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„Tsunami“ – Versionsunterschied

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Ein '''Tsunami''' ist eine sich schnell fortpflanzende Meereswoge, die überwiegend durch [[Erdbeben]] auf dem Meeresgrund (oft auch als „Seebeben“ bezeichnet) ausgelöst wird.
[[Datei:2004-tsunami.jpg|miniatur|hochkant=1.2|Auftreffen des [[Tsunami vom 26. Dezember 2004|Tsunamis vom 26. Dezember 2004]] auf die Küste Thailands bei [[Ao Nang]]]]
[[Datei:SH-60B helicopter flies over Sendai.jpg|hochkant=1.2|mini|Überschwemmter Küstenstreifen in [[Sendai]] nach dem [[Tōhoku-Erdbeben 2011]]]]
[[Datei:NOAA Tsunami Animation-2016.webm|mini|hochkant=1.4|3D Tsunami-Animation]]


Ein (oder selten eine)<ref>{{Internetquelle |url=https://www.duden.de/rechtschreibung/Tsunami |titel=Duden {{!}} Tsunami {{!}} Rechtschreibung, Bedeutung, Definition, Herkunft |werk=[[duden]].de |sprache=de |abruf=2019-11-22}}</ref> '''Tsunami''' ([[Japanische Schrift|jap.]] {{lang|ja|津波}}, wörtlich ‚Hafenwelle‘)<ref name="wadoku_tsunami">{{Internetquelle |url=https://www.wadoku.de/entry/view/7302861 |titel={{lang|ja|津波|tsu nami}} |werk=wadoku.de |hrsg=[[Wadoku]] e.&nbsp;V. |sprache=de ja |abruf=2023-08-31}}</ref>, deutsch ehemals '''Erdbebenwoge''' oder '''Erdbebenfluten'''<ref>{{Literatur |Autor=Melchior, Neumayr et al. |Titel=Allgemeine Geologie |Hrsg=Bibliographisches Institut |Sammelwerk=Erdgeschichte |Band=1 |Verlag=Bibliographisches Institut |Ort=Leipzig, Wien |Datum=1895 |Sprache=de |Seiten=315}}</ref> genannt, ist eine Abfolge besonders [[Wellenlänge|langer]] [[Wasserwelle]]n, die sich über sehr große Entfernungen auszubreiten vermögen und als solche eine Verschiebung von Wasser bzw. Meer in Folge einer Verdrängung darstellen.
Tsunamis werden oft als Flutwellen bezeichnet; ihre Entstehung hat jedoch nichts mit den tageszeitlichen Wechseln zwischen [[Ebbe]] und [[Flut]] (Gezeiten) zu tun; ebensowenig werden Tsunamis durch Wind verursacht. Tsunamis sind nicht mit sogenannten Riesen- oder Monsterwellen ([[Kaventsmann|Kaventsmänner]]) zu verwechseln.


Beim Vordringen in Bereiche geringer Wassertiefe wird das Meer gestaucht und türmt sich dadurch an Küsten zu mehreren hohen [[Flutwelle]]n auf. Diese tragen so das Wasser mit großer Wucht weit über die Uferlinie und richten dabei meist große Zerstörungen an. Beim anschließenden Zurückweichen wird das auf dem überschwemmten Land mitgerissene Material, oft auch Menschen und Tiere, meist weit auf den Ozean hinaus gespült.
Auf offenem Meer werden Tsunamis kaum bemerkt, in Ufernähe jedoch können starke Tsunamis weiträumige katastrophale Schäden verursachen und ganze Küstenstriche verwüsten. Solche Erscheinungen zählen zu den [[Naturkatastrophe]]n.
[[Bild:2004-tsunami.jpg|thumb|300px|Auftreffen des Tsunami vom 26. Dezember 2004 auf die Küste Thailands]]
== Etymologie ==


Tsunamis entstehen infolge plötzlicher Wasserverdrängung, z.&nbsp;B. bei Hebung oder Senkung von Teilen des [[Ozeanboden]]s bei einem unterseeischen [[Erdbeben]] oder durch das Hineinrutschen großer Erd- und Gesteinsmassen ins Wasser sowie auch durch heftige Winde (''→ [[Meteotsunami]]''),<ref name="deutschlandfunk.de FA 15-2-018 Dagmar Röhrlich">{{Literatur |Titel=Meteo-Tsunamis – Wenn der Sturm die Welle antreibt |Sammelwerk=Deutschlandfunk |Online=https://www.deutschlandfunk.de/meteo-tsunamis-wenn-der-sturm-die-welle-antreibt.676.de.html?dram:article_id=410854 |Abruf=2018-03-11}}</ref> aber auch bei künstlich hervorgerufenen [[Explosion]]en oder äußerst selten durch den [[Impakt|Einschlag eines Himmelskörpers]].
Der Begriff ''Tsunami'' („Hafenwelle“; [[Japanisches Schriftsystem|jap.]] 津 ''tsu'': Hafen; 波 ''nami'': Welle<!--"große Welle im Hafen" und ähnliches sind falsche Übersetzungen. tsu = Hafen, nami = Welle-->) wurde durch japanische Fischer geprägt, die vom Fischfang zurückkehrten und im Hafen alles verwüstet vorfanden, obwohl sie auf offener See keine Welle gesehen oder gespürt hatten. Das liegt daran, dass Japan eine Tiefseesteilküste hat. Die Riesenwellen bilden sich quasi erst kurz vor dem Strand und schlagen deshalb über die Hafenmauer in den Hafen, wo sie die Schiffe zertrümmern.


Tsunamis entstehen nicht nur auf den Weltmeeren, auch auf Binnenseen können sich sogenannte [[Tsunami#Binnentsunami|Binnentsunamis]] bilden.
Eine Reihe verheerender Tsunamis zwischen [[1945]] und [[1965]] machte dieses Naturphänomen weltweit bekannt und bildete die Grundlage für wissenschaftliche Arbeiten, in deren Folge sich die japanische Bezeichnung als [[Internationalismus (Sprache)|Internationalismus]] durchsetzte.


== Entstehung ==
== Etymologie ==
Der Begriff ''Tsunami'' ([[Japanische Schrift|japanisch]] für: ''Hafenwelle'', {{lang|ja|津波|tsu nami}})<ref name="wadoku_tsunami" /> wurde durch [[japan]]ische Fischer geprägt, die vom Fischfang zurückkehrten und im Hafen alles verwüstet vorfanden, obwohl sie auf offener See keine Welle gesehen oder gespürt hatten. Darum nannten sie die mysteriösen Wellen Tsu-nami, das heißt „Welle im Hafen“.
{| align="right" border="0" style="margin-left:1em; margin-bottom:0.5em;" width="160px"
| [[Bild:Tsunami-comic.png|thumb|160px|Entstehung und Fortpflanzung eines Tsunami]]
|}
Etwa 86 % aller Tsunamis werden durch [[Erdbeben]] verursacht, die restlichen entstehen durch die abrupte Verdrängung großer Wassermassen, bedingt durch [[Vulkanausbruch|Vulkanausbrüche]], küstennahe [[Bergsturz|Bergstürze]], [[Unterwasserlawine]]n oder [[Meteoriteneinschlag|Meteoriteneinschläge]]. Auch [[Nuklearexplosion]]en können Tsunamis auslösen.
Tsunamis treten am häufigsten im [[Pazifik]] auf: Am Rand des Stillen Ozeans, in der [[Subduktionszone]] des [[Pazifischer Feuerring|Pazifischen Feuerrings]], schieben sich [[Plattentektonik|tektonische Platten]] der Erdkruste ([[Lithosphäre]]) übereinander, wodurch Vulkanismus, See- und Erdbeben verursacht werden.


Eine Reihe verheerender Tsunamis zwischen 1945 und 1965 machte dieses Naturphänomen weltweit bekannt und bildete die Grundlage für wissenschaftliche Arbeiten, in deren Folge sich die japanische Bezeichnung als [[Internationalismus (Sprache)|Internationalismus]] durchsetzte. Vor allem nach dem schweren [[Erdbeben im Indischen Ozean 2004]], das den tödlichsten Tsunami aller Zeiten auslöste, war das Wort in aller Munde.
Ein [[Erdbeben]] kann nur dann einen Tsunami verursachen, wenn alle drei folgenden Bedingungen gegeben sind:


== Erstbeschreibung ==
der Erdoberfläche am Meeresgrund liegt und
Die bisher früheste bekannte wissenschaftliche Beschreibung dieses Naturereignisses mit exakter Ursachenanalyse stammt von dem österreichischen Geowissenschaftler [[Ferdinand von Hochstetter]], der 1868 und 1869 in mehreren Veröffentlichungen der [[Österreichische Akademie der Wissenschaften|kaiserlichen Akademie der Wissenschaften]] das Erdbeben in Peru am 13.&nbsp;August 1868 richtigerweise mit den Tsunamiwellen am 15.&nbsp;August 1868 an der Ostküste Neuseelands sowie Australiens in einem kausalen Zusammenhang darstellte. Aus zeitverzögerten Registrierungen von Beobachtungsstationen berechnete er die Wellengeschwindigkeit mit 325 bis 464 Seemeilen pro Stunde und stellte darüber hinaus fest, dass von den Flutwellen Wassermassen bis in große Tiefe beeinflusst werden.<ref name="Schönlaub">[[Hans Peter Schönlaub|Hans P. Schönlaub]]: {{Webarchiv |url=https://www.geologie.ac.at/de/GEONEWS/2004-12-26-Tsunami.htm |archive-is=20120801065856 |text=''Die Sumatra-Andamanen-Katastrophe vom 26.12.2004 und andere Beben.''}} Abschnitt ''Ferdinand von Hochstetter: Österreichs Pionier in der Tsunami-Forschung.'' Auf: ''geologie.ac.at.'' Mit Abbildung der Kartenskizze von Hochstetter.</ref>
* es eine vertikale Verschiebung des Meeresbodens verursacht, welche die darüber liegende Wassersäule in Bewegung versetzt.


== Entstehung ==
Nur ein Prozent der Erdbeben zwischen [[1860]] und [[1948]] verursachten messbare Tsunamis. Da sich die leichte Erdbewegung aber über das Medium Wasser weit ausbreiten kann, sind größere Schäden als bei gleich starken Beben an Land möglich.
[[Datei:Tsunami080503 svg.svg|miniatur|Entstehung und Fortpflanzung eines Tsunamis]]
Tsunamis werden zu etwa 90 % durch starke Erdbeben unter dem [[Ozeanboden]] angeregt (sogenannte [[Seebeben]]); die übrigen entstehen infolge von [[Vulkanausbruch|Vulkanausbrüchen]], untermeerischen Erdrutschen, in sehr seltenen Fällen durch [[Impakt|Meteoriteneinschläge]]. Daneben werden z.&nbsp;B. durch heftige Winde an einer Gewitterfront ausgelöste „[[Meteotsunami]]s“ beschrieben.<ref name ="deutschlandfunk.de FA 15-2-018 Dagmar Röhrlich" />


Tsunamis treten mit ungefähr 80 % am häufigsten im [[Pazifischer Ozean|Pazifik]] auf: Am Rand des Stillen Ozeans, in der [[Subduktionszone]] des [[Pazifischer Feuerring|Pazifischen Feuerrings]], schieben sich [[Plattentektonik|tektonische Platten]] der Erdkruste ([[Lithosphäre]]) übereinander. Durch die sich ineinander verhakenden Platten entstehen Spannungen, die sich zu einem nicht vorhersehbaren Zeitpunkt schlagartig entladen, wodurch [[Erdbeben|Erd-]] und Seebeben ausgelöst werden. Dabei werden die tektonischen Platten horizontal und vertikal verschoben. Die vertikale Verschiebung hebt oder senkt auch die darüberliegenden Wassermassen. Durch die Gravitation verteilt sich das Wasser als Wellenberg in alle oder als Wellental aus allen Richtungen; je tiefer der Meeresbereich, umso schneller. So breitet sich eine Wellenfront in alle Richtungen aus. Meist ist die unterseeische Bruchzone nicht flächen-, sondern linienförmig, dann bewegt sich die Wellenfront v.&nbsp;a. in zwei Richtungen (rechtwinklig von der Bruchlinie weg).
Möglich ist auch, dass nicht die unmittelbar durch das Erdbeben bedingte Bewegung des Meeresbodens, sondern ein durch das Erdbeben ausgelöster unterseeischer Hangrutsch den Tsunami verursacht. In einem solchen Fall können schon relativ kleine (Magnitude 7) Erdbeben einen Tsunami nach sich ziehen.

Ein Erdbeben kann nur dann einen Tsunami verursachen, wenn alle drei folgenden Bedingungen gegeben sind:
* Das Beben erreicht eine [[Magnitude (Erdbeben)|Magnitude]] von 7 oder mehr.
* Sein [[Hypozentrum]] liegt nahe der Erdoberfläche am Meeresgrund.
* Es verursacht eine vertikale Verschiebung des Meeresbodens, welche die darüberliegende Wassersäule in Bewegung versetzt.
Nur ein Prozent der Erdbeben zwischen 1860 und 1948 verursachten messbare Tsunamis.


== Ausbreitung ==
== Ausbreitung ==
Tsunamis unterscheiden sich grundlegend von Wellen, die durch Stürme entstehen, denn bei diesen kann das Wasser zwar unter außerordentlichen Bedingungen bis zu 30 Meter hoch aufgeworfen werden, die tieferen Wasserschichten bleiben dabei jedoch unbewegt. Bei einem Tsunami bewegt sich dagegen das gesamte Wasservolumen, also die gesamte Wassersäule vom Meeresboden bis zur Meeresoberfläche.
Tsunamis unterscheiden sich grundlegend von Wellen, die durch Stürme entstehen. Letztere werden in Abhängigkeit von der Wassertiefe im Verhältnis zur Wellenlänge als Flachwasserwelle oder Tiefwasserwelle bezeichnet. Bei Tiefwasserwellen hat die Welle keinen Kontakt zum Grund und die tieferen Wasserschichten bleiben unbewegt. Somit hängt die Ausbreitungsgeschwindigkeit nicht von der Wassertiefe ab. Bewegt sich eine solche Welle in flacheres Gewässer, wird sie zur Flachwasserwelle, bewegt also die gesamte Wassersäule und wird dabei langsamer. Aufgrund ihrer großen Wellenlänge sind Tsunamis nahezu überall Flachwasserwellen. Sie bewegen also im Gegensatz zu Windwellen die ganze Wassersäule. Ihre Geschwindigkeit ist daher praktisch überall von der Wassertiefe abhängig.


=== Tsunamis sind Schwerewellen ===
=== Tsunamis sind Schwerewellen ===
[[Datei:Mouvement dans une vague en eau peu profonde.gif|gerahmt|Bei der Fortpflanzung eines Tsunamis bewegt sich die gesamte Wassersäule (Größenordnung übertrieben).]]
Grundsätzlich repräsentiert eine [[Welle (Physik)|Welle]] keine Bewegung von Wasser, sondern Bewegung von Energie durch Wasser.
Aus [[Physik|physikalischer]] Sicht ist Wellenausbreitung immer dann möglich, wenn eine Auslenkung aus einer Gleichgewichtslage, in diesem Fall ein Anstieg oder Abfall des Wasserspiegels, eine entgegengerichtete Rückstellkraft zur Folge hat. Bei Ozeanwellen wirkt als Rückstellkraft die [[Schwerkraft]], die auf eine möglichst horizontale Wasseroberfläche hinarbeitet. Aus diesem Grund werden Tsunamis zu den ''[[Schwerewelle]]n'' gezählt. Ein Tsunami ist also insbesondere keine [[Druckwelle|Druck-]] und keine [[Schallwelle]]; [[Kompressibilität]], [[Viskosität]] und [[Turbulenz]] sind nicht relevant. Um die Physik eines Tsunami zu verstehen, genügt es, die [[Potentialströmung]] einer idealen, also reibungsfreien, inkompressiblen und wirbelfreien Flüssigkeit zu betrachten. Mathematisch werden Tsunamis durch die [[Soliton]]-Lösungen der [[Korteweg-de-Vries-Gleichung]] beschrieben.
Wellenausbreitung ist immer dann möglich, wenn eine [[Auslenkung]] aus einer [[Gleichgewichtslage]], in diesem Fall ein Anstieg oder Abfall des Wasserspiegels, eine entgegengerichtete [[Rückstellkraft]] zur Folge hat. Bei Ozeanwellen wirkt als Rückstellkraft die [[Schwerkraft]], die auf eine möglichst horizontale Wasseroberfläche hinarbeitet. Aus diesem Grund werden Tsunamis zu den [[Wasserwelle#Schwerewelle|Schwerewellen]] gezählt. Ein Tsunami ist also insbesondere keine [[Druckwelle|Druck-]] und keine [[Schallwelle]]. [[Kompressibilität]], [[Viskosität]] und [[Turbulente Strömung|Turbulenz]] sind nicht relevant. Um die Physik eines Tsunamis zu verstehen, genügt es, die [[Potentialströmung]] einer idealen, also reibungsfreien, inkompressiblen und wirbelfreien Flüssigkeit zu betrachten. Mathematisch werden Tsunamis als Lösungen der [[Korteweg-de-Vries-Gleichung]] beschrieben.


Die Theorie der Schwerewellen vereinfacht sich in den beiden Grenzfällen der Tief- und der Flach[[wasserwelle]]. Normale Wellen, die beispielsweise durch Wind, fahrende Schiffe oder ins Wasser geworfene Steine verursacht werden, sind meist Tiefwasserwellen, da sich ihre [[Wellenbasis]] in der Regel über dem Grund des Gewässers befindet, also dort, wo die Welle keine Auswirkungen mehr hat. Ein Tsunami hingegen ist auch im tiefsten Ozean eine Flachwasserwelle, da die gesamte Wassersäule bewegt wird und sich auch am Ozeanboden eine langsamere Bewegung in Richtung der Wellenausbreitung feststellen lässt. Dem entspricht, dass bei Tsunamis die [[Wellenlänge]] (Entfernung von einem Wellenberg zum nächsten) viel größer ist als die Wassertiefe. Dabei wird eine wesentlich größere Wassermenge bewegt.
[[Bild:Tsunami-Bewegung.gif|framed|Bei der Fortpflanzung eines Tsunami bewegt sich die gesamte Wassersäule (Größenordungen übertrieben).]]
Die Theorie der Schwerewellen vereinfacht sich in den beiden Grenzfällen der Tief- und der Flach[[wasserwelle]]. Normale Wellen, die beispielsweise durch Wind, fahrende Schiffe oder ins Wasser geworfene Steine verursacht werden, sind meist Tiefwasserwellen, da sich ihre [[Wellenbasis]] in der Regel über dem Grund des Gewässers befindet, also dort, wo die Welle keine Auswirkungen mehr hat. Ein Tsunami hingegen ist auch im tiefsten Ozean eine Flachwasserwelle, da die gesamte Wassersäule bewegt wird und sich auch am Ozeanboden eine langsamere Bewegung in Richtung der Wellenausbreitung feststellen lässt. Dieser Charakter ergibt sich daraus, dass bei Tsunamis die [[Wellenlänge]] (Entfernung von einem Wellenberg zum nächsten) viel größer ist als die Wassertiefe. Dadurch wird auch eine wesentlich größere Wassermenge transportiert.


