„Domwache“ – Versionsunterschied
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Bei der Domwache handelte es sich um eine Selbsthilfeorganisation von Jugendlichen (10 Jahre bis 24 Jahre) die ab 1941 den Aachener Dom schützten. Initiiert wurde, die außerhalb kirchlicher, öffentlicher oder pateipolitischer Gliederungen stehende Gruppe, durch den Dombaumeister Prof. Josef Buchkremer, der sich um das Überleben des karolingischen Gebäudes sorgte. Dieser beauftragte, gegen entschiedenen Widerstand auch kirchlicher Würdenträger, seinen Sohn Dr.-Ing. [[Stefan Buchkremer]] mit dem Feuerschutz für das Gebäude. |
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Bei der '''Domwache''' (eigentlich '''Feuerlöschgruppe Dom''') handelte es sich um eine Gruppe von Jugendlichen im Alter von 10 bis 24 Jahren, die ab Juli 1941 den [[Aachener Dom]] schützten, in dem sie nächtliche Feuer- und [[Brandwache]]n einrichteten und Löscharbeiten nach [[Bombenangriff]]en auf das Kirchengebäude verrichtet haben.<ref>[https://www.spiegel.de/einestages/kriegskindheit-a-948760.html Der Spiegel.de: Tausend Nächte Angst und Abenteuer], abgerufen am 23. März 2014.</ref> |
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== Geschichte == |
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Dieser spricht spontan einige Jugendliche an, die in der Nähe des Domes herumlungern. Nach und nach ergänzt sich die Gruppe durch Freunde der Jugendlichen. Der Hauptteil der Truppe war zwischen 14 und 16 Jahre alt. |
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Initiiert wurde die außerhalb kirchlicher, öffentlicher oder parteipolitischer Gliederungen stehende Gruppe durch den Dombaumeister [[Joseph Buchkremer (Dombaumeister)|Joseph Buchkremer]], der sich um das Überleben des [[Karolingische Zeit|karolingischen]] Gebäudes sorgte. Dieser beauftragte, gegen entschiedenen Widerstand auch kirchlicher Würdenträger, seinen Sohn [[Stephan Buchkremer]] mit dem abwehrenden [[Brandschutz]] für das Gebäude. Dieser sprach spontan einige Jugendliche an, die sich in der Nähe des Domes aufhielten. Nach und nach ergänzte sich die Gruppe durch Freunde der Jugendlichen. In der Mehrzahl sind die Jugendlichen zwischen 14 und 16 Jahre alt. Buchkremer trainierte die Gruppe zielgerichtet in [[Brandbekämpfung]]. Vor allem die verwinkelten Dachgeschosse im Dom mussten auch bei starker Rauchentwicklung schnell bis in die hintersten Ecken erreicht werden. |
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In den Jahren 1943 und 1944 musste die Domwache am Dom mehrfach Löscheinsätze durchführen, beispielsweise am 15. Juli 1943, 18. Oktober 1943, 24. Dezember 1943, 8. Januar 1944 und am 11. April 1944.<ref name="AS">[http://www.aachen-stadtgeschichte.de/feuerloschgruppe-dom-1941-1945 Feuerlöschgruppe Dom (1941–1945)] auf aachen-stadtgeschichte.de.</ref> Da in den weiteren Kriegsjahren die offiziellen [[Katastrophenschutz|Katastrophenschützer]] immer stärker überfordert waren, übernahm die Domwache auch den Brandschutz der umliegenden Gebäude (Domhof, [[Sparkasse Aachen|Sparkasse]]) und die Rettung betroffener Anwohner der Aachener Innenstadt.<ref name="AS" /> Ab 1944 organisierten Stephan Buchkremer und die Domwache die gesamte Wasserversorgung in der Aachener Innenstadt durch ein System von Hanfschläuchen, weil die Trinkwasserversorgung ausgefallen war. Dem Evakuierungsbefehl vom September 1944, der die [[Schlacht um Aachen|Räumung der gesamten Stadt Aachen]] vorsah, widersetzte sich die Domwache. Der 16-jährige Helmuth Jansen übernahm für vier Monate die Leitung der Gruppe.<ref name="AS" /> |
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Buchkremer trainiert die Gruppe zielgerichtet in Brandbekämpfung. Vor allem die verwinkelten Dachgeschosse im Dom müssen auch bei starker Rauchentwicklung schnell bis in die hintersten Ecken erreicht werden. |
