„Be’er Scheva“ – Versionsunterschied
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{{Infobox Ort in Israel |
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Die Stadt '''Beerscheba''' ([[Hebräische Sprache|hebräisch]] באר שבע ''Be′er Schéwa'', übersetzt "Brunnen der Sieben" oder "Brunnen des Schwurs"; {{ArS|بئر السبع}} ''Bi′r as-Sabaʿ'') liegt im südlichen [[Israel]]; sie ist eine der größten Städte des Landes. Durch die Übertragung des Namens aus dem Hebräischen kommt eine Vielzahl weiterer Schreibungen vor, beispielsweise ''Beerscheva'', ''Beer Sheva'' und ''Be'erscheba''. |
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|Name = Beʾer Scheva |
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|Wappen = Coat of arms of Beersheba.svg |
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|Karte = |
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|NameHebräisch= בְּאֵר שֶׁבַע |
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|NameArabisch= بئر السبع |
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|Gemeindeart= Stadt |
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|Bürgermeister = Ruvik Danilowitsch |
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|Bezirk = Südbezirk |
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|lat_deg = 31 |
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|lat_min = 15 |
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|lat_sec = 04.18 |
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|lon_deg = 34 |
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|lon_min = 47 |
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|lon_sec = 16.05 |
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|Beschriftung = left |
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|Fläche = 117.500 |
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|Gemeindecode = 9000 |
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|Höhe = 260 |
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|Website = www.beer-sheva.muni.il |
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'''Beʾer Scheva''' ({{heS|בְּאֵר שֶׁבַע‎}} [bɛ(ʾ)ɛr'ʃɛva] {{Audio|He-Beer Sheva.ogg|Be'er Schéwa}}, übersetzt „Brunnen des Schwurs“ oder „Brunnen der Sieben“; {{arS|بئر السبع‎|DMG=Biʾr as-Sabʿ}}, osmanisch-{{trS|Birüssebi}}, {{enS|Beersheba}}, teils auch Beerscheba) ist eine [[Großstadt]] im Süden [[Israel]]s; sie ist eine der größten Städte des Landes. |
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== Demografie == |
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==Allgemeine Angaben== |
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Beʾer Scheva gilt als „Hauptstadt des [[Negev]]“, an dessen Rand sie liegt. Lange Zeit war die Stadt die viertgrößte Stadt Israels nach [[Jerusalem]], [[Tel Aviv-Jaffa|Tel Aviv]] und [[Haifa]]; inzwischen ist sie jedoch mit {{EWZ|IL|9000}} Einwohnern (Stand {{EWDJ|IL|9000}}){{EWR|IL|9000}} hinter [[Rischon LeZion]] und [[Aschdod]] zurückgefallen, gilt aber weiterhin als eine der Metropolen des Landes. Die Bevölkerungszahl liegt de facto um bis zu 20.000 Einwohner höher als amtlich erfasst. Viele Studenten der vier in der Stadt gelegenen akademischen Institute sind offiziell nicht als Beʾer Schevaiten registriert. Die relative Abgeschiedenheit der Stadt vom Landeszentrum macht sie zu einem überaus wichtigen regionalen Anziehungspunkt. |
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Dennoch gilt Beerscheba als die "vierte Metropole Israels" nach [[Tel Aviv]], [[Jerusalem]] und [[Haifa]]. Die relative Abgeschiedenheit der Stadt vom Landeszentrum macht sie zu einem überaus wichtigen regionalen Anziehungspunkt. |
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Seit |
Seit 2001 ist eine [[Agglomeration]] um Beʾer Scheva offiziell definiert. Ende 2004 lebten dort in 125 Ortschaften 521.100 Einwohner mit einer jährlichen Wachstumsquote von 1,8 %. Im innersten Siedlungsring liegen die Satellitenstädte [[Omer (Israel)|Omer]], [[Tel Scheva]], [[Lehawim|Lehavim]], [[Rahat]], [[Ofakim|Ofaqim]], [[Segev Schalom]] und [[Meitar]]. Im mittleren und äußeren Ring liegen die Ortschaften [[Arad (Israel)|Arad]], [[Sderot]], [[Netiwot|Netivot]], [[Mitzpe Ramon|Mizpe Ramon]], [[Jerocham]], [[Laqiye]], [[Kuseife]], [[Hura]], [[Ar’ara BaNegev|ʿArʿara baNegev]] und [[Dimona]]. |
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Im innersten Siedlungsring liegen die Satelitenstädte [[Omer (Stadt)|Omer]], [[Tel Scheba]], [[Lehawim]], [[Rahat]], [[Ofakim]], [[Segev Schalom]] und [[Meitar]]. Im mittleren und äusseren Ring liegen die Ortschaften [[Arad]], [[Sderot]], [[Netiwot]], [[Mizpe Ramon]], [[Jerocham]], [[Laqiye]], [[Kseife]], [[Ar'ara Banegev]] und [[Dimona]]. |
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== Geographie == |
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Durch seine Lage im nördlichen Negev hat Beerscheba ein heißes und sehr trockenes Klima; Regen fällt nur sporadisch, durchschnittlich ca. 220 Millimeter jährlich und zwar nur in der winterlichen Regenperiode. |
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=== Lage === |
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Ein Großteil der Stadt liegt in der [[Beʾer Scheva-Arad-Senke]] ({{heS|בִּקְעַת עֲרָד-בְּאֵר שֶׁבַע‎|Biqʿat ʿArad-Beʾer Scheva}}). Das Stadtviertel ''Ramot'' im Nordosten erstreckt sich über die Hügel der letzten Ausläufer des [[Hochland von Hebron|Hebron-Gebirges]], dem südlichen Teil des aus weißem Kalkstein bestehenden [[Judäisches Bergland|Judäischen Berglands]]. Die in der Ebene gelegenen Stadtteile stehen auf [[Löss]], einem homogenen, ungeschichteten [[Sediment]], in dem Wasser kaum versickern kann. Bei den seltenen Regenfällen sammeln sich daher dort schnell größere Mengen von Oberflächenwasser; lokale Überschwemmungen, Schlammbildung und Bodenerosion sind die Folge. Das Stadtgebiet innerhalb der offiziellen Stadtgrenzen beträgt 54 Quadratkilometer. |
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=== Stadtgliederung === |
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==Geschichte== |
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[[Datei:Modern construction in Beersheba (2005).jpg|mini|Neubauviertel in Beʾer Scheva]] |
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Bei Ausgrabungen seit [[1969]] auf dem östlich der Stadt gelegenen "[[Tell Beerscheba]]" wurden menschliche Siedlungsspuren aus dem vierten vorchristlichen Jahrtausend gefunden. [[UNESCO]] hat diesen [[Tell (Archäologie)|Tell]] im Jahr [[2005]] zum [[Weltkulturerbe]] erklärt. In der Bibel wird Beerscheba mehrfach im Zusammenhang mit den Patriarchen [[Abraham]] und [[Isaak]] erwähnt. Im [[1. Buch Mose]] wird geschildert, wie Abraham einen Bund mit [[Abimelech]] schließt und dadurch einen von ihm gegrabenen Brunnen ungestört nutzen kann (Kap. 21, 22ff.). Nach der Darstellung der Bibel lag später bei Beerscheba die Südgrenze des israelitischen Siedlungsgebiets ([[Buch der Richter]] 20,1). |
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Die heutige Stadt ist überwiegend erst wenige Jahrzehnte alt. Anders als viele andere israelische [[Entwicklungsstadt (Israel)|Entwicklungsstädte]] gelang es Beʾer Scheva, sich zu einem Zentralort der Region zu entwickeln. |
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Das Zentrum der Stadt liegt bis heute im Bereich der Altstadt, obwohl in den zurückliegenden Jahrzehnten vorübergehend versucht wurde, andere Zentren zu schaffen. Nördlich der Altstadt wurden große Wohngebiete errichtet, während vor allem im Osten und Süden größere Industriegebiete (mit Betrieben der Bereiche Keramik, Baumaterial und Chemie) geschaffen wurden. Die chemische Schwerindustrie wurde ab den Siebzigerjahren ins südliche Industriegebiet [[Ramat Chovav]] umgesiedelt. |
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Ausgrabungen auf dem Tell ergaben, dass ab 1100 v.Chr. eine stark befestigte israelitische Stadt existierte. Auch in späteren Jahrhunderten war die Stadt besiedelt. Die [[Makkabäer]], die [[Römisches Reich|Römer]] und [[Byzantinisches Reich|Byzantiner]] hatten hier Truppen stationiert. |
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Die meisten Stadtviertel Beʾer Schevas, vor allem die älteren, sind nummeriert nach den [[Hebräische Zahlschrift|Zahlwerten der Buchstaben des hebräischen Alphabets]], gemäß dem Schema „Schchunah (Wohngebiet) + Buchstaben“. Die Grenze zwischen den Quartieren verläuft meistens entlang der sehr breiten Hauptverkehrsachsen. Die buchstabierten Viertel sind: Schchunah Aleph (1), Beit (2), Gimmel (3), Dalet (4), Dalet-Ost (auch Alt-Waw), He (5), Waw (6) (auch Neu-Waw), Ṭet (9) und Jod-Aleph (11). Die nicht nummerierten Quartiere sind: die Altstadt (haʿIr haʿAttiqa), das moderne Stadtzentrum (Merkaz Ezrachi), Ramot, Newe Noj, Newe Zeʾev, Darom, Nachal Beqa und Nachal Aschan/Newe Menachem sowie die Industriegebiete Qirjat Jehudit und ʿEmeq Sarah. |
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Nach der arabischen Eroberung im [[7. Jahrhundert]] verfiel die Stadt. Erst Maßnahmen der [[Osmanisches Reich|Türken]] führten im [[20. Jahrhundert]] zu einer neuen Blüte. Im Jahr [[1900]] wurde zunächst ein Verwaltungszentrum für die [[Beduinen]] der Wüste eingerichtet, wenige Jahre später entstand unter deutscher Beteiligung die heutige Altstadt mit rechtwinkligen Straßenzügen. 1915 wurde Beerscheba an das Eisenbahnnetz angeschlossen, um die stationierten Truppen zu versorgen. Dennoch konnten die Briten unter General [[Edmund Allenby]] die Stadt im Oktober [[1917]] erobern. |
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=== Klima === |
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Bei arabischen Unruhen verließ die jüdische Bevölkerung im Jahr [[1929]] die Stadt. Erst nach der Eroberung Beerschebas durch israelische Truppen im [[Israelischer Unabhängigkeitskrieg|Israelischen Unabhängigkeitskrieg]] im Oktober [[1948]] siedelten sich wieder Juden in der Stadt an; die Stadt war zu diesem Zeitpunkt bereits von den früheren Bewohnern und den [[Ägypten|ägyptischen]] Truppen verlassen worden. |
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Durch seine Lage im nördlichen Negev hat Beʾer Scheva im Sommer tagsüber ein heißes und sehr trockenes Klima, wobei die Nächte verhältnismäßig mild sind. Im Winter ist es tagsüber mild, nachts relativ kühl. Frost ist äußerst selten, Schnee kommt nur wenige Male pro Jahrhundert vor. Regen fällt nur sporadisch, durchschnittlich 195,4 Millimeter jährlich und nur in der winterlichen Regenperiode. Somit liegt die Stadt definitionsgemäß in einer [[Halbwüste]]nzone. Im Frühling treten häufig massive Staubstürme auf. Im Winter kommen in den ebenen Stadtteilen dichte Morgennebel vor. Die vorherrschenden Winde am frühen Morgen kommen aus dem Süden (trockene Wüstenluft) und am Nachmittag sowie Abend aus dem Nordwesten (feuchte Meeresluft). |
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{{Klimatabelle |
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| TABELLE = |
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| DIAGRAMM TEMPERATUR = deaktiviert |
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| DIAGRAMM NIEDERSCHLAG = deaktiviert |
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| DIAGRAMM NIEDERSCHLAG HÖHE = 200 |
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| QUELLE = [https://worldweather.wmo.int/en/city.html?cityId=1930 WMO] |
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| Überschrift = |
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| Ort = Beʾer Scheva |
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<!-- durchschnittliche Höchsttemperatur für den jeweiligen Monat in °C --> |
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| hmjan = 17.7 |
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| hmfeb = 18.7 |
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| hmmär = 22.0 |
|||
| hmapr = 26.5 |
|||
| hmmai = 30.5 |
|||
| hmjun = 33.1 |
|||
| hmjul = 34.7 |
|||
| hmaug = 34.7 |
|||
| hmsep= 32.9 |
|||
| hmokt = 29.7 |
|||
| hmnov = 25.0 |
|||
| hmdez = 20.0 |
|||
<!-- durchschnittliche Niedrigsttemperatur für den jeweiligen Monat in °C --> |
|||
| lmjan = 7.1 |
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| lmfeb = 7.7 |
|||
| lmmär = 9.8 |
|||
| lmapr = 12.8 |
|||
| lmmai = 16.0 |
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| lmjun = 19.0 |
|||
| lmjul = 21.3 |
|||
| lmaug = 21.5 |
|||
| lmsep= 19.6 |
|||
| lmokt = 16.7 |
|||
| lmnov = 12.2 |
|||
| lmdez = 8.8 |
|||
<!-- durchschnittliche Niederschlagsmenge für den jeweiligen Monat in mm --> |
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| nbjan = 47.5 |
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| nbfeb = 40.3 |
|||
| nbmär = 28.8 |
|||
| nbapr = 9.3 |
|||
| nbmai = 3.6 |
|||
| nbjun = 0.0 |
|||
| nbjul = 0.0 |
|||
| nbaug = 0.0 |
|||
| nbsep= 0.5 |
|||
| nbokt = 8.9 |
|||
| nbnov = 18.1 |
|||
| nbdez = 38.4 |
|||
<!-- durchschnittliche Regentage für den jeweiligen Monat in d --> |
|||
| rdjan = 9.1 |
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| rdfeb = 8.3 |
|||
| rdmär = 6.1 |
|||
| rdapr = 2.3 |
|||
| rdmai = 1.0 |
|||
| rdjun = 0.0 |
|||
| rdjul = 0.0 |
|||
| rdaug = 0.0 |
|||
| rdsep= 0.2 |
|||
| rdokt = 2.4 |
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| rdnov = 4.1 |
|||
| rddez = 7.1 |
|||
}} |
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== Geschichte == |
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=== Antike === |
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[[Datei:Tel Be'er Sheva Overview 2007041.JPG|mini|Ausgrabungen am Tell Beʾer Scheva]] |
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[[Datei:PikiWiki Israel 11347 Abrams well.jpg|mini|275px|Abrahams Quelle in Beʾer Scheva]] |
