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„Erdöl“ – Versionsunterschied

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[[Datei:Colour of crude oils.jpg|mini|hochkant=2|Proben verschiedener Rohöle aus dem Kaukasus, dem Mittleren Osten, der Arabischen Halbinsel und Frankreich]]
[[Bild:Erdoelprobe Wietze.jpg|thumb|250px|Eine Probeflasche mit '''Erdöl''']]
[[Datei:Erdöl - Planet Wissen.webm|mini|Zusammenfassung zur Entstehung und Verwendung von Erdöl sowie dem Erdölausstieg ([[Planet Wissen]])]]
[[Datei:An oil rig offshore Vungtau.jpg|mini|Erdölförderung vor der vietnamesischen Küste]]
[[Datei:11-09-fotofluege-cux-allg-25a.jpg|mini|Einzige deutsche Bohrplattform [[Mittelplate (Ölfeld)|Mittelplate]] im Wattenmeer der Nordsee]]
[[Datei:2010 Barataria Bay oil geyser repair.jpg|mini|hochkant|Verschließen eines durch Schiffskollision beschädigten erdölspeienden Förderkopfs]]
'''Erdöl''' ist ein natürlich in der oberen [[Erdkruste]] vorkommendes, gelbliches bis schwarzes, hauptsächlich aus [[Kohlenwasserstoffe]]n bestehendes [[Gemisch|Stoffgemisch]], das durch Umwandlungsprozesse [[Organische Chemie|organischer Stoffe]] entstanden ist.<ref name="GW">Hans Murawski, Wilhelm Meyer: ''Geologisches Wörterbuch.'' Spektrum Akademischer Verlag, 11. Auflage, 2004, ISBN 3-8274-1445-8.</ref> Das als [[Rohstoff]] bei der [[Erdölgewinnung|Förderung]] aus einer [[Lagerstätte]] gewonnene und noch unbehandelte Erdöl wird auch als '''Rohöl''' bezeichnet (englisch ''Crude Oil'').


Schon im [[Alter Orient|Alten Orient]] unter anderem als [[Brennstoff]] verwendet, ist Erdöl spätestens seit der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts einer der wichtigsten Rohstoffe der [[Industriegesellschaft]]. Er ist nicht nur der wichtigste [[Fossile Energie|fossile Energieträger]], sondern der bedeutendste Energierohstoff überhaupt. Durch [[Trennen (Verfahrenstechnik)|Trenn-]] und [[Erdölraffinerie#Konversionsverfahren und Blending|Konversionsverfahren]] wird Erdöl in eine Vielzahl von Zwischenerzeugnissen überführt, die als Basis für die Herstellung von [[Kraftstoff|Treibstoffen]] und als Rohstoffe für die [[Industrie]] dienen. Zu letztgenannten gehören vor allem Ausgangsstoffe für zahlreiche Produkte der [[Chemische Industrie|chemischen Industrie]], wie [[Kunststoff]]e, [[Lack]]e, Farben und Medikamente. Man nennt das Erdöl (wegen seiner enormen wirtschaftlichen Bedeutung) „Schwarzes Gold“. Zwei politisch bedingte [[Ölpreiskrise]]n haben die Weltwirtschaft erheblich beeinflusst. Hingegen ist während anderweitig bedingter Weltwirtschaftskrisen (zum Beispiel [[Große Rezession]], [[COVID-19-Pandemie]]) der [[Ölpreis]] zeitweilig stark gefallen.
'''Erdöl''' ist ein in der [[Erdkruste]] eingelagertes, hauptsächlich aus [[Kohlenwasserstoffe]]n bestehendes, dickflüssiges, [[Lipophilie|lipophiles]] [[Gemisch|Stoffgemisch]]. Es besitzt eine dunkle bis schwarze [[Farbe]] und hat einen charakteristischen [[Geruch]]. Manche Erdölsorten [[fluoreszenz|fluoreszieren]] bei der Bestrahlung mit [[Ultraviolett|ultraviolettem Licht]]. Es gibt verschiedene Theorien zur Entstehung des Erdöls.


Allein in den Jahren von 2000 bis 2009 wurden weltweit etwa 242<ref>[[OPEC]]: [https://www.opec.org/opec_web/en/data_graphs/331.htm ''World crude oil reserves: Cumulative production versus net additions (2000–2009)'']</ref> Milliarden [[Barrel]]&nbsp;– ein Barrel entspricht 159 [[Liter]]n&nbsp;– gefördert. [[British Petrol|BP]] hat den Tagesverbrauch 2016 mit 96,6 Millionen Barrel (über 15,4 Milliarden Liter) beziffert, 1,6 Prozent mehr als 2015.<ref>{{Internetquelle |url=https://www.bp.com/content/dam/bp/en/corporate/pdf/energy-economics/statistical-review-2017/bp-statistical-review-of-world-energy-2017-full-report.pdf |titel=BP Statistical Review of World Energy |hrsg=[[British Petrol|BP]] |seiten=15 |datum=2017-06 |format=PDF; 6,7&nbsp;MB |sprache=en |abruf=2017-07-15}}</ref>


Ölkonzerne wie [[BP]] gehören zu den größten Wirtschaftsunternehmen weltweit. Unfälle bei der Förderung, zum Beispiel der Brand der Bohrinsel [[Deepwater Horizon]] im Jahr 2010, oder beim Transport, zum Beispiel die Havarie des Tankers [[Exxon Valdez]] 1989, verursachten [[Umweltkatastrophe]]n. Die Förderung und insbesondere Verbrennung von Erdöl setzen [[Treibhausgas]]e frei, die als Hauptursache der [[globale Erwärmung|globalen Erwärmung]] gelten. Erdöltransportwege wie die [[Erdölleitung Freundschaft]] und deren Bewirtschaftung können Gegenstand zwischenstaatlicher [[Energiestreit]]igkeiten, aber auch Basis von weitreichenden Wirtschaftsentwicklungen sein. Die [[Ölpreis]]e sind wichtige Indikatoren für die Wirtschaftsentwicklung.


Als fossiler Energieträger ist Erdöl eine endliche Ressource. Unter dem Stichwort ''globales [[Ölfördermaximum]]'' (engl. auch ''peak oil'' genannt) wird eine Erschöpfung der weltweiten wirtschaftlich ausbeutbaren Vorräte diskutiert. 1974 prognostizierte [[Marion King Hubbert]], das weltweite Maximum würde bei gleichbleibenden Bedingungen 1995 erreicht. Allerdings haben sich mit dem über die vergangenen Jahrzehnte im Mittel angestiegenen Ölpreis, der Verbesserung der Fördertechnik und der Entwicklung neuer Fördermethoden die Bedingungen gegenüber den 1970er Jahren deutlich geändert. Hubberts Prognose, die sich überdies ausschließlich auf konventionelle Öllagerstätten bezog, wurde deshalb immer wieder nach hinten korrigiert.<ref>Ugo Bardi: ''Peak oil, 20 years later: Failed prediction or useful insight?'' In: ''Energy Research & Social Science.'' Bd.&nbsp;48, 2019, S.&nbsp;257–261, [[doi:10.1016/j.erss.2018.09.022]]</ref>
== Geschichte ==


== Historisches ==
Gefunden wurde Erdöl schon vor sehr langer Zeit aufgrund der Tatsache, dass Öl eine niedrigere [[Dichte]] als Salzwasser hat und deshalb in den Hohlräumen der Schieferton-, Sand- und Karbonatsedimente nach oben steigt und unter Umständen an der Erdoberfläche zutage tritt (in Deutschland zum Beispiel bei [[Hänigsen]] zwischen Hannover und Braunschweig). Wenn es an undurchlässigem Schieferton oder einer anderen dichten Gesteinsschicht nicht weiter aufsteigen kann und in nicht zu großer Tiefe stecken bleibt, ist es schon durch nicht sehr tiefe Bohrungen aufzufinden.


