220pc2.jpg|mini|ISDN-Telefonanlage [[Eumex]] 220PC]]
In der [[Deutschland|Bundesrepublik Deutschland]] entschied die [[Deutsche Bundespost]] 1979, alle [[Ortsvermittlungsstelle]]n zu digitalisieren. Bei Feldversuchen in Berlin (unter dem Namen DIGON = „DIGitales OrtsNetz“) hatte sich gezeigt, dass durch den Einsatz digitaler Technik zwei unabhängige Duplex-Kanäle simultan übertragen werden konnten. 1982 fiel die Entscheidung für die ISDN-Technik und die Pläne wurden konkretisiert. Darauf folgte der Bau einer Teststrecke in West-Berlin sowie schließlich 1987 zwei [[Pilotprojekt]]e in [[Mannheim]] und [[Stuttgart]].<ref>Kaiser, Walter (2014): Technikhistorische Aspekte des „Aufbau Ost“ der Deutschen Telekom. Voraussetzungen und Kontext, in: Kinkel, Klaus (Hg.): Grenzenlose Lei(s)tung: die deutsche Einheit und der Einsatz der Telekom beim „Aufbau Ost“, München, S. 83–106.</ref> 1989 begann der offizielle Betrieb des nationalen ISDN nach dem [[FTZ 1 TR 6|1TR6]]-Standard (damals durch die Deutsche Bundespost einfach als ''ISDN'', heute zur besseren Unterscheidbarkeit als ''nationales ISDN'' bezeichnet). Die Deutsche Bundespost war damit der Vorreiter für ISDN in Europa.


Die Digitalisierung des seit 100 Jahren analogen Telefonnetzes galt als gigantisches Investitionsprojekt, mit dem die Bundesrepublik und ihre Telekommunikationskonzerne an die Spitze im zukunftsträchtigen Telekommunikationsmarkt katapultiert werden sollten. Bei diesem ersten großen Digitalisierungsprojekt stand schon von Beginn an die Trennung des Digitalen Transportwegs von den darauf beruhenden Diensten (als zusätzlicher Kommunikationsdienst) im Vordergrund. Da das Internet noch nicht verbreitet war, dachte man zunächst vorwiegend an Bildübertragung bzw. Bildtelefonie.<ref name="Billerbeck">Jens D. Billerbeck: ''Wegweiser zum Datenhighway.'' Springer-Verlag, 2013, ISBN 3-642-95777-3, ISBN 978-3-642-95777-2 ([https://books.google.de/books?id=30qmBgAAQBAJ&lpg=PA94&ots=gBUbcShazX&dq=%22isdn%22%20%22ist%20sowas%20denn%20n%C3%B6tig%22&hl=de&pg=PA94#v=onepage&q=%22isdn%22%20%22ist%20sowas%20denn%20n%C3%B6tig%22&f=false (Vorschau bei Google Books)])</ref> Da viele Verbraucher den Sinn der Digitalisierung noch nicht verstanden, wurde die Abkürzung „ISDN“ spöttisch zum [[Backronym]] „Ist sowas denn nötig?“ glossiert.<ref name="Billerbeck" /><ref>Th. Schmitz-Günter: ''Das Telefon wird zur Datenstation.'' (1988) In: Joachim Radkau: ''Technik in Deutschland: Vom 18. Jahrhundert bis heute.'' [https://books.google.de/books?id=oPHlAgAAQBAJ&lpg=PA483&ots=_6wEQ-ZPaW&dq=%22isdn%22%20%22ist%20sowas%20denn%20n%C3%B6tig%22&hl=de&pg=PA483#v=onepage&q=%22isdn%22%20%22ist%20sowas%20denn%20n%C3%B6tig%22&f=false (Fußnote Online bei Google Books, S. 483)]</ref> Gleichzeitig wurde vor Risiken von ISDN gewarnt. Beispielsweise argumentierten einige Datenschutzexperten, dass ISDN ein „qualitativer Sprung“ bei der totalen Erfassung sei, da es die Erfassung und Speicherung sämtlicher Verbindungsdaten ermögliche (vgl. [[Vorratsdatenspeicherung]]).
Nachdem bis zum Mai [[1994]] notwendige Softwareänderungen in den Vermittlungsstellen abgeschlossen waren, war Euro-ISDN in Deutschland kommerziell verfügbar. Seit [[1995]] ist das gesamte [[Telefonnetz]] digitalisiert und ISDN flächendeckend verfügbar. Bis Mitte [[1996]] wurde die Umstellung auf ISDN-Technik durch die Telekom mit einer großen Fördermaßnahme unterstützt - für einen neuen Anschluss wurden bis zu 300 [[Deutsche Mark|DM]] und bei Anschaffung einer [[Nebenstellenanlage|Telefonanlage]] bis zu 700 [[Deutsche Mark|DM]] bezahlt. Anfang [[2003]] existierten 10,63 Mio. [[Basisanschluss|ISDN-Basisanschlüsse]] (ca. 1/3 der Telefonanschlüsse insgesamt) und 122.500 [[Primärmultiplexanschluss|ISDN-Primärmultiplexanschlüsse]].


Nachdem bis zum Mai 1994 notwendige Softwareänderungen in den Vermittlungsstellen abgeschlossen waren, war [[Digital Subscriber System No. 1|Euro-ISDN]] in Deutschland kommerziell verfügbar. Seit September 1995 war das [[Telefonnetz]] so weit digitalisiert, dass ISDN flächendeckend verfügbar war (bei noch nicht digitalen Vermittlungsstellen durch [[Fremdanschaltung]]; die vollständige Digitalisierung wurde Ende 1997 erreicht). Bis Mitte 1996 wurde die Umstellung auf ISDN-Technik durch die [[Deutsche Telekom]] mit einer großen Fördermaßnahme unterstützt – für einen neuen Anschluss wurden bis zu 300 [[Deutsche Mark|DM]] und bei Anschaffung einer [[Telefonanlage]] bis zu 700 DM gutgeschrieben.
=== In Österreich ===
In [[Österreich]] begann die Digitalisierung [[1978]] mit der Einführung des ''OES'' (Österreichisches Einheitssystems) durch die Post- und Telegraphenverwaltung (PTV). Ab [[1986]] wurde die OES-Technik flächendeckend umgesetzt. Im Februar [[1992]] wurde im Bereich der Wiener Ortsvermittlungsstelle "Dreihufeisengasse" ein ISDN-Pilotversuch gestartet, an dem bis zum Jahresende bereits 200 Basisanschlüsse angeschlossen wurden. Bis [[1999]] wurde das gesamte österreichische Telefonnetz digitalisiert, in diesem Jahr gab es insgesamt 247.000 ISDN-Anschlüsse. [[2002]] stieg die Zahl auf insgesamt 438.000.


In der Geschäftsstrategie der Deutschen Telekom hatte die Vermarktung von ISDN lange außerordentliches strategisches Gewicht. Daher entschied man sich als weltweit einziger [[Etablierter Ortsnetzbetreiber|etablierter Netzbetreiber]] bei der Einführung der [[ADSL]]-Technik flächendeckend für das mit Reichweiten- und Bandbreitennachteilen behaftete ADSL-over-ISDN ([[G.992.1#Annex B|Annex B]]). Kunden mit [[A/b-Schnittstelle|analogem]] [[T-Net]]-Anschluss sollten keine [[Digital Subscriber Line#Verfügbarkeit|DSL-Verfügbarkeits]]- bzw. Bandbreitenvorteile gegenüber [[T-ISDN]]-Kunden haben. Mit der Umstellung auf [[Next Generation Network|NGN]] wird seitens der Deutschen Telekom ISDN nicht mehr vermarktet und es wurden anbieterseitige Kündigungen der ISDN-Anschlüsse ausgesprochen, um die Umstellung auf IP-basierte Anschlüsse in der Fläche zu erproben. Von der Deutschen Telekom wird bei den IP-basierten Anschlüssen für splitterloses DSL („DSL ohne Splitter“) [[Annex J]] verwendet.<ref name="Aussagen der Deutschen Telekom zum Netz der Zukunft">{{Internetquelle |url=https://www.telekom.de/netz-der-zukunft |titel=Netz der Zukunft: leistungsstarkes Internet trotz Drosselung |hrsg=Deutsche Telekom |archiv-url=https://web.archive.org/web/20130820090247/https://www.telekom.de/netz-der-zukunft |archiv-datum=2013-08-20 |kommentar=Abschnitt „Fakt 5: Keiner unserer Kunden wird zwangsweise einen neuen Vertrag erhalten.“ |abruf=2014-01-18}}</ref> Das bedeutet nach Planung das Ende für Telefonanschlüsse des ISDN (und damit für ADSL-over-ISDN, „Annex B“) im Netz der Deutschen Telekom.<ref>{{Internetquelle |autor=Henning Gajek |url=https://www.teltarif.de/telekom-ende-isdn-umstellung-all-ip/news/55385.html |titel=ISDN-Ende: Telekom bekräftigt Pläne für Umschaltung auf All-IP bis 2018 |werk=teltarif.de |datum=2014-04-28 |abruf=2019-01-01}}</ref>
=== In der Schweiz ===
In der [[Schweiz]] wurde [[1988]] mit ''Swissnet 1'' das erste digitale ISDN-Netz in Betrieb genommen. Bis [[1996]] konnten insgesamt 250.000 Kunden gewonnen werden, im Jahr [[2004]] gab es über 900.000 Anschlüsse.


Ende 2006 existierten 12,65 Mio. [[Basisanschluss|ISDN-Basisanschlüsse]] (genau ein Drittel der Telefonanschlüsse insgesamt) und 113.000 [[Primärmultiplexanschluss|ISDN-Primärmultiplexanschlüsse]]. 2016 gab es 8,23 Mio. Analog-, 4,57 Mio. Basis- und 85.000 Primärmultiplexanschlüsse sowie 26.000 öffentliche Telefonstellen, Tendenz weiter fallend.<ref name="Bundesnetzagentur">{{Internetquelle |url=https://www.bundesnetzagentur.de/DE/Allgemeines/Presse/Mediathek/Berichte/berichte-node.html |titel=Bundesnetzagentur Jahresbericht 2016 |seiten=54 |abruf=2017-07-31}}</ref>
=== In den USA ===

In den [[USA]] wurde [[1992]] unter dem Namen NI-1 (US National ISDN Phase 1) ein ISDN-System eingeführt, das sich von [[Digital Subscriber System No. 1|DSS1]] stark unterschied. Später wurde als NI-2 eine verbesserte Version dieses Systems eingeführt. Parallel bietet [[AT&T]] unter dem Namen 5ESS ein eigenes ISDN-System an. Aufgrund der fehlenden Förderung und der preislichen Gestaltung ist ISDN in den USA nur ein Nischenprodukt geblieben.
Im Jahr 2009 waren in der Bundesrepublik bei 32,1 % aller Haushalte ISDN-Anschlüsse geschaltet.<ref>{{Literatur |Hrsg=Statistisches Bundesamt |Titel=Statistisches Jahrbuch 2010 |Datum= |Seiten=542}}</ref> Von 2007 bis 2013 sank die Anzahl der ISDN-Basis-Anschlüsse in Deutschland von 12,86 Millionen auf 9,02 Millionen.<ref>{{Internetquelle |autor=Alexander Wick |url=https://ictbroker.de/isdn-ende-telekom-plant-umschaltung-auf-all-ip-bis-2018/ |titel=ISDN-Ende: Telekom plant Umschaltung auf All-IP bis 2018 |hrsg=ICTbroker |datum=2014-07-18 |abruf=2019-01-01}}</ref>

Die Telekom hat ursprünglich angekündigt, die Migration aller Privatkunden mit ISDN-Anschlüssen auf andere Produkte bis 2018 abgeschlossen zu haben. Dieser Termin wurde mehrfach verschoben, zuletzt auf Ende 2020.<ref>{{Internetquelle |autor=Alexander Kuch |url=https://www.teltarif.de/telekom-isdn-abschaltung-2020/news/77131.html |titel=Telekom: ISDN-Abschaltung dauert noch bis 2020 |abruf=2021-04-16 |sprache=de}}</ref> Ende 2022 wurde ISDN komplett abgeschaltet.<ref>{{Internetquelle |url=https://www.tel-company.de/isdn-abschaltung |titel=ISDN wird abgeschaltet |hrsg=tel-company |abruf=2024-06-03}}</ref>

=== Österreich ===
In [[Österreich]] begann die Digitalisierung 1978 mit der Einführung des ''OES'' (Oesterreichisches Elektronisches System) durch die Post- und Telegraphenverwaltung (PTV). Ab 1986 wurde die OES-Technik flächendeckend eingesetzt. Im Februar 1992 wurde im Bereich der Wiener Ortsvermittlungsstelle „Dreihufeisengasse“ ein ISDN-Pilotversuch gestartet, an dem bis zum Jahresende bereits 200 Basisanschlüsse angeschlossen wurden. Bis 1999 wurde das gesamte österreichische Telefonnetz digitalisiert, in diesem Jahr gab es insgesamt 247.000 ISDN-Anschlüsse. 2002 stieg die Zahl auf insgesamt 438.000. Die österreichische Implementierung von ISDN unterscheidet sich von anderen u.&nbsp;a. dadurch, dass es eine „Globalnummer“ gibt, die keinem Gerät per [[Multiple Subscriber Number|MSN]] zugeordnet werden kann. Manche ISDN-Geräte (zum Beispiel Telefonanlagen) müssen dieses Spezifikum berücksichtigen, um problemlos zu funktionieren. Mit dem Telekom Austria Produkt AON-Complete – der ersten Österreichischen Internetflatrate – kam es am 15. November 1999 zu einem Boom an ISDN-Neuanmeldungen, während ein ISDN B-Kanal der Internet Flatrate diente, war über den zweiten B-Kanal zugleich Telefonie möglich.<ref>[http://www.aontv.org/wiki/Aon_complete ''Aon-Complete die erste Internet Flatrate Österreichs''.] In: ''aontv.org'', abgerufen am 12. September 2010</ref> Der ISDN-Complete-Tarif wurde aufgrund von massiven Protesten der Mitbewerber bereits Ende Februar 2000 für Neukunden wieder eingestellt.

=== Schweiz ===
In der [[Schweiz]] wurde 1988 mit ''Swissnet 1'' das erste ISDN in Betrieb genommen. Bis 1996 konnten insgesamt 250.000 Kunden gewonnen werden, im Jahr 2004 gab es über 900.000 Anschlüsse. Im Jahre 2008 ist der Anteil von ISDN-Anschlüssen jedoch wieder geschrumpft. Da zu dieser Zeit ein VDSL-Modem über eine Analogleitung Datenübertragungsraten von 20.000 kbit/s in Empfangsrichtung erreicht, hat sich die Bedeutung von ISDN und die Beschränkung von ADSL-over-ISDN verringert. Zudem setzen dem Provider [[Swisscom]] (der als Einziger in dem sich öffnenden Markt ISDN anbietet) andere Lösungen entgegen: [[Sunrise Communications]] sowie [[Salt Mobile]] mit reinen Drahtloslösungen, sowie verschiedene Kabelnetzbetreiber (wie [[UPC Schweiz]], [[Quickline]], [[NetPlus]], [[ImporWare]] – insgesamt weit über 1 Million Kunden) mit einem Angebot für Daten, Telefon, Fax und Fernsehsignal für über 200 Kanäle, darunter viel in [[HDTV]] Qualität auf Breitbandnetzen. Swisscom startete 2017 den großflächigen Wechsel von ISDN auf IP.<ref>{{Internetquelle |url=https://www.konsumentenschutz.ch/medienmitteilungen/analoges-telefonnetz-swisscom-schaltet-ab-sunrise-will-weiterbetreiben/ |titel=Analoges Telefonnetz: Swisscom schaltet ab – Sunrise will weiterbetreiben |werk=konsumentenschutz.ch |datum=2016-07-13 |abruf=2024-06-03}}</ref> Bis Ende September 2019 wurden alle Anschlüsse umgestellt.<ref>{{Internetquelle |url=https://web.archive.org/web/20180214170736/https://www.swisscom.ch/de/about/unternehmen/portraet/netz/all-ip.html |titel=All IP in 60 Sekunden |hrsg=Swisscom |offline=1 |archiv-url=https://web.archive.org/web/20180214170736/https://www.swisscom.ch/de/about/unternehmen/portraet/netz/all-ip.html |archiv-datum=2018-02-14 |abruf=2019-03-22}}</ref>

=== USA ===
In den [[Vereinigte Staaten|USA]] wurde 1992 unter dem Namen NI-1 (US National ISDN Phase 1) das System [[5ESS]] eingeführt, das sich von DSS1 stark unterschied. Später wurde als NI-2 eine verbesserte Version dieses Systems eingeführt. Aufgrund der fehlenden Förderung und der preislichen Gestaltung ist dieses System in den USA nur ein Nischenprodukt geblieben.