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Bei Ausgrabungen seit 1969 auf dem östlich der Stadt gelegenen „[[Tell Be’er Scheva|Tell Beʾer Scheva]]“ wurden menschliche Siedlungsspuren aus dem vierten vorchristlichen Jahrtausend gefunden. Die [[UNESCO]] hat diesen [[Tell (Archäologie)|Tell]] im Jahr 2005 zum [[Weltkulturerbe]] erklärt. |
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In der Bibel wird Beʾer Scheva mehrfach im Zusammenhang mit den Patriarchen [[Abraham]] und [[Isaak]] erwähnt. Im [[1. Buch Mose]] wird geschildert, wie Abraham einen Bund mit [[Abimelech (König von Gerar)|Abimelech]] schließt und dadurch einen von ihm gegrabenen Brunnen ungestört nutzen kann {{Bibel|Gen|21|22}}. Nach der Darstellung der Bibel lag später bei Beʾer Scheva die Südgrenze des israelitischen Siedlungsgebiets {{Bibel|Ri|20|1}}. Dies galt, dem [[Esra-Nehemia-Buch|Buch Nehemia]] zufolge, auch für die Wiederansiedlung nach dem [[Babylonisches Exil|Babylonischen Exil]] {{Bibel|Neh|11|30}}. |
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Daneben gibt es noch weitere Verweise im Tanach auf Beʾer Scheva: |
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* [[Hagar]] irrt bei der Wüste nahe Beʾer Scheva umher (Gen 21,14). |
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* Abraham pflanzt in Beʾer Scheva einen Tamariskenbaum und betet Gott an (Gen 21,33) |
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* Nach der [[Bindung Isaaks]] kehren Abraham und seine Diener zurück nach Beʾer Scheva (Gen 22,19) |
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* Nach den Streitigkeiten um Brunnen und Wasser zwischen den Hirten Isaaks und den Hirten Gerars zieht Isaak nach Beʾer Scheva (Gen 26,23) |
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* Jakob bricht von Beʾer Scheva auf, um nach Haran zu gehen; auf dieser Reise sieht er die Himmelsleiter (Gen 28,10) |
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* Jakob opfert auf dem Weg nach Ägypten in Beʾer Scheva, als er in hohem Alter zu seinem Sohn Josef zieht (Gen 46,1.5) |
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* Beʾer Scheva liegt im Stammesgebiet Juda (Jos 15,28; Neh 11,27.30) und wird vom Stamm Simeon geerbt (Jos 19,2; 1Chr 4,28) |
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* Die Versammlung der Stämme gegen Benjamin besteht u. a. aus Leuten von Beʾer Scheva (Ri 20,1) |
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* Ganz Israel – eingeschlossen Beʾer Scheva – erkennt die Autorität Samuels als Prophet an (1Sam 3,20) |
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* Die Söhne Samuels Joel und Abija sind Richter in Beʾer Scheva (1Sam 8,2) |
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* Abner will das Gebiet bis Beʾer Scheva für Davids Regierung beanspruchen (2Sam 3,10) |
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* Huschai rät Absalom, ganz Israel inklusive Beʾer Scheva zu versammeln, um gegen David zu kämpfen (2Sam 17,11) |
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* Bei der Volkszählung Davids wird ganz Israel inklusive Beʾer Scheva registriert (2Sam 24,2.7; 1Chr 21,2), weswegen die Pest über ganz Israel inklusive Beʾer Scheva ausbricht (2Sam 24,15) |
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* Der Frieden zur Zeit Salomos kommt ganz Israel zugute, von Dan bis Beʾer Scheva (1Kön 5,5) |
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* Elia flieht vor Isebel über Beʾer Scheva – wo er seinen Diener zurücklässt – in die Wüste, um zu sterben (1Kön 19,3) |
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* Zibja, die Mutter des Königs Joasch von Juda, kommt aus Beʾer Scheva (2Kön 12,2; 2Chr 24,1) |
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* Josia von Juda zerstört die Höhenheiligtümer von Gebe bis nach Beʾer Scheva (2Kön 23,8) |
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* Joschafat von Juda bringt das Volk – inklusive Beʾer Scheva – zurück zu Adonai (2Chr 19,4) |
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* Ganz Israel inklusive Beʾer Scheva soll unter Hiskia von Juda wieder in Jerusalem [[Pessach]] feiern (2Chr 30,5) |
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* In der prophetischen Literatur wird Beʾer Scheva nur in Am 5,5; 8,14 erwähnt. |
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Ausgrabungen auf dem Tell ergaben, dass ab 1100 v. Chr. eine stark befestigte israelitische Stadt existierte. Auch in späteren Jahrhunderten war die Stadt besiedelt. Die [[Makkabäer]], die [[Römisches Reich|Römer]] und [[Byzantinisches Reich|Byzantiner]] hatten hier Truppen stationiert. |
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[[Datei:Beersheba Mosque72a.JPG|mini|Profanierte ''Große Moschee'' von 1906, durch das benachbarte ''Negev-Museum für Kunst'' für Ausstellungen mitgenutzt, 2011]] |
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Nach der [[Islamische Eroberung der Levante|arabischen Eroberung]] im 7. Jahrhundert wurde die Stadt aufgegeben und verfiel. |
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=== 20. Jahrhundert === |
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Der Ort wurde 1899 zur Sesshaftmachung der [[Beduinen]] der Wüste errichtet.<ref name=":3">{{Literatur |Autor=Jean-Pierre Filiu |Titel=Comment la Palestine fut perdue – Et pourquoi Israël n’a pas gagné : Histoire d’un conflict (XIX<sup>e</sup>–XXI<sup>e</sup> siècle) |Verlag=Éditions du Seuil |Ort=Paris |Datum=2024 |ISBN=978-2-02-153833-5 |Seiten=204, 217}}</ref> Erste Maßnahmen der [[Osmanisches Reich|Osmanen]] führten im 20. Jahrhundert zu einer neuen Blüte. Wenige Jahre später entstand unter deutscher Beteiligung die heutige Altstadt mit rechtwinkligen Straßenzügen. Die Motive hinter der Gründung der Stadt waren u. a. die Schaffung eines städtischen Zentrums für die bessere Kontrolle der rebellierenden Beduinen und eines strategischen Vorpostens auf dem Weg zum [[Sueskanal]]. |
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[[Datei:מתחם תחנת הרכבת הטורקית בבאר שבע.jpg|mini|[[Kriegerdenkmal Be’er Scheva|Ehrenmal für osmanische Gefallene]] vor Museumslok und [[Bahnhof Beʾer Scheva (1915–1927)|altem Bahnhof Beʾer Scheva]], 2015]] |
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Um die stationierten Truppen der [[Mittelmächte]] mit dem deutschen [[Asien-Korps|Levante-Korps]] an der Sinai- und [[Palästinafront]] zu versorgen, errichtete die [[Osmanische Militärbahn in Palästina#Militärische Ausgangssituation|Osmanische Militärbahn die Schmalspurstrecke Masʿūdiyya–Sinai]], die im Oktober 1915 Beʾer Scheva erreichte. |
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Am 31. Oktober 1917 konnten die Briten unter General [[Edmund Allenby, 1. Viscount Allenby|Edmund Allenby]] die Stadt durch die 4. leichte Kavalleriebrigade des [[Australian and New Zealand Army Corps]] (ANZAC) in der [[Schlacht von Beerscheba|Schlacht von Beʾer Scheva]] erobern.<ref>[https://www.israelnetz.com/politik-wirtschaft/politik/2017/10/30/australier-und-neuseelaender-erinnern-an-sieg-in-beer-scheva/ Australier und Neuseeländer erinnern an Sieg in Beʾer Scheva], abgerufen am 4. November 2017.</ref> In Beʾer Scheva befindet sich der Soldatenfriedhof der ANZAC und das [[Kriegerdenkmal Be’er Scheva|Kriegerdenkmal Beʾer Scheva]] für gefallene osmanische Soldaten. |
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Von [[Sultanat Ägypten|Ägypten]] kommend erreichte die [[Britische Militärbahnen in Palästina|britische ''Militärbahn'']] ''[[Rafah]]–Beʾer Scheva'' in [[Normalspur]] den [[Bahnhof Beʾer Scheva (1915–1927)|Bahnhof der Stadt]] im Mai 1918. Die Briten hatten schon 1917 die osmanische Schmalspurbahn nach Norden bis Tulkarm auf Normalspur umgestellt. Beide Linien wurden aber mangels Verkehrsaufkommens 1918 (nach Norden) und 1927 (nach Ägypten) eingestellt. |
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[[Datei:Beersheva 1950.jpg|mini|Beʾer Scheva um das Jahr 1950]] |
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Bei den [[Ausschreitungen in Palästina 1929]] verließ die jüdische Bevölkerung die Gegend. Im gegen das [[Völkerbundsmandat für Palästina|britische Mandat]] gerichteten [[Arabischer Aufstand in Palästina 1936–1939|Arabischen Aufstand 1936–1939]] hatten die Rebellen im September 1938 kurzzeitig die Kontrolle über den Ort.<ref name=":3" /> Der [[UN-Teilungsplan für Palästina|UN-Teilungsplan 181 (II)]] von 1947 sah vor, dass Beʾer Scheva im arabischen Staat liegen soll. Nach der Eroberung durch [[Israelische Streitkräfte|israelische Truppen]] im [[Palästinakrieg]], dem Krieg um Israels Unabhängigkeit, siedelten sich im Oktober 1948 wieder Juden an. Der Ort war zu diesem Zeitpunkt im Zuge der sogenannten [[Nakba]] bereits von den Arabern und den [[Ägypten|ägyptischen]] [[Ägyptisches Heer|Truppen]] verlassen worden. Es wurde ein Stadtwappen eingeführt, das die Worte aus [[Genesis (Bibel)|Genesis]] 21,33 „Er ([[Abraham]]) pflanzte eine Tamariske in Beʾer Scheva“ trägt. |
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1950 kam es zu einer weiteren [[Vertreibung]], als rund 10.000<ref name=":2">{{Literatur |Autor=Michel Abitbol |Hrsg=Marguerite de Marcillac |Titel=Histoire d’Israël |Reihe=Collection Tempus |NummerReihe=936 |Auflage=2. |Verlag=Éditions Perrin |Ort=Paris |Datum=2024 |ISBN=978-2-262-10643-0 |Seiten=419}}</ref> [[Beduinen]] aus der Umgebung sowie aus [[Al-Auja]] ([[Jericho]]) in Richtung des [[Sinai-Halbinsel|Sinai]] vertrieben wurden, damit wollte die Regierung ägyptische Ansprüche auf den Negev unterbinden.<ref name=":2" /> Als [[Israelische Entwicklungsstadt|Entwicklungsstadt]] gelang es Beʾer Scheva, sich zu einem Zentrum der Region zu entwickeln. Bis 1956 stieg die Einwohnerzahl auf rund 20.000.<ref>Nura Lasky: [https://news.google.com/newspapers?nid=883&dat=19551007&id=J_JOAAAAIBAJ&pg=3222,5341447 ''Beersheba'']. In: ''The Canadian Jewish Chronicle.'' 7. Oktober 1955, S. 5.</ref> Im März 1956 eröffnete die Bahngesellschaft [[Rakevet Israel|Rakkevet Israel]] den neuen [[Bahnhof Beʾer Scheva Zafon/Universita|Bahnhof Beʾer Scheva (seit 1999 mit Zusatz Zafon/Universita)]] an ihrer bis dorthin verlängerten [[Bahnstrecke Naharija–Be’er Sheva|Hauptlinie von Naharija]], die streckenweise die Trasse der osmanischen Militärbahn nutzt. 1966 wurde die [[Ben-Gurion-Universität des Negev]] gegründet, eine der bekanntesten Universitäten des Landes. |
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Am 27. Mai 1979 besuchten kurz nach Abschluss des [[Israelisch-ägyptischer Friedensvertrag|Israelisch-ägyptischen Friedensvertrages]] der ägyptische Präsident [[Anwar as-Sadat]] zusammen mit seinem Vizepräsidenten [[Husni Mubarak]], dem [[Staatspräsident (Israel)|israelischen Staatspräsidenten]] [[Jitzchak Nawon|Jitzchaq Navon]], dem Ministerpräsidenten [[Menachem Begin]] und dem [[Außenminister der Vereinigten Staaten|US-amerikanischen Außenminister]] [[Cyrus Vance]] die Stadt. Sie flogen gemeinsam nach einem Besuch in [[Al-Arisch|El-Arisch]] auf dem [[Sinai-Halbinsel|Sinai]] am gleichen Tag nach Beʾer Scheva.<ref>{{Internetquelle |url=https://www.israelnetz.com/politik-wirtschaft/politik/2019/05/27/beer-scheva-erinnert-an-historischen-sadat-besuch/ |titel=Beʾer Scheva erinnert an historischen Sadat-Besuch |werk=[[Israelnetz]].de |datum=2019-05-27 |abruf=2019-06-02}}</ref> |
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=== 21. Jahrhundert === |
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Am 10. Februar 2002 schossen zwei palästinensische Terroristen aus einem gestohlenen Fahrzeug vor den Eingang einer Militäreinrichtung mit Schnellfeuergewehren wahllos auf eine Gruppe israelischer Soldaten, die sich vor dem Stützpunkt an einem [[Kiosk]] aufhielten. Bei dem Attentat wurden zwei Soldatinnen, Leutnant Keren Rothstein, 20 und die Gefreite Aya Malʾachi, 18 getötet, 20 Personen wurden verletzt.<ref>{{Internetquelle |url=https://www.israelnetz.com/nachrichten/2002/02/11/attentat-in-beersheva-18-und-20-jahre-alte-soldatinnen-erschossen/ |titel=Attentat in Beʾerscheva, 18. und 20. Jahre alte Soldatinnen erschossen |werk=[[Israelnetz]].de |datum=2002-02-11 |sprache=de |abruf=2019-07-26}}</ref><ref>{{Internetquelle |url=http://nlarchiv.israel.de/index2.htm |titel=Newsletter der Israelischen Botschaft |werk=[[Israelische Botschaft in Berlin]] |datum=2015-02-11 |sprache=de |offline=1 |archiv-url=https://web.archive.org/web/20150320172740/http://nlarchiv.israel.de/index2.htm |archiv-datum=2015-03-20 |archiv-bot=2022-10-11 04:32:32 InternetArchiveBot |abruf=2019-08-05}}</ref> |
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Bei Bombenanschlägen auf zwei Busse rissen am 31. August 2004 die beiden Attentäter 18 Menschen mit in den Tod, mindestens 35 weitere wurden verletzt. Die [[Hamas]] übernahm die Verantwortung für die Anschläge.<ref>''Kölner Stadtanzeiger.'' 1. September 2004, S. 1.</ref> |
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Im Rahmen der Auseinandersetzungen während der [[Operation Gegossenes Blei]] zwischen Israel und der Hamas Ende Dezember 2008 erreichten von der Hamas aus dem Gazastreifen abgefeuerte [[BM-21|Grad-Raketen]] chinesischer Bauart die Stadt und schlugen in einem evakuierten Kindergarten ein.<ref>[http://www.ynetnews.com/articles/0,7340,L-3647569,00.html Rockets reach Beersheba, cause damage]</ref> |
