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„Epik“ – Versionsunterschied

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Die '''Epik''' ([[griechische Sprache|griechisch]] '''επική''' [ποίησις] - ''zum [[Epos]] gehörende Dichtung'') ist neben der [[Lyrik]] und [[Dramatik]] eine der drei großen [[Literaturgattung|Gattungen der Literatur]] und umfasst erzählende Literatur in [[Vers]]- oder [[Prosa]]form.


'''Epik''' ({{grcS|ἐπικὴ [ποίησις]|epikḗ [poíēsis]}} „zum [[Epos]] gehörend[e Dichtung]“), auch '''erzählende Literatur''' genannt, ist neben [[Drama]]tik und [[Lyrik]] eine der drei großen [[Literaturgattung|Gattungen der Literatur]] und umfasst erzählende Literatur in [[Vers]]- oder [[Prosa]]form. Angewandt im heutigen Sprachgebrauch taucht Epik oftmals in Erweiterung mit anderen Kunstgattungen auf, so etwa im [[Episches Theater|epischen Theater]], [[Film]], [[Musik]], [[Roman]], [[Bühnenwerk]], [[Fernsehfilm]] und [[Computerspiel]]<ref>{{Literatur |Autor=Paul Merchant |Titel=The Epic |Reihe=The critical idiom |BandReihe=17 |Verlag=Methuen |Ort=London |Datum=1971 |ISBN=0-416-19700-0 |Seiten=}}</ref>, worin die Handlung ein Thema der Größe, Würde und des [[Heroismus]] entfaltet, ähnlich wie im [[Poetik (Aristoteles)|klassischen]] Epos.
Bis zur [[Poetik]] des 18./19. Jahrhunderts ist die Epik eine Bezeichnung für die Kunst des [[Epos]]. Mit der zunehmenden Differenzierung der epischen Dichtung im 19. Jahrhundert und der Entwicklung der Prosa werden unter den Begriff Epik alle Genreσ der erzählenden Literatur erfasst. Die Epik unterscheidet sich von der Dramatik und Lyrik durch grundlegende Merkmale der [[Gestaltung]], der [[Kommunikation]] und der [[Funktion]]sweise. Zu diesen Merkmalen gehören:


== Wortbedeutung ==
* Erzählen als charakteristische Form der Vermittlung zwischen Erzähler und Zuhörer bzw. Leser, wobei aus der Perspektive des Erzählers oder einer Figur erzählt wird ([[Erzählperspektive]])
Der Begriff leitet sich vom antiken [[Epos]] ab, das in Versen verfasst war und von Helden und Göttern handelte<ref>{{Literatur |Autor=Jörg Rüpke |Titel=Antike Epik. Zur Geschichte narrativer metrischer Großtexte in oralen und semioralen Gesellschaften |Hrsg=Universität Potsdam |Ort=Potsdam |Datum=1998}}</ref>. Beispiele hierfür sind [[Homer]]s [[Ilias]] oder auch [[Hesiod]]s [[Theogonie]].<ref>{{Literatur |Autor=Benedikt Jeßing, Ralph Köhnen |Titel=Einführung in die Neuere deutsche Literaturwissenschaft |Auflage=4 |Verlag=J. B. Metzler |Ort=Stuttgart |Datum=2017 |Seiten=179}}</ref> Die moderne Epik hingegen ist in [[Prosa]]form verfasst und enthält meist einen [[Erzähler]], ist meist [[Fiktion|fiktional]] oder teil-fiktional und hat eine bestimmte Zeitstruktur.<ref>vgl. Jeßing und Köhnen 2017, S. 179–182</ref>
* Vergegenwärtigung des Geschehens als vergangenes und ungebundener Umgang mit der Zeit ([[Erzählzeit]])
* Gestaltung gesellschaftlicher Zustände, individuelle Begebenheiten, Erlebnisse ([[Stream of consciousness]])