Ein Tsunami wird vereinfacht durch '''zwei Grundparameter''' beschrieben:
Ein Tsunami wird vereinfacht durch zwei Grundparameter beschrieben:
* seine [[mechanische Energie]] <math>E</math>;
* seine [[mechanische Energie]] <math>E</math>;
* seine Wellenperiode <math>T</math>: die Zeit, die vergeht, in der zwei Wellenberge denselben Punkt passieren.
* seine Wellenperiode <math>T</math>: die Zeit, die vergeht, in der zwei aufeinander folgende Wellenberge denselben Punkt passieren.
Während der Ausbreitung eines Tsunamis bleiben diese beiden Parameter weitgehend konstant, da wegen der großen Wellenlänge die Energieverluste durch [[Reibung]] vernachlässigbar sind.

Während der Ausbreitung eines Tsunami bleiben diese beiden Parameter weitgehend konstant, da wegen der großen Wellenlänge die Energieverluste durch [[Reibung]] vernachlässigbar sind.


Tsunamis [[Seismik|seismischer]] Natur weisen lange Wellenperioden auf, die sich zwischen zehn Minuten und zwei Stunden bewegen. Durch andere Ereignisse als Erdbeben erzeugte Tsunamis haben oft kürzere Wellenperioden im Bereich von einigen Minuten bis zu einer Viertelstunde. Andere Eigenschaften wie die Wellenhöhe und -länge oder die Ausbreitungsgeschwindigkeit hängen neben den beiden Grundparametern nur von der Meerestiefe ab.
Tsunamis [[Seismik|seismischer]] Natur weisen lange Wellenperioden auf, die sich zwischen zehn Minuten und zwei Stunden bewegen. Durch andere Ereignisse als Erdbeben erzeugte Tsunamis haben oft kürzere Wellenperioden im Bereich von einigen Minuten bis zu einer Viertelstunde. Andere Eigenschaften wie die Wellenhöhe und -länge oder die Ausbreitungsgeschwindigkeit hängen neben den beiden Grundparametern nur von der Meerestiefe ab.


=== Wellenlänge ===
=== Geschwindigkeit ===
[[Datei:Terremoto Sumatra 2004.gif|mini|Ausbreitung des [[Tsunami vom 26. Dezember 2004|Tsunamis vom 26.&nbsp;Dezember 2004]]|175 px]]
Die meisten Tsunamis haben, trotz der viel geringeren Meerestiefe, eine Wellenlänge von über 100 Kilometern und können damit als Flachwasserwellen betrachtet werden. In diesem Fall hängt die Wellenlänge <math>\lambda</math> nur von der Wellenperiode <math>T</math> und der Meerestiefe <math>h</math> ab:
Die Geschwindigkeit eines Tsunamis hängt von der Meerestiefe ab: Je tiefer das Meer, desto schneller ist der Tsunami. Die Geschwindigkeit <math>c_\mathrm{T}</math> einer Tsunamiwelle (genauer: ihre [[Phasengeschwindigkeit]]) ergibt sich aus der Wurzel des Produktes von [[Erdbeschleunigung]] <math>g = 9{,}81 \; \mathrm{m}/\mathrm{s}^2</math> und Wassertiefe <math>h</math>
:<math>\lambda = T \sqrt{gh}</math>,
wobei <math>g = 9,81 \, \mathrm{m} \cdot \mathrm{s}^{-2}</math>. Dies ergibt:
: <math> c_\mathrm{T} = \sqrt{g \, h}</math>
:<math>\lambda \approx 870 \left( \frac{T}{60\ \mathrm{min} }\right) \sqrt{\frac{h}{6\ \mathrm{km}}} \, \mathrm{km}</math>.


Die Ausbreitungsgeschwindigkeit beträgt somit in Ozeanen (Wassertiefe ca. 5000&nbsp;m) ca. 800&nbsp;km/h. Das ist vergleichbar mit der Reisegeschwindigkeit eines Flugzeuges. Tsunamis können also binnen einiger Stunden ganze Ozeane durchqueren und sich bis zu 20&nbsp;000&nbsp;km ausbreiten, ohne dabei unmittelbar bemerkt zu werden. Bei vom Wind erzeugten Wellen dagegen liegen die Geschwindigkeiten zwischen 8&nbsp;km/h und 100&nbsp;km/h. Bei niedriger Wassertiefe, also in Küstennähe, verlangsamt sich der Tsunami, wie auf nebenstehender Animation zu sehen ist. Damit verringert sich auch die Wellenlänge, wodurch es zu einem Anstieg der Wellenhöhe und schließlich zum [[Wellenbrechen|Brechen]] der Welle kommt.
Typische Wellenlängen bei Tsunamis liegen damit zwischen 100 und 500 km. Die Wellenlängen von winderzeugten Wellen erreichen dagegen nur zwischen 100 und 200 Meter.


Schwerewellen kommen durch die gleichtaktige Bewegung großer Wassermassen zustande. Jedes einzelne Teilvolumen des Wassers bewegt sich dabei nur um winzige Beträge. Für eine Flachwasser-Schwerewelle mit der Amplitude <math>A</math> in einem Gewässer der Tiefe <math>h</math> kann man das sogar quantitativ angeben: Die Geschwindigkeit, mit der sich die an der Welle beteiligte Materie zirkulär bewegt, ist um einen Faktor <math>A/h</math> kleiner als die Phasengeschwindigkeit <math>c_\mathrm{T}</math> der Welle. Für einen großen Tsunami liegt dieser Faktor in der Größenordnung <math>10^{-5}</math>: Wenn sich eine Welle im offenen Meer mit <math>c_\mathrm{T} = 200 \; \textrm{m/s}</math> ausbreitet, bewegen sich die Wasserelemente nur mit <math>2 \; \textrm{mm/s}</math>. Dies ist klein im Vergleich zu Strömungen und Windwellen und nicht direkt beobachtbar. Zugleich erklärt es den nur geringen Energieverlust der Schwerewelle bei ihrer Wanderung.
Je größer die Wellenlänge, desto geringer sind die Energieverluste während der Wellenausbreitung. Bei kreisförmiger Ausbreitung ist die Energie, mit der eine Welle auf einen Küstenstreifen auftrifft, in erster Näherung umgekehrt proportional zum Abstand vom Entstehungsort des Tsunami.


=== Amplitude ===
=== Wellenlänge ===
[[Datei:USGS Tsunami Travel Time.gif|mini|Ausbreitungszeiten (in Stunden) der Tsunamis von [[Erdbeben von Valdivia 1960|1960 (Chile)]] und [[Karfreitagsbeben 1964|1964 (Alaska)]]]]
Die Wellenhöhe ([[Amplitude]]) hängt vom Energiegehalt des Tsunami und der Wassertiefe ab. Bei Tsunamis mit großer Wellenlänge gilt:
Tsunamis sind, da ihre Wellenlänge <math>\lambda</math> viel größer als die Meerestiefe <math>h</math> ist, sogenannte Flachwasserwellen. Typische Wellenlängen bei Tsunamis liegen zwischen 100&nbsp;km und 500&nbsp;km. Die Wellenlängen von winderzeugten Wellen erreichen dagegen nur zwischen 0,2&nbsp;km und 1&nbsp;km. Allgemein gilt für Wellen die Beziehung
:<math>A \sim E^{1/2} r^{-1/2} h^{-1/4}</math>.
:<math>c = \frac {\lambda} {T}</math>
Dies bedeutet, dass die Amplitude bei geringerer Wassertiefe zunimmt. Sie nimmt mit größerer Entfernung um den Faktor <math>1/\sqrt{r}</math> ab, da die Energie sich über einen größeren Wellenkamm verteilt. Bei Tsunamis kleinerer Wellenlänge – meist nicht von Erdbeben verursacht – kann die Amplitude mit der Entfernung wesentlich schneller abnehmen.
zwischen Geschwindigkeit <math>c</math>, Wellenlänge <math>\lambda</math> und Wellenperiode <math>T</math>.


Mit der Tsunamigeschwindigkeit von oben und der Angabe der Wellenlänge können typische Wellenperioden über
Auf dem offenen Ozean beträgt die Amplitude selten mehr als einige [[Dezimeter]]. Der Wasserspiegel wird somit nur langsam und nur um einen geringen Betrag angehoben und wieder abgesenkt, weshalb das Auftreten eines Tsunami auf offener See meist gar nicht bemerkt wird.
:<math>T = \frac {\lambda} {c}</math>
errechnet werden zu:
:<math> \frac {100 \, \mathrm{km} } {800 \, \mathrm{km/h} } < T < \frac {500 \, \mathrm{km}} {800 \, \mathrm{km/h}} \quad \Longrightarrow \quad 8 \, \mathrm{min} < T < 40 \, \mathrm{min}</math>
<math>T</math> ist die Zeit, die bis zum Eintreffen der zweiten Welle vergeht.
[[Datei:Tsunami 2004 aftermath. Aceh, Indonesia, 2005. Photo- AusAID (10730863873).jpg|mini|Küstenabschnitt von [[Leupung]] nach dem Tsunami in der Provinz [[Aceh]], Indonesien]]
Je größer die Wellenlänge, desto geringer sind die Energieverluste während der Wellenausbreitung. Bei kreisförmiger Ausbreitung ist die Energie, mit der eine Welle auf einen Küstenstreifen auftrifft, in erster Näherung umgekehrt proportional zum Abstand vom Entstehungsort des Tsunamis.


{| class="wikitable" style="text-align:center"
Die Zerstörungskraft eines Tsunami wird ''nicht'' grundsätzlich durch seine Amplitude, sondern durch die Wellenperiode sowie durch die transportierte Wassermenge bestimmt.
|-
|+ Geschwindigkeit und Wellenlänge eines Tsunamis in Abhängigkeit von der Wassertiefe<ref>Manuel Martin-Neira, Christopher Buck: [https://www.esa.int/esapub/bulletin/bulletin124/bul124h_martin_neira.pdf ''A Tsunami Early-Warning System&nbsp;– The Paris Concept.''] (PDF; 807&nbsp;kB) ESA Bulletin Nr.&nbsp;124, November 2005, S.&nbsp;50–55.</ref>
|-
! Tiefe (m) !! Geschwindigkeit (km/h) !! Wellenlänge (km)
|-
| {{0|00}}10|| {{0}}36 || {{0}}10,6
|-
| {{0|00}}50|| {{0}}79 || {{0}}23{{0|,0}}
|-
| {{0}}200|| 159 || {{0}}49{{0|,0}}
|-
| 2000|| 504 || 151{{0|,0}}
|-
| 4000|| 713 || 213{{0|,0}}
|-
| 7000 || 943 || 282{{0|,0}}
|}


=== Geschwindigkeit ===
=== Amplitude (Wellenhöhe) ===
Die Wellenhöhe ([[Amplitude]]) <math>A</math> des Tsunamis hängt von der Energie <math>E</math> und der Wassertiefe <math>h</math> ab. Bei Tsunamis mit großer Wellenlänge gilt:
Die Geschwindigkeit eines Tsunami hängt von der Meerestiefe ab; je tiefer das Meer, desto schneller, und je flacher, desto langsamer ist der Tsunami. Seine praktische Höchstgeschwindigkeit erreicht er bei einer Meerestiefe von etwa 6000 Metern. Die Geschwindigkeit ''u'' einer Tsunamiwelle (genauer: die [[Phasengeschwindigkeit]]) ergibt sich aus der Wurzel des Produktes von [[Erdbeschleunigung]] ''g'' und Wassertiefe ''h''; also
:<math> u = \sqrt{g h}</math> oder <math>u \approx 870 \sqrt{\frac{h}{6\,\mathrm{km}}} \, km/h</math>.
: <math>A \sim \sqrt {\frac {E} {r \sqrt{h}}}</math>
Dies bedeutet, dass die Amplitude <math>A</math> bei geringerer Wassertiefe <math>h</math> zunimmt. Im offenen Meer nimmt sie mit zunehmender Entfernung <math>r</math> nur um den Faktor <math>1/\sqrt{r}</math> ab (Kugelwellen, die sich in die Tiefe ausbreiten, nehmen um den Faktor <math>1/r</math> ab). Dies kann man sich veranschaulichen, wenn man einen Stein in eine flache Pfütze wirft. Die Amplitude der Wasserwellen nimmt nur merklich ab, da sich die Energie kreisförmig über einen größeren Wellenkamm verteilt. Der Energieverlust durch die innere Reibung des Wassers ist verschwindend gering und der Impuls wird nahezu ungeschwächt weitergegeben. Die Energie einer Tsunamiwelle schwächt sich im offenen Meer nur durch ihre geometrische Ausbreitung ab. Tsunamiwellen können daher die Erdkugel mehrfach umrunden. Bei Tsunamis kleinerer Wellenlänge&nbsp;– meist nicht von Erdbeben verursacht&nbsp;– kann die Amplitude mit der Entfernung wesentlich schneller abnehmen.


Auf dem offenen Ozean beträgt die Amplitude selten mehr als einige [[Dezimeter]]. Der Wasserspiegel wird somit nur langsam und nur um einen geringen Betrag angehoben und wieder abgesenkt, weshalb das Auftreten eines Tsunamis auf offener See meist gar nicht bemerkt wird.
[[Bild:Terremoto Sumatra 2004.gif|framed|Ausbreitung des Tsunami vom 26. Dezember 2004]]
Die Ausbreitungsgeschwindigkeit liegt somit auf offenem Meer zwischen 800 und 1100 km/h. Das ist vergleichbar mit der Reisegeschwindigkeit eines Flugzeuges; Tsunamis können binnen einiger Stunden ganze Ozeane durchqueren und sich bis zu 20.000 km ausbreiten, ohne dabei unmittelbar bemerkt zu werden. Winderzeugte Wellen erreichen nur Geschwindigkeiten zwischen 8 und 100 km/h. Bei niedriger Wassertiefe, also in Küstennähe, verlangsamt sich die Welle, wie auf nebenstehender Animation zu sehen ist. Dadurch kommt es zur [[Brechung (Physik)|Brechung]] der Welle, was eine nicht-kreisförmige Ausbreitung zur Folge hat.


Die Zerstörungskraft eines Tsunamis wird ''nicht'' grundsätzlich durch seine Amplitude, sondern durch die Wellenperiode sowie durch die transportierte Wassermenge bestimmt.
Schwerewellen kommen durch die gleichtaktige Bewegung großer Wassermassen zustande. Jedes einzelne Teilvolumen des Wassers bewegt sich dabei nur um winzige Beträge. Für eine Flachwasser-Schwerewelle mit der Amplitude ''a'' in einem Gewässer der Tiefe ''h'' kann man das sogar quantitativ angeben: Die Geschwindigkeit, mit der sich die an der Welle beteiligte Materie zirkulär bewegt, ist um einen Faktor ''a/h'' kleiner als die Phasengeschwindigkeit der Welle. Für einen großen Tsunami liegt dieser Faktor in der Größenordnung 10<sup>-5</sup>: Wenn sich eine Welle im offenen Meer mit ''u'' = 200 m/s ausbreitet, bewegen sich die Wasserelemente nur mit 2 mm/s, was gegenüber Strömungen und Windwellen völlig vernachlässigbar und nicht direkt beobachtbar ist.


== Auftreffen auf die Küste ==
== Auftreffen auf die Küste ==
Die Energie der Wellen, die auf dem freien Ozean noch weit verteilt war, konzentriert sich durch nichtlineare Mechanismen, wenn die Tsunamis den Küsten nahekommen. Dann werden die Wellen gebremst, gestaucht und stellen sich auf.

=== Erhöhung der Amplitude ===
=== Erhöhung der Amplitude ===
[[Bild:Tsunami bei Küste.gif|210px|thumb|Beim Auftreffen auf die Küste erhöht sich die Amplitude; die Wellenlänge und Geschwindigkeit des Tsunami nimmt ab]]
[[Datei:Propagation du tsunami en profondeur variable.gif|mini|Beim Auftreffen auf die Küste erhöht sich die Amplitude; die Wellenlänge und Geschwindigkeit des Tsunamis nehmen ab (siehe Tabelle).]]
In Küstennähe wird das Wasser flach. Das hat zur Folge, dass Wellenlänge und Phasengeschwindigkeit abnehmen (proportional zu ''h''<sup>1/2</sup>), die [[Amplitude]] der Welle und die Geschwindigkeit der beteiligten Materie aber zunehmen (proportional zu ''h''<sup>-1/4</sup> respektive ''h''<sup>-3/4</sup>). Die Energie der Tsunamiwelle wird dadurch immer stärker konzentriert, bis sie mit voller Wucht auf die Küste auftrifft. Der Energiegehalt eines Wellenzuges ergibt sich als Querschnitt mal Wellenlänge mal Teilchengeschwindigkeit-zum-Quadrat und ist in erster Näherung unabhängig von ''h''.
In Küstennähe wird das Wasser flach. Das hat zur Folge, dass Wellenlänge und Phasengeschwindigkeit abnehmen (siehe Tabelle). Auf Grund der Erhaltung der Gesamtenergie (siehe [[Energieerhaltungssatz]]) wird die zur Verfügung stehende Energie in [[potentielle Energie]] umgewandelt, womit die Amplitude der Welle und die Geschwindigkeit der beteiligten Materie zunehmen. Die Energie der Tsunamiwelle wird dadurch immer stärker konzentriert, bis sie mit voller Wucht auf die Küste auftrifft. Der Energiegehalt eines Wellenzuges ist proportional zu Querschnitt mal Wellenlänge mal Quadrat der Teilchengeschwindigkeit und ist in der oben erwähnten Näherung unabhängig von der Wellenberghöhe ''h''.

Typische Amplituden beim Auftreffen eines Tsunamis auf die Küste liegen in einer Größenordnung von 10&nbsp;m. Am 24.&nbsp;April 1771 wurde in der Nähe der japanischen Insel [[Ishigaki-jima|Ishigaki]] von einer Rekordhöhe von 85&nbsp;m in flachem Gelände berichtet. In Ufernähe einer Tiefseesteilküste kann die Amplitude auf etwa 50&nbsp;m ansteigen. Läuft ein Tsunami in einen [[Fjord]], so kann sich die Welle auf weit über 100&nbsp;m aufstauen.


In der [[Lituya Bay]] in [[Alaska]] wurden Wellen nachgewiesen, die zwar nicht über 100&nbsp;m Höhe hinausgingen, aber einen 520&nbsp;m hohen Hügel überrollten ([[Megatsunami]]). Diese gigantischen Wellen entstanden jedoch nicht als Fernwirkung eines Erdbebens, sondern durch Wasserverdrängung im Fjord selbst: Heftige Erdbeben ließen Berghänge in den Fjord rutschen und brachten diesen schlagartig zum Überlaufen.
Typische Amplituden beim Auftreffen eines Tsunami auf die Küste liegen in einer Größenordnung von 10 Metern; am 24. April 1971 wurde in der Nähe der japanischen Insel Ishigaki von einer Rekordhöhe von 85 Metern in flachem Gelände berichtet. In Ufernähe einer Tiefseesteilküste kann die Amplitude auf etwa 50 Meter ansteigen. Läuft ein Tsunami in einen [[Fjord]], so kann sich die Welle auf weit über 100 Meter aufstauen.