=== Wortherkunft ===
Bis an die Erdoberfläche hervorquellendes Erdöl, welches durch die Aufnahme von Sauerstoff asphaltartige Stoffe bildete, wurde schon vor 6000 Jahren im vorderen Orient, vor allem in [[Mesopotamien]], entdeckt. Die Menschen lernten die Eigenschaften dieses Naturprodukts zu nutzen: So erhielt man durch das Vermischen von Erdöl mit Sand, Schilf und anderen Materialien, ein Produkt zur Abdichtung von Schiffsplanken.
Die [[Babylon]]ier bezeichneten Erdöl mit dem Wort ''naptu'' (von ''nabatu'' ‚leuchten‘). Dieser Ausdruck deutet darauf hin, dass Erdöl schon früh zu Beleuchtungszwecken diente. Im [[Antikes Griechenland|antiken Griechenland]] war Erdöl&nbsp;– vermutlich über den Umweg des [[Altpersische Sprache|Persischen]] aus dem babylonischen ''naptu'' abgeleitet&nbsp;– unter den Namen {{lang|grc-Latn|naphtha}} ({{lang|grc|νάφθα}}) und {{lang|grc-Latn|naphthas}} ({{lang|grc|νάφθας}}) bekannt, die in der Bezeichnung ''Naphtha'' für [[Naphtha|Rohbenzin]] gegenwärtig noch Bestand haben. Geläufig war aber auch die Bezeichnung als „Öl Medeas“ ({{lang|grc|Μηδείας ἔλαιον|Medeias elaion}}).<ref>Wilhelm Pape: ''Handwörterbuch der griechischen Sprache. Griechisch-deutsches Handwörterbuch.'' Band 2: ''Λ–Ω.'' bearbeitet von Max Sengebusch. 3. Auflage, 6. Abdruck. Vieweg & Sohn, Braunschweig 1914, S.&nbsp;234. [http://www.zeno.org/Pape-1880/K/Pape-1880----02-0234 (zeno.org)], speziell [http://www.zeno.org/Pape-1880/A/%CE%BD%CE%AC%CF%86%CE%B8%CE%B1%CF%82 Stichwort {{lang|grc|νάφθας}}]</ref> Letztgenannter Name geht vermutlich darauf zurück, dass man annahm, es sei von [[Medea]] für ihre Zaubereien verwendet worden, vor allem bei ihrer Rache an [[Jason]].


Als '''Steinöl''', ''Bergöl'', ''Bergfett'' oder ''Peteröle'' „und in den apotheken petroleum und oleum petrae“<ref name="GrimmsWB">{{Deutsches Wörterbuch |Titel=Steinöl |Band=18 |Sp=2133–2134}}</ref> oder auch „St.-Katharinenöl“<ref>[[Karl Sudhoff]]: ''Zwei deutsche Reklamezettel zur Empfehlung von Arzneimitteln – Petroleum und Eichenmistel – gedruckt um 1500.'' In: ''Sudhoffs Archiv.'' Band 3, 1910, S. 397–402, hier: S. 397–400.</ref><ref>[[Peter Assion (Volkskundler)|Peter Assion]]: ''St. Katharinenöl für Reich und Arm.'' In: ''Medizinische Monatsschrift.'' Band 29, 1975, S. 68–75, insbesondere S. 68 f. und 73 f.</ref><ref>zu St. Katharina vgl. auch Peter Assion: ''Die Mirakel der Hl. Katharina von Alexandrien. Untersuchungen und Texte zur Entstehung und Nachwirkung mittelalterlicher Wunderliteratur.'' Hochschulschrift Heidelberg, Dissertation, 1969.</ref> war Erdöl schon im späten Mittelalter in Europa bekannt.<ref>Willem Frans Daems: ''Der „Middelburgse Erdöl-Schreizettel“. Ein Wunderdrogentraktat über die Wirkungen des Petroleums aus dem spätmittelalterlichen Holland.'' In: ''Pharmaziehistorischer Kongreß Budapest 1981.'' Hrsg. von Wolfgang-Hagen Hein, Stuttgart 1983 (= ''Veröffentlichungen der Internationalen Gesellschaft für Geschichte der Pharmazie'', 52), S.&nbsp;149.</ref><ref name="verflex">Gundolf Keil, Willem Frans Daems: ''‚Petroltraktate‘ (‚Erdöl-Schreizettel‘).'' In: ''Die deutsche Literatur des Mittelalters – Verfasserlexikon.'' 2. Auflage. Band 7, 1989, ISBN 3-11-011582-4, Sp. 490–493.</ref><ref>Willem Frans Daems, Gundolf Keil, Ria Jansen-Sieben: ''Petrol-Reklamezettel.'' In: Gundolf Keil, Johannes Gottfried Mayer, Christian Naser (Hrsg.): ''„ein teutsch puech machen“. Untersuchungen zur landessprachlichen Vermittlung medizinischen Wissens.'' (= ''Ortolf-Studien.'' 1; = ''Wissensliteratur im Mittelalter.'' 11). Wiesbaden 1993, ISBN 3-88226-539-6, S.&nbsp;470–479.</ref><ref>Juraj Körbler: ''Die Geschichte der Krebsbehandlung mit Petroleum.'' In: ''Janus.'' 53, 1966, S.&nbsp;135–146.</ref> Das Wort ''Petroleum'' oder ''Petrolium'', spätestens ab dem 15.&nbsp;Jahrhundert im [[Frühneuhochdeutsche Sprache|Frühneuhochdeutschen]] nachgewiesen, ist eine [[latein]]ische Zusammensetzung aus {{grcS|πέτρα|petra}} „Fels, Gestein“<ref>Wilhelm Pape: Handwörterbuch der griechischen Sprache. Braunschweig, 3. Auflage 1914, Band 2, S. 605, [http://www.zeno.org/Pape-1880/A/%CF%80%CE%AD%CF%84%CF%81%CE%B1 Stichwort {{lang|grc|πέτρα}}]</ref> oder {{lang|grc|πέτρος|petros}} „Stein“<ref>Wilhelm Pape: Handwörterbuch der griechischen Sprache. Braunschweig, 3. Auflage 1914, Band 2, S. 606, [http://www.zeno.org/Pape-1880/A/%CF%80%CE%AD%CF%84%CF%81%CE%BF%CF%82 Stichwort {{lang|grc|πέτρος}}]</ref> und {{lang|la|''oleum''}} für „Öl“, bedeutet zu Deutsch also „Fels-“ oder „Steinöl“.<ref>{{Digitales Wörterbuch der deutschen Sprache |Stichwort=Petroleum}}</ref> Dies geht darauf zurück, dass die [[Römisches Reich|Alten Römer]] in Ägypten in einem Gebirgszug am [[Golf von Suez]] beobachteten, wie Erdöl aus dem dort [[Anstehendes Gestein|anstehenden]] Nubischen Sandstein austrat.<ref>Ernst Blumer: ''Die Erdöllagerstätten und übrigen Kohlenwasserstoffvorkommen der Erdrinde. Grundlagen der Petroliumgeologie.'' Enke, Stuttgart 1922, S.&nbsp;217.</ref><ref>Norbert Welsch, Jürgen Schwab, Claus Liebmann: ''Materie: Erde, Wasser, Luft und Feuer.'' Springer Spektrum, 2013, ISBN 978-3-8274-1888-3, S.&nbsp;343.</ref> Vom ''Petroleum'' stammten auch die einst im Deutschen üblichen Bezeichnungen ''Bergöl'' und ''Peteröl''. Ab dem 18.&nbsp;Jahrhundert setzte sich zunehmend die heutige Bezeichnung ''Erdöl'' durch,<ref>{{Digitales Wörterbuch der deutschen Sprache |Stichwort=Erdöl}}</ref> und das Wort ''Petroleum'' wurde ab dem 19.&nbsp;Jahrhundert im Deutschen zunehmend für [[Petroleum|eines seiner Destillationsprodukte]] (siehe unten) verwendet.
Von den [[Babylon|Babyloniern]] stammt das Wort "naptu" (von nabatu = leuchten) für Erdöl, welches in der Bezeichnung "[[Naphta]]" gegenwärtig noch Bestand hat. Dieser Ausdruck deutet darauf hin, dass schon früh das Erdöl zu Beleuchtungszwecken diente. Die Babylonier waren es auch, die wichtige Straßen und Zufahrten zu Kultstätten mit einer dünnen [[Asphalt|Asphaltschicht]] abdeckten. Die Verwendung von "Erdpech" war im babylonischen Reich so allgegenwärtig, daß [[Hammurabi]] dem Stoff einige Kapitel in seinem Gesetzeswerk 1875 v. Chr. einräumte - die nachweisbar erste staatliche Regulierung des Erdöls...