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Am 18. Oktober 2015 [[Lynchjustiz|lynchten]] mehrere Israelis, darunter vier Haupttäter, den [[Eritrea|eritreischen]] Asylsuchenden und Erntehelfer [[Haftom Zarhum]]<ref name=":0">{{Literatur |Autor=Sylvain Cypel |Titel=L’État d’Israël contre les Juifs: Après Gaza – Nouvelle édition augmentée |Reihe=La Découverte Poche |NummerReihe=593 |Auflage=2. |Verlag=Éditions La Découverte |Ort=Paris |Datum=2024 |ISBN=978-2-348-08372-3 |Seiten=94}}</ref><ref name=":1">{{Internetquelle |autor=Piotr Smolar |url=https://www.lemonde.fr/proche-orient/article/2015/10/21/un-migrant-erythreen-lynche-en-marge-d-une-attaque-mortelle-en-israel_4793694_3218.html |titel=Un migrant érythréen lynché en marge d’une attaque mortelle en Israël |werk=[[Le Monde]] |datum=2015-10-20 |abruf=2024-05-21}}</ref> im zentralen Busbahnhof, weil sie ihn aufgrund seiner dunklen Hautfarbe für einen Araber hielten, nachdem sich zuvor in der Stadt ein Anschlag ereignet hatte. Zarhum starb kurz darauf im Soroka-Krankenhaus.<ref name=":1" /> Einer der Täter, David Moyal, erhielt im Juli 2018 von einem Gericht die Strafe von 100<ref name=":0" /> Tagen gemeinnütziger Arbeit, zudem musste er ein Schmerzensgeld von umgerechnet rund 500<ref name=":0" /> Euro an die Familie des Opfers bezahlen. |
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2017 wurde mit dem Bau des Cyberspark begonnen, in dem Universität, internationalen Firmen, Armee und Regierung gebündelt werden soll. Dies soll den nächsten Schritt zum [[Start-up-Nation Israel|digitalen Wunderland]] ermöglichen.<ref>{{Internetquelle |url=https://www.gruenderszene.de/allgemein/cyber-wunder-beersheva |titel=Warum gerade Startups aus Israel einen globalen Zukunftsmarkt erobern |datum=2017-07-07 |sprache=de |abruf=2020-04-03}}</ref> |
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Erstmals sind am 30. Juli 2018 Ballons mit entzündlichen Gegenständen aus dem [[Gazastreifen]] in Beʾer Scheva gelandet. Der seit dem 30. März 2018 andauernde Terror mit Branddrachen und -ballons betraf bislang nur die angrenzende Region.<ref>[https://www.israelnetz.com/politik-wirtschaft/sicherheit/2018/07/31/erstmals-brandballons-in-beer-scheva-gesichtet/ „Erstmals Brandballons in Beʾer Scheva gesichtet.“] In: ''[[Israelnetz]].de'', 31. Juli 2018, abgerufen am 11. August 2018.</ref> |
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Wie auf der Karte oben im Artikel vom [[Terrorangriff der Hamas auf Israel 2023]] zu sehen ist, hatten die Terroristen am 7. Oktober schon 2/3 des Weges vom [[Sperranlage um den Gazastreifen|Zaun des Gazastreifens]] bis Beʾer Scheva zurückgelegt. |
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== Einwohner == |
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Das israelische Zentralbüro für Statistik gibt bei den [[Volkszählung]]en vom 22. Mai 1961, 19. Mai 1972, 4. Juni 1983, 4. November 1995 und vom 28. Dezember 2008 für Beʾer Scheva folgende Einwohnerzahlen an:<ref>[http://www.cbs.gov.il/reader/?MIval=cw_usr_view_Folder&ID=141 Israelisches Zentralbüro für Statistik]</ref> |
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{| class="wikitable" |
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| Jahr der Volkszählung || 1961 || 1972 || 1983 || 1995 || 2008 ||2016 |
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| Anzahl der Einwohner || 43.516 || 85.294 || 110.813 || 149.404 || 187.195 ||205.810 |
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== Politik == |
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[[Datei:עיריית באר שבע מכיוון קצת אחר.JPG|mini|Rathaus, 1972 von Schmu'el Bixson, Michael und Schulammit Nadler, 2014]] |
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=== Liste der Bürgermeister === |
=== Liste der Bürgermeister === |
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# David Tuviahu, 1950–1961 |
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# Zeʾev Zrizi, 1961–1963 |
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# Elijahu Navi, 1963–1986 |
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# Mosche Silberman, 1986–1989 |
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# Jizchaq (Itscho) Rager, 1989–1997 |
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# David Bunfeld, 1997–1998 |
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# Jaʿacov Terner, 1998–2008 |
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# Ruvik Danilovich, seit 2008 |
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== Kultur und Sehenswürdigkeiten == |
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# [[David Tuviahu]] |
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Wichtigste [[Tourismus in Israel|touristische]] Attraktion ist ein wöchentlich stattfindender Beduinenmarkt. In der Altstadt befinden sich der berühmte [[Abrahamsbrunnen]] und das [[Negev-Museum für Kunst]] ({{heS|מוּזֵיאוֹן הַנֶּגֶב לְאָמָּנוּת‎|Mūsej'ōn ha-Negev lə-Ommanūt}}) des Islams und der Völker des Orients, worauf es sich seit 2014 spezialisiert, im Haus des osmanischen Gouverneurs. |
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# [[Zeev Zrizi]] |
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# [[Eliyahu Navi]] |
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# [[Moshe Zilberman]] |
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# [[Itzhak (Itscho) Rager]] |
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# [[David Bunfeld]] |
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# [[Yaacov Terner]] |
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[[Datei:D283-043.jpg|mini|Osmanisches Serail von 1901 mit Anbau der [[Palestine Police]], 1948]] |
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==Moderne Stadt== |
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Die Altstadt wurde jahrzehntelang vernachlässigt. Seit der Jahrhundertwende wurde sie restauriert. Sie stellt ein einzigartiges Beispiel einer geplanten osmanischen Stadt dar. Die Stadtbehörde versucht mit verschiedenen Initiativen den Ort wieder zu beleben. Verschiedene osmanische Denkmäler sind bis heute erhalten geblieben, darunter die ''Große Moschee'', der alte Bahnhof, die Schule der Beduinen-Scheich-Kinder, die Bahnbrücke über den [[Nachal Beʾer Scheva]], der Sarayi-Regierungspalast („[[Serail]]“; heute Polizeiposten) sowie mehrere Villen im [[Osmanisches Reich|ottomanischen]] Stil der Jahrhundertwende. |
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Die heutige Stadt ist überwiegend erst wenige Jahrzehnte alt. Anders als vielen anderen israelischen [[Entwicklungsstadt (Israel)|Entwicklungsstädten]] gelang es Beerscheba, sich zu einem Zentralort der Region zu entwickeln. |
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[[Datei:British military cemetery 3.JPG|mini|''Beersheba War Cemetery'', 2014]] |
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Das Zentrum der Stadt liegt bis heute im Bereich der Altstadt, obwohl in den zurückliegenden Jahrzehnten vorübergehend versucht wurde, andere Zentren zu schaffen. Nördlich der Altstadt wurden große Wohngebiete errichtet, während vor allem im Osten größere Industriegebiete (mit Betrieben v.a. der Bereiche Keramik, Baumaterial und Chemie) geschaffen wurden. |
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An der Grenze der Altstadt befindet sich der [[Soldatenfriedhof|Militärfriedhof]] der [[Commonwealth War Graves Commission]] für 1917 im [[Erster Weltkrieg|Ersten Weltkrieg]] gefallene Angehörige der [[Triple Entente|Entente]]-Streitkräfte, in dem britische wie auch australische und neuseeländische Soldaten des [[Australian and New Zealand Army Corps|ANZAC]]-Armeekorps begraben sind. Zu Ehren der osmanischen Kriegsgefallenen wurde 1999 ein türkisches Denkmal eingeweiht. |
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[[Datei:PikiWiki Israel 13215 Eliyahou Khalaschi Synagogue Beer-Sheva.jpg|mini|''Eliahu-Chalastschi-Zentralsynagoge'' irakischen [[Minhag (Judentum)|Minhags]], 1979/1980 von Nachum Zołotow (1926–2014), 2011]] |
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=== Bildung === |
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Die Stadt verfügt über mehrere Gebäude von moderner Architektur. Darunter der Bahnhof im Stadtzentrum und der Bahnhof bei der Universität, das Jugendkulturzentrum in der Altstadt, die sich im Bau befindliche neue Konzerthalle der [[Beʾer Scheva Sinfonietta]], das einem [[UFO]] ähnelnde Hauptgebäude des [[Sami Shamoon College of Engineering]], die pyramidenförmige Hauptsynagoge, das Bezirks-Gerichtsgebäude, das Bezirks-Regierungsgebäude, mehrere Gebäude der Ben-Gurion-Universität des Negev, das Kulturzentrum [[Beta Israel|äthiopischstämmiger jüdischer Israelis]], die Stadtverwaltung und die [[Andartat Chativat haNegev]] für Gefallene der Negev-Brigade. |
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Außerhalb der Stadt, jedoch auf Stadtgebiet, liegt die archäologische Ausgrabung von [[Tell Be’er Scheva|Tell Beʾer Scheva]]. Auf Stadtgebiet gibt es eine Vielzahl weiterer archäologischer Fundstätten, die jedoch nur teilweise zugänglich sind. |
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Beerscheba hat mit der [[1966]] gegründeten [[Ben-Gurion-Universität des Negevs]] (BGU) eine der bekanntesten Universitäten des Landes. |
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[[Datei:שיקום הגשר בפעולה.jpg|mini|250px|Bahnbrücken über den Beʾer Scheva, rechts die neue von 1999 und links jene von Josef Wennagel, [[Sarona]], der osmanischen [[Osmanische Militärbahn in Palästina#Militärische Ausgangssituation|Militärbahn Masʿūdiyya–Sinai]]. Im Jahr 2016, dem 100. ihres Bestehens, wird ein bei Hochwasser 1965 eingerissener Bogen rekonstruiert und die Brücke Teil eines Wanderwegs]] |
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Die Stadt beherbergt weitere akademische Institute: |
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Beʾer Scheva wird im Süden vom [[Nachal Beʾer Scheva]] durchquert, einem großen in der Trockenzeit ausgetrockneten Flussbett. Bei starken Regengüssen bieten die Fluten des Wasserlaufes ein beeindruckendes Naturspektakel. Der Nachal Beʾer Scheva wird von einer historischen osmanischen Bahnbrücke überbrückt. |
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Im Nordwesten der Stadt existiert ein kleiner städtischer Zoo. |
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* [[Sami Shamoon College of Engineering]] |
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* [[Beer Sheva Technological College]] |
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* [[Kaye Academical College of Education]] |
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* und eine Zweigstelle der [[Offenen Universität]] |
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=== Architektur und Stadtplanung === |
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[[Datei:Negev Mall Tower.JPG|mini|''Negev Mall Tower'']] |
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Beʾer Scheva, sowie die gesamte Südregion Israels, ist seit der modernen Besiedelung ein Versuchsfeld der modernen Architektur und Planung. Das Ergebnis ist teils sehr erfolgreich, teils ernüchternd. |
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Nach der planerisch in dieser Region einmaligen Altstadt (siehe oben) wurde versucht, das Modell der [[Gartenstadt]] in den neuen Quartieren umzusetzen. Die Quartiere waren voneinander getrennt und sollten autonom funktionieren. Aufgrund der wüstenhaften Bedingungen entwickelten sich keine Gärten, sodass später beschlossen wurde, die Lücken in der Stadt aufzufüllen und die Quartiere zu verdichten. Die sehr breiten Straßen spiegeln das zukünftige Wachstumspotenzial wider, und deren Kapazität ist teilweise heute noch viel zu groß. |
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Das in der Stadt gelegene [[Soroka Hospital]] ist von regionaler Bedeutung. Es bedient die gesamte Südregion des Landes und ist ein Zentrum der Spitzenmedizin. Jedes Jahr werden dort rund 14.000 Kinder geboren, was es zum geburtenreichsten Hospital Israels macht. Zugleich ist es auch eine Universitätsklinik. |
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Weiter wurde der Versuch unternommen, die Architektur der Neubauten den Wüstenbedingungen anzupassen. So entstanden kilometerlange überdachte Fußgängersteige und Quartiere mit [[Patio]]häusern und engen Gassen, die Schatten garantieren und bei den häufigen Staubstürmen den Staub fernhalten sollten. |
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Im Norden der Stadt gibt es eine große psychiatrische Klinik. |
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Beʾer Scheva beherbergt auch sehr viele Beispiele des Modernismus der Prägung [[Le Corbusier]]s. Überhaupt ist die Stadt ein Paradebeispiel des umstrittenen [[Sichtbeton]]s. |
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=== Sehenswürdigkeiten === |
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Ferner ist die Region um Beʾer Scheva hierarchisch geplant, nach den verschiedenen Prinzipien der positivistischen [[Wirtschaftsgeographie]], die den Raum gemäß den Zentralorten aufteilt (gemäß den Theorien des deutschen Geographen [[Walter Christaller]]). |
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Wichtigste touristische Attraktion ist ein wöchentlich stattfindender Beduinenmarkt. In der Altstadt befinden sich das [[Negev Museum]], im Haus des ottomanischen Gouverneurs, und der berühmte [[Abrahamsbrunnen]]. |
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Schließlich sind die beduinischen Satellitenstädte ein einmaliges Beispiel der Transformation von [[Nomaden]] und Halbnomaden zu Sesshaften, bei dem verschiedene neue Siedlungsformen mehr oder weniger erfolgreich geschaffen wurden. |
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Die Altstadt wurde Jahrzehnte lang vernachlässigt und wird erst in den letzten Jahren restauriert. Sie stellt ein einzigartiges Beispiel einer geplanten osmanischen Stadt dar. Die Stadtbehörde versucht mit verschiedenen Initiativen den Ort wieder zu beleben. |