Das Auftürmen der Wassermassen passiert nur durch die allmähliche Verflachung des Wassers, die dadurch bedingte Reduzierung der Ausbreitungsgeschwindigkeit und damit der Wellenlängen, was zur Erhöhung der Amplituden der Wassermassen führen muss. Ist zudem die Küste noch buchtenförmig, dann kommt es zusätzlich noch zu einer lateralen Überlagerung oder Fokussierung der Wassermassen, was die durch das vertikale Wasserprofil bedingte Amplitudenerhöhung noch wesentlich weiter verstärken kann, insbesondere bei auftretenden Resonanzen (Wellenlängen in der Größenordnung der linearen Buchtdimensionen). An hohen Steilküsten des Festlandes kann der Tsunami zwar zu beträchtlichen Brandungshöhen auflaufen, dringt dann aber in der Regel nicht weit ins Hinterland vor. Ferner werden steil aus der Tiefsee aufsteigende Atolle mit Lineardimensionen viel kleiner als die Wellenlänge des Tsunamis im offenen Ozean kaum wahrgenommen und nur flach überspült.
In einem Fjord in [[Alaska]] wurden mehrere Wellen mit rund 150 Metern und sogar eine mit bis zu 530 Metern Höhe nachgewiesen (Megatsunami). Diese gigantischen Wellen entstanden jedoch nicht als Fernwirkung eines Erdbebens, sondern durch Wasserverdrängung im Fjord selbst: Heftige Erdbeben ließen Berghänge in den Fjord rutschen und brachten diesen schlagartig zum Überlaufen.
[[Datei:Relationship between Run-up height inundation height and immersion depth in Japanese usage terms explained by FDMA and JWA.jpg|mini|Grafische Darstellung verschiedener Tsunamiparameter<br /> <small>1: Mittlerer Wasserspiegel<br /> 2: Gezeitenpegel zur Zeit des Tsunamis<br /> 3: Inundationshöhe (Höhe der Tsunamispuren)<br /> 4: Auflaufhöhe<br /> 5: Geländehöhe<br /> 6: Überflutungstiefe<br /> 7/8: Tsunamihöhe (Ozean)<br /> 9: Auflaufweite</small>]]
Die Wassermassen, die der Tsunami über die Küstenlinie auf das Land bewegt, bezeichnet man als ''Run-up''. Die maximale Höhe über dem Meeresspiegel, die das Wasser erreicht, ist die ''Auflaufhöhe'' (''run-up height'').<ref>{{Internetquelle |url=https://www.sms-tsunami-warning.com/pages/runup-inundation |titel=Tsunamis: run-up and inundation |werk=sms-tsunami-warning.com |sprache=en |abruf=2018-09-14}}</ref><ref name="Bormann_gfz_potsdam_2012">{{Internetquelle |autor=Peter Bormann |url=http://bib.gfz-potsdam.de/pub/m/infoblatt_tsunami.pdf |titel=Infoblatt – Tsunami |titelerg=Version 10/12 |hrsg=Deutsches Geoforschungszentrum – Helmholtz-Zentrum Potsdam |datum=2012-10 |format=PDF; 4,4&nbsp;MB |abruf=2023-12-22}}</ref>


=== Brechungseffekte ===
=== Brechungseffekte ===
Die Änderung der Wellenausbreitungsgeschwindigkeit bei Annäherung des Tsunami an die Küste hängt vom Tiefenprofil des Meeresbodens ab. Je nach örtlichen Gegebenheiten kann es zu [[Brechung (Physik)|Brechungseffekten]] kommen: So wie Licht beim Übergang von Luft in Wasser oder Glas seine Richtung ändert, so ändert auch eine Tsunamiwelle ihre Richtung, wenn sie schräg durch eine Zone läuft, in der sich die Meerestiefe ändert. Je nach Ursprungsort des Tsunami und Unterwassertopographie kann es dabei zur Fokussierung des Tsunami auf einzelne Küstenbereiche kommen. Dieser Effekt ist von der Trichterwirkung eines Fjords nicht scharf zu trennen und kann sich mit dieser überlagern.
Die Änderung der Wellenausbreitungsgeschwindigkeit bei Annäherung des Tsunamis an die Küste hängt vom Tiefenprofil des Meeresbodens ab. Je nach örtlichen Gegebenheiten kann es zu Brechungseffekten kommen: So wie Licht beim Übergang von Luft in Wasser oder Glas seine Richtung ändert, so ändert auch ein Tsunami seine Richtung, wenn er schräg durch eine Zone läuft, in der sich die Meerestiefe ändert. Je nach Ursprungsort des Tsunamis und Unterwassertopographie kann es dabei zur Fokussierung des Tsunamis auf einzelne Küstenbereiche kommen. Dieser Effekt ist von der Trichterwirkung eines Fjords nicht scharf zu trennen und kann sich mit dieser überlagern.


=== Zurückweichen des Meeres ===
=== Zurückweichen des Meeres ===
Wie ein akustisches Signal, so besteht auch ein Tsunami nicht aus ''einer einzelnen'' Welle, sondern aus einem ganzen Paket von Wellen mit unterschiedlichen Frequenzen und Amplituden. Wellen unterschiedlicher [[Frequenz]] breiten sich mit leicht unterschiedlicher Geschwindigkeit aus. Deshalb addieren sich die einzelnen Wellen eines Paketes in von Ort zu Ort und von Minute zu Minute unterschiedlicher Weise. Je nach Ursache kann ein Tsunami an einem Punkt der Küste zuerst als Wellenberg oder zuerst als Wellental beobachtet werden. Ist die Ursache des Tsunami ein Hangabrutsch oder Herunterbrechen einer Kontinentalplatte, so wird Wasser zur [[Sohle]] hin beschleunigt. Wasser wird komprimiert, und es entsteht zunächst ein Wellental. Danach expandiert das Wasser wieder auf sein ursprüngliches Volumen, und der Wellenberg entsteht. Beim Eintreffen der Welle an der Küste zieht sich zunächst die Küstenlinie zurück, unter Umständen um mehrere 100 Meter. Wenn der Tsunami eine unvorbereitete Bevölkerung trifft, kann es geschehen, dass die Menschen durch das ungewöhnliche Schauspiel des zurückweichenden Meeres angelockt werden, statt dass sie die verbleibenden Minuten bis zur Ankunft der Flutwelle nutzen, um sich auf höher gelegenes Gelände zu retten.
Wie ein akustisches Signal, so besteht auch ein Tsunami nicht aus ''einer einzelnen'' Welle, sondern aus einem ganzen Paket von Wellen mit unterschiedlichen Frequenzen und Amplituden. Wellen unterschiedlicher [[Frequenz]] breiten sich mit leicht unterschiedlicher Geschwindigkeit aus. Deshalb addieren sich die einzelnen Wellen eines Paketes in von Ort zu Ort und von Minute zu Minute unterschiedlicher Weise. Ein Tsunami kann an einem Punkt der Küste zuerst als Wellenberg oder zuerst als Wellental beobachtet werden. Ist die Ursache des Tsunamis ein Hangabrutsch oder Herunterbrechen einer Kontinentalplatte, so wird Wasser zur [[Gewässersohle|Sohle]] hin beschleunigt. Wasser wird verdrängt, und es entsteht zunächst ein Wellental. Danach bewegt sich das Wasser wieder zurück, und der Wellenberg entsteht. Beim Eintreffen der Welle an der Küste zieht sich zunächst die Küstenlinie zurück, unter Umständen um mehrere hundert Meter. Wenn der Tsunami eine unvorbereitete Bevölkerung trifft, kann es geschehen, dass die Menschen durch das ungewöhnliche Schauspiel des zurückweichenden Meeres angelockt werden, statt dass sie die verbleibenden Minuten bis zur Ankunft der Flutwelle nutzen, um sich auf höher gelegenes Gelände zu retten.


===Stokes-Strömung===
=== Stokes-Strömung ===
[[Bild:Tsunami-kueste.01.vm.jpg|250px|thumb|Darstellung eines Tsunami beim Auftreffen auf die Küste]]
[[Datei:Tsunami-kueste.01.vm.jpg|mini|hochkant=1.5|Darstellung eines Tsunamis beim Auftreffen auf die Küste]]
Wenn die Amplitude eines Tsunami in der Nähe der Küste nicht mehr gegen die Wassertiefe vernachlässigbar ist, so wandelt sich ein Teil der Schwingung des Wassers in eine allgemeine horizontale Bewegung um, genannt ''[[Stokes-Strömung]]''. In unmittelbarer Küstennähe ist eher diese schnelle Horizontalbewegung als das Ansteigen des Wasserspiegels für die Zerstörung verantwortlich.
Wenn die Amplitude <math>A</math> eines Tsunamis in der Nähe der Küste gegen die Wassertiefe <math>h</math> nicht mehr vernachlässigbar klein ist, so wandelt sich ein Teil der Schwingung des Wassers in eine allgemeine horizontale Bewegung um, genannt [[Schleichende Strömung|Stokes-Strömung]]. In unmittelbarer Küstennähe ist eher diese schnelle Horizontalbewegung als das Ansteigen des Wasserspiegels für die Zerstörung verantwortlich.

In Küstennähe hat die Stokes-Strömung eine theoretische Geschwindigkeit von:
:<math>v \approx \frac{A^2}{2 h^2} u</math>, also
:<math>v \approx 18 \,\left(\frac{A}{h}\right)^2 \left(\frac{h}{10\,\mathrm{m}}\right)^{1/2}\ \mathrm{km/h}</math>.


In Küstennähe hat die Stokes-Strömung eine theoretische Geschwindigkeit von
: <math>v\approx\frac{A^2}{2 h^2} c_\mathrm{T}</math>
mit der [[#Geschwindigkeit|Phasengeschwindigkeit des Tsunamis]] <math>c_\mathrm{T}=\sqrt {g\, h}</math> und der Fallbeschleunigung <math>g\approx 10\,\mathrm{m/s^2}</math>, also:
: <math>\frac{v}{18\,\mathrm{km/h}}\approx\left(\frac{A}{h}\right)^2 \sqrt {\frac{h}{10\,\mathrm{m}}}</math>
Die Stokes-Strömung erreicht somit mehrere Dutzend km/h.
Die Stokes-Strömung erreicht somit mehrere Dutzend km/h.


== Gefahren und Schutz ==
== Gefahren und Schutz ==
Tsunamis zählen zu den verheerendsten [[Naturkatastrophe]]n, mit denen der Mensch konfrontiert werden kann, denn ein mächtiger Tsunami kann seine zerstörerische Energie über Tausende von Kilometern weit mitführen oder sogar um den ganzen Erdball tragen. So wird ein Tsunami als Auslöser für die biblische [[Sintflut]] vermutet. Ohne schützende Küstenfelsen können schon drei Meter hohe Wellen mehrere hundert Meter tief ins Land eindringen. Die Schäden, die ein Tsunami beim Vordringen verursacht, werden noch vergrößert, wenn die Wassermassen wieder abfließen. Die Gipfelhöhe eines Tsunami hat nur bedingte Aussagekraft über seine Zerstörungskraft. Gerade bei niedrigen Landhöhen kann auch eine niedrige Wellenhöhe von nur wenigen Metern ähnliche Zerstörungen wie ein großer Tsunami mit über 31 Metern anrichten.
Tsunamis zählen zu den verheerendsten Naturkatastrophen, mit denen der Mensch konfrontiert werden kann, denn ein mächtiger Tsunami kann seine zerstörerische Energie über Tausende von Kilometern weit mitführen oder sogar um den ganzen Erdball tragen. Ohne schützende Küstenfelsen können schon wenige Meter hohe Wellen mehrere hundert Meter weit ins Land eindringen. Die Schäden, die ein Tsunami beim Vordringen verursacht, werden noch vergrößert, wenn die Wassermassen wieder abfließen. Die Gipfelhöhe eines Tsunamis hat nur bedingte Aussagekraft über seine Zerstörungskraft. Gerade bei niedrigen Landhöhen kann auch eine niedrige Wellenhöhe von nur wenigen Metern ähnliche Zerstörungen wie ein großer Tsunami mit Dutzenden Metern anrichten.


In den letzten zehn Jahren wurden weltweit 82 Tsunamis registriert, wobei zehn von ihnen zusammen mehr als 4000 Menschenleben kosteten. Am 26. Dezember 2004 wurden durch den wohl bisher größten [[Erdbeben im Indischen Ozean 2004|Tsunami in Südostasien]] mindestens 328.000 Menschen getötet. Ausgelöst wurde die Welle durch eines der stärksten [[Erdbeben]] seit Beginn der Aufzeichnungen. Die verheerende Wirkung beruhte hier vor allem auf dem großen Wasservolumen, das pro Kilometer Küstenlinie auf das Land traf, während die Wellenhöhe mit zumeist nur wenigen Metern vergleichsweise niedrig war.
Am 26.&nbsp;Dezember 2004 wurden durch den großen [[Erdbeben im Indischen Ozean 2004|Tsunami in Südostasien]] mindestens 231.000&nbsp;Menschen getötet. Ausgelöst wurde die Welle durch eines der stärksten Erdbeben seit Beginn der Aufzeichnungen. Die verheerende Wirkung beruhte hier vor allem auf dem großen Wasservolumen, das pro Kilometer Küstenlinie auf das Land traf, während die Wellenhöhe mit zumeist nur wenigen Metern vergleichsweise niedrig war.


=== Gefahrenzonen ===
=== Gefahrenzonen ===
[[Datei:Tsunami-Warning-Sign.jpeg|mini|hochkant|Tsunami-Warnschild am Strand von Ko Samui, Thailand]]
Die häufigsten Tsunamis entstehen am westlichen und nördlichen Rand der [[Pazifische Platte|pazifischen Platte]], im [[Pazifischer Feuerring|Pazifischen Feuerring]].
[[Datei:New Zealand - Russell - Tsunami Hazard Zone.jpg|mini|Tsunami-Zonen-Warnschild (in [[Russell (Neuseeland)]]) mit Verhaltenshinweisen]]
[[Datei:New Zealand - Wellington - Tsunami Evacuation Route.jpg|mini|Hinweis auf eine „Tsunami Evacuation Route“ (in [[Wellington]] / [[Neuseeland]])]]
Am häufigsten entstehen Tsunamis am westlichen und nördlichen Rand der [[Pazifische Platte|pazifischen Platte]], im [[Pazifischer Feuerring|Pazifischen Feuerring]].


[[Japan]] musste aufgrund seiner geografischen Lage in den letzten tausend Jahren die meisten Todesopfer durch Tsunamis beklagen; in dieser Zeit starben über 160.000 Menschen. In den letzten 100 Jahren richteten jedoch nur 15 Prozent der 150 registrierten Tsunamis Schäden an oder kosteten Menschenleben. Heutzutage verfügt Japan über ein effektives [[Frühwarnsystem]]; für die Bevölkerung finden regelmäßig Trainingsprogramme statt. Viele japanische Küstenstädte schützen sich durch das Errichten riesiger [[Deich]]e, z. B. ein 10 Meter hoher und 25 Meter breiter Wall auf der [[Insel]] Okushiri.
In [[Japan]] gab es aufgrund seiner geografischen Lage in den letzten tausend Jahren die meisten Todesopfer durch Tsunamis. In dieser Zeit starben über 160.000&nbsp;Menschen. Traditionell wiesen [[Tsunamisteintafel]]n auf vergangene Katastrophen hin und warnten so vor leichtfertigen Ansiedlungen in Küstennähe. Heutzutage verfügt Japan über ein effektives [[Frühwarnsystem]]. Für die Bevölkerung finden regelmäßig Trainingsprogramme statt. Viele japanische Küstenstädte schützen sich durch [[Deich]]e.


In [[Indonesien]] dagegen wirkt heute noch die Hälfte der Tsunamis katastrophal, denn die meisten Küstenbewohner sind über die Anzeichen, die einen Tsunami ankündigen, nicht informiert. Meistens ist auch das Land sehr flach und die Wassermassen fließen bis ins Landesinnere (''siehe auch'' [[Erdbeben im Indischen Ozean 2004]]).
In [[Indonesien]] dagegen wirkt heute noch die Hälfte der Tsunamis katastrophal. Die meisten Küstenbewohner sind über die Anzeichen, die einen Tsunami ankündigen, nicht informiert. Größtenteils ist das Land auch sehr flach und die Wassermassen fließen bis ins Landesinnere. ''Siehe auch:'' [[Erdbeben im Indischen Ozean 2004]] und [[Erdbeben vor Java Juli 2006]].


Auch an den [[Europa|europäischen]] Küsten treten Tsunamis auf, wenn auch wesentlich seltener. Da die [[Adriatische Platte|Adriatische]], [[Ägäische Platte|Ägäische]] und [[Afrikanische Platte]] an bestimmten Stellen unter die [[eurasische Platte]] subduzieren, können an diesen Stellen durch Erdbeben im [[Mittelmeer]] und im [[Atlantik]] Tsunamis entstehen. So löste das [[Erdbeben an der montenegrinischen Küste 1979]] (Mw 7.2) einen Tsunami aus, der auf 15&nbsp;km Küstenlänge Häuser mitriss.<ref>Vanja Kastelic, Michele M. C. Carafa: ''Fault slip rates for the active External Dinarides thrust‐and‐fold belt.'' In: ''[[Tectonics]].'' Band 31, Nr. 3, Juni 2012, {{ISSN|0278-7407}}, S. 1–18 [https://agupubs.onlinelibrary.wiley.com/doi/full/10.1029/2011TC003022# wiley.com], {{doi|10.1029/2011TC003022}} (PDF; 6,5&nbsp;MB, englisch).</ref><ref>Christoforos Benetatos, Anastasia A. Kiratzi: ''Finite-fault slip models for the 15 April 1979 (M-W 7.1) Montenegro earthquake and its strongest aftershock of 24 May 1979 (M-W 6.2).'' In: ''[[Tectonophysics]].'' Band 421(1), Juli 2006, {{ISSN|0040-1951}}, S. 129–143 [https://www.researchgate.net/publication/229125733_Finite-fault_slip_models_for_the_15_April_1979_M-W_71_Montenegro_earthquake_and_its_strongest_aftershock_of_24_May_1979_M-W_62 Researchgate.net], {{doi|10.1016/j.tecto.2006.04.009}} (PDF; 1,4&nbsp;MB, englisch).</ref>
Augenschein hat man auch auf Inseln mit vulkanischem Ursprung wie den [[Kanarischen Inseln]] oder [[Hawaii]]. Dass die Kanarischen Inseln eine solche Gefahr darstellen, bewies sich vor rund 300.000 Jahren, als ein Teil der Insel ''Hierro'' ins Meer rutschte, einen Megatsunami auslöste und an der Ostküste der heutigen [[USA]] hausgroße Felsen mehrere hundert Meter ins Landesinnere trug. Die Gefahr eines derartigen Inselrutsches wird von Wissenschaftlern heutzutage besonders bei [[La Palma]] ([[Kanarische Inseln]]) gesehen, auf der sich eine Woche nach dem letzten Vulkanausbruch 1949 beinahe die Hälfte des Berges auf einer Länge von 20 km um bis zu vier Meter westwärts in Richtung Meer verschoben hat und einen großen Riss im vulkanischen [[Basalt]] entstehen ließ. Bei einer erneuten Eruption kann sich aufgrund verschiedenartigen Gesteins und diverser Wasserdepots innerhalb des (aktiven) Vulkanberges ein massiver Teil des Vulkans lösen und ins Meer fallen, so dass vor allem die dicht besiedelte amerikanische Ostküste massiv bedroht ist. Ähnliche Voraussetzungen weist ein großer Bruch auf [[Hawaii]] auf, mit dem Unterschied, dass dieser nahezu senkrecht verläuft, also kein allzu großes Gefahrenpotenzial besitzt.


Auch ein [[Meteoriteneinschlag]] kann einen Tsunami auslösen. Die Wahrscheinlichkeit, dass der Himmelskörper auf dem Meer aufprallt, ist größer, als dass er auf Boden trifft, da Meere den größten Teil der Erdoberfläche ausmachen. Um einen Tsunami auszulösen, sind jedoch sehr große Meteoriten nötig.
Nicht nur die Anrainerstaaten der Pazifikküste sind von Tsunamis betroffen. Auch an den [[Europa|europäisch]]en Küsten treten diese Riesenwellen auf, wenn auch wesentlich seltener. Da die [[Afrikanische Platte]] sich nach Norden unter die [[Eurasische Platte]] schiebt, können durch Erdbeben im [[Mittelmeer]] und im [[Atlantik]] ebenfalls Tsunamis entstehen.