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Nachdem die amerikanischen Truppen die Stadt eingenommen hatten, wurden die Jugendlichen, wie alle in Aachen verbliebenen Einwohner, ins Internierungslager nach [[Brand (Aachen)|Brand]] verbracht. Ein amerikanischer Kunstschutzoffizier erkannte die Notwendigkeit des Brandschutzes in Aachen und ernannte die Jugendlichen zur ersten [[Feuerwehr Aachen|Feuerwehr in der Stadt]] nach Beendigung des Krieges.<ref>[https://www.spiegel.de/einestages/kriegskindheit-a-948760.html Der Spiegel.de: Tausend Nächte Angst und Abenteuer], abgerufen am 23. März 2014.</ref> |
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Da in den weiteren Kriegsjahren die offiziellen Katastrophenschützer immer stärker überfordert waren, übernahm die Domwache auch den Schutz der umliegenden Gebäude (Domhof, Sparkasse) und die Rettung betroffener Anwohner. |
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== Mitglieder == |
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Ab 1944 organisierte Stefan Buchkremer und die Domwache die gesamte Wasserversorgung in der Aachener Innenstadt durch ein System von Hanfschläuchen. |
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Mitglieder der Domwache waren Stephan Buchkremer, Adelheid Collette (spätere Frau Buchkremers, mit 24 die Älteste in der Domwache), Liselotte Erdweg, Kornel Erdweg, Gustav Ackermann (einziges evangelisches Mitglied, starb bei einem Bombenangriff am 23. Januar 1943), Albert Beckers, Martin Dassen, Hans Dürnholz, Helmut Förster, Klaus Geurten, Helmuth Jansen, Walter Meven, Willi Minartz, Adolf Müllender (mit 10 Jahren jüngstes Mitglied), Karl Josef Müllender, Ulrich Noppeney,<ref>Ulrich Noppeney: ''Ein Junge der Domwache erinnert sich''. In: Hans Jürgen Roth (Hrsg.): ''Haus zweier Welten – 1200 Jahre Aachener Dom''. Kühlen 1999, ISBN 978-3-87448-203-5, S. 210 ff.</ref> Karl Pieper, Karl Pierotti (italienischer Staatsbürger), Theo Philipp und Georg Stockem. |
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== Ehrungen und Rezeption == |
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Gegen den Evakuierungsbefehl, der die Räumung der gesamten Stadt Aachen vorsah, vom September 1944 verstieß die Domwache. Es wurde das allgemeine Durcheinander ausgenutzt, indem ein SS Befehl gefälscht wurde, der den verbleib der Wache zum Schutz des Domes anordnete. |
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[[Datei:Gedenktafel Feuerlöschgruppe Dom.jpg|miniatur|175px|Gedenktafel für die „Feuerlöschgruppe Dom“ mit einem Foto von [[Hans Königs]]: Der Bombenangriff auf Aachen, aufgenommen von der Krefelder Straße am 10. Juli 1941]] |
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* 1995: [[Verdienstorden des Landes Nordrhein-Westfalen]] für die überlebenden Mitglieder der Domwache<ref>''Geschichte Aachens in Daten'', S. 619 [https://www.google.de/search?q=domwache+aachen&ie=utf-8&oe=utf-8&rls=org.mozilla:de:official&client=firefox-a&channel=sb&gfe_rd=ctrl&ei=M9MoU66JMIyrtQaNvoHgCw#channel=sb&q=Die+%E2%80%9EAachener+Domwache%22+ist+mit+dem+nordrhein-westf%C3%A4lischen+Landesorden+ausgezeichnet+worden.+&rls=org.mozilla:de:official&tbm=bks]</ref><ref>[https://www.viktoriaschule-aachen.de/index.php?menuid=32&downloadid=14&reporeid=0 Viktoriaschule Aachen: Viktoria Aktuell 2/2007], S. 8.</ref> |
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* 1995: [[Bundesverdienstkreuz]], 1. Klasse für den Mitbegründer der Aachener Domwache, Stephan Buchkremer für seine Verdienste um die Erhaltung des Aachener Domes, für die Versorgung seiner Mitbürger im Zweiten Weltkrieg und die Sicherung kulturhistorischer Werte im Zweiten Weltkrieg (Aachener Domwache)<ref>[https://www.aachen.de/de/stadt_buerger/aachen_profil/chronik/pdfs_chronik/chronik1995.pdf Geschichte der Stadt Aachen 1995], abgerufen am 23. März 2014.</ref> |