Parallel bietet [[AT&T]] unter dem Namen „5ESS“ ein eigenes nur endkundenseitig NI-1-kompatibles System an. Der auf ''Very Compact Digital Exchange'' (VCDX) basierende Datenstandard ''5ESS-2000'' stellt NI-1-Merkmale für digitale Endgeräte an einer analogen Vermittlungsstelle zur Verfügung und ist damit eine [[Brückentechnologie]] zwischen analoger und digitaler Telefonie für einen verhältnismäßig kleinen Kundenkreis.

=== Internationale Verbreitung ===
Sehr unterschiedlich entwickelte sich die Verbreitung von ISDN weltweit.

{| class="wikitable"
|+ ISDN-Anschlüsse&nbsp;pro&nbsp;1000&nbsp;Einwohner&nbsp;im&nbsp;Jahr&nbsp;2005:<ref name="BMBF">{{cite web
|url = https://www.bibb.de/dokumente/pdf/sdi-19-07.pdf|title = Informations- und Kommunikationstechnologien in Deutschland: Innovationsindikatoren zur IuK-Wirtschaft und Einsatz von IuK als Querschnittstechnologie
|publisher = [[Bundesministerium für Bildung und Forschung]]
|format = PDF; 515 kB
|date = 2007-01
|accessdate = 2016-01-31
}}</ref>
|-
| Norwegen
| style="text-align:right" | 401
|-
| Dänemark
| style="text-align:right" | 339
|-
| Deutschland
| style="text-align:right" | 333
|-
| Schweiz
| style="text-align:right" | 331
|-
| Japan
| style="text-align:right" | 240
|-
| Großbritannien
| style="text-align:right" | 170
|-
| Finnland
| style="text-align:right" | 170
|-
| Schweden
| style="text-align:right" | 140
|-
| Italien
| style="text-align:right" | 105
|-
| Frankreich
| style="text-align:right" | 90
|-
| Spanien
| style="text-align:right" | 58
|-
| USA
| style="text-align:right" | 47
|}


== Unterschiede zum analogen Anschluss ==
== Unterschiede zum analogen Anschluss ==
Der Hauptunterschied zum [[analog|analogen]] Anschluss besteht in der [[Digitalisierung|digitalen]] Übertragung bis zum Endgerät. Dadurch ist es möglich, über einen Anschluss mehrere Kanäle gleichzeitig zu übertragen. Beim ISDN-[[Basisanschluss]] stehen zwei Kanäle zur Verfügung, die völlig unabhängig voneinander für [[Telefonie|Telefongespräche]], [[Fax]] oder [[Datenübertragung]]en genutzt werden können; man kann also zum Beispiel gleichzeitig telefonieren und im Internet surfen.
Der Hauptunterschied zum [[Analogsignal|analogen]] [[Festnetzanschluss]] besteht in der [[Digitalisierung|digitalen]] Übertragung bis zum Endgerät. Dadurch ist es möglich, über einen Anschluss mehrere Kanäle gleichzeitig zu übertragen. Beim ISDN-[[Basisanschluss]] stehen zwei Kanäle zur Verfügung, die völlig unabhängig voneinander für [[Telefonie|Telefongespräche]], [[Fax]] oder [[Datenübertragung]]en genutzt werden können; man kann also zum Beispiel während eines Telefongesprächs ein Fax absenden oder gleichzeitig telefonieren und (ohne ADSL) im Internet surfen.
Für einen Anschluss können bis zu 10 [[Rufnummer|Rufnummern]] (genannt Multiple Subscriber Number, [[Vermittlungstechnische_Leistungsmerkmale#bei_Mehrger.C3.A4teanschluss:_Mehrfachrufnummern_.28MSN.29|MSN]]) vergeben werden, die beliebig auf die ISDN-Endgeräte verteilt werden können. Durch die [[ISDN-Dienstkennung|Dienstkennungen]] unterschieden, kann eine [[Vermittlungstechnische_Leistungsmerkmale#bei_Mehrger.C3.A4teanschluss:_Mehrfachrufnummern_.28MSN.29|MSN]] für verschiedene Anwendungen (Dienste), zum Beispiel für [[Telefonie]] und ISDN-[[Datenübertragung]], genutzt werden, ohne dass diese sich gegenseitig stören.
Zusätzlich stellt das ISDN-Netz zahlreiche [[Vermittlungstechnische Leistungsmerkmale|vermittlungstechnische Leistungsmerkmale]] bereit.


Für einen ISDN-Mehrgeräteanschluss können in Deutschland bis zu 10 [[Rufnummer]]n (genannt [[Vermittlungstechnische Leistungsmerkmale (öffentliche Netze)|''Multiple Subscriber Number'', MSN]]) vergeben werden, die beliebig auf die ISDN-Endgeräte verteilt werden können. Durch die [[ISDN-Dienstkennung|Dienstkennungen]] unterschieden, kann eine MSN für verschiedene Anwendungen (Dienste), zum Beispiel für [[Telefonie]] und ISDN-[[Datenübertragung]], genutzt werden, ohne dass diese sich gegenseitig stören – in der Theorie. In der Praxis kommt es zu Konflikten, wenn beispielsweise ein Fax von einem Analoganschluss (also ohne Dienstkennung) eine MSN anruft, die nur per Dienstkennung zwischen Fax und Telefon unterscheidet. In der Praxis verließ man sich deshalb meist nicht auf diese Funktion, sondern vergab für jedes Gerät eine der zehn MSNs. Zusätzlich stellt ISDN zahlreiche [[Vermittlungstechnische Leistungsmerkmale (öffentliche Netze)|vermittlungstechnische Leistungsmerkmale]] bereit, deren Steuerinformationen – wie auch die [[Signalisierung]] zum Aufbau und Abbau der Verbindungen – über einen separaten Datenkanal ([[D-Kanal]]) übertragen werden.
Die digitale [[Übertragungstechnik|Übertragung]] ermöglicht gegenüber der analogen Technik zahlreiche Qualitätsverbesserungen: Die Signale können bei durchgehend digitaler Übertragung verlustfrei übertragen werden. Bei der analogen Übertragung wird das Signal nur [[Verstärker (Technik)|verstärkt]], nicht regeneriert. Dabei wird nicht nur das Nutzsignal verstärkt, sondern auch [[Rauschen (Physik)|Rauschen]] und Fremdspannungen. Je länger die Verbindungsstrecke ist, desto kleiner wird bei analoger Übertragung das [[Signal-Rausch-Verhältnis]] und somit die Qualität der Übertragung. Die Sprachqualität digitaler Übertragungen ist deshalb deutlich besser. Außerdem sind Datenübertragungen schneller, da kein [[Modem]] zwischengeschaltet werden muss, sondern die Daten direkt übers Netz übermittelt werden. Prinzipiell kann ein Modem viel schneller als die ISDN-Geschwindigkeit von 128&nbsp;k[[Baud|Bd]] sein, die Beschränkung auf das für Sprache typische Frequenzband in den Übertragungssystemen schränkt die Geschwindigkeit jedoch ein.


Die digitale [[Übertragungstechnik|Übertragung]] ermöglicht gegenüber der analogen Technik zahlreiche Qualitätsverbesserungen: Die Signale können bei durchgehend digitaler Übertragung verlustfrei übertragen werden. Bei der analogen Übertragung wird das Signal nur [[Verstärker (Elektrotechnik)|verstärkt]], nicht regeneriert. Dabei wird nicht nur das Nutzsignal verstärkt, sondern auch [[Rauschen (Physik)|Rauschen]] und [[Übersprechen|Fremdspannungen]]. Je länger die Verbindungsstrecke ist, desto kleiner wird bei analoger Übertragung das [[Signal-Rausch-Verhältnis]], somit verschlechtert sich die Qualität der Übertragung. Die Sprachqualität digitaler Übertragungen ist deshalb deutlich besser. Außerdem sind Datenübertragungen schneller, da kein [[Modem]] zwischengeschaltet werden muss, sondern die Daten direkt über das Netz übermittelt werden. Prinzipiell kann die Übertragung über eine Anschlussleitung bei Verwendung effektiver Codierungs- und Modulationsverfahren viel schneller als die ISDN-Geschwindigkeit von 2&nbsp;×&nbsp;64&nbsp;kbit/s sein (etwa bei [[Digital Subscriber Line|DSL]]), die Begrenzung auf den für Sprache typischen Frequenzbereich von 300&nbsp;Hz bis 3400&nbsp;Hz in den Übertragungs- und Vermittlungssystemen schränkt die Geschwindigkeit jedoch ein.
Um analoge Endgeräte wie Telefon, Fax, Anrufbeantworter oder Modem an einen ISDN-Anschluss anzuschließen, benötigt man einen a/b-Wandler, der auch als [[Terminaladapter]] (abgekürzt TA) bezeichnet wird, oder eine ISDN-[[Nebenstellenanlage]].

Um analoge Endgeräte wie Telefon, Fax, Anrufbeantworter oder Modem an einen ISDN-Anschluss anzuschließen, benötigt man einen [[A/b-Schnittstelle|a/b]]-Wandler, der auch als [[Terminaladapter]] (abgekürzt TA) bezeichnet wird, oder eine ISDN-[[Telefonanlage]] mit analogen [[Nebenstelle (Telefonanlage)|Nebenstellenanschlüssen]].

Nachteil der ISDN-Technik gegenüber analogen Anschlüssen ist, dass ein Betrieb eines einfachen schnurgebundenen Telefons ohne eigenständige Stromversorgung im Regelbetrieb nicht vorgesehen ist – zumindest entweder NTBA oder das ISDN-Telefon müssen laut ISDN-Spezifikation im Regelbetrieb extern mit Strom versorgt werden. Ausnahme davon ist der Notbetrieb, bei dem, falls der NTBA nicht mit Netzspannung versorgt wird, die Versorgungsspannung auf dem S<sub>0</sub>-Bus umgekehrt wird und dadurch dem (dann einzigen zulässigen) Endgerät signalisiert wird, dass es seinen Verbrauch einschränken muss.


== Öffentlich verfügbare Anschlusstypen ==
== Öffentlich verfügbare Anschlusstypen ==
Ein ISDN-Anschluss ist in zwei Varianten verfügbar: Als [[Basisanschluss]] an einer [[UK0-Schnittstelle|U<sub>k0</sub>]] oder als [[Primärmultiplexanschluss]] an einer [[UK2-Schnittstelle|U<sub>k2</sub>]]- oder [[UG2-Schnittstelle|U<sub>G2</sub>-Schnittstelle]].
Ein ISDN-Anschluss ist in zwei Varianten verfügbar: Als [[Basisanschluss]] (an einer [[UK0-Schnittstelle|U<sub>k0</sub>]]-Schnittstelle) oder als [[Primärmultiplexanschluss]] (an einer [[UK2-Schnittstelle|U<sub>k2</sub>]]- oder [[UG2-Schnittstelle|U<sub>G2</sub>-Schnittstelle]]).


=== Basisanschluss (Basic Rate Interface (BRI)) ===
Ein Basisanschluss hat zwei Nutzkanäle und einen Kanal für Steuerinformationen ([[D-Kanal]]). Ein Nutzkanal (auch [[B-Kanal]] genannt) bietet eine [[Datenübertragungsrate]] von 64&nbsp;kbit/s, der Steuerkanal 16&nbsp;kbit/s.
Ein [[Basisanschluss]] hat zwei Nutzkanäle ([[B-Kanal|B-Kanäle]]) und einen Kanal für Steuerinformationen ([[D-Kanal]]). Jeder der beiden Nutzkanäle bietet eine [[Datenübertragungsrate]] von 64&nbsp;kbit/s (USA und einige andere Länder 56&nbsp;kbit/s), der Steuerkanal (D-Kanal) von 16&nbsp;kbit/s. Für die Rahmenkennung (Synchronisation) und für Servicezwecke werden weitere 16 kbit/s belegt, sodass die Bruttobitrate am Basisanschluss 160&nbsp;kbit/s beträgt<ref>ETSI TS 102 080 Transmission and Multiplexing (TM); Integrated Services Digital Network (ISDN) basic rate access; Digital transmission system on metallic local lines.</ref>.


Basisanschlüsse sind verfügbar als
Basisanschlüsse sind verfügbar als
* Mehrgeräteanschluss (Point-to-Multipoint) zum Anschluss von bis zu 8 ISDN-Endgeräten
* Mehrgeräteanschluss (Point-to-Multipoint) zum Anschluss von bis zu acht ISDN-Endgeräten
* Anlagenanschluss (Point-to-Point) zum Anschluss einer einzigen Telekommunikationseinrichtung, zum Beispiel einer [[Nebenstellenanlage|Telefonanlage]]
* [[Anlagenanschluss]] mit [[Rufnummer#Festnetznummern|Basisnummer]] (Point-to-Point) zum Anschluss einer einzigen Telekommunikationseinrichtung, zum Beispiel einer [[Telefonanlage]]


=== Primärmultiplexanschluss (Primary Rate Interface (PRI)) ===
Ein [[Primärmultiplexanschluss]] hat 30 Nutzkanäle mit je 64&nbsp;kbit/s und einen Steuerkanal mit 64&nbsp;kbit/s, sowie einem weiteren Kanal für Synchronisation und Wartung mit weiteren 64&nbsp;kbit/s. Er ist nur als Anlagenanschluss verfügbar und wird zum Anschluss von Telefonanlagen oder für 2-Mbit/s-[[Standleitung|Festverbindungen]] genutzt.
Ein [[Primärmultiplexanschluss]] hat 30 Nutzkanäle mit je 64&nbsp;kbit/s (USA und einige andere Länder 56&nbsp;kbit/s) und einen Steuerkanal mit 64&nbsp;kbit/s sowie einen weiteren Kanal für Synchronisation und Wartung mit weiteren 64&nbsp;kbit/s. Er ist nur als Anlagenanschluss verfügbar und wird zum Anschluss von Telefonanlagen oder für 2-Mbit/s-[[Standleitung|Festverbindungen]] genutzt.