Auch ein [[Meteoriteneinschlag]] kann einen '''Megatsunami''' auslösen. Die Wahrscheinlichkeit, dass der Himmelskörper auf dem Meer aufprallt, ist relativ groß, denn 71 % der Erde sind von Wasser bedeckt. Ein solcher Aufprall würde zuerst eine riesige [[Staub]]wolke aufwirbeln und dann eine gigantische Flutwelle von über 100 Metern Höhe. Nicht nur die Küstenländer, sondern auch das [[Binnenland]] würde überschwemmt werden. Die Zerstörungen wären verheerend und die Zahl der Toten kaum abschätzbar.


=== Auswirkungen ===
=== Auswirkungen ===
[[Datei:US Navy 110320-M-0145H-063 A large ferry boat rests inland amidst destroyed houses after a 9.0 earthquake and subsequent tsunami struck Japan March.jpg|mini|hochkant=1.2|An Land geschwemmte Schiffe und zerstörte Holzhäuser in Japan 2011]]
*Ertrinken: Menschen werden durch die starken Strömungen ins Meer gespült. Andere ertrinken, weil sie nicht schwimmen können, oder durch Erschöpfung.
[[Datei:SendaiAirportMarch16.jpg|mini|hochkant=1.2|Am [[Flughafen Sendai]] reichten die Überflutungen im März 2011 fünf Kilometer landeinwärts.]]
*Unterkühlung: Bei niedriger Wassertemperatur kühlt der Körper im Wasser sehr schnell aus. Hierdurch können Menschen durch Erfrieren umkommen oder erkranken.
Im Vergleich zu direkten Schäden infolge von Erdbeben, Vulkanausbrüchen, Erdrutschen oder Steinlawinen, die meist nur lokal oder in räumlich relativ eng begrenzten Gebieten auftreten, können Tsunamis noch an Tausenden von Kilometern entfernten Küsten Verwüstungen anrichten und Menschenleben fordern.
*Schnittwunden, Prellungen, Quetschungen, innere Blutungen: Menschen werden mitgerissen und von Gegenständen, die im Wasser mittreiben, oder solchen, die fix bleiben (z. B. Felsen, Steinmauern), verletzt.
*Verschüttetwerden in Gebäuden, die unter dem Druck des Wassers zusammenbrechen.


Einer Küste vorgelagerte Riffe, Sandbänke oder Flachwasserbereiche können die Zerstörungskraft von Tsunamiwellen reduzieren, manchmal auch spezielle Wellenbrecher-Bauwerke, wie sie an einigen besonders gefährdeten Küstenabschnitten Japans errichtet wurden. Es gibt aber auch Beispiele dafür, dass notwendige Durchlassbereiche in solchen Schutzbauten die Durchflussgeschwindigkeit und Wellenhöhe des Tsunamis lokal gefährlich erhöhten und damit auch die Schäden im eigentlich zu schützenden Bereich verstärkten.
Außer den unmittelbaren Folgen für die betroffenen Menschen gibt es bei großen Tsunamis auch erhebliche Spätfolgen:


Erfahrungen aus Japan besagen, dass Tsunamiamplituden unter 1,5&nbsp;m in der Regel keine Gefahr für Menschen und Bauwerke darstellen. Es gibt aber Fälle wie den nächtlichen Einbruch des Tsunamis von 1992 in Nicaragua, wo vor allem Kinder, die auf dem Boden in Fischerhütten am Strand schliefen, in dem mancherorts nur um 1,5&nbsp;m ansteigenden Wasser ertranken. Bei Wellenhöhen über 2&nbsp;m werden Leichtbauten aus Holz, Blech, Lehm, bei Wellen über 3&nbsp;m Höhe auch Bauten aus Betonblocksteinen meist total zerstört. Bei Wellenhöhen über 4&nbsp;m steigt die Zahl der Todesopfer drastisch an. Solide Stahlbetonbauten können dagegen Tsunamiwellen von bis zu 5&nbsp;m Höhe widerstehen. Deshalb können die oberen Etagen von Stahlbeton-Hochhäusern oder -Hotels im Falle sehr kurzer Vorwarnzeiten und geringer Fluchtchancen im Freien ebenfalls als Zufluchtsstätten genutzt werden.<ref name="GFZ-Merkblätter">Peter Bormann: ''Merkblätter des GFZ.'' Helmholtz-Zentrum Potsdam, [[Deutsches GeoForschungsZentrum]] (GFZ). {{Webarchiv |url=https://www.gfz-potsdam.de/portal/gfz/Public+Relations/M30-Infomaterial/Druckschriften/30+Merkbl%C3%A4tter |wayback=20121110162049 |text=''Leaflets of the GFZ.''}} In: gfz-potsdam.de (englisch)</ref>
*Hunger, Durst: Zerstörte Infrastruktur beeinträchtigt die Grundversorgung mit sauberem Wasser und Nahrungsmitteln.
*Krankheiten, Epidemien: Wenn verstreute Leichen nicht schnell genug bestattet werden können und die ärztliche Versorgung zusammenbricht, können Krankheiten/Seuchen entstehen und sich ausbreiten.
*Armut: Die breite Zerstörung beraubt viele Menschen ihrer Lebensgrundlagen und Erwerbsmittel.
*Nach dem Tsunami überwältigt die Menschen der Schock. Wer der Flut entkommen ist, wird die seelischen Wunden nicht mehr los. (''Siehe unter'': [[Belastungsstörung]])


Tsunamis dringen oft hunderte Meter, besonders hohe Wellen sogar einige Kilometer weit in flache Küstengebiete vor und verwüsten dort nicht nur menschliche Siedlungen, sondern machen auch landwirtschaftliche Nutzflächen und Brunnen durch Versalzung und Versandung unbrauchbar. Da die Wassermassen mehrmals vordringen und zurückströmen, sind die Überflutungsgebiete mit Schlamm und Sand, zertrümmerten Gegenständen und Gebäudeteilen übersät. Schiffe in Häfen werden aufs Land geworfen, Straßen blockiert, Eisenbahngleise unterspült und somit unbrauchbar. Niedrig gelegene Hafenbereiche und Fischersiedlungen stehen oft noch lange unter Wasser und sind unbewohnbar geworden. Dazu kommen Gefahren aus leckgeschlagenen Fässern mit Treibstoffen und Chemikalien, Flutungen von Kläranlagen oder Fäkaliengruben und Leichen von Menschen und Tieren. Insbesondere in tropischen Regionen erhöht das die akute Gefahr von Trinkwasservergiftungen, Ausbruch von Seuchen u.&nbsp;Ä. Die direkten Tsunamischäden werden oft noch verstärkt durch den Ausbruch von Feuer infolge gebrochener Gasleitungen und elektrischer Kurzschlüsse, oft in Verbindung mit ausgelaufenem Treibstoff aus gestrandeten Schiffen und Fahrzeugen oder leckgeschlagenen Tanks in Häfen. Folgeschäden können aus der kompletten Havarie von küstennahen Industrieanlagen entstehen, wie 2011 im japanischen [[Nuklearkatastrophe von Fukushima|Atomkraftwerk Fukushima]], wo es zu einer partiellen [[Kernschmelze]] mit einer unkontrollierten Freisetzung von [[Radioaktivität|radioaktiven]] Substanzen kam.<ref>{{Literatur |Titel=AKW Fukushima: Tepco meldet Kernschmelze in Reaktor&nbsp;2 und 3. |Sammelwerk=[[Der Spiegel (online)]] |Datum=2011-05-24 |ISSN=2195-1349 |Online=https://www.spiegel.de/panorama/akw-fukushima-tepco-meldet-kernschmelze-in-reaktor-2-und-3-a-764463.html |Abruf=2023-08-31}}</ref> Auch Küstenbiotope (Mangrovenwälder, Korallenriffe u.&nbsp;a.) können durch Tsunamis schwer beschädigt und nachhaltig gestört werden.
=== Schutzmaßnahmen ===
Viele Staaten haben Frühwarnsysteme eingerichtet, da diese die Tsunamis schon bei der Entstehung erkennen - sie zeichnen die seismographischen Plattenbewegungen auf - und durch den gewonnenen Zeitvorsprung die Küsten evakuiert werden können. Leider besitzen einige von der Gefahr betroffene Staaten diese Systeme nicht, und das Informationsnetz ist so schlecht ausgebaut, dass eine Vorwarnung nur eingeschränkt oder überhaupt nicht möglich ist. Zudem wurde bekannt, daß Behörden aus Angst des Verlusts der Haupteinnahmequelle Tourismus die TSUNAMI Warnungen nicht weitergeleitet haben.


=== Frühwarnsysteme ===
Es sei allerdings ausdrücklich darauf hingewiesen, dass es (fast) überall ein Frühwarnsystem bereits gibt: die einheimischen Tiere. Werden Tiere unruhig, droht immer Gefahr. Gerade in den Inselstaaten ist vor wenigen Monaten bekannt geworden, dass Elefanten regelrecht auf höher gelegene Gebiete rannten. Es gibt mehrere Belege dafür, dass man das Tierreich vor Ort nicht unterschätzen sollte.
[[Datei:1 Tsunamiwarnsystem in Dili.jpg|mini|Alarmsirenen für den Fall eines Tsunamis in [[Osttimor]]]]
Tsunami-Frühwarnsysteme machen sich zunutze, dass bestimmte Informationen über das mögliche Auftreten eines Tsunamis gewonnen werden können, bevor der Tsunami selbst seine zerstörerische Kraft entfalten kann. Seismische Wellen breiten sich viel schneller aus als die Tsunamiwelle selbst. Ist z.&nbsp;B. ein ausreichend dichtes Netz seismischer Stationen verfügbar, lassen sich daher bereits nach wenigen Minuten genaue Rückschlüsse über den Ort und die Stärke eines Erdbebens ziehen, und damit eine möglicherweise davon ausgehende Tsunamigefahr prognostizieren. GPS-Stationen messen zentimetergenau die Verschiebung der Erdoberfläche, die sich auf den Meeresboden extrapolieren lässt und eine präzise Prognose der Tsunamigefahr ermöglicht. Bojen messen die Tsunamiwelle direkt noch auf hoher See, sodass eine Vorwarnzeit bleibt.
[[Datei:ISO 7010 W056 warning; tsunami hazard zone.svg|mini|[[Warnzeichen]] für Tsunamis nach [[ISO 7010]]]]
Viele Staaten haben in den letzten Jahrzehnten technische Frühwarnsysteme eingerichtet, die durch das Aufzeichnen [[seismograph]]ischer Plattenbewegungen Tsunamis schon bei der Entstehung erkennen können, sodass durch den gewonnenen Zeitvorsprung die gefährdeten Küstengebiete evakuiert werden können. Dies gilt vor allem für den [[Pazifischer Ozean|Pazifischen Ozean]]. Dort wurde zwischen 1950 und 1965 ein Netz von Sensoren am Meeresboden und anderen wichtigen Stellen eingerichtet, das kontinuierlich alle relevanten Daten misst und über Satellit an das [[Pacific Tsunami Warning Center]] (PTWC) in [[Honolulu]] auf [[Hawaii]] meldet. Dieses wertet die Daten laufend aus und kann innerhalb von 20 bis 30&nbsp;Minuten eine Tsunami-Warnung verbreiten. Da die betroffenen Staaten über ein effektives Kommunikationssystem und regionale Notstandspläne verfügen, besteht im Katastrophenfall eine gute Chance, dass rechtzeitig Rettungsmaßnahmen eingeleitet werden können.


Einige Küstenstädte in [[Japan]] (wie zum Beispiel die Stadt Taro auf der Insel Okushiri) schützen sich durch bis zu 10 Meter hohe und 25 Meter breite [[Deich]]e, deren Tore innerhalb von wenigen Minuten geschlossen werden können. Außerdem beobachten Leute vom [[Küstenschutz]] mit Kameras den [[Meeresspiegel]] auf Veränderungen. Ein [[Frühwarnsystem]] gibt bei [[Erdbeben]] der Stärke 4 ([[Richterskala]]) automatisch Tsunamialarm, so dass die Einwohner [[Evakuierung|evakuiert]] werden können.
Einige Küstenstädte in Japan schützen sich durch bis zu 10&nbsp;m hohe und 25&nbsp;m breite Deiche, deren Tore innerhalb von wenigen Minuten geschlossen werden können. Außerdem beobachtet der [[Küstenschutz]] mit Kameras den [[Meeresspiegel]] auf Veränderungen. Ein Frühwarnsystem gibt bei Erdbeben der [[Magnitude (Erdbeben)|Stärke]]&nbsp;4 automatisch Tsunamialarm, sodass die Einwohner [[Evakuierung|evakuiert]] werden können.


Leider besitzen einige von der Gefahr betroffene Staaten diese Systeme noch nicht, und deren Informationsnetz ist so schlecht ausgebaut, dass eine Vorwarnung nur eingeschränkt oder überhaupt nicht möglich ist. Dies betrifft insbesondere den [[Indischer Ozean|Indischen Ozean]]. Zudem kommt es vor, dass Behörden aus Angst vor dem Verlust der Einnahmequelle Tourismus Tsunami-Warnungen nicht weiterleiten.
Um die Tsunami-Schäden einzuschränken, wurden überall auf der Erde [[Seismograph]]en unter Wasser installiert, bisher jedoch kaum im [[Indischer Ozean|Indischen Ozean]]. Eine wichtige Rolle bei der Auswertung der Daten spielt das [[Pacific Tsunami Warning Center]] (PTWC) in [[Honolulu]] auf [[Hawaii]], das zwischen [[1950]] und [[1965]] schrittweise aufgebaut wurde. Fehlalarme können allerdings bei einer unnötigen [[Evakuierung]] hohe Kosten verursachen und das [[Vertrauen]] der Menschen in die Prognosen untergraben.


Die Staaten am Indischen Ozean haben nach der Flutkatastrophe in Südasien 2004 beschlossen, ein Tsunami-Frühwarnsystem einzurichten.
Ein neues, weltweites System soll Mitte [[2005]] in Betrieb gehen. Für die Erkennung von den Erdbeben werden die seismologischen Auswertungen der [[United Nations|UNO]] herangezogen werden, die normalerweise für die Überwachung des [[Atomsperrvertrag]]es verwendet werden. Dazu müssen nur die Meldesysteme in die nationalen Alarmsysteme integriert werden, da die Erkennungsmöglichkeiten schon vorhanden sind. Die Meldungen dieser künstlichen durch [[Nuklearexplosion]]en hervorgerufenen oder natürlichen Erdbeben laufen in [[Wien]] bei der [[IAEA]] zusammen.


Indonesien hat ein deutsches Frühwarnsystem geordert&nbsp;− das [[German Indonesian Tsunami Early Warning System]] (GITEWS)&nbsp;− das im Auftrag der deutschen Bundesregierung vom Geoforschungszentrum (GFZ) Potsdam und sieben weiteren Institutionen entwickelt wurde, das November 2008 in Testbetrieb ging und seit März 2011 in operativem Betrieb ist. Durch seismische Sensoren und GPS-Technologie erlaubt dieses komplexe System noch exaktere Vorhersagen als das PTWC. Anfangs waren auch Bojen im Einsatz, die an der Meeresoberfläche schwammen. Diese erwiesen sich jedoch als wenig zuverlässig.<ref>{{Webarchiv |url=https://www.gitews.de/index.php?id=22 |wayback=20110317040217 |text=''Konzept.''}} In: gitews.de, 17. März 2011.</ref>
Wenn man von einem Tsunami betroffen ist, sollte man unbedingt folgende Sicherheitsmaßnahmen beachten:


Malaysia hat das [[Malaysian National Tsunami Early Warning System]] ([[MNTEWS]]) errichtet, das derzeit eine Alarmierung der Bevölkerung innerhalb von zwölf Minuten nach dem Ereignis ermöglicht. Für 2012 wurde die Verkürzung auf zehn Minuten angekündigt.<ref name="ismail">Che Gaya Ismail, Vizedirektor des Malaysian Meteorological Department (MMD). In: ''New Straits Times'', 6.&nbsp;Mai 2011, S.&nbsp;19 (englisch).</ref>
*Sich ins Landesinnere begeben
*Nicht in Ufernähe schlafen oder leben (Mindestabstand 300 Meter)
*Sich auf eine Anhöhe begeben (mindestens 30 Meter Höhe)
*Dort, wo vorhanden, Alarmsirenen beachten (Da in vielen Gegenden Tsunamis selten sind und gelegentlich Fehlalarm gegeben wird, kommt es vor, dass viele Menschen die Alarmsirenen ignorieren.)
*Mit mehreren Wellen rechnen und nicht nach der ersten oder zweiten Welle zurückkehren (Zwischen den Wellen weicht das Meer sehr weit zurück. Das ist als Alarmzeichen zu begreifen.)
*Sich auf einem starken Baum in Sicherheit bringen
*Sich auf etwas Schwimmfähigem aufhalten (Dach, große Tür, Tor)


Taiwan nahm am 14.&nbsp;November 2011 ein unterseeisches seismisches Beobachtungssystem in Betrieb. Die in etwa 300&nbsp;m Meerestiefe an einem Unterseekabel befestigten Komponenten des Frühwarnsystems sind über eine Strecke von 45&nbsp;km verteilt und sollen die Vorwarnzeit für Tsunamis und Erdbeben weiter verlängern.<ref>''Taiwan deploys undersea quake warning system.'' In: ''The Borneo Post'', Ausgabe vom 15.&nbsp;November 2011 (englisch).</ref>
==Megatsunamis==
Megatsunamis werden Tsunamis genannt, deren Höhe im Küstenbereich 100 Meter übersteigt. Würde ein Megatsunami sich frei im Ozean ausbreiten, so könnte er große Schäden auf mehreren Kontinenten anrichten. Da Erdbeben nach heutiger Kenntnis nicht in der Lage sind, derartige Wellen zu erzeugen, könnten nur katastrophale Ereignisse wie der Einschlag eines großen Meteoriten oder der Zusammenbruch eines Bergs im Meer derartige Megatsunamis verursachen. Abgesehen von derartigen Vorstellungen bestehen folgende Tatsachen:
*In der Geschichte der Menschheit ist kein nicht lokal begrenzter Megatsunami bekannt; der Ausbruch des [[Krakatau]] 1883 beispielsweise hat keinen bewirkt.
*Die möglichen Ursachen eines Megatsunami sind sehr seltene Ereignisse, die im Abstand von mindestens 10.000, wenn nicht Millionen von Jahren auftreten.
*Erdrutsche verursachen Tsunamis von sehr kurzer Wellenlänge, die sich nicht über tausende von Kilometern fortpflanzen können, ohne ihre Energie zu verbrauchen. Während der Erdrutsche auf Hawaii (1868 auf [[Mauna Loa]] und 1975 auf [[Kilauea]]) kam es zu großen lokalen Tsunamis, ohne dass die amerikanische oder die asiatische Küste gefährdet waren.