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Als Erinnerung an die Feuerlöschgruppe ist im Domhof eine Gedenktafel mit einer Fotografie von [[Hans Königs]] installiert worden, die den schweren Luftangriff auf das Aachener Stadtzentrum am 10. Juli 1941 zeigt, der Auslöser der Gründung der Domwache war. Stephan Buchkremer entwarf für die Mitglieder der Domwache eine 20 cm große Bleiglasscheibe mit der Ansicht der Südseite des Aachener Domes und der Aufschrift: ''Tapferkeit und Treue retten den Aachener Dom 1942 – 1945''.<ref>Karl Schein, Roland Wentzler: ''„Hoffnung und Gewißheit“ – Aachens Dom und Domschatz in Kriegs- und Nachkriegszeit''. Schriftenreihe Karlsverein-Dombauverein, Band 8, Thouet Aachen 2006, S. 4 f.</ref> |
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*Die Briefmarkenfreunde Aachen 1890 e. V. haben bei der Deutschen Post einen Sonderstempel für den 8. Dezember 2024 beantragt. Dieser Stempel zeigt den Aachener Dom und den Textzusatz: ''80 Jahre Gedenken an die Rettung des Aachener Doms durch die Jugendlichen der „Feuerlöschgruppe Dom“''.<ref>[https://shop.deutschepost.de/MEDIA/PROD_ProductCatalog/Stempel_und_Info_Nr._25_2024_2024_25_Stempel_und_Information_20_11_2024.pdf?profile=original&_requestid=649992 Stempel und Information Ausgabe 25/2024] vom 20. November 2024, PDF-Datei (Seite 8)</ref> |
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Nachdem Stefan Buchkremer 1944 beim Oberkommando des Heeres dienstverpflichtet wurde übernahm der 16jährige Helmuth Jansen die Leitung der Gruppe. |
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2024 wurde das Kinderbuch ''Domwächter – Die Retter des Aachener Doms'' von Anne Stutenkemper und [[Silvio Neuendorf]] in Zusammenarbeit mit der AKV [[Sammlung Crous]] herausgegeben, in dem die historisch belegten Löscheinsätze mit fiktiven Figuren altersgerecht verknüpft wurden.<ref>{{Internetquelle |url=https://www.akv.de/2024/08/30/buchvorstellung-domwaechter-die-retter-des-aachener-doms/ |titel=Buchvorstellung: „DOMWÄCHTER - Die Retter des Aachener Doms“ |datum=2024-08-30 |sprache=de-DE |abruf=2024-12-05}}</ref> |
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== Heutige „Domwache“ == |
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Nachdem die amerikanischen Truppen die Stadt eingenommen hatten, wurden die Domwache von den Befreiern zur ersten städtischen Feuerwehr ernannt. |
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In den 1950er Jahren wurden ehrenamtliche Tätige für nächtlichen Wachdienst gesucht und unter der katholischen Studentenschaft Aachens gefunden. Als Mitglieder der [[Katholische Hochschulgemeinde|Katholischen Hochschulgemeinde]] die [[katholische Studentenverbindung]] [[KDStV Franconia Aachen]] wiederbegründeten, begannen auch deren Mitglieder, an den nächtlichen Rundgängen teilzunehmen. Im Lauf der Zeit stellten nur noch Mitglieder der Franconia diese „Domwache“.<ref>{{Webarchiv|url=http://www.aachener-zeitung.de/lokales/region/mit-laptop-und-schlafsack-gehts-nachts-in-den-dom-1.337327 |wayback=20131112173702 |text=''Mit Laptop und Schlafsack gehts nachts in den Dom'' }}, Aachener Zeitung, 23. Dezember 2009.</ref> Im Herbst 2023 endete die Tradition durch Entscheid des Aachener Domkapitels, das eine videobasierte Brandmelde- und Alarmanlage hatte installieren lassen.<ref>{{Literatur |Autor=Raphael Schlimbach |Titel=Tradition endet nach fast 80 Jahren |Sammelwerk=[[Domradio]] |Datum=2023-12-15 |Online=[https://www.domradio.de/artikel/nachtwache-des-aachener-doms-wird-durch-technik-ersetzt online] |Abruf=2024-02-10}}</ref> |
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== Fernsehdokumentation == |
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Die Mitglieder der Domwache waren: |
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* Der Dom ist die Seele Aachens – Das Gotteshaus unter dem Hakenkreuz, [[WDR Fernsehen]], 2005<ref>[https://www.presseportal.de/pm/7899/674959/wdr-fernsehen-der-dom-ist-die-seele-aachens-donnerstag-5-mai-2005-18-10-bis-18-40-uhr Der Dom ist die Seele Aachens], [[WDR Fernsehen]], 2005.</ref> |
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* Geheimnis Aachener Dom, WDR 2016 |
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== Literatur == |
