„Schlagzeug“ – Versionsunterschied
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{{Infobox Musikinstrument |
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'''Drumset''' ''(drums, Schlagzeug)'' |
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|Sprachen = {{enS|drumset|it=batteria|fr=batterie}} |
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|Bild = [[Datei:Drum set.svg|200px]] |
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|Bildtext = Standardaufbau des Schlagzeugs<br /> |
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<small>'''1.''' Ridebecken |
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'''2.''' Floortom |
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'''3.''' Tomtom |
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'''4.''' Bass Drum |
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'''5.''' Snare Drum |
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'''6.''' Hi-Hat</small> |
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|Klassifikation = [[Membranophon]] (Trommeln)<br />[[Idiophon]] (Becken, Cowbell)<br /> [[Schlaginstrument]] |
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| Klangbeispiel = [[Medium:Rock beat ride cymbal.ogg|Rockbeat auf einem Schlagzeug]] |
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|Verwandte Instrumente = [[Elektronisches Schlagzeug]], [[Liste der Schlaginstrumente]], [[Perkussion (Musik)|Perkussion]] |
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|Musiker = [[Liste von Schlagzeugern und Schlagwerkern]], [[:Kategorie:Schlagzeuger]] |
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Das '''Schlagzeug''' (englisch: ''drumset'', ''drumkit'', ''drums'') besteht aus einer Kombination verschiedener [[Schlaginstrument]]e zur [[Rhythmus (Musik)|rhythmischen]] Klangerzeugung. Im Lauf der Geschichte entwickelte sich abhängig vom [[Musikstil]] ein unterschiedlicher Bedarf an Instrumenten mit verschiedenen Möglichkeiten von Anordnung und Aufbau, deren Gesamtheit schließlich zu einem „Schlagzeug“ zusammengefasst, und dessen Architektur mit der Zeit weitestgehend vereinheitlicht wurde. Zum heutigen Standardset gehören [[Kleine Trommel]] ''(snare drum)'', [[Große Trommel]] ''(bass drum)'', meist mehrere Hänge- und Stand-[[Tomtom]]s (''floor tom''), eine [[Hi-Hat]], verschiedene andere [[Becken (Musikinstrument)|Becken]] (''cymbals'') und teilweise [[Perkussion (Musik)|Kleinperkussion]] wie zum Beispiel [[Holzblock]], [[Kuhglocke (Schlaginstrument)|Kuhglocke]] oder [[Schellenkranz]]. Diese Kombination kann vom jeweiligen Musiker individuell zusammengestellt, variiert und mit Hilfe von Stativen und Befestigungseinrichtungen seiner Spielweise entsprechend angeordnet werden. |
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Das Drumset bezeichnet eine Kombination aus mehreren verschiedenen Schlaginstrumenten wie Kleiner Trommel (snare drum), Basstrommel, Toms, Hi-Hat und diversen Becken (cymbals), die seit den Anfängen des Jazz in nahezu allen Berechen der sog. Popularmusik, gelegentlich auch in modernen Werken der „ernster“ Musik Verwendung findet. Anzahl und Anordnung der einzelnen Instrumente sind nicht festgelegt und variieren je nach Anwendung in der jeweiligen musikalischer Stilrichtung und persönlichen Vorlieben des Spielers. Im allgemeinen Sprachgebrauch wird der Begriff „Schlagzeug“ oder das englische Kürzel „drums“ synonym für den Begriff drumset verwendet; „Schlagzeug“ kann jedoch auch sämtliche anderen Schlag- bzw. Perkussions-Instrumente wie Pauken, Mallets (Vibraphon, Marimba), Glocken, Congas, Bongos, Gongs etc. umfassen. Eine eindeutige, verbindliche Abgrenzung der verschiedenen Begriffe untereinander gibt es nicht. |
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Im allgemeinen Sprachgebrauch werden die Begriffe ''Schlagzeug'' und ''Drumset'' gleichbedeutend verwendet, akademisch ist das Schlagzeug jedoch ein Synonym für [[Schlagwerk (Musik)|Schlagwerk]], der Oberbegriff für sämtliche Schlag- und Perkussionsinstrumente innerhalb eines [[Sinfonieorchester]]s. Schlagzeugnoten werden innerhalb der gängigen [[Notation (Musik)|Notenschrift]] notiert. Zur Kennzeichnung dient der [[#Notation|neutrale Notenschlüssel]]. |
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Neben dem akustischen Schlagzeug existiert heute zudem das [[Elektronisches Schlagzeug|elektronische Schlagzeug]]. |
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== '''Instrumentarium''' == |
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== Schlaginstrumentarium == |
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Die einzelnen Instrumente des Schlagzeug-Sets zählen entweder zu den [[Idiophon]]en („Selbstklinger“) oder zu den [[Membranophon]]en („Fellklinger“). Die Auswahl der Instrumente hängt vom musikalischen Kontext, der Stilistik und den Vorstellungen des Schlagzeugers ab. Die Größen der [[Trommel]]n und Becken werden in [[Zoll (Einheit)|Zoll]] (Inch, 1 Zoll = 2,54 cm) angegeben. Auch wenn sich eine ganze Reihe von Standards durchgesetzt hat, bietet der Markt mittlerweile eine Vielzahl unterschiedlicher Größen an. Fast immer wird als Grundlage des Schlagzeugs eine Kombination aus folgenden Instrumenten verwendet. |
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=== Kleine Trommel / Snare Drum === |
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Die Wahl der Instrumente hängt jeweils vom musikalischen Kontext ab, weshalb verschiedene Drumsets im Bezug auf Umfang und Aufbau stark voneinander abweichen können. In der Regel ist jedoch fast immer eine Kombination aus folgenden Instrumenten anzutreffen: |
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[[Datei:2006-07-06 snare 14.jpg|mini|Kleine Trommel mit Holzkessel, 14″]] |
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{{Hauptartikel|Kleine Trommel}} |
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Die ''Kleine Trommel'', auch „Snare-Drum“ genannt (englisch ''snare drum''), ist mittig vor dem Spieler platziert, das Hauptinstrument des Schlagzeugs. Sie kommt aus der europäischen [[Militärmusik]] und hat sich aus verschiedenen Formen von Marsch- und Rührtrommeln entwickelt. |
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'''Snare(drum)''' ''([[snare drum]], Kleine Trommel)'': |
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Die Snaredrum bildet das Hauptinstrument und somit (mittig vor dem Spieler platziert) das Herzstück des Drumsets. Sie kommt aus der europäischen Militärmusik und hat sich aus verschiedenen Formen von Marsch- und Rührtrommeln entwickelt. |
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Sie besitzt einen Kessel aus Holz oder Metall, der auf beiden Seiten mit Fellen bespannt ist; auf der Schlagfellseite mit einem leicht aufgerauhten, meist weiß oder hellgrau beschichteten Fell, auf der Unterseite mit einem glatten, deutlich dünneren Resonanzfell. |
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Ihren charakteristischen Klang erhält die Snare durch eine Reihe von Drahtwindungen, die über das Resonanzfell gespannt sind. Diese auch als Snare-Teppich bezeichneten Schnarrseiten werden bei jedem Schlag in Schwingung versetzt, wodurch sie den typischen Klang der Snaredrum verursachen und beim Wirbeln dichte, flächige Sounds entstehen lassen. Mit Hilfe einer speziellen Mechanik (der Snare-Abhebung) kann der Snare-Teppich auch abgeschaltet, d.h. vom Fell abgehoben, werden, wodurch der Snare-Effekt unterbleibt. Die Spannung des Snare-Teppichs lässt sich zudem unterschiedlich justieren, was eine Vielzahl unterschiedlicher Klangfarben ermöglicht. |
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Der Felldurchmesser beträgt in der Regel 14 Zoll, gängige Kesseltiefen sind 5 oder 6,5 Zoll. Mittlerweile haben sich auch picolo-Snares mit nur 8 oder 10 Zoll Durchmesser oder relativ flachen Kesseln durchgesetzt, die häufig als zusätzliches Instrument (Side-Snare) eingesetzt werden; auch beim Hauptinstrument sind inzwischen häufiger ungewöhnlichere Abmessungen anzutreffen, z.B. 13“ x 7“ oder 15“ x 4“. Große Rührtrommeln, wie sie gelegentlich im Orchester Verwendung finden, bringen es auch auf Maße von 16“ x 16“. |
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Sie besitzt einen Kessel aus mehreren Holzlagen (meist sechs bis zehn Lagen) oder aus Metall, der auf beiden Seiten mit [[Schlagzeugfell|Fellen]] bespannt ist. Das obere Schlagfell ist meist leicht aufgeraut und weiß oder hellgrau beschichtet; das Fell auf der Unterseite ist ein glattes und deutlich dünneres Resonanzfell. Ursprünglich wurden echte Tierhäute eingesetzt, heute kommen fast ausschließlich industriell gefertigte Produkte aus Kunststoffen mit Metallreifen zum Einsatz. |
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'''Bassdrum''' ''(bass drum, Große Trommel, Basstrommel, ugs. auch „Kick“)'' |
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Die [[Bassdrum]] ist ein weiteres wichtiges Hauptinstrument im Drumset. Sie besteht aus einem großen, meist beidseitig bespannten Holzkessel, der in Seitenlage ruht und durch 2 (beim Transport einklappbare) Beine am vorderen (=dem Spieler abgwandten) Ende in seiner Position gehalten wird, die mit Dornen oder rutschfesten Gummifüßen versehen sind. Die Bassdrum wird mit Hilfe eines Pedals, der Fußmaschine, bedient, das an der Schlagfellseite mit einer Klemmvorrichtung am Spannreifen der Trommel fixiert wird. Als Alternative zur Verwendung von 2 Bassdrums nutzen viele Schlagzeuger ein Doppelpedal, dass durch geschickte Übersetzung das Spielen mit beiden Füßen auf einer Bassdrum ermöglicht. |
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Das Resonanzfell an der Frontseite ist häufig mit einem, manchmal auch mehreren Löchern versehen, um den Klang entsprechend zu beeinflussen, gelegentlich fehlt es auch ganz. Darüber hinaus werden häufig Kissen oder andere dämpfende Materialien in die Bassdrum gelegt, um einen gewünschten Sound zu erreichen. |
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In der Anfangszeit des Drumsets waren die Basstrommeln mit einem Durchmesser von 28“ oder auch 30“ sehr groß, ehe sich allmählich auch kleinere Größen durchsetzten. Lange Zeit war ein Kessel mit 14“ Tiefe und 22“ Durchmesser Standard, heutzutage werden 16“ oder 18“ tiefe Bassdrums bevorzugt. Je nach Stilrichtung (und gewünschtem Transportaufwand) werden modernere Sets mit unterschiedlich großen Bassdrums ausgestattet, von 16“ oder 18“ bis hin zu 26“ Felldurchmesser. |
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Ihren charakteristischen Klang erhält die Kleine Trommel durch eine Reihe parallel gespannter Drähte (Schnarrteppich oder Snareteppich), die entlang der Außenseite des Resonanzfells von einer Seite der Trommel zur anderen gespannt sind. Der Schnarrteppich wird bei jedem Schlag in Schwingung versetzt und schlägt zurück auf das Resonanzfell, wodurch er den typischen Klang der Schnarrtrommel verursacht und bei Wirbeln einen dichten und vollen Klang entstehen lässt. Bei einem Einzelschlag eines Trommelstocks entsteht das Geräusch aus einer Kombination zweier Vorgänge: Dem Aufschlag des Stocks auf dem Schlagfell und dem dadurch ausgelösten Rückschlag des Schnarrteppiches auf das Resonanzfell. Mit Hilfe einer speziellen Mechanik (der Schnarrabhebung) kann der Schnarrteppich vom Fell abgehoben werden, wodurch er seinen Effekt verliert. Die Spannung des Schnarrteppichs lässt sich zudem unterschiedlich justieren, was eine Vielzahl unterschiedlicher Klangfarben ermöglicht. |
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'''Toms''' |
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Toms sind hölzerne, beidseitig bespannte Trommeln mit einem Durchmesser von etwa 8“ bis 18“. Je nach Art der Aufhängung bzw. der Aufstellung wird gelegentlich in rack toms (dt. Hänge-Toms), die eines Stativs oder einer Halterung über der Bassdrum bedürfen, und floor toms (dt. Stand-Toms), die auf eigenen, am Kessel montierten ausziehbaren Beinen stehen, unterschieden. Die Kesseltiefen sind sehr variabel, Floortoms sind häufig tiefer (Durchmesser = Kesseltiefe) als freihängende Toms gleichen Durchmessers. |
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Concert-Toms, die kein Resonanzfell besitzen, klingen etwas tonaler (vielleicht vergleichbar mit [[Timbales]]) und waren v.a. in den 70ern in recht weit verbreitet. Außerhalb des klassischen Schlagwerks werden sie jedoch kaum noch eingesetzt (berühmte Ausnahme der Regel: Phil Collins). |
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Je nach Format, Art des Fells und Stimmung können Toms sehr unterschiedlich klingen; von eher unbestimmten Klängen bis hin zu sehr exakten, tonalen Intervallen. In einem kleinen Set-Up, wie man sie im Jazz oder mittlerweile auch wieder in der Popmusik antrifft, befinden sich meist 2 Toms, ein kleineres (10“-13“) über der Bassdrum und ein größeres (14“-16“), das seitlich vom Spieler platziert wird. Die meisten Standard-Sets werden mit 3 Toms ausgeliefert; einige Schlagzeuger bedienen sich eines ganzen Arsenals von Toms, während andere wiederum komplett auf sie verzichten. |
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Der Felldurchmesser beträgt meist 14 Zoll, gängige Kesseltiefen sind 5,5 oder 6,5 Zoll. Es sind aber auch andere Größen wie 13 × 6,5 Zoll, 15 × 3,5 Zoll oder 15 × 2,5 Zoll („Pancake“ – selten) anzutreffen. Mittlerweile gibt es zudem Piccolotrommeln mit nur 8 oder 10 Zoll Durchmesser oder relativ flachen Kesseln, die häufig als zusätzliches Instrument („Side-Snare“) eingesetzt werden. |
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'''Hi-Hat''' |
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Die/das [[Hi-Hat]] besteht aus einem aufeinander abgestimmten Beckenpaar unterschiedlicher Tonlage, das auf einer Hi-Hat Maschine montiert wird und über eine Pedalmechanik mit dem Fuß gespielt werden kann. Je nachdem, wie lang bzw. kurz der Kontakt der beiden Becken ist, entstehen unterschiedliche Geräusche. Hält der Schlagzeuger das Pedal getreten, bleiben die beiden Becken geschlossen und erzeugen mit dem Stick gespielt sehr kurze, trockene Akzente. Durch Kombinieren von verschiedenen Schlagtechniken und unterschiedlich stark geöffneten Becken (Openings) lassen sich viele verschiedene Effekte erzielen. |
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Die meisten Hi-Hats haben einen Durchmesser von 13“- 15“, einige Effekt-Hi-Hats sind auch kleiner. |
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* {{Audio|Snare drum muffled.ogg |Hörbeispiel: Kleine Trommel mit Schnarrsaiten}} |
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'''Becken''' ''(cymbals, suspended cymbals)'' |
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[[Becken]] sind dünne, meist leicht konvexe Scheiben aus unterschiedlichen Legierungen (meistens Bronze) mit einer mehr oder weniger stark gewölbten Kuppe in der Mitte, die mit einem Loch zur Aufhängung versehen sind. Sie werden freischwebend zentral auf einem Ständer oder der Hi-Hat Maschine aufgehängt. Becken verfügen über ein sehr obertonreiches Klangspektrum und erzeugen sehr unterschiedliche Geräusche, sowohl glockenartige, definierte Klänge und helle Akzente, als auch düsteres Rauschen und ohrenbetäubendes Brüllen. Ausschlaggebend für den Klang und das Dynamikspektrum sind vor allem Größe und Form, sowie Materialstärke und Bearbeitung. |
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(Der Begriff „suspended cymbal“ ist manchmal in Orchesterliteratur zu finden, um die frei hängenden Becken von den „Tschinellen“, die gegeneinander geschlagen, bzw. vielmehr an einander vorbei gezogen werden, abzugrenzen.) |
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=== Große Trommel / Bass Drum === |
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Im Prinzip lassen sich 4 Beckentypen unterscheiden, die entsprechend ihrer Klang-Charaktersitik unterschiedliche Funktionen im Drumset erfüllen: |
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[[Datei:Bass drum.jpg|mini|Große Trommel]] |
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{{Hauptartikel|Große Trommel}} |
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Die Große Trommel (auch Bassdrum oder Kickdrum) ist das zweite Hauptinstrument des Schlagzeugs. Sie besteht aus einem großen, meist beidseitig bespannten Holzkessel, der in Seitenlage steht und durch zwei, für den Transport einklappbare, Beine am vorderen Ende in seiner Position gehalten wird. Die Große Trommel wird mit Hilfe einer [[Fußmaschine]] bedient, die an der Schlagfellseite mit einer Klemmvorrichtung am Spannreifen der Trommel fixiert wird. Als Alternative zur Verwendung von zwei Großen Trommeln ([[Doublebass]]) kann ein Doppelpedal genutzt werden, das durch mechanische Übertragung das Spielen mit beiden Füßen auf nur einer Trommel ermöglicht. |
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'''Ride-Becken''' ''(ride cymbal)'' |
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Das Ride-Becken hat meist einen Durchmesser von 18“ - 24“ und kann vom Material her sehr unterschiedlich stark sein. Je nach Bearbeitung verfügen sie über einen relativ definierten Anschlag („Ping“), der von einem Grundrauschen unterlegt ist. Einige Becken klingen relativ trocken, andere (dünnere) erzeugen mehr „weißes Rauschen“ und erzeugen einen eher undefinierten Klangteppich. Spielt man die Kuppe („Glocke“) an, so ertönt ein heller, durchdringender, klarer glockenartiger Ton, spielt man dagegen am Rand, wird der Obertonanteil entsprechend größer, und das Becken „schaukelt sich auf“. Entsprechend ihrer Anwendungen gibt es einige Sonderformen, wie z.B. Sizzle-Rides, die mit einigen Nieten ausgestattet sind, um ein fließendes, ausgeprägtes Grundrauschen zu erzeugen oder das Flat-Ride, das über keine Kuppe verfügt. |
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Auf dem Ride-Becken werden meist ein durchgehender Puls, oder feste rhythmische Figuren („pattern“) gespielt. |
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Das Resonanzfell an der Frontseite ist häufig mit Löchern versehen, um den Nachhall der Trommel zu vermindern und eine direkte Abnahme des Klanges durch ein Mikrofon in der Trommel möglich zu machen. Darüber hinaus werden häufig Kissen oder Decken in die Trommel gelegt, um sie zu dämpfen. |