=== Anbieter in Deutschland ===
== Anbieter in Deutschland ==
In Deutschland können seit dem Inkrafttreten der 3. Stufe der [[Postreform]] [[1998]] neben der [[Deutsche Telekom|Telekom]] auch andere Netzbetreiber Telefonanschlüsse anbieten. Da die Ortsnetze größtenteils im Besitz der Telekom sind, müssen andere Betreiber größtenteils die sogenannte [[Letzte Meile|letzte Meile]], also die Leitung von der Ortsvermittlungsstelle bis in die Wohnung des Teilnehmers von der Telekom mieten. Sie bieten meistens nur ISDN-Anschlüsse an.
In Deutschland können seit dem Inkrafttreten der dritten Stufe der [[Postreform]] 1998 neben der [[Deutsche Telekom|Deutschen Telekom]] auch andere Netzbetreiber Telefonanschlüsse anbieten, wobei die alternativen Netzbetreiber üblicherweise die sogenannte [[Letzte Meile]], also die Anschlussleitung von der Ortsvermittlungsstelle bis in die Wohnung des Teilnehmers, von der Deutschen Telekom mieten und zur Anbindung des Teilnehmers an die eigene Vermittlungstechnik nutzen. Weiterhin können [[Verbindungsnetzbetreiber]] und [[Internetzugangsanbieter|Internetprovider]] ISDN-Verbindungsleistungen auf der Basis von [[Call-by-Call]]/[[Internet-by-Call]] und [[Preselection]] über bestehende [[T-ISDN]]-Anschlüsse der Telekom anbieten. Im Jahr 2022 stellte mit Vodafone auch der letzte Betreiber eines ISDN-Netzes auf [[IP-Telefonie]] um; neu ist ein ISDN-Anschluss nicht mehr erhältlich.<ref>{{Internetquelle |autor= Martin Jeschar |url=https://www.ip-insider.de/ende-einer-aera-adieu-isdn-willkommen-all-ip-a-1041832/ |titel=Ende einer Ära: Adieu ISDN – willkommen All IP! |werk=ip insider |datum=2021-08-23 |abruf=2024-06-03}}</ref>


In neuer Zeit tritt verstärkt das Phänomen des sog. „unechten“ ISDN-Anschlusses auf. Dabei stellt ein Anbieter dem Kunden über ein [[Integrated Access Device|IAD]] eine S<sub>0</sub>-Schnittstelle zur Verfügung, ohne allerdings alle ISDN-Funktionen zu unterstützen. Es handelt sich dann meist um Anschlüsse auf der Basis von [[Next Generation Network|NGN]]. Eine klassische Übertragung per Uk<sub>0</sub> im Basisband liegt dann nicht mehr vor. Diese Technik wird z.&nbsp;B. von [[Kabelnetzbetreiber]]n mit einer [[Fritz!Box]] vom Hersteller [[AVM (Unternehmen)|AVM]] angeboten, da über das [[Kabelfernsehnetz]] nur [[Voice over Cable]] möglich ist.
== Physikalische Spezifikationen ==


== Physische Spezifikationen ==
=== Verkabelung beim Mehrgeräteanschluss (Point-to-Multipoint) ===
=== Verkabelung beim Mehrgeräteanschluss (Point-to-Multipoint) ===
[[Bild:Isdn_s0bus.png|right|Anschlussplan für den S0-Bus]]
[[Datei:ISDN S0Bus.svg|mini|Anschlussplan für den S<sub>0</sub>-Bus]]
[[Bild:tae.png|thumb|100px|TAE-Dose]]


Bei einem Mehrgeräteanschluss erfolgt die Verbindung zur Ortsvermittlungsstelle ebenso wie bei einem analogen Anschluss über eine Kupfer[[doppelader]]. Die alte [[TAE|TAE-Dose]] ist eigentlich überflüssig geworden, bleibt meist jedoch aus Kostengründen (zum Anschluss eines [[Network Termination for ISDN Basic rate Access|NTBA]] durch den Kunden; ''NTBA mit Selbstmontage'') bestehen. In der Regel wird der [[Network Termination for ISDN Basic rate Access|NTBA]] mit einem mitgelieferten Spezialkabel an die [[TAE|TAE-Dose]] angeschlossen. Der NTBA kalibriert die Leitung und stellt Werte wie [[Echokompensation]] passend ein. Weiterhin setzt der NTBA das digitale Signal von der ankommenden zweiadrigen [[UK0-Schnittstelle|U<sub>K0</sub>]] auf die vieradrige [[S0-Bus|S<sub>0</sub>-Schnittstelle]] um.
Bei&nbsp;einem&nbsp;Mehrgeräteanschluss&nbsp;erfolgt&nbsp;die&nbsp;Verbindung zur Ortsvermittlungsstelle ebenso wie bei einem analogen Anschluss über eine Kupfer-[[Doppelader]]. Die alte [[TAE]]-Dose ist eigentlich überflüssig geworden, bleibt meist jedoch aus Kostengründen (zum Anschluss eines [[Network Termination for ISDN Basic rate Access|NTBA]] durch den Kunden; ''NTBA mit Selbstmontage'') bestehen. In der Regel wird der NTBA mit einem mitgelieferten Spezialkabel an die TAE-Dose angeschlossen. Der NTBA setzt das digitale Signal von der ankommenden zweiadrigen [[UK0-Schnittstelle|U<sub>K0</sub>]]- auf die vieradrige [[S0-Bus|S<sub>0</sub>-Schnittstelle]] um.


Alternativ sind in nebenstehendem Anschlussplan bei Verwendung von [[Universal Anschluss Einheit|UAE-Dosen]] auch folgende Klemmenbezeichnungen möglich: 1a&nbsp;=&nbsp;4; 1b&nbsp;=&nbsp;5; 2a&nbsp;=&nbsp;3; 2b&nbsp;=&nbsp;6
Alternativ sind in nebenstehendem Anschlussplan bei Verwendung von [[Universal-Anschluss-Einheit|UAE-Dosen]] auch folgende Klemmenbezeichnungen möglich: 1a&nbsp;=&nbsp;4; 1b&nbsp;=&nbsp;5; 2a&nbsp;=&nbsp;3; 2b&nbsp;=&nbsp;6.


Reichen die am NTBA vorhandenen Steckmöglichkeiten nicht aus oder sollen die Endgeräte räumlich getrennt aufgestellt werden, kann bei Bedarf ein bis zu 150&nbsp;m langer passiver [[S0-Bus|S<sub>0</sub>-Bus]] angeklemmt werden. Hierzu sollten Kabel mit mindestens 0,6&nbsp;mm Aderndurchmesser verwendet werden, eine spezielle Abschirmung ist in der Regel nicht erforderlich; Leitungen der [[Cat-3-Kabel|Kategorie 3]] reichen aus. An maximal 12 [[ISDN Anschluss Einheit|IAE-Dosen]] können insgesamt bis zu 8 Endgeräte angeschlossen werden, maximal 4 Geräte können dabei über den NTBA mit Strom versorgt werden. Das Ende des [[S0-Bus|S<sub>0</sub>-Bus]] sollte über zwei 110[[Ohm (Einheit)|Ω]]-[[Abschlusswiderstand|Abschlusswiderstände]] (100 Ohm funktionieren in den meisten Fällen auch) terminiert werden. Bei einem genügend langen Bus (elektrisch lange Leitung) kann dies jedoch in der Regel vernachlässigt werden. Eine Bauform mit dem NTBA in der Busmitte verlangt an beiden Bus-Enden Widerstände, die Widerstände im NTBA sind in diesem Fall abzuschalten.
Reichen die am NTBA vorhandenen Steckmöglichkeiten nicht aus oder sollen die Endgeräte räumlich getrennt aufgestellt werden, kann bei Bedarf ein bis zu 150&nbsp;m langer passiver [[S0-Bus|S<sub>0</sub>-Bus]] angeklemmt werden. Dafür sollten Leitungen mit mindestens 0,6&nbsp;mm Aderndurchmesser verwendet werden, eine spezielle Abschirmung ist in der Regel nicht erforderlich; Leitungen der [[Cat-3-Kabel|Kategorie 3]] reichen aus. An maximal zwölf [[ISDN-Anschluss-Einheit|IAE]]- oder [[Universal-Anschluss-Einheit|UAE]]-Dosen können gleichzeitig insgesamt bis zu acht Endgeräte angeschlossen werden, maximal vier Geräte können dabei über den NTBA mit Strom versorgt werden (12:8:4-Regel). Das Ende des [[S0-Bus|S<sub>0</sub>-Busses]] sollte über zwei 100-[[Ohm (elektrische Einheit)|Ω]]-[[Abschlusswiderstand|Abschlusswiderstände]] terminiert werden. Diese Abschlusswiderstände verhindern eine Reflexion des Signals am offenen Ende des Bussystems. Ausschließlich bei einer theoretisch unendlich langen Leitung könnte die Terminierung vernachlässigt werden. Eine Installation mit dem NTBA in der Busmitte verlangt an beiden Bus-Enden Abschlusswiderstände, die Widerstände im NTBA sind in diesem Fall abzuschalten.


Der NTBA ist kein Endgerät, sondern eine Netzkomponente: Den Übergang vom öffentlichen Telefonnetz in das teilnehmereigene Hausnetz (mit allen Rechten und Pflichten) bildet nicht wie beim analogen Anschluss die so genannte ''1. TAE'', sondern der NTBA. Sind im Haus (schaltungstechnisch) vor dem NTBA noch analoge Zusatzgeräte (zum Beispiel Zusatzwecker oder Wechselschalter) vorhanden, müssen diese vor Inbetriebnahme des ISDN-Anschlusses abgebaut werden.
Der NTBA ist kein Endgerät, sondern eine Netzkomponente: Den Übergang vom öffentlichen Telefonnetz in das teilnehmereigene Hausnetz (mit allen Rechten und Pflichten) bildet nicht wie beim analogen Anschluss die sogenannte ''1. TAE'', sondern der NTBA. Sind im Haus (schaltungstechnisch) vor dem NTBA noch analoge Zusatzgeräte (zum Beispiel Zusatzwecker oder Wechselschalter) vorhanden, müssen diese vor Inbetriebnahme des ISDN-Anschlusses abgebaut werden.

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TAE-Buchse.svg|TAE-Dose
Eumex220pc4.jpg|[[Eumex]] 220PC Telefonanlage
NTBA1.jpg|[[Network Termination for ISDN Basic rate Access|NTBA]] der Deutschen Telekom
NTBA2.jpg|[[Network Termination for ISDN Basic rate Access|NTBA]] der Deutschen Telekom
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=== Verkabelung beim Anlagenanschluss (Point-to-Point) ===
=== Verkabelung beim Anlagenanschluss (Point-to-Point) ===
Bei einem Anlagenanschluss wird an den [[Network Termination for ISDN Basic rate Access|NTBA]] beziehungsweise [[NTPM]] nur ein Endgerät angeschlossen. Dies ist in der Regel eine [[Nebenstellenanlage]].
Bei einem Anlagenanschluss wird an den [[Network Termination for ISDN Basic rate Access|NTBA]] beziehungsweise [[Network Termination for Primary rate Multiplex access|NTPM]] nur ein ISDN-Gerät angeschlossen. Das ist in der Regel eine [[Telefonanlage]].
* Bei einem Basisanschluss ist die Verkabelung prinzipiell wie unter [[Integrated Services Digital Network#Verkabelung beim Mehrgeräteanschluss (Point-to-Multipoint)|Mehrgeräteanschluss]] beschrieben, mit dem Unterschied, dass maximal eine Dose verwendet wird. Der Anschluss des NTBA an die Hausstromversorgung ist dabei nicht erforderlich (siehe [[Integrated Services Digital Network#Stromversorgung|Stromversorgung bei S<sub>0</sub>]]).
* Bei einem Basisanschluss ist die Verkabelung prinzipiell wie unter Mehrgeräteanschluss beschrieben, mit dem Unterschied, dass maximal eine Dose verwendet wird. Der Anschluss des NTBA an die Hausstromversorgung ist dabei nicht erforderlich (siehe [[#Stromversorgung|Stromversorgung bei S<sub>0</sub>]]).
* Bei einem Primärmultiplexanschluss erfolgt die Verkabelung meist sechsadrig; zwei [[Doppelader]]n für die [[Primärmultiplexanschluss|S<sub>2M</sub>-Schnittstelle]] plus eine Doppelader für die Stromversorgung des [[NTPM]], da dieser in der Regel durch die [[Nebenstellenanlage]] mit Strom versorgt wird.
* Bei einem Primärmultiplexanschluss erfolgt die Verkabelung meist sechsadrig; zwei [[Doppelader]]n für die [[Primärmultiplexanschluss|S<sub>2M</sub>-Schnittstelle]] und eine Doppelader für die Stromversorgung des NTPM, da dieser in der Regel durch die [[Telefonanlage]] mit Strom versorgt wird.
* Die Kabellänge zwischen dem NTBA und der Telefonanlage, als einzigem angeschlossenem Gerät, kann je nach verwendetem Kabeltyp maximal 500 bis 1000&nbsp;m betragen.
* Neben speziellen ISDN-Kabeln ([[RJ-XX|Westernstecker]], zwei Aderpaare verwendet) können auch Netzwerkkabel zur Verbindung der Geräte verwendet werden.


=== Stromversorgung ===
=== Stromversorgung ===
[[Datei:NTBA.jpg|mini|[[Network Termination for ISDN Basic rate Access|Schaltbild eines NTBA]]]]

==== Regelstromversorgung ====
==== Regelstromversorgung ====
Um angeschlossene Geräte mit Strom versorgen zu können, erzeugt der an die Hausstromversorgung angeschlossene NTBA eine Speisespannung von 40&nbsp;[[Volt|V]]. Diese wird über den [[S0-Bus|S<sub>0</sub>-Bus]] zu den Endgeräten geleitet und darf mit maximal 4,5&nbsp;[[Watt (Einheit)|W]] belastet werden. Die Speisung erfolgt dabei durch das Einkoppeln in die Signaladern. Um die Sende- und Empfangselektronik nicht zu behindern, wird die Spannung zwischen den Adernpaaren für die Sende- und Empfangsrichtung aufgebaut. Innerhalb eines Adernpaares ist also keine Spannung messbar. Dieses Konzept wird auch als [[Fernspeisung]] bezeichnet. Bei Regelstromversorgung liegt der Pluspol der Speisung an den Pins 3 und 6 des NTBA, der Minuspol an den Pins 4 und 5.
[[Bild:T-ISDN NTBA.jpg|thumb|right|An das Stromnetz angeschlossener NTBA]]

Um angeschlossene Geräte mit Strom versorgen zu können, erzeugt der an die Hausstromversorgung angeschlossene NTBA eine Speisespannung von 40&nbsp;[[Volt|V]]. Diese wird über den [[S0-Bus|S<sub>0</sub>-Bus]] zu den Endgeräten geleitet und darf mit maximal 4,5&nbsp;[[Watt (Einheit)|W]] belastet werden. Die Speisung erfolgt dabei durch das Einkoppeln in die Signaladern. Um die Sende- und Empfangselektronik nicht zu behindern, wird die Spannung zwischen den Adernpaaren für Sende- und Empfangsrichtung aufgebaut. Innerhalb eines Adernpaares ist also keine Spannung messbar. Dieses Konzept wird auch als [[Phantomspeisung]] bezeichnet.
Der Anschluss des NTBA an die 230V-Hausstromversorgung ist nur dann notwendig, wenn direkt am NTBA oder an einem angeklemmten [[S0-Bus|S<sub>0</sub>-Bus]] Endgeräte ohne eigene Stromversorgung (zum Beispiel ein ISDN-Telefon) angeschlossen werden sollen. Haben alle angeschlossenen Geräte eine eigene Stromversorgung (zum Beispiel ein schnurloses Telefon oder eine [[Nebenstellenanlage|Telefonanlage]]), muss der NTBA nicht an die 230V-Steckdose, die Energie für seinen eigenen Betrieb erhält der NTBA über die [[Teilnehmeranschlussleitung|ISDN-Anschlussleitung]]. Letztere Installationsform kann sich positiv auf die Lebensdauer des NTBA auswirken, da das integrierte Netzteil dann nicht in Betrieb ist und weniger Wärme entsteht.
Der Anschluss des NTBA an die 230-V-Versorgung ist nur dann notwendig, wenn direkt am NTBA oder an einem angeschlossenen [[S0-Bus|S<sub>0</sub>-Bus]] Endgeräte ohne eigene Stromversorgung (z.&nbsp;B. ein ISDN-Telefon) angeschlossen werden sollen. Haben alle angeschlossenen Geräte eine eigene Stromversorgung, muss der NTBA nicht an die 230-V-Versorgung angeschlossen werden; die Energie für seinen eigenen Betrieb erhält der NTBA immer von der [[Vermittlungsstelle]] über die [[Teilnehmeranschlussleitung]]. Letztere Installationsform spart Energie und kann sich positiv auf die Lebensdauer des NTBA auswirken, da das integrierte Netzteil dann nicht in Betrieb ist und somit weniger Wärme erzeugt wird.