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Dr.-Ing. Stefan Buchkremer |
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* Hanns-Joachim Engels: ''Die Tätigkeit der Feuerlöschgruppe Dom 1941–1945.'' In: ''Zeitschrift des Aachener Geschichtsvereins'' 76, 1964, S. 519 ff. |
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* Hans Hoffmann: ''Aachens Dom im Feuersturm. Die tausend Kriegsnächte der Mädchen und Jungen der Domwache 1941–1945''. Droste, Düsseldorf 1984, ISBN 978-3-7700-0644-1. |
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* Hermann Weisweiler: ''Stefan Buchkremer. Flammenritter, Domretter und Fotograf''. Aachen 1997, ISBN 3-89124-330-8. |
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* Karl Schein, Roland Wentzler: ''„Hoffnung und Gewißheit“ – Aachens Dom und Domschatz in Kriegs- und Nachkriegszeit''. Schriftenreihe [[Karlsverein|Karlsverein-Dombauverein]], Band 8, Thouet Aachen 2006. |
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== Weblinks == |
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Adelheid Collette (spätere Frau Buchkremers, mit 24 die Älteste in der Domwache) |
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* [https://www.spiegel.de/geschichte/kriegskindheit-a-948760.html Kriegskindheit: Tausend Nächte Angst und Abenteuer] auf [[einestages]] |
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Leselotte Erdweg |
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* [http://www.aachen-stadtgeschichte.de/feuerloschgruppe-dom-1941-1945/ Feuerlöschgruppe Dom (1941-1945) auf www.aachen-stadtgeschichte.de] |
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Kornel Erdweg |
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* [https://www.spiegel.de/fotostrecke/kriegskindheit-fotostrecke-108583.html Spiegel.de: Fotografie von Helmuth Jansen und Albert Beckers nach dem Luftangriff vom 11. April 1944] |
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Gustav Ackermann (starb bei einem Bombenangriff) |
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Albert Beckers |
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== Einzelnachweise == |
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[[Kategorie:Christliche Organisation (Aachen)]] |
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Helmuth Jansen |
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[[Kategorie:Deutschland im Zweiten Weltkrieg]] |
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[[Kategorie:Feuerwehrgeschichte (Deutschland)]] |
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[[Kategorie:Organisation der Feuerwehr in Nordrhein-Westfalen|Aachen, Domwacher]] |
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Ulrich Noppeney |
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Aktuelle Version vom 24. Dezember 2024, 19:48 Uhr

Bei der Domwache (eigentlich Feuerlöschgruppe Dom) handelte es sich um eine Gruppe von Jugendlichen im Alter von 10 bis 24 Jahren, die ab Juli 1941 den Aachener Dom schützten, in dem sie nächtliche Feuer- und Brandwachen einrichteten und Löscharbeiten nach Bombenangriffen auf das Kirchengebäude verrichtet haben.[1]
Geschichte
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Initiiert wurde die außerhalb kirchlicher, öffentlicher oder parteipolitischer Gliederungen stehende Gruppe durch den Dombaumeister Joseph Buchkremer, der sich um das Überleben des karolingischen Gebäudes sorgte. Dieser beauftragte, gegen entschiedenen Widerstand auch kirchlicher Würdenträger, seinen Sohn Stephan Buchkremer mit dem abwehrenden Brandschutz für das Gebäude. Dieser sprach spontan einige Jugendliche an, die sich in der Nähe des Domes aufhielten. Nach und nach ergänzte sich die Gruppe durch Freunde der Jugendlichen. In der Mehrzahl sind die Jugendlichen zwischen 14 und 16 Jahre alt. Buchkremer trainierte die Gruppe zielgerichtet in Brandbekämpfung. Vor allem die verwinkelten Dachgeschosse im Dom mussten auch bei starker Rauchentwicklung schnell bis in die hintersten Ecken erreicht werden.