=== Historische Verwendung und Förderung ===
Die für uns übliche Bezeichnung Petroleum ist römischen Ursprungs: "oelum petrae" was soviel bedeutet wie Stein- oder Felsöl. Dies geht auf Entdeckungen der Römer in Ägypten zurück, wo sie in einem Gebirgszug am Golf von [[Suez]] Erdöl aus dem Gebirge austreten sahen. Man vermutet, daß schon die römische Armee Öl als Schmiermittel für Achsen und Räder gebrauchte.
[[Datei:Hortus-Petroleum a.jpg|mini|Abbildung aus dem Kapitel ''Petroleum'' im [[Hortus sanitatis]] (einem der „Mainzer Kräuterbücher“) aus dem Jahr 1491]]
Erdöl ist bereits seit einigen Tausend Jahren bekannt. Da es eine relativ geringe [[Dichte]] besitzt (0,8–0,9&nbsp;kg/l oder Tonnen/m³), die noch unter der von Wasser liegt, kann es beim Fehlen einer nach oben abdichtenden [[Schichtung|Gesteinsschicht]] aus größeren Tiefen im [[Porosität|Poren]]- und [[Kluft (Geologie)|Kluftraum]] von [[Sedimente und Sedimentgesteine|Sedimentgesteinen]] bis zur Erdoberfläche aufsteigen (in [[Deutschland]] zum Beispiel bei [[Hänigsen]] zwischen [[Hannover]] und [[Braunschweig]]). Dort wandelt sich das normalerweise relativ dünnflüssige Öl durch die [[Chemische Reaktion|Reaktion]] mit [[Sauerstoff]] und den Verlust leicht flüchtiger Bestandteile in eine [[teer]]artige Substanz, sogenanntes [[Asphalt (Geologie)|Bitumen oder Asphalt]], um.


Diese Substanz war schon vor 12.000 Jahren im [[Alter Orient|vorderen Orient]] bekannt. Die Menschen verwendeten sie unter anderem im Schiffbau zum [[Kalfatern]]: durch Vermischen des Bitumens mit Sand, Schilf und anderen Materialien entstand eine Masse, mit der die Ritzen zwischen den hölzernen Schiffsplanken abgedichtet werden konnten. Dies hat auch Eingang in die [[Altes Testament|biblischen Legenden]] gefunden.<ref name="Singer 151-154">Leopold Singer: ''Die fossilen Tierstoffe: Erdöl, Erdgas, Erdwachs, Asphalt, Ichthyol.'' S.&nbsp;151–316 in: Victor Grafe (Hrsg.): ''Grafes Handbuch der organischen Warenkunde. Band IV/2: Warenkunde und Technologie der Konservierungsverfahren der Kohle und des Erdöls.'' Poeschel, Stuttgart 1928, S. 151–154. ([https://resolver.sub.uni-hamburg.de/kitodo/PPN83253336X SUB Uni Hamburg])</ref> Die [[Babylon]]ier nutzten Bitumen („Erdpech“) unter anderem als [[Bindemittel]] im Haus- und Straßenbau. Bitumen war im [[Babylonisches Reich|Babylonischen Reich]] so allgegenwärtig, dass [[Hammurapi I. (Babylon)|Hammurapi]] ihm einige Kapitel in seinem [[Codex Hammurapi|Gesetzeswerk aus dem 18. Jh. v.&nbsp;Chr.]] widmete. Dies ist die erste nachweisbare staatliche Regulierung von Erdöl.
Öl wurde lange Zeit auch für ein Heilmittel gehalten. Während der Ölboom-Jahre Nordamerikas in den 1860er Jahren gab es viele Quacksalber, welche das angebliche Wundermittel gegen allerlei Gebrechen verkauften. Es wurde früh schon als Kriegswaffe eingesetzt. Im antiken [[Griechenland]] wurden mit Erdöl recht modern anmutende Flammenwerfer gebaut, das sog. "griechische Feuer", eine fürchterliche Waffe besonders im Seekampf.