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'''Crash-Becken''' ''(crash cymbal)'' |
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Crash-Becken sind im Vergleich zu Ride-Becken in der Regel dünner und kleiner (etwa 14“-20“ Durchmesser) und von ihrer Bearbeitung her auf einen deutlich höheren Anteil von „weißem Rauschen“ ausgelegt. Ihr Klang ist eher geräuschartig und wird auch entsprechend angewendet, d.h. für Akzente oder (z.B. mit Filzschlägeln) für anschwellende Crescendo-Effekte. Abhängig von Größe und Berarbeitung klingen verschiedene Crash-Becken unterschiedlich lange nach. Größere/schwerere Crash-Becken eignen sich teilweise auch für Ride-Figuren. |
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In der Anfangszeit des Schlagzeugs waren die Großen Trommeln mit einem Durchmesser von 28 oder 30 Zoll sehr groß, ehe sich allmählich kleinere Größen durchsetzten. Lange Zeit waren Kessel mit 14 Zoll Tiefe und 22 Zoll Durchmesser Standard, heutzutage werden 16 oder 18 Zoll tiefe Trommeln bevorzugt. Je nach Stilrichtung werden moderne Schlagzeuge mit unterschiedlich großen Bassdrums von 16 bis zu 26 Zoll Felldurchmesser ausgestattet. |
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'''China-Becken''' ''(china cymbal, Chinesisches Becken)'' |
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Das China-Becken stellt insofern eine Ausnahme dar, da es sich - bedingt durch einen anderen kulturellen Hintergrund - in der Formgebung deutlich von den anderen Beckentypen unterscheidet. Es hat ebenfalls eine exponierte Kuppe, allerdings ist sie im Gegensatz zu den anderen beschriebenen Beckentypen häufig nicht rund, sondern eher zylindrisch. Augenfälligstes Merkmal ist jedoch der hochgebogene Rand, der das Becken im Querschnitt wie eine Art lang gezogene Gugelhupfform aussehen lässt. Der Durchmesser liegt etwa bei 14“ - 24“. Das Klangbild ist mit dem eines Crash-Beckens vergleichbar, allerdings eher „schmutziger“ oder „roher“ und weniger definiert, meist auch kürzer. Sie werden häufig für kurze, explosive Akzente oder Staccato-Figuren eingesetzt. Größere, oft mit Sizzles versehene Chinas haben auch im Jazz Eingang als Ride-Becken gefunden. |
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Als ''Bass-Drum-Rosette'' wird die Befestigungsschelle bezeichnet, die zur Montage von Becken und [[Tomtom|Toms]] auf der Trommel benötigt wird. Bei einigen Schlagzeugen ist die Bassdrum ''ungebohrt'', also ohne Rosette. Manche Schlagzeuger empfinden den dadurch erreichbaren Klang als offener und lebendiger, da die Bass Drum auf diese Weise freier schwingen kann. |
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'''Splash-Becken''' ''(splash cymbal)'' |
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Splash-Becken sind in Art und Funktion vergleichbar mit Crash-Becken, allerdings sind sie im Durchmesser deutlich kleiner (etwa 6“-12“), weshalb sie auch eine andere Klang-Charakteristik aufweisen: Splash-Becken sprechen rasch an, klingen hell, spritzig und klingen kaum nach. Sie werden für kurze, helle Akzente verwendet (häufig sind sie z.B. im Dixieland zu hören, oft von Hand abgestoppt, was das typische „Pscht“ erzeugt.) Besonders Stewart Copeland und Manu Katché etablierten den Einsatz von Splash-Becken. |
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* {{Audio|Bass drum.ogg|Hörbeispiel: Große Trommel}} |
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Darüber hinaus gibt es eine ganze Reihe verschiedenster Effekt-Becken mit verschiedenen speziellen Features wie Löchern, Sizzels, Schellen, etc., um das Klangspektrum des Drumsets zu erweitern. Die Kreativität diverser Beckenhersteller ist schier unerschöpflich, ebenso wenig wie die Liste an Namen, unter denen besagte Produkte auf dem Markt sind. Somit wird die Palette an „Cups“, „Bells“, „Stacks“, „Mini-Chinas“, „Jingle-Hats“ oder ähnlichen Instrumenten immer größer, wobei nicht alle von diesen eindeutig einer der oben genannten Gruppen zuzuordnen sind. |
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=== Tomtoms === |
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'''Hardware''' |
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[[Datei:2006-07-06 tom.jpg|mini|hochkant|14″-Standtom]] |
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Unter Hardware werden sämtliche nötigen Bedienelemete wie Hi-Hat- und Fußmaschine, Beckenständer, Stative, diverse Halterungen etc. zusammengefasst. Auch mit dem Kessel fest verbundene Teile wie Spannböcken, Snare-Abhebung, Tomhalterungen oder Bassdrum-Füße fallen unter diesen Begriff. |
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{{Hauptartikel|Tomtom}} |
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''Tomtoms'' sind meist beidseitig mit Fellen bespannte Trommeln mit Durchmessern zwischen 6 und 18 Zoll. Je nach Art der Aufhängung und Aufstellung bezeichnet man die Trommeln als ''Hängetoms'' ({{enS|rack toms}}), die ein Stativ oder eine Halterung auf der Bassdrum benötigen, oder als ''Standtoms'' ({{enS|floor toms}}), die auf eigenen am Kessel montierten Beinen stehen. Die meisten hochwertigen Toms sind an Freischwingsystemen wie RIMS aufgehängt, um ihr maximales Klangpotenzial auszuschöpfen. Heutzutage verfügen jedoch bereits im unteren Preissegment viele Trommeln über schwingungsneutrale Aufhängungsvorrichtungen. |
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Das Verhältnis vom Kesseldurchmesser zur Kesseltiefe ist sehr unterschiedlich; Standtoms sind häufig tiefer als Hängetoms gleichen Durchmessers. Eine Sonderstellung nehmen die [[Rototom]]s ein: Sie bestehen aus einem flachen Metallrahmen, auf den das Schlagfell gespannt ist; einen Kessel oder ein Resonanzfell gibt es nicht. Eine Schraubkonstruktion macht es möglich, während des Spiels durch Drehung des Rahmens die Fellspannung zu verändern und so ein [[Glissando]] zu erzeugen. Rototoms waren vor allem in den 1980er-Jahren verbreitet. |
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[[Bild:Drumset.jpg|thumb|Drumset]] |
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[[Bild:Drum kit illustration template.png|thumb|120px|right|Standardaufbau des Drumsets]] |
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Manche Schlagzeuger wie etwa [[Phil Collins]] bevorzugen Toms ohne Resonanzfell ([[Concert-Tom]]s). Diese haben eine sehr klar definierte Tonhöhe, vergleichbar mit [[Timbales]]. Concert-Toms waren vor allem in den 1970er-Jahren weit verbreitet. |
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==Materialien== |
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Die Anzahl der Toms an einem Set ist stark abhängig von der jeweiligen Musikrichtung. Während in der [[Popmusik]] und im klassischen [[Jazz]] oft nur zwei oder drei Toms verwendet werden, nutzen Schlagzeuger im [[Fusion (Musik)|Jazzrock]] und im [[Heavy Metal]] bis zu acht Toms. Dies variiert jedoch nach dem persönlichen Spielstil stark. Die meisten Standard-Sets werden mit drei Toms ausgeliefert: zwei Hängetoms (10 bis 13 Zoll) und einem Stand-Tom (14 bis 16 Zoll). |
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Die Felle – früher aus Naturfell, heutzutage gewöhnlich aus ein- oder zweilagiger Kunststofffolie – werden auf den Trommelkessel aufgespannt mittels Spannreifen (Hoops), die vorwiegend aus Metall, manchmal aus Holz sind. Dies geschieht mit je vier bis zwölf Spannschrauben, abhängig vom Kesseldurchmesser. Auf diese Weise lassen sich die Felle sowohl in dem zum Musikstil passenden Straffheitsgrad, als auch tonal stimmen. Das obere, bespielte Fell heißt Schlagfell, das untere Resonanzfell. |
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Zwar haben Kesselmaterial und -bearbeitung einen gewissen Einfluss auf den Klang der Trommel, jedoch lässt sich der Sound von Tomtoms in einem weiten Bereich durch die Auswahl der Trommelfelle und die Fellspannung variieren. |
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Die Kessel der [[Große Trommel|Großen Trommel]] (Bassdrum) und der [[Tom Tom|Tom]]s sind meistens aus Holz. Das populärste Holz ist [[Ahorne|Ahorn]] (Maple), das einen warmen, ausgewogenen Klang bietet. [[Birke]] ist "in natürlicher Weise equilized" und daher im Tonstudio sehr beliebt. Als weitere Hölzer finden Verwendung [[Buche]], [[Pappel]], [[Linde]], Weiss-[[Eiche]] und etliche andere, auch nicht-einheimische Hölzer, passend für verschiedene klangliche Einsatzzwecke und Qualitätsansprüche. Holzgemische kommen vor. [[Plexiglas]]-Kessel, knallig im Klang, extravagant in der Optik, blieben eher ein Nischen-Phänomen, sind aber eng verbunden mit dem Namen [[John Bonham]] (einstigem Drummer von [[Led Zeppelin]]). Die [[Kleine Trommel]] (Snaredrum, Snare) besteht oft aus Metall, z.B. [[Stahl]], [[Messing]], [[Kupfer]], [[Aluminium]] oder wiederum aus Holz. Aber gerade hier reicht die Kreativität der Trommelbaumeister weit; so gibt es Snaredrums aus so exotischen Materialien wie Hanf-Hartfaser. Je weniger Klang ein Kessel schluckt (Klangverlust) desto besser ist der Trommelklang. Daran lässt sich gute Qualität der Trommelkessel und Drumsets erkennen, weil der Klang eigentlich nur von den Fellen erzeugt wird und eben irrigerweise nicht durch den Trommelkessel. |
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* {{Audio|Floor tom.ogg|Hörbeispiel: Standtom}} |
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Becken oder Cymbals bestehen in der Regel aus [[Legierung]]en wie [[Messing]] oder verschiedenen [[Bronze]]n wie Kupfer-Nickel-Bronze und Zinn-Bronze, wobei letzere als das bessere Material für Becken gilt. Der Zinn-Gehalt variiert von 8% bis hin zur Glocken-Bronze mit 20%. |
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Die [[Sticks_(Schlagzeug)|Sticks]] werden aus Holz, weniger aus Kunststoff oder [[Kohlefaser]] und selten aus Metall gefertigt. [[Besen (Perkussion)|Schlagzeug-Besen]] sind meist aus Kunststoff oder Metall. Sonstige Schlegelarten bestehen zumeist aus Holz. |
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=== Becken === |
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Die Größen der Trommeln und Becken werden in [[Englisches Zoll|Zoll]] (Inch, 1 Zoll = 2,54 cm) angegeben. Typische Trommeldurchmesser sind: |
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{{Hauptartikel|Becken (Musikinstrument)}} |
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* Bassdrum: 22 Zoll (16 bis 26 Zoll) |
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* Snare: 10 bis 15 Zoll |
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* Tom Tom: 8 bis 18 Zoll |
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Typische Beckendurchmesser sind: |
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* Ride :20 Zoll (18 bis 24 Zoll) |
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* Crash :16-18 Zoll (14 bis 22 Zoll) |
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* Hihat :14 Zoll ( 8 bis 15 Zoll) |
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* China :18 Zoll (12 bis 22 Zoll) |
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* Splash:10 Zoll ( 6 bis 14 Zoll) |
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Je nach Stilrichtung können verschiedene Kombinationen vorkommen. |
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Im Prinzip lassen sich fünf Beckentypen unterscheiden. Entsprechend ihrer Klangcharakteristik erfüllen diese unterschiedliche Funktionen im Drumset: |
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Größen eines Standart Schlagzeugs: |
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==== Hi-Hat ==== |
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Becken: |
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[[Datei:Hi-hat.jpg|mini|hochkant|Hi-Hat]] |
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* Standard-Crash: 16" |
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{{Hauptartikel|Hi-Hat}} |
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* Standard-Ride: 20" |
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* Standard-Hi-Hat: 14" |
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Die Hi-Hat besteht aus einem Beckenpaar, das horizontal auf einem Ständer mit einem Pedal montiert ist. Dieses ermöglicht mittels eines Federzugs ein Öffnen und Schließen der Hi-Hat mit dem linken Fuß im Standard-Setup. |
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Trommeln: |
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* Bassdrum: 20" |
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* Tom1: 10" |
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* Tom2: 12" |
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* Tom3: 14" |
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* Snare: 14" |
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Das Schließen der Hi-Hat-Becken mit dem Pedal erzeugt einen vergleichsweise leisen Klang ähnlich dem einer [[Cabasa]]. Das Anschlagen mit einem Stick erzeugt im geschlossenen Zustand einen feinen Klang, im halboffenen Zustand einen raueren („rockigen“) Klang, im offenen Zustand einen lauten Klang ähnlich demjenigen eines Crash-Beckens. Je nachdem, wie lang der Kontakt der beiden Becken ist, entstehen unterschiedliche Klänge. |
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Die bekanntesten Hersteller von Drumsets sind u.A. Brady, DW, [[Gretsch]], Ludwig, Mapex, Pearl, Pionier, Premier, Red Rock, Sonor, Tama, Yamaha (in alphabetischer Reihenfolge) |
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Auf der Hi-Hat werden meist ein durchgehender Puls oder feste rhythmische Figuren („pattern“) gespielt. Sie wird oft als klangliche Alternative zum Ride-Becken verwendet. |
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==Spielweise== |
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* {{Audio|Hi hat closed.ogg|Hörbeispiel: Hi-Hat}} |
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===Sticks, Besen, Ruten, Schlägel=== |
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Trommeln und Becken des Schlagzeugs werden per Hand mit zwei Trommelstöcken (englisch "[[Sticks_(Schlagzeug)|Sticks]]") zumeist aus Holz und die Bassdrum per Fuß bzw. Fußmaschine mit einem Schlägel gespielt, der einen Filz-, Holz- oder Kunststoffkopf besitzt. Per Hand (kaum per Fuß) kommen Ruten oder [[Besen (Perkussion)|Besen]] zur Anwendung, wenn spezielle Effekte, leisere Schläge oder durchgängiges Wischen (per Jazzbesen auf der Snare) erzeugt werden sollen. Daneben finden sich für das Handspiel Schlägel mit Filz- oder Flanellköpfen für abgedämpftes oder dumpfes Spiel. Beim Spiel mit den Händen wird das Abprallen vor allem der Sticks, aber auch der Schlägel von der schwingenden Oberfläche ausgenutzt, vor allem je dichter die Schläge werden (bis hin zu einem dichten Schläge-Teppich oder [[Wirbel (Musik)|Wirbel]], besonders aus Press-Schlägen). Die Ausnutzung des Abpralleffekts schont zudem die Gelenke. |
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==== Ride-Becken ==== |
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===Tragender Rhythmus und Grundrhythmus, Hoch-Tief/Hell-Dunkel-Prinzip, Backbeat=== |
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Das Ride-Becken (englisch ''ride cymbal'') hat meist einen Durchmesser von 16 bis 24 Zoll und kann unterschiedliche Materialstärken besitzen. Je nach Bearbeitung verfügt es über einen relativ definierten Anschlag („ping“), der von einem Grundrauschen („wash“) unterlegt ist. Einige Becken klingen relativ trocken, andere dünnere erzeugen mehr Grundrauschen und dadurch einen eher undefinierten Klangteppich. Spielt man die Kuppe ({{enS|bell}} oder ''cup'', Glocke) an, so ertönt ein heller und klarer, glockenartiger Ton. Spielt man dagegen den Rand an, so wird der Obertonanteil entsprechend größer und das Becken kann sich aufschaukeln. Entsprechend ihrer Anwendungen gibt es einige Sonderformen, wie zum Beispiel Sizzle-Rides, die mit einigen Nieten ausgestattet sind, um ein fließendes, ausgeprägtes Grundrauschen zu erzeugen oder das Flat-Ride, das über keine Kuppe verfügt und somit weniger Obertöne hat. |
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Die Kunst des Schlagzeugspielens in einer Band ist das Erzeugen eines [[Rhythmus]], der die Band trägt und gemeinsam mit den anderen Instrumenten der Rhythmusgruppe (besonders [[Bass]], [[Percussion]], [[Keyboard]] bzw. [[Klavier]], [[Gitarre]], u.a.) den tragenden [[Groove (Musik)|Groove]] ergibt. Dazu setzt der Schlagzeuger in der Regel einen durchlaufenden Rhythmus ein, bei dem die unterschiedlichen Klangkörper sich ergänzend eingesetzt werden. Ausgangsbasis ist in der Regel der unter den nachfolgenden 'Grundrhythmen und Taktarten' einfache Grundrhythmus (siehe 3.1). Dessen Kern ist der gleichmäßig geschlagene Dunkel-Hell- bzw. Tief-Hoch-Wechsel zwischen erst der Bassdrum (dunkel, tief: Schlag oder beat) und dann der Snare (hell, hoch: Gegenschlag oder backbeat), in den davon abgeleiteten Grooves aber meist bis zur Unkenntlichkeit variiert. In sehr freien Stilen, zum Beispiel im [[Free Jazz]] oder in [[Noise (Musik)|Noise]]-Stilen, wird mit dem Grundprinzip des einfachen Grundrhythmus hingegen dauerhaft gebrochen. Oder als Ausnahme erklang im Reggae der 1970er der einfache Grundrhythmus quasi umgekehrt: der Backbeat mit Bassdrum. |
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Auf dem Ride-Becken werden meist ein durchgehender Puls oder feste rhythmische Figuren ({{enS|patterns}}) gespielt. |
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===Form, Tempo, Taktart=== |