In den Jahren 1943 und 1944 musste die Domwache am Dom mehrfach Löscheinsätze durchführen, beispielsweise am 15. Juli 1943, 18. Oktober 1943, 24. Dezember 1943, 8. Januar 1944 und am 11. April 1944.[2] Da in den weiteren Kriegsjahren die offiziellen Katastrophenschützer immer stärker überfordert waren, übernahm die Domwache auch den Brandschutz der umliegenden Gebäude (Domhof, Sparkasse) und die Rettung betroffener Anwohner der Aachener Innenstadt.[2] Ab 1944 organisierten Stephan Buchkremer und die Domwache die gesamte Wasserversorgung in der Aachener Innenstadt durch ein System von Hanfschläuchen, weil die Trinkwasserversorgung ausgefallen war. Dem Evakuierungsbefehl vom September 1944, der die Räumung der gesamten Stadt Aachen vorsah, widersetzte sich die Domwache. Der 16-jährige Helmuth Jansen übernahm für vier Monate die Leitung der Gruppe.[2]
Nachdem die amerikanischen Truppen die Stadt eingenommen hatten, wurden die Jugendlichen, wie alle in Aachen verbliebenen Einwohner, ins Internierungslager nach Brand verbracht. Ein amerikanischer Kunstschutzoffizier erkannte die Notwendigkeit des Brandschutzes in Aachen und ernannte die Jugendlichen zur ersten Feuerwehr in der Stadt nach Beendigung des Krieges.[3]
Mitglieder
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Mitglieder der Domwache waren Stephan Buchkremer, Adelheid Collette (spätere Frau Buchkremers, mit 24 die Älteste in der Domwache), Liselotte Erdweg, Kornel Erdweg, Gustav Ackermann (einziges evangelisches Mitglied, starb bei einem Bombenangriff am 23. Januar 1943), Albert Beckers, Martin Dassen, Hans Dürnholz, Helmut Förster, Klaus Geurten, Helmuth Jansen, Walter Meven, Willi Minartz, Adolf Müllender (mit 10 Jahren jüngstes Mitglied), Karl Josef Müllender, Ulrich Noppeney,[4] Karl Pieper, Karl Pierotti (italienischer Staatsbürger), Theo Philipp und Georg Stockem.
Ehrungen und Rezeption
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- 1995: Verdienstorden des Landes Nordrhein-Westfalen für die überlebenden Mitglieder der Domwache[5][6]
- 1995: Bundesverdienstkreuz, 1. Klasse für den Mitbegründer der Aachener Domwache, Stephan Buchkremer für seine Verdienste um die Erhaltung des Aachener Domes, für die Versorgung seiner Mitbürger im Zweiten Weltkrieg und die Sicherung kulturhistorischer Werte im Zweiten Weltkrieg (Aachener Domwache)[7]
Als Erinnerung an die Feuerlöschgruppe ist im Domhof eine Gedenktafel mit einer Fotografie von Hans Königs installiert worden, die den schweren Luftangriff auf das Aachener Stadtzentrum am 10. Juli 1941 zeigt, der Auslöser der Gründung der Domwache war. Stephan Buchkremer entwarf für die Mitglieder der Domwache eine 20 cm große Bleiglasscheibe mit der Ansicht der Südseite des Aachener Domes und der Aufschrift: Tapferkeit und Treue retten den Aachener Dom 1942 – 1945.[8]
- Die Briefmarkenfreunde Aachen 1890 e. V. haben bei der Deutschen Post einen Sonderstempel für den 8. Dezember 2024 beantragt. Dieser Stempel zeigt den Aachener Dom und den Textzusatz: 80 Jahre Gedenken an die Rettung des Aachener Doms durch die Jugendlichen der „Feuerlöschgruppe Dom“.[9]
2024 wurde das Kinderbuch Domwächter – Die Retter des Aachener Doms von Anne Stutenkemper und Silvio Neuendorf in Zusammenarbeit mit der AKV Sammlung Crous herausgegeben, in dem die historisch belegten Löscheinsätze mit fiktiven Figuren altersgerecht verknüpft wurden.[10]