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Verschiedene osmanische Denkmäler sind bis heute erhalten geblieben. Darunter das Wohnhaus des Gouverneurs (Negev Museum), die Moschee, der alte Bahnhof, die Schule der Beduinen-Scheich-Kinder, die Bahnbrücke über den [[Nahal Beerscheba]], der Sarayi-Regierungspalast ("Serail"; heute Polizeiposten) sowie mehrere Villen im ottomanischen Stil der Jahrhundertwende. |
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=== Zukunftspläne === |
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An der Grenze der Altstadt befindet sich der britische Militärfriedhof des [[Erster Weltkrieg|Ersten Weltkrieges]], in dem auch australische und neuseeländische Soldaten des [[ANZAC]]-Armeekorps begraben sind. Zu Ehren der ottomanischen Kriegsgefallenen wurde [[1999]] ein türkisches Denkmal eingeweiht. |
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Die geplante maximale Bevölkerungszahl liegt bei 500.000 bis 600.000 Einwohnern. Das Umland der Stadt ermöglicht ohne weiteres eine Expansion, wobei der Entwicklungsschwerpunkt im Norden, Osten und Westen der Stadt liegt. Im Süden sind vor allem Erweiterungen der Industriegebiete geplant. Parallel zu der räumlichen Expansion wird eine Verdichtung, Erneuerung und Belebung der älteren Quartiere angestrebt. |
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Ein mehrere Quadratkilometer großer städtischer [[Park]] ist entlang des [[Wadi]] [[Nachal Beʾer Scheva]] geplant, der mit gereinigten Abwässern [[Bewässerung|bewässert]] werden soll. Ein städtischer Schwerpunkt soll weiterhin die Universität sein, mit anliegenden universitätsnahen Industriebetrieben (vor allem biotechnologische, nach dem „Clustering-Effekt“). |
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Die Stadt verfügt über mehrere Gebäude von herausragender moderner Architektur. Darunter der Bahnhof im Stadtzentrum und der Bahnhof bei der Universität, das Jugendkulturzentrum in der Altstadt, die sich im Bau befindliche neue Konzerthalle der [[Beerscheba Sinfonietta]], das einem [[UFO]] ähnelnde Hauptgebäude des [[Sami Shamoon College of Engineering]], die pyramidenförmige Hauptsynagoge, das Bezirks-Gerichtsgebäude, das Bezirks-Regierungsgebäude, mehrere Gebäude der [[Ben-Gurion-Universität des Negevs]], das Kulturzentrum [[äthiopische Juden|äthiopischer Juden]] und das [[Negevbrigade Monument]]. |
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=== Kultureinrichtungen === |
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Ausserhalb der Stadt, jedoch auf Stadtgebiet, liegt die archäologische Ausgrabung von [[Tell Beerscheba]]. Auf Stadtgebiet gibt es eine Vielzahl weiterer archäologischer Fundstädten, die jedoch nur teilweise zugänglich sind. |
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[[Datei:Mustafa Kemal Ataturk Memorial next to the Turkish Soldiers Monument in Beersheba.jpg|mini|hochkant|[[Mustafa Kemal Atatürk|Atatürk]]-Denkmal neben dem [[Kriegerdenkmal Be’er Scheva|Kriegerdenkmal Beʾer Scheva]]]] |
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Die Stadt besitzt mehrere Kultureinrichtungen mit regionaler, sogar nationaler Ausstrahlung: |
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* Jugendkulturzentrum in der Altstadt |
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Beerscheba wird im Süden vom [[Nahal Beerscheba]], einem grossen in der Trockenzeit ausgetrockneten Flussbett, durchquert. Bei starken Regengüssen bieten die Fluten des Wasserlaufes ein beeindruckendes Naturspektakel. Der Nahal Beerscheba wird von einer historischen osmanischen Bahnbrücke überbrückt. |
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* das Beʾer Scheva-Theater |
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* das städtische Kulturzentrum |
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* die städtische Bibliothek |
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* das Konservatorium |
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* das Kultur- und Kunstzentrum ''Jad-la-Banim'' (Mahnmal den [gefallenen] Söhnen [zu Gedenken]) |
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* die Beʾer Scheva-Sinfonietta |
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* das Bat-Dor-Ballettzentrum, eine Zweigstelle der Tel Aviver [[Bat-Dor]]-Tanztruppe |
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* eine Vielzahl Kulturclubs der [[Alija|Einwanderergemeinden]] (u. a. lateinamerikanischer, georgischer, äthiopischer, russischer, angelsächsischer oder frankophoner Club) |
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Im Dezember 2008 eröffnete ein [[Multiplex-Kino]] mit zwölf Sälen; in einem Saal werden [[IMAX]]-Filme gezeigt. |
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=== Verkehr === |
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=== Sport === |
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Beerscheba ist ein wichtiger Verkehrsknotenpunkt in Südisrael. Der Busbahnhof ist einer der größten in Israel und bietet Verbindungen mit der gesamten Südregion, sowie mit dem Rest des Landes an. |
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Der örtliche Fußballverein [[Hapoel Be’er Scheva|HaPoʿel Beʾer Scheva]] gewann zweimal in den Siebzigern und 2016 die [[Ligat ha’Al|israelische Landesmeisterschaft]] und 1997 den [[Israelischer Fußballpokal|Pokalwettbewerb]]. Der Erstligist trug seine Spiele bis 2015 im 13.000 Zuschauer fassenden [[Arthur-Vasermil-Stadion]] aus. Seit der Neueröffnung im September 2015 spielt er im Turner-Stadion, welches ein Fassungsvermögen von 16.126 Zuschauern hat. Wegen Sicherheitsproblemen ist das Stadion seit August 2020 geschlossen.<ref>{{Internetquelle |autor=יניב טוכמן |url=https://sports.walla.co.il/item/3377704 |titel=הפועל באר שבע: הגג יוסר, אצטדיון טרנר לא צפוי להיפתח העונה |werk=sports.walla.co.il |datum=2020-08-02 |sprache=he |abruf=2020-12-02}}</ref> |
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Beʾer Scheva gilt als [[Schach]]-Hochburg. Im Verhältnis zu seiner Einwohnerzahl gesehen hat Beʾer Scheva die meisten Schachgroßmeister weltweit. Im Oktober 2005 wurde die [[Schach-Mannschaftsweltmeisterschaft]] der [[FIDE]] in Beʾer Scheva durchgeführt. |
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Die Stadt ist ebenfalls ein Bahnknotenpunkt. In Beerscheba laufen die Linien [[Lod]]-Beerscheba, [[Dimona]]-Beerscheba und [[Ramat Chovav]]-Beerscheva zusammen. Bis [[2009]] sollte die Neubaustrecke [[Aschkelon]]-Beerscheba hinzukommen. [[Israel Railways]] bietet stündliche Bahnverbindungen nach [[Tel Aviv]], [[Haifa]] und [[Nahariyya]] an. Ende [[2005]] wird auch [[Dimona]] vier Mal täglich für Passagiere erreichbar sein. Die Bahnstrecke nach Lod wird momentan auf Doppelspur erweitert, sowie weitläufig begradigt. Heutzutage dauert die Bahnreise nach Tel Aviv ca. 1 h 20 min. Nach Abschluss der Doppelspurerweiterung und Begradigung [[2007]] sollte die Reisezeit auf unter 50 min verkürzt werden. |
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== Wirtschaft und Infrastruktur == |
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In der Stadt gibt es zwei Bahnhöfe: der Sackbahnhof Beerscheba-Zentrum (Beer Sheva Merkaz) liegt im modernen Stadtzentrum, gleich neben dem Busbahnhof. Beerscheba-Nord/Universität (Beer Sheva Zafon/Universita) liegt im Nordosten der Stadt und ist durch eine Brücke (Neubau [[2005]]) direkt mit der Ben-Gurion Universität verbunden. |
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=== Verkehr === |
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==== Regionaler und nationaler Busverkehr ==== |
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Beʾer Scheva ist ein wichtiger Verkehrsknotenpunkt in Südisrael. Der Busbahnhof ist einer der größten in Israel und bietet Verbindungen mit der gesamten Südregion sowie mit dem Rest des Landes an. Die Linien werden von der privaten Gesellschaft [[Metropoline]] und der [[Egged]]kooperative bedient. |
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==== Städtischer Busverkehr ==== |
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Städtische Busse werden von der privatisierten Gesellschaft [[Metrodan Beerscheba]] betrieben und bedienen alle Stadtbezirke. |
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Städtische Busse werden von der privatisierten Gesellschaft [[Metrodan Be’er Scheva|Metrodan Beʾer Scheva]] betrieben und bedienen alle Stadtbezirke. |
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==== Schienenverkehr ==== |
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Von Norden her ist die Stadt über eine Halb-Autobahn erreichbar. Die [[Trans-Israel Autobahn]] wird in Zukunft Beerscheba erreichen. Momentan ist der Abschnitt zwischen [[Ramla]] und [[Beit Kama]] im Bau. |
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In der Stadt gibt es zwei aktive [[Bahnhof|Bahnhöfe]]: |
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* [[Bahnhof Beʾer Scheva Merkaz|Beʾer Scheva Merkaz]] (Beʾer Scheva-Zentrum), 2000 eröffnet als [[Kopfbahnhof]], liegt im modernen Stadtzentrum, gleich neben dem Busbahnhof. 2021 erhielt der Bahnhof ein fünftes Bahnsteiggleis und einen zusätzlichen [[Bahnsteig]].<ref>''Beersheba Expansion'' (Pressemitteilung von Rakkevet Israel vom 10. Juni 2021). In: ''HaRakevet.'' 134 (September 2021), S. 3).</ref> |
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* [[Bahnhof Beʾer Scheva Zafon/Universita|Beʾer Scheva Zafon/Universita]] (Beʾer Scheva-Nord/Universität), 1956 eröffnet (1979 bis 1997 nur Güterverkehr), liegt im Nordosten der Stadt und ist durch der Brücke ''Puente México'' (Neubau 2005) direkt mit der Ben-Gurion-Universität verbunden. |
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In den Bahnhöfen laufen vier [[Bahnstrecke]]n zusammen: |
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Im Nordwesten der Stadt liegt der [[Sde Teiman Flugplatz]]. Dieser bedient keine kommerziellen Inlandflüge. Er wird vor allem von der privaten Luftfahrt genutzt. |
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* [[Bahnstrecke Naharija–Be’er Sheva|Hauptlinie von Naharija]], 1956 eröffnet |
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Im Westen liegt der wichtige [[Militärflughafen Chazerim]]. Das bekannte [[Museum der Israelischen Luftwaffe]] ist dort beheimatet. Im Osten, zwischen Beerscheba und [[Dimona]], liegt der grosse [[Militärflughafen Nevatim]]. |
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* [[Bahnstrecke Aschkelon–Be’er Scheva|Bahnstrecke Aschqelon–Beʾer Scheva]], 2015 eröffnet |
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* Bahnstrecke [[Dimona]]–Beʾer Scheva, 1967 eröffnet |
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* Beʾer Scheva–[[Ramat Chovav]] (nur Güterverkehr). Die Strecke wurde 2004 in Betrieb genommen und nutzt abschnittsweise die alte [[Trasse (Verkehrsweg)|Trasse]] der [[Osmanische Militärbahn in Palästina#Militärische Ausgangssituation|osmanischen Militärbahn Masʿūdiyya–Sinai]], die 1915 bis 1918 in Betrieb war. |
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Die [[Israel Railways|Rakkevet Israel (RI)]] bietet stündliche Verbindungen nach [[Tel Aviv]], [[Haifa]] und [[Naharija]] an. Die Bahnstrecke nach Naharija ist bis Lod [[Mehrgleisigkeit|zweigleisig]] ausgebaut und begradigt worden, womit die Reisezeit von etwa 1 h 20 min auf 55 Minuten verkürzt werden konnte.<ref>{{Internetquelle |url=http://www.israelmagazin.de/in-55-minuten-von-tel-aviv-nach-be%C2%B4er-sheva |titel=In 55 Minuten von Tel Aviv nach Beʾer Sheva |werk=israelmagazin.de |datum=2012-07-16 |sprache=de |abruf=2017-05-24}}</ref> |
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=== Kuriositäten === |
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Die Raumplanung sieht für die Stadt eine [[Straßenbahn]] vor, deren Netz sich bis in die Satellitenstädte erstrecken soll. Hintergrund ist das erwartete exorbitante Wachstum der Stadt, deren Einwohnerzahl sich in den nächsten zehn Jahren um ein Drittel erhöhen soll, was den derzeit auf Busverkehr basierenden [[ÖPNV]] der Stadt überfordern wird. Das [[Ministerium für Verkehr und Straßensicherheit (Israel)|israelische Verkehrsministerium]] hat deshalb die Genehmigung erteilt, mit der Planung für eine erste Strecke zu beginnen. Sie könnte frühestens 2025 in Betrieb gehen.<ref>Jeremaya Goldberg: ''[Meldung]'' aus [[International Railway Journal]] vom 11. Juli 2017. Abgedruckt in: ''HaRakevet'', Nr. 118 (September 2017). {{ISSN|0964-8763}}, S. 13.</ref> |
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Die Stadt gilt als [[Schach]]-Mekka. Sie ist weltweit die Stadt mit den meisten Schachgroßmeistern per capita. |
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==== Straßenverkehr ==== |
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Von Norden her ist die Stadt über eine Halb-Autobahn {{RSIGN|IL|H|40}} erreichbar. Die [[Trans-Israel-Autobahn]] ''Kvisch [[Datei:ISR-FW-6.svg|20px]]'' wird in Zukunft Beʾer Scheva erreichen. Momentan ist der Abschnitt zwischen [[Ramla]] und [[Bet Kama]] im Bau. Sechs Zufahrtsstraßen erreichen die Stadt sternförmig: von [[Kirjat Gat|Qirjat Gat]] im Norden, [[Aschkelon|Aschqelon]] im Nordwesten, Kibbuz [[Chazerim]] im Westen, [[Mitzpe Ramon]] im Süden, [[Dimona]] im Südosten und [[Hebron]] im Nordosten. Eine östliche Umfahrungsstraße erübrigt die Durchquerung der Stadt und ist Teil eines zukünftigen Autobahnringes. |
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==== Flugverkehr ==== |
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* Chemische Industrie |