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Zum Erzeugen eines tragenden [[Rhythmus]] gehört, dass der Schlagzeuger das [[Tempo]] nicht zu langsam und nicht zu schnell spielt sowie gleichmäßig hält, dass er die jeweilige [[Taktart]] beherrscht und vor allem die [[Form]] steuert. Häufigste popularmusikalische Form ist das [[Lied]] oder der Song. Dieses bzw. dieser besteht aus der geschickten Aneinanderreihung ([[Arrangement]]) je der zwei Grundformen: [[Bluesform]] (zwei 12-taktige [[Strophen]], je mit [[Tonstufen]] I-IV-I-V-I oder tief-hoch-tief-hoch-tief) oder so genannten [[a-a-b-a-Form]] (vier 8-taktige Strophen, Tonstufen je Strophe a = I-IV-V-I oder tief-hoch-hoch-tief, Tonstufen von [[Bridge]] b = IV-I-IV-V oder hoch-tief-hoch-hoch) oder der von beiden Grundbausteinen abgeleiteten Formbausteinen. Ein derartiger Baustein oder Durchlauf wird auch [[Chorus]] genannt (im Unterschied zu Chorus als Solo, usw). Formbezogene Aufgabe des Schlagzeugers ist hierbei z. B.: jeder Strophe insgesamt ein passendes raumfüllendes Hintergrundrauschen oder -'chick' durch besonders Becken- oder Hihatspiel, mit Besen gespielter Snare, usw, zu geben und dadurch die Gliederung eines Stückes vorzugeben oder anzudeuten; jeden Strophenanfang sowie damit zumeist den Einsatz eines anderen Musikers (Gesangspart, Gitarrensolo, usw) vorzubereiten mit Hilfe der Ab/Zunahme der Dynamik des Schlagzeugspiels, von Einwürfen, 'Turn arounds', Wirbeln, usw; die Schwerpunkte zu betonen; [[Breaks]] oder, umfassender, ein [[Schlagzeugsolo]] zu trommeln. Basierend auf der Hoch-Tief/Hell-Dunkel-Wiedergabe der Tonstufen einer Strophe, dem Hoch-Tief/Hell-Dunkel-Umspielen einer Melodie, usw., lassen sich Schlagzeugsoli aufbauen; siehe/höre z. B. Thelonious Monk (p), "Blue Monk", verschiedene Aufnahmen, End-1950er, Drum-Solos. Auch andere Melodie-, Akkord- oder Tonstufenschemata können so nachvollzogen werden. Jedoch behalten dabei die Trommeln ihren Charakter als Geräuschinstrumente. Das heißt, ihnen ist kein bestimmter Ton zugeordnet, sondern sie behalten ihren unspezfischen Klangcharakter, eben Hoch-Tief- bzw. Hell-Dunkel-Abstufungen. |
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* {{Audio|Ride cymbal.ogg|Hörbeispiel: Ride-Becken}} |
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==Grundrhythmen und Taktarten== |
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==== Crash-Becken ==== |
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===Einfacher Grundrhythmus, Begleitung, 4/4, 8/8=== |
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[[Datei:2006-07-06 crash paiste 16.jpg|mini|links|16″-Crash-Becken (Bronze)]] |
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Beim einfachen Grundrhythmus in der heute gängigsten [[Taktart]], dem 4/4 (8/8), begleitet man, |
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Crash-Becken (englisch ''crash cymbal'') sind im Vergleich zu Ride-Becken in der Regel dünner und kleiner (etwa 13 bis 20 Zoll Durchmesser) und von ihrer Bearbeitung her auf einen deutlich höheren Anteil von „weißem Rauschen“ ausgelegt. Ihr Klang ist eher geräuschartig. Deswegen werden sie oft für Akzente oder (zum Beispiel mit Filzschlägeln) für anschwellende [[Dynamik (Musik)|Crescendo]]-Effekte verwendet. Abhängig von Größe, Form und Materialstärke klingen verschiedene Crash-Becken unterschiedlich lange nach. |
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* indem die 'Führungshand' (bei Rechtshändern: rechts) gleichmäßig 8 Beats (Zählzeiten) auf dem (Ride-) Becken (oder Hihatbecken) schlägt oder verklanglicht, |
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* {{Audio|Crash cymbal.ogg|Hörbeispiel: Crash-Becken}} |
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* der 'Führungsfuß' (bei 'Rechtsfüßlern': rechts) betont den ersten Beat auf der (tiefen, dunklen) Bassdrum mit, |
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* dann den dritten Beat (Backbeat) die 'Nichtführungshand' (bei Rechtshändern: links) auf der Snare (hoch, hell) und zugleich der 'Nichtführungsfuß' (...: links) durch pedalgetretenes Hihatbecken-Schließen oder -'Chick', |
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* dann den fünften Beat wieder der Führungsfuß auf Bassdrum, |
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* dann den siebenten Beat (erneut Backbeat) wieder die Nichtführungshand auf der Snare und zugleich der Nichtführungsfuß durch pedalgetretenes Hihatbecken-Schließen oder -'Chick'. |
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Das war der erste [[Takt (Musik)|Takt]], und die anschließenden Takte folgen genauso. Den einfachen Grundrhythmus und das Entwickeln daraus von komplexen Grooves erklärt u.a. vorbildlich: Elvin Jones (d), Different Drummer, Video, ca. 1979. |
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==== China-Becken ==== |
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[[Datei:Aachinabell.jpg|mini|Kegelförmige Kuppe eines China-Beckens]] |
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Möchte man am Ende z. B. einer zwölftaktigen [[Strophe]], womit man schon einen [[Blues]] spielen könnte, ein [[Fill in]], Roll oder [[Wirbel (Musik)|Wirbel]] einfügen, geht im 12. Takt die Führungshand auf die Snare mit den gleichmäßigen 8 Beats. Und genau dazwischen schlägt die Nichtführungshand auf der Snare die 16tel (beide Hände schlagen also abwechselnd und gleichmäßig), während zugleich beide Füße wie vorher weiterspielen. Diesen Wirbel (roll) aus 16 gleichmäßigen Schlägen erreichen beide Hände abwechselnd mit je 8 einzelnen Schlägen, aber auch mit je 4 Doppelschlägen oder mit Kombinationen aus Einzel- und Doppelschlägen ([[Paradiddle]]), z. B.: Doppelschlag rechts, Doppelschlag links, Einzelschlag rechts, Einzelschlag links, Einzelschlag rechts, Einzelschlag links, Wiederholung des Ganzen. Etwa 25 grundlegende Wirbelarten sind als '''[[Rudiments]]''' international vereinheitlicht. |
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Das China-Becken („chinesisches Becken“, englisch ''China cymbal'') unterscheidet sich – bedingt durch einen anderen kulturellen Hintergrund – in der Formgebung deutlich von den anderen Beckentypen und stellt insofern eine Ausnahme dar. Die Kuppe ist häufig nicht gewölbt, sondern hat die Form eines Zylinders oder abgeschnittenen Kegels, dessen Grundfläche das obere Ende der Kuppe darstellt. Augenfälligstes Merkmal ist der hochgebogene Rand, der das Becken im Querschnitt wie eine Art lang gezogene Gugelhupfform aussehen lässt. Der Durchmesser liegt meist bei 14 bis 24 Zoll. Das Klangbild ist mit dem eines Crash-Beckens vergleichbar, allerdings eher „schmutziger“ oder „roher“ und kürzer. China-Becken werden häufig für kurze explosive Akzente oder [[Staccato]]-Figuren eingesetzt. Vor allem im Bereich des [[Metal]]s wird es einerseits als starkes Akzentbecken, vielfach aber auch als Hi-Hat- oder Ride-Ersatz eingesetzt. Größere, oft mit ''Sizzles'' versehene China-Becken haben auch im Jazz und der Big-Band-Musik Eingang als Ride-Becken gefunden. Um den Beckenrand zu schützen, werden diese meist verkehrt herum oder senkrecht aufgehängt, damit man den umgebogenen Rand flächig treffen kann. Das China-Becken ''(China-Type)'' ist das Becken mit der breitesten Palette an unterschiedlichen Klängen. |
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==== Splash- und Effekt-Becken ==== |
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[[Datei:2006-07-06 splash 10.jpg|mini|links|10″-Splash-Becken mit Tom-Halterung]] |
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Bei Doppelbassdrumspiel spielen beide Füße das, was zuvor die Hände bei Wirbeln spielten, während die Rechte die Beats (Becken/HiHat) und die Linke die Backbeats (Snare) gleichmäßig durchschlagen. Durch Verdoppeln, Verschieben oder Weglassen eines Einzel- oder Doppelschlages auf Snare, aber auch gerade Bassdrum sowie nicht nur beim Wirbel, sondern vor allem auch beim Begleiten, wobei hier die regelmäßigen Beats der Führungshand auf Becken/HiHat ununterbrochen weiterlaufen, entstehen aus dem einfachen Grundrhythmus verschiedenste Schlagfiguren und besonders bei Begleitungen die verschiedenen Stile. Die Wirbel (per Hand) sind in allen Stilen hingegen nahezu gleich. Entsprechend verfährt man in anderen Taktarten, in langsamem und schnellem Tempo, im Ternären und im freien Spiel, doch darauf kann hier nicht mehr eingegangen werden. |
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Splash-Becken ''(splash cymbal)'' sind in Art und Funktion vergleichbar mit Crash-Becken, allerdings sind sie im Durchmesser deutlich kleiner (etwa 6 bis 12 Zoll), weshalb sie eine andere Klang-Charakteristik aufweisen: Splash-Becken sprechen rasch an, klingen hell, spritzig und klingen kaum nach. Sie werden für kurze helle Akzente verwendet. Besonders [[Stewart Copeland]] und [[Manu Katché]] etablierten den Einsatz von Splash-Becken. |
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Darüber hinaus gibt es eine Vielzahl verschiedener Effekt-Becken mit speziellen Formen oder Bearbeitungen wie Löchern oder Schellen, um das Klangspektrum des Drumsets zu erweitern. Die Kreativität der Beckenhersteller scheint unerschöpflich, ebenso die Vielfalt an Namen, unter denen Effekt-Becken vertrieben werden. Somit wird die Produktpalette an „Cups“, „Bells“, „Stacks“, „Mini-Chinas“, „Jingle-Hats“ oder ähnlichen Becken immer größer, wobei nicht alle Becken eindeutig einer Gruppe zugeordnet werden können. Cups oder Bells sind Becken, die einen Klang ähnlich der Glocke eines Ride-Becken erzeugen. Bei Stacks sind mehrere verschieden große Becken direkt übereinander gelegt, um kurze „dreckige“ Klänge zu erzeugen. |
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Weil es so wichtig ist, wird hier dennoch eine dem obigen einfachen Grundrhythmus entsprechende Doppel-Bassdrum-Figur dargestellt. Aus dieser Figur heraus entwickelte sich das Doppelbassdrumspiel auch geschichtlich, man kann sie fast überall anwenden, auch etwa im Wechsel mit obigem einfachen Grundrhythmus. Man kann sie, wenn man dann 'gut drauf ist', selbst z. B. sogar in Richtung zum gerade genannten Paradiddle weiterentwickeln, eben so wie die Hände Wirbel spielen. |
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* Der 'Führungfuß' (bei 'Rechtsfüßlern': rechts) schlägt gleichmäßig die obengenannten 8 Beats (Zählzeiten) auf rechter Bassdrum (oder rechtem oder Haupt-Pedal der Doppelfußmaschine), |
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* der 'Nichtführungsfuß' (bei 'Rechtsfüßlern': links) schlägt genau dazwischen, nämlich 8 Sechzehntel auf linker Bassdrum (oder linkem oder Neben-Pedal der Doppelfußmaschine). Beide Füße schlagen abwechselnd und gleichmäßig. |
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* Die Führungshand (bei Rechtshändern: rechts) schlägt zugleich 1., 3., 5. und 7. Beat der rechten Bassdrum (des Führungsfußes) mit, und zwar auf Becken (probiere auch Beckenmitte oder -'glocke') oder HiHat, nämlich auf deren oberes Becken, das entweder offen oder runter gelassen auf unteres Hihatbecken (geschlossen) oder 'halboffen' (je nachdem, was einem gefällt) ist. |
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* Die 'Nichtführungshand' (bei Rechtshändern: links) schlägt zugleich (betont) auf der Snare die Backbeats mit, nämlich den dritten und den siebenten Beat. |
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=== Standardgrößen === |
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Das war der erste Takt, und die anschließenden Takte folgen genauso. Die Führungshand (bei Rechtshändern: rechts) spielt dabei bestimmte Schläge der beiden Bassdrums nicht mit, wodurch eine der Hürden im Erlernen des Schlagzeugspiels genommen wird, genauer der Verbesserung der Hand-Fuß-Kordination: Man lernt, Bassdrumschläge 'dazwischen' zu spielen, ohne dass die Hand sie mitmacht! Wenn ich doch die Schläge der rechten Bassdrum mit der Führungshand mitspiele, lerne ich dabei immer noch, die Schläge der linken Bassdrum nicht mit dieser Hand mitzuschlagen. Das könnte ich auch kaum, da das viel zu viele bzw. viel zu schnelle Schläge wären. Insbesondere durch Weglassen einzelner oder mehrerer der obigen durchgehenden Doppelbassdrumschläge kann man sich etliche Figuren selbst entwickeln. |
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Die gängigen Trommel- und Beckendurchmesser sind: |
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{| class="wikitable" |
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===12/8, 6/8, 3/4, 5/4, 7/4, usw., Metrum-in-Metrum-Spiel=== |
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!Bauart |
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Statt eines '8er Schlages' (8/8) bieten sich weitere gängige Taktarten, z. B.: '4er Schlag' (4/4), '12er Schlag' (12/8); '3er Schlag' (3/4), '6er-Schlag' ('halber 12er' oder 6/8), '5er Schlag' (5/4), '7er Schlag' (7/4), usw. Beim 3/4, 6/8, 5/4, 7/4, usw., fängt beim einfachen Grundrhythmus und hier vermeintlich zweiten Bassdrumschlag im Gegensatz zu 8/8, 4/4 und 12/8 tatsächlich der neue Takt schon wieder an. Das heißt, in diesen Taktarten hat eine Einheit oder ein Takt nur einen einzigen grundsätzlichen Bassdrumschlag, nämlich den, der den 1. Beat der Führungshand auf Becken betont: eine der in diesem Fall historisch bedingten Hürden im Schlagzeugspiel. Die Backbeats (auf Snare/HiHat) liegen beim: 4er auf 2 und 4, 12er auf 4 und 10; 3er auf 2 und/oder 3, 6er auf 4, 5er auf zumeist 4, 7er zumeist auf 5, usw. |
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!Größe |
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|Große Trommel || 22 Zoll (16 bis 30 Zoll) |
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|Kleine Trommel || 14 Zoll (6 bis 16 Zoll) |
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|Tomtom || 10, 12 und 14 oder 12, 13 und 16 Zoll |
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(6 bis 18 Zoll) |
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|Hi-Hat || 14 Zoll (8 bis 16 Zoll) |
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|Ride-Becken || 20 Zoll (18 bis 24 Zoll) |
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|Crash-Becken || 16 Zoll (13 bis 24 Zoll) |
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|Splash-Becken || 10 Zoll (6 bis 12 Zoll) |
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|China-Becken || 18 Zoll (8 bis 26 Zoll) |
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|} |
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=== Hardware === |
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Beispielsweise "Not Fade Away", ein Hit von The Rolling Stones, Anfang 1964, in einem relativ schnellen 4/4, lag eine Akzentfigur zugrunde, die wie Clave Beat oder bossa-nova-ähnlich klingt und die, würde sie nicht auf zwei Takte oder gerade Taktanzahl 'zurechtgestutzt', ununterbrochen eigentlich über drei Takte im Vierviertel läuft. Mit dieser Dreitaktigkeit kann das Regelmäßige - das Vier-, Acht- oder Zweitaktige, kurz: das Symmetrische -, wirkt es zu starr, überwunden werden, ohne die geradtaktige Grundlage zu verlassen. Das Ganze nennt sich Metrum-in-Metrum-Spiel (turn arounds) und kommt u.a. komplex vor bei Elvin Jones (d, Modernjazz; McCoy Tyner, The Real McCoy, LP, Mitte d. 80er Jahre, side 1, "Passion Dance") oder im Salsa, wo die Bassdrum gespielt wird, als ob man eine 'dritte Hand' benutzt, oder bei Jack DeJohnette (d, Neobop, Rockjazz; Jack DeJohnette ..., The Art of Modern Jazz Drumming, 3. pr., 1989, S. 16-18). Metrum-in-Metrum-Spiel ist neben Hoch-Tief-Tonstufen- oder -Melodie-Interpretation ein weiteres wichtiges Mittel zur Entwicklung eines Schlagzeugsolos sowie des Schlagzeugspiels und Musikmachens überhaupt. |
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[[Datei:Stopa zdemontowana z bębna basowego.jpg|mini|Typische Hardware: die Fußmaschine]] |
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Unter Hardware werden sämtliche Bedienelemente wie [[Fußmaschine]], Beckenständer und Stative sowie die diversen Halterungen zusammengefasst. Auch mit dem Kessel fest verbundene Teile wie Spannböckchen, Snare-Abhebung und die Bass-Drum-Füße gehören dazu. |
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=== Schlägel === |
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===Beats oder Zählzeiten, binär, ternär=== |
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{{Hauptartikel|Schlägel (Musik)}} |
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Die Beats oder Zählzeiten, bei Begleitungen auf Ride-, Hihat-Becken und gelegentlich Standtom, anderen Trommeln oder Kuhglocke, schlägt der Schlagzeuger meist durch, markiert und verklanglicht sie derart für die Band. Beats oder Zählzeiten sind latent vorhanden, das heißt, je abstrakter die Musik ist, z. B. im Moderjazz oder während eines Schlagzeug- oder anderen Solos oder in Pausen, desto mehr 'ticken' die Beats oder Zählzeiten wie eine gemeinsame 'innere Uhr' in allen miteinander spielenden MusikerInnen. Dadurch kommen diese nicht aus dem Takt. Die Beats oder Zählzeiten werden binär (gleichmäßig, latin-artig, rockig) oder ternär ('punktiert', triolisch, shuffle-mäßig: blues-rockiger 12/8, 'swingender' - etwas ungenau - Jazz, viele Reggae- und etliche Rap- und Hip-Hop-Stücke) empfunden und gespielt. |
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Die Trommeln und Becken des Schlagzeugs werden per Hand mit zwei [[Sticks (Schlagzeug)|Trommelstöcken]] ({{enS|drumsticks}}) gespielt, die zumeist aus Holz bestehen. Die Basstrommeln werden mit einer Fußmaschine gespielt, die einen Schlägel mit einem Filz- oder Kunststoffkopf auf das Fell schlägt. Per Hand kommen auch [[Besen (Perkussion)|Besen]] zur Anwendung oder „Rods“ genannte Ruten mit gebündelten Holz-Stöckchen, die man wegen ihrer Eigenschaften zwischen Sticks und Besen auch „Stesen“ nennt. Daneben finden sich für das Handspiel Schlägel mit Filz- oder Flanellköpfen für abgedämpftes oder dumpfes Spiel. Beim Spiel mit den Händen wird das Abprallen der Sticks von der schwingenden Oberfläche ausgenutzt, vor allem je dichter ein „Schlagteppich“ wird, bis hin zum [[Schlagzeugspiel#Wirbel und Rudiments|Wirbel]]. Um einen gedämpften Ton zu erzielen, werden besonders in der klassischen Musik die [[Mallet percussion|Mallets]] verwendet. |
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=== Materialien === |
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==Analysieren und Lernen== |
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==== Felle ==== |
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{{Hauptartikel|Schlagzeugfell}} |