Heutige „Domwache“
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]In den 1950er Jahren wurden ehrenamtliche Tätige für nächtlichen Wachdienst gesucht und unter der katholischen Studentenschaft Aachens gefunden. Als Mitglieder der Katholischen Hochschulgemeinde die katholische Studentenverbindung KDStV Franconia Aachen wiederbegründeten, begannen auch deren Mitglieder, an den nächtlichen Rundgängen teilzunehmen. Im Lauf der Zeit stellten nur noch Mitglieder der Franconia diese „Domwache“.[11] Im Herbst 2023 endete die Tradition durch Entscheid des Aachener Domkapitels, das eine videobasierte Brandmelde- und Alarmanlage hatte installieren lassen.[12]
Fernsehdokumentation
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Der Dom ist die Seele Aachens – Das Gotteshaus unter dem Hakenkreuz, WDR Fernsehen, 2005[13]
- Geheimnis Aachener Dom, WDR 2016
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Hanns-Joachim Engels: Die Tätigkeit der Feuerlöschgruppe Dom 1941–1945. In: Zeitschrift des Aachener Geschichtsvereins 76, 1964, S. 519 ff.
- Hans Hoffmann: Aachens Dom im Feuersturm. Die tausend Kriegsnächte der Mädchen und Jungen der Domwache 1941–1945. Droste, Düsseldorf 1984, ISBN 978-3-7700-0644-1.
- Hermann Weisweiler: Stefan Buchkremer. Flammenritter, Domretter und Fotograf. Aachen 1997, ISBN 3-89124-330-8.
- Karl Schein, Roland Wentzler: „Hoffnung und Gewißheit“ – Aachens Dom und Domschatz in Kriegs- und Nachkriegszeit. Schriftenreihe Karlsverein-Dombauverein, Band 8, Thouet Aachen 2006.
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Kriegskindheit: Tausend Nächte Angst und Abenteuer auf einestages
- Feuerlöschgruppe Dom (1941-1945) auf www.aachen-stadtgeschichte.de
- Spiegel.de: Fotografie von Helmuth Jansen und Albert Beckers nach dem Luftangriff vom 11. April 1944
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Der Spiegel.de: Tausend Nächte Angst und Abenteuer, abgerufen am 23. März 2014.
- ↑ a b c Feuerlöschgruppe Dom (1941–1945) auf aachen-stadtgeschichte.de.
- ↑ Der Spiegel.de: Tausend Nächte Angst und Abenteuer, abgerufen am 23. März 2014.
- ↑ Ulrich Noppeney: Ein Junge der Domwache erinnert sich. In: Hans Jürgen Roth (Hrsg.): Haus zweier Welten – 1200 Jahre Aachener Dom. Kühlen 1999, ISBN 978-3-87448-203-5, S. 210 ff.
- ↑ Geschichte Aachens in Daten, S. 619 [1]
- ↑ Viktoriaschule Aachen: Viktoria Aktuell 2/2007, S. 8.
- ↑ Geschichte der Stadt Aachen 1995, abgerufen am 23. März 2014.
- ↑ Karl Schein, Roland Wentzler: „Hoffnung und Gewißheit“ – Aachens Dom und Domschatz in Kriegs- und Nachkriegszeit. Schriftenreihe Karlsverein-Dombauverein, Band 8, Thouet Aachen 2006, S. 4 f.
- ↑ Stempel und Information Ausgabe 25/2024 vom 20. November 2024, PDF-Datei (Seite 8)
- ↑ Buchvorstellung: „DOMWÄCHTER - Die Retter des Aachener Doms“. 30. August 2024, abgerufen am 5. Dezember 2024 (deutsch).
- ↑ Mit Laptop und Schlafsack gehts nachts in den Dom ( vom 12. November 2013 im Internet Archive), Aachener Zeitung, 23. Dezember 2009.
- ↑ Raphael Schlimbach: Tradition endet nach fast 80 Jahren. In: Domradio. 15. Dezember 2023 (online [abgerufen am 10. Februar 2024]).
- ↑ Der Dom ist die Seele Aachens, WDR Fernsehen, 2005.