An der Erdoberfläche natürlich austretendes Erdöl wird auch von den Schriftstellern der [[Antike|klassischen Antike]], [[Herodot]] und [[Plinius der Ältere|Plinius dem Älteren]], erwähnt. Die [[Römisches Reich|römische]] Armee nutzte Erdöl möglicherweise als [[Schmierstoff]] für Achsen und Räder. Im [[frühmittelalter]]lichen [[Byzantinisches Reich|Byzantinischen Reich]] wurde vermutlich aus Erdöl der Brennstoff für eine als „[[griechisches Feuer]]“ bezeichnete Vorform des [[Flammenwerfer]]s hergestellt.<ref name="Singer 151-154" />
Die eigentliche Ausbeutung des Rohöles begann aber erst im 19. Jahrhundert. Grund dafür war zunächst die Suche nach einem guten Lampenbrennstoff, denn Walöl war nur für die Reichen erschwinglich, Talgkerzen rochen unangenehm und Gasflammen gab es nur in wenigen, modernen Häusern. Verschiedene Wissenschaftler entwickelten daraufhin in der Mitte des 19. Jahrhunderts Verfahren zur kommerziellen Nutzung. Der kanadische Arzt und Geologe Abraham Gessner erwarb 1852 ein Patent auf die Herstellung eines relativ sauber brennenden, preisgünstigen Lampenbrennstoffes aus Rohöl: das Petroleum. 1855 schlug der amerikanische Chemiker Benjamin Silliman vor, Erdöl mit Hilfe von Schwefelsäure zu reinigen, um es als Brennstoff zu verwenden.


In der vorindustriellen Neuzeit Europas wurde Erdöl bei der „zubereitung von heilmitteln, salben u.s.w.“, im Gartenbau zur Bekämpfung von Schädlingen und ferner „zur herstellung von feuerwerk“ und als [[Lampenöl]] verwendet.<ref name="GrimmsWB" /> Zur Erhöhung der „geschoszwirkung“ wurden Gewehrkugeln vor dem Einführen in den Lauf zusammen mit [[Campher|Kampfer]] in ein mit dünnflüssigem Erdöl getränktes Tuch gewickelt.<ref name="GrimmsWB" /> Speziell therapeutische Verwendung fanden unter anderem Öle aus lombardischen Rohölquellen, wie z.&nbsp;B. aus dem „Pechbrunnen“ am Monte Zibio bei [[Modena]], aus [[Merkwiller-Pechelbronn|Pechelbronn]] im Elsass (vgl. [[Pechelbronner Schichten]]) sowie oberbayerisches „Petroleum“, das von [[Tegernsee (Stadt)|Tegernseer]] Benediktinern als „Heiliges Quirin-Öl“ (benannt nach [[Quirinus von Tegernsee]]) verkauft wurde.<ref name="verflex" />
Also begann man, größere Rohöllager zu suchen. Seit mehreren Jahren wusste man bereits, dass bei Bohrungen nach Wasser und Salz gelegentlich Erdöl in die Bohrlöcher einsickerte. Also hatte man die Idee, direkt nach Öl zu bohren.
Die ersten Bohrungen wurden 1857 bis 1859 durchgeführt, vielleicht die weltweit erste bei [[Wietze (Gemeinde)|Wietze]] in Niedersachsen, westlich Celle, abgeteuft. Weltberühmt wurde jedoch die Bohrung nach Öl, die Edwin L. Drake am 27. August 1859 am Oil Creek in Pennsylvania durchführte. Drake bohrte im Auftrag des amerikanischen Industriellen George H. Bissell und stieß in nur 21,2 Meter Tiefe auf die erste größere Ölquelle.


Johann Jakob Lerche, ein deutsch-russischer Naturforscher, beobachtete Mitte der 1730er Jahre eine blühende Erdölwirtschaft mit systematischer Erdölförderung im damals persischen [[Baku]].<ref>James Dodds Henry: ''Baku: an eventful History.'' Archibald Constable & Co., London 1905, S.&nbsp;24. [https://archive.org/details/cu31924028739088/page/n49 (archive.org)]</ref><ref name="Singer 151-154" />
Die erste Erdölförderung im [[Untertagebau]] fand 1854 in ''Bóbrka'' bei [[Krosno]] (Polen) statt.


[[Datei:Wietze Oel 1906-06-19.jpg|mini|Feier anlässlich des 1000. mit Rohöl abgefüllten [[Kesselwagen]]s in Wietze im Jahr 1906]]
Nach der Einführung elektrischen Lichts war Erdöl zunächst nicht mehr attraktiv, doch die Erfindung des Automobils ließ nicht lange auf sich warten.
[[Datei:Drake Well, June 2012.jpg|mini|Nachbildung der Drake’schen Bohrstelle im Drake Well Museum in Titusville]]


Im Zuge der [[Industrielle Revolution|industriellen Revolution]] wuchs in Europa die Nachfrage nach Leucht-, Brenn- und Schmierstoffen, und der Stellenwert von Erdöl als preiswerte Alternative zu [[Pflanzenöle]]n und [[Tierfett]]en wuchs. Im [[Galizien|galizischen]] Vorland der [[Karpaten]], seinerzeit zum [[Kaisertum Österreich]] gehörig, gewannen bei [[Truskawez]] Josef Hecker aus [[Prag]] sowie Johann Mitis in den 1810er Jahren „Bergöhl“ aus Schächten. Es gelang ihnen auch, daraus ein leicht brennbares Lampenöl („Naphtha“) zu destillieren, und der Prager Magistrat beschloss 1816 sogar, die ganze Stadt damit zu beleuchten, was aber an den zu geringen galizischen Förderkapazitäten scheiterte.<ref>Joseph Hecker: ''Das Bergöhl in Galizien.'' In: ''Jahrbücher des kaiserlichen königlichen polytechnischen Institutes in Wien.'' Band&nbsp;2, 1820, S.&nbsp;335–342 [https://opacplus.bsb-muenchen.de/title/6644171/ft/bsb10080801?page=379 (opacplus.bsb-muenchen.de)]</ref> Abraham Schreiner stellte um 1853 in [[Boryslaw|Borysław]] Versuche mit [[Ozokerit]], einem stark [[Aliphatische Kohlenwasserstoffe|aliphatischen]], [[Asphaltene|asphalten]]<nowiki />armen abgereicherten Erdöl, in einem Kessel an und gewann ein klares Destillat, worauf er sich mit dem Apotheker [[Ignacy Łukasiewicz]] in [[Lemberg]] und den Pharmazeuten [[Jan Zeh]] in Verbindung setzte. Deren Zusammenarbeit war zugleich der Beginn der kontinuierlich betriebenen Erdölförderung im heute polnisch-ukrainischen Vorland der [[Ostkarpaten]].<ref name="Singer 151-154" /> Ein frühes Zentrum der späteren industriellen Erdölförderung im [[Untertagebau]] entwickelte sich weiter westlich bei Bóbrka 10 km südwestlich von [[Krosno]] (→&nbsp;[[Museum der Öl- und Gasindustrie Bóbrka]]).
== Gewinnung ==
Befindet sich die Erdöllagerstätte nahe der Erdoberfläche, so kann das Öl im [[Tagebau]] gewonnen werden, Beispiel: Athabasca-Erdölsande, Alberta, Kanada. Zu Beginn der Erdölnutzung wurde es an einigen Orten auch im [[Tiefbau]] gewonnen, zum Beispiel bei Wietze, westlich [[Celle]] (Niedersachsen, Deutschland). Aus tieferen Lagerstätten wird Erdöl durch Sonden gefördert, die durch Bohrungen bis zur Lagerstätte eingebracht werden. Es existieren auch [[Bohrinsel|Bohrinseln]] die ein Fördern mitten im Meer ermöglichen. Wobei zum Teil die Bohrplattformen durch Förderplattformen ersetzt werden.