Die Koordination der vorhandenen Systeme zu einem weltweiten System wird seit Mitte 2005 vorangetrieben. Für die Erkennung von Erdbeben werden<!-- ? --> auch die seismologischen Auswertungen der [[United Nations|UNO]] herangezogen, die normalerweise für die Überwachung des vollständigen Atomteststoppvertrages [[CTBT]] verwendet werden. Dazu müssen<!-- ? --> nur die Meldesysteme in die nationalen Alarmsysteme integriert werden, da die Erkennungsmöglichkeiten schon vorhanden sind. Die Meldungen dieser künstlichen durch Nuklearexplosionen hervorgerufenen oder natürlichen Erdbeben laufen in [[Wien]] bei der Atomteststoppvertragsorganisation [[CTBTO]] zusammen.
== Die größten Tsunamis ==
[[Bild:2004 Indian Ocean earthquake Maldives tsunami wave.jpg|thumb|300px|Großer Tsunami von 2004 beim Auftreffen auf die maledivische Küste]]
'''21. Jahrhundert'''
*[[26. Dezember]] [[2004]]: Durch ein [[Erdbeben im Indischen Ozean 2004|Erdbeben im Indischen Ozean]] (3° 33' Nord, 95° 8' Ost) vor der Insel [[Sumatra]], das eine [[Magnitude (Erdbeben)|Magnitude]] um 9,3 auf der [[Richterskala]] hatte - das viert- oder fünftstärkste je gemessene Beben - ereignete sich eine der bisher schlimmsten Tsunamikatastrophen der Geschichte. Mindestens 240.000 Menschen (Stand: September [[2005]]) in 8 asiatischen Ländern (insbesondere [[Indonesien]]/[[Sumatra]], [[Sri Lanka]], [[Indien]], [[Thailand]], [[Myanmar]], [[Malediven]], [[Malaysia]] und [[Bangladesch]]) wurden getötet. Die Flutwelle drang mehrere tausend Kilometer bis nach Ost- und Südostafrika vor; Opfer wurden auch aus [[Somalia]], [[Tansania]], [[Kenia]], [[Südafrika]], [[Madagaskar]] und von den [[Seychellen]] gemeldet.
'''20. Jahrhundert'''
*[[17. Juli]] [[1998]]: An der Nordküste von [[Papua-Neuguinea]] werden 2000 Menschen von einer Flutwelle getötet, die von einem Beben ausgelöst wurde.
*[[2. September]] [[1992]]: An der Pazifikküste von [[Nicaragua]] werden etwa 180 Menschen von einer zehn Meter hohen Flutwelle getötet, die von einem Beben 120 km vor der Küste ausgelöst wurde.
*[[16. August]] [[1976]]: Ein Tsunami im Morogolf fordert auf den [[Philippinen]] mehr als 5.000 Menschenleben.
*[[28. März]] [[1964]]: Am Karfreitag löst ein Erdbeben vor [[Alaska]] an der gesamten Westküste der USA eine Flutwelle aus. In Alaska kommen 107, in [[Oregon]] vier und in [[Kalifornien]] elf Menschen ums Leben.
*[[9. Oktober]] [[1963]]: Im Städtchen Longarone (das sich zwei Kilometer entfernt unterhalb des Stausees Vaiont befindet) in [[Italien]] bricht am Abend unter einem Erdrutsch der gesamte Nordhang des Monte Toc zusammen. Direkt in den Stausee - der Staudamm bricht zwar nicht, das Wasser schwappt aber über und stürzt das Tal in einer 140 Meter hohen Welle hinunter. Mehrere Dörfer werden zerstört, 4000 Menschen kommen ums Leben.
*[[22. Mai]] [[1960]]: Eine elf Meter hohe Welle im Pazifik tötet in [[Chile]] 1000 Menschen. Auf Hawaii kommen 61 Menschen ums Leben, doch kann durch ein erstes [[Warnsystem]] der Ort [[Hilo]] rechtzeitig evakuiert werden.
*[[9. Juli]] [[1958]]: In der Lituya Bay ([[Alaska]]) entsteht durch einen Erdrutsch ein Tsunami, der auf dem gegenüberliegenden Uferhang der engen fjordähnlichen Bucht bis in eine Höhe von 520 m aufgespült wird.([http://www.extremescience.com/BiggestWave.htm], [http://www.alaskacruise.com/LtBy.htm]).
*[[1. April]] [[1946]]: Vor [[Alaska]] reißt eine [[Springflut]] infolge eines Erdbebens die fünfköpfige Besatzung eines Leuchtturmes in den Tod. Stunden später erreicht die Welle das fast 3700 km entfernte Hawaii, wo 159 Menschen sterben.
*[[1936]]: Bei einem erneuten Felsabsturz des [[Ramnefjell]] in den [[Lovatn]]-See entsteht eine 70 m hohe Flutwelle und zerstört wiederum zwei Dörfer. Ein Ausflugsschiff wird 350 m weit ins Land getragen. Die Dörfer werden daraufhin aufgegeben, so dass bei einem weiteren Erdrutsch mit Flutwelle im Jahre [[1950]] keine Opfer entstehen.
*[[28. Dezember]] [[1908]]: In [[Messina]]/Italien wird die Stadt fast vollständig durch ein Erdbeben und einen darauffolgenden Tsunami zerstört. Mehr als 75.000 Menschen finden den Tod.
*[[31. Januar]] [[1906]]: Die Küsten [[Kolumbien]]s und [[Ecuador]]s werden von einer verheerenden Flutwelle überschwemmt, 500 bis 1500 Menschen kommen ums Leben.
*[[15. Januar]] [[1905]]: Bei einer durch einen Felsabsturz des [[Ramnefjell]] in den [[Lovatn]]-See ([[Norwegen]]) verursachten 40 m hohen Flutwelle sterben am 10 km entfernt gegenüberliegenden Ufer 63 Einwohner der Dörfer [[Bodal]] und [[Nesdal]].
'''19. Jahrhundert'''
*[[15. Juni]] [[1896]]: Der so genannte ''Saraiko-Tsunami'', eine Wasserwand von 23 Metern Höhe, überrascht [[Japan]] während religiöser Feierlichkeiten. 26.000 Menschen ertrinken.
*[[27. August]] [[1883]]: Nach der [[Detonation]] des Vulkans [[Krakatau]] entsteht ein großer Tsunami, der im nahen Umkreis 40 Meter hohe Flutwellen auslöst. Ungefähr 36.000 Menschen sterben. Selbst an der Küste [[Großbritannien]]s steigt der Meeresspiegel um etwa einen halben Meter. Eine von der Vulkanexplosion verursachte Luftdruckwelle rast siebenmal um die Erde und löst im 8000 km entfernten [[Lake Taupo]] in [[Neuseeland]] einen Mikrotsunami aus.


Seit 2007 wird ein Tsunami-Frühwarnsystem, das [[Tsunami Early Warning and Mitigation System in the North-eastern Atlantic, the Mediterranean and connected seas]] ([[NEAMTWS]]) im [[Atlantik]] und im [[Mittelmeer]]raum aufgebaut.
[[Bild:Lissabon-3.jpg|thumb|300px|Großbrand und Tsunami in Lissabon 1755]]

'''18. Jahrhundert'''
Bei allen Frühwarnsystemen besteht das Problem, dass Falschalarme bei einer unnötigen Evakuierung hohe Kosten verursachen können und das [[Vertrauen]] der Menschen in die Prognosen untergraben.
*[[1. November]] [[1755]]: Die portugiesische Hauptstadt [[Lissabon]] wird von einem Brand zerstört, der infolge eines [[Erdbeben]]s ausbricht. Als die Einwohner vor den Flammen an das Ufer des [[Tejo]] flüchten, werden sie von haushohen Flutwellen überrascht. Zwei Drittel der Stadt werden zerstört, 60.000 Menschen sterben. Der Tsunami macht sich noch in [[Irland (Insel)|Irland]] und jenseits des Atlantiks auf den [[Kleine Antillen|kleinen Antillen]] bemerkbar, [[Madeira]] wird von 15 Meter hohen Wellen erreicht. (Das Erdbeben ist auch in [[Venedig]] deutlich zu spüren und wird sogar in [[Casanova]]s Memoiren erwähnt.)

'''17. Jahrhundert'''
=== Verhaltensweisen bei akuter Tsunami-Gefahr und Tsunami-Warnung ===
*[[18. November]] [[1601]]: Ein Erdbeben mit Zentrum in [[Unterwalden]] in der [[Zentralschweiz]] fordert angeblich acht Tote. Erschütterungen sind in der ganzen damaligen [[Schweiz]] zu spüren. Die durch das Erdbeben ausgelösten Rutschungen führen zu einer vermutlich bis zu 4 Meter hohen Flutwelle im [[Vierwaldstättersee]], welche in der Stadt [[Luzern]] beträchtliche Schäden anrichtet. Das Ereignis wird vom damaligen Stadtschreiber Renward Cysat ausführlich beschrieben. Es handelt sich um einen der ersten durch einen Augenzeugen gut dokumentierten Tsunami ([http://www.staluzern.ch/schaufenster/tsunami/home.html]).
Das Deutsche Geoforschungszentrum Potsdam (GFZ) gibt Ratschläge für den Fall eines Tsunami. Diese besagen im Wesentlichen, dass Informationen und Warnungen der örtlichen Behörden beachtet und an andere Menschen in der Umgebung weitergegeben werden sollen. Für den Aufenthalt auf offener See wird empfohlen, ausreichenden Abstand zur Küste einzuhalten und keinesfalls in den Hafen einzufahren. Beim Aufenthalt an Land empfiehlt das GFZ die Flucht an möglichst küstenferne, erhöhte Orte zu Fuß, da in Panik flüchtende Autofahrer oft zu Verkehrsstaus führen. Im Falle sehr kurzer Vorwarnzeit könne es gegebenenfalls sicherer sein, in einem stabilen, neueren Gebäude eines der höchstgelegenen Stockwerke aufzusuchen, als noch die Flucht ins Landesinnere zu versuchen. Ausdrücklich wird auf die Gefahr weiterer, eventuell höherer Wellen nach Abklingen der ersten Flutwelle hingewiesen.<ref name="Bormann_gfz_potsdam_2012" />
'''Antike und Prähistorie'''

*[[1628_v._Chr.|1628 v. Chr.]]: Eine Vulkanexplosion auf [[Santorin]] führt zu 60 Meter hohen Wellen im gesamten östlichen Mittelmeer. Dies soll zur Auslöschung der [[Minoische Kultur|minoischen Kultur]] geführt haben.
== Typische Phänomene von Tsunamis ==
*In prähistorischer Zeit kamen gewaltige Tsunamis mit unvorstellbaren Höhen von 300 bis 400 m vor. Sie entstanden durch gewaltige Hangrutsche oder Einstürze ganzer Berge, die aufgrund von vulkanischen Tätigkeiten ins Meer brachen, zum Beispiel von den Inseln Hawaiis aus vor 110&nbsp;000 Jahren oder durch Unterwasserlawinen, wie vor 8&nbsp;000 Jahren vor der norwegischen Küste. Die Tsunamis können heutzutage durch Ablagerungen der so genannten ''Tsunamite'' und Felsproben rekonstruiert werden.
* Tsunamis bestehen aus einer Serie aufeinanderfolgender, sehr langperiodischer Meereswellen. Diese werden zumeist durch starke untermeerische Erdbeben, aber auch durch Vulkanausbrüche oder Hangrutschungen verursacht.
* Die meisten Tsunamis ereignen sich im Pazifischen Ozean, es gibt sie aber auch in allen anderen Ozeanen und Meeresgebieten. Obgleich Tsunamis selten sind, stellen sie eine große Gefahr dar. Ein sicherer Schutz vor Tsunamis ist nicht erreichbar, außer man vermeidet in potenziell tsunamigefährdeten Gebieten Siedlung und Bebauung in niedrig gelegenen Gebieten (weniger als 30&nbsp;m über Meereshöhe).
* Tsunamis können innerhalb weniger Minuten an den Küsten nahe ihrem Ursprung große Zerstörungen anrichten und viele Menschenleben fordern. Starke Tsunamis entfalten ihre Wirkung aber auch an weit entfernten Küsten, da sie sich im Verlauf von Stunden über ganze Ozeanbecken hinweg ausbreiten können.
* Die Geschwindigkeit, mit der sich Tsunamis ausbreiten, ist abhängig von der Wassertiefe. In tiefen Ozeanen beträgt sie über 800&nbsp;km/h, in flachem Wasser lediglich 30 bis 50&nbsp;km/h.
* Ein Tsunami besteht meist aus mehreren Wellenbergen, die im Abstand von einigen zehn Minuten bis zu über einer Stunde aufeinanderfolgen und häufig erst in späteren Wellenbergen zu maximalen Höhen an der Küste auflaufen.
* Die Abstände zwischen den Wellenbergen betragen auf tiefer offener See einige 100&nbsp;km und verkürzen sich in Flachwasserbereichen bis auf etwa 10&nbsp;km.
* Die Wellenhöhen sind auf tiefer offener See gering, meist kleiner als 1&nbsp;m und auf Grund der großen Wellenlängen für Schiffe ungefährlich und nur mittels spezieller Bojen oder [[Satellitenaltimetrie]] feststellbar. Bei Annäherung an die Küste, vor allem in flachen Buchten, können sich die Wassermassen aber über 10&nbsp;m, in Extremfällen auch mehr als 30&nbsp;m bis 50&nbsp;m hoch auftürmen, flaches Land hinter der Küste bis zu mehreren Kilometern landeinwärts überfluten und verheerende Verwüstungen anrichten.<ref name="GFZ-Merkblätter" />
* Personen an Land nehmen einen herannahenden Tsunami nicht unbedingt als Welle wahr, sondern als einen unvermittelten, im Vergleich zu Ebbe und Flut viel schnelleren Abfall oder auch Anstieg des Meeresniveaus. Sie bemerken z.&nbsp;B., dass plötzlich Wasser über den kurz zuvor noch trockenen Boden läuft, sie einige Momente später vielleicht bereits hüfthoch im Wasser stehen und Autos wie Streichholzschachteln weggeschwemmt werden. Der Meeresspiegel steigt ggf. weiter schnell um mehrere Meter an und überflutet tieferliegende Küstenbereiche. Anschließend läuft das Wasser in umgekehrter Richtung wieder ab zum Meer und verfrachtet beim Ablaufen zerstörte Gebäude und Trümmer kilometerweit auf das offene Meer hinaus.

== Binnentsunami ==
Tsunamis entstehen nicht nur auf den Weltmeeren, auch auf [[Binnensee]]n können sich sogenannte ''Binnentsunamis'' bilden. Binnentsunamis entstehen entweder durch Erdbeben oder durch Rutschungen, welche die Seefläche erreichen oder sich unterhalb der Wasseroberfläche ereignen.<ref>[http://www.planat.ch/de/wissen/erdbeben/tsunami/ Schweizerische Eidgenossenschaft: Nationale Plattform Naturgefahren PLANAT]</ref>

Mehrere [[Hydrographie der Schweiz#Gefahren durch Tsunamis|Tsunamiereignisse sind in der Schweiz]] durch historische Dokumente oder durch Sedimentablagerungen nachgewiesen, so das [[Tauredunum-Ereignis]] von 563. Damals ereignete sich ein Erdrutsch am Ostende des [[Genfersee]]s. Dadurch wurde ein 13 Meter hoher Tsunami ausgelöst. Ähnliche Binnentsunamis sind vom [[Vierwaldstättersee]] (1601 und 1687) und vom [[Lauerzersee]] (1806) bekannt.

Ein eher kleiner Tsunami ausgelöst durch einen Bergrutsch in einem gefluteten Tagebausee schwemmte 2009 ein Ausflugsschiff auf das gegenüberliegende Ufer des [[Concordiasee (Seeland)|Concordiasees]] der Gemeinde [[Seeland (Sachsen-Anhalt)|Seeland]] in [[Sachsen-Anhalt]]/Deutschland.

In der Nacht vom 23. auf den 24. Juli 2014 ereignete sich im [[Askja]]-Gebiet in [[Island]] ein Erdrutsch, bei dem sich ein ca. 1&nbsp;km breites Stück der Kraterwand löste; geschätzte 50&nbsp;Mio.&nbsp;m³ Gestein glitten ab und lösten im [[Öskjuvatn]] mehrere ca. 50&nbsp;m hohe Tsunamis aus. Als Auslöser wird Destabilisierung des Untergrunds durch starkes Tauwetter vermutet.<ref>{{Internetquelle |url=https://www.icelandreview.com/news/askja-closed-due-huge-landslide/ |titel=Askja Closed due to Huge Landslide |titelerg=News |werk=icelandreview.com |hrsg=Iceland Review |datum=2014-07-23 |sprache=en de |abruf=2023-08-31}}</ref>

== Historische Tsunamis ==
''Siehe:'' [[Liste von Tsunamis]]

== Diverse ==
Der 5. November wurde von der [[UNESCO]] zum „Welt-Tsunami-Tag“ ({{enS|World Tsunami Awareness Day}}) ausgerufen, um die Weltöffentlichkeit auf das Phänomen und die Gefahren von Tsunamis aufmerksam zu machen.<ref>{{Internetquelle |url=https://www.unesco.org/en/days/tsunami-awareness |titel=World Tsunami Awareness Day – 5 November |titelerg=UNESCO International Days |werk=unesco.org |hrsg=[[UNESCO]] |sprache=en |abruf=2023-12-22}}</ref><ref>{{Internetquelle |url=https://tsunamiday.undrr.org/ |titel=5 November – World Tsunami Awareness Day |werk=tsunamiday.undrr.org |hrsg=[[United Nations Office for Disaster Risk Reduction]] – UNDRR |sprache=en |abruf=2023-12-22}}</ref>


== Literatur ==
== Literatur ==
'''Bücher:'''
'''Bücher:'''
*Landau und Lifschitz: ''Theoretische Physik Bd. VI: Hydrodynamik,'' ''Paragraph'' 12: Theorie der Schwerewellen
* [[Lew Dawidowitsch Landau|L. D. Landau]], [[Jewgeni Michailowitsch Lifschitz|J. M. Lifschitz]]: ''Theoretische Physik Bd.&nbsp;VI: Hydrodynamik.'' Paragraph&nbsp;12: Theorie der Schwerewellen.
* Boris Levin, Mikhail Nosov: ''Physics of tsunamis.'' Springer, Dordrecht 2009, ISBN 978-1-4020-8855-1.
* Kristy F. Tiampo: ''Earthquakes: simulations, sources and tsunamis.'' Birkhäuser, Basel 2008, ISBN 978-3-7643-8756-3.
* Walter C. Dudley, Min Lee: ''Tsunami!'' University of Hawaii Press, 1988, 1998 [https://www.cambridge.org/core/journals/geological-magazine/article/w-c-dudley-lee-min-1988-tsunami-xii-132-pp-honolulu-university-of-hawaii-press-price-1040-hard-back-isbn-0-8248-1125-9/11B962AED1B5C58DE5A25B57B70D4A6D], [https://www.lehmanns.de/shop/sozialwissenschaften/2255978-9780824819699-tsunami Tsunami!] Walter C. Dudley Min Lee Verlag:University of Hawai’i Press Jahr:1999, ISBN 0-8248-1125-9, ISBN 978-0-8248-1969-9.
* [[Linda Maria Koldau]]: ''Tsunamis. Entstehung, Geschichte, Prävention'' C.H. Beck, München 2013 (C.H. Beck Reihe Wissen 2770, [https://www.chbeck.de/koldau-maria-tsunamis/product/11510074 Leseprobe]), ISBN 978-3-406-64656-0.
* Y. A. Kontar et al.: ''Tsunami Events and Lessons Learned: Environmental and Societal Significance.'' Springer, Dordrecht 2014. ISBN 978-94-007-7268-7 (Print); ISBN 978-94-007-7269-4 ([[E-Book]]).