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Die Felle des Schlagzeugs wurden früher aus Naturfell hergestellt. Heutzutage bestehen sie gewöhnlich aus ein- oder zweilagiger Kunststofffolie. Sie werden auf den Trommelkessel mittels Spannreifen aufgespannt, die meist aus Metall oder auch Holz gefertigt sind. Dies geschieht abhängig vom Kesseldurchmesser mit je vier bis zwölf Spannschrauben. Auf diese Weise lassen sich die Felle durch Veränderung der Spannung in einer zum Musikstil passenden Tonhöhe stimmen. Das obere bespielte Fell heißt Schlagfell, das untere wird als Resonanzfell bezeichnet. Man unterscheidet bei Fellen hauptsächlich zwischen durchsichtigen („clear“) und aufgerauten Fellen („coated“). Letztere erzeugen einen wärmeren Klang der Trommel und erlauben es, mit Schlagzeug-Besen beim Wischen ein Rauschen zu erzeugen. Während aufgeraute Felle früher oft nur auf der Schnarrtrommel verwendet wurden, findet man sie heute oft auch auf den anderen Trommeln. Des Weiteren wird zwischen einlagigen und mehrlagigen (meist zweilagig) Fellen unterschieden. Die mehrlagigen Felle haben meist einen etwas gedämpfteren und tieferen Klang als einlagige Felle, außerdem sind sie stabiler. Die mehrlagigen Felle sind meist in härteren Musikrichtungen wie Rock, Hardrock und Metal anzutreffen. Außerdem gibt es Snarefelle mit sehr kleinen Löchern, die den Klang beeinflussen und die kleine Trommel trockener klingen lassen. Diese werden mit dem Zusatz „dry snare“ bezeichnet. Je mehr Spannschrauben zur Befestigung des Felles verwendet werden, desto präziser kann die Trommel gestimmt werden. Bekannte Hersteller von Fellen sind [[Remo (Unternehmen)|Remo]], Evans und Aquarian. |
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==== Kessel ==== |
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Das Analysieren und Lernen steht zunächst in besonderem Zusammenhang mit dem Aufbau eines Drumsets. Das Schlagzeug oder Drumset unterscheidet sich von der Masse anderer Instrumente dadurch, dass es nicht nur mit beiden Händen, sondern zusätzlich mit beiden Füßen gespielt wird. Das Schlagzeug oder Drumset ist nicht ein einzelnes Instrument, sondern ein System aus mehreren Instrumenten, die ausnahmslos für beide Hände und Füße ständig bequem erreichbar und schnellstens anschlagbar sein müssen: ein Standsystem aus (in der Regel) Schlaginstrumenten. Das hauptsächliche Teilinstrument, die Snare, allein spielen können, heißt noch nicht, Drumset spielen zu können. Die Snare wird mit nur zwei Händen und das Drumset zusätzlich eben mit beiden Füßen gespielt. Auf der Snare wird das Trommeln der Schlagfiguren zwar grundsätzlich erlernt, muss aber dann erst auf das ganze Drumset und seine Teilinstrumente übertragen und besonders in das Wechselspiel Snare-Bassdrum umgesetzt werden. Dieser Übertragungsprozess wird mit Hand-Fuß-Koordination umschrieben und ist wesentlicher Bestandteil von Schlagzeugschulen. Das sind Bücher zum Erlernen des Schlagzeug- oder Drumsetspiels; z. B.: Joe Morello, Rudimental Jazz, A modern application of rudiments to the drum outfit, 1967. Joe Morello, der maßgeblich beteiligt war an dem Hit "Take Five" (Dave Brubeck, p, 1959, siehe 5.2.3), dessen 5/4-Takt nicht nur für das Jazzschlagzeugspiel, sondern das Schlagzeug- oder Drumsetspiel überhaupt von enormem Einfluß war, überträgt hier Rudiments (siehe 3.2 Wirbel, Rudiments) von der einzelnen Snare auf das ganze Drumset. Spezielle Schlagzeugschulen werden inzwischen für jenen Übertragungsprozess auf ein Doppel-Bassdrum-Set, Latin-Drumset, usw, angeboten. |
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Die Kessel der großen Trommel und der Toms sind meistens aus Holz gefertigt. Das populärste Holz ist [[Ahorne|Ahorn]] (oftmals als engl. ''Maple'' bezeichnet), das einen warmen und ausgewogenen Klang mit relativ starken Tiefen bietet. Daneben ist [[Birken|Birke]] aufgrund der hervorgehobenen Höhen in Tonstudios sehr beliebt. Im Gegenzug dazu bietet Mahagoni sehr kräftige Tiefen und reduzierte Höhen. Als weitere Hölzer verwendet man [[Buchen|Buche]], [[Pappeln|Pappel]], [[Linden (Gattung)|Linde]], [[Eichen|Eiche]] und etliche andere Hölzer. Auch Holzgemische sowie verschiedene Kunststoffe (Hayman, Ludwig) finden Verwendung. Bei preisgünstigen Schlagzeugen findet man unter anderem auch Pappkessel, die verklebt und gepresst sind. Diese reichen im Klang jedoch nicht an die Alternativen heran. |
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Die kleine Trommel besteht oft aus Metall oder ebenfalls aus Holz. Inzwischen bieten mehrere Hersteller zudem exotische Snares an, zum Beispiel mit größeren Löchern im Kessel („vents“), die für einen lauteren und knalligeren Klang sorgen. |
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Das Analysieren und Lernen erfolgt sodann zumeist am betreffenden Musikstück. Wer Schlagzeug oder Drumset in einer Band spielen will, muss die Taktart und vor allem Form (siehe oben, 2.3) eines Stückes heraushören. Sodann analysiert und erlernt man es auf/mit dem Drumset, spielt es kollektiv mit einer Band und nimmt das am besten wieder auf, um es zu kontrollieren und zu verbessern. Dieser Phase des Nachspielens oder Kopierens folgt irgendwann die Verselbständigung zum eigenen Stil und Spiel hin. Die von dieser praktischen Erfahrung und Selbstentwicklung abgekoppelte Arbeit am Computer setzt eigentlich jene Praxis und Selbsterfahrung voraus, d.h. keine Theorie ohne Praxis und umgekehrt. Hier kann sinnvoll Schlagzeugunterricht ein- und ansetzen. Der kann auch vermitteln, dass wichtig bei allem ist, ruhig festzustellen und zu hören, wo Schläge genau liegen und wie sie fallen, dieses aufzuzeichnen, um es vor Augen zu haben – z. B. mithilfe von Schlagzeug[[Note (Musik)|noten]]. Vor allem wenn die Musikgruppen größer und die Arrangements kompliziert werden, kommt man ohne Noten nicht mehr aus. Spätestens ab diesem Stadium werden zur Song-Analyse auch Grundkenntnisse der Allgemeinen Musiklehre bezüglich Form, Tonstufen, usw, unerlässlich (s. 2.3). Wichtig beim Erlernen ist weiterhin die richtige Körperhaltung (insbesondere um Gesundheitsschäden auszuschließen), nach anfänglicher Verkrampfung beim Lernen immer wieder locker zu werden und letztlich bei allem gut auszusehen, schließlich spielt man irgendwann in aller Regel vor Publikum. |
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Je geringer der Klangverlust im Kessel ist, desto besser und vor allem resonanter ist der Trommelklang. Daran lässt sich gute Qualität der Trommelkessel erkennen. Damit der Klang möglichst ohne Verluste auf die Kessel übertragen wird, sind Qualität und Form der ''Gratung'' ausschlaggebend; das ist die Kante des Kessels, auf der das Fell aufliegt. Während früher meist flache oder runde Gratungen vorherrschten, haben sich heute dünne und spitze Kanten durchgesetzt. |
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==Geschichte== |
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Bei hochwertigen Sets sind die Kessel oft lackiert, um sie optisch attraktiver zu machen. Dafür sollte die äußerste Holzschicht eine schöne Maserung aufweisen. Bei preisgünstigen Sets werden dagegen oft farbig bedruckte Folien verwendet, die auf den Kessel aufgeklebt sind. Auch hochwertige Sets können foliert sein, um ein entsprechendes Aussehen zu erzielen. Die Verwendung solcher Folien kann jedoch die Klangqualität des Kessels beeinträchtigen, wenn die Folien schlecht verklebt sind und den Kessel so am Schwingen hindern. |
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===18. bis Anfang 20. Jahrhundert=== |
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Schon im 18. Jahrhundert übernahmen europäische Orchester aus der türkischen [[Militärmusik]] den sogenannten Bassdrum-Cymbal-Effekt, indem man zugleich die Bassdrum mit einem dann oben aufmontierten Beckenpaar schlug, das Vorläufer der späteren HiHat wird. Dieser wirkungsvolle Effekt findet nicht nur Anwendung in [[Klassische Musik|klassischer]] oder E-Musik, [[Marschmusik]], Traditionellem und [[Modern Jazz]], sondern ist geradezu wesentlich für Schlagzeugspiel in [[Rock (Musik)|Rock]]- und Popularmusik geworden. Während frühere Marching-Bands die einzelnen Schlaginstrumente auf mehrere Spieler verteilt hatten, wie es noch heute bei Marschmusik-Orchestern ist, hatten Anfang des 20. Jahrhunderts die ersten Jazzbands nur noch einen Schlagzeuger. Der vereinte die wichtigsten Schlaginstrumente auf sich und spielte diese neuartig als einheitliches Instrument, dem Schlagzeug. |
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==== Becken ==== |
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Die Becken bestehen in der Regel aus [[Legierung]]en wie [[Messing]] oder verschiedenen [[Bronze]]n, wie Kupfer-Nickel-Bronze und Zinn-Bronze. Der Zinn-Gehalt variiert von 8 % bis hin zur Glocken-Bronze mit 20 %. Darüber hinaus enthalten viele hochwertige Becken einen geringen Anteil an Silber. Zu früheren Zeiten existierten Sterlingsilber-Becken, welche silbrig schimmerten und aus der namensgleichen Legierung bestanden. Sie waren jedoch höchstens in der Unterklasse der Becken einzuordnen. Bekannte Hersteller von Becken sind [[Zildjian]], [[Meinl Percussion|Meinl]], [[Sabian]] und [[Paiste]]. Im Schatten dieser vier großen Beckenschmieden haben sich weitere Hersteller etabliert, wie zum Beispiel Masterworks, Anatolian und Ufip. |
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====Allgemeines==== |
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Bis ungefähr zu den 50er Jahren beeinflusste der Jazz das Schlagzeug entscheidend. Ab den Sechzigern wurde der Einfluß der Rockmusik auf das Schlagzeug bestimmend. Ab den 80er Jahren gewann zunehmend Elektronik wie Drumcomputer und E-Drums gegenüber dem herkömmlichen - 'akustischen' - Schlagzeug an Bedeutung. Um 1990 erreichte elektronisches Schlagzeugspiel im nahezu ganz digital produzierten Techno, der die Popularmusik im Sturm eroberte, Massenwirksamkeit. Daneben besteht das akustische Drumset trotzdem weiter. Und in einer Art Gegenbewegung bezieht [[Weltmusik]] - 'globale Dorfmusik' - akustische Schlaginstrumente aus aller Herren Länder gerade heute, in Zeiten des Internet und der Globalisierung, mit ein. |
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==== Trommelstöcke ==== |
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Bis etwa 1960 zeigen drei Schlagzeuger aus dem Jazz die Entwicklung recht gut auf: Baby Dodds, [[Gene Krupa]] und [[Kenny Clarke]]. |
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Die ''Trommelstöcke'' werden aus Holz (meistens [[Hickory (Pflanze)|Hickory]]), Kunststoff oder [[Kohlenstofffaser]] (Carbon-Sticks) und selten aus Metall gefertigt. ''Rods'' bestehen aus mehreren dünnen Holz- oder Plastikstöckchen, die zu einem Bündel zusammengebunden sind. Die Besen bestehen meist aus Kunststoff oder Metall. Die ''Schlägel'' werden meist aus Holz oder Kunststoff angefertigt; für den Kopf wird Filz oder Fell verwendet. Auch im Bereich der Trommelstöcke existiert eine Vielzahl von Herstellern. Zu den bekannten zählen dabei [[Vic Firth]], [[Vater Percussion]] und Pro Mark. Trommelstöcke werden auch von Herstellern anderer Schlagzeugteile vertrieben; so gibt es auch Serien von [[Zildjian]] oder [[Sonor]]. |
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== Geschichte und Hersteller == |
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====Traditioneller Jazz und Swing-Stil (1910-40)==== |
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[[Datei:Joe LaBarbera.jpg|mini|hochkant|[[Joe LaBarbera]] am Schlagzeug]] |
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Als herausragender Schlagzeuger des Traditionellen Jazz ([[New Orleans Jazz (Musik)|New-Orleans-Stil]], [[Dixieland Jazz|Dixieland]], [[Chicago Jazz|Chicagostil]]), etwa 1910-30, schlägt Baby Dodds auf Snare durchgehend Begleitung und die Bassdrum in Halbnoten (4/4), zum Beispiel bei [[Louis Armstrong]] & [[Hot Five|The Hot Sevens]]. Drumsolos kommen erst ausnahmsweise und nur kurz vor, auf Becken erklingen höchstens Effekte, und eine HiHat fehlt noch ganz. Die Bassdrum wird wegen der Erschütterungen oft nicht mit aufgenommen. |
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Wichtig für die Entstehung des Schlagzeugs ist die Erfindung des ersten ''Bass-Drum-Pedals'' im Jahr 1887 durch George R. Olney. Darauf folgte im Jahr 1899 die Herstellung des ersten Serienprodukts durch [[William F. Ludwig]] und auf kulturellem Gebiet die [[„No-Drumming-Laws“]] in den USA. Diese verboten es den Sklaven, ihre traditionellen Handtrommeln zu spielen, und führte dazu, dass die afrikanische, stark rhythmische Musikkultur mit europäischen und orientalischen Schlaginstrumenten gepflegt wurde. Das erste komplette Schlagzeug kam 1918 durch die [[Ludwig-Musser#Anfangsjahre|Ludwig & Ludwig Drum Company]] in den Handel.<ref>[http://www.deutschlandfunkkultur.de/100-jahren-schlagzeug-motor-der-globalen-popmusik.1013.de.html?dram:article_id=416825 ''100 Jahre Schlagzeug''.] Deutschlandfunk Kultur</ref> |
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Wie in vielen anderen Wirtschaftsbranchen setzten sich auch in Schlagzeugherstellung und -vertrieb die Internationalisierung und Globalisierung durch. Bis in die 1960er-Jahre kamen die Spitzenprodukte vor allem aus den USA ([[Ludwig-Musser|Ludwig]], [[Gretsch]]), Großbritannien ([[Premier Drums|Premier]]) und Deutschland ([[Sonor]], [[Trixon]]). |
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Ab den 1920ern wird durchweg Offbeat oder Backbeat, d.h. im 4/4 auf 2. und 4. Beat oder Zählzeit beim Backbeat und auf die "2 Und" und "4 Und" beim Offbeat betont, nicht mehr marschmusik-orientiert 'auf 1 und 3' wie davor. Die Offbeat- oder Backbeat-Betonung fällt dann als im Hintergrund, aber dennoch deutlich hörbarer 'Chick' der mit dem Fuß getretenen HiHat zu und wird verstärkt durch zusätzlichen Snare-Schlag. Spaßig, aber den Kern treffend kann man die Frage, Backbeat oder Offbeat einfach zu erklären, damit beantworten: Es ist der Schlag, den ein Schlagzeuger auf 2 und 4 betont und den das Publikum auf 1 und 3 mitklatscht. Dies zeigt eigentlich nur eine erste wichtige Hürde, die man seither zu nehmen hat, wenn man Schlagzeugspielen erlernt. |
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Ab den 1960er-Jahren erwuchs aus deutlich preiswerteren Produkten eine zunehmende Konkurrenz. Billig-Schlagzeuge kamen zunächst aus Japan, später aus Taiwan und Südkorea. Japan und Taiwan boten schon ab den 1970er-Jahren hochwertige Produkte an ([[Tama Drums|Tama]], [[Yamaha Corporation|Yamaha]], [[Pearl (Musikinstrumente)|Pearl]]), welche die Spitzenschlagzeuge aus den USA, Großbritannien und Deutschland auf dem Markt bedrängten und Schritt für Schritt große Marktanteile von den traditionellen Herstellern übernahmen. |
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Der überragende Schlagzeuger des [[Swing]]-Stils, Gene Krupa, aus den 30er Jahren, spielt auf Vierteln durchgehend Bassdrum, damals quasi ein wuchtiges Markenzeichen der [[Big Band]]s in der Swing-Ära. Die Big-Band-Schlagzeuger begleiteten nun auf leiseren Becken oder leiserer HiHat und spielten auf den lauteren Trommeln, nun auch mit Tomtoms, ihre Solos. Gene Krupas Trommelsolo in "Sing, Sing, Sing" mit [[Benny Goodman]] And His Orchestra, 1938, [[Carnegie Hall]], gilt als das erste längere Schlagzeugsolo überhaupt, in dem, auch erstmals, ausgiebig die tief tönenden Tomtoms Einsatz fanden. |
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Im Laufe der 1980er-Jahre wurde besonders Taiwan immer mehr zum günstigst produzierenden Hardware-Zulieferer fast jedes Schlagzeugherstellers auf der Welt. Mit der Globalisierung ab etwa 1990 drehte sich das internationale Abhängigkeitsverhältnis um: Ehemalige Spitzenproduzenten kamen in die Abhängigkeit früherer Billigproduzenten (wie beispielsweise Sonor in chinesische Kapitalabhängigkeit). |
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====Modern- und Freejazz, Dixieland-Revival, Rhythm and Blues, Rock 'n' Roll (1940-60)==== |
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Der durchdringend rhythmische und dadurch besonders gut tanzbare Big-Band-Jazz des Swing wandelte sich um 1940 zu eher Zuhör-Jazz der kleineren Combos, zum Stil des [[Bebop]] als erstem der Stile der nun beginnenden [[Modern Jazz|Modernjazz]]-Ära (Bebop, [[Cool|Cool Jazz]], [[Hard Bop]], [[Modaler Jazz|Modal]]). Modernjazz-Schlagzeuger wie Kenny Clarke zeichnen sich durch abstrakteres Schlagzeugspiel aus. Snare oder Bassdrum begleiten nicht mehr durchgehend, sondern kombinierte Snare-Bassdrum-Einwürfe kommentieren die Improvisationen der anderen Musiker und verschieben die Betonungen auf genau zwischen die sonst üblichen rhythmischen Schwerpunkte. Den Beat markieren anfangs noch durchgehend Becken oder HiHat, beide gehen aber in aufgelöstes Spiel bis zu [[Elvin Jones]] und den sechziger Jahren über. Regelmäßige Beats 'ticken' als gemeinsame Orientierung dann nur noch wie eine 'innere Uhr' in jedem Musiker einer Jazzcombo. Um 1960 dann löst sich jedwede Ordnung in den völlig freien Spielweisen des entstehenden [[Free Jazz|Freejazz']] auf. |
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In jüngster Zeit drängt Brasilien mit preisgünstigen Schlagzeugen der Marke RMV in relativ hoher Qualität auf den internationalen Markt. |
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Trotzdem stellen sich im Freejazz bestimmte Vorgehensweisen heraus, z.B.: Vermeidung all dessen, was Klang, Wohlklang oder Musik bisher überhaupt ausmacht, also Dominanz des Geräuschhaften und Dissonanz ('europäische Richtung'); spontanes Einbeziehen der jeweiligen Umgebung, etwa des Bühnenbodens oder der Bestuhlung im Saal und all dessen, was nicht Instrument im traditionellen Sinn ist, aber mit bestimmtem Geräusch etwas Bestimmtes ausdrückt (Han Bennink, d, u.a.); zunehmende Dichte zur 'Mitte' hin und wieder Dichteabnahme auf dem Weg zum 'Schluß', wobei dies spontan von allen Beteiligten geschieht oder zu geschehen hat; Hörbarmachung sonst Nichthörbaren ('Unerhörtes'), so der Bewegung einer 'Stecknadel im Heuhaufen' mit Hilfe elektronischer Verstärkung (Tony Oxley, d, u.a.). Solche Grundsätze konsequent und spontan zu mehreren durchzuhalten und durchzuspielen, verlangt höchstes musikalisches Können, auch wenn die Verführung, Nichtkönnen mit sogenanntem freien Spiel zu verdecken, recht groß ist. Als ein vielseitiger Freejazz-Meister gilt international der deutsche Schlagzeuger Günter Sommer. |