== Geschichte ==
Zu den ersten epischen Formen gehören z.B. Aufschriften auf Gegenständen, die den Gegenstand erklären ([[Epigramm]]) sowie die höheren Formen ([[Gnome (Dichtung)|Gnome]], [[Spruch]], [Elegie]]). In den [[Kosmogonie]]n, [[Theogonie]]n und mystischen [[Heilslehre]]n erhält die Epik einen mehr poetischen Gehalt, indem das natürliche Geschehen in personifizierten Taten und Ereignissen dargestellt wird. Für die Formen [[Märchen]], [[Sage]]n und [[Legende (Erzählung)|Legende]]n gilt dies gleichermaßen. Bis zum Ende des 18. Jahrhunderts bestimmt das [[Epos]] die Merkmale dieser Formen.
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Bis zur [[Poetik]] des 18./19. Jahrhunderts ist die Epik eine Bezeichnung für die Kunst des [[Epos]]. Mit der zunehmenden Differenzierung der epischen Dichtung im 18. Jahrhundert und der Entwicklung der Prosa werden unter dem Begriff Epik alle [[Genre]]s der erzählenden Literatur erfasst. Die Epik unterscheidet sich von der Dramatik und Lyrik durch grundlegende Merkmale der [[Gestaltung]], der [[Kommunikation]] und der Funktionsweise. Zu diesen Merkmalen gehören:
* das Erzählen als charakteristische Form der Vermittlung zwischen Erzähler und Zuhörer oder Leser, wobei aus der Perspektive des Erzählers oder einer dritten Figur erzählt wird ([[Erzählperspektive]]),
* die Vergegenwärtigung des Geschehens als Vergangenes oder ungebundener Umgang mit der Zeit ([[Erzählerzeit]]),
* die [[Gestaltung]] gesellschaftlicher Zustände sowie
* die Schilderung individueller Begebenheiten, Erlebnisse (auch als [[Bewusstseinsstrom]] bezeichnet).


Zu den ersten epischen Formen finden sich Aufschriften auf Gegenständen, die den Gegenstand erklären ([[Epigramm]]) sowie die höheren Formen ([[Gnome (Dichtung)|Gnome]], [[Apophthegma]], [[Elegie]]). In den [[Kosmogonie]]n, [[Theogonie]]n und mystischen [[Heilslehre]]n erhält die Epik einen mehr poetischen Gehalt, indem das natürliche Geschehen in personifizierten Taten und Ereignissen dargestellt wird. Für die Formen [[Märchen]], [[Sage]]n und [[Legende]]n gilt dies gleichermaßen. Bis zum Ende des 18. Jahrhunderts bestimmt das [[Epos]] die Merkmale dieser Formen.
In der Übergangsphase von der feudalen zur bürgerlichen Gesellschaft wandelte sich die Epik grundlegend und es erfolgt in Europa der Übergang von der Vers- zur Prosa-Epik. Damit diese differenzierte Welt greifbar zu machen war, mussten sich neue Erzählformen herausbilden. Dazu gehört z.B. der [[Roman]]. Gleichzeitig entstanden, bedingt durch die industrielle Revolution, effektivere Mechanismen zur Verbreitung und Herstellung von Literatur. Dadurch beschleunigte sich die Entwicklung der literarischen Formen und es entwickelten sich z.B. Formen wie die [[Novelle (Literatur)|Novelle]], die [[Glosse]], die [[Kurzgeschichte]] und die [[Short Story]].


In der Übergangsphase von der feudalen zur bürgerlichen Gesellschaft wandelte sich die Epik grundlegend, und es erfolgte in Europa der Übergang von der Vers- zur Prosa-Epik, die anfangs nicht selten als [[Nacherzählung]] aus der Vers- in die Prosaform Eingang fand. Damit diese differenzierte Welt greifbar zu machen war, mussten sich neue Erzählformen herausbilden. Dazu gehörte der [[Roman]]. Gleichzeitig entstanden, bedingt durch die industrielle Revolution, effektivere Mechanismen zur Verbreitung und Herstellung von Literatur. Dadurch beschleunigte sich die Entwicklung der literarischen Formen und es entwickelten sich Formen wie die [[Novelle]], die [[Glosse (Journalismus)|Glosse]] und die [[Kurzgeschichte]].
=== Formen der Epik ===


== Formen der Epik ==
* Großform
;Großformen
** [[Roman]]
** [[Epos]]
* [[Roman]]
** [[Saga (Literatur)]]
* [[Abenteuerroman]]
* [[Entwicklungsroman]]
* Kurzform
** [[Erzählung]]
* [[Kriminalroman]]
* [[Bildungsroman]]
** [[Novelle_(Literatur)|Novelle]]
** [[Anekdote]]
* [[Schäferroman]]
** [[Kurzgeschichte]]
* [[Epos]]
* [[Altnordische Literatur#Die Sagaliteratur|Saga]]
** [[Romanze]]
;Kleinformen
* Einfachen Formen
** [[Märchen]]
* [[Erzählung]]
** [[Sage]]
* [[Novelle]]
* [[Anekdote]]
** [[Legende (Erzählung)|Legende]]
** [[Fabel]]
* [[Kurzgeschichte]]
* [[Romanze (Literatur)]]
* [[Kalendergeschichte]]
* [[Schwank]]
* Verserzählung
* [[Essay]]
* [[Idyll]]e
;Kürzestformen
* [[Sprichwort]]
* [[Aphorismus]]
;Volkstümliche Formen
* [[Märchen]]
* [[Sage]]
* [[Volksballade]]
;Didaktische Formen
* [[Legende]]
* [[Fabel]]
* [[Parabel (Sprache)|Parabel]]/[[Gleichnis]]