'''Aufsätze:'''
'''Aufsätze:'''
*Erwin Lausch: ''Tsunami: Wenn das Meer aus heiterem Himmel tobt.'' GEO 4/1997, S. 74
* Erwin Lausch: ''Tsunami: Wenn das Meer aus heiterem Himmel tobt.'' GEO 4/1997, S.&nbsp;74. {{ISSN|0342-8311}}
*Angelo Rubino: ''Anregung und Ausbreitung von Tsunami-Wellen, die durch untermeerische Erdrutsche verursacht werden.'' Universität Hamburg, Institut für Meereskunde, 1994
* Angelo Rubino: ''Anregung und Ausbreitung von Tsunami-Wellen, die durch untermeerische Erdrutsche verursacht werden.'' Universität Hamburg, Institut für Meereskunde, 1994.
*G. Margaritondo: ''Explaining the physics of tsunamis to undergraduate and non-physics students'' European Journal of Physics 26, 401-407 (2005)
* G. Margaritondo: ''Explaining the physics of tsunamis to undergraduate and non-physics students.'' European Journal of Physics 26, 401–407 (2005).
*Pascal Bernard: ''Tsunamis im Mittelmeer?'' Spektrum der Wissenschaft, April 2005, S. 34 - 41 (2005), {{ISSN|0170-2971}}
* Pascal Bernard: ''Tsunamis im Mittelmeer?'' Spektrum der Wissenschaft, April 2005, S.&nbsp;34–41 (2005), {{ISSN|0170-2971}}.
* Intergovernmental Oceanographic Commission (2008). ''Tsunami&nbsp;– the great waves.'' United Nations Educational, Scientific and Cultural Organization ({{Webarchiv |url=https://ioc3.unesco.org/itic/files/great_waves_en_small.pdf |wayback=20120326000116 |text=''Tsunami The great Waves:'' |format=PDF; 5,4&nbsp;MB |()=[]}} (englisch))

* Eko Yulianto, Fauzi Kusmayanto, Nandang Supriyatna, Mohammad Dirhamsyah: {{Webarchiv |url=http://www.ioc-unesco.org/icr/components/com_oe/oe.php?task=download&id=10747&version=1.0&lang=1&format=1 |wayback=20160111004829 |text=''Where the First Wave Arrives in Minutes – Indonesian Lessons on Surviving Tsunamis near Their Sources.'' |format=PDF; 2,4&nbsp;MB}} 2010. United Nations Educational, Scientific and Cultural Organization, IOC Brochure 2010-4. ISBN 978-979-19957-9-5 (englisch).
==Siehe auch==
* [[Katastrophenschutz]]
* [[Katastrophenvorsorge]]


== Weblinks ==
== Weblinks ==
{{Wiktionary1|Tsunami}}
{{Wiktionary|Tsunami}}
{{commons1|Tsunami}}
{{Commons|Tsunami}}
{{Wikinews|Kategorie:Tsunami|Kategorie: Tsunami}}
* [http://www.naturgefahren.de/tsunami.htm Tsunamis (mit vielen Links)]
'''Allgemein'''
* [http://www.g-o.de/index.php?cmd=focus_detail&f_id=100&rang=1 Das Geheimnis der Riesenwellen]
* [http://www.quarks.de/wellen/03.htm Die zerstörerische Kraft des Tsunami]
* [http://www.naturgefahren.de/tsunami.htm ''Tsunamis''] (mit vielen Links)
* [https://www.zeit.de/2006/30/Glosse-30-Tsunami ''Vermeidbarer Tod&nbsp;– Vor Flutwellen lässt sich warnen.''] Über den aktuellen Stand von Tsunami-Frühwarnsystemen, [[Die Zeit]], 20.&nbsp;Juli 2006.
* [http://www.learn-line.nrw.de/angebote/agenda21/lexikon/tsunami.htm Bildungsserver learn:line NRW, Agenda 21: Flutkatastrophe in Südostasien]
* SwissEduc – Stromboli online: [https://www.swisseduc.ch/stromboli/volcano/beso/bes02c-de.html ''Bergsturz-Tsunami auf der Vulkaninsel Stromboli.''] (Schweizer Hochdeutsch)
* [http://www.schulphysik.de/tsunami.html Einfaches Tsunami-Experiment]
* [[Schweizer Fernsehen|SF]] Wissen: {{Webarchiv |url=http://www.wissen.sf.tv/permalink/artikel/3342270 |wayback=20120119120837 |text=''Dossier: Tsunami&nbsp;– die Monsterwelle.''}} (Schweizer Hochdeutsch)
* [http://www.swisseduc.ch/stromboli/volcano/beso/bes02c-de.html Bergsturz-Tsunami auf der Vulkaninsel Stromboli]
* {{Webarchiv |url=https://www.aerospace.org/conferences/planetarydefense/2007papers/S4-3--Gisler-Paper.pdf |wayback=20120111130335 |text=''Tsunamis from asteroid impacts in deep water.'' |format=PDF; 558&nbsp;kB |()=[]}} (13 Seiten) {{Webarchiv |url=https://www.aerospace.org/conferences/planetarydefense/2007papers.html |wayback=20120111122629 |text=''2007 Planetary Defense Conference.'' |format=PDF; 407&nbsp;kB |()=[]}} George Washington University, Washington D.C., März 2007 (25 Seiten, englisch)


'''Internationale Datenbänke'''
{{Lesenswert}}
* [https://www.ngdc.noaa.gov/hazard/hazards.shtml Datenbank von DGDC] (National Geophysical Datacenter, NOAA)
* [https://earthquake.usgs.gov/ Datenbank von USGS] (U.S. Geological Survey)
* [http://itic.ioc-unesco.org/ Datenbank von ITIC] (International Tsunami Information Center)


'''Deutsch-Indonesisches Tsunami-Frühwarnsystem'''
[[Kategorie:Beben]]
* [https://www.gitews.de/ ''Das Deutsch-Indonesisches Tsunami-Frühwarnsystem.''] ([https://www.gitews.de/fileadmin/documents/content/press/GITEWS_Broschuere_DE_08.pdf PDF; 4,7&nbsp;MB]) Auf ''gitnews.de.''
[[Kategorie:Ozeanologie]]
* [https://www.gfz-potsdam.de/presse/meldungen/detailansicht/zehn-jahre-nach-der-katastrophe-tsunami-fruehwarnsystem-fuer-den-indischen-ozean ''Zehn Jahre nach der Katastrophe: Tsunami-Frühwarnsystem für den Indischen Ozean.''] Auf: [[Helmholtz-Zentrum Potsdam – Deutsches GeoForschungsZentrum|gfz-potsdam.de]] (19. Dezember 2014)
[[Kategorie:Wellenlehre]]
[[Kategorie:Vulkanismus]]


'''Helmholtz-Zentrum Potsdam – Deutsches GeoForschungsZentrum'''
[[af:Tsoenami]]
* Merkblätter des [[Helmholtz-Zentrum Potsdam – Deutsches GeoForschungsZentrum|GFZ]], Peter Bormann, Helmholtz-Zentrum Potsdam, Deutsches GeoForschungsZentrum (GFZ) {{Webarchiv |url=https://www.gfz-potsdam.de/portal/gfz/Public+Relations/M30-Infomaterial/Druckschriften/30+Merkbl%C3%A4tter |wayback=20121110162049 |text=''Leaflets of the GFZ, Version 06/08.''}} (englisch)
[[ar:تسونامي]]
* Merkblatt des GFZ, Tsunami, Peter Bormann, Helmholtz-Zentrum Potsdam, Deutsches GeoForschungsZentrum (GFZ) {{Webarchiv |url=https://www.gfz-potsdam.de/portal/gfz/Public+Relations/M30-Infomaterial/Druckschriften/GFZ-PR-Merkblatt-Tsunami-de_pdf?binary=true&status=300&language=de |wayback=20121110161902 |text=''Merkblatt Tsunami Ursachen und typische Phänomene von Tsunami und Verhaltensweisen bei akuter Tsunamigefahr oder -warnung (Kurzfassung), Version 10/12''}}
[[be:Цунамі]]
* Merkblatt des GFZ, Tsunami, Peter Bormann, Helmholtz-Zentrum Potsdam, Deutsches GeoForschungsZentrum (GFZ) {{Webarchiv |url=https://www.gfz-potsdam.de/portal/gfz/Public+Relations/M30-Infomaterial/Druckschriften/GFZ-PR-Infoblatt-Tsunami-de_pdf?binary=true&status=300&language=de |wayback=20121110161244 |text=''Infoblatt – Tsunami, Version 10/12.'' |format=PDF; 4,4&nbsp;MB}}
[[bg:Цунами]]
* Merkblatt des GFZ, Erdbeben, Peter Bormann, Helmholtz-Zentrum Potsdam, Deutsches GeoForschungsZentrum (GFZ) {{Webarchiv |url=https://www.gfz-potsdam.de/portal/gfz/Public+Relations/M30-Infomaterial/Druckschriften/GFZ-PR-Merkblatt-Erdbeben-de_pdf?binary=true&status=300&language=de |wayback=20120112122622 |text=''Merkblatt Erdbeben Was mache ich, wenn in Starkbebengebieten die Erde bebt? Version 01/08'' |format=PDF; 168&nbsp;kB}}
[[ca:Tsunami]]

[[cs:Tsunami]]
'''UNESCO'''
[[cy:Tsunami]]
* {{Webarchiv |url=https://www.unesco.de/tsunami_warnung.html |wayback=20121029095916 |text=''UNESCO-IOC – Tsunami-Frühwarnsysteme.''}} ''[[Deutsche UNESCO-Kommission]]'' (3. April 2012)
[[da:Tsunami]]
* [https://www.unesco.de/suche?search_api_fulltext=tsunami&type=All Informationssuche Stichwort „Tsunami“] bei der ''Deutschen UNESCO-Kommission''
[[en:Tsunami]]
* UNESCO – [https://www.unesco.org/en/tags/tsunami Tsunami-Nachrichten], [https://www.unesco.org/en/days/tsunami-awareness allgemeine Infos,] [https://www.ioc.unesco.org/en/global-tsunami-early-warning-and-mitigation-programme globale Tsunami-Frühwarn- und Migrationsprogramme – ''Global Tsunami Early Warning and Mitigation Programme''] (englisch)
[[eo:Cunamo]]
* UNESCO – [http://www.ioc-tsunami.org/ ''Tsunami Programme.''] (englisch)
[[es:Tsunami]]

[[et:Tsunami]]
== Einzelnachweise ==
[[eu:Tsunami]]
<references />
[[fa:غریاله]]

[[fi:Tsunami]]
{{Lesenswert|29. August 2005|8879029}}
[[fr:Tsunami]]

[[fy:Tsûnamy]]
{{Normdaten|TYP=s|GND=4261303-6}}
[[he:צונמי]]

[[hi:सूनामी]]
[[ia:Tsunami]]
[[Kategorie:Tsunami| ]]
[[Kategorie:Vulkanismus]]
[[id:Tsunami]]
[[Kategorie:Hochwasserereignisse]]
[[it:Tsunami]]
[[Kategorie:Strömungen und Wellen]]
[[ja:津波]]
[[Kategorie:Japanische Phrase]]
[[jv:Tsunami]]
[[Kategorie:Wikipedia:Artikel mit Video]]
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[[ru:Цунами]]
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[[sk:Tsunami]]
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[[tr:Tsunami]]
[[uk:Цунамі]]
[[vi:Sóng thần]]
[[zh:海啸]]
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Aktuelle Version vom 10. Mai 2025, 17:23 Uhr

Auftreffen des Tsunamis vom 26. Dezember 2004 auf die Küste Thailands bei Ao Nang
Überschwemmter Küstenstreifen in Sendai nach dem Tōhoku-Erdbeben 2011
3D Tsunami-Animation

Ein (oder selten eine)[1] Tsunami (jap. 津波, wörtlich ‚Hafenwelle‘)[2], deutsch ehemals Erdbebenwoge oder Erdbebenfluten[3] genannt, ist eine Abfolge besonders langer Wasserwellen, die sich über sehr große Entfernungen auszubreiten vermögen und als solche eine Verschiebung von Wasser bzw. Meer in Folge einer Verdrängung darstellen.

Beim Vordringen in Bereiche geringer Wassertiefe wird das Meer gestaucht und türmt sich dadurch an Küsten zu mehreren hohen Flutwellen auf. Diese tragen so das Wasser mit großer Wucht weit über die Uferlinie und richten dabei meist große Zerstörungen an. Beim anschließenden Zurückweichen wird das auf dem überschwemmten Land mitgerissene Material, oft auch Menschen und Tiere, meist weit auf den Ozean hinaus gespült.

Tsunamis entstehen infolge plötzlicher Wasserverdrängung, z. B. bei Hebung oder Senkung von Teilen des Ozeanbodens bei einem unterseeischen Erdbeben oder durch das Hineinrutschen großer Erd- und Gesteinsmassen ins Wasser sowie auch durch heftige Winde (Meteotsunami),[4] aber auch bei künstlich hervorgerufenen Explosionen oder äußerst selten durch den Einschlag eines Himmelskörpers.

Tsunamis entstehen nicht nur auf den Weltmeeren, auch auf Binnenseen können sich sogenannte Binnentsunamis bilden.

Etymologie

Der Begriff Tsunami (japanisch für: Hafenwelle, 津波 tsu nami)[2] wurde durch japanische Fischer geprägt, die vom Fischfang zurückkehrten und im Hafen alles verwüstet vorfanden, obwohl sie auf offener See keine Welle gesehen oder gespürt hatten. Darum nannten sie die mysteriösen Wellen Tsu-nami, das heißt „Welle im Hafen“.

Eine Reihe verheerender Tsunamis zwischen 1945 und 1965 machte dieses Naturphänomen weltweit bekannt und bildete die Grundlage für wissenschaftliche Arbeiten, in deren Folge sich die japanische Bezeichnung als Internationalismus durchsetzte. Vor allem nach dem schweren Erdbeben im Indischen Ozean 2004, das den tödlichsten Tsunami aller Zeiten auslöste, war das Wort in aller Munde.

Erstbeschreibung

Die bisher früheste bekannte wissenschaftliche Beschreibung dieses Naturereignisses mit exakter Ursachenanalyse stammt von dem österreichischen Geowissenschaftler Ferdinand von Hochstetter, der 1868 und 1869 in mehreren Veröffentlichungen der kaiserlichen Akademie der Wissenschaften das Erdbeben in Peru am 13. August 1868 richtigerweise mit den Tsunamiwellen am 15. August 1868 an der Ostküste Neuseelands sowie Australiens in einem kausalen Zusammenhang darstellte. Aus zeitverzögerten Registrierungen von Beobachtungsstationen berechnete er die Wellengeschwindigkeit mit 325 bis 464 Seemeilen pro Stunde und stellte darüber hinaus fest, dass von den Flutwellen Wassermassen bis in große Tiefe beeinflusst werden.[5]

Entstehung

Entstehung und Fortpflanzung eines Tsunamis

Tsunamis werden zu etwa 90 % durch starke Erdbeben unter dem Ozeanboden angeregt (sogenannte Seebeben); die übrigen entstehen infolge von Vulkanausbrüchen, untermeerischen Erdrutschen, in sehr seltenen Fällen durch Meteoriteneinschläge. Daneben werden z. B. durch heftige Winde an einer Gewitterfront ausgelöste „Meteotsunamis“ beschrieben.[4]

Tsunamis treten mit ungefähr 80 % am häufigsten im Pazifik auf: Am Rand des Stillen Ozeans, in der Subduktionszone des Pazifischen Feuerrings, schieben sich tektonische Platten der Erdkruste (Lithosphäre) übereinander. Durch die sich ineinander verhakenden Platten entstehen Spannungen, die sich zu einem nicht vorhersehbaren Zeitpunkt schlagartig entladen, wodurch Erd- und Seebeben ausgelöst werden. Dabei werden die tektonischen Platten horizontal und vertikal verschoben. Die vertikale Verschiebung hebt oder senkt auch die darüberliegenden Wassermassen. Durch die Gravitation verteilt sich das Wasser als Wellenberg in alle oder als Wellental aus allen Richtungen; je tiefer der Meeresbereich, umso schneller. So breitet sich eine Wellenfront in alle Richtungen aus. Meist ist die unterseeische Bruchzone nicht flächen-, sondern linienförmig, dann bewegt sich die Wellenfront v. a. in zwei Richtungen (rechtwinklig von der Bruchlinie weg).

Ein Erdbeben kann nur dann einen Tsunami verursachen, wenn alle drei folgenden Bedingungen gegeben sind:

  • Das Beben erreicht eine Magnitude von 7 oder mehr.
  • Sein Hypozentrum liegt nahe der Erdoberfläche am Meeresgrund.
  • Es verursacht eine vertikale Verschiebung des Meeresbodens, welche die darüberliegende Wassersäule in Bewegung versetzt.

Nur ein Prozent der Erdbeben zwischen 1860 und 1948 verursachten messbare Tsunamis.

Ausbreitung

Tsunamis unterscheiden sich grundlegend von Wellen, die durch Stürme entstehen. Letztere werden in Abhängigkeit von der Wassertiefe im Verhältnis zur Wellenlänge als Flachwasserwelle oder Tiefwasserwelle bezeichnet. Bei Tiefwasserwellen hat die Welle keinen Kontakt zum Grund und die tieferen Wasserschichten bleiben unbewegt. Somit hängt die Ausbreitungsgeschwindigkeit nicht von der Wassertiefe ab. Bewegt sich eine solche Welle in flacheres Gewässer, wird sie zur Flachwasserwelle, bewegt also die gesamte Wassersäule und wird dabei langsamer. Aufgrund ihrer großen Wellenlänge sind Tsunamis nahezu überall Flachwasserwellen. Sie bewegen also im Gegensatz zu Windwellen die ganze Wassersäule. Ihre Geschwindigkeit ist daher praktisch überall von der Wassertiefe abhängig.

Tsunamis sind Schwerewellen

Bei der Fortpflanzung eines Tsunamis bewegt sich die gesamte Wassersäule (Größenordnung übertrieben).

Wellenausbreitung ist immer dann möglich, wenn eine Auslenkung aus einer Gleichgewichtslage, in diesem Fall ein Anstieg oder Abfall des Wasserspiegels, eine entgegengerichtete Rückstellkraft zur Folge hat. Bei Ozeanwellen wirkt als Rückstellkraft die Schwerkraft, die auf eine möglichst horizontale Wasseroberfläche hinarbeitet. Aus diesem Grund werden Tsunamis zu den Schwerewellen gezählt. Ein Tsunami ist also insbesondere keine Druck- und keine Schallwelle. Kompressibilität, Viskosität und Turbulenz sind nicht relevant. Um die Physik eines Tsunamis zu verstehen, genügt es, die Potentialströmung einer idealen, also reibungsfreien, inkompressiblen und wirbelfreien Flüssigkeit zu betrachten. Mathematisch werden Tsunamis als Lösungen der Korteweg-de-Vries-Gleichung beschrieben.

Die Theorie der Schwerewellen vereinfacht sich in den beiden Grenzfällen der Tief- und der Flachwasserwelle. Normale Wellen, die beispielsweise durch Wind, fahrende Schiffe oder ins Wasser geworfene Steine verursacht werden, sind meist Tiefwasserwellen, da sich ihre Wellenbasis in der Regel über dem Grund des Gewässers befindet, also dort, wo die Welle keine Auswirkungen mehr hat. Ein Tsunami hingegen ist auch im tiefsten Ozean eine Flachwasserwelle, da die gesamte Wassersäule bewegt wird und sich auch am Ozeanboden eine langsamere Bewegung in Richtung der Wellenausbreitung feststellen lässt. Dem entspricht, dass bei Tsunamis die Wellenlänge (Entfernung von einem Wellenberg zum nächsten) viel größer ist als die Wassertiefe. Dabei wird eine wesentlich größere Wassermenge bewegt.