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Seit 2011 besteht mit dem [[Schlagzeugmuseum Ludwigsburg]] das einzige Museum seiner Art in Deutschland. |
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Zurück zum Modernjazz. Zwar gilt der Modernjazz wegen seiner 'Gebundenheit' (im Gegensatz zum Freejazz) und hier dem Erreichen höchstmöglicher Abstraktheit quasi als Kopf all populärer Musik, wobei diese dann folglich als 'Bauch' zu bezeichnen nicht Abwertung ist. Vielmehr wird es das Wechselverhältnis zwischen 'Bauch und Kopf' sein, populäre Musik hätte wichtige Einflüsse ohne ihre Sparte Modernjazz nie erfahren und umgekehrt. So gehört seit [[Dave Brubeck]]s (p) Hit "Take Five" (Joe Morello, d) nicht nur dessen 5/4-Takt und ungerade Taktarten wie der 3/4 neben dem 4/4 zum Standardniveau im Jazzschlagzeugspiel, sondern im Schlagzeugspiel überhaupt. |
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== Elektronisches Schlagzeug == |
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Der Modernjazz hat zwar einzelne populäre Erfolge (z.B.: "Lullaby Of Birdland", George Shearing, p, 1952, oder "Take Five", Dave Brubeck, p, 1959) und enormen Einfluß auf das Schlagzeug insgesamt zwischen etwa 1940-60 (z.B. in dem [[Rock ’n’ Roll]]-Hit: "Rock Around The Clock", [[Bill Haley]], voc, g, 1954). Doch von Anfang an gilt Modernjazz zeitweise sogar als elitär und löst Gegenbewegungen aus, so die Rückkehr zu Traditionellem Jazz, den Dixieland-Revivals, und Weiterentwicklungen des Swing-Stils besonders hin zum [[Rhythm and Blues]] und dann Rock ’n’ Roll der 1950er Jahre. Im Gegensatz zur einfach durchschlagenden Swing-Bassdrum und zur Vielzahl kommentierender Snare-Bassdrum-Einwürfe des Modernjazz entwickeln sich im Rhythm and Blues und Rock ’n’ Roll kompakte Schlagfiguren mit Hilfe nun beweglicher gespielter Bassdrum: Verschiedene Bassdrum-Doppelschläge im Wechselspiel mit dem regelmäßigen Snare-Backbeat ergeben sogenannte ostinate (regelmäßig wiederkehrende) Schlagfiguren. Ein Beispiel hierfür ist "Roll Over Beethoven" von Chuck Berry (voc, g), 1957. Auf Becken und besonders nun geschlossener HiHat werden auch wieder die Beats oder Zählzeiten deutlich bis trocken-schwer durchgeschlagen. |
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[[Datei:V-drums.jpg|mini|Elektronisches Schlagzeug]] |
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{{Hauptartikel|Elektronisches Schlagzeug}} |
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Das elektronische Schlagzeug (kurz ''E-Drums'') wird wie das klassische Drumset gespielt. Die Töne entstehen jedoch nicht beim Schlag auf ein Instrument, sondern werden durch den Schlagimpuls ([[Trigger (Tontechnik)|Trigger]]) ausgelöst, zumeist digital in einem Soundprozessor erzeugt und können über Lautsprecher oder Kopfhörer ausgegeben werden. Zu diesem Zweck sind alle bespielten Komponenten mit elektronischen Tonabnehmern ausgestattet. Der entstehende Klang ist abhängig vom verwendeten Soundprozessor bzw. der Art und Qualität der verwendeten Soundvorlagen („Samples“); er kann dem Klang eines herkömmlichen akustischen Schlagzeugs sehr nahekommen, bietet im Vergleich zu diesem jedoch noch nicht alle möglichen spielerischen Feinheiten. Neben dem aufwendigeren Aufbau und dem teilweise höheren Anschaffungspreis des elektronischen Schlagzeugs ist dies der Grund, dass heute beide Formen nebeneinander verwendet werden. |
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====Rockmusik, Soul, Funk, Rockjazz, Reggae, Neobop (1960-90)==== |
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Ab Ende der 1950er gewinnt der neue Stil der Rockmusik stärker an Kontur. Der vereinzelte Wandel war daran zu merken, dass man die Achtel gleichmäßiger (binär) im Gegensatz zu den punktierten Achteln (ternär) des Rock ’n’ Rolls und Modernjazz-Grund-Feelings spielte, das bis dahin vorherrschte. Entscheidend kann hierfür der Einfluß gleichmäßig gespielter Latinstile gewesen sein, so die 'Erfindung' des Chacha um 1956. Zwar findet jener Wechsel zu den Anfängen gleichmäßigerer Rockmusik noch hauptsächlich in den USA statt, dem Weltzentrum populärer Musik bis dahin, so mit Stücken wie "Peter Gunn" von [[Duane Eddy]] (g), 1958, oder "Tallahassee Lassie" von Freddy Cannon (voc), 1959. |
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Ein großer Vorteil des elektronischen Schlagzeugs ist sein fast völlig fehlender Eigenklang ohne Verstärkung. Es eignet sich deswegen für den Einsatz unter schwierigen akustischen Verhältnissen. Einsatzbeispiele sind Popmusik in Zimmerlautstärke bei entsprechenden Veranstaltungen, das Üben ohne Lärmbelästigung der Nachbarn beim Spiel mit Kopfhörern sowie [[Musical]]produktionen, bei denen eine extrem geringe Bühnenlautstärke erforderlich ist. Ein weiterer Vorteil des elektronischen Schlagzeugs ist, dass man mit nur einem Set die Klänge verschiedener Schlagzeug- und [[Perkussion (Musik)|Perkussionsinstrumente]] erzeugen kann. |
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Doch mit Gruppen wie [[The Shadows]] und dann vor allem dem internationalen Durchbruch von [[The Beatles]] ([[Ringo Starr]], d) in den frühen 1960ern verlagert sich das Zentrum populärer Musik nach Großbritannien. Es entsteht der Beat oder die [[Beatmusik]], mit der die gleichmäßigere Rockmusik-Spielweise sich von Großbritannien aus nun international durchsetzt und überall dominiert. Der Jazz hat damit aufgehört, hauptsächlich das Schlagzeug in seiner Entwicklung zu beeinflussen. Die Beatmusik oder frühe internationale Rockmusik übernimmt die ostinaten Schlagfiguren aus dem Rhythm and Blues und dem Rock ’n’ Roll der 1950er, die schon mit den ersten Rockmusikstücken noch in den USA ansatzweise vom Ternären ins mehr Binäre umgeformt worden waren. Markant mit der Beatmusik wurde dann das intensive Zusammenspiel von [[E-Bass]] (-Gitarre) und ostinaten Schlagfiguren, das durch direktere Aufnahmetechniken dann ab [[The Kinks]], [[The Yardbirds]] und [[The Who]] seinen bis heute bekannten 'satten' Klang erreichte. Das zusammen mit dem metallischen Gitarrensound prägte die typische Besetzung der Beat-Bands und dann der Rock-Bands schlechthin: Leadgitarre, Rhythmusgitarre, Bassgitarre und Schlagzeug, Gesang meist zugleich durch die Gitarristen. Erst später kam das Keyboard hinzu. |
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Das elektronische Schlagzeug ist nicht mit dem [[Drumcomputer]] zu verwechseln, der die Klänge der Instrumente ohne Interaktion mit einem Schlagzeuger nachahmt. |
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In der zweiten Hälfte der 1960er gewannen mit der [[Soul-Musik]] die USA ihre popularmusikalische Dominanz ein Stück zurück. Die binäre Spiel- oder Schlagweise begann sich vor allem durch den Soul von [[James Brown]] (voc) zu differenzieren und ging gegen Ende der 1960er in den [[Jazzrock]] über. Der soulig-rockige 4/4 oder noch 'Proto-8/8' wird langsamer, es lassen sich je Einheit oder Takt quasi mehr Beats, Zählzeiten oder Schläge unterbringen, zur dauernd durchgeschlagenen 8tel-Begleitebene der Beats (auf HiHat oder Becken) lassen sich besser die Schläge 'dazwischen' spielen, d.h. besonders 16tel-Schläge auf der Bassdrum. Das zeigen damals erfolgreiche Soulstücke wie "Hold On I'm Coming" von [[Sam & Dave]] (Al Jackson, Jr., d?), 1966, mit dem ostinate Schlagfiguren aus 16tel Bassdrumschlägen erstmals sehr populär werden. Damit war der 'echte 8/8' (16tel Bassdrumschäge) als erst Soul- und dann aber vor allem typische Rockmusik-Taktart komplett. |
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Seit einiger Zeit gibt es Lösungen, für die lediglich elektronisch konfigurierte Drumsticks sowie zwei Fußpads benötigt werden, um realistische Schlagzeugklänge über ein virtuelles, unsichtbares Drumkit durch die bloße Haltung und Bewegung der Stöcke zu produzieren und über Kopfhörer oder andere Klangerzeuger wiederzugeben.<ref>[https://www.youtube.com/watch?v=wVp4eaubdrM SCHLAGZEUGER testet die "Pocketdrums 2"] auf Youtube.com</ref> |
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In den 1970-80ern führten [[Funk (Musik)|Funk]] und Rockjazz zu auch langsamerem 8/8 mit durchgeschlagenen 16teln auf HiHat/Becken, z.B. in "Use Me" und "Ain't No Sunshine", [[Bill Withers]] (voc), 1972-74, sowie "Stratus", [[Billy Cobham]] (d), 1973, und rockjazzig-ostinate Schlagfiguren lösten sich wieder etwas auf in Richtung dynamischer Snare-Bassdum-Einwürfe wie im Modernjazz. Der [[Reggae]] der 1970er ([[Carlton Barrett]], d, bei [[Bob Marley]], voc, u. a.) trug wieder das ternäre Feeling hinein, und rockig shuffle-mäßiger 8/8 entstand, z.B. mit "Rosanna", [[Toto (Band)|Toto]], [[Jeff Porcaro]] (d), 1982. Der ab den frühen 1980ern sich herausbildende [[Rap]] setzte jene funk-rockjazzige und reggae-beeinflußte Entwicklung besonders fort. Ab Ende der 1970er erlebt der Modernjazz ein Revival (Neobop oder New Bop), so mit The V.S.O.P. Quintet, [[Tony Williams]] (d), ca. 1977, und der [[Chick Corea]] (p) Acoustic Band, [[Dave Weckl]] (d), Ende der 80er. Seit etwa 1970 gewinnen [[Latin]]-Spielweisen Einfluß in der Rockmusik vor allem durch [[Carlos Santana]] (g). Umgekehrt hält besonders in den 1980ern die Bassdrum in [[Salsa (Musik)|Salsa]] sowie andere Latin-Stile Einzug und wird dann gespielt, als ob man eine 'dritte Hand' benutzt, so wie es [[Elvin Jones]] (d) davor im Modernjazz-Schlagzeugspiel tat und in diesem Zuge die Schwerpunkte zwischen die Beats verschob. In der aber ganzen Bandbreite gleichmäßigerer Spielweisen, binär wie auch wieder ternär als auch latinhaft, bildet die 70er-80er Rockmusik nun mit einem unglaublichen Stilelementevorrat quasi klassische Spielarten heraus ([[Deep Purple]], [[AC/DC]], [[Motörhead]], [[Jethro Tull]], u.a.). Die Schlagzeuge erreichen im Aufbau größte Ausmaße. Doppelbassdrumspiel oder Doppelfußmaschinenspiel gewinnt an Bedeutung (Terry Bozzio). Doppelbassdrum-Pioniere waren bis dahin eher Ausnahmeerscheinungen (Louis Bellson 1940er-50er, [[Keith Moon]], [[Ginger Baker]] 1960er). |
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== Spielpraxis == |
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{{Hauptartikel|Schlagzeugspiel}} |
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=== Funktion des Schlagzeugs === |
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====New Rock und Doppelbassdrumspiel==== |
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Die Hauptfunktion des Schlagzeugs in einer Band ist das Erzeugen eines Grund[[Rhythmus (Musik)|rhythmus]], der die Band trägt und gemeinsam mit den anderen Instrumenten der [[Rhythmusgruppe]] (Bass und Keyboard) den tragenden [[Groove (Musik)|Groove]] ergibt. Dazu setzt der Schlagzeuger in der Regel eine feste Schlagfolge ein, die er ständig wiederholt. Die Basis des tragenden Rhythmus ist dabei die Abwechslung zwischen dem tiefen Klang der Bass-Drum, dem hohen Klang der kleinen Trommel sowie dem metallischen, durchgehenden Puls von Hi-Hat oder Ride-Becken. |
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In den 1990ern spielt man in der Rockmusik, ausgehend vom Rap und farbigen US-Schlagzeugern (Dennis Chambers, u. a.), die das aber dann nicht weiterverfolgen, Doppelbassdrum oder Doppelfußmaschine zunehmend flexibel. D.h. Doppelbassdrum- oder Doppelfußmaschinen-Schläge ertönen nicht mehr nur durchgehend, sondern kunstvoll mit Akzenten sowie Pausen. Auf diesem Weg bildet man neuartig prägnante ostinate Schlagfiguren. Trotz dieses Entwicklungsschubes scheint die Rockmusik in so etwas wie eine zerfaserte Spätphase eingetreten zu sein, da es zunächst aussieht, als ob wie auf einem bunt geflickten Teppich unzählige Rockrichtungen entstanden sind. Doch mit zeitlicher Distanz, nun in der Mitte der 2000er, weicht der bunte Flickenteppich sich klarer abzeichnenden Konturen. Geografisch gesehen sind an der starken Ausbreitung des Doppelbassdrum- bzw. Doppelfußmaschinenspiels, das dadurch zum Standard geworden ist, Bands aus den USA, Lateinamerika und Europa (hier besonders nach wie vor aus Großbritannien, dann Skandinavien, Deutschland, Polen, Frankreich, u.a.) beteiligt. Hier und da beginnt man, den Stil oder das Stilbündel vorsichtig mit New Rock zu umschreiben und faßt damit, trotz aller Unterschiede und eben vorsichtig, Bands zusammen wie [[Metallica]], [[Limp Bizkit]], [[Deftones]], [[Sepultura]], The Pissing Razors, [[Pantera]], [[Rammstein]] (obwohl diese im wesentlichen ohne Doppelbassdrumspiel sind), u.a. Als Doppelbassdrummer tut sich u.a. Eddy Garcia, The Pissing Razors, Texas, hervor, der zugleich sich wohl als Arrangeur und Pianist im Salsa betätigt. |
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Neben dieser grundlegenden Funktion wird mit höherer Komplexität der Musik etwas anderes immer wichtiger: Das Schlagzeug baut Verzierungen ein, betont und hebt durch Effekte und Abwandlungen wie den rhythmischen [[Fill (Musik)|Fills]] Stellen hervor. Hier kommen meist Crashbecken oder andere Effektbecken zum Einsatz. Auch der Einsatz von [[Schlagzeugspiel#Wirbel und Rudiments|Wirbeln]] und [[Rudiment (Schlagzeug)|Rudiments]] auf der kleinen Trommel zielen auf diesen Effekt ab. Der Gipfel der Verzierung und Betonung ist das [[Schlagzeugspiel#Schlagzeugsolo|Schlagzeugsolo]], bei dem die anderen Instrumente der Band in den Hintergrund treten. |
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====32tel-Bassdrumschläge==== |
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Ab Mitte der 1990er finden 32tel Bassdrum-Schläge Eingang ins Schlagzeugspiel, dadurch daß der 8/8, der in Rock- und übriger Popularmusik seit den 60ern dominiert, auch noch langsamer gespielt wird als bisher. Das geschieht über Doppelbassdrumspiel verschiedener US-, lateinamerikanischer und europäischer Rockbands, aber auch über Einzelbassdrumspiel, z.B. in verschiedenen neueren Songfassungen von [[Whitney Houston]], bei anderen, oft farbigen US-InterpretInnen oder solchen hispanischer Herkunft und in einer Art New Reggae. Ein aktuelles Beispiel für jenes Doppelbassdrumspiel einer US-Rockband ist das Stück "Rise & Oppose" von Diecast, 2004; ein aktuelles Beispiel für genanntes Einzelbassdrumspiel der Song "Oh" von Ciara, featuring Ludacris, 2004. Das abgesunkene oder sehr langsame 8/8-Tempo findet Ausdruck darin, dass als Beats oder Zählzeiten auf besonders HiHat, aber auch Becken 16tel durchgeschlagen werden (mit 32tel 'Verzierungen'), der Snare-Backbeat auf dem 5. und 13. Beat erfolgt und vor allem ostinate Bassdrum-Figuren gebildet werden, die aus einem Gemisch von 8tel-, 16tel- und nun 32tel-Schlägen auf Bassdrum kombiniert sind. Oder man beschränkt, um bei Doppel-Bassdrum-Spiel behender Füße den Grundrhythmus durch die beiden Hände zu halten, die handgeschlagenen HiHat- oder Becken-Beats bzw. -Zählzeiten auf sogar nur schwere 8tel und bekommt so einen besonderen Kontrast zu den energiegeladenen Doppelbassdrum-Figuren, die aus aufpeitschenden 8tel-16tel-32tel-Kombinationen bestehen. Gerade bei Songs mit 32tel-Einzelbassdrumspiel hört man die Erzeugung per Computer klar heraus, was nicht Qualitätsverlust heißen muss, sowie stärkeres Einbeziehen global bzw. weltmusikalisch wirkender perkussiver Effekte und Verfremdungen. |
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=== Notation === |
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Gegenüber 32tel-Doppelbassdrum-Spiel gewinnt 32tel-Einzelbassdrumspiel in letzter Zeit an Bedeutung. Einzelbassdrumspiel hat gegenüber Doppelbassdrumspiel den Vorteil, den einfachen Grundrhythmus (s. 3.1) durch Wechselspiel beider Füße (und nicht Hände wie beim Doppelbassdrumming) zu enthalten. Das ist physiologisch einfacher, darauf beruht das Drumset-Spiel traditionsgemäß, und es deckt alle Drumstile ab. So gesehen ist der Aufwand des Beherrschens des Doppelbassdrumspiels, das im wesentlichen nur im Hard & Heavy oder New Rock, und da noch nicht mal bei allen Stücken, vorkommt, unverhältnismäßig hoch. |
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[[Datei:Sample Drum Key.jpg|mini|Typischer drum key (in der heutigen Schreibkonvention)]] |
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Aufgrund der Vielzahl an Möglichkeiten, die verschiedenen Schlaginstrumente zu kombinieren und aufzubauen, hat sich bis heute keine verbindliche Notation durchgesetzt. Dies führt dazu, dass am Anfang von Schlagzeugnoten die Notation erläutert werden muss. Diese Beschreibung wird als ''drum key'' bezeichnet. |
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Dazu gibt es mehrere Schreibkonventionen: Anstelle der gängigen [[Notenschlüssel]] wird ein neutraler Notenschlüssel verwendet, da viele Schlaginstrumente nicht auf eine Tonhöhe gestimmt sind. Zudem werden die metallenen Einzelinstrumente (Becken und Hi-Hat) mit x-förmigen Notenköpfen dargestellt, während die Trommeln (Bass-Drum, Snare, Toms) runde Notenköpfe erhalten. In der Anordnung der Instrumente im Notenbild sind die relativen Tonhöhen der Instrumente zueinander ablesbar. Es ist zudem üblich, die Teile des Sets, die mit den Füßen gespielt werden, in den unteren Teil des Notensystems zu setzen, während diejenigen, welche mit den Händen gespielt werden, weiter oben stehen. Hinsichtlich dieser Unterscheidung bildet die Hi-Hat eine Ausnahme, da sie sowohl mit Füßen als auch mit Händen angespielt werden kann. |
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Überlagert werden die vorgenannten, eigentlich extrem langsamen 8/8-Stücke oft von Double-Time-Spiel, das zusätzlichen Reiz oder unglaubliche Spannung schnelleren Spiels in langsamen Grenzen aufbaut, die man eigentlich nicht verlassen kann und will (ähnlich dem swing im Jazz, zuweilen kleingeschrieben im Gegensatz zum 30er-Jahre-Stil des Swing); siehe/höre z.B.: "Bills, Bills, Bills" oder "Say My Name" von [[Destiny's Child]], 1999, vermutlich Khari Parker (d). Genauer versteht man unter Double-Time-Spiel, das schon im Traditionellen Jazz vorzufinden ist, daß vor allem die Melodieführenden (Gesang, Leadgitarre, Bläser, Keyboard, u.a.) doppelt so schnell spielen oder werden. Dabei verbleiben besonders jedoch Schlagzeug und Bass, aber auch andere wie Rhythmusgitarre, begleitender Keyboard, begleitende Bläser- oder Streichergruppe im rhythmisch-akkordischen Fundament. D.h. die rhythmisch-akkordischen Instrumente halten in diesem Fall den 'super-langsamen' 8/8 und stützen das quasi darüber doppelt so schnelle Melodiespiel höchstens mit schnellen Einwürfen (Verzierungen). Versuche, dass z.B. das Schlagzeug durch doppelt so schnellen Snare-Backbeat irgendwann völlig 'mitgeht', brachten allerdings schon früher das ganze Gebäude der Spannung durch Double-Time-Spiel zum Einsturz und bestätigen nur den Kontrasterhalt durch Halten der rhythmisch-akkordischen Grundlage. |