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Im Nordwesten der Stadt liegt der [[Sde-Teiman-Flugplatz]]. Dieser bedient keine kommerziellen Inlandflüge. Er wird vor allem von der privaten Luftfahrt genutzt. Im Westen liegt der wichtige [[Militärflugplatz Chazerim]]. Das bekannte [[Museum der israelischen Luftwaffe]] ist dort beheimatet. Im Osten, zwischen Beʾer Scheva und [[Dimona]], liegt der große [[Militärflugplatz Nevatim]]. |
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Seit vielen Jahren gibt es Überlegungen, bei Beʾer Scheva einen weiteren internationalen Flughafen zu errichten, da der [[Flughafen Ben Gurion]] bei [[Tel Aviv-Jaffa]] an seine Grenzen stößt. Eine Möglichkeit wäre, dafür den Militärflugplatz Nevatim auszubauen und dual zu nutzen – also militärisch und zivil, wie es zuvor schon mit dem [[Militärflugplatz Ovda]] gemacht wurde.<ref>{{Internetquelle |url=https://www.timesofisrael.com/two-air-force-bases-under-consideration-to-be-third-international-airport/ |titel=Two air force bases under consideration as Israel’s third international airport |werk=The Times of Israel |datum=2018-05-02 |sprache=en |abruf=2023-10-06}}</ref> |
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=== Wirtschaft === |
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* Chemische Industrie: ICL ([[Dead Sea Works]]) |
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* Verarbeitende Industrie |
* Verarbeitende Industrie |
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* Maschinenbau |
* Maschinenbau |
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* Handel |
* Handel |
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* Medizin |
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* Dienstleitungszentrum |
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* Dienstleistungszentrum |
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* Verwaltungszentrum |
* Verwaltungszentrum |
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* Verkehrszentrum |
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* akademische Forschung und Entwicklung |
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* Akademische Forschung und Entwicklung |
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* Bildung |
* Bildung |
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* Im [[Gav Yam Negev Advanced Technologies Park]] am Rande der Stadt siedelten sich viele [[Start-up-Unternehmen]] zur Thematik Cyber-Sicherheit an. Diese Industrieansiedlung wird durch staatliche Steuervergünstigungen unterstützt.<ref>{{Internetquelle |autor=Angela Gruber |url=http://www.spiegel.de/netzwelt/web/beer-sheva-als-cybersecurity-zentrum-nicht-cool-aber-erfolgreich-a-1195135.html |titel=Israels IT-Industrie: Warum Cyber-Cracks in die Wüste ziehen |datum=2018-04-23 |abruf=2018-04-23}}</ref> |
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* der Tourismus spielt nur eine untergeordnete Rolle; der Kongresstourismus ist wegen der Universität von Bedeutung |
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* Der Tourismus spielt nur eine untergeordnete Rolle; der Kongresstourismus ist wegen der Universität von Bedeutung. |
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=== Bildung === |
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== Städtepartnerschaften == |
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Beʾer Scheva hat mit der 1966 gegründeten [[Ben-Gurion-Universität des Negev]] (BGU) eine der bekanntesten Universitäten des Landes. |
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Die Stadt beherbergt weitere akademische Institute: |
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Beerscheba hat mit [[Wuppertal]] seit [[1977]] eine [[Städtepartnerschaft]]. Es ist die älteste Partnerschaft zwischen einer deutschen und einer israelischen Großstadt. Weiter bestehen Städtepartnerschaften mit: |
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*[[Addis Abeba]] ([[Äthiopien]]) |
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*[[Adana]] ([[Türkei]]) |
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*[[Oni]] ([[Georgien]]) |
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*[[Winnipeg]] ([[Kanada]]) |
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*[[La Plata]] ([[Argentinien]]) |
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*[[Lyon]] ([[Frankreich]]) |
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*[[Nis]] ([[Serbien und Montenegro]]) |
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*[[Seattle]] ([[USA]]) |
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*[[Paramatta]] ([[Australien]]) |
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*[[Cluj-Napoca]] ([[Rumänien]]) |
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*[[Rodenheim]] ([[Deutschland]]) |
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* [[Sami Shamoon College of Engineering]] |
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== Weblinks == |
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* [[HaMichlalah haTechnologit Beʾer Scheva]] ({{heS|המכללה הטכנולוגית בְּאֵר שֶׁבַע‎|HaMichlalah haṬechnōlōgīt Bəʾer Scheva|en=Beʾer Sheva Technological College}}) |
|||
* [[Michlelet Kaye]] ({{heS|המכללה האקדמית לחינוך ע"ש קיי‎|HaMichlalah haAqademīt ləChinnūch ʿal Schem Kaye|en=Kaye Academical College of Education}}) |
|||
* und eine Zweigstelle der [[Open University of Israel|Offenen Universität]] |
|||
Insgesamt studieren in Beʾer Scheva 2017 ca. 25.000 Menschen.<ref>[https://www.israelnetz.com/politik-wirtschaft/tourismus/eine-boomende-stadt/ Israelnetz.de vom 8. März 2018: Eine boomende Stadt]</ref> |
|||
* [http://www.beer-sheva.muni.il Website der Stadt Beerscheba] |
|||
* [http://www.bgu.ac.il Ben-Gurion-Universität des Negevs] |
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=== Gesundheit === |
|||
[[Datei:Soroka.JPG|mini|Soroka Hospital]] |
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Das in der Stadt gelegene [[Soroka Hospital]] ist von überregionaler Bedeutung. Es bedient die gesamte Südregion des Landes und ist ein Zentrum der Spitzenmedizin. Jedes Jahr werden dort rund 14.000 Kinder geboren, was es zum geburtenreichsten [[Krankenhaus|Hospital]] Israels macht. Zugleich ist es auch eine [[Universitätsklinikum|Universitätsklinik]]. |
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Im Norden der Stadt gibt es eine große psychiatrische Klinik. |
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=== Gefängnis === |
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[[Kategorie:Ort in Israel]] |
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Im Süden der Stadt befindet sich das [[Be’er-Scheva-Gefängnis|Beʾer Scheva-Gefängnis]], ein Hochsicherheitsgefängnis. |
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[[Kategorie:Ort in der Bibel]] |
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== Persönlichkeiten == |
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{{Koordinate Artikel|31_14_N_34_47_E_type:city(182000)|31° 14' N 34° 47' O}} |
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* [[Ytai Abougzir]] (* 1983), US-amerikanischer Tennisspieler |
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* [[Yuval Amihai]] (* 1981), Jazzmusiker |
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* [[Avi Avital]] (* 1978), Mandolinist |
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* [[Eviatar Banai]], israelischer Sänger |
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* [[Orna Banai]], israelische Schauspielerin |
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* [[Elyaniv Barda]] (* 1981), israelischer Fußballspieler |
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* [[Zehava Ben]], israelische Sängerin |
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* [[Yossi Benayoun]] (* 1980), israelischer Fußballspieler |
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* [[Moti Ben-Moshe]] (* 1975), israelischer Unternehmer |
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* [[Miri Buhadana]], israelisches Model |
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* [[Almog Cohen]] (* 1988), israelischer Fußballspieler |
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* [[Or Dadia]] (* 1997), israelischer Fußballspieler |
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* [[Ofer Eini]], Vorsitzender der [[Histadrut]]-Gewerkschaft |
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* [[Ronit Elkabetz]] (1964–2016), Schauspielerin, Filmregisseurin und Drehbuchautorin |
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* [[Abdallah Frangi]] (* 1943), palästinensischer Politiker |
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* [[Zvika Hadar]], israelischer Fernsehmoderator |
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* [[Yoav Lumbroso]] (* 2000), Handballspieler |
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* [[Shahar Nakav]] (* 1997), Fußballspielerin |
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* [[Amir Ohana]] (* 1976), Politiker |
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* [[Ilan Ramon]] (1954–2003), erster israelischer Astronaut |
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* [[Yehudit Ravitz]] (* 1956), israelische Sängerin |
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* [[Ziv Ravitz]] (* 1976), israelischer Jazzmusiker |
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* [[Eyad El-Sarraj]] (1944–2013), palästinensischer Psychiater und Politiker |
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* [[Silvan Shalom]] (* 1958), ehemaliger israelischer Außenminister |
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* [[Omer Meir Wellber]] (* 1981), israelischer Dirigent |
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== Städtepartnerschaften == |
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[[ar:بئر السبع]] |
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* {{CIV|#|WIDTH=25}} [[Bouaké]], [[Elfenbeinküste]] |
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[[bg:Беер Шева]] |
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* {{DEU|#|WIDTH=25}} [[Wuppertal]], [[Deutschland]] <small>(seit 1977)</small>, dies ist die älteste [[Städtepartnerschaft]] zwischen einer deutschen und einer israelischen Großstadt. |
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[[en:Beersheba]] |
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* {{FRA|#|WIDTH=25}} [[Lyon]], [[Frankreich]] <small>(seit 1977)</small> |
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[[fr:Beer-Sheva]] |
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* {{CAN|#|WIDTH=25}} [[Winnipeg]], [[Kanada]] <small>(seit 1983)</small> |
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[[he:באר שבע]] |
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* {{GEO|#|WIDTH=25}} [[Oni (Georgien)|Oni]], [[Georgien]] <small>(seit 2000)</small> |
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[[it:Be'er Sheva]] |
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* {{TUR|#|WIDTH=25}} [[Adana]], [[Türkei]] <small>(seit 2001)</small> |
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[[nl:Beër Sjeva]] |
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* {{ETH|#|WIDTH=25}} [[Addis Abeba]], [[Äthiopien]] <small>(seit 2004)</small> |
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[[pt:Berseba]] |
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* {{PHL|#|WIDTH=25}} [[Cebu City]], [[Philippinen]] |
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[[ru:Беэр-Шева]] |
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* {{CAN|#|WIDTH=25}} [[Montreal]], [[Kanada]] |
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[[sv:Beer Sheba]] |
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* {{ROU|#|WIDTH=25}} [[Cluj-Napoca]], [[Rumänien]] |
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* {{ARG|#|WIDTH=25}} [[La Plata (Argentinien)|La Plata]], [[Argentinien]] |
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* {{SRB|#|WIDTH=25}} [[Niš]], [[Serbien]] |
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* {{AUS|#|WIDTH=25}} [[Parramatta]], [[Australien]] |
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== Weblinks == |
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{{Wiktionary|Beer Sheva|Beʾer Scheva}} |
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* [http://www.beer-sheva.muni.il/ Website der Stadt] |
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* {{WiBiLex |Beerscheba |Autoren=[[Detlef Jericke]]}} |
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== Einzelnachweise == |
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[[Kategorie:Negev]] |
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[[Kategorie:Be’er Scheva| ]] |
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[[Kategorie:Hochschul- oder Universitätsstadt]] |
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[[Kategorie:Nakba]] |
Aktuelle Version vom 21. Mai 2025, 03:32 Uhr
Beʾer Scheva | ||
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Basisdaten | ||
hebräisch: | בְּאֵר שֶׁבַע | |
arabisch: | بئر السبع | |
Staat: | ![]() | |
Bezirk: | Süd | |
Koordinaten: | 31° 15′ N, 34° 47′ O | |
Höhe: | 260 m | |
Fläche: | 117,500 km² | |
Einwohner: | 209.002 (Stand: 2018)[1] | |
Bevölkerungsdichte: | 1.779 Einwohner je km² | |
Gemeindecode: | 9000 | |
Zeitzone: | UTC+2 | |
Postleitzahl: | 84*** | |
Gemeindeart: | Stadt | |
Bürgermeister: | Ruvik Danilowitsch | |
Website: | ||
Beʾer Scheva (hebräisch בְּאֵר שֶׁבַע [bɛ(ʾ)ɛr'ʃɛva] , übersetzt „Brunnen des Schwurs“ oder „Brunnen der Sieben“; arabisch بئر السبع, DMG Biʾr as-Sabʿ, osmanisch-türkisch Birüssebi, englisch Beersheba, teils auch Beerscheba) ist eine Großstadt im Süden Israels; sie ist eine der größten Städte des Landes.