Ein Tsunami wird vereinfacht durch zwei Grundparameter beschrieben:

  • seine mechanische Energie ;
  • seine Wellenperiode : die Zeit, die vergeht, in der zwei aufeinander folgende Wellenberge denselben Punkt passieren.

Während der Ausbreitung eines Tsunamis bleiben diese beiden Parameter weitgehend konstant, da wegen der großen Wellenlänge die Energieverluste durch Reibung vernachlässigbar sind.

Tsunamis seismischer Natur weisen lange Wellenperioden auf, die sich zwischen zehn Minuten und zwei Stunden bewegen. Durch andere Ereignisse als Erdbeben erzeugte Tsunamis haben oft kürzere Wellenperioden im Bereich von einigen Minuten bis zu einer Viertelstunde. Andere Eigenschaften wie die Wellenhöhe und -länge oder die Ausbreitungsgeschwindigkeit hängen neben den beiden Grundparametern nur von der Meerestiefe ab.

Geschwindigkeit

Ausbreitung des Tsunamis vom 26. Dezember 2004

Die Geschwindigkeit eines Tsunamis hängt von der Meerestiefe ab: Je tiefer das Meer, desto schneller ist der Tsunami. Die Geschwindigkeit einer Tsunamiwelle (genauer: ihre Phasengeschwindigkeit) ergibt sich aus der Wurzel des Produktes von Erdbeschleunigung und Wassertiefe

Die Ausbreitungsgeschwindigkeit beträgt somit in Ozeanen (Wassertiefe ca. 5000 m) ca. 800 km/h. Das ist vergleichbar mit der Reisegeschwindigkeit eines Flugzeuges. Tsunamis können also binnen einiger Stunden ganze Ozeane durchqueren und sich bis zu 20 000 km ausbreiten, ohne dabei unmittelbar bemerkt zu werden. Bei vom Wind erzeugten Wellen dagegen liegen die Geschwindigkeiten zwischen 8 km/h und 100 km/h. Bei niedriger Wassertiefe, also in Küstennähe, verlangsamt sich der Tsunami, wie auf nebenstehender Animation zu sehen ist. Damit verringert sich auch die Wellenlänge, wodurch es zu einem Anstieg der Wellenhöhe und schließlich zum Brechen der Welle kommt.

Schwerewellen kommen durch die gleichtaktige Bewegung großer Wassermassen zustande. Jedes einzelne Teilvolumen des Wassers bewegt sich dabei nur um winzige Beträge. Für eine Flachwasser-Schwerewelle mit der Amplitude in einem Gewässer der Tiefe kann man das sogar quantitativ angeben: Die Geschwindigkeit, mit der sich die an der Welle beteiligte Materie zirkulär bewegt, ist um einen Faktor kleiner als die Phasengeschwindigkeit der Welle. Für einen großen Tsunami liegt dieser Faktor in der Größenordnung : Wenn sich eine Welle im offenen Meer mit ausbreitet, bewegen sich die Wasserelemente nur mit . Dies ist klein im Vergleich zu Strömungen und Windwellen und nicht direkt beobachtbar. Zugleich erklärt es den nur geringen Energieverlust der Schwerewelle bei ihrer Wanderung.

Wellenlänge

Ausbreitungszeiten (in Stunden) der Tsunamis von 1960 (Chile) und 1964 (Alaska)

Tsunamis sind, da ihre Wellenlänge viel größer als die Meerestiefe ist, sogenannte Flachwasserwellen. Typische Wellenlängen bei Tsunamis liegen zwischen 100 km und 500 km. Die Wellenlängen von winderzeugten Wellen erreichen dagegen nur zwischen 0,2 km und 1 km. Allgemein gilt für Wellen die Beziehung

zwischen Geschwindigkeit , Wellenlänge und Wellenperiode .

Mit der Tsunamigeschwindigkeit von oben und der Angabe der Wellenlänge können typische Wellenperioden über

errechnet werden zu:

ist die Zeit, die bis zum Eintreffen der zweiten Welle vergeht.

Küstenabschnitt von Leupung nach dem Tsunami in der Provinz Aceh, Indonesien

Je größer die Wellenlänge, desto geringer sind die Energieverluste während der Wellenausbreitung. Bei kreisförmiger Ausbreitung ist die Energie, mit der eine Welle auf einen Küstenstreifen auftrifft, in erster Näherung umgekehrt proportional zum Abstand vom Entstehungsort des Tsunamis.

Geschwindigkeit und Wellenlänge eines Tsunamis in Abhängigkeit von der Wassertiefe[6]
Tiefe (m) Geschwindigkeit (km/h) Wellenlänge (km)
0010 036 010,6
0050 079 023,0
0200 159 049,0
2000 504 151,0
4000 713 213,0
7000 943 282,0

Amplitude (Wellenhöhe)

Die Wellenhöhe (Amplitude) des Tsunamis hängt von der Energie und der Wassertiefe ab. Bei Tsunamis mit großer Wellenlänge gilt:

Dies bedeutet, dass die Amplitude bei geringerer Wassertiefe zunimmt. Im offenen Meer nimmt sie mit zunehmender Entfernung nur um den Faktor ab (Kugelwellen, die sich in die Tiefe ausbreiten, nehmen um den Faktor ab). Dies kann man sich veranschaulichen, wenn man einen Stein in eine flache Pfütze wirft. Die Amplitude der Wasserwellen nimmt nur merklich ab, da sich die Energie kreisförmig über einen größeren Wellenkamm verteilt. Der Energieverlust durch die innere Reibung des Wassers ist verschwindend gering und der Impuls wird nahezu ungeschwächt weitergegeben. Die Energie einer Tsunamiwelle schwächt sich im offenen Meer nur durch ihre geometrische Ausbreitung ab. Tsunamiwellen können daher die Erdkugel mehrfach umrunden. Bei Tsunamis kleinerer Wellenlänge – meist nicht von Erdbeben verursacht – kann die Amplitude mit der Entfernung wesentlich schneller abnehmen.

Auf dem offenen Ozean beträgt die Amplitude selten mehr als einige Dezimeter. Der Wasserspiegel wird somit nur langsam und nur um einen geringen Betrag angehoben und wieder abgesenkt, weshalb das Auftreten eines Tsunamis auf offener See meist gar nicht bemerkt wird.

Die Zerstörungskraft eines Tsunamis wird nicht grundsätzlich durch seine Amplitude, sondern durch die Wellenperiode sowie durch die transportierte Wassermenge bestimmt.

Auftreffen auf die Küste

Die Energie der Wellen, die auf dem freien Ozean noch weit verteilt war, konzentriert sich durch nichtlineare Mechanismen, wenn die Tsunamis den Küsten nahekommen. Dann werden die Wellen gebremst, gestaucht und stellen sich auf.

Erhöhung der Amplitude

Beim Auftreffen auf die Küste erhöht sich die Amplitude; die Wellenlänge und Geschwindigkeit des Tsunamis nehmen ab (siehe Tabelle).

In Küstennähe wird das Wasser flach. Das hat zur Folge, dass Wellenlänge und Phasengeschwindigkeit abnehmen (siehe Tabelle). Auf Grund der Erhaltung der Gesamtenergie (siehe Energieerhaltungssatz) wird die zur Verfügung stehende Energie in potentielle Energie umgewandelt, womit die Amplitude der Welle und die Geschwindigkeit der beteiligten Materie zunehmen. Die Energie der Tsunamiwelle wird dadurch immer stärker konzentriert, bis sie mit voller Wucht auf die Küste auftrifft. Der Energiegehalt eines Wellenzuges ist proportional zu Querschnitt mal Wellenlänge mal Quadrat der Teilchengeschwindigkeit und ist in der oben erwähnten Näherung unabhängig von der Wellenberghöhe h.

Typische Amplituden beim Auftreffen eines Tsunamis auf die Küste liegen in einer Größenordnung von 10 m. Am 24. April 1771 wurde in der Nähe der japanischen Insel Ishigaki von einer Rekordhöhe von 85 m in flachem Gelände berichtet. In Ufernähe einer Tiefseesteilküste kann die Amplitude auf etwa 50 m ansteigen. Läuft ein Tsunami in einen Fjord, so kann sich die Welle auf weit über 100 m aufstauen.

In der Lituya Bay in Alaska wurden Wellen nachgewiesen, die zwar nicht über 100 m Höhe hinausgingen, aber einen 520 m hohen Hügel überrollten (Megatsunami). Diese gigantischen Wellen entstanden jedoch nicht als Fernwirkung eines Erdbebens, sondern durch Wasserverdrängung im Fjord selbst: Heftige Erdbeben ließen Berghänge in den Fjord rutschen und brachten diesen schlagartig zum Überlaufen.

Das Auftürmen der Wassermassen passiert nur durch die allmähliche Verflachung des Wassers, die dadurch bedingte Reduzierung der Ausbreitungsgeschwindigkeit und damit der Wellenlängen, was zur Erhöhung der Amplituden der Wassermassen führen muss. Ist zudem die Küste noch buchtenförmig, dann kommt es zusätzlich noch zu einer lateralen Überlagerung oder Fokussierung der Wassermassen, was die durch das vertikale Wasserprofil bedingte Amplitudenerhöhung noch wesentlich weiter verstärken kann, insbesondere bei auftretenden Resonanzen (Wellenlängen in der Größenordnung der linearen Buchtdimensionen). An hohen Steilküsten des Festlandes kann der Tsunami zwar zu beträchtlichen Brandungshöhen auflaufen, dringt dann aber in der Regel nicht weit ins Hinterland vor. Ferner werden steil aus der Tiefsee aufsteigende Atolle mit Lineardimensionen viel kleiner als die Wellenlänge des Tsunamis im offenen Ozean kaum wahrgenommen und nur flach überspült.

Grafische Darstellung verschiedener Tsunamiparameter
1: Mittlerer Wasserspiegel
2: Gezeitenpegel zur Zeit des Tsunamis
3: Inundationshöhe (Höhe der Tsunamispuren)
4: Auflaufhöhe
5: Geländehöhe
6: Überflutungstiefe
7/8: Tsunamihöhe (Ozean)
9: Auflaufweite

Die Wassermassen, die der Tsunami über die Küstenlinie auf das Land bewegt, bezeichnet man als Run-up. Die maximale Höhe über dem Meeresspiegel, die das Wasser erreicht, ist die Auflaufhöhe (run-up height).[7][8]

Brechungseffekte

Die Änderung der Wellenausbreitungsgeschwindigkeit bei Annäherung des Tsunamis an die Küste hängt vom Tiefenprofil des Meeresbodens ab. Je nach örtlichen Gegebenheiten kann es zu Brechungseffekten kommen: So wie Licht beim Übergang von Luft in Wasser oder Glas seine Richtung ändert, so ändert auch ein Tsunami seine Richtung, wenn er schräg durch eine Zone läuft, in der sich die Meerestiefe ändert. Je nach Ursprungsort des Tsunamis und Unterwassertopographie kann es dabei zur Fokussierung des Tsunamis auf einzelne Küstenbereiche kommen. Dieser Effekt ist von der Trichterwirkung eines Fjords nicht scharf zu trennen und kann sich mit dieser überlagern.

Zurückweichen des Meeres

Wie ein akustisches Signal, so besteht auch ein Tsunami nicht aus einer einzelnen Welle, sondern aus einem ganzen Paket von Wellen mit unterschiedlichen Frequenzen und Amplituden. Wellen unterschiedlicher Frequenz breiten sich mit leicht unterschiedlicher Geschwindigkeit aus. Deshalb addieren sich die einzelnen Wellen eines Paketes in von Ort zu Ort und von Minute zu Minute unterschiedlicher Weise. Ein Tsunami kann an einem Punkt der Küste zuerst als Wellenberg oder zuerst als Wellental beobachtet werden. Ist die Ursache des Tsunamis ein Hangabrutsch oder Herunterbrechen einer Kontinentalplatte, so wird Wasser zur Sohle hin beschleunigt. Wasser wird verdrängt, und es entsteht zunächst ein Wellental. Danach bewegt sich das Wasser wieder zurück, und der Wellenberg entsteht. Beim Eintreffen der Welle an der Küste zieht sich zunächst die Küstenlinie zurück, unter Umständen um mehrere hundert Meter. Wenn der Tsunami eine unvorbereitete Bevölkerung trifft, kann es geschehen, dass die Menschen durch das ungewöhnliche Schauspiel des zurückweichenden Meeres angelockt werden, statt dass sie die verbleibenden Minuten bis zur Ankunft der Flutwelle nutzen, um sich auf höher gelegenes Gelände zu retten.

Stokes-Strömung

Darstellung eines Tsunamis beim Auftreffen auf die Küste

Wenn die Amplitude eines Tsunamis in der Nähe der Küste gegen die Wassertiefe nicht mehr vernachlässigbar klein ist, so wandelt sich ein Teil der Schwingung des Wassers in eine allgemeine horizontale Bewegung um, genannt Stokes-Strömung. In unmittelbarer Küstennähe ist eher diese schnelle Horizontalbewegung als das Ansteigen des Wasserspiegels für die Zerstörung verantwortlich.

In Küstennähe hat die Stokes-Strömung eine theoretische Geschwindigkeit von

mit der Phasengeschwindigkeit des Tsunamis und der Fallbeschleunigung , also:

Die Stokes-Strömung erreicht somit mehrere Dutzend km/h.

Gefahren und Schutz

Tsunamis zählen zu den verheerendsten Naturkatastrophen, mit denen der Mensch konfrontiert werden kann, denn ein mächtiger Tsunami kann seine zerstörerische Energie über Tausende von Kilometern weit mitführen oder sogar um den ganzen Erdball tragen. Ohne schützende Küstenfelsen können schon wenige Meter hohe Wellen mehrere hundert Meter weit ins Land eindringen. Die Schäden, die ein Tsunami beim Vordringen verursacht, werden noch vergrößert, wenn die Wassermassen wieder abfließen. Die Gipfelhöhe eines Tsunamis hat nur bedingte Aussagekraft über seine Zerstörungskraft. Gerade bei niedrigen Landhöhen kann auch eine niedrige Wellenhöhe von nur wenigen Metern ähnliche Zerstörungen wie ein großer Tsunami mit Dutzenden Metern anrichten.

Am 26. Dezember 2004 wurden durch den großen Tsunami in Südostasien mindestens 231.000 Menschen getötet. Ausgelöst wurde die Welle durch eines der stärksten Erdbeben seit Beginn der Aufzeichnungen. Die verheerende Wirkung beruhte hier vor allem auf dem großen Wasservolumen, das pro Kilometer Küstenlinie auf das Land traf, während die Wellenhöhe mit zumeist nur wenigen Metern vergleichsweise niedrig war.

Gefahrenzonen

Tsunami-Warnschild am Strand von Ko Samui, Thailand
Tsunami-Zonen-Warnschild (in Russell (Neuseeland)) mit Verhaltenshinweisen
Hinweis auf eine „Tsunami Evacuation Route“ (in Wellington / Neuseeland)

Am häufigsten entstehen Tsunamis am westlichen und nördlichen Rand der pazifischen Platte, im Pazifischen Feuerring.

In Japan gab es aufgrund seiner geografischen Lage in den letzten tausend Jahren die meisten Todesopfer durch Tsunamis. In dieser Zeit starben über 160.000 Menschen. Traditionell wiesen Tsunamisteintafeln auf vergangene Katastrophen hin und warnten so vor leichtfertigen Ansiedlungen in Küstennähe. Heutzutage verfügt Japan über ein effektives Frühwarnsystem. Für die Bevölkerung finden regelmäßig Trainingsprogramme statt. Viele japanische Küstenstädte schützen sich durch Deiche.

In Indonesien dagegen wirkt heute noch die Hälfte der Tsunamis katastrophal. Die meisten Küstenbewohner sind über die Anzeichen, die einen Tsunami ankündigen, nicht informiert. Größtenteils ist das Land auch sehr flach und die Wassermassen fließen bis ins Landesinnere. Siehe auch: Erdbeben im Indischen Ozean 2004 und Erdbeben vor Java Juli 2006.

Auch an den europäischen Küsten treten Tsunamis auf, wenn auch wesentlich seltener. Da die Adriatische, Ägäische und Afrikanische Platte an bestimmten Stellen unter die eurasische Platte subduzieren, können an diesen Stellen durch Erdbeben im Mittelmeer und im Atlantik Tsunamis entstehen. So löste das Erdbeben an der montenegrinischen Küste 1979 (Mw 7.2) einen Tsunami aus, der auf 15 km Küstenlänge Häuser mitriss.[9][10]

Auch ein Meteoriteneinschlag kann einen Tsunami auslösen. Die Wahrscheinlichkeit, dass der Himmelskörper auf dem Meer aufprallt, ist größer, als dass er auf Boden trifft, da Meere den größten Teil der Erdoberfläche ausmachen. Um einen Tsunami auszulösen, sind jedoch sehr große Meteoriten nötig.

Auswirkungen

An Land geschwemmte Schiffe und zerstörte Holzhäuser in Japan 2011
Am Flughafen Sendai reichten die Überflutungen im März 2011 fünf Kilometer landeinwärts.

Im Vergleich zu direkten Schäden infolge von Erdbeben, Vulkanausbrüchen, Erdrutschen oder Steinlawinen, die meist nur lokal oder in räumlich relativ eng begrenzten Gebieten auftreten, können Tsunamis noch an Tausenden von Kilometern entfernten Küsten Verwüstungen anrichten und Menschenleben fordern.

Einer Küste vorgelagerte Riffe, Sandbänke oder Flachwasserbereiche können die Zerstörungskraft von Tsunamiwellen reduzieren, manchmal auch spezielle Wellenbrecher-Bauwerke, wie sie an einigen besonders gefährdeten Küstenabschnitten Japans errichtet wurden. Es gibt aber auch Beispiele dafür, dass notwendige Durchlassbereiche in solchen Schutzbauten die Durchflussgeschwindigkeit und Wellenhöhe des Tsunamis lokal gefährlich erhöhten und damit auch die Schäden im eigentlich zu schützenden Bereich verstärkten.