==== Notstromversorgung ====
==== Notstromversorgung ====
Damit auch bei Stromausfall im Haus noch ein [[Notruf]] zu Polizei oder Feuerwehr abgesetzt werden kann, werden ISDN-Telefone auch unabhängig von der lokalen Stromversorgung von der Ortsvermittlungsstelle mit Strom versorgt (Notstrombetrieb). Die Leistung, die der NTBA bei Stromausfall liefert, ist jedoch auf 400&nbsp;mW begrenzt. Bei Notstrombetrieb kann nur ein einziges (notspeisefähiges und -berechtigtes) ISDN-Telefon versorgt werden. Diese Option, den Notbetrieb bei einem Telefon zu aktivieren, ist in der Regel als mechanischer Schalter ausgeführt; dies ermöglicht es auch im Falle eines vorliegenden Notbetriebs noch diese Einstellung zu ändern, da ja oft nur Grundfunktionen des ISDN-Telefons zur Verfügung stehen: Telefoniert werden kann ganz normal, aber apparateseitige Komfortmerkmale mit hohem Stromverbrauch, wie zum Beispiel Freisprechen, funktionieren im Notstrombetrieb in der Regel nicht.
Damit auch bei einem teilnehmerseitigen Stromausfall telefoniert werden kann, können geeignete ISDN-Telefone von der Ortsvermittlungsstelle mit Energie versorgt werden (Notstrombetrieb). Die Leistung, die der NTBA bei Stromausfall liefern kann, ist jedoch auf 380&nbsp;mW begrenzt<ref>1TR5 Technische Forderungen an die Installation von Endstellenleitungen für Endstellen mit S0-Schnittstelle am ISDN-Basisanschluss. Deutsche Telekom. Ausgabe 2/1999, S. 10</ref>. Bei Notstrombetrieb kann nur ein einziges (notspeisefähiges und -berechtigtes) ISDN-Telefon versorgt werden, obwohl mehrere notspeisefähige Geräte am S<sub>0</sub>-Bus angeschlossen sein können, die jedoch keine Notspeiseberechtigung haben (dürfen), da das die Notspeisung überlasten würde bzw. eine Schutzabschaltung eintritt. Diese Option, den Notbetrieb bei einem Telefon zu aktivieren, ist in der Regel als mechanischer Schalter ausgeführt. Dadurch kann diese Einstellung auch im Fall eines bereits vorliegenden Notbetriebs noch geändert werden, da hier oft nur Grundfunktionen des ISDN-Telefons zur Verfügung stehen: Telefoniert werden kann ganz normal, aber apparateseitige Komfortmerkmale mit hohem Stromverbrauch (z.&nbsp;B. Freisprechen, Lauthören, Displaybetrieb) funktionieren im Notstrombetrieb meist nicht.

Im Unterschied zur normalen Speisung wird die Notspeisespannung mit umgekehrter Polarität in die Leitungen des Busses angelegt; dadurch ''erkennen'' ISDN-Endgeräte den Notstrombetrieb.
Im Unterschied zur normalen Speisung wird die Notspeisespannung mit umgekehrter Polarität an die Leitungen des Busses angelegt. Dadurch erkennen ISDN-Endgeräte den Notstrombetrieb.

Nicht alle Telefontypen sind notspeisefähig. So brauchen beispielsweise die Basisstationen von [[Schnurlostelefon]]en auf jeden Fall eine lokale Spannungsversorgung, die bei Netzausfall z.&nbsp;B. aus einer [[Unterbrechungsfreie Stromversorgung|USV]] erfolgen kann.


== Logische Spezifikationen ==
== Logische Spezifikationen ==
===Implementierungen===
=== Implementierungen ===
In Deutschland wurde ursprünglich ISDN nach dem Standard [[FTZ 1 TR 6|1TR6]] angeboten, seit [[1991]] existiert jedoch ein europaweit einheitlicher ISDN-Standard ([[Digital Subscriber System No. 1|DSS1]]); ISDN mit DSS1-Protokoll wird auch als ''Euro-ISDN'' bezeichnet. Außerhalb Europas und in [[Nebenstellenanlage]]n kommen andere Implementierungen zum Einsatz.
In Deutschland wurde ursprünglich ISDN nach dem nationalen Standard [[FTZ 1 TR 6|1TR6]] angeboten, seit 1991 existiert jedoch ein europaweit einheitlicher ISDN-Standard ([[Digital Subscriber System No. 1|DSS1]]); ISDN mit DSS1-Protokoll wird auch als ''Euro-ISDN'' bezeichnet. Außerhalb Europas und in [[Telefonanlage]]n kommen auch andere Implementierungen zum Einsatz. Die letzten ISDN-Anschlüsse, die noch das nationale 1TR6-Protokoll unterstützten, wurden im Dezember 2006 endgültig auf das DSS1-Protokoll umgestellt.


In den [[USA]] gibt es ISDN unter dem Namen NI-1 (US National ISDN Phase 1) und NI-2. Im Gegensatz zum DSS1-Standard gibt es dabei keinen eigenen Kanal für die [[Signalisierung]] (bei DSS1 der [[D-Kanal]]), stattdessen werden die Signalisierungsdaten über die Nutzkanäle ([[B-Kanal|B-Kanäle]]) übertragen, deren Kapazität dafür auf 56&nbsp;kbit/s reduziert wurde.
In den [[Vereinigte Staaten|USA]] gibt es ISDN unter dem Namen NI-1 (US National ISDN Phase 1) und NI-2. Die Datenübertragungsrate der Nutzkanäle ([[B-Kanal|B-Kanäle]]) beträgt wegen der in Nordamerika verwendeten [[Puls-Code-Modulation|PCM-Kodierung]] und Sprachkompression ([[μ-law]]) dabei nur 56&nbsp;kbit/s.


In Japan und Hongkong gibt es ISDN-Systeme mit dem Namen [[INS-Net 64]], in Australien [[TPH 1962]].
In Japan und Hongkong gibt es ISDN-Systeme mit dem Namen [[INS-Net 64]], in Australien [[TPH 1962]].


=== Sprachübertragung ===
=== Sprachübertragung ===
Sprachdaten werden für die Übertragung per Euro-ISDN mit einer [[Abtastrate]] von 8&nbsp;[[kHz]] [[Digitalisierung|digitalisiert]] ([[Puls-Code-Modulation|'''P'''ulse '''C'''ode '''M'''odulation]]) und mit einer [[Logarithmus|logarithmischen]] [[Kennlinie]] ([[International Telecommunication Union|ITU]]-T-Standard G.711, [[Mu-law|µ-law]]/[[A-law]]) von 14 bzw. 13 auf 8 Bit pro Abtastwert komprimiert, um die Besonderheiten der menschlichen Wahrnehmung zu berücksichtigen. Übertragen wird der Frequenzbereich von 300 bis 3400&nbsp;[[Hertz (Einheit)|Hz]].
Die Sprachsignale werden für die Übertragung im Euro-ISDN mit einer [[Abtastrate]] von 8&nbsp;[[kHz]] [[Digitalisierung|digitalisiert]] ([[Puls-Code-Modulation]], PCM) und mit Hilfe einer [[Logarithmus|logarithmischen]] [[Kennlinie]], die die Besonderheiten der menschlichen Wahrnehmung berücksichtigt ([[Internationale Fernmeldeunion|ITU]]-T-Standard [[G.711]], [[A-law]]-Verfahren), zu 8 Bit pro Abtastwert codiert. Damit ergibt sich die für ISDN typische Übertragungsgeschwindigkeit von 64&nbsp;kbit/s (8000-mal pro Sekunde 8&nbsp;Bit). Übertragen wird der Frequenzbereich von 300 bis 3400&nbsp;[[Hertz (Einheit)|Hz]].

Es ist jedoch auch möglich, den Codec [[G.722]] über ISDN zu übertragen (siehe [[HD-Telefonie]]), da dieser auch 64&nbsp;kbit/s Bandbreite benötigt. Dieser überträgt die Frequenzen von 50&nbsp;Hz bis 7000&nbsp;Hz. Beide Gegenstellen müssen dabei HD-fähig sein.


=== Datenübertragung ===
=== Datenübertragung ===
Die [[B-Kanal|B-Kanäle]] sind bit[[transparent]] und [[Synchronität|synchron]], so dass beliebige [[Leitungscode]]s verwendet werden können. Um eine Verdoppelung der [[Datenübertragungsrate]] zu erreichen, können die beiden B-Kanäle eines [[Basisanschluss]]es auch [[Kanalbündelung|gebündelt]] werden. Um diese Möglichkeit zu nutzen, sind [[Endgerät]]e erforderlich, die in der Lage sind, die beiden B-Kanäle zu synchronisieren (beispielsweise ISDN-PC-Karten oder [[Videokonferenz]]systeme).
Die [[B-Kanal|B-Kanäle]] sind bittransparent und [[Synchronität|synchron]], sodass beliebige [[Leitungscode]]s verwendet werden können. Um eine Verdoppelung der [[Datenübertragungsrate]] zu erreichen, können die beiden B-Kanäle eines [[Basisanschluss]]es auch [[Kanalbündelung|gebündelt]] werden. Um diese Möglichkeit zu nutzen, sind [[Endgerät]]e erforderlich, die in der Lage sind, die beiden B-Kanäle zu synchronisieren (beispielsweise ISDN-PC-Karten oder [[Videokonferenz]]systeme).


Mit Hilfe geeigneter [[Router]] können mehrere oder alle Nutzkanäle eines [[Primärmultiplexanschluss]]es gebündelt werden. Dadurch können Datenübertragungsraten bis zu 2048&nbsp;kbit/s erzielt werden. Diese Möglichkeit wird insbesondere für die Vernetzung von entfernten Standorten innerhalb eines [[Wide Area Network|Firmennetzwerks]] oder für [[Standleitung]]en ins [[Internet]] genutzt.
Mit Hilfe geeigneter [[Router]] können mehrere oder alle Nutzkanäle eines [[Primärmultiplexanschluss]]es gebündelt werden. Dadurch können Datenübertragungsraten bis zu 1920&nbsp;kbit/s (netto) erzielt werden. Diese Möglichkeit wird insbesondere für die Vernetzung von entfernten Standorten innerhalb eines [[Wide Area Network|Firmennetzwerks]] oder für [[Standleitung]]en ins [[Internet]] genutzt.


==== V.110 ====
==== V.110 ====
''V.110'' ist ein Standardprotokoll der [[International Telecommunication Union#ITU-T|ITU]] zur Datenübertragung in diensteintegrierenden Netzen und beschreibt die Unterstützung von Endgeräten mit Schnittstellen der V-Serie (zum Beispiel [[EIA-232|V.24-Schnittstelle]]). V.110 sieht eine [[Bitratenadaption]] (Anpassung der Datenübertragungsrate von langsamen Endgeräten an ISDN) vor. Die Datenübertragungsraten sind bis 19,2&nbsp;kbit/s standardisiert; bei den meisten [[Terminaladapter]]n sind jedoch Datenübertragungsraten bis 38,4&nbsp;kbit/s verfügbar. Jedes [[Bit]] der V-Schnittstelle wird in ein Bit des 64&nbsp;kbit/s-Stromes des [[B-Kanal]]s abgebildet, die Restkapazität wird mit Füllbits gefüllt. Bei einigen Implementierungen können langsamere Geschwindigkeiten gemultiplext werden; das heißt es gibt mehrere gültige Abbildungen. Die in V.110 beschriebene Bitratenadaption wird oft auch außerhalb des ISDN verwendet.
''V.110'' ist ein Protokoll der [[Internationale Fernmeldeunion#ITU-T|ITU-T]] zur Nutzung von Endgeräten mit Schnittstellen der V-Serie (zum Beispiel [[V.24]]-Schnittstelle) an diensteintegrierenden Netzen. V.110 realisiert eine [[Bitratenadaption]] zur Anpassung der Datenübertragungsrate von langsamen Endgeräten, z.&nbsp;B. [[Modem#Telefonmodem|Modems]], an ISDN. Die Datenübertragungsraten sind bis 19,2&nbsp;kbit/s standardisiert; bei den meisten V.110-kompatiblen [[Terminaladapter]]n sind jedoch Datenübertragungsraten bis 38,4&nbsp;kbit/s verfügbar. Jedes [[Bit]] der V-Schnittstelle wird in ein Bit des 64&nbsp;kbit/s-Stromes des [[B-Kanal]]s abgebildet, die Restkapazität wird mit Füllbits gefüllt. Bei einigen Implementierungen können niedrigere Geschwindigkeiten im Multiplexverfahren genutzt werden. Die in V.110 beschriebene Bitratenadaption wird oft auch außerhalb von ISDN verwendet.


==== V.120 ====
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''V.120'' ist eine Weiterentwicklung des Protokolls [[Integrated Services Digital Network#V.110|V.110]]. Die standardisierte Datenübertragungsrate beträgt hier bis 56&nbsp;kbit/s. V.120 sieht Möglichkeiten für statistisches Multiplexen vor.
''V.120'' ist eine Weiterentwicklung des Protokolls [[#V.110|V.110]]. Die standardisierte Datenübertragungsrate beträgt hier bis zu 56&nbsp;kbit/s. V.120 sieht Möglichkeiten für statistisches Multiplexen vor.


=== Signalisierung ===
=== Signalisierung ===
Die [[Signalisierung]] funktioniert bei ISDN ''Out-of-Band'' - sie wird auf einem eigenen Kanal übertragen und nicht wie beim [[Mehrfrequenzwahlverfahren]] im Sprachkanal. Dadurch funktioniert der [[ISDN-Verbindungsaufbau|Verbindungsaufbau]] sicherer und schneller.
Die [[Signalisierung]] erfolgt bei ISDN ''Out-of-Band'' sie wird auf einem eigenen Kanal übertragen, und nicht wie im analogen Netz beispielsweise mit Hilfe des [[Mehrfrequenzwahlverfahren]]s im Sprachkanal. Dadurch funktionieren der [[ISDN-Verbindungsaufbau|Verbindungsaufbau]] und die Steuerung der [[Vermittlungstechnische Leistungsmerkmale (öffentliche Netze)|vermittlungstechnischen Leistungsmerkmale]] sicherer und schneller. Technisch wird für die Signalisierung der [[D-Kanal]] genutzt, der bei Basisanschlüssen eine Datenrate von 16&nbsp;kbit/s und bei Primärmultiplexanschlüssen von 64&nbsp;kbit/s hat.
Technisch wird für die [[Signalisierung]] der [[D-Kanal]] genutzt, der bei Basisanschlüssen eine Datenrate von 16&nbsp;kbit/s und bei Primärmultiplexanschlüssen von 64&nbsp;kbit/s hat.