Demografie
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Beʾer Scheva gilt als „Hauptstadt des Negev“, an dessen Rand sie liegt. Lange Zeit war die Stadt die viertgrößte Stadt Israels nach Jerusalem, Tel Aviv und Haifa; inzwischen ist sie jedoch mit 209.002 Einwohnern (Stand 2018)[2] hinter Rischon LeZion und Aschdod zurückgefallen, gilt aber weiterhin als eine der Metropolen des Landes. Die Bevölkerungszahl liegt de facto um bis zu 20.000 Einwohner höher als amtlich erfasst. Viele Studenten der vier in der Stadt gelegenen akademischen Institute sind offiziell nicht als Beʾer Schevaiten registriert. Die relative Abgeschiedenheit der Stadt vom Landeszentrum macht sie zu einem überaus wichtigen regionalen Anziehungspunkt.
Seit 2001 ist eine Agglomeration um Beʾer Scheva offiziell definiert. Ende 2004 lebten dort in 125 Ortschaften 521.100 Einwohner mit einer jährlichen Wachstumsquote von 1,8 %. Im innersten Siedlungsring liegen die Satellitenstädte Omer, Tel Scheva, Lehavim, Rahat, Ofaqim, Segev Schalom und Meitar. Im mittleren und äußeren Ring liegen die Ortschaften Arad, Sderot, Netivot, Mizpe Ramon, Jerocham, Laqiye, Kuseife, Hura, ʿArʿara baNegev und Dimona.
Geographie
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Lage
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Ein Großteil der Stadt liegt in der Beʾer Scheva-Arad-Senke (hebräisch בִּקְעַת עֲרָד-בְּאֵר שֶׁבַע Biqʿat ʿArad-Beʾer Scheva). Das Stadtviertel Ramot im Nordosten erstreckt sich über die Hügel der letzten Ausläufer des Hebron-Gebirges, dem südlichen Teil des aus weißem Kalkstein bestehenden Judäischen Berglands. Die in der Ebene gelegenen Stadtteile stehen auf Löss, einem homogenen, ungeschichteten Sediment, in dem Wasser kaum versickern kann. Bei den seltenen Regenfällen sammeln sich daher dort schnell größere Mengen von Oberflächenwasser; lokale Überschwemmungen, Schlammbildung und Bodenerosion sind die Folge. Das Stadtgebiet innerhalb der offiziellen Stadtgrenzen beträgt 54 Quadratkilometer.
Stadtgliederung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Die heutige Stadt ist überwiegend erst wenige Jahrzehnte alt. Anders als viele andere israelische Entwicklungsstädte gelang es Beʾer Scheva, sich zu einem Zentralort der Region zu entwickeln.
Das Zentrum der Stadt liegt bis heute im Bereich der Altstadt, obwohl in den zurückliegenden Jahrzehnten vorübergehend versucht wurde, andere Zentren zu schaffen. Nördlich der Altstadt wurden große Wohngebiete errichtet, während vor allem im Osten und Süden größere Industriegebiete (mit Betrieben der Bereiche Keramik, Baumaterial und Chemie) geschaffen wurden. Die chemische Schwerindustrie wurde ab den Siebzigerjahren ins südliche Industriegebiet Ramat Chovav umgesiedelt.
Die meisten Stadtviertel Beʾer Schevas, vor allem die älteren, sind nummeriert nach den Zahlwerten der Buchstaben des hebräischen Alphabets, gemäß dem Schema „Schchunah (Wohngebiet) + Buchstaben“. Die Grenze zwischen den Quartieren verläuft meistens entlang der sehr breiten Hauptverkehrsachsen. Die buchstabierten Viertel sind: Schchunah Aleph (1), Beit (2), Gimmel (3), Dalet (4), Dalet-Ost (auch Alt-Waw), He (5), Waw (6) (auch Neu-Waw), Ṭet (9) und Jod-Aleph (11). Die nicht nummerierten Quartiere sind: die Altstadt (haʿIr haʿAttiqa), das moderne Stadtzentrum (Merkaz Ezrachi), Ramot, Newe Noj, Newe Zeʾev, Darom, Nachal Beqa und Nachal Aschan/Newe Menachem sowie die Industriegebiete Qirjat Jehudit und ʿEmeq Sarah.
Klima
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Durch seine Lage im nördlichen Negev hat Beʾer Scheva im Sommer tagsüber ein heißes und sehr trockenes Klima, wobei die Nächte verhältnismäßig mild sind. Im Winter ist es tagsüber mild, nachts relativ kühl. Frost ist äußerst selten, Schnee kommt nur wenige Male pro Jahrhundert vor. Regen fällt nur sporadisch, durchschnittlich 195,4 Millimeter jährlich und nur in der winterlichen Regenperiode. Somit liegt die Stadt definitionsgemäß in einer Halbwüstenzone. Im Frühling treten häufig massive Staubstürme auf. Im Winter kommen in den ebenen Stadtteilen dichte Morgennebel vor. Die vorherrschenden Winde am frühen Morgen kommen aus dem Süden (trockene Wüstenluft) und am Nachmittag sowie Abend aus dem Nordwesten (feuchte Meeresluft).
Monatliche Durchschnittstemperaturen und -niederschläge für Beʾer Scheva
Quelle: WMO
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Geschichte
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Antike
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Bei Ausgrabungen seit 1969 auf dem östlich der Stadt gelegenen „Tell Beʾer Scheva“ wurden menschliche Siedlungsspuren aus dem vierten vorchristlichen Jahrtausend gefunden. Die UNESCO hat diesen Tell im Jahr 2005 zum Weltkulturerbe erklärt.
In der Bibel wird Beʾer Scheva mehrfach im Zusammenhang mit den Patriarchen Abraham und Isaak erwähnt. Im 1. Buch Mose wird geschildert, wie Abraham einen Bund mit Abimelech schließt und dadurch einen von ihm gegrabenen Brunnen ungestört nutzen kann (Gen 21,22 EU). Nach der Darstellung der Bibel lag später bei Beʾer Scheva die Südgrenze des israelitischen Siedlungsgebiets (Ri 20,1 EU). Dies galt, dem Buch Nehemia zufolge, auch für die Wiederansiedlung nach dem Babylonischen Exil (Neh 11,30 EU).
Daneben gibt es noch weitere Verweise im Tanach auf Beʾer Scheva:
- Hagar irrt bei der Wüste nahe Beʾer Scheva umher (Gen 21,14).
- Abraham pflanzt in Beʾer Scheva einen Tamariskenbaum und betet Gott an (Gen 21,33)
- Nach der Bindung Isaaks kehren Abraham und seine Diener zurück nach Beʾer Scheva (Gen 22,19)
- Nach den Streitigkeiten um Brunnen und Wasser zwischen den Hirten Isaaks und den Hirten Gerars zieht Isaak nach Beʾer Scheva (Gen 26,23)
- Jakob bricht von Beʾer Scheva auf, um nach Haran zu gehen; auf dieser Reise sieht er die Himmelsleiter (Gen 28,10)
- Jakob opfert auf dem Weg nach Ägypten in Beʾer Scheva, als er in hohem Alter zu seinem Sohn Josef zieht (Gen 46,1.5)
- Beʾer Scheva liegt im Stammesgebiet Juda (Jos 15,28; Neh 11,27.30) und wird vom Stamm Simeon geerbt (Jos 19,2; 1Chr 4,28)
- Die Versammlung der Stämme gegen Benjamin besteht u. a. aus Leuten von Beʾer Scheva (Ri 20,1)
- Ganz Israel – eingeschlossen Beʾer Scheva – erkennt die Autorität Samuels als Prophet an (1Sam 3,20)
- Die Söhne Samuels Joel und Abija sind Richter in Beʾer Scheva (1Sam 8,2)
- Abner will das Gebiet bis Beʾer Scheva für Davids Regierung beanspruchen (2Sam 3,10)
- Huschai rät Absalom, ganz Israel inklusive Beʾer Scheva zu versammeln, um gegen David zu kämpfen (2Sam 17,11)
- Bei der Volkszählung Davids wird ganz Israel inklusive Beʾer Scheva registriert (2Sam 24,2.7; 1Chr 21,2), weswegen die Pest über ganz Israel inklusive Beʾer Scheva ausbricht (2Sam 24,15)
- Der Frieden zur Zeit Salomos kommt ganz Israel zugute, von Dan bis Beʾer Scheva (1Kön 5,5)
- Elia flieht vor Isebel über Beʾer Scheva – wo er seinen Diener zurücklässt – in die Wüste, um zu sterben (1Kön 19,3)
- Zibja, die Mutter des Königs Joasch von Juda, kommt aus Beʾer Scheva (2Kön 12,2; 2Chr 24,1)
- Josia von Juda zerstört die Höhenheiligtümer von Gebe bis nach Beʾer Scheva (2Kön 23,8)
- Joschafat von Juda bringt das Volk – inklusive Beʾer Scheva – zurück zu Adonai (2Chr 19,4)
- Ganz Israel inklusive Beʾer Scheva soll unter Hiskia von Juda wieder in Jerusalem Pessach feiern (2Chr 30,5)
- In der prophetischen Literatur wird Beʾer Scheva nur in Am 5,5; 8,14 erwähnt.
Ausgrabungen auf dem Tell ergaben, dass ab 1100 v. Chr. eine stark befestigte israelitische Stadt existierte. Auch in späteren Jahrhunderten war die Stadt besiedelt. Die Makkabäer, die Römer und Byzantiner hatten hier Truppen stationiert.
Nach der arabischen Eroberung im 7. Jahrhundert wurde die Stadt aufgegeben und verfiel.
20. Jahrhundert
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Der Ort wurde 1899 zur Sesshaftmachung der Beduinen der Wüste errichtet.[3] Erste Maßnahmen der Osmanen führten im 20. Jahrhundert zu einer neuen Blüte. Wenige Jahre später entstand unter deutscher Beteiligung die heutige Altstadt mit rechtwinkligen Straßenzügen. Die Motive hinter der Gründung der Stadt waren u. a. die Schaffung eines städtischen Zentrums für die bessere Kontrolle der rebellierenden Beduinen und eines strategischen Vorpostens auf dem Weg zum Sueskanal.

Um die stationierten Truppen der Mittelmächte mit dem deutschen Levante-Korps an der Sinai- und Palästinafront zu versorgen, errichtete die Osmanische Militärbahn die Schmalspurstrecke Masʿūdiyya–Sinai, die im Oktober 1915 Beʾer Scheva erreichte.
Am 31. Oktober 1917 konnten die Briten unter General Edmund Allenby die Stadt durch die 4. leichte Kavalleriebrigade des Australian and New Zealand Army Corps (ANZAC) in der Schlacht von Beʾer Scheva erobern.[4] In Beʾer Scheva befindet sich der Soldatenfriedhof der ANZAC und das Kriegerdenkmal Beʾer Scheva für gefallene osmanische Soldaten.
Von Ägypten kommend erreichte die britische Militärbahn Rafah–Beʾer Scheva in Normalspur den Bahnhof der Stadt im Mai 1918. Die Briten hatten schon 1917 die osmanische Schmalspurbahn nach Norden bis Tulkarm auf Normalspur umgestellt. Beide Linien wurden aber mangels Verkehrsaufkommens 1918 (nach Norden) und 1927 (nach Ägypten) eingestellt.