Erfahrungen aus Japan besagen, dass Tsunamiamplituden unter 1,5 m in der Regel keine Gefahr für Menschen und Bauwerke darstellen. Es gibt aber Fälle wie den nächtlichen Einbruch des Tsunamis von 1992 in Nicaragua, wo vor allem Kinder, die auf dem Boden in Fischerhütten am Strand schliefen, in dem mancherorts nur um 1,5 m ansteigenden Wasser ertranken. Bei Wellenhöhen über 2 m werden Leichtbauten aus Holz, Blech, Lehm, bei Wellen über 3 m Höhe auch Bauten aus Betonblocksteinen meist total zerstört. Bei Wellenhöhen über 4 m steigt die Zahl der Todesopfer drastisch an. Solide Stahlbetonbauten können dagegen Tsunamiwellen von bis zu 5 m Höhe widerstehen. Deshalb können die oberen Etagen von Stahlbeton-Hochhäusern oder -Hotels im Falle sehr kurzer Vorwarnzeiten und geringer Fluchtchancen im Freien ebenfalls als Zufluchtsstätten genutzt werden.[11]

Tsunamis dringen oft hunderte Meter, besonders hohe Wellen sogar einige Kilometer weit in flache Küstengebiete vor und verwüsten dort nicht nur menschliche Siedlungen, sondern machen auch landwirtschaftliche Nutzflächen und Brunnen durch Versalzung und Versandung unbrauchbar. Da die Wassermassen mehrmals vordringen und zurückströmen, sind die Überflutungsgebiete mit Schlamm und Sand, zertrümmerten Gegenständen und Gebäudeteilen übersät. Schiffe in Häfen werden aufs Land geworfen, Straßen blockiert, Eisenbahngleise unterspült und somit unbrauchbar. Niedrig gelegene Hafenbereiche und Fischersiedlungen stehen oft noch lange unter Wasser und sind unbewohnbar geworden. Dazu kommen Gefahren aus leckgeschlagenen Fässern mit Treibstoffen und Chemikalien, Flutungen von Kläranlagen oder Fäkaliengruben und Leichen von Menschen und Tieren. Insbesondere in tropischen Regionen erhöht das die akute Gefahr von Trinkwasservergiftungen, Ausbruch von Seuchen u. Ä. Die direkten Tsunamischäden werden oft noch verstärkt durch den Ausbruch von Feuer infolge gebrochener Gasleitungen und elektrischer Kurzschlüsse, oft in Verbindung mit ausgelaufenem Treibstoff aus gestrandeten Schiffen und Fahrzeugen oder leckgeschlagenen Tanks in Häfen. Folgeschäden können aus der kompletten Havarie von küstennahen Industrieanlagen entstehen, wie 2011 im japanischen Atomkraftwerk Fukushima, wo es zu einer partiellen Kernschmelze mit einer unkontrollierten Freisetzung von radioaktiven Substanzen kam.[12] Auch Küstenbiotope (Mangrovenwälder, Korallenriffe u. a.) können durch Tsunamis schwer beschädigt und nachhaltig gestört werden.

Frühwarnsysteme

Alarmsirenen für den Fall eines Tsunamis in Osttimor

Tsunami-Frühwarnsysteme machen sich zunutze, dass bestimmte Informationen über das mögliche Auftreten eines Tsunamis gewonnen werden können, bevor der Tsunami selbst seine zerstörerische Kraft entfalten kann. Seismische Wellen breiten sich viel schneller aus als die Tsunamiwelle selbst. Ist z. B. ein ausreichend dichtes Netz seismischer Stationen verfügbar, lassen sich daher bereits nach wenigen Minuten genaue Rückschlüsse über den Ort und die Stärke eines Erdbebens ziehen, und damit eine möglicherweise davon ausgehende Tsunamigefahr prognostizieren. GPS-Stationen messen zentimetergenau die Verschiebung der Erdoberfläche, die sich auf den Meeresboden extrapolieren lässt und eine präzise Prognose der Tsunamigefahr ermöglicht. Bojen messen die Tsunamiwelle direkt noch auf hoher See, sodass eine Vorwarnzeit bleibt.

Warnzeichen für Tsunamis nach ISO 7010

Viele Staaten haben in den letzten Jahrzehnten technische Frühwarnsysteme eingerichtet, die durch das Aufzeichnen seismographischer Plattenbewegungen Tsunamis schon bei der Entstehung erkennen können, sodass durch den gewonnenen Zeitvorsprung die gefährdeten Küstengebiete evakuiert werden können. Dies gilt vor allem für den Pazifischen Ozean. Dort wurde zwischen 1950 und 1965 ein Netz von Sensoren am Meeresboden und anderen wichtigen Stellen eingerichtet, das kontinuierlich alle relevanten Daten misst und über Satellit an das Pacific Tsunami Warning Center (PTWC) in Honolulu auf Hawaii meldet. Dieses wertet die Daten laufend aus und kann innerhalb von 20 bis 30 Minuten eine Tsunami-Warnung verbreiten. Da die betroffenen Staaten über ein effektives Kommunikationssystem und regionale Notstandspläne verfügen, besteht im Katastrophenfall eine gute Chance, dass rechtzeitig Rettungsmaßnahmen eingeleitet werden können.

Einige Küstenstädte in Japan schützen sich durch bis zu 10 m hohe und 25 m breite Deiche, deren Tore innerhalb von wenigen Minuten geschlossen werden können. Außerdem beobachtet der Küstenschutz mit Kameras den Meeresspiegel auf Veränderungen. Ein Frühwarnsystem gibt bei Erdbeben der Stärke 4 automatisch Tsunamialarm, sodass die Einwohner evakuiert werden können.

Leider besitzen einige von der Gefahr betroffene Staaten diese Systeme noch nicht, und deren Informationsnetz ist so schlecht ausgebaut, dass eine Vorwarnung nur eingeschränkt oder überhaupt nicht möglich ist. Dies betrifft insbesondere den Indischen Ozean. Zudem kommt es vor, dass Behörden aus Angst vor dem Verlust der Einnahmequelle Tourismus Tsunami-Warnungen nicht weiterleiten.

Die Staaten am Indischen Ozean haben nach der Flutkatastrophe in Südasien 2004 beschlossen, ein Tsunami-Frühwarnsystem einzurichten.

Indonesien hat ein deutsches Frühwarnsystem geordert − das German Indonesian Tsunami Early Warning System (GITEWS) − das im Auftrag der deutschen Bundesregierung vom Geoforschungszentrum (GFZ) Potsdam und sieben weiteren Institutionen entwickelt wurde, das November 2008 in Testbetrieb ging und seit März 2011 in operativem Betrieb ist. Durch seismische Sensoren und GPS-Technologie erlaubt dieses komplexe System noch exaktere Vorhersagen als das PTWC. Anfangs waren auch Bojen im Einsatz, die an der Meeresoberfläche schwammen. Diese erwiesen sich jedoch als wenig zuverlässig.[13]

Malaysia hat das Malaysian National Tsunami Early Warning System (MNTEWS) errichtet, das derzeit eine Alarmierung der Bevölkerung innerhalb von zwölf Minuten nach dem Ereignis ermöglicht. Für 2012 wurde die Verkürzung auf zehn Minuten angekündigt.[14]

Taiwan nahm am 14. November 2011 ein unterseeisches seismisches Beobachtungssystem in Betrieb. Die in etwa 300 m Meerestiefe an einem Unterseekabel befestigten Komponenten des Frühwarnsystems sind über eine Strecke von 45 km verteilt und sollen die Vorwarnzeit für Tsunamis und Erdbeben weiter verlängern.[15]

Die Koordination der vorhandenen Systeme zu einem weltweiten System wird seit Mitte 2005 vorangetrieben. Für die Erkennung von Erdbeben werden auch die seismologischen Auswertungen der UNO herangezogen, die normalerweise für die Überwachung des vollständigen Atomteststoppvertrages CTBT verwendet werden. Dazu müssen nur die Meldesysteme in die nationalen Alarmsysteme integriert werden, da die Erkennungsmöglichkeiten schon vorhanden sind. Die Meldungen dieser künstlichen durch Nuklearexplosionen hervorgerufenen oder natürlichen Erdbeben laufen in Wien bei der Atomteststoppvertragsorganisation CTBTO zusammen.

Seit 2007 wird ein Tsunami-Frühwarnsystem, das Tsunami Early Warning and Mitigation System in the North-eastern Atlantic, the Mediterranean and connected seas (NEAMTWS) im Atlantik und im Mittelmeerraum aufgebaut.

Bei allen Frühwarnsystemen besteht das Problem, dass Falschalarme bei einer unnötigen Evakuierung hohe Kosten verursachen können und das Vertrauen der Menschen in die Prognosen untergraben.

Verhaltensweisen bei akuter Tsunami-Gefahr und Tsunami-Warnung

Das Deutsche Geoforschungszentrum Potsdam (GFZ) gibt Ratschläge für den Fall eines Tsunami. Diese besagen im Wesentlichen, dass Informationen und Warnungen der örtlichen Behörden beachtet und an andere Menschen in der Umgebung weitergegeben werden sollen. Für den Aufenthalt auf offener See wird empfohlen, ausreichenden Abstand zur Küste einzuhalten und keinesfalls in den Hafen einzufahren. Beim Aufenthalt an Land empfiehlt das GFZ die Flucht an möglichst küstenferne, erhöhte Orte zu Fuß, da in Panik flüchtende Autofahrer oft zu Verkehrsstaus führen. Im Falle sehr kurzer Vorwarnzeit könne es gegebenenfalls sicherer sein, in einem stabilen, neueren Gebäude eines der höchstgelegenen Stockwerke aufzusuchen, als noch die Flucht ins Landesinnere zu versuchen. Ausdrücklich wird auf die Gefahr weiterer, eventuell höherer Wellen nach Abklingen der ersten Flutwelle hingewiesen.[8]

Typische Phänomene von Tsunamis

  • Tsunamis bestehen aus einer Serie aufeinanderfolgender, sehr langperiodischer Meereswellen. Diese werden zumeist durch starke untermeerische Erdbeben, aber auch durch Vulkanausbrüche oder Hangrutschungen verursacht.
  • Die meisten Tsunamis ereignen sich im Pazifischen Ozean, es gibt sie aber auch in allen anderen Ozeanen und Meeresgebieten. Obgleich Tsunamis selten sind, stellen sie eine große Gefahr dar. Ein sicherer Schutz vor Tsunamis ist nicht erreichbar, außer man vermeidet in potenziell tsunamigefährdeten Gebieten Siedlung und Bebauung in niedrig gelegenen Gebieten (weniger als 30 m über Meereshöhe).
  • Tsunamis können innerhalb weniger Minuten an den Küsten nahe ihrem Ursprung große Zerstörungen anrichten und viele Menschenleben fordern. Starke Tsunamis entfalten ihre Wirkung aber auch an weit entfernten Küsten, da sie sich im Verlauf von Stunden über ganze Ozeanbecken hinweg ausbreiten können.
  • Die Geschwindigkeit, mit der sich Tsunamis ausbreiten, ist abhängig von der Wassertiefe. In tiefen Ozeanen beträgt sie über 800 km/h, in flachem Wasser lediglich 30 bis 50 km/h.
  • Ein Tsunami besteht meist aus mehreren Wellenbergen, die im Abstand von einigen zehn Minuten bis zu über einer Stunde aufeinanderfolgen und häufig erst in späteren Wellenbergen zu maximalen Höhen an der Küste auflaufen.
  • Die Abstände zwischen den Wellenbergen betragen auf tiefer offener See einige 100 km und verkürzen sich in Flachwasserbereichen bis auf etwa 10 km.
  • Die Wellenhöhen sind auf tiefer offener See gering, meist kleiner als 1 m und auf Grund der großen Wellenlängen für Schiffe ungefährlich und nur mittels spezieller Bojen oder Satellitenaltimetrie feststellbar. Bei Annäherung an die Küste, vor allem in flachen Buchten, können sich die Wassermassen aber über 10 m, in Extremfällen auch mehr als 30 m bis 50 m hoch auftürmen, flaches Land hinter der Küste bis zu mehreren Kilometern landeinwärts überfluten und verheerende Verwüstungen anrichten.[11]
  • Personen an Land nehmen einen herannahenden Tsunami nicht unbedingt als Welle wahr, sondern als einen unvermittelten, im Vergleich zu Ebbe und Flut viel schnelleren Abfall oder auch Anstieg des Meeresniveaus. Sie bemerken z. B., dass plötzlich Wasser über den kurz zuvor noch trockenen Boden läuft, sie einige Momente später vielleicht bereits hüfthoch im Wasser stehen und Autos wie Streichholzschachteln weggeschwemmt werden. Der Meeresspiegel steigt ggf. weiter schnell um mehrere Meter an und überflutet tieferliegende Küstenbereiche. Anschließend läuft das Wasser in umgekehrter Richtung wieder ab zum Meer und verfrachtet beim Ablaufen zerstörte Gebäude und Trümmer kilometerweit auf das offene Meer hinaus.

Binnentsunami

Tsunamis entstehen nicht nur auf den Weltmeeren, auch auf Binnenseen können sich sogenannte Binnentsunamis bilden. Binnentsunamis entstehen entweder durch Erdbeben oder durch Rutschungen, welche die Seefläche erreichen oder sich unterhalb der Wasseroberfläche ereignen.[16]

Mehrere Tsunamiereignisse sind in der Schweiz durch historische Dokumente oder durch Sedimentablagerungen nachgewiesen, so das Tauredunum-Ereignis von 563. Damals ereignete sich ein Erdrutsch am Ostende des Genfersees. Dadurch wurde ein 13 Meter hoher Tsunami ausgelöst. Ähnliche Binnentsunamis sind vom Vierwaldstättersee (1601 und 1687) und vom Lauerzersee (1806) bekannt.

Ein eher kleiner Tsunami ausgelöst durch einen Bergrutsch in einem gefluteten Tagebausee schwemmte 2009 ein Ausflugsschiff auf das gegenüberliegende Ufer des Concordiasees der Gemeinde Seeland in Sachsen-Anhalt/Deutschland.

In der Nacht vom 23. auf den 24. Juli 2014 ereignete sich im Askja-Gebiet in Island ein Erdrutsch, bei dem sich ein ca. 1 km breites Stück der Kraterwand löste; geschätzte 50 Mio. m³ Gestein glitten ab und lösten im Öskjuvatn mehrere ca. 50 m hohe Tsunamis aus. Als Auslöser wird Destabilisierung des Untergrunds durch starkes Tauwetter vermutet.[17]

Historische Tsunamis

Siehe: Liste von Tsunamis

Diverse

Der 5. November wurde von der UNESCO zum „Welt-Tsunami-Tag“ (englisch World Tsunami Awareness Day) ausgerufen, um die Weltöffentlichkeit auf das Phänomen und die Gefahren von Tsunamis aufmerksam zu machen.[18][19]

Literatur

Bücher:

Aufsätze:

  • Erwin Lausch: Tsunami: Wenn das Meer aus heiterem Himmel tobt. GEO 4/1997, S. 74. ISSN 0342-8311
  • Angelo Rubino: Anregung und Ausbreitung von Tsunami-Wellen, die durch untermeerische Erdrutsche verursacht werden. Universität Hamburg, Institut für Meereskunde, 1994.
  • G. Margaritondo: Explaining the physics of tsunamis to undergraduate and non-physics students. European Journal of Physics 26, 401–407 (2005).
  • Pascal Bernard: Tsunamis im Mittelmeer? Spektrum der Wissenschaft, April 2005, S. 34–41 (2005), ISSN 0170-2971.
  • Intergovernmental Oceanographic Commission (2008). Tsunami – the great waves. United Nations Educational, Scientific and Cultural Organization (Tsunami The great Waves: [Memento vom 26. März 2012 im Internet Archive; PDF; 5,4 MB] (englisch))
  • Eko Yulianto, Fauzi Kusmayanto, Nandang Supriyatna, Mohammad Dirhamsyah: Where the First Wave Arrives in Minutes – Indonesian Lessons on Surviving Tsunamis near Their Sources. (Memento vom 11. Januar 2016 im Internet Archive; PDF; 2,4 MB) 2010. United Nations Educational, Scientific and Cultural Organization, IOC Brochure 2010-4. ISBN 978-979-19957-9-5 (englisch).
Wiktionary: Tsunami – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen
Commons: Tsunami – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien
 Wikinews: Kategorie: Tsunami – in den Nachrichten

Allgemein

Internationale Datenbänke

Deutsch-Indonesisches Tsunami-Frühwarnsystem

Helmholtz-Zentrum Potsdam – Deutsches GeoForschungsZentrum

UNESCO

Einzelnachweise

  1. Duden | Tsunami | Rechtschreibung, Bedeutung, Definition, Herkunft. In: duden.de. Abgerufen am 22. November 2019.
  2. a b 津波 tsu nami. In: wadoku.de. Wadoku e. V., abgerufen am 31. August 2023 (deutsch, japanisch).
  3. Melchior, Neumayr et al.: Allgemeine Geologie. In: Bibliographisches Institut (Hrsg.): Erdgeschichte. Band 1. Bibliographisches Institut, Leipzig, Wien 1895, S. 315.
  4. a b Meteo-Tsunamis – Wenn der Sturm die Welle antreibt. In: Deutschlandfunk. (deutschlandfunk.de [abgerufen am 11. März 2018]).
  5. Hans P. Schönlaub: Die Sumatra-Andamanen-Katastrophe vom 26.12.2004 und andere Beben. (Memento vom 1. August 2012 im Webarchiv archive.today) Abschnitt Ferdinand von Hochstetter: Österreichs Pionier in der Tsunami-Forschung. Auf: geologie.ac.at. Mit Abbildung der Kartenskizze von Hochstetter.
  6. Manuel Martin-Neira, Christopher Buck: A Tsunami Early-Warning System – The Paris Concept. (PDF; 807 kB) ESA Bulletin Nr. 124, November 2005, S. 50–55.
  7. Tsunamis: run-up and inundation. In: sms-tsunami-warning.com. Abgerufen am 14. September 2018 (englisch).
  8. a b Peter Bormann: Infoblatt – Tsunami. (PDF; 4,4 MB) Version 10/12. Deutsches Geoforschungszentrum – Helmholtz-Zentrum Potsdam, Oktober 2012, abgerufen am 22. Dezember 2023.
  9. Vanja Kastelic, Michele M. C. Carafa: Fault slip rates for the active External Dinarides thrust‐and‐fold belt. In: Tectonics. Band 31, Nr. 3, Juni 2012, ISSN 0278-7407, S. 1–18 wiley.com, doi:10.1029/2011TC003022 (PDF; 6,5 MB, englisch).
  10. Christoforos Benetatos, Anastasia A. Kiratzi: Finite-fault slip models for the 15 April 1979 (M-W 7.1) Montenegro earthquake and its strongest aftershock of 24 May 1979 (M-W 6.2). In: Tectonophysics. Band 421(1), Juli 2006, ISSN 0040-1951, S. 129–143 Researchgate.net, doi:10.1016/j.tecto.2006.04.009 (PDF; 1,4 MB, englisch).
  11. a b Peter Bormann: Merkblätter des GFZ. Helmholtz-Zentrum Potsdam, Deutsches GeoForschungsZentrum (GFZ). Leaflets of the GFZ. (Memento vom 10. November 2012 im Internet Archive) In: gfz-potsdam.de (englisch)
  12. AKW Fukushima: Tepco meldet Kernschmelze in Reaktor 2 und 3. In: Der Spiegel (online). 24. Mai 2011, ISSN 2195-1349 (spiegel.de [abgerufen am 31. August 2023]).
  13. Konzept. (Memento vom 17. März 2011 im Internet Archive) In: gitews.de, 17. März 2011.
  14. Che Gaya Ismail, Vizedirektor des Malaysian Meteorological Department (MMD). In: New Straits Times, 6. Mai 2011, S. 19 (englisch).
  15. Taiwan deploys undersea quake warning system. In: The Borneo Post, Ausgabe vom 15. November 2011 (englisch).
  16. Schweizerische Eidgenossenschaft: Nationale Plattform Naturgefahren PLANAT
  17. Askja Closed due to Huge Landslide. News. In: icelandreview.com. Iceland Review, 23. Juli 2014, abgerufen am 31. August 2023 (englisch, deutsch).
  18. World Tsunami Awareness Day – 5 November. UNESCO International Days. In: unesco.org. UNESCO, abgerufen am 22. Dezember 2023 (englisch).
  19. 5 November – World Tsunami Awareness Day. In: tsunamiday.undrr.org. United Nations Office for Disaster Risk Reduction – UNDRR, abgerufen am 22. Dezember 2023 (englisch).