Im Kernnetz wird für die Signalisierung zwischen den Vermittlungsstellen ein angepasstes [[Signalling System 7]] verwendet.
Im Kernnetz wird für die Signalisierung zwischen den Vermittlungsstellen auf den sogenannten ''Zentralen Zeichengabekanälen'' das Protokoll [[Signalling System 7|Signalling System No 7]] verwendet.


=== Referenzpunkte und Schnittstellen ===
=== Referenzpunkte und Schnittstellen ===
Ein ISDN-Anschluss besteht aus zwei Teilen: aus der [[Teilnehmeranschlussleitung]] (beim [[Basisanschluss]] die [[UK0-Schnittstelle|U<sub>K0</sub>]]-Schnittstelle; beim [[Primärmultiplexanschluss]] die [[UK2-Schnittstelle|U<sub>K2</sub>-Schnittstelle]]) und der hausinternen Verkabelung (beim Basisanschluss der [[S0-Bus|S<sub>0</sub>-Bus]]; beim [[Primärmultiplexanschluss]] die [[Primärmultiplexanschluss|S<sub>2M</sub>-Schnittstelle]]). Die Teilnehmeranschlussleitung wird durch einen [[Netzabschluss]] abgeschlossen (beim Basisanschluss [[Network Termination for ISDN Basic rate Access|NTBA]]; beim [[Primärmultiplexanschluss]] [[NTPM]]).
Ein ISDN-Anschluss besteht aus zwei Teilen: aus der [[Teilnehmeranschlussleitung]] (beim [[Basisanschluss]] die [[UK0-Schnittstelle|U<sub>K0</sub>]]-Schnittstelle; beim [[Primärmultiplexanschluss]] die [[UK2-Schnittstelle|U<sub>K2</sub>-Schnittstelle]]) und der hausinternen Verkabelung (beim Basisanschluss der [[S0-Bus|S<sub>0</sub>-Bus]]; beim Primärmultiplexanschluss die S<sub>2M</sub>-Schnittstelle). Die Teilnehmeranschlussleitung wird durch einen [[Netzabschluss]] abgeschlossen (beim Basisanschluss NTBA; beim Primärmultiplexanschluss NTPM).


[[Bild:Isdn-referenzpunkte.png|400px|right|ISDN Referenzpunkte]]
[[Datei:Isdn-referenzpunkte.svg|mini|ISDN-Referenzpunkte]]


''Funktionseinheiten:''
''Funktionseinheiten:''
*ET: Exchange Termination (Vermittlungsabschluss) ([[Ortsvermittlungsstelle]])
* ET: Exchange Termination (Vermittlungsabschluss) ([[Ortsvermittlungsstelle]])
**Vermittlungsstelle (Schichten 1 bis 3)
** Vermittlungsstelle (Schichten 1 bis 3)
*LT: Line Termination (Leitungsabschluss) (Ortsvermittlungsstelle)
* LT: Line Termination (Leitungsabschluss) (Ortsvermittlungsstelle)
**Leitungsübertragungseinrichtung
** Leitungsübertragungseinrichtung
**Umsetzung zwischen relativ niedrigratigem Teilnehmeranschluss und hochratigem Multiplexanschuss auf der Vermittlungsseite
** Umsetzung zwischen relativ niedrigratigem Teilnehmeranschluss und hochratigem Multiplexanschluss auf der Vermittlungsseite
*NT1: [[Netzabschluss|Network Termination]] 1 ([[Network Termination for ISDN Basic rate Access|NTBA]])
* NT1: [[Netzabschluss|Network Termination]] 1 ([[Network Termination for ISDN Basic rate Access|NTBA]])
**Schicht 1
** Schicht 1
*NT2: Network Termination 2 (NTBA)
* NT2: Network Termination 2
**Schicht 1 bis 3
** Schicht 1 bis 3
** optional, erfüllt (wenn vorhanden) vermittelnde oder konzentrierende Aufgaben (z.&nbsp;B. eine Telefonanlage)
*TA: Terminal Adaptor ([[Terminaladapter]], ab-Wandler)
* TA: Terminal Adaptor ([[Terminaladapter]], a/b-Wandler)
**passt TE2 an die Anforderungen von NT2 an
** passt TE2 an die Anforderungen von NT1 bzw. NT2 an
*TE1: Terminal Equipment Type 1 (ISDN-Endgerät)
* TE1: Terminal Equipment Type 1 (ISDN-Endgerät)
**Gerät, das allen ISDN-Interface-Empfehlungen genügt
** Gerät, das allen ISDN-Interface-Empfehlungen genügt
*TE2: Terminal Equipment Type 2 (nicht ISDN-fähiges Endgerät)
* TE2: Terminal Equipment Type 2 (nicht ISDN-fähiges Endgerät)
**Gerät, das die ISDN-Interface-Empfehlungen nicht erfüllt
** Gerät, das die ISDN-Interface-Empfehlungen nicht erfüllt


Die Schnittstelle zu Computersoftware wird meistens durch die [[CAPI]] hergestellt. Unter [[Linux]] wurden früher auch die [[Hisax]]-Treiber verwendet.
Die Schnittstelle zu [[Software]] wird meist durch die [[Common ISDN Application Programming Interface|CAPI]] hergestellt. Unter [[Linux]] wurden früher auch die [[Hisax]]-Treiber verwendet.


=== Adressierung bei ISDN ===
=== Adressierung bei ISDN ===
[[Bild:ISDN-Adressierung.png]] <br>
[[Datei:ISDN-Adressierung.png|mini|Aufbau der ISDN-Adressen]]
ISDN-Adressen sind nach der [[International Telecommunication Union|ITU]]-T-Richtlinie E.164 festgelegt. Die ISDN-Adresse besteht aus der ISDN-Rufnummer und -Subadresse. Die ISDN-Rufnummer adressiert zum Beispiel einen [[Teilnehmer]] an einem [[Basisanschluss]]. Die Subadresse ist maximal 32 Zeichen lang und dient zum Beispiel zur Adressierung eines [[Host]]s in einem [[Local Area Network|LAN]] (dieses muss dazu über ein geeignetes [[Gateway]] am ISDN-Netz angeschlossen sein). Die Subadresse ist für das ISDN-Netz transparent und nur den nutzenden [[Teilnehmer (Kommunikationssystem)|Teilnehmer]]n bekannt.
ISDN-Adressen sind nach der [[Internationale Fernmeldeunion|ITU]]-T-Richtlinie [[E.164]] festgelegt. Die ISDN-Adresse besteht aus der ISDN-Rufnummer und -Subadresse. Die ISDN-Rufnummer adressiert zum Beispiel einen Teilnehmer an einem [[Basisanschluss]]. Die Subadresse ist maximal 32 Zeichen lang und dient zum Beispiel zur Adressierung eines [[Host (Informationstechnik)|Hosts]] in einem [[Local Area Network|LAN]] (dieses muss dazu über ein geeignetes [[Gateway (Informatik)|Gateway]] am ISDN angeschlossen sein). Die Subadresse ist für ISDN transparent und nur den nutzenden [[Teilnehmer (Kommunikationssystem)|Teilnehmern]] bekannt.

== ISDN-Emulation über NGN ==
Seit der zunehmenden Migration der [[PSTN|leitungsvermittelten Festnetze]] hin zur [[Next Generation Network|NGN]]-Netztopologie bieten einige Anbieter mittels [[IP-Telefonie]] „ISDN“ über vorhandene DSL-Anschlüsse als sogenannte ISDN-[[NGN-Anschluss|NGN-Anschlüsse]] an. Das erfolgt dort, wo der Anbieter keine eigenen [[Digitale Vermittlungsstelle Ortsnetz|Ortsvermittlungsstellen]] unterhält bzw. diese nicht mehr weiter ausbaut und seine Telekommunikationsdienstleistung stattdessen exklusiv mittels [[Datenanschluss]]-[[Vorleistung]] ([[Bitstromzugang]], [[T-DSL-Resale]]) oder eigenen [[DSLAM]]s anbietet.


Anstatt durch den NTBA erfolgt der Netzabschluss mit dem für ISDN-Endgeräte bereitgestellten ISDN-[[S0-Bus|S<sub>0</sub>-Bus]] durch ein [[Integrated Access Device]] und die Kommunikation läuft [[Internet Protocol|IP]]-basiert über ein [[Session Initiation Protocol|SIP]]-Gateway. Dabei werden ISDN-typische Merkmale nachgebildet bzw. emuliert; es handelt sich aber um keinen vollwertigen DSS1-ISDN-Anschluss. Aufgrund eines fehlenden Datenkanals werden meist nur Sprachdienste unterstützt – zahlreiche ISDN-Dienstmerkmale stehen somit nicht zur Verfügung (z.&nbsp;B. [[Fax#Technik und Normung|Gruppe-4-Telefax]], B-Kanalbündelung, Datex-P, Parken/Entparken).
== Siehe auch ==
*[[Breitband-ISDN]], [[ISDN Digital Subscriber Line]]
*Mobiltelefon: [[Global System for Mobile Communications|GSM]]
*[[Digital Subscriber Line|DSL]]
*VoIP [[IP-Telefonie]] (Voice over IP)


Meist fehlt auch die Notspeisefähigkeit. Bei einem Ausfall der regulären Energieversorgung ist der Teilnehmer eines solchen emulierten ISDN-Anschlusses bei fehlender [[Unterbrechungsfreie Stromversorgung|USV]] nicht erreichbar und kann nicht telefonieren – anders als bei einem Anschluss mit Notspeisung. Selbst bei vorhandener USV muss allerdings beachtet werden, dass ein evtl. zwischengeschalteter Outdoor-[[Digital Subscriber Line Access Multiplexer|DSLAM]] nicht notstromversorgt ist und somit die Kommunikation trotzdem ausfällt – im Gegensatz zu ISDN. Hier wurde die Vermittlungsstelle meist über Stützbatterien und Notstromaggregate notversorgt; außerhalb der Vermittlungsstellen war im Normalfall nur passive Technik ([[Kabelverzweiger]]) eingesetzt. Mit [[ISDN over IP]] existiert ein proprietäres Protokoll, das ISDN mit allen Leistungsmerkmalen auch über Voice-over-IP-Verbindungen ermöglicht, aber wegen des kostengünstiger realisierbaren SIP kaum Anwendung findet.
==Literatur==
*Kanbach, Andreas; Körber, Andreas: ''ISDN - Die Technik''. Hüthig Verlag,1999, ISBN 3-7785-2288-4
*Torsten Schulz: ''ISDN am Computer''. Berlin, Heidelberg 1998, ISBN 35-4062-783-9
*Wolf-Dieter Haaß: ''Handbuch der Kommunikationsnetze. Einführung in die Grundlagen und Methoden der Kommunikationsnetze''. Berlin, Heidelberg 1997, ISBN 35-4061-837-6
*Peter Bocker: ''ISDN - Digitale Netze für Sprach-, Text-, Daten-, Video- und Multimediakommunikation''. Berlin, Heidelberg 1997, ISBN 35-4057-431-X


==Weblinks==
== Literatur ==
* Peter Kahl: ''ISDN – Das neue Fernmeldenetz der Deutschen Bundespost Telekom.'' R. v. Decker, Heidelberg 1992, ISBN 3-7685-0592-8.
*[http://www.schlenn.net/docs/isdn4linux/draft/de/html/ Linux ISDN HOWTO] Installation und Anwendung von ISDN unter Linux anhand von praktischen Beispielen
* Andreas Kanbach, Andreas Körber: ''ISDN – Die Technik.'' Hüthig, Heidelberg 1999, ISBN 3-7785-2288-4.
*[http://www.handy-telefon.de/isdn.htm Technische Informationen zu ISDN, insbesondere ein ausführlicher Artikel zur Geschichte und zur Entwicklung von ISDN]
* Torsten Schulz: ''ISDN am Computer.'' Springer, Berlin / Heidelberg 1998, ISBN 3-540-62783-9.
*[http://www.netzmafia.de/skripten/telefon/isdn-a.html Ausführliches ISDN-Skript der FH München]
* Wolf-Dieter Haaß: ''Handbuch der Kommunikationsnetze. Einführung in die Grundlagen und Methoden der Kommunikationsnetze.'' Springer, Berlin Heidelberg 1997, ISBN 3-540-61837-6.
*[http://info.electronicwerkstatt.de/bereiche/uebertragung/telecom/isdn/isdn.html Grundlagen zum ISDN-Standard]
* Peter Bocker: ''ISDN – Digitale Netze für Sprach-, Text-, Daten-, Video- und Multimediakommunikation.'' Springer, Berlin / Heidelberg 1997, ISBN 3-540-57431-X.
*[http://www.shamrock.de/dfu/index.htm?dfu3.htm#isdn Grundlagen insbesondere zur Nutzung von ISDN über PCs]
* Horst Frey: ''ISDN selbst anschließen und einrichten.'' Franzis, Poing 2003, ISBN 3-7723-4237-X.
* {{Literatur |Autor=Oliver Rosenbaum |Titel=ISDN-Fachlexikon |Auflage=2 |Verlag=bhv |Ort=Kaarst |Datum=1998 |ISBNformalFalsch=3-8287-6021-1}} Korrekte ISBN 3-8287-6021-X
* Hubert Zitt: ''ISDN für PC und Telefon.'' Markt & Technik, München, 1998, ISBN 3-8272-5273-3.


== Weblinks ==
{{WikiReader Internet}}
{{Commonscat|ISDN}}
* {{Internetquelle |url=https://www.itu.int/rec/T-REC-I/e |titel=Integrated services digital network |hrsg=[[Internationale Fernmeldeunion|International Telecommunication Union (ITU)]] |sprache=en |abruf=2024-06-03 |abruf-verborgen=1 |kommentar=Liste der Standards zu ISDN}}
* {{Internetquelle |url=http://www.protocols.com/pbook/isdn/ |titel=ISDN |werk=protocols.com |hrsg=RADCOM |sprache=en |offline=1 |archiv-url=https://archive.is/O8g7M |archiv-datum=2016-02-19 |abruf=2006-08-23 |abruf-verborgen=1 |kommentar=Beschreibung des ISDN-Protokolls}}
* {{Internetquelle |autor=Jürgen Plate |url=http://www.netzmafia.de/skripten/telefon/isdn-a.html |titel=ISDN-Grundlagen |werk=Telefon- und ISDN-Installation |hrsg=netzmafia |offline=1 |archiv-url=https://web.archive.org/web/20210504012517/http://www.netzmafia.de/skripten/telefon/isdn-a.html |archiv-datum=2021-05-04 |abruf=2016-02-16 |abruf-verborgen=1 |kommentar=Ausführliches ISDN-Skript}}
* {{Internetquelle |url=https://www.bitkom.org/files/documents/Forum-10_6Auflage_Mai_2011.pdf |titel=Installation von Endeinrichtungen der Telekommunikation – Hinweise, Beispiele, Material, Regeln der Technik – Leitfaden |werk=BITKOM/ZVEI-Forum 10 |hrsg=[[BITKOM]] |datum=2011-05-31 |format=PDF; 2,2&nbsp;MB |offline=1 |archiv-url=https://web.archive.org/web/20130212070406/https://www.bitkom.org/files/documents/Forum-10_6Auflage_Mai_2011.pdf |archiv-datum=2013-02-12 |abruf=2024-06-03 |abruf-verborgen=1 |kommentar=u.&nbsp;a. Erläuterung von sternförmigem S<sub>0</sub>-Bus}}


== Einzelnachweise ==
{{Exzellent}}
<references />
{{Exzellent|7. März 2005|4817458}}


{{Normdaten|TYP=s|GND=4114048-5|LCCN=sh/86/852}}
[[Kategorie:ISDN]]


[[cs:ISDN]]
[[Kategorie:ISDN| ]]
[[da:ISDN]]
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[[fr:Réseau numérique à intégration de services]]
[[gl:RDSI]]
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[[nl:Integrated Services Digital Network]]
[[no:ISDN]]
[[pl:ISDN]]
[[pt:RDIS]]
[[ru:ISDN]]
[[tr:ISDN]]
[[zh:综合业务数字网]]

Aktuelle Version vom 22. Januar 2025, 17:01 Uhr

ISDN-Telefon

Integrated Services Digital Network bzw. Integriertes Sprach- und Datennetz[1][2][3] (ISDN) ist ein internationaler Standard für ein digitales Telekommunikationsnetz. Der deutschsprachige Begriff Integriertes Sprach- und Datennetz war der ursprüngliche Begriff; er stand gleichberechtigt (teilweise sogar bevorzugt) neben dem englischsprachigen Begriff, der auch im deutschen Sprachraum eingeführt wurde, um der Internationalität des Systems Rechnung zu tragen.[4][5] Der internationale Begriff lässt sich alternativ auch deutsch als dienstintegrierendes digitales Netz übersetzen.[6] Über dieses Netz werden verschiedene Dienste wie Fernschreiben (Telex), Teletex, Datex-L (leitungsvermittelte Datenübertragung), Datex-P (paketvermittelte Datenübertragung) und Telefonie übertragen und vermittelt.