Bei den Ausschreitungen in Palästina 1929 verließ die jüdische Bevölkerung die Gegend. Im gegen das britische Mandat gerichteten Arabischen Aufstand 1936–1939 hatten die Rebellen im September 1938 kurzzeitig die Kontrolle über den Ort.[3] Der UN-Teilungsplan 181 (II) von 1947 sah vor, dass Beʾer Scheva im arabischen Staat liegen soll. Nach der Eroberung durch israelische Truppen im Palästinakrieg, dem Krieg um Israels Unabhängigkeit, siedelten sich im Oktober 1948 wieder Juden an. Der Ort war zu diesem Zeitpunkt im Zuge der sogenannten Nakba bereits von den Arabern und den ägyptischen Truppen verlassen worden. Es wurde ein Stadtwappen eingeführt, das die Worte aus Genesis 21,33 „Er (Abraham) pflanzte eine Tamariske in Beʾer Scheva“ trägt.
1950 kam es zu einer weiteren Vertreibung, als rund 10.000[5] Beduinen aus der Umgebung sowie aus Al-Auja (Jericho) in Richtung des Sinai vertrieben wurden, damit wollte die Regierung ägyptische Ansprüche auf den Negev unterbinden.[5] Als Entwicklungsstadt gelang es Beʾer Scheva, sich zu einem Zentrum der Region zu entwickeln. Bis 1956 stieg die Einwohnerzahl auf rund 20.000.[6] Im März 1956 eröffnete die Bahngesellschaft Rakkevet Israel den neuen Bahnhof Beʾer Scheva (seit 1999 mit Zusatz Zafon/Universita) an ihrer bis dorthin verlängerten Hauptlinie von Naharija, die streckenweise die Trasse der osmanischen Militärbahn nutzt. 1966 wurde die Ben-Gurion-Universität des Negev gegründet, eine der bekanntesten Universitäten des Landes.
Am 27. Mai 1979 besuchten kurz nach Abschluss des Israelisch-ägyptischen Friedensvertrages der ägyptische Präsident Anwar as-Sadat zusammen mit seinem Vizepräsidenten Husni Mubarak, dem israelischen Staatspräsidenten Jitzchaq Navon, dem Ministerpräsidenten Menachem Begin und dem US-amerikanischen Außenminister Cyrus Vance die Stadt. Sie flogen gemeinsam nach einem Besuch in El-Arisch auf dem Sinai am gleichen Tag nach Beʾer Scheva.[7]
21. Jahrhundert
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Am 10. Februar 2002 schossen zwei palästinensische Terroristen aus einem gestohlenen Fahrzeug vor den Eingang einer Militäreinrichtung mit Schnellfeuergewehren wahllos auf eine Gruppe israelischer Soldaten, die sich vor dem Stützpunkt an einem Kiosk aufhielten. Bei dem Attentat wurden zwei Soldatinnen, Leutnant Keren Rothstein, 20 und die Gefreite Aya Malʾachi, 18 getötet, 20 Personen wurden verletzt.[8][9]
Bei Bombenanschlägen auf zwei Busse rissen am 31. August 2004 die beiden Attentäter 18 Menschen mit in den Tod, mindestens 35 weitere wurden verletzt. Die Hamas übernahm die Verantwortung für die Anschläge.[10]
Im Rahmen der Auseinandersetzungen während der Operation Gegossenes Blei zwischen Israel und der Hamas Ende Dezember 2008 erreichten von der Hamas aus dem Gazastreifen abgefeuerte Grad-Raketen chinesischer Bauart die Stadt und schlugen in einem evakuierten Kindergarten ein.[11]
Am 18. Oktober 2015 lynchten mehrere Israelis, darunter vier Haupttäter, den eritreischen Asylsuchenden und Erntehelfer Haftom Zarhum[12][13] im zentralen Busbahnhof, weil sie ihn aufgrund seiner dunklen Hautfarbe für einen Araber hielten, nachdem sich zuvor in der Stadt ein Anschlag ereignet hatte. Zarhum starb kurz darauf im Soroka-Krankenhaus.[13] Einer der Täter, David Moyal, erhielt im Juli 2018 von einem Gericht die Strafe von 100[12] Tagen gemeinnütziger Arbeit, zudem musste er ein Schmerzensgeld von umgerechnet rund 500[12] Euro an die Familie des Opfers bezahlen.
2017 wurde mit dem Bau des Cyberspark begonnen, in dem Universität, internationalen Firmen, Armee und Regierung gebündelt werden soll. Dies soll den nächsten Schritt zum digitalen Wunderland ermöglichen.[14]
Erstmals sind am 30. Juli 2018 Ballons mit entzündlichen Gegenständen aus dem Gazastreifen in Beʾer Scheva gelandet. Der seit dem 30. März 2018 andauernde Terror mit Branddrachen und -ballons betraf bislang nur die angrenzende Region.[15]
Wie auf der Karte oben im Artikel vom Terrorangriff der Hamas auf Israel 2023 zu sehen ist, hatten die Terroristen am 7. Oktober schon 2/3 des Weges vom Zaun des Gazastreifens bis Beʾer Scheva zurückgelegt.
Einwohner
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Das israelische Zentralbüro für Statistik gibt bei den Volkszählungen vom 22. Mai 1961, 19. Mai 1972, 4. Juni 1983, 4. November 1995 und vom 28. Dezember 2008 für Beʾer Scheva folgende Einwohnerzahlen an:[16]
Jahr der Volkszählung | 1961 | 1972 | 1983 | 1995 | 2008 | 2016 |
Anzahl der Einwohner | 43.516 | 85.294 | 110.813 | 149.404 | 187.195 | 205.810 |
Politik
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Liste der Bürgermeister
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- David Tuviahu, 1950–1961
- Zeʾev Zrizi, 1961–1963
- Elijahu Navi, 1963–1986
- Mosche Silberman, 1986–1989
- Jizchaq (Itscho) Rager, 1989–1997
- David Bunfeld, 1997–1998
- Jaʿacov Terner, 1998–2008
- Ruvik Danilovich, seit 2008
Kultur und Sehenswürdigkeiten
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Wichtigste touristische Attraktion ist ein wöchentlich stattfindender Beduinenmarkt. In der Altstadt befinden sich der berühmte Abrahamsbrunnen und das Negev-Museum für Kunst (hebräisch מוּזֵיאוֹן הַנֶּגֶב לְאָמָּנוּת Mūsej'ōn ha-Negev lə-Ommanūt) des Islams und der Völker des Orients, worauf es sich seit 2014 spezialisiert, im Haus des osmanischen Gouverneurs.

Die Altstadt wurde jahrzehntelang vernachlässigt. Seit der Jahrhundertwende wurde sie restauriert. Sie stellt ein einzigartiges Beispiel einer geplanten osmanischen Stadt dar. Die Stadtbehörde versucht mit verschiedenen Initiativen den Ort wieder zu beleben. Verschiedene osmanische Denkmäler sind bis heute erhalten geblieben, darunter die Große Moschee, der alte Bahnhof, die Schule der Beduinen-Scheich-Kinder, die Bahnbrücke über den Nachal Beʾer Scheva, der Sarayi-Regierungspalast („Serail“; heute Polizeiposten) sowie mehrere Villen im ottomanischen Stil der Jahrhundertwende.
An der Grenze der Altstadt befindet sich der Militärfriedhof der Commonwealth War Graves Commission für 1917 im Ersten Weltkrieg gefallene Angehörige der Entente-Streitkräfte, in dem britische wie auch australische und neuseeländische Soldaten des ANZAC-Armeekorps begraben sind. Zu Ehren der osmanischen Kriegsgefallenen wurde 1999 ein türkisches Denkmal eingeweiht.

Die Stadt verfügt über mehrere Gebäude von moderner Architektur. Darunter der Bahnhof im Stadtzentrum und der Bahnhof bei der Universität, das Jugendkulturzentrum in der Altstadt, die sich im Bau befindliche neue Konzerthalle der Beʾer Scheva Sinfonietta, das einem UFO ähnelnde Hauptgebäude des Sami Shamoon College of Engineering, die pyramidenförmige Hauptsynagoge, das Bezirks-Gerichtsgebäude, das Bezirks-Regierungsgebäude, mehrere Gebäude der Ben-Gurion-Universität des Negev, das Kulturzentrum äthiopischstämmiger jüdischer Israelis, die Stadtverwaltung und die Andartat Chativat haNegev für Gefallene der Negev-Brigade.
Außerhalb der Stadt, jedoch auf Stadtgebiet, liegt die archäologische Ausgrabung von Tell Beʾer Scheva. Auf Stadtgebiet gibt es eine Vielzahl weiterer archäologischer Fundstätten, die jedoch nur teilweise zugänglich sind.

Beʾer Scheva wird im Süden vom Nachal Beʾer Scheva durchquert, einem großen in der Trockenzeit ausgetrockneten Flussbett. Bei starken Regengüssen bieten die Fluten des Wasserlaufes ein beeindruckendes Naturspektakel. Der Nachal Beʾer Scheva wird von einer historischen osmanischen Bahnbrücke überbrückt.
Im Nordwesten der Stadt existiert ein kleiner städtischer Zoo.
Architektur und Stadtplanung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Beʾer Scheva, sowie die gesamte Südregion Israels, ist seit der modernen Besiedelung ein Versuchsfeld der modernen Architektur und Planung. Das Ergebnis ist teils sehr erfolgreich, teils ernüchternd.
Nach der planerisch in dieser Region einmaligen Altstadt (siehe oben) wurde versucht, das Modell der Gartenstadt in den neuen Quartieren umzusetzen. Die Quartiere waren voneinander getrennt und sollten autonom funktionieren. Aufgrund der wüstenhaften Bedingungen entwickelten sich keine Gärten, sodass später beschlossen wurde, die Lücken in der Stadt aufzufüllen und die Quartiere zu verdichten. Die sehr breiten Straßen spiegeln das zukünftige Wachstumspotenzial wider, und deren Kapazität ist teilweise heute noch viel zu groß.
Weiter wurde der Versuch unternommen, die Architektur der Neubauten den Wüstenbedingungen anzupassen. So entstanden kilometerlange überdachte Fußgängersteige und Quartiere mit Patiohäusern und engen Gassen, die Schatten garantieren und bei den häufigen Staubstürmen den Staub fernhalten sollten.
Beʾer Scheva beherbergt auch sehr viele Beispiele des Modernismus der Prägung Le Corbusiers. Überhaupt ist die Stadt ein Paradebeispiel des umstrittenen Sichtbetons.
Ferner ist die Region um Beʾer Scheva hierarchisch geplant, nach den verschiedenen Prinzipien der positivistischen Wirtschaftsgeographie, die den Raum gemäß den Zentralorten aufteilt (gemäß den Theorien des deutschen Geographen Walter Christaller).
Schließlich sind die beduinischen Satellitenstädte ein einmaliges Beispiel der Transformation von Nomaden und Halbnomaden zu Sesshaften, bei dem verschiedene neue Siedlungsformen mehr oder weniger erfolgreich geschaffen wurden.
Zukunftspläne
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die geplante maximale Bevölkerungszahl liegt bei 500.000 bis 600.000 Einwohnern. Das Umland der Stadt ermöglicht ohne weiteres eine Expansion, wobei der Entwicklungsschwerpunkt im Norden, Osten und Westen der Stadt liegt. Im Süden sind vor allem Erweiterungen der Industriegebiete geplant. Parallel zu der räumlichen Expansion wird eine Verdichtung, Erneuerung und Belebung der älteren Quartiere angestrebt.
Ein mehrere Quadratkilometer großer städtischer Park ist entlang des Wadi Nachal Beʾer Scheva geplant, der mit gereinigten Abwässern bewässert werden soll. Ein städtischer Schwerpunkt soll weiterhin die Universität sein, mit anliegenden universitätsnahen Industriebetrieben (vor allem biotechnologische, nach dem „Clustering-Effekt“).
Kultureinrichtungen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Die Stadt besitzt mehrere Kultureinrichtungen mit regionaler, sogar nationaler Ausstrahlung:
- Jugendkulturzentrum in der Altstadt
- das Beʾer Scheva-Theater
- das städtische Kulturzentrum
- die städtische Bibliothek
- das Konservatorium
- das Kultur- und Kunstzentrum Jad-la-Banim (Mahnmal den [gefallenen] Söhnen [zu Gedenken])
- die Beʾer Scheva-Sinfonietta
- das Bat-Dor-Ballettzentrum, eine Zweigstelle der Tel Aviver Bat-Dor-Tanztruppe
- eine Vielzahl Kulturclubs der Einwanderergemeinden (u. a. lateinamerikanischer, georgischer, äthiopischer, russischer, angelsächsischer oder frankophoner Club)
Im Dezember 2008 eröffnete ein Multiplex-Kino mit zwölf Sälen; in einem Saal werden IMAX-Filme gezeigt.
Sport
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Der örtliche Fußballverein HaPoʿel Beʾer Scheva gewann zweimal in den Siebzigern und 2016 die israelische Landesmeisterschaft und 1997 den Pokalwettbewerb. Der Erstligist trug seine Spiele bis 2015 im 13.000 Zuschauer fassenden Arthur-Vasermil-Stadion aus. Seit der Neueröffnung im September 2015 spielt er im Turner-Stadion, welches ein Fassungsvermögen von 16.126 Zuschauern hat. Wegen Sicherheitsproblemen ist das Stadion seit August 2020 geschlossen.[17]
Beʾer Scheva gilt als Schach-Hochburg. Im Verhältnis zu seiner Einwohnerzahl gesehen hat Beʾer Scheva die meisten Schachgroßmeister weltweit. Im Oktober 2005 wurde die Schach-Mannschaftsweltmeisterschaft der FIDE in Beʾer Scheva durchgeführt.