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Wenn jedes Instrument als Einzelstimme notiert wird, dann erscheint eine komplexe Schlagzeugfigur schnell unübersichtlich. Pausenzeichen werden daher in der Praxis nicht nach festen Regeln gesetzt, sondern je nach Einzelfall im Bemühen um optimale Lesbarkeit. So behandelt das folgende Notenbeispiel das Schlagzeug als ein einziges Instrument: |
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==Funktion des Schlagzeugs== |
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Die zuvor aufgezeigte ''Komplettierung'' des 8/8 mit 16tel Bassdrumschlägen zur charakteristischen Taktart der Rockmusik, besonders ausgehend von "Hold On I'm Coming", [[Sam & Dave]], 1966, als auch das Hinzutreten von 32teln auf Bassdrum ab 1990er Mitte läßt nachfolgende Aussage zu: Ein Schlagzeugstil und das Schlagzeugspiel wird dann vollständig oder ausgereift, wenn außer der Begleitebene der ständig und gleichmäßig geschlagenen sowie orientierenden Beats eine zweite Ebene hinzutritt, die auch schnellere Schläge spielen oder anfügen läßt. Diese zweite Ebene ermöglicht, bei durchgehender Begleitung Verzierungen einzubauen und interessanter zu begleiten bis hin zu komplexen Snare-Bassdrum-Einwürfen im Modernjazz. Dabei läuft der Beat auf Becken oder HiHat zugleich weiter, und die beatführende Hand macht die Snare-Bassdrum-Schläge ''dazwischen'' nicht etwa mit (siehe oben)! Unterbricht man die Begleitung doch und wechselt ganz auf die zweite Ebene mit schnelleren und dichteren Schlägen, trommelt man die Rolls oder Wirbel oder damit die Breaks oder ein Schlagzeugsolo. |
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[[Datei:Easy 8Note Beat.jpg|zentriert|300px|Einfacher Achtelnoten-Beat]] |
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Eine der Hürden im Schlagzeugspiel zu nehmen, und eigentlich in allen Stilrichtungen, nicht nur im Modernjazz, besteht in der Kunst, das Schlagzeugspielen möglichst wenig zu unterbrechen durch jene zweite Ebene, aber trotzdem ihre Wirbel oder Rolls als ''Verzierung'' in der ersten Ebene der fließenden Begleitung (oder besser: im Spielfluss) geschickt einzubringen. Das richtet sich immer nach dem jeweiligen Musikstück oder der jeweiligen Spielsituation. Dieses setzt spieltechnisch hohe Hand-Fuß-Koordination voraus, um nicht mehr mit sich selbst beschäftigt zu sein, um den anderen zuhören und darauf unmittelbar sowie dem Ausdruck entsprechend reagieren zu können. Den Spielfluss zu halten und die Form zu steuern, dabei für die Band den Grundrhythmus zu markieren und deren Rhythmen damit zu koordinieren, aber zugleich mit jener zweiten Ebene oder ''Verzierungen'' selbst als Musiker mit den anderen Musikern zu ''sprechen'' und jene damit ''anzufeuern'': darin liegt die Funktion, wenn nicht sogar die Aufgabe des Schlagzeugs. |
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=== Analysieren und Lernen === |
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==Schlagzeugerinnen== |
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Das Analysieren und Lernen steht in engem Zusammenhang mit dem Aufbau eines Drumsets. Das Schlagzeug unterscheidet sich von der Masse anderer Instrumente dadurch, dass es nicht nur mit beiden Händen, sondern auch mit beiden Füßen gespielt wird. Zudem ist es nicht ein einzelnes Instrument, sondern ein System aus mehreren Instrumenten, die für Hände und Füße bequem erreichbar und schnell schlagbar sein müssen. Auf der Snare können die [[Schlagfigur]]en grundsätzlich erlernt werden, die im nächsten Schritt auf dem ganzen Schlagzeug und besonders in das Wechselspiel von Snare und Bass-Drum umgesetzt werden. Dieser Übertragungsprozess wird mit Hand-Fuß-[[Koordinative Fähigkeiten|Koordination]] umschrieben und ist wesentlicher Bestandteil des Lernprozesses. Jedoch ist erst die Kombination aus beidem, das heißt aus Figuren auf der Snare (und auch auf den Toms) und kompletten Grooves auf Hi-Hat, Snare und Bass-Drum, die Grundlage für das Trommeln in einer Band. |
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Schlagzeug scheint eine Männerdomäne zu sein. Tatsächlich sind Frauen z.B. im Jazz hauptsächlich als Sängerinnen vertreten, danach als Pianistinnen und noch seltener als andere Musikerinnen. Bekannte Schlagzeugerinnen: Terri Lyne Carrington, Cindy Blackman, Marilyn Mazur, u.a. |
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Das Analysieren und Lernen erfolgt oft praktisch anhand eines Musikstücks. Hier gilt es, zuerst die Taktart und die Form des Stückes herauszuhören. Anschließend analysiert und erlernt man eine passende Begleitung auf dem Schlagzeug und spielt es später zusammen mit anderen Instrumenten. Dieser Prozess kann durch Unterricht unterstützt werden. Dieser vermittelt das besonders in größeren Musikgruppen wichtige Aufzeichnen des Gespielten mithilfe von Schlagzeug[[Note (Musik)|noten]]. Auch können so wichtige Grundkenntnisse der allgemeinen Musiklehre und die richtige Körperhaltung am Schlagzeug von Grund auf richtig erlernt werden. |
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==Links: Drum-Portale, Zeitschriften== |
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* http://www.drummerworld.com - Portal |
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* http://www.drummerforum.de - größte deutschsprachige Schlagzeug-Community |
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* http://www.moderndrummer.com - Zeitschrift |
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* http://vintagedrum.com/museum/museum_sets.htm - historische Drums |
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* http://www.sonormuseum.com - Internet-Museum |
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* http://www.sticks.de - Drum-Magazin |
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* http://www.drum-heads.de - Drum-Magazin |
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* http://www.drumsundpercussion.de - Drum-Magazin |
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* http://www.rock-shop.de - Drum und Percussion Onlinekauf |
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* http://www.mxtabs.net - Schlagzeug noten |
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=== Pädagogik === |
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http://www.chrisbrien.com |
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Das Spielen des Schlagzeugs kann an den meisten [[Musikschule]]n erlernt werden. Eine weitere verbreitete Art des Unterrichts sind private Schlagzeuglehrer. Als professionelle Fortsetzung des Unterrichts ist es möglich, das Schlagzeugspiel zu studieren. Diesen Weg bieten neben den staatlichen Hochschulen auch private Institute wie das [[Drummers Focus]] an. |
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http://www.chrisbrien.com - 10 Pedale, coole grooves |
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==Literatur== |
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*Pinksterboer, Hugo: Pocket-Info Drums, Mainz: Schott, 2000 |
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In der [[Musikpädagogik]] spielt das Schlagzeug eine große Rolle. Neben dem Einsatz zum Abbau von Aggressionen, besonders für jüngere Kinder, kann das Schlagzeug zur Vermittlung von grundlegendem Musikverständnis wie Takt und Rhythmus eingesetzt werden. Aufgrund der schnellen Erfolgserlebnisse ist der Motivationsgrad bei Anfängern meist hoch. Es empfiehlt sich, diesen Motivationsgrad zu fördern, da die Komplexität weiterer Lerninhalte stark zunimmt. Durch eine korrekte und von Lehrerseite motivierte und motivierende Förderung sowie durch die Vielseitigkeit und Komplexität des Schlagzeugspiels kann eine große Langzeitmotivation entstehen. Diese kann durch den Einsatz in einer größeren Instrumentengruppe wie einer Band noch verstärkt werden. |
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==Quellen== |
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* Carlo '''B'''ohländer..., Reclams Jazzführer, 5., durchges. u. erg. Aufl., Stuttgart, Reclam, 2000; z.B.: Rock (S. 416-17), Schlagzeug (S. 375), Jazz und ungerader Takt (S. 404) |
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*Jack '''D'''eJohnette (d) ..., The Art of Modern Jazz Drumming, Schlagzeugschule, 3. pr., 1989 |
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*Elvin '''J'''ones (d), Different Drummer, Video, ca. 1979 |
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*Joe '''M'''orello, Rudimental Jazz, A modern application of rudiments to the drum outfit, 1967 |
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* '''W'''icke/Ziegenrücker, Handbuch der populären Musik, überarb. u. erw. Neuausg., 4. Aufl., Mainz, Atlantis-Schott, 2001; z.B.: Schlagzeug (S. 477-79), Rockmusik (S. 437-46) |
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== Gesundheitsrisiken == |
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[[Kategorie:Schlagzeuger|!]] |
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Schlagzeuger sind einem erhöhten Risiko für Gehörschäden wie [[Hörverlust]] und [[Tinnitus]] ausgesetzt, da das Schlagzeugspielen zu hohen [[Schalldruckpegel]]n führen kann. Insbesondere der impulshaltige Schall ist eine enorme Belastung für das Gehör.<ref>{{Internetquelle |autor=Monika Preuk |url=https://www.focus.de/gesundheit/ratgeber/hoeren/die-13-wichtigsten-fragen-zum-hoeren-ohren_id_2863476.html |titel=Die 13 wichtigsten Fragen zum Hören |werk=Focus Online |abruf=2023-11-10}}</ref> Beim Schlagzeugspielen entstehen Schalldruckpegel von durchschnittlich 90 bis 110 [[Dezibel]] (dB) und können sogar bis zu 120 dB erreichen. Bisher ist es nicht möglich, Gehörschäden wie Hörverlust oder Tinnitus zufriedenstellend zu behandeln. |
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[[Kategorie:Musikinstrument]] |
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[[Kategorie:Membranophon]] |
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[[Kategorie:Idiophon]] |
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In entsprechenden Umgebungen tätige Arbeitnehmer sind verpflichtet, bereits ab einem Schalldruckpegel von 85 dB einen Gehörschutz zu tragen.<ref>{{Internetquelle |autor=Christoph Miebach |url=https://www.backstagepro.de/thema/hoersturz-tinnitus-und-andere-schaeden-vermeiden-was-du-als-musiker-ueber-gehoerschutz-wissen-musst-2017-02-10-nKLhH3TWck |titel=Hörsturz, Tinnitus und andere Schäden vermeiden: Was du als Musiker über Gehörschutz wissen musst! |werk=Backstage Pro |datum=2017-02-10 |abruf=2023-11-10}}</ref><ref>{{Internetquelle |url=https://www.dpamicrophones.de/mikrofon-universitaet/akustische-eigenschaften-von-musikinstrumenten |titel=Akustische Eigenschaften von Musikinstrumenten |hrsg=DPA Microphones |abruf=2023-11-10}}</ref><ref>{{Internetquelle |url=https://www.baua.de/DE/Angebote/Publikationen/Praxis/A87.pdf?__blob=publicationFile&v=1 |titel=Safe and Sound - Ratgeber zur Gehörerhaltung in der Musik- und Entertainmentbranche |werk=BAuA |hrsg=Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin |datum=2010 |abruf=2023-11-10}}</ref> Um Gehörschäden vorzubeugen, können auch Schlagzeuger einen [[Gehörschutz]] verwenden, wie z. B. Ohrstöpsel oder spezielle In-Ear-Monitoring-Systeme. Zudem ist es ratsam, regelmäßige Pausen einzulegen, um das Gehör zu entlasten und den Schalldruckpegel während des Spielens zu kontrollieren und gegebenenfalls zu reduzieren.<ref>{{Internetquelle |autor=Christoph Behm, Sven von Samson |url=https://www.bonedo.de/artikel/5-tipps-um-ein-schlagzeug-leiser-zu-machen/ |titel=5 Tipps, um ein Schlagzeug leiser zu machen |werk=Bonedo |datum=2023-01-18 |abruf=2023-11-10}}</ref> |
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Hinzu kommen erhebliche Risiken hinsichtlich unterschiedlicher Gelenk-, Sehnen- und [[Wirbelsäule]]nerkrankungen.<ref>[https://www.tagesspiegel.de/gesellschaft/welche-krankheiten-typisch-fur-musiker-sind-4059415.html Tagesspiegel: ''Welche Krankheiten typisch für Musiker sind'']</ref><ref>[https://www.musiker-gesundheit.de/schlagzeuger.phtml musiker-gesundheit.de - Schlagzeuger]</ref> |
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[[en:Drum kit]] |
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[[eo:Drumo]] |
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== Siehe auch == |
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[[fr:Batterie (musique)]] |
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* [[Schlagzeugmikrofonierung]] |
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[[it:Batteria (musica)]] |
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[[ja:ドラムセット]] |
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== Literatur == |
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[[nl:Drumstel]] |
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* Matt Brennan: ''Kick It: A Social History of the Drum Kit''. Oxford University Press, Oxford 2020 |
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[[pl:Perkusja]] |
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* Tom Börner: ''Basisbuch Schlagzeug. Das Buch für den Anfangsunterricht und die ersten acht Jahre; ein pädagogisch erprobtes Lern- und Spielkonzept.'' Musiktotal, Berlin 2004, ISBN 3-9809547-1-4. |
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[[pt:Bateria]] |
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* Tom Börner: ''Stimmen der Trommel. Im Handumdrehen zum guten Sound, Tipps zum Stimmen des Schlagzeugs.'' Verlag musiktotal, Berlin 2005, ISBN 3-9809547-9-X. |
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* [[Joachim Fuchs-Charrier]]: ''History of Drumsetplaying.'' LEU-Verlag, ISBN 3-89775-041-4. |
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* James Holland: ''Das Schlagzeug.'' (= ''Yehudi Menuhins Musikführer.'') 2. durchges. u. aktualisierte Auflage. Edition Bergh im Verlag Ullstein, Frankfurt am Main u. a. 1994, ISBN 3-7163-0136-1. |
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* Geoff Nicholls: ''The Drum Book. A history of the rock drum kit.'' Miller Freeman, San Francisco 1997, ISBN 0-87930-476-6. |
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* Tannigel Peinkofer: ''Handbuch des Schlagzeugs.'' 2. rev. u. erg. Auflage. 1981. |
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* Stefan Schütz: ''Fundamentale Konzepte für Schlagzeuger. Ein Lesebuch.'' Leu Verlag, Neustadt 2007, ISBN 978-3-89775-103-3. |
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* Christian Wenzel: ''Taschenlexikon Drumset und Percussion.'' PPVMEDIEN, Bergkirchen 2002, ISBN 3-932275-32-2. |
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* [[Peter Wicke]], Kai-Erik, [[Wieland Ziegenrücker]]: ''Handbuch der populären Musik.'' Überarb. und erw. Neuausgabe, 4. Auflage. Atlantis-Schott, Mainz 2001, ISBN 3-254-08363-6, S. 477–479, S. 437–46 u. a. |
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== Weblinks == |
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{{Commonscat|Drum-kits|Schlagzeug}} |
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{{Wikibooks}} |
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* {{DNB-Portal|4137284-0|TEXT=Literatur zum Thema}} |
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* [http://www.rockprojekt.de/Drums/drums.htm Geschichte und Bestandteile des Schlagzeugs] |
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* [http://www.drummerworld.com/ Videos und Schlagzeugsoli] |
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* [http://freedrumlessons.com/ Umfangreiche Website mit kostenlosen Lernvideos] (englisch) |
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* [http://www.sticktricks.de/schlagzeug/ Allgemeine Infos zum Schlagzeug] |
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* [https://2022.instrument-des-jahres.de Drumset als Instrument des Jahres 2022] |
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== Einzelnachweise == |
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<references /> |
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{{Navigationsleiste Instrument des Jahres}} |
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{{Lesenswert|9. April 2007|30291290}} |
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Aktuelle Version vom 19. Februar 2025, 10:51 Uhr
Schlagzeug | |
---|---|
englisch drumset, italienisch batteria, französisch batterie | |
Standardaufbau des Schlagzeugs 1. Ridebecken 2. Floortom 3. Tomtom 4. Bass Drum 5. Snare Drum 6. Hi-Hat | |
Klassifikation | Membranophon (Trommeln) Idiophon (Becken, Cowbell) Schlaginstrument |
Klangbeispiel | Rockbeat auf einem Schlagzeug |
Verwandte Instrumente | Elektronisches Schlagzeug, Liste der Schlaginstrumente, Perkussion |
Musiker | |
Liste von Schlagzeugern und Schlagwerkern, Kategorie:Schlagzeuger |
Das Schlagzeug (englisch: drumset, drumkit, drums) besteht aus einer Kombination verschiedener Schlaginstrumente zur rhythmischen Klangerzeugung. Im Lauf der Geschichte entwickelte sich abhängig vom Musikstil ein unterschiedlicher Bedarf an Instrumenten mit verschiedenen Möglichkeiten von Anordnung und Aufbau, deren Gesamtheit schließlich zu einem „Schlagzeug“ zusammengefasst, und dessen Architektur mit der Zeit weitestgehend vereinheitlicht wurde. Zum heutigen Standardset gehören Kleine Trommel (snare drum), Große Trommel (bass drum), meist mehrere Hänge- und Stand-Tomtoms (floor tom), eine Hi-Hat, verschiedene andere Becken (cymbals) und teilweise Kleinperkussion wie zum Beispiel Holzblock, Kuhglocke oder Schellenkranz. Diese Kombination kann vom jeweiligen Musiker individuell zusammengestellt, variiert und mit Hilfe von Stativen und Befestigungseinrichtungen seiner Spielweise entsprechend angeordnet werden.