Vor der Einführung von ISDN gab es für die genannten Dienste jeweils eigene Netze, zwischen denen es Übergänge (Gateways) gab, zum Beispiel zwischen Fernschreibnetz und Teletex oder vom Telefonnetz zu den Datex-Netzen. Da das Telefonnetz das bekannteste der genannten Netze war und auch heute der Dienst Telefonie der meistgenutzte ist, wird die Bezeichnung ISDN oft mit Telefon gleichgesetzt.

Durch Ablösung der analogen Vermittlungsstellen durch Digitaltechnik konnte die Leistungsfähigkeit der Teilnehmeranschlussleitung verdoppelt werden (gleichzeitig zwei Gespräche bzw. Verbindungen); dabei blieb die Bedienung der Endgeräte für den Benutzer weitgehend gleich. Die Datenfernübertragung (z. B. auch die Einwahl ins Internet) ist mit ISDN schneller und komfortabler als mit einem Telefonmodem.

Inzwischen gibt es weitere Techniken zum Telefonieren, etwa GSM, UMTS und LTE beim Mobilfunk, sowie IP-Telefonie (VoIP). Lange Zeit bildete ISDN die Basis für alle anderen Telefonnetze. Netztechnisch wurden alle Vermittlungsstellen in Deutschland auf ISDN umgestellt, wobei aber die Teilnehmeranschlüsse nicht digitalisiert werden mussten. Die Kanäle von analog aufgeschalteten Teilnehmern werden von den Vermittlungsstellen in ein digitales Signal gewandelt und weitervermittelt. Neue Anschlüsse werden in Deutschland aber meist per Next Generation Network (NGN) realisiert.

Seit Anfang der 2000er Jahre besaß jedes Mitgliedsland der Europäischen Union ISDN-Telekommunikationsstrukturen. In Deutschland war ISDN flächendeckend verfügbar.

Geschichtliche Entwicklung

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In den 1970er Jahren erreichte die Digitaltechnik das Telefonnetz und sollte die mechanischen Vermittlungsstellen ersetzen. Damit sollte eine bessere Auslastung der Leitungen und mehr Komfort für die Benutzer erreicht werden. Die zuständige Organisation, das Comité Consultatif International Téléphonique et Télégraphique (CCITT, heute ITU Telecommunication Standardization Sector (ITU-T), ein beratender technischer Ausschuss der Internationalen Fernmeldeunion (ITU)), erarbeitete dazu technische Spezifikationen (Recommendations) für ein digitales Telefonnetz, die unter dem Namen ISDN 1980 erstmals verabschiedet wurden.

Mitte der 1980er Jahre befürchteten zahlreiche Strategen in der europäischen Elektroindustrie und der damaligen EG-Kommission, dass Europa auf dem Gebiet der Telekommunikation gegenüber den USA und Japan deutlich ins Hintertreffen geriete, wenn es nicht gelänge, die staatsmonopolistischen Anachronismen abzuschaffen und den Wettbewerb nationaler Sonderlösungen zu beenden.

Um dieses Szenario zu verhindern, sollten einheitliche Normen und gemeinsame Märkte geschaffen werden. 1988 wurde dazu von der EG-Kommission das Europäische Institut für Telekommunikationsnormen (ETSI) gegründet, das Standards für ein gemeinsames digitales Telefonnetz erarbeiten sollte. Am 6. April 1989 wurde unter seiner Leitung von 26 Netzbetreibern aus 20 europäischen Ländern der DSS1-Standard (auch Euro-ISDN genannt) ins Leben gerufen, der die nationalen ISDN-Systeme vereinheitlichen sollte und einige technische Verbesserungen brachte. Im Dezember 1993 erfolgte die Einführung von Euro-ISDN auf der Basis des Memorandum of Understanding on the Implementation of a European ISDN.

ISDN: Sonderbriefmarke der Deutschen Bundespost von 1988
ISDN-Telefonanlage Eumex 220PC

In der Bundesrepublik Deutschland entschied die Deutsche Bundespost 1979, alle Ortsvermittlungsstellen zu digitalisieren. Bei Feldversuchen in Berlin (unter dem Namen DIGON = „DIGitales OrtsNetz“) hatte sich gezeigt, dass durch den Einsatz digitaler Technik zwei unabhängige Duplex-Kanäle simultan übertragen werden konnten. 1982 fiel die Entscheidung für die ISDN-Technik und die Pläne wurden konkretisiert. Darauf folgte der Bau einer Teststrecke in West-Berlin sowie schließlich 1987 zwei Pilotprojekte in Mannheim und Stuttgart.[7] 1989 begann der offizielle Betrieb des nationalen ISDN nach dem 1TR6-Standard (damals durch die Deutsche Bundespost einfach als ISDN, heute zur besseren Unterscheidbarkeit als nationales ISDN bezeichnet). Die Deutsche Bundespost war damit der Vorreiter für ISDN in Europa.

Die Digitalisierung des seit 100 Jahren analogen Telefonnetzes galt als gigantisches Investitionsprojekt, mit dem die Bundesrepublik und ihre Telekommunikationskonzerne an die Spitze im zukunftsträchtigen Telekommunikationsmarkt katapultiert werden sollten. Bei diesem ersten großen Digitalisierungsprojekt stand schon von Beginn an die Trennung des Digitalen Transportwegs von den darauf beruhenden Diensten (als zusätzlicher Kommunikationsdienst) im Vordergrund. Da das Internet noch nicht verbreitet war, dachte man zunächst vorwiegend an Bildübertragung bzw. Bildtelefonie.[8] Da viele Verbraucher den Sinn der Digitalisierung noch nicht verstanden, wurde die Abkürzung „ISDN“ spöttisch zum Backronym „Ist sowas denn nötig?“ glossiert.[8][9] Gleichzeitig wurde vor Risiken von ISDN gewarnt. Beispielsweise argumentierten einige Datenschutzexperten, dass ISDN ein „qualitativer Sprung“ bei der totalen Erfassung sei, da es die Erfassung und Speicherung sämtlicher Verbindungsdaten ermögliche (vgl. Vorratsdatenspeicherung).

Nachdem bis zum Mai 1994 notwendige Softwareänderungen in den Vermittlungsstellen abgeschlossen waren, war Euro-ISDN in Deutschland kommerziell verfügbar. Seit September 1995 war das Telefonnetz so weit digitalisiert, dass ISDN flächendeckend verfügbar war (bei noch nicht digitalen Vermittlungsstellen durch Fremdanschaltung; die vollständige Digitalisierung wurde Ende 1997 erreicht). Bis Mitte 1996 wurde die Umstellung auf ISDN-Technik durch die Deutsche Telekom mit einer großen Fördermaßnahme unterstützt – für einen neuen Anschluss wurden bis zu 300 DM und bei Anschaffung einer Telefonanlage bis zu 700 DM gutgeschrieben.

In der Geschäftsstrategie der Deutschen Telekom hatte die Vermarktung von ISDN lange außerordentliches strategisches Gewicht. Daher entschied man sich als weltweit einziger etablierter Netzbetreiber bei der Einführung der ADSL-Technik flächendeckend für das mit Reichweiten- und Bandbreitennachteilen behaftete ADSL-over-ISDN (Annex B). Kunden mit analogem T-Net-Anschluss sollten keine DSL-Verfügbarkeits- bzw. Bandbreitenvorteile gegenüber T-ISDN-Kunden haben. Mit der Umstellung auf NGN wird seitens der Deutschen Telekom ISDN nicht mehr vermarktet und es wurden anbieterseitige Kündigungen der ISDN-Anschlüsse ausgesprochen, um die Umstellung auf IP-basierte Anschlüsse in der Fläche zu erproben. Von der Deutschen Telekom wird bei den IP-basierten Anschlüssen für splitterloses DSL („DSL ohne Splitter“) Annex J verwendet.[10] Das bedeutet nach Planung das Ende für Telefonanschlüsse des ISDN (und damit für ADSL-over-ISDN, „Annex B“) im Netz der Deutschen Telekom.[11]

Ende 2006 existierten 12,65 Mio. ISDN-Basisanschlüsse (genau ein Drittel der Telefonanschlüsse insgesamt) und 113.000 ISDN-Primärmultiplexanschlüsse. 2016 gab es 8,23 Mio. Analog-, 4,57 Mio. Basis- und 85.000 Primärmultiplexanschlüsse sowie 26.000 öffentliche Telefonstellen, Tendenz weiter fallend.[12]

Im Jahr 2009 waren in der Bundesrepublik bei 32,1 % aller Haushalte ISDN-Anschlüsse geschaltet.[13] Von 2007 bis 2013 sank die Anzahl der ISDN-Basis-Anschlüsse in Deutschland von 12,86 Millionen auf 9,02 Millionen.[14]

Die Telekom hat ursprünglich angekündigt, die Migration aller Privatkunden mit ISDN-Anschlüssen auf andere Produkte bis 2018 abgeschlossen zu haben. Dieser Termin wurde mehrfach verschoben, zuletzt auf Ende 2020.[15] Ende 2022 wurde ISDN komplett abgeschaltet.[16]

In Österreich begann die Digitalisierung 1978 mit der Einführung des OES (Oesterreichisches Elektronisches System) durch die Post- und Telegraphenverwaltung (PTV). Ab 1986 wurde die OES-Technik flächendeckend eingesetzt. Im Februar 1992 wurde im Bereich der Wiener Ortsvermittlungsstelle „Dreihufeisengasse“ ein ISDN-Pilotversuch gestartet, an dem bis zum Jahresende bereits 200 Basisanschlüsse angeschlossen wurden. Bis 1999 wurde das gesamte österreichische Telefonnetz digitalisiert, in diesem Jahr gab es insgesamt 247.000 ISDN-Anschlüsse. 2002 stieg die Zahl auf insgesamt 438.000. Die österreichische Implementierung von ISDN unterscheidet sich von anderen u. a. dadurch, dass es eine „Globalnummer“ gibt, die keinem Gerät per MSN zugeordnet werden kann. Manche ISDN-Geräte (zum Beispiel Telefonanlagen) müssen dieses Spezifikum berücksichtigen, um problemlos zu funktionieren. Mit dem Telekom Austria Produkt AON-Complete – der ersten Österreichischen Internetflatrate – kam es am 15. November 1999 zu einem Boom an ISDN-Neuanmeldungen, während ein ISDN B-Kanal der Internet Flatrate diente, war über den zweiten B-Kanal zugleich Telefonie möglich.[17] Der ISDN-Complete-Tarif wurde aufgrund von massiven Protesten der Mitbewerber bereits Ende Februar 2000 für Neukunden wieder eingestellt.

In der Schweiz wurde 1988 mit Swissnet 1 das erste ISDN in Betrieb genommen. Bis 1996 konnten insgesamt 250.000 Kunden gewonnen werden, im Jahr 2004 gab es über 900.000 Anschlüsse. Im Jahre 2008 ist der Anteil von ISDN-Anschlüssen jedoch wieder geschrumpft. Da zu dieser Zeit ein VDSL-Modem über eine Analogleitung Datenübertragungsraten von 20.000 kbit/s in Empfangsrichtung erreicht, hat sich die Bedeutung von ISDN und die Beschränkung von ADSL-over-ISDN verringert. Zudem setzen dem Provider Swisscom (der als Einziger in dem sich öffnenden Markt ISDN anbietet) andere Lösungen entgegen: Sunrise Communications sowie Salt Mobile mit reinen Drahtloslösungen, sowie verschiedene Kabelnetzbetreiber (wie UPC Schweiz, Quickline, NetPlus, ImporWare – insgesamt weit über 1 Million Kunden) mit einem Angebot für Daten, Telefon, Fax und Fernsehsignal für über 200 Kanäle, darunter viel in HDTV Qualität auf Breitbandnetzen. Swisscom startete 2017 den großflächigen Wechsel von ISDN auf IP.[18] Bis Ende September 2019 wurden alle Anschlüsse umgestellt.[19]

In den USA wurde 1992 unter dem Namen NI-1 (US National ISDN Phase 1) das System 5ESS eingeführt, das sich von DSS1 stark unterschied. Später wurde als NI-2 eine verbesserte Version dieses Systems eingeführt. Aufgrund der fehlenden Förderung und der preislichen Gestaltung ist dieses System in den USA nur ein Nischenprodukt geblieben.

Parallel bietet AT&T unter dem Namen „5ESS“ ein eigenes nur endkundenseitig NI-1-kompatibles System an. Der auf Very Compact Digital Exchange (VCDX) basierende Datenstandard 5ESS-2000 stellt NI-1-Merkmale für digitale Endgeräte an einer analogen Vermittlungsstelle zur Verfügung und ist damit eine Brückentechnologie zwischen analoger und digitaler Telefonie für einen verhältnismäßig kleinen Kundenkreis.

Internationale Verbreitung

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Sehr unterschiedlich entwickelte sich die Verbreitung von ISDN weltweit.

ISDN-Anschlüsse pro 1000 Einwohner im Jahr 2005:[20]
Norwegen 401
Dänemark 339
Deutschland 333
Schweiz 331
Japan 240
Großbritannien 170
Finnland 170
Schweden 140
Italien 105
Frankreich 90
Spanien 58
USA 47

Unterschiede zum analogen Anschluss

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Der Hauptunterschied zum analogen Festnetzanschluss besteht in der digitalen Übertragung bis zum Endgerät. Dadurch ist es möglich, über einen Anschluss mehrere Kanäle gleichzeitig zu übertragen. Beim ISDN-Basisanschluss stehen zwei Kanäle zur Verfügung, die völlig unabhängig voneinander für Telefongespräche, Fax oder Datenübertragungen genutzt werden können; man kann also zum Beispiel während eines Telefongesprächs ein Fax absenden oder gleichzeitig telefonieren und (ohne ADSL) im Internet surfen.