Als Meilenstein für die moderne petrochemische Industrie gilt das Patent, das 1855 dem kanadischen Arzt und Geologen [[Abraham Gesner|Abraham P. Gesner]] in den USA auf sein Herstellungsverfahren für [[Petroleum]] aus [[Ölschiefer]]<!-- in einigen Quellen „coal“, aber das bezieht sich auf „boghead coal“ und „cannel coal“, beides stark kohlenwasserstoffhaltige biogene Sedimentgesteine, die eher als Ölschiefer denn als Kohle anzusprechen sind --> oder Erdöl erteilt wurde. Die Herstellung von Petroleum als Leuchtmittel blieb bis zum Aufstreben der [[Automobilindustrie]] in den ersten Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts der Hauptzweck der Erdölförderung.
[[Bild:Erdöl_Bohrmeissel.jpg|right|thumb|200px|Bild 1: Erdöl-Bohrmeißel mit je 3 gezähnten Kegelrollen]]
Zum Bohren werden Hohlbohrer verwendet, damit das Bohrklein aus dem Bohrloch zutage transportiert werden kann. Das Bohrwerkzeug besteht aus Stahlrohren, die zu einem immer längeren Rohrgestänge, dem Bohrstrang, aneinandergeschraubt werden können. Am unteren Ende befindet sich das eigentliche Bohrwerkzeug, der so genannte Bohrmeißel. Meistens besitzt der Bohrmeißel drei gegeneinander winklig angeordnete, gezähnte Kegelrollen (Bild 1), die zum Bohren in hartem Gestein mit Diamanten besetzt sein können, aber auch andere Formen werden verwendet.


Als Folge von Gesners Entdeckung begann in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts die systematische großtechnische Ausbeutung von Erdöllagerstätten. Man wusste zwar bereits, dass bei einigen Tiefbohrungen nach [[Sole]] für die [[Salzgewinnung]] Erdöl in die Bohrlöcher eingesickert war, aber gezielt nach Erdöl gebohrt hatte bis dahin noch niemand. Die ersten Ölbohrungen in Deutschland wurden im März 1856 in [[Dithmarschen]] von [[Ludwig Meyn]] und ab 1858 bei [[Wietze]] in [[Niedersachsen]] (nördlich von [[Hannover]]) durchgeführt. Die nach dem Leiter der Bohrarbeiten benannte ''Hunäus-Bohrung'' bei Wietze wurde am 1. Juli 1859 in einer [[Teufe]] von 35&nbsp;m fündig und gilt damit als die erste erfolgreich niedergebrachte Erdölbohrung weltweit.<ref name="karlsch&stokes03_s28f">R. Karlsch, R. G. Stokes: ''Faktor Öl.'' 2003, S.&nbsp;28&nbsp;f.</ref> Aus einer Teufe von ca. 50&nbsp;m wurden gegen 1910 mit 2000 [[Bohrturm|Bohrtürmen]] etwa 80 % des deutschen Erdölbedarfs gefördert. In Wietze befindet sich heute das [[Deutsches Erdölmuseum Wietze|Deutsche Erdölmuseum]].
[[Bild:Erdölbohrloch.png|left|thumb|100px|Bild 2: Erdölbohrloch mit Bohrmeissel, Längsschnitt, schematisch, oben verrohrt]]
Meistens wird der gesamte Bohrstrang und damit auch der Bohrmeißel von einer motorgetriebenen Vorrichtung übertage (Drehtisch) gedreht (Rotary-Verfahren). Der Bohrmeißel hat einen größeren Durchmesser als das Rohrgestänge, so dass um das Gestänge herum ein Hohlraum entsteht (so genannter Ringraum), der zur Verhinderung seines Zusammenbrechens mit einem Stahlrohr ausgekleidet wird („Casing“) (Bild 2).


Weltberühmt wurde die Ölbohrung, die [[Edwin L. Drake]] im Jahr 1859 am Oil Creek in [[Titusville (Pennsylvania)|Titusville]], [[Pennsylvania]] niederbrachte. Drake bohrte im Auftrag des amerikanischen Industriellen [[George H. Bissell]] und stieß nach mehreren Monaten ergebnislosen Bohrens am 27. August in nur 21&nbsp;m Tiefe auf eine ergiebige Öllagerstätte. „Dieser Sonntag Nachmittag an den Ufern des Oil Creek bei Titusville lieferte den Funken, der die Erdölindustrie in die Zukunft katapultierte.“<ref>„[…] that Saturday afternoon along the banks of Oil Creek near Titusville, Pennsylvania, provided the spark that propelled the petroleum industry toward the future […],“ William Brice, Professor emeritus für Geowissenschaften (Earth and Planetary Sciences) an der University of Pittsburgh at Johnstown, zitiert in [https://aoghs.org/petroleum-pioneers/american-oil-history/ ''First American Oil Well.''] American Oil and Gas Historical Society</ref> Während sich die Gegend am Oil Creek infolge dieses Fundes rasch zu einer prosperierenden Ölförderregion mit vielen weiteren Bohrungen entwickelte, blieb der Ölfund von Wietze wirtschaftlich zunächst folgenlos. Daher gelten der 27. August 1859 und Titusville als die historisch bedeutenderen Daten bzw. Orte.<ref name="karlsch&stokes03_s28f" />
[[Bild:Erdöl_Bohrturm.jpg|right|thumb|200px|Bild 3: Erdölbohrturm mit Rohrgestängeabschnitten, daneben Behälter für die Bohrflüssigkeit]]
Um das Bohrklein herauszufördern, wird eine Bohrflüssigkeit durch das Bohrrohr eingepresst, die an der Bohrkrone austritt und im Ringraum zusammen mit dem Bohrklein wieder nach oben gedrückt wird. Die Bohrflüssigkeit muss ein hohes spezifisches Gewicht und eine hohe [[Viskosität]] aufweisen, damit sie durch das hohle Bohrgestänge eingepresst und durch den Ringraum wieder ausgepresst werden kann und damit das Bohrklein dabei mitgerissen wird (Wasser, das unter anderem gelöste Polymere und suspendiertes [[Baryt]]-Mehl enthält). Manchmal wird die Bohrspülung auch benutzt, um damit einen Motor direkt über dem Bohrmeißel anzutreiben, so dass nur der Bohrmeißel, nicht aber der gesamte Bohrstrang gedreht wird. Damit die einzelnen Rohre des Bohrgestänges gehandhabt werden können, wird über dem Bohrloch ein Bohrturm errichtet (Bild 3), in dem sich auch die Vorrichtung zum Drehen des Bohrgestänges mittels Motor befindet.