Im allgemeinen Sprachgebrauch werden die Begriffe Schlagzeug und Drumset gleichbedeutend verwendet, akademisch ist das Schlagzeug jedoch ein Synonym für Schlagwerk, der Oberbegriff für sämtliche Schlag- und Perkussionsinstrumente innerhalb eines Sinfonieorchesters. Schlagzeugnoten werden innerhalb der gängigen Notenschrift notiert. Zur Kennzeichnung dient der neutrale Notenschlüssel.
Neben dem akustischen Schlagzeug existiert heute zudem das elektronische Schlagzeug.
Schlaginstrumentarium
Die einzelnen Instrumente des Schlagzeug-Sets zählen entweder zu den Idiophonen („Selbstklinger“) oder zu den Membranophonen („Fellklinger“). Die Auswahl der Instrumente hängt vom musikalischen Kontext, der Stilistik und den Vorstellungen des Schlagzeugers ab. Die Größen der Trommeln und Becken werden in Zoll (Inch, 1 Zoll = 2,54 cm) angegeben. Auch wenn sich eine ganze Reihe von Standards durchgesetzt hat, bietet der Markt mittlerweile eine Vielzahl unterschiedlicher Größen an. Fast immer wird als Grundlage des Schlagzeugs eine Kombination aus folgenden Instrumenten verwendet.
Kleine Trommel / Snare Drum

Die Kleine Trommel, auch „Snare-Drum“ genannt (englisch snare drum), ist mittig vor dem Spieler platziert, das Hauptinstrument des Schlagzeugs. Sie kommt aus der europäischen Militärmusik und hat sich aus verschiedenen Formen von Marsch- und Rührtrommeln entwickelt.
Sie besitzt einen Kessel aus mehreren Holzlagen (meist sechs bis zehn Lagen) oder aus Metall, der auf beiden Seiten mit Fellen bespannt ist. Das obere Schlagfell ist meist leicht aufgeraut und weiß oder hellgrau beschichtet; das Fell auf der Unterseite ist ein glattes und deutlich dünneres Resonanzfell. Ursprünglich wurden echte Tierhäute eingesetzt, heute kommen fast ausschließlich industriell gefertigte Produkte aus Kunststoffen mit Metallreifen zum Einsatz.
Ihren charakteristischen Klang erhält die Kleine Trommel durch eine Reihe parallel gespannter Drähte (Schnarrteppich oder Snareteppich), die entlang der Außenseite des Resonanzfells von einer Seite der Trommel zur anderen gespannt sind. Der Schnarrteppich wird bei jedem Schlag in Schwingung versetzt und schlägt zurück auf das Resonanzfell, wodurch er den typischen Klang der Schnarrtrommel verursacht und bei Wirbeln einen dichten und vollen Klang entstehen lässt. Bei einem Einzelschlag eines Trommelstocks entsteht das Geräusch aus einer Kombination zweier Vorgänge: Dem Aufschlag des Stocks auf dem Schlagfell und dem dadurch ausgelösten Rückschlag des Schnarrteppiches auf das Resonanzfell. Mit Hilfe einer speziellen Mechanik (der Schnarrabhebung) kann der Schnarrteppich vom Fell abgehoben werden, wodurch er seinen Effekt verliert. Die Spannung des Schnarrteppichs lässt sich zudem unterschiedlich justieren, was eine Vielzahl unterschiedlicher Klangfarben ermöglicht.
Der Felldurchmesser beträgt meist 14 Zoll, gängige Kesseltiefen sind 5,5 oder 6,5 Zoll. Es sind aber auch andere Größen wie 13 × 6,5 Zoll, 15 × 3,5 Zoll oder 15 × 2,5 Zoll („Pancake“ – selten) anzutreffen. Mittlerweile gibt es zudem Piccolotrommeln mit nur 8 oder 10 Zoll Durchmesser oder relativ flachen Kesseln, die häufig als zusätzliches Instrument („Side-Snare“) eingesetzt werden.
Große Trommel / Bass Drum

Die Große Trommel (auch Bassdrum oder Kickdrum) ist das zweite Hauptinstrument des Schlagzeugs. Sie besteht aus einem großen, meist beidseitig bespannten Holzkessel, der in Seitenlage steht und durch zwei, für den Transport einklappbare, Beine am vorderen Ende in seiner Position gehalten wird. Die Große Trommel wird mit Hilfe einer Fußmaschine bedient, die an der Schlagfellseite mit einer Klemmvorrichtung am Spannreifen der Trommel fixiert wird. Als Alternative zur Verwendung von zwei Großen Trommeln (Doublebass) kann ein Doppelpedal genutzt werden, das durch mechanische Übertragung das Spielen mit beiden Füßen auf nur einer Trommel ermöglicht.
Das Resonanzfell an der Frontseite ist häufig mit Löchern versehen, um den Nachhall der Trommel zu vermindern und eine direkte Abnahme des Klanges durch ein Mikrofon in der Trommel möglich zu machen. Darüber hinaus werden häufig Kissen oder Decken in die Trommel gelegt, um sie zu dämpfen.
In der Anfangszeit des Schlagzeugs waren die Großen Trommeln mit einem Durchmesser von 28 oder 30 Zoll sehr groß, ehe sich allmählich kleinere Größen durchsetzten. Lange Zeit waren Kessel mit 14 Zoll Tiefe und 22 Zoll Durchmesser Standard, heutzutage werden 16 oder 18 Zoll tiefe Trommeln bevorzugt. Je nach Stilrichtung werden moderne Schlagzeuge mit unterschiedlich großen Bassdrums von 16 bis zu 26 Zoll Felldurchmesser ausgestattet.
Als Bass-Drum-Rosette wird die Befestigungsschelle bezeichnet, die zur Montage von Becken und Toms auf der Trommel benötigt wird. Bei einigen Schlagzeugen ist die Bassdrum ungebohrt, also ohne Rosette. Manche Schlagzeuger empfinden den dadurch erreichbaren Klang als offener und lebendiger, da die Bass Drum auf diese Weise freier schwingen kann.
Tomtoms

Tomtoms sind meist beidseitig mit Fellen bespannte Trommeln mit Durchmessern zwischen 6 und 18 Zoll. Je nach Art der Aufhängung und Aufstellung bezeichnet man die Trommeln als Hängetoms (englisch rack toms), die ein Stativ oder eine Halterung auf der Bassdrum benötigen, oder als Standtoms (englisch floor toms), die auf eigenen am Kessel montierten Beinen stehen. Die meisten hochwertigen Toms sind an Freischwingsystemen wie RIMS aufgehängt, um ihr maximales Klangpotenzial auszuschöpfen. Heutzutage verfügen jedoch bereits im unteren Preissegment viele Trommeln über schwingungsneutrale Aufhängungsvorrichtungen.
Das Verhältnis vom Kesseldurchmesser zur Kesseltiefe ist sehr unterschiedlich; Standtoms sind häufig tiefer als Hängetoms gleichen Durchmessers. Eine Sonderstellung nehmen die Rototoms ein: Sie bestehen aus einem flachen Metallrahmen, auf den das Schlagfell gespannt ist; einen Kessel oder ein Resonanzfell gibt es nicht. Eine Schraubkonstruktion macht es möglich, während des Spiels durch Drehung des Rahmens die Fellspannung zu verändern und so ein Glissando zu erzeugen. Rototoms waren vor allem in den 1980er-Jahren verbreitet.
Manche Schlagzeuger wie etwa Phil Collins bevorzugen Toms ohne Resonanzfell (Concert-Toms). Diese haben eine sehr klar definierte Tonhöhe, vergleichbar mit Timbales. Concert-Toms waren vor allem in den 1970er-Jahren weit verbreitet.
Die Anzahl der Toms an einem Set ist stark abhängig von der jeweiligen Musikrichtung. Während in der Popmusik und im klassischen Jazz oft nur zwei oder drei Toms verwendet werden, nutzen Schlagzeuger im Jazzrock und im Heavy Metal bis zu acht Toms. Dies variiert jedoch nach dem persönlichen Spielstil stark. Die meisten Standard-Sets werden mit drei Toms ausgeliefert: zwei Hängetoms (10 bis 13 Zoll) und einem Stand-Tom (14 bis 16 Zoll).
Zwar haben Kesselmaterial und -bearbeitung einen gewissen Einfluss auf den Klang der Trommel, jedoch lässt sich der Sound von Tomtoms in einem weiten Bereich durch die Auswahl der Trommelfelle und die Fellspannung variieren.
Becken
Im Prinzip lassen sich fünf Beckentypen unterscheiden. Entsprechend ihrer Klangcharakteristik erfüllen diese unterschiedliche Funktionen im Drumset:
Hi-Hat

Die Hi-Hat besteht aus einem Beckenpaar, das horizontal auf einem Ständer mit einem Pedal montiert ist. Dieses ermöglicht mittels eines Federzugs ein Öffnen und Schließen der Hi-Hat mit dem linken Fuß im Standard-Setup.
Das Schließen der Hi-Hat-Becken mit dem Pedal erzeugt einen vergleichsweise leisen Klang ähnlich dem einer Cabasa. Das Anschlagen mit einem Stick erzeugt im geschlossenen Zustand einen feinen Klang, im halboffenen Zustand einen raueren („rockigen“) Klang, im offenen Zustand einen lauten Klang ähnlich demjenigen eines Crash-Beckens. Je nachdem, wie lang der Kontakt der beiden Becken ist, entstehen unterschiedliche Klänge.
Auf der Hi-Hat werden meist ein durchgehender Puls oder feste rhythmische Figuren („pattern“) gespielt. Sie wird oft als klangliche Alternative zum Ride-Becken verwendet.
Ride-Becken
Das Ride-Becken (englisch ride cymbal) hat meist einen Durchmesser von 16 bis 24 Zoll und kann unterschiedliche Materialstärken besitzen. Je nach Bearbeitung verfügt es über einen relativ definierten Anschlag („ping“), der von einem Grundrauschen („wash“) unterlegt ist. Einige Becken klingen relativ trocken, andere dünnere erzeugen mehr Grundrauschen und dadurch einen eher undefinierten Klangteppich. Spielt man die Kuppe (englisch bell oder cup, Glocke) an, so ertönt ein heller und klarer, glockenartiger Ton. Spielt man dagegen den Rand an, so wird der Obertonanteil entsprechend größer und das Becken kann sich aufschaukeln. Entsprechend ihrer Anwendungen gibt es einige Sonderformen, wie zum Beispiel Sizzle-Rides, die mit einigen Nieten ausgestattet sind, um ein fließendes, ausgeprägtes Grundrauschen zu erzeugen oder das Flat-Ride, das über keine Kuppe verfügt und somit weniger Obertöne hat.
Auf dem Ride-Becken werden meist ein durchgehender Puls oder feste rhythmische Figuren (englisch patterns) gespielt.
Crash-Becken

Crash-Becken (englisch crash cymbal) sind im Vergleich zu Ride-Becken in der Regel dünner und kleiner (etwa 13 bis 20 Zoll Durchmesser) und von ihrer Bearbeitung her auf einen deutlich höheren Anteil von „weißem Rauschen“ ausgelegt. Ihr Klang ist eher geräuschartig. Deswegen werden sie oft für Akzente oder (zum Beispiel mit Filzschlägeln) für anschwellende Crescendo-Effekte verwendet. Abhängig von Größe, Form und Materialstärke klingen verschiedene Crash-Becken unterschiedlich lange nach.
China-Becken

Das China-Becken („chinesisches Becken“, englisch China cymbal) unterscheidet sich – bedingt durch einen anderen kulturellen Hintergrund – in der Formgebung deutlich von den anderen Beckentypen und stellt insofern eine Ausnahme dar. Die Kuppe ist häufig nicht gewölbt, sondern hat die Form eines Zylinders oder abgeschnittenen Kegels, dessen Grundfläche das obere Ende der Kuppe darstellt. Augenfälligstes Merkmal ist der hochgebogene Rand, der das Becken im Querschnitt wie eine Art lang gezogene Gugelhupfform aussehen lässt. Der Durchmesser liegt meist bei 14 bis 24 Zoll. Das Klangbild ist mit dem eines Crash-Beckens vergleichbar, allerdings eher „schmutziger“ oder „roher“ und kürzer. China-Becken werden häufig für kurze explosive Akzente oder Staccato-Figuren eingesetzt. Vor allem im Bereich des Metals wird es einerseits als starkes Akzentbecken, vielfach aber auch als Hi-Hat- oder Ride-Ersatz eingesetzt. Größere, oft mit Sizzles versehene China-Becken haben auch im Jazz und der Big-Band-Musik Eingang als Ride-Becken gefunden. Um den Beckenrand zu schützen, werden diese meist verkehrt herum oder senkrecht aufgehängt, damit man den umgebogenen Rand flächig treffen kann. Das China-Becken (China-Type) ist das Becken mit der breitesten Palette an unterschiedlichen Klängen.
Splash- und Effekt-Becken

Splash-Becken (splash cymbal) sind in Art und Funktion vergleichbar mit Crash-Becken, allerdings sind sie im Durchmesser deutlich kleiner (etwa 6 bis 12 Zoll), weshalb sie eine andere Klang-Charakteristik aufweisen: Splash-Becken sprechen rasch an, klingen hell, spritzig und klingen kaum nach. Sie werden für kurze helle Akzente verwendet. Besonders Stewart Copeland und Manu Katché etablierten den Einsatz von Splash-Becken.
Darüber hinaus gibt es eine Vielzahl verschiedener Effekt-Becken mit speziellen Formen oder Bearbeitungen wie Löchern oder Schellen, um das Klangspektrum des Drumsets zu erweitern. Die Kreativität der Beckenhersteller scheint unerschöpflich, ebenso die Vielfalt an Namen, unter denen Effekt-Becken vertrieben werden. Somit wird die Produktpalette an „Cups“, „Bells“, „Stacks“, „Mini-Chinas“, „Jingle-Hats“ oder ähnlichen Becken immer größer, wobei nicht alle Becken eindeutig einer Gruppe zugeordnet werden können. Cups oder Bells sind Becken, die einen Klang ähnlich der Glocke eines Ride-Becken erzeugen. Bei Stacks sind mehrere verschieden große Becken direkt übereinander gelegt, um kurze „dreckige“ Klänge zu erzeugen.
Standardgrößen
Die gängigen Trommel- und Beckendurchmesser sind:
Bauart | Größe |
---|---|
Große Trommel | 22 Zoll (16 bis 30 Zoll) |
Kleine Trommel | 14 Zoll (6 bis 16 Zoll) |
Tomtom | 10, 12 und 14 oder 12, 13 und 16 Zoll
(6 bis 18 Zoll) |
Hi-Hat | 14 Zoll (8 bis 16 Zoll) |
Ride-Becken | 20 Zoll (18 bis 24 Zoll) |
Crash-Becken | 16 Zoll (13 bis 24 Zoll) |
Splash-Becken | 10 Zoll (6 bis 12 Zoll) |
China-Becken | 18 Zoll (8 bis 26 Zoll) |
Hardware

Unter Hardware werden sämtliche Bedienelemente wie Fußmaschine, Beckenständer und Stative sowie die diversen Halterungen zusammengefasst. Auch mit dem Kessel fest verbundene Teile wie Spannböckchen, Snare-Abhebung und die Bass-Drum-Füße gehören dazu.
Schlägel
Die Trommeln und Becken des Schlagzeugs werden per Hand mit zwei Trommelstöcken (englisch drumsticks) gespielt, die zumeist aus Holz bestehen. Die Basstrommeln werden mit einer Fußmaschine gespielt, die einen Schlägel mit einem Filz- oder Kunststoffkopf auf das Fell schlägt. Per Hand kommen auch Besen zur Anwendung oder „Rods“ genannte Ruten mit gebündelten Holz-Stöckchen, die man wegen ihrer Eigenschaften zwischen Sticks und Besen auch „Stesen“ nennt. Daneben finden sich für das Handspiel Schlägel mit Filz- oder Flanellköpfen für abgedämpftes oder dumpfes Spiel. Beim Spiel mit den Händen wird das Abprallen der Sticks von der schwingenden Oberfläche ausgenutzt, vor allem je dichter ein „Schlagteppich“ wird, bis hin zum Wirbel. Um einen gedämpften Ton zu erzielen, werden besonders in der klassischen Musik die Mallets verwendet.
Materialien
Felle
Die Felle des Schlagzeugs wurden früher aus Naturfell hergestellt. Heutzutage bestehen sie gewöhnlich aus ein- oder zweilagiger Kunststofffolie. Sie werden auf den Trommelkessel mittels Spannreifen aufgespannt, die meist aus Metall oder auch Holz gefertigt sind. Dies geschieht abhängig vom Kesseldurchmesser mit je vier bis zwölf Spannschrauben. Auf diese Weise lassen sich die Felle durch Veränderung der Spannung in einer zum Musikstil passenden Tonhöhe stimmen. Das obere bespielte Fell heißt Schlagfell, das untere wird als Resonanzfell bezeichnet. Man unterscheidet bei Fellen hauptsächlich zwischen durchsichtigen („clear“) und aufgerauten Fellen („coated“). Letztere erzeugen einen wärmeren Klang der Trommel und erlauben es, mit Schlagzeug-Besen beim Wischen ein Rauschen zu erzeugen. Während aufgeraute Felle früher oft nur auf der Schnarrtrommel verwendet wurden, findet man sie heute oft auch auf den anderen Trommeln. Des Weiteren wird zwischen einlagigen und mehrlagigen (meist zweilagig) Fellen unterschieden. Die mehrlagigen Felle haben meist einen etwas gedämpfteren und tieferen Klang als einlagige Felle, außerdem sind sie stabiler. Die mehrlagigen Felle sind meist in härteren Musikrichtungen wie Rock, Hardrock und Metal anzutreffen. Außerdem gibt es Snarefelle mit sehr kleinen Löchern, die den Klang beeinflussen und die kleine Trommel trockener klingen lassen. Diese werden mit dem Zusatz „dry snare“ bezeichnet. Je mehr Spannschrauben zur Befestigung des Felles verwendet werden, desto präziser kann die Trommel gestimmt werden. Bekannte Hersteller von Fellen sind Remo, Evans und Aquarian.