== Umgangssprachliche Verwendung ==
=== Siehe auch ===
Umgangssprachlich wird der Begriff ''episch'' häufig verwendet, um auf ein besonders großes Ausmaß (insbesondere Länge, Tiefgründigkeit) einer Aktion hinzuweisen. Beispiele dafür sind Aussagen der Form, ''dass ein Sachverhalt in epischer Breite'', ''Tiefe'' oder ''Länge ausgeführt'', ''beschrieben'' oder ''dargestellt wurde''. Einerseits besitzt die Verwendung fallweise eine kritische oder negative Konnotation, und derjenige, der den Begriff ''episch'' einsetzt, deutet damit an, dass die Aktion aus seiner Sicht länger gedauert habe, als er erwartet oder für notwendig erachtet hatte. Andererseits wird „episch“ (abgeleitet von englisch ''epic'') in der Netzkultur verwendet, um als Superlativ einen Sachverhalt besonders positiv zu bewerten.
{{Wiktionary1|Epik}}


== Siehe auch ==
* [[Liste der Listen mit Schriftstellern|Autorenverzeichnis]], [[Figurenkonstellation]]


* [[Epos]]
[[Kategorie:Literaturgattung]]
* [[Prosa]]
* [[Neuere Deutsche Literaturwissenschaft]]


== Weiterführende Literatur ==
[[bg:Епос]]
* [[Volker Mertens]], [[Ulrich Müller (Germanist)|Ulrich Müller]] (Hrsg.): ''Epische Stoffe des Mittelalters.'' Kröner, Stuttgart 1984, ISBN 978-3520483010.
[[da:Epik]]
* [[Fritz Peter Knapp]]: ''Historische Wahrheit und poetische Lüge. Die Gattungen weltlicher Epik und ihre theoretische Rechtfertigung im Hochmittelalter.'' In: ''Deutsche Vierteljahrsschrift für Literaturwissenschaft und Geistesgeschichte.'' Band 54,1980, S. 581–635.
[[lb:Epik]]

== Weblinks ==
{{Wiktionary}}
* {{Toter Link|url=http://www.uni-duisburg-essen.de/literaturwissenschaft-aktiv/Vorlesungen/epik/main.htm|text=''Gattungen und Textstrukturen I: Epik''}} bei der [[Universität Duisburg-Essen]]
* [http://www.literaturwissenschaft-online.uni-kiel.de/veranstaltungen/einfuehrungsvorlesungen/2002/Epik.pdf Einführung in die Literaturwissenschaften: Epik] (PDF) an der Universität Kiel.

== Einzelnachweise ==
<references />

{{Normdaten|TYP=s|GND=4015025-2}}

[[Kategorie:Roman, Epik| Epik]]
[[Kategorie:Literarischer Begriff]]

Aktuelle Version vom 16. Dezember 2024, 12:54 Uhr

Epik (altgriechisch ἐπικὴ [ποίησις] epikḗ [poíēsis] „zum Epos gehörend[e Dichtung]“), auch erzählende Literatur genannt, ist neben Dramatik und Lyrik eine der drei großen Gattungen der Literatur und umfasst erzählende Literatur in Vers- oder Prosaform. Angewandt im heutigen Sprachgebrauch taucht Epik oftmals in Erweiterung mit anderen Kunstgattungen auf, so etwa im epischen Theater, Film, Musik, Roman, Bühnenwerk, Fernsehfilm und Computerspiel[1], worin die Handlung ein Thema der Größe, Würde und des Heroismus entfaltet, ähnlich wie im klassischen Epos.