Für einen ISDN-Mehrgeräteanschluss können in Deutschland bis zu 10 Rufnummern (genannt Multiple Subscriber Number, MSN) vergeben werden, die beliebig auf die ISDN-Endgeräte verteilt werden können. Durch die Dienstkennungen unterschieden, kann eine MSN für verschiedene Anwendungen (Dienste), zum Beispiel für Telefonie und ISDN-Datenübertragung, genutzt werden, ohne dass diese sich gegenseitig stören – in der Theorie. In der Praxis kommt es zu Konflikten, wenn beispielsweise ein Fax von einem Analoganschluss (also ohne Dienstkennung) eine MSN anruft, die nur per Dienstkennung zwischen Fax und Telefon unterscheidet. In der Praxis verließ man sich deshalb meist nicht auf diese Funktion, sondern vergab für jedes Gerät eine der zehn MSNs. Zusätzlich stellt ISDN zahlreiche vermittlungstechnische Leistungsmerkmale bereit, deren Steuerinformationen – wie auch die Signalisierung zum Aufbau und Abbau der Verbindungen – über einen separaten Datenkanal (D-Kanal) übertragen werden.

Die digitale Übertragung ermöglicht gegenüber der analogen Technik zahlreiche Qualitätsverbesserungen: Die Signale können bei durchgehend digitaler Übertragung verlustfrei übertragen werden. Bei der analogen Übertragung wird das Signal nur verstärkt, nicht regeneriert. Dabei wird nicht nur das Nutzsignal verstärkt, sondern auch Rauschen und Fremdspannungen. Je länger die Verbindungsstrecke ist, desto kleiner wird bei analoger Übertragung das Signal-Rausch-Verhältnis, somit verschlechtert sich die Qualität der Übertragung. Die Sprachqualität digitaler Übertragungen ist deshalb deutlich besser. Außerdem sind Datenübertragungen schneller, da kein Modem zwischengeschaltet werden muss, sondern die Daten direkt über das Netz übermittelt werden. Prinzipiell kann die Übertragung über eine Anschlussleitung bei Verwendung effektiver Codierungs- und Modulationsverfahren viel schneller als die ISDN-Geschwindigkeit von 2 × 64 kbit/s sein (etwa bei DSL), die Begrenzung auf den für Sprache typischen Frequenzbereich von 300 Hz bis 3400 Hz in den Übertragungs- und Vermittlungssystemen schränkt die Geschwindigkeit jedoch ein.

Um analoge Endgeräte wie Telefon, Fax, Anrufbeantworter oder Modem an einen ISDN-Anschluss anzuschließen, benötigt man einen a/b-Wandler, der auch als Terminaladapter (abgekürzt TA) bezeichnet wird, oder eine ISDN-Telefonanlage mit analogen Nebenstellenanschlüssen.

Nachteil der ISDN-Technik gegenüber analogen Anschlüssen ist, dass ein Betrieb eines einfachen schnurgebundenen Telefons ohne eigenständige Stromversorgung im Regelbetrieb nicht vorgesehen ist – zumindest entweder NTBA oder das ISDN-Telefon müssen laut ISDN-Spezifikation im Regelbetrieb extern mit Strom versorgt werden. Ausnahme davon ist der Notbetrieb, bei dem, falls der NTBA nicht mit Netzspannung versorgt wird, die Versorgungsspannung auf dem S0-Bus umgekehrt wird und dadurch dem (dann einzigen zulässigen) Endgerät signalisiert wird, dass es seinen Verbrauch einschränken muss.

Öffentlich verfügbare Anschlusstypen

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Ein ISDN-Anschluss ist in zwei Varianten verfügbar: Als Basisanschluss (an einer Uk0-Schnittstelle) oder als Primärmultiplexanschluss (an einer Uk2- oder UG2-Schnittstelle).

Basisanschluss (Basic Rate Interface (BRI))

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Ein Basisanschluss hat zwei Nutzkanäle (B-Kanäle) und einen Kanal für Steuerinformationen (D-Kanal). Jeder der beiden Nutzkanäle bietet eine Datenübertragungsrate von 64 kbit/s (USA und einige andere Länder 56 kbit/s), der Steuerkanal (D-Kanal) von 16 kbit/s. Für die Rahmenkennung (Synchronisation) und für Servicezwecke werden weitere 16 kbit/s belegt, sodass die Bruttobitrate am Basisanschluss 160 kbit/s beträgt[21].

Basisanschlüsse sind verfügbar als

  • Mehrgeräteanschluss (Point-to-Multipoint) zum Anschluss von bis zu acht ISDN-Endgeräten
  • Anlagenanschluss mit Basisnummer (Point-to-Point) zum Anschluss einer einzigen Telekommunikationseinrichtung, zum Beispiel einer Telefonanlage

Primärmultiplexanschluss (Primary Rate Interface (PRI))

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Ein Primärmultiplexanschluss hat 30 Nutzkanäle mit je 64 kbit/s (USA und einige andere Länder 56 kbit/s) und einen Steuerkanal mit 64 kbit/s sowie einen weiteren Kanal für Synchronisation und Wartung mit weiteren 64 kbit/s. Er ist nur als Anlagenanschluss verfügbar und wird zum Anschluss von Telefonanlagen oder für 2-Mbit/s-Festverbindungen genutzt.

Anbieter in Deutschland

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In Deutschland können seit dem Inkrafttreten der dritten Stufe der Postreform 1998 neben der Deutschen Telekom auch andere Netzbetreiber Telefonanschlüsse anbieten, wobei die alternativen Netzbetreiber üblicherweise die sogenannte Letzte Meile, also die Anschlussleitung von der Ortsvermittlungsstelle bis in die Wohnung des Teilnehmers, von der Deutschen Telekom mieten und zur Anbindung des Teilnehmers an die eigene Vermittlungstechnik nutzen. Weiterhin können Verbindungsnetzbetreiber und Internetprovider ISDN-Verbindungsleistungen auf der Basis von Call-by-Call/Internet-by-Call und Preselection über bestehende T-ISDN-Anschlüsse der Telekom anbieten. Im Jahr 2022 stellte mit Vodafone auch der letzte Betreiber eines ISDN-Netzes auf IP-Telefonie um; neu ist ein ISDN-Anschluss nicht mehr erhältlich.[22]

In neuer Zeit tritt verstärkt das Phänomen des sog. „unechten“ ISDN-Anschlusses auf. Dabei stellt ein Anbieter dem Kunden über ein IAD eine S0-Schnittstelle zur Verfügung, ohne allerdings alle ISDN-Funktionen zu unterstützen. Es handelt sich dann meist um Anschlüsse auf der Basis von NGN. Eine klassische Übertragung per Uk0 im Basisband liegt dann nicht mehr vor. Diese Technik wird z. B. von Kabelnetzbetreibern mit einer Fritz!Box vom Hersteller AVM angeboten, da über das Kabelfernsehnetz nur Voice over Cable möglich ist.

Physische Spezifikationen

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Verkabelung beim Mehrgeräteanschluss (Point-to-Multipoint)

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Anschlussplan für den S0-Bus

Bei einem Mehrgeräteanschluss erfolgt die Verbindung zur Ortsvermittlungsstelle ebenso wie bei einem analogen Anschluss über eine Kupfer-Doppelader. Die alte TAE-Dose ist eigentlich überflüssig geworden, bleibt meist jedoch aus Kostengründen (zum Anschluss eines NTBA durch den Kunden; NTBA mit Selbstmontage) bestehen. In der Regel wird der NTBA mit einem mitgelieferten Spezialkabel an die TAE-Dose angeschlossen. Der NTBA setzt das digitale Signal von der ankommenden zweiadrigen UK0- auf die vieradrige S0-Schnittstelle um.

Alternativ sind in nebenstehendem Anschlussplan bei Verwendung von UAE-Dosen auch folgende Klemmenbezeichnungen möglich: 1a = 4; 1b = 5; 2a = 3; 2b = 6.

Reichen die am NTBA vorhandenen Steckmöglichkeiten nicht aus oder sollen die Endgeräte räumlich getrennt aufgestellt werden, kann bei Bedarf ein bis zu 150 m langer passiver S0-Bus angeklemmt werden. Dafür sollten Leitungen mit mindestens 0,6 mm Aderndurchmesser verwendet werden, eine spezielle Abschirmung ist in der Regel nicht erforderlich; Leitungen der Kategorie 3 reichen aus. An maximal zwölf IAE- oder UAE-Dosen können gleichzeitig insgesamt bis zu acht Endgeräte angeschlossen werden, maximal vier Geräte können dabei über den NTBA mit Strom versorgt werden (12:8:4-Regel). Das Ende des S0-Busses sollte über zwei 100-Ω-Abschlusswiderstände terminiert werden. Diese Abschlusswiderstände verhindern eine Reflexion des Signals am offenen Ende des Bussystems. Ausschließlich bei einer theoretisch unendlich langen Leitung könnte die Terminierung vernachlässigt werden. Eine Installation mit dem NTBA in der Busmitte verlangt an beiden Bus-Enden Abschlusswiderstände, die Widerstände im NTBA sind in diesem Fall abzuschalten.

Der NTBA ist kein Endgerät, sondern eine Netzkomponente: Den Übergang vom öffentlichen Telefonnetz in das teilnehmereigene Hausnetz (mit allen Rechten und Pflichten) bildet nicht wie beim analogen Anschluss die sogenannte 1. TAE, sondern der NTBA. Sind im Haus (schaltungstechnisch) vor dem NTBA noch analoge Zusatzgeräte (zum Beispiel Zusatzwecker oder Wechselschalter) vorhanden, müssen diese vor Inbetriebnahme des ISDN-Anschlusses abgebaut werden.

Verkabelung beim Anlagenanschluss (Point-to-Point)

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Bei einem Anlagenanschluss wird an den NTBA beziehungsweise NTPM nur ein ISDN-Gerät angeschlossen. Das ist in der Regel eine Telefonanlage.

  • Bei einem Basisanschluss ist die Verkabelung prinzipiell wie unter Mehrgeräteanschluss beschrieben, mit dem Unterschied, dass maximal eine Dose verwendet wird. Der Anschluss des NTBA an die Hausstromversorgung ist dabei nicht erforderlich (siehe Stromversorgung bei S0).
  • Bei einem Primärmultiplexanschluss erfolgt die Verkabelung meist sechsadrig; zwei Doppeladern für die S2M-Schnittstelle und eine Doppelader für die Stromversorgung des NTPM, da dieser in der Regel durch die Telefonanlage mit Strom versorgt wird.
  • Die Kabellänge zwischen dem NTBA und der Telefonanlage, als einzigem angeschlossenem Gerät, kann je nach verwendetem Kabeltyp maximal 500 bis 1000 m betragen.
  • Neben speziellen ISDN-Kabeln (Westernstecker, zwei Aderpaare verwendet) können auch Netzwerkkabel zur Verbindung der Geräte verwendet werden.

Stromversorgung

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Schaltbild eines NTBA

Regelstromversorgung

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Um angeschlossene Geräte mit Strom versorgen zu können, erzeugt der an die Hausstromversorgung angeschlossene NTBA eine Speisespannung von 40 V. Diese wird über den S0-Bus zu den Endgeräten geleitet und darf mit maximal 4,5 W belastet werden. Die Speisung erfolgt dabei durch das Einkoppeln in die Signaladern. Um die Sende- und Empfangselektronik nicht zu behindern, wird die Spannung zwischen den Adernpaaren für die Sende- und Empfangsrichtung aufgebaut. Innerhalb eines Adernpaares ist also keine Spannung messbar. Dieses Konzept wird auch als Fernspeisung bezeichnet. Bei Regelstromversorgung liegt der Pluspol der Speisung an den Pins 3 und 6 des NTBA, der Minuspol an den Pins 4 und 5.

Der Anschluss des NTBA an die 230-V-Versorgung ist nur dann notwendig, wenn direkt am NTBA oder an einem angeschlossenen S0-Bus Endgeräte ohne eigene Stromversorgung (z. B. ein ISDN-Telefon) angeschlossen werden sollen. Haben alle angeschlossenen Geräte eine eigene Stromversorgung, muss der NTBA nicht an die 230-V-Versorgung angeschlossen werden; die Energie für seinen eigenen Betrieb erhält der NTBA immer von der Vermittlungsstelle über die Teilnehmeranschlussleitung. Letztere Installationsform spart Energie und kann sich positiv auf die Lebensdauer des NTBA auswirken, da das integrierte Netzteil dann nicht in Betrieb ist und somit weniger Wärme erzeugt wird.

Notstromversorgung

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Damit auch bei einem teilnehmerseitigen Stromausfall telefoniert werden kann, können geeignete ISDN-Telefone von der Ortsvermittlungsstelle mit Energie versorgt werden (Notstrombetrieb). Die Leistung, die der NTBA bei Stromausfall liefern kann, ist jedoch auf 380 mW begrenzt[23]. Bei Notstrombetrieb kann nur ein einziges (notspeisefähiges und -berechtigtes) ISDN-Telefon versorgt werden, obwohl mehrere notspeisefähige Geräte am S0-Bus angeschlossen sein können, die jedoch keine Notspeiseberechtigung haben (dürfen), da das die Notspeisung überlasten würde bzw. eine Schutzabschaltung eintritt. Diese Option, den Notbetrieb bei einem Telefon zu aktivieren, ist in der Regel als mechanischer Schalter ausgeführt. Dadurch kann diese Einstellung auch im Fall eines bereits vorliegenden Notbetriebs noch geändert werden, da hier oft nur Grundfunktionen des ISDN-Telefons zur Verfügung stehen: Telefoniert werden kann ganz normal, aber apparateseitige Komfortmerkmale mit hohem Stromverbrauch (z. B. Freisprechen, Lauthören, Displaybetrieb) funktionieren im Notstrombetrieb meist nicht.

Im Unterschied zur normalen Speisung wird die Notspeisespannung mit umgekehrter Polarität an die Leitungen des Busses angelegt. Dadurch erkennen ISDN-Endgeräte den Notstrombetrieb.

Nicht alle Telefontypen sind notspeisefähig. So brauchen beispielsweise die Basisstationen von Schnurlostelefonen auf jeden Fall eine lokale Spannungsversorgung, die bei Netzausfall z. B. aus einer USV erfolgen kann.

Logische Spezifikationen

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Implementierungen

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In Deutschland wurde ursprünglich ISDN nach dem nationalen Standard 1TR6 angeboten, seit 1991 existiert jedoch ein europaweit einheitlicher ISDN-Standard (DSS1); ISDN mit DSS1-Protokoll wird auch als Euro-ISDN bezeichnet. Außerhalb Europas und in Telefonanlagen kommen auch andere Implementierungen zum Einsatz. Die letzten ISDN-Anschlüsse, die noch das nationale 1TR6-Protokoll unterstützten, wurden im Dezember 2006 endgültig auf das DSS1-Protokoll umgestellt.

In den USA gibt es ISDN unter dem Namen NI-1 (US National ISDN Phase 1) und NI-2. Die Datenübertragungsrate der Nutzkanäle (B-Kanäle) beträgt wegen der in Nordamerika verwendeten PCM-Kodierung und Sprachkompression (μ-law) dabei nur 56 kbit/s.

In Japan und Hongkong gibt es ISDN-Systeme mit dem Namen INS-Net 64, in Australien TPH 1962.

Sprachübertragung

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Die Sprachsignale werden für die Übertragung im Euro-ISDN mit einer Abtastrate von 8 kHz digitalisiert (Puls-Code-Modulation, PCM) und mit Hilfe einer logarithmischen Kennlinie, die die Besonderheiten der menschlichen Wahrnehmung berücksichtigt (ITU-T-Standard G.711, A-law-Verfahren), zu 8 Bit pro Abtastwert codiert. Damit ergibt sich die für ISDN typische Übertragungsgeschwindigkeit von 64 kbit/s (8000-mal pro Sekunde 8 Bit). Übertragen wird der Frequenzbereich von 300 bis 3400 Hz.