In [[Saudi-Arabien]] wurde das „schwarze Gold“ zuerst in der Nähe der Stadt [[Dammam]] am 4. März 1938 nach einer Reihe erfolgloser [[Exploration (Geologie)|Explorationen]] von der US-Gesellschaft ''Standard Oil of California'' entdeckt.
Wenn die Gegebenheiten es erfordern, kann auch in weiten Bögen gebohrt werden, so dass eine Lagerstätte auch von der Seite aus erschlossen werden kann (''siehe:'' [[Richtbohren]]), zum Beispiel bei Lagerstätten unter besiedeltem, schwierigem, zu schützendem oder militärisch genutztem Gelände.


== Entstehung ==
[[bild:Oil_well3419.jpg|right|300px|thumb|Bild 4: Erdölförderung mit einer Tiefpumpe]]
=== Ursprung ===
In größerer Tiefe steht das Erdöl unter dem Druck der auflastenden Erdschichten und gegebenenfalls des assoziierten Erdgases und wird nach Anbohren aus dem Bohrloch gepresst, da es leichter als Wasser und das umgebende Gestein ist. Beim ersten Anbohren der Lagerstätte muss deshalb das Austreten des unter Druck stehenden Öls mit einer speziellen Vorrichtung („Preventer“) verhindert werden, die sich am oberen Ende des Bohrgestänges befindet. In der ersten Zeit kann das Öl meistens ohne weitere Maßnahmen durch den Eigendruck in der Lagerstätte gefördert werden (Primärförderung). Lässt der Lagerstättendruck nach, muss das Öl mit Tiefpumpen zutage gefördert werden, die von übertage über ein Bohrgestänge angetrieben werden (Pferdekopf-Antrieb, Bild 4).
Das meiste heute geförderte Erdöl ist aus abgestorbenen [[Mikroplankton|Meereskleinstlebewesen]] entstanden, wobei [[Alge]]n den mit Abstand größten Anteil an [[Biomasse]] gestellt haben. Die Erdölentstehung nimmt ihren Anfang überwiegend in den nährstoffreichen, verhältnismäßig tiefen Meeresbereichen der [[Schelf]]meere. Dort sinken die Algen, die sich im lichtdurchfluteten Wasser nahe der Meeresoberfläche regelmäßig stark vermehren, nach ihrem Tod zusammen mit [[Ton (Bodenart)|Tonpartikeln]] zum Meeresgrund ab. Wichtig ist hierbei, dass das Wasser nahe dem Meeresboden ruhig ist und sich nur sehr selten mit Wasser aus geringeren Meerestiefen mischt. Dadurch können sich in der betreffenden Meeresbodenregion sauerstoffarme oder -freie Bedingungen einstellen. Diese verhindern die vollständige Zersetzung der Algenbiomasse – ein [[Sapropel|Faulschlamm]] entsteht. So bilden sich über einige Jahrmillionen hinweg mächtige [[Sedimente und Sedimentgesteine|Sedimentfolgen]] mit hohem Anteil an organischem Material. Als Vater dieser These zur „biotischen“ Entstehung von Erdöl gilt der russische Naturforscher [[Michail Wassiljewitsch Lomonossow]]. Er äußerte diese Idee erstmals im Jahre 1757 in einem Vortrag auf einer Konferenz der [[Russische Akademie der Wissenschaften|Kaiserlich-Russischen Akademie der Wissenschaften]], der nachfolgend als Aufsatz veröffentlicht wurde.<ref>M. W. Lomonossow: ''Слово о рождении металлов от трясения земли – Oratio de generatione metallorum a terrae motu [Über die Entstehung der Metalle durch Erdbeben].'' In: A. I. Andrejew, I. I. Schafranowski (Hrsg.): ''М. В. Ломоносов: Полное собрание сочинений [M. W. Lomonossow: Gesamtwerk]. Т.&nbsp;5: Труды по минералогии, металлургии и горному делу, 1741–1763 [Band&nbsp;5: Abhandlungen über Mineralogie, Metallurgie und Bergbau, 1741–1763].'' Akademie der Wissenschaften der UdSSR, Moskau/Leningrad 1954, S.&nbsp;295–347 (online: [http://feb-web.ru/feb/lomonos/texts/lo0/lo5/lo5-295-.htm Nur-Text-Digitalisat], [http://books.e-heritage.ru/book/10078409 Originalseitenscan]).</ref>


=== Umwandlung der Biomasse – Bildung unkonventioneller Lagerstätten ===
[[Bild:Ölbohrplattform.jpg|right|thumb|200px|Erdölplattform ([[Bohrinsel]]) im Meer zum Bohren und Fördern]]
[[Datei:MarcellusShaleBank1.jpg|mini|[[Aufschluss (Geologie)|Tagesaufschluss]] mit bituminösen Tonsteinen der [[Marcellus-Formation]] in ihrer Typusregion im US-Bundesstaat [[New York (Bundesstaat)|New York]]. Solche Tonsteine sind – tief im Untergrund – potenzielle Muttergesteine für das Erdöl und Erdgas konventioneller Lagerstätten sowie potenzielle Zielhorizonte der Schieferöl- und -gasförderung.]]
Der Lagerstättendruck kann durch Einpressen von Wasser oder Erdgas mittels durch Bohrungen eingerichteter Einpresssonden erhöht werden (Sekundärförderung). Die Durchlässigkeit des Speichergesteins kann durch Einpressen von Säuren erhöht werden, wodurch Komponenten des Speichergesteins, zum Beispiel [[Karbonat]]e, gelöst werden. Im Lauf der Lagerstättenausbeutung steigt der Wasser-Anteil im Fördergut, später wird in der Regel mehr Wasser als Öl gefördert, zum Teil mehr als 90 % Wasser. Durch primäre und sekundäre Förderverfahren können je nach Lagerstättenverhältnissen etwa 20 bis 50 % des Erdöls, das sich in der Lagerstätte befindet („oil in place“) gewonnen werden. Der Rest wird durch die beschriebenen Förderverfahren nicht von den Feststoffen des Speichergesteins abgelöst. Weiteres Öl kann aber durch spezielle Verfahren gewonnen werden (Tertiärförderung). Dazu gehören:
Im Laufe weiterer Jahrmillionen werden die biomassereichen Abfolgen, durch Überdeckung mit weiteren Sedimenten und der kontinuierlichen Absenkung der Sedimentstapel in etwas tiefere Bereiche der oberen [[Erdkruste]] ([[Subsidenz (Geologie)|Subsidenz]]), erhöhten [[Druck (Physik)|Drücken]] und erhöhten [[Temperatur]]en ausgesetzt. Unter diesen Bedingungen wird zunächst Wasser aus dem Sediment ausgetrieben und bei Temperaturen bis etwa 60&nbsp;°C wird die in der Algenbiomasse enthaltene organische Substanz (neben [[Kohlenhydrate]]n und [[Proteine]]n vor allem [[Lipide]]) in langkettige, feste, in organischen Lösungsmitteln unlösliche Kohlenstoffverbindungen, die sogenannten [[Kerogen]]e umgewandelt (''Diagenesestadium'').<ref name="geolex">Christiane Martin, Manfred Eiblmaier (Hrsg.): ''Lexikon der Geowissenschaften: in sechs Bänden.'' Spektrum Akad. Verlag, Heidelberg u. a. 2000–2002</ref> Kerogentyp I ([[Liptinit]]) bringt für die Entstehung von Erdöl durch seinen hohen Anteil an Lipiden die besten Voraussetzungen mit, ist jedoch relativ selten, da er vorwiegend der Ablagerung in Seen entstammt. Das meiste geförderte Erdöl ist stattdessen aus dem immer noch relativ lipidreichen Kerogentyp II ([[Exinit]]) hervorgegangen, der typisch für [[Ablagerungsmilieu|marine]] Ablagerungsräume ist.<ref name="gluy04">Jon Gluyas, Richard Swarbrick: ''Petroleum Geoscience.'' Blackwell Publishing, 2004, ISBN 0-632-03767-9, S. 96ff.</ref>
* Wärmeverfahren: Einpressen von Heißwasser oder Heißdampf („Dampffluten“) oder Verbrennen eines Teils des Erdöls in der Lagerstätte;
* Einpressen von Stickstoff;
* Einpressen von CO<sub>2</sub>, das den Lagerstättendruck erhöht und sich im Öl löst und dadurch dessen Viskosität vermindert („CO<sub>2</sub>-Fluten“);
* Einpressen von Leichtbenzin oder Flüssiggas, die ebenfalls die Viskosität des Öls erniedrigen.
* Einpressen von wässrigen Lösungen Viskosität erhöhender Stoffe (organische Polymere), wodurch das Öl besser von den Feststoffen abgelöst wird („Polymerfluten“);
* Einpressen von wässrigen Lösungen grenzflächenaktiver Stoffe, die sich an den Grenzflächen Öl/Feststoff und Öl/Wasser anreichern und so das Öl vom Feststoff lösen und im Wasser fein zerteilen, emulgieren („Tensidfluten“).
Die Tertiärverfahren werden teilweise auch kombiniert. Ein beträchtlicher Rest des Erdöls kann aber bisher mit keinem Verfahren aus der Lagerstätte gewonnen werden.