Der Begriff leitet sich vom antiken Epos ab, das in Versen verfasst war und von Helden und Göttern handelte[2]. Beispiele hierfür sind Homers Ilias oder auch Hesiods Theogonie.[3] Die moderne Epik hingegen ist in Prosaform verfasst und enthält meist einen Erzähler, ist meist fiktional oder teil-fiktional und hat eine bestimmte Zeitstruktur.[4]

Bis zur Poetik des 18./19. Jahrhunderts ist die Epik eine Bezeichnung für die Kunst des Epos. Mit der zunehmenden Differenzierung der epischen Dichtung im 18. Jahrhundert und der Entwicklung der Prosa werden unter dem Begriff Epik alle Genres der erzählenden Literatur erfasst. Die Epik unterscheidet sich von der Dramatik und Lyrik durch grundlegende Merkmale der Gestaltung, der Kommunikation und der Funktionsweise. Zu diesen Merkmalen gehören:

  • das Erzählen als charakteristische Form der Vermittlung zwischen Erzähler und Zuhörer oder Leser, wobei aus der Perspektive des Erzählers oder einer dritten Figur erzählt wird (Erzählperspektive),
  • die Vergegenwärtigung des Geschehens als Vergangenes oder ungebundener Umgang mit der Zeit (Erzählerzeit),
  • die Gestaltung gesellschaftlicher Zustände sowie
  • die Schilderung individueller Begebenheiten, Erlebnisse (auch als Bewusstseinsstrom bezeichnet).

Zu den ersten epischen Formen finden sich Aufschriften auf Gegenständen, die den Gegenstand erklären (Epigramm) sowie die höheren Formen (Gnome, Apophthegma, Elegie). In den Kosmogonien, Theogonien und mystischen Heilslehren erhält die Epik einen mehr poetischen Gehalt, indem das natürliche Geschehen in personifizierten Taten und Ereignissen dargestellt wird. Für die Formen Märchen, Sagen und Legenden gilt dies gleichermaßen. Bis zum Ende des 18. Jahrhunderts bestimmt das Epos die Merkmale dieser Formen.

In der Übergangsphase von der feudalen zur bürgerlichen Gesellschaft wandelte sich die Epik grundlegend, und es erfolgte in Europa der Übergang von der Vers- zur Prosa-Epik, die anfangs nicht selten als Nacherzählung aus der Vers- in die Prosaform Eingang fand. Damit diese differenzierte Welt greifbar zu machen war, mussten sich neue Erzählformen herausbilden. Dazu gehörte der Roman. Gleichzeitig entstanden, bedingt durch die industrielle Revolution, effektivere Mechanismen zur Verbreitung und Herstellung von Literatur. Dadurch beschleunigte sich die Entwicklung der literarischen Formen und es entwickelten sich Formen wie die Novelle, die Glosse und die Kurzgeschichte.

Formen der Epik

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Großformen
Kleinformen
Kürzestformen
Volkstümliche Formen
Didaktische Formen

Umgangssprachliche Verwendung

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Umgangssprachlich wird der Begriff episch häufig verwendet, um auf ein besonders großes Ausmaß (insbesondere Länge, Tiefgründigkeit) einer Aktion hinzuweisen. Beispiele dafür sind Aussagen der Form, dass ein Sachverhalt in epischer Breite, Tiefe oder Länge ausgeführt, beschrieben oder dargestellt wurde. Einerseits besitzt die Verwendung fallweise eine kritische oder negative Konnotation, und derjenige, der den Begriff episch einsetzt, deutet damit an, dass die Aktion aus seiner Sicht länger gedauert habe, als er erwartet oder für notwendig erachtet hatte. Andererseits wird „episch“ (abgeleitet von englisch epic) in der Netzkultur verwendet, um als Superlativ einen Sachverhalt besonders positiv zu bewerten.

Weiterführende Literatur

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  • Volker Mertens, Ulrich Müller (Hrsg.): Epische Stoffe des Mittelalters. Kröner, Stuttgart 1984, ISBN 978-3520483010.
  • Fritz Peter Knapp: Historische Wahrheit und poetische Lüge. Die Gattungen weltlicher Epik und ihre theoretische Rechtfertigung im Hochmittelalter. In: Deutsche Vierteljahrsschrift für Literaturwissenschaft und Geistesgeschichte. Band 54,1980, S. 581–635.
Wiktionary: Epik – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Einzelnachweise

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  1. Paul Merchant: The Epic (= The critical idiom. Band 17). Methuen, London 1971, ISBN 0-416-19700-0.
  2. Jörg Rüpke: Antike Epik. Zur Geschichte narrativer metrischer Großtexte in oralen und semioralen Gesellschaften. Hrsg.: Universität Potsdam. Potsdam 1998.
  3. Benedikt Jeßing, Ralph Köhnen: Einführung in die Neuere deutsche Literaturwissenschaft. 4. Auflage. J. B. Metzler, Stuttgart 2017, S. 179.
  4. vgl. Jeßing und Köhnen 2017, S. 179–182