Wirtschaft und Infrastruktur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Verkehr
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Regionaler und nationaler Busverkehr
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Beʾer Scheva ist ein wichtiger Verkehrsknotenpunkt in Südisrael. Der Busbahnhof ist einer der größten in Israel und bietet Verbindungen mit der gesamten Südregion sowie mit dem Rest des Landes an. Die Linien werden von der privaten Gesellschaft Metropoline und der Eggedkooperative bedient.
Städtischer Busverkehr
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Städtische Busse werden von der privatisierten Gesellschaft Metrodan Beʾer Scheva betrieben und bedienen alle Stadtbezirke.
Schienenverkehr
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]In der Stadt gibt es zwei aktive Bahnhöfe:
- Beʾer Scheva Merkaz (Beʾer Scheva-Zentrum), 2000 eröffnet als Kopfbahnhof, liegt im modernen Stadtzentrum, gleich neben dem Busbahnhof. 2021 erhielt der Bahnhof ein fünftes Bahnsteiggleis und einen zusätzlichen Bahnsteig.[18]
- Beʾer Scheva Zafon/Universita (Beʾer Scheva-Nord/Universität), 1956 eröffnet (1979 bis 1997 nur Güterverkehr), liegt im Nordosten der Stadt und ist durch der Brücke Puente México (Neubau 2005) direkt mit der Ben-Gurion-Universität verbunden.
In den Bahnhöfen laufen vier Bahnstrecken zusammen:
- Hauptlinie von Naharija, 1956 eröffnet
- Bahnstrecke Aschqelon–Beʾer Scheva, 2015 eröffnet
- Bahnstrecke Dimona–Beʾer Scheva, 1967 eröffnet
- Beʾer Scheva–Ramat Chovav (nur Güterverkehr). Die Strecke wurde 2004 in Betrieb genommen und nutzt abschnittsweise die alte Trasse der osmanischen Militärbahn Masʿūdiyya–Sinai, die 1915 bis 1918 in Betrieb war.
Die Rakkevet Israel (RI) bietet stündliche Verbindungen nach Tel Aviv, Haifa und Naharija an. Die Bahnstrecke nach Naharija ist bis Lod zweigleisig ausgebaut und begradigt worden, womit die Reisezeit von etwa 1 h 20 min auf 55 Minuten verkürzt werden konnte.[19]
Die Raumplanung sieht für die Stadt eine Straßenbahn vor, deren Netz sich bis in die Satellitenstädte erstrecken soll. Hintergrund ist das erwartete exorbitante Wachstum der Stadt, deren Einwohnerzahl sich in den nächsten zehn Jahren um ein Drittel erhöhen soll, was den derzeit auf Busverkehr basierenden ÖPNV der Stadt überfordern wird. Das israelische Verkehrsministerium hat deshalb die Genehmigung erteilt, mit der Planung für eine erste Strecke zu beginnen. Sie könnte frühestens 2025 in Betrieb gehen.[20]
Straßenverkehr
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Von Norden her ist die Stadt über eine Halb-Autobahn erreichbar. Die Trans-Israel-Autobahn Kvisch
wird in Zukunft Beʾer Scheva erreichen. Momentan ist der Abschnitt zwischen Ramla und Bet Kama im Bau. Sechs Zufahrtsstraßen erreichen die Stadt sternförmig: von Qirjat Gat im Norden, Aschqelon im Nordwesten, Kibbuz Chazerim im Westen, Mitzpe Ramon im Süden, Dimona im Südosten und Hebron im Nordosten. Eine östliche Umfahrungsstraße erübrigt die Durchquerung der Stadt und ist Teil eines zukünftigen Autobahnringes.
Flugverkehr
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Im Nordwesten der Stadt liegt der Sde-Teiman-Flugplatz. Dieser bedient keine kommerziellen Inlandflüge. Er wird vor allem von der privaten Luftfahrt genutzt. Im Westen liegt der wichtige Militärflugplatz Chazerim. Das bekannte Museum der israelischen Luftwaffe ist dort beheimatet. Im Osten, zwischen Beʾer Scheva und Dimona, liegt der große Militärflugplatz Nevatim.
Seit vielen Jahren gibt es Überlegungen, bei Beʾer Scheva einen weiteren internationalen Flughafen zu errichten, da der Flughafen Ben Gurion bei Tel Aviv-Jaffa an seine Grenzen stößt. Eine Möglichkeit wäre, dafür den Militärflugplatz Nevatim auszubauen und dual zu nutzen – also militärisch und zivil, wie es zuvor schon mit dem Militärflugplatz Ovda gemacht wurde.[21]
Wirtschaft
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Chemische Industrie: ICL (Dead Sea Works)
- Verarbeitende Industrie
- Maschinenbau
- Handel
- Medizin
- Dienstleistungszentrum
- Verwaltungszentrum
- Verkehrszentrum
- Akademische Forschung und Entwicklung
- Bildung
- Im Gav Yam Negev Advanced Technologies Park am Rande der Stadt siedelten sich viele Start-up-Unternehmen zur Thematik Cyber-Sicherheit an. Diese Industrieansiedlung wird durch staatliche Steuervergünstigungen unterstützt.[22]
- Der Tourismus spielt nur eine untergeordnete Rolle; der Kongresstourismus ist wegen der Universität von Bedeutung.
Bildung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Beʾer Scheva hat mit der 1966 gegründeten Ben-Gurion-Universität des Negev (BGU) eine der bekanntesten Universitäten des Landes.
Die Stadt beherbergt weitere akademische Institute:
- Sami Shamoon College of Engineering
- HaMichlalah haTechnologit Beʾer Scheva (hebräisch המכללה הטכנולוגית בְּאֵר שֶׁבַע HaMichlalah haṬechnōlōgīt Bəʾer Scheva, englisch Beʾer Sheva Technological College)
- Michlelet Kaye (hebräisch המכללה האקדמית לחינוך ע"ש קיי HaMichlalah haAqademīt ləChinnūch ʿal Schem Kaye, englisch Kaye Academical College of Education)
- und eine Zweigstelle der Offenen Universität
Insgesamt studieren in Beʾer Scheva 2017 ca. 25.000 Menschen.[23]
Gesundheit
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Das in der Stadt gelegene Soroka Hospital ist von überregionaler Bedeutung. Es bedient die gesamte Südregion des Landes und ist ein Zentrum der Spitzenmedizin. Jedes Jahr werden dort rund 14.000 Kinder geboren, was es zum geburtenreichsten Hospital Israels macht. Zugleich ist es auch eine Universitätsklinik.
Im Norden der Stadt gibt es eine große psychiatrische Klinik.
Gefängnis
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Im Süden der Stadt befindet sich das Beʾer Scheva-Gefängnis, ein Hochsicherheitsgefängnis.
Persönlichkeiten
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Ytai Abougzir (* 1983), US-amerikanischer Tennisspieler
- Yuval Amihai (* 1981), Jazzmusiker
- Avi Avital (* 1978), Mandolinist
- Eviatar Banai, israelischer Sänger
- Orna Banai, israelische Schauspielerin
- Elyaniv Barda (* 1981), israelischer Fußballspieler
- Zehava Ben, israelische Sängerin
- Yossi Benayoun (* 1980), israelischer Fußballspieler
- Moti Ben-Moshe (* 1975), israelischer Unternehmer
- Miri Buhadana, israelisches Model
- Almog Cohen (* 1988), israelischer Fußballspieler
- Or Dadia (* 1997), israelischer Fußballspieler
- Ofer Eini, Vorsitzender der Histadrut-Gewerkschaft
- Ronit Elkabetz (1964–2016), Schauspielerin, Filmregisseurin und Drehbuchautorin
- Abdallah Frangi (* 1943), palästinensischer Politiker
- Zvika Hadar, israelischer Fernsehmoderator
- Yoav Lumbroso (* 2000), Handballspieler
- Shahar Nakav (* 1997), Fußballspielerin
- Amir Ohana (* 1976), Politiker
- Ilan Ramon (1954–2003), erster israelischer Astronaut
- Yehudit Ravitz (* 1956), israelische Sängerin
- Ziv Ravitz (* 1976), israelischer Jazzmusiker
- Eyad El-Sarraj (1944–2013), palästinensischer Psychiater und Politiker
- Silvan Shalom (* 1958), ehemaliger israelischer Außenminister
- Omer Meir Wellber (* 1981), israelischer Dirigent
Städtepartnerschaften
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Bouaké, Elfenbeinküste
Wuppertal, Deutschland (seit 1977), dies ist die älteste Städtepartnerschaft zwischen einer deutschen und einer israelischen Großstadt.
Lyon, Frankreich (seit 1977)
Winnipeg, Kanada (seit 1983)
Oni, Georgien (seit 2000)
Adana, Türkei (seit 2001)
Addis Abeba, Äthiopien (seit 2004)
Cebu City, Philippinen
Montreal, Kanada
Cluj-Napoca, Rumänien
La Plata, Argentinien
Niš, Serbien
Parramatta, Australien
Seattle, USA
München, Deutschland (seit 2021)
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Welterbeliste auf der Website des Welterbezentrums der UNESCO (englisch und französisch).
- Website der Stadt
- Detlef Jericke: Beerscheba. In: Michaela Bauks, Klaus Koenen, Stefan Alkier (Hrsg.): Das wissenschaftliche Bibellexikon im Internet (WiBiLex), Stuttgart, 2006 ff.
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ אוכלוסייה ביישובים 2018 (XLSX; 130 kB) [Bevölkerung der Siedlungen 2018]. Israel Central Bureau of Statistics, 25. August 2019, abgerufen am 11. Mai 2020.
- ↑ אוכלוסייה ביישובים 2018 (XLSX; 130 kB) [Bevölkerung der Siedlungen 2018]. Israel Central Bureau of Statistics, 25. August 2019, abgerufen am 11. Mai 2020.
- ↑ a b Jean-Pierre Filiu: Comment la Palestine fut perdue – Et pourquoi Israël n’a pas gagné : Histoire d’un conflict (XIXe–XXIe siècle). Éditions du Seuil, Paris 2024, ISBN 978-2-02-153833-5, S. 204, 217.
- ↑ Australier und Neuseeländer erinnern an Sieg in Beʾer Scheva, abgerufen am 4. November 2017.
- ↑ a b Michel Abitbol: Histoire d’Israël. Hrsg.: Marguerite de Marcillac (= Collection Tempus. Nr. 936). 2. Auflage. Éditions Perrin, Paris 2024, ISBN 978-2-262-10643-0, S. 419.
- ↑ Nura Lasky: Beersheba. In: The Canadian Jewish Chronicle. 7. Oktober 1955, S. 5.
- ↑ Beʾer Scheva erinnert an historischen Sadat-Besuch. In: Israelnetz.de. 27. Mai 2019, abgerufen am 2. Juni 2019.
- ↑ Attentat in Beʾerscheva, 18. und 20. Jahre alte Soldatinnen erschossen. In: Israelnetz.de. 11. Februar 2002, abgerufen am 26. Juli 2019.
- ↑ Newsletter der Israelischen Botschaft. In: Israelische Botschaft in Berlin. 11. Februar 2015, archiviert vom (nicht mehr online verfügbar) am 20. März 2015; abgerufen am 5. August 2019. Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
- ↑ Kölner Stadtanzeiger. 1. September 2004, S. 1.
- ↑ Rockets reach Beersheba, cause damage
- ↑ a b c Sylvain Cypel: L’État d’Israël contre les Juifs: Après Gaza – Nouvelle édition augmentée (= La Découverte Poche. Nr. 593). 2. Auflage. Éditions La Découverte, Paris 2024, ISBN 978-2-348-08372-3, S. 94.
- ↑ a b Piotr Smolar: Un migrant érythréen lynché en marge d’une attaque mortelle en Israël. In: Le Monde. 20. Oktober 2015, abgerufen am 21. Mai 2024.
- ↑ Warum gerade Startups aus Israel einen globalen Zukunftsmarkt erobern. 7. Juli 2017, abgerufen am 3. April 2020.
- ↑ „Erstmals Brandballons in Beʾer Scheva gesichtet.“ In: Israelnetz.de, 31. Juli 2018, abgerufen am 11. August 2018.
- ↑ Israelisches Zentralbüro für Statistik
- ↑ יניב טוכמן: הפועל באר שבע: הגג יוסר, אצטדיון טרנר לא צפוי להיפתח העונה. In: sports.walla.co.il. 2. August 2020, abgerufen am 2. Dezember 2020 (hebräisch).
- ↑ Beersheba Expansion (Pressemitteilung von Rakkevet Israel vom 10. Juni 2021). In: HaRakevet. 134 (September 2021), S. 3).
- ↑ In 55 Minuten von Tel Aviv nach Beʾer Sheva. In: israelmagazin.de. 16. Juli 2012, abgerufen am 24. Mai 2017.
- ↑ Jeremaya Goldberg: [Meldung] aus International Railway Journal vom 11. Juli 2017. Abgedruckt in: HaRakevet, Nr. 118 (September 2017). ISSN 0964-8763, S. 13.
- ↑ Two air force bases under consideration as Israel’s third international airport. In: The Times of Israel. 2. Mai 2018, abgerufen am 6. Oktober 2023 (englisch).
- ↑ Angela Gruber: Israels IT-Industrie: Warum Cyber-Cracks in die Wüste ziehen. 23. April 2018, abgerufen am 23. April 2018.
- ↑ Israelnetz.de vom 8. März 2018: Eine boomende Stadt