Kessel
Die Kessel der großen Trommel und der Toms sind meistens aus Holz gefertigt. Das populärste Holz ist Ahorn (oftmals als engl. Maple bezeichnet), das einen warmen und ausgewogenen Klang mit relativ starken Tiefen bietet. Daneben ist Birke aufgrund der hervorgehobenen Höhen in Tonstudios sehr beliebt. Im Gegenzug dazu bietet Mahagoni sehr kräftige Tiefen und reduzierte Höhen. Als weitere Hölzer verwendet man Buche, Pappel, Linde, Eiche und etliche andere Hölzer. Auch Holzgemische sowie verschiedene Kunststoffe (Hayman, Ludwig) finden Verwendung. Bei preisgünstigen Schlagzeugen findet man unter anderem auch Pappkessel, die verklebt und gepresst sind. Diese reichen im Klang jedoch nicht an die Alternativen heran.
Die kleine Trommel besteht oft aus Metall oder ebenfalls aus Holz. Inzwischen bieten mehrere Hersteller zudem exotische Snares an, zum Beispiel mit größeren Löchern im Kessel („vents“), die für einen lauteren und knalligeren Klang sorgen.
Je geringer der Klangverlust im Kessel ist, desto besser und vor allem resonanter ist der Trommelklang. Daran lässt sich gute Qualität der Trommelkessel erkennen. Damit der Klang möglichst ohne Verluste auf die Kessel übertragen wird, sind Qualität und Form der Gratung ausschlaggebend; das ist die Kante des Kessels, auf der das Fell aufliegt. Während früher meist flache oder runde Gratungen vorherrschten, haben sich heute dünne und spitze Kanten durchgesetzt.
Bei hochwertigen Sets sind die Kessel oft lackiert, um sie optisch attraktiver zu machen. Dafür sollte die äußerste Holzschicht eine schöne Maserung aufweisen. Bei preisgünstigen Sets werden dagegen oft farbig bedruckte Folien verwendet, die auf den Kessel aufgeklebt sind. Auch hochwertige Sets können foliert sein, um ein entsprechendes Aussehen zu erzielen. Die Verwendung solcher Folien kann jedoch die Klangqualität des Kessels beeinträchtigen, wenn die Folien schlecht verklebt sind und den Kessel so am Schwingen hindern.
Becken
Die Becken bestehen in der Regel aus Legierungen wie Messing oder verschiedenen Bronzen, wie Kupfer-Nickel-Bronze und Zinn-Bronze. Der Zinn-Gehalt variiert von 8 % bis hin zur Glocken-Bronze mit 20 %. Darüber hinaus enthalten viele hochwertige Becken einen geringen Anteil an Silber. Zu früheren Zeiten existierten Sterlingsilber-Becken, welche silbrig schimmerten und aus der namensgleichen Legierung bestanden. Sie waren jedoch höchstens in der Unterklasse der Becken einzuordnen. Bekannte Hersteller von Becken sind Zildjian, Meinl, Sabian und Paiste. Im Schatten dieser vier großen Beckenschmieden haben sich weitere Hersteller etabliert, wie zum Beispiel Masterworks, Anatolian und Ufip.
Trommelstöcke
Die Trommelstöcke werden aus Holz (meistens Hickory), Kunststoff oder Kohlenstofffaser (Carbon-Sticks) und selten aus Metall gefertigt. Rods bestehen aus mehreren dünnen Holz- oder Plastikstöckchen, die zu einem Bündel zusammengebunden sind. Die Besen bestehen meist aus Kunststoff oder Metall. Die Schlägel werden meist aus Holz oder Kunststoff angefertigt; für den Kopf wird Filz oder Fell verwendet. Auch im Bereich der Trommelstöcke existiert eine Vielzahl von Herstellern. Zu den bekannten zählen dabei Vic Firth, Vater Percussion und Pro Mark. Trommelstöcke werden auch von Herstellern anderer Schlagzeugteile vertrieben; so gibt es auch Serien von Zildjian oder Sonor.
Geschichte und Hersteller

Wichtig für die Entstehung des Schlagzeugs ist die Erfindung des ersten Bass-Drum-Pedals im Jahr 1887 durch George R. Olney. Darauf folgte im Jahr 1899 die Herstellung des ersten Serienprodukts durch William F. Ludwig und auf kulturellem Gebiet die „No-Drumming-Laws“ in den USA. Diese verboten es den Sklaven, ihre traditionellen Handtrommeln zu spielen, und führte dazu, dass die afrikanische, stark rhythmische Musikkultur mit europäischen und orientalischen Schlaginstrumenten gepflegt wurde. Das erste komplette Schlagzeug kam 1918 durch die Ludwig & Ludwig Drum Company in den Handel.[1]
Wie in vielen anderen Wirtschaftsbranchen setzten sich auch in Schlagzeugherstellung und -vertrieb die Internationalisierung und Globalisierung durch. Bis in die 1960er-Jahre kamen die Spitzenprodukte vor allem aus den USA (Ludwig, Gretsch), Großbritannien (Premier) und Deutschland (Sonor, Trixon).
Ab den 1960er-Jahren erwuchs aus deutlich preiswerteren Produkten eine zunehmende Konkurrenz. Billig-Schlagzeuge kamen zunächst aus Japan, später aus Taiwan und Südkorea. Japan und Taiwan boten schon ab den 1970er-Jahren hochwertige Produkte an (Tama, Yamaha, Pearl), welche die Spitzenschlagzeuge aus den USA, Großbritannien und Deutschland auf dem Markt bedrängten und Schritt für Schritt große Marktanteile von den traditionellen Herstellern übernahmen.
Im Laufe der 1980er-Jahre wurde besonders Taiwan immer mehr zum günstigst produzierenden Hardware-Zulieferer fast jedes Schlagzeugherstellers auf der Welt. Mit der Globalisierung ab etwa 1990 drehte sich das internationale Abhängigkeitsverhältnis um: Ehemalige Spitzenproduzenten kamen in die Abhängigkeit früherer Billigproduzenten (wie beispielsweise Sonor in chinesische Kapitalabhängigkeit).
In jüngster Zeit drängt Brasilien mit preisgünstigen Schlagzeugen der Marke RMV in relativ hoher Qualität auf den internationalen Markt.
Seit 2011 besteht mit dem Schlagzeugmuseum Ludwigsburg das einzige Museum seiner Art in Deutschland.
Elektronisches Schlagzeug

Das elektronische Schlagzeug (kurz E-Drums) wird wie das klassische Drumset gespielt. Die Töne entstehen jedoch nicht beim Schlag auf ein Instrument, sondern werden durch den Schlagimpuls (Trigger) ausgelöst, zumeist digital in einem Soundprozessor erzeugt und können über Lautsprecher oder Kopfhörer ausgegeben werden. Zu diesem Zweck sind alle bespielten Komponenten mit elektronischen Tonabnehmern ausgestattet. Der entstehende Klang ist abhängig vom verwendeten Soundprozessor bzw. der Art und Qualität der verwendeten Soundvorlagen („Samples“); er kann dem Klang eines herkömmlichen akustischen Schlagzeugs sehr nahekommen, bietet im Vergleich zu diesem jedoch noch nicht alle möglichen spielerischen Feinheiten. Neben dem aufwendigeren Aufbau und dem teilweise höheren Anschaffungspreis des elektronischen Schlagzeugs ist dies der Grund, dass heute beide Formen nebeneinander verwendet werden.
Ein großer Vorteil des elektronischen Schlagzeugs ist sein fast völlig fehlender Eigenklang ohne Verstärkung. Es eignet sich deswegen für den Einsatz unter schwierigen akustischen Verhältnissen. Einsatzbeispiele sind Popmusik in Zimmerlautstärke bei entsprechenden Veranstaltungen, das Üben ohne Lärmbelästigung der Nachbarn beim Spiel mit Kopfhörern sowie Musicalproduktionen, bei denen eine extrem geringe Bühnenlautstärke erforderlich ist. Ein weiterer Vorteil des elektronischen Schlagzeugs ist, dass man mit nur einem Set die Klänge verschiedener Schlagzeug- und Perkussionsinstrumente erzeugen kann.
Das elektronische Schlagzeug ist nicht mit dem Drumcomputer zu verwechseln, der die Klänge der Instrumente ohne Interaktion mit einem Schlagzeuger nachahmt.
Seit einiger Zeit gibt es Lösungen, für die lediglich elektronisch konfigurierte Drumsticks sowie zwei Fußpads benötigt werden, um realistische Schlagzeugklänge über ein virtuelles, unsichtbares Drumkit durch die bloße Haltung und Bewegung der Stöcke zu produzieren und über Kopfhörer oder andere Klangerzeuger wiederzugeben.[2]
Spielpraxis
Funktion des Schlagzeugs
Die Hauptfunktion des Schlagzeugs in einer Band ist das Erzeugen eines Grundrhythmus, der die Band trägt und gemeinsam mit den anderen Instrumenten der Rhythmusgruppe (Bass und Keyboard) den tragenden Groove ergibt. Dazu setzt der Schlagzeuger in der Regel eine feste Schlagfolge ein, die er ständig wiederholt. Die Basis des tragenden Rhythmus ist dabei die Abwechslung zwischen dem tiefen Klang der Bass-Drum, dem hohen Klang der kleinen Trommel sowie dem metallischen, durchgehenden Puls von Hi-Hat oder Ride-Becken.
Neben dieser grundlegenden Funktion wird mit höherer Komplexität der Musik etwas anderes immer wichtiger: Das Schlagzeug baut Verzierungen ein, betont und hebt durch Effekte und Abwandlungen wie den rhythmischen Fills Stellen hervor. Hier kommen meist Crashbecken oder andere Effektbecken zum Einsatz. Auch der Einsatz von Wirbeln und Rudiments auf der kleinen Trommel zielen auf diesen Effekt ab. Der Gipfel der Verzierung und Betonung ist das Schlagzeugsolo, bei dem die anderen Instrumente der Band in den Hintergrund treten.
Notation

Aufgrund der Vielzahl an Möglichkeiten, die verschiedenen Schlaginstrumente zu kombinieren und aufzubauen, hat sich bis heute keine verbindliche Notation durchgesetzt. Dies führt dazu, dass am Anfang von Schlagzeugnoten die Notation erläutert werden muss. Diese Beschreibung wird als drum key bezeichnet.
Dazu gibt es mehrere Schreibkonventionen: Anstelle der gängigen Notenschlüssel wird ein neutraler Notenschlüssel verwendet, da viele Schlaginstrumente nicht auf eine Tonhöhe gestimmt sind. Zudem werden die metallenen Einzelinstrumente (Becken und Hi-Hat) mit x-förmigen Notenköpfen dargestellt, während die Trommeln (Bass-Drum, Snare, Toms) runde Notenköpfe erhalten. In der Anordnung der Instrumente im Notenbild sind die relativen Tonhöhen der Instrumente zueinander ablesbar. Es ist zudem üblich, die Teile des Sets, die mit den Füßen gespielt werden, in den unteren Teil des Notensystems zu setzen, während diejenigen, welche mit den Händen gespielt werden, weiter oben stehen. Hinsichtlich dieser Unterscheidung bildet die Hi-Hat eine Ausnahme, da sie sowohl mit Füßen als auch mit Händen angespielt werden kann.
Wenn jedes Instrument als Einzelstimme notiert wird, dann erscheint eine komplexe Schlagzeugfigur schnell unübersichtlich. Pausenzeichen werden daher in der Praxis nicht nach festen Regeln gesetzt, sondern je nach Einzelfall im Bemühen um optimale Lesbarkeit. So behandelt das folgende Notenbeispiel das Schlagzeug als ein einziges Instrument:

Analysieren und Lernen
Das Analysieren und Lernen steht in engem Zusammenhang mit dem Aufbau eines Drumsets. Das Schlagzeug unterscheidet sich von der Masse anderer Instrumente dadurch, dass es nicht nur mit beiden Händen, sondern auch mit beiden Füßen gespielt wird. Zudem ist es nicht ein einzelnes Instrument, sondern ein System aus mehreren Instrumenten, die für Hände und Füße bequem erreichbar und schnell schlagbar sein müssen. Auf der Snare können die Schlagfiguren grundsätzlich erlernt werden, die im nächsten Schritt auf dem ganzen Schlagzeug und besonders in das Wechselspiel von Snare und Bass-Drum umgesetzt werden. Dieser Übertragungsprozess wird mit Hand-Fuß-Koordination umschrieben und ist wesentlicher Bestandteil des Lernprozesses. Jedoch ist erst die Kombination aus beidem, das heißt aus Figuren auf der Snare (und auch auf den Toms) und kompletten Grooves auf Hi-Hat, Snare und Bass-Drum, die Grundlage für das Trommeln in einer Band.
Das Analysieren und Lernen erfolgt oft praktisch anhand eines Musikstücks. Hier gilt es, zuerst die Taktart und die Form des Stückes herauszuhören. Anschließend analysiert und erlernt man eine passende Begleitung auf dem Schlagzeug und spielt es später zusammen mit anderen Instrumenten. Dieser Prozess kann durch Unterricht unterstützt werden. Dieser vermittelt das besonders in größeren Musikgruppen wichtige Aufzeichnen des Gespielten mithilfe von Schlagzeugnoten. Auch können so wichtige Grundkenntnisse der allgemeinen Musiklehre und die richtige Körperhaltung am Schlagzeug von Grund auf richtig erlernt werden.
Pädagogik
Das Spielen des Schlagzeugs kann an den meisten Musikschulen erlernt werden. Eine weitere verbreitete Art des Unterrichts sind private Schlagzeuglehrer. Als professionelle Fortsetzung des Unterrichts ist es möglich, das Schlagzeugspiel zu studieren. Diesen Weg bieten neben den staatlichen Hochschulen auch private Institute wie das Drummers Focus an.
In der Musikpädagogik spielt das Schlagzeug eine große Rolle. Neben dem Einsatz zum Abbau von Aggressionen, besonders für jüngere Kinder, kann das Schlagzeug zur Vermittlung von grundlegendem Musikverständnis wie Takt und Rhythmus eingesetzt werden. Aufgrund der schnellen Erfolgserlebnisse ist der Motivationsgrad bei Anfängern meist hoch. Es empfiehlt sich, diesen Motivationsgrad zu fördern, da die Komplexität weiterer Lerninhalte stark zunimmt. Durch eine korrekte und von Lehrerseite motivierte und motivierende Förderung sowie durch die Vielseitigkeit und Komplexität des Schlagzeugspiels kann eine große Langzeitmotivation entstehen. Diese kann durch den Einsatz in einer größeren Instrumentengruppe wie einer Band noch verstärkt werden.
Gesundheitsrisiken
Schlagzeuger sind einem erhöhten Risiko für Gehörschäden wie Hörverlust und Tinnitus ausgesetzt, da das Schlagzeugspielen zu hohen Schalldruckpegeln führen kann. Insbesondere der impulshaltige Schall ist eine enorme Belastung für das Gehör.[3] Beim Schlagzeugspielen entstehen Schalldruckpegel von durchschnittlich 90 bis 110 Dezibel (dB) und können sogar bis zu 120 dB erreichen. Bisher ist es nicht möglich, Gehörschäden wie Hörverlust oder Tinnitus zufriedenstellend zu behandeln.
In entsprechenden Umgebungen tätige Arbeitnehmer sind verpflichtet, bereits ab einem Schalldruckpegel von 85 dB einen Gehörschutz zu tragen.[4][5][6] Um Gehörschäden vorzubeugen, können auch Schlagzeuger einen Gehörschutz verwenden, wie z. B. Ohrstöpsel oder spezielle In-Ear-Monitoring-Systeme. Zudem ist es ratsam, regelmäßige Pausen einzulegen, um das Gehör zu entlasten und den Schalldruckpegel während des Spielens zu kontrollieren und gegebenenfalls zu reduzieren.[7]
Hinzu kommen erhebliche Risiken hinsichtlich unterschiedlicher Gelenk-, Sehnen- und Wirbelsäulenerkrankungen.[8][9]
Siehe auch
Literatur
- Matt Brennan: Kick It: A Social History of the Drum Kit. Oxford University Press, Oxford 2020
- Tom Börner: Basisbuch Schlagzeug. Das Buch für den Anfangsunterricht und die ersten acht Jahre; ein pädagogisch erprobtes Lern- und Spielkonzept. Musiktotal, Berlin 2004, ISBN 3-9809547-1-4.
- Tom Börner: Stimmen der Trommel. Im Handumdrehen zum guten Sound, Tipps zum Stimmen des Schlagzeugs. Verlag musiktotal, Berlin 2005, ISBN 3-9809547-9-X.
- Joachim Fuchs-Charrier: History of Drumsetplaying. LEU-Verlag, ISBN 3-89775-041-4.
- James Holland: Das Schlagzeug. (= Yehudi Menuhins Musikführer.) 2. durchges. u. aktualisierte Auflage. Edition Bergh im Verlag Ullstein, Frankfurt am Main u. a. 1994, ISBN 3-7163-0136-1.
- Geoff Nicholls: The Drum Book. A history of the rock drum kit. Miller Freeman, San Francisco 1997, ISBN 0-87930-476-6.
- Tannigel Peinkofer: Handbuch des Schlagzeugs. 2. rev. u. erg. Auflage. 1981.
- Stefan Schütz: Fundamentale Konzepte für Schlagzeuger. Ein Lesebuch. Leu Verlag, Neustadt 2007, ISBN 978-3-89775-103-3.
- Christian Wenzel: Taschenlexikon Drumset und Percussion. PPVMEDIEN, Bergkirchen 2002, ISBN 3-932275-32-2.
- Peter Wicke, Kai-Erik, Wieland Ziegenrücker: Handbuch der populären Musik. Überarb. und erw. Neuausgabe, 4. Auflage. Atlantis-Schott, Mainz 2001, ISBN 3-254-08363-6, S. 477–479, S. 437–46 u. a.
Weblinks
- Literatur zum Thema Schlagzeug im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Geschichte und Bestandteile des Schlagzeugs
- Videos und Schlagzeugsoli
- Umfangreiche Website mit kostenlosen Lernvideos (englisch)
- Allgemeine Infos zum Schlagzeug
- Drumset als Instrument des Jahres 2022
Einzelnachweise
- ↑ 100 Jahre Schlagzeug. Deutschlandfunk Kultur
- ↑ SCHLAGZEUGER testet die "Pocketdrums 2" auf Youtube.com
- ↑ Monika Preuk: Die 13 wichtigsten Fragen zum Hören. In: Focus Online. Abgerufen am 10. November 2023.
- ↑ Christoph Miebach: Hörsturz, Tinnitus und andere Schäden vermeiden: Was du als Musiker über Gehörschutz wissen musst! In: Backstage Pro. 10. Februar 2017, abgerufen am 10. November 2023.
- ↑ Akustische Eigenschaften von Musikinstrumenten. DPA Microphones, abgerufen am 10. November 2023.
- ↑ Safe and Sound - Ratgeber zur Gehörerhaltung in der Musik- und Entertainmentbranche. In: BAuA. Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin, 2010, abgerufen am 10. November 2023.
- ↑ Christoph Behm, Sven von Samson: 5 Tipps, um ein Schlagzeug leiser zu machen. In: Bonedo. 18. Januar 2023, abgerufen am 10. November 2023.
- ↑ Tagesspiegel: Welche Krankheiten typisch für Musiker sind
- ↑ musiker-gesundheit.de - Schlagzeuger