Es ist jedoch auch möglich, den Codec G.722 über ISDN zu übertragen (siehe HD-Telefonie), da dieser auch 64 kbit/s Bandbreite benötigt. Dieser überträgt die Frequenzen von 50 Hz bis 7000 Hz. Beide Gegenstellen müssen dabei HD-fähig sein.

Datenübertragung

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Die B-Kanäle sind bittransparent und synchron, sodass beliebige Leitungscodes verwendet werden können. Um eine Verdoppelung der Datenübertragungsrate zu erreichen, können die beiden B-Kanäle eines Basisanschlusses auch gebündelt werden. Um diese Möglichkeit zu nutzen, sind Endgeräte erforderlich, die in der Lage sind, die beiden B-Kanäle zu synchronisieren (beispielsweise ISDN-PC-Karten oder Videokonferenzsysteme).

Mit Hilfe geeigneter Router können mehrere oder alle Nutzkanäle eines Primärmultiplexanschlusses gebündelt werden. Dadurch können Datenübertragungsraten bis zu 1920 kbit/s (netto) erzielt werden. Diese Möglichkeit wird insbesondere für die Vernetzung von entfernten Standorten innerhalb eines Firmennetzwerks oder für Standleitungen ins Internet genutzt.

V.110 ist ein Protokoll der ITU-T zur Nutzung von Endgeräten mit Schnittstellen der V-Serie (zum Beispiel V.24-Schnittstelle) an diensteintegrierenden Netzen. V.110 realisiert eine Bitratenadaption zur Anpassung der Datenübertragungsrate von langsamen Endgeräten, z. B. Modems, an ISDN. Die Datenübertragungsraten sind bis 19,2 kbit/s standardisiert; bei den meisten V.110-kompatiblen Terminaladaptern sind jedoch Datenübertragungsraten bis 38,4 kbit/s verfügbar. Jedes Bit der V-Schnittstelle wird in ein Bit des 64 kbit/s-Stromes des B-Kanals abgebildet, die Restkapazität wird mit Füllbits gefüllt. Bei einigen Implementierungen können niedrigere Geschwindigkeiten im Multiplexverfahren genutzt werden. Die in V.110 beschriebene Bitratenadaption wird oft auch außerhalb von ISDN verwendet.

V.120 ist eine Weiterentwicklung des Protokolls V.110. Die standardisierte Datenübertragungsrate beträgt hier bis zu 56 kbit/s. V.120 sieht Möglichkeiten für statistisches Multiplexen vor.

Die Signalisierung erfolgt bei ISDN Out-of-Band – sie wird auf einem eigenen Kanal übertragen, und nicht wie im analogen Netz beispielsweise mit Hilfe des Mehrfrequenzwahlverfahrens im Sprachkanal. Dadurch funktionieren der Verbindungsaufbau und die Steuerung der vermittlungstechnischen Leistungsmerkmale sicherer und schneller. Technisch wird für die Signalisierung der D-Kanal genutzt, der bei Basisanschlüssen eine Datenrate von 16 kbit/s und bei Primärmultiplexanschlüssen von 64 kbit/s hat.

Im Kernnetz wird für die Signalisierung zwischen den Vermittlungsstellen auf den sogenannten Zentralen Zeichengabekanälen das Protokoll Signalling System No 7 verwendet.

Referenzpunkte und Schnittstellen

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Ein ISDN-Anschluss besteht aus zwei Teilen: aus der Teilnehmeranschlussleitung (beim Basisanschluss die UK0-Schnittstelle; beim Primärmultiplexanschluss die UK2-Schnittstelle) und der hausinternen Verkabelung (beim Basisanschluss der S0-Bus; beim Primärmultiplexanschluss die S2M-Schnittstelle). Die Teilnehmeranschlussleitung wird durch einen Netzabschluss abgeschlossen (beim Basisanschluss NTBA; beim Primärmultiplexanschluss NTPM).

ISDN-Referenzpunkte

Funktionseinheiten:

  • ET: Exchange Termination (Vermittlungsabschluss) (Ortsvermittlungsstelle)
    • Vermittlungsstelle (Schichten 1 bis 3)
  • LT: Line Termination (Leitungsabschluss) (Ortsvermittlungsstelle)
    • Leitungsübertragungseinrichtung
    • Umsetzung zwischen relativ niedrigratigem Teilnehmeranschluss und hochratigem Multiplexanschluss auf der Vermittlungsseite
  • NT1: Network Termination 1 (NTBA)
    • Schicht 1
  • NT2: Network Termination 2
    • Schicht 1 bis 3
    • optional, erfüllt (wenn vorhanden) vermittelnde oder konzentrierende Aufgaben (z. B. eine Telefonanlage)
  • TA: Terminal Adaptor (Terminaladapter, a/b-Wandler)
    • passt TE2 an die Anforderungen von NT1 bzw. NT2 an
  • TE1: Terminal Equipment Type 1 (ISDN-Endgerät)
    • Gerät, das allen ISDN-Interface-Empfehlungen genügt
  • TE2: Terminal Equipment Type 2 (nicht ISDN-fähiges Endgerät)
    • Gerät, das die ISDN-Interface-Empfehlungen nicht erfüllt

Die Schnittstelle zu Software wird meist durch die CAPI hergestellt. Unter Linux wurden früher auch die Hisax-Treiber verwendet.

Adressierung bei ISDN

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Aufbau der ISDN-Adressen

ISDN-Adressen sind nach der ITU-T-Richtlinie E.164 festgelegt. Die ISDN-Adresse besteht aus der ISDN-Rufnummer und -Subadresse. Die ISDN-Rufnummer adressiert zum Beispiel einen Teilnehmer an einem Basisanschluss. Die Subadresse ist maximal 32 Zeichen lang und dient zum Beispiel zur Adressierung eines Hosts in einem LAN (dieses muss dazu über ein geeignetes Gateway am ISDN angeschlossen sein). Die Subadresse ist für ISDN transparent und nur den nutzenden Teilnehmern bekannt.

ISDN-Emulation über NGN

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Seit der zunehmenden Migration der leitungsvermittelten Festnetze hin zur NGN-Netztopologie bieten einige Anbieter mittels IP-Telefonie „ISDN“ über vorhandene DSL-Anschlüsse als sogenannte ISDN-NGN-Anschlüsse an. Das erfolgt dort, wo der Anbieter keine eigenen Ortsvermittlungsstellen unterhält bzw. diese nicht mehr weiter ausbaut und seine Telekommunikationsdienstleistung stattdessen exklusiv mittels Datenanschluss-Vorleistung (Bitstromzugang, T-DSL-Resale) oder eigenen DSLAMs anbietet.

Anstatt durch den NTBA erfolgt der Netzabschluss mit dem für ISDN-Endgeräte bereitgestellten ISDN-S0-Bus durch ein Integrated Access Device und die Kommunikation läuft IP-basiert über ein SIP-Gateway. Dabei werden ISDN-typische Merkmale nachgebildet bzw. emuliert; es handelt sich aber um keinen vollwertigen DSS1-ISDN-Anschluss. Aufgrund eines fehlenden Datenkanals werden meist nur Sprachdienste unterstützt – zahlreiche ISDN-Dienstmerkmale stehen somit nicht zur Verfügung (z. B. Gruppe-4-Telefax, B-Kanalbündelung, Datex-P, Parken/Entparken).

Meist fehlt auch die Notspeisefähigkeit. Bei einem Ausfall der regulären Energieversorgung ist der Teilnehmer eines solchen emulierten ISDN-Anschlusses bei fehlender USV nicht erreichbar und kann nicht telefonieren – anders als bei einem Anschluss mit Notspeisung. Selbst bei vorhandener USV muss allerdings beachtet werden, dass ein evtl. zwischengeschalteter Outdoor-DSLAM nicht notstromversorgt ist und somit die Kommunikation trotzdem ausfällt – im Gegensatz zu ISDN. Hier wurde die Vermittlungsstelle meist über Stützbatterien und Notstromaggregate notversorgt; außerhalb der Vermittlungsstellen war im Normalfall nur passive Technik (Kabelverzweiger) eingesetzt. Mit ISDN over IP existiert ein proprietäres Protokoll, das ISDN mit allen Leistungsmerkmalen auch über Voice-over-IP-Verbindungen ermöglicht, aber wegen des kostengünstiger realisierbaren SIP kaum Anwendung findet.

  • Peter Kahl: ISDN – Das neue Fernmeldenetz der Deutschen Bundespost Telekom. R. v. Decker, Heidelberg 1992, ISBN 3-7685-0592-8.
  • Andreas Kanbach, Andreas Körber: ISDN – Die Technik. Hüthig, Heidelberg 1999, ISBN 3-7785-2288-4.
  • Torsten Schulz: ISDN am Computer. Springer, Berlin / Heidelberg 1998, ISBN 3-540-62783-9.
  • Wolf-Dieter Haaß: Handbuch der Kommunikationsnetze. Einführung in die Grundlagen und Methoden der Kommunikationsnetze. Springer, Berlin Heidelberg 1997, ISBN 3-540-61837-6.
  • Peter Bocker: ISDN – Digitale Netze für Sprach-, Text-, Daten-, Video- und Multimediakommunikation. Springer, Berlin / Heidelberg 1997, ISBN 3-540-57431-X.
  • Horst Frey: ISDN selbst anschließen und einrichten. Franzis, Poing 2003, ISBN 3-7723-4237-X.
  • Oliver Rosenbaum: ISDN-Fachlexikon. 2. Auflage. bhv, Kaarst 1998, ISBN 3-8287-6021-1 (formal falsch). Korrekte ISBN 3-8287-6021-X
  • Hubert Zitt: ISDN für PC und Telefon. Markt & Technik, München, 1998, ISBN 3-8272-5273-3.
Commons: ISDN – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
  • Integrated services digital network. International Telecommunication Union (ITU); (englisch, Liste der Standards zu ISDN).
  • ISDN. In: protocols.com. RADCOM, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 19. Februar 2016; (englisch, Beschreibung des ISDN-Protokolls).
  • Jürgen Plate: ISDN-Grundlagen. In: Telefon- und ISDN-Installation. netzmafia, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 4. Mai 2021; (Ausführliches ISDN-Skript).
  • Installation von Endeinrichtungen der Telekommunikation – Hinweise, Beispiele, Material, Regeln der Technik – Leitfaden. (PDF; 2,2 MB) In: BITKOM/ZVEI-Forum 10. BITKOM, 31. Mai 2011, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 12. Februar 2013; (u. a. Erläuterung von sternförmigem S0-Bus).

Einzelnachweise

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  1. Arbeitskreis Technische Revision des Deutschen Instituts für Interne Revision: Revision der Instandhaltung von technischen Ausrüstungen in Gebäuden – Kommentierte Prüfungsfragen für die Revisionspraxis (= Deutsches Institut für Interne Revision [Hrsg.]: IIR Schriftenreihe. Band 27). Erich Schmidt Verlag, Berlin 1996, ISBN 3-503-04044-7, Abkürzungsverzeichnis, S. 86 (Eingeschränkte Vorschau, hier: Abkürzungsverzeichnis in der Google-Buchsuche [abgerufen am 3. Juni 2024]).
  2. Frank Schuhholz: Enabling Technologies für den Waren- und Informationsfluß in der Distributionslogistikkette am Beispiel eines Konsumgüterherstellers. diplom.de, 1999, ISBN 3-8324-1710-9, ISBN 978-3-8324-1710-9 (Online, Abkürzungsverzeichnis S. IV)
  3. Rudolf Lapierre, Gerd Steierwald: Verkehrsleittechnik für den Straßenverkehr: Band I Grundlagen und Technologien der Verkehrsleittechnik. Springer-Verlag, 2013, ISBN 3-642-51087-6, ISBN 978-3-642-51087-8 (Online S. 25)
  4. ISDN-Anschluss (Memento vom 16. Dezember 2017 im Internet Archive) – Holger Pellmann, 2012 (anschluss-frei.de)
  5. ISDN – Glossar bei voip-information.de, abgerufen am 17. Dezember 2017
  6. Deutsche Bundespost (Hrsg.): Unterrichtsblätter der Deutschen Bundespost. Nr. 9, 1986, S. 371.
  7. Kaiser, Walter (2014): Technikhistorische Aspekte des „Aufbau Ost“ der Deutschen Telekom. Voraussetzungen und Kontext, in: Kinkel, Klaus (Hg.): Grenzenlose Lei(s)tung: die deutsche Einheit und der Einsatz der Telekom beim „Aufbau Ost“, München, S. 83–106.
  8. a b Jens D. Billerbeck: Wegweiser zum Datenhighway. Springer-Verlag, 2013, ISBN 3-642-95777-3, ISBN 978-3-642-95777-2 ((Vorschau bei Google Books))
  9. Th. Schmitz-Günter: Das Telefon wird zur Datenstation. (1988) In: Joachim Radkau: Technik in Deutschland: Vom 18. Jahrhundert bis heute. (Fußnote Online bei Google Books, S. 483)
  10. Netz der Zukunft: leistungsstarkes Internet trotz Drosselung. Deutsche Telekom, archiviert vom Original am 20. August 2013; abgerufen am 18. Januar 2014 (Abschnitt „Fakt 5: Keiner unserer Kunden wird zwangsweise einen neuen Vertrag erhalten.“).
  11. Henning Gajek: ISDN-Ende: Telekom bekräftigt Pläne für Umschaltung auf All-IP bis 2018. In: teltarif.de. 28. April 2014, abgerufen am 1. Januar 2019.
  12. Bundesnetzagentur Jahresbericht 2016. S. 54, abgerufen am 31. Juli 2017.
  13. Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Statistisches Jahrbuch 2010. S. 542.
  14. Alexander Wick: ISDN-Ende: Telekom plant Umschaltung auf All-IP bis 2018. ICTbroker, 18. Juli 2014, abgerufen am 1. Januar 2019.
  15. Alexander Kuch: Telekom: ISDN-Abschaltung dauert noch bis 2020. Abgerufen am 16. April 2021.
  16. ISDN wird abgeschaltet. tel-company, abgerufen am 3. Juni 2024.
  17. Aon-Complete die erste Internet Flatrate Österreichs. In: aontv.org, abgerufen am 12. September 2010
  18. Analoges Telefonnetz: Swisscom schaltet ab – Sunrise will weiterbetreiben. In: konsumentenschutz.ch. 13. Juli 2016, abgerufen am 3. Juni 2024.
  19. All IP in 60 Sekunden. Swisscom, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 14. Februar 2018; abgerufen am 22. März 2019.
  20. Informations- und Kommunikationstechnologien in Deutschland: Innovationsindikatoren zur IuK-Wirtschaft und Einsatz von IuK als Querschnittstechnologie. (PDF; 515 kB) Bundesministerium für Bildung und Forschung, Januar 2007, abgerufen am 31. Januar 2016.
  21. ETSI TS 102 080 Transmission and Multiplexing (TM); Integrated Services Digital Network (ISDN) basic rate access; Digital transmission system on metallic local lines.
  22. Martin Jeschar: Ende einer Ära: Adieu ISDN – willkommen All IP! In: ip insider. 23. August 2021, abgerufen am 3. Juni 2024.
  23. 1TR5 Technische Forderungen an die Installation von Endstellenleitungen für Endstellen mit S0-Schnittstelle am ISDN-Basisanschluss. Deutsche Telekom. Ausgabe 2/1999, S. 10