Ab etwa 60&nbsp;°C (''[[Katagenese]]stadium''), werden dann die Kerogene in kurzkettigere gasförmige (vor allem [[Methan]]) und flüssige Kohlenwasserstoffe aufgespalten. Die Erdöl-Bildungsrate steigt bis zu Temperaturen von 120–130&nbsp;°C weiter an und nimmt bei Temperaturen darüber wieder ab.<ref name="berkowitz97">Norbert Berkowitz: ''Fossil Hydrocarbons – Chemistry and Technology.'' Academic Press, San Diego 1997, ISBN 0-12-091090-X, S. 28.</ref> Zwischen 170 und 200&nbsp;°C bildet sich vor allem [[Erdgas]] und kaum noch Erdöl. Bei Temperaturen von mehr als 200&nbsp;°C beginnt die [[Metagenese (Geologie)|Metagenese]]. Es entsteht zwar weiter Gas, aber kein Öl mehr, sondern ein fester Kohlenstoffrückstand.<ref name="gluy04" /> Die Umwandlung der Kerogene zu Öl und Gas wird auch als ''Reifung'' ([[Englische Sprache|engl.]]: ''{{lang|en|maturation}}'') bezeichnet und ist in etwa mit der industriellen [[Pyrolyse|Verschwelung]] von „[[Ölschiefer]]“ vergleichbar, nur dass dort die Temperaturen höher und die Umwandlung, verglichen mit den Zeiträumen, in denen Erdöl und -gas auf natürliche Weise entstehen, extrem schnell erfolgt. Bei der natürlichen Niedrigtemperatur-Reifung der Kerogene zu Kohlenwasserstoffen fungieren offenbar zudem die Tonminerale im Sediment als [[Katalysator]]en. Der Temperaturbereich zwischen 60&nbsp;°C und 170&nbsp;°C, in dem vorwiegend Erdöl entsteht, wird als ''Erdölfenster'' bezeichnet. Dies entspricht im Regelfall einer Versenkungstiefe von 2000 bis 4000 Metern.<ref name="berkowitz97" />
Besondere Schwierigkeiten bereitet die Erdölförderung aus Lagerstätten, die sich unter Gewässern befinden („Off-shore-Gewinnung“). Hier müssen zur Erschließung der Lagerstätte auf dem Gewässergrund stehende oder darüber schwimmende Bohrplattformen (Bild 5) eingerichtet werden, von denen aus gebohrt und später gefördert werden kann. Hierbei ist das Richtbohren vorteilhaft, weil dadurch von einer Bohrplattform ein größeres Areal erschlossen werden kann.


{{Anker|Erdölmuttergestein}} Der erhöhte Druck in der Tiefe sorgt außerdem dafür, dass der ehemalige Schlamm zu einem Gestein verfestigt wird. Somit ist aus dem einstigen biomassereichen Sediment ein kohlenwasserstoffführender Tonstein oder, im Fall dass ein relativ hoher Anteil des Planktons aus [[Kalkalgen]] bestand, ein kohlenwasserstoffführender Mergel oder Mergelkalkstein geworden. Solche feinkörnigen Gesteine, deren Kohlenwasserstoffgehalt auf einen ursprünglich hohen Gehalt an Biomasse zurückgeht, werden als '''Erdölmuttergesteine''' (engl.: ''{{lang|en|source rocks}}''), bezeichnet. Die meisten Erdölmuttergesteine entstammen dem Zeitraum vor 400 bis 100 Millionen Jahren ([[Unterdevon]] bis [[Unterkreide]]).<ref>{{Internetquelle |url=http://www.aral.de/aral/sectiongenericarticle.do?categoryId=4000003&contentId=56071 |titel=Die Entstehung des Erdöls |hrsg=Aral Forschung |abruf=2013-03-17 |archiv-url=https://web.archive.org/web/20081222015857/http://www.aral.de/aral/sectiongenericarticle.do?categoryId=4000003&contentId=56071 |archiv-datum=2008-12-22 |offline=ja }}</ref> Ein in Deutschland bekanntes Beispiel für eine stark kohlenwasserstoffhaltige [[Formation (Geologie)|Gesteinsformation]] ist der etwa 180 Millionen Jahre alte Ölschiefer des [[Schwarzjura|Lias Epsilon]], der in Süddeutschland an zahlreichen Stellen [[Tag (Bergbau)|übertägig]] [[Aufschluss (Geologie)|aufgeschlossen]] ist (siehe →&nbsp;[[Posidonienschiefer (Jura)|Posidonienschiefer]]) und der im Nordseeraum, wo er tief im Untergrund liegt, tatsächlich ein wichtiges Erdölmuttergestein ist.
== Bedeutung ==
[[Bild:Ölpreis1994-2004.png|right|thumb|300px|Ölpreis von 1994 bis 2004 in $ pro Barrel.]]
Erdöl ist einer der wichtigsten [[Rohstoff]]e der modernen [[Industriegesellschaft]]en.
Es ist wichtig zur Erzeugung von [[Elektrizität]] und als [[Treibstoff]] fast aller [[Verkehrsmittel|Verkehrs-]] und [[Transportmittel]]. Daneben wird Erdöl in der [[Chemische Industrie|chemischen Industrie]] zur [[Herstellung]] von [[Kunststoff]]en und anderer Chemieprodukte vielfach eingesetzt. Aus diesen Gründen wird es auch "[[Schwarzes Gold]]" genannt.
<div id="ErdölProdukte"></div>


Mit Zunahme der Bedeutung der Erdölförderung aus Erdölmuttergesteinen durch [[Hydraulic Fracturing]] seit etwa dem Jahr 2000 hat der Begriff „Erdöllagerstätte“ eine Bedeutungserweiterung erfahren. Während traditionell nur Anreicherungen entsprechender Kohlenwasserstoffe außerhalb ihres Muttergesteins (siehe →&nbsp;[[#Migration – Bildung konventioneller Lagerstätten|Migration]]) als ''Lagerstätte'' bezeichnet werden, bezieht dieser Begriff nunmehr auch Erdölmuttergesteine mit ein. Letztgenannte werden als ''unkonventionelle Lagerstätten'' bezeichnet, weil die Ölförderung aus diesen Gesteinen mit althergebrachten (konventionellen) Methoden nicht [[Rentabilität|rentabel]] ist.
=== Chemische Produkte aus Erdöl ===


=== Migration – Bildung konventioneller Lagerstätten ===
In der [[Erdölraffinerie]] wird das Erdöl in seine unterschiedlichen Bestandteile aufgespalten.
[[Datei:Bohrkern Oelsandstein.jpg|mini|hochkant|Bohrkernprobe aus einer erdölführenden Sandsteinschicht des [[Molassebecken]]s von [[Oberösterreich]]]]
Man unterscheidet Erdöl als Naturprodukt von Rohöl in der Industrie ''vor'' der Verarbeitung und von [[Mineralöl]], so werden Produkte ''nach'' der Verarbeitung (Benzin, Kerosin, Heizöl, Schmieröl) des Erdöls genannt.
Da die „reifen“ gasförmigen und flüssigen Kohlenwasserstoffe gegenüber den festen Kerogenen wesentlich mobiler sind, können sie, begünstigt durch ihre geringe [[Dichte]] und den [[Druck (Physik)|Druck]], der auf dem Muttergesteins[[Horizont (Geologie)|horizont]] lastet, aus dem Muttergestein in ein über- oder unterlagerndes Nebengestein austreten. Ein solcher Austritt erfolgt jedoch in größerem Umfang nur dann, wenn es sich bei besagtem Nebengestein um ein Gestein handelt, das nicht, wie das sehr feinkörnige Muttergestein, durch die Kompaktion einen Großteil seines Porenraumes verliert, sondern eine relativ hohe Porosität beibehält (z.&nbsp;B. einen [[Sandstein]]). Ab dem Austritt der Kohlenwasserstoffe in das Nebengestein, auch als ''primäre [[Migration (Geologie)|Migration]]'' bezeichnet, spricht man traditionell von Erdöl bzw. Erdgas.


Innerhalb des Porenraumes des Nebengesteins wandern Öl und Gas dann aufgrund ihrer relativ geringen Dichte in Richtung der Erdoberfläche. Grundwasserströme sorgen hierbei auch für einen seitlichen (lateralen) Transport. Öl und Gas können auf ihrem Weg nach oben auf undurchlässige, weil geringporöse, Gesteinsschichten treffen. Sind diese Teil einer geologischen Struktur, die aufgrund ihrer Form eine weitere Wanderung auch in seitlicher Richtung verhindert, reichern sich Öl und Gas unterhalb dieser abdichtenden Gesteinsschicht an. Die entsprechende Struktur wird als ''geologische Falle'' bezeichnet. Solche Fallen entstehen beispielsweise durch den Aufstieg von [[Salzstock|Salzstöcken]]. Das Gestein, in dessen Porenraum sich Öl und Gas dann sammeln, wird ''[[Speichergestein]]'' (engl.: ''{{lang|en|reservoir rock}}'') genannt. Die Wanderung von Öl und Gas nach ihrem Austritt aus dem Muttergestein in das Speichergestein nennt man ''sekundäre Migration''. Hat sich im Speichergestein einer Fallenstruktur eine größere Menge Erdöl gesammelt, spricht man von einer ''konventionellen Erdöllagerstätte''. In den höchsten Bereichen der Lagerstätte befindet sich aufgrund der geringsten Dichte das Gas. Man spricht in diesem Zusammenhang auch von einer ''Gaskappe''. Unterhalb des ölgesättigten Bereiches der Lagerstätte wird der Porenraum des Speichergesteins von dem Grundwasser gefüllt, das ohnehin im Porenraum von Sedimentgesteinen stets vorhanden ist, und das von Öl und Gas aus dem Bereich der Lagerstätte verdrängt worden ist. Ein geringer Wasseranteil ist jedoch auch im öl- und gasgesättigten Bereich der Lagerstätte noch vorhanden. Dieses wird als ''Lagerstättenwasser'' bezeichnet.
In der chemischen Industrie nimmt das Erdöl eine bedeutende Stellung ein. Die meisten chemischen Erzeugnisse lassen
sich aus ca. 300 Grundchemikalien aufbauen. Diese Molekülverbindungen werden heute zu ca. 90% aus Erdöl und Erdgas
gewonnen. Zu diesen gehören : [[Ethen]], [[Propen]], [[Butadien]], [[Benzol]], [[Toluol]], o-[[Xylol]], p-Xylol (Diese stellen den größten Anteil dar). Aus der weltweiten Fördermenge des Erdöls werden ca. 6-7% für die chemischen Produktstammbäume verwendet, der weitaus größere Anteil wird einfach in Kraftwerken und Motoren verbrannt. Die Wichtigkeit dieser Erdölerzeugnisse liegt auf der Hand: Gibt es kein Erdöl mehr, müssen diese Grundchemikalien über komplizierte und kostenintensive Verfahren mit hohem Energieverbrach hergestellt werden. Der chemische Baukasten des Erdöls wird verwendet um fast jedes chemische Erzeugniss zu produzieren. Dazu gehören: Farben und Lacke, Arzneimittel, Wasch- und Reinigungsmittel, um nur Einige zu nennen.


Da das geringporöse Deckgestein (engl.: ''{{lang|en|seal rock}}'') einer Erdöllagerstätte selten vollkommen dicht ist, können kleinere Mengen Öl und Gas von dort weiter in Richtung Oberfläche migrieren und dort austreten (engl.: ''{{lang|en|seepage}}''). Im Fall, dass Erdöl durch diese so genannte ''tertiäre Migration'' an oder bis dicht unter die Erdoberfläche gelangt, entstehen [[Ölsand]]e sowie [[Asphalt (Geologie)|Asphalt]]- bzw. Bitumenseen (z.&nbsp;B. der [[La Brea Pitch Lake]] auf [[Trinidad (Insel)|Trinidad]] oder die [[La Brea Tar Pits]] im [[Kalifornien|US-Bundesstaat Kalifornien]]) oder, im Fall reiner Gasaustritte, [[Schlammvulkan]]e. Bei untermeerischen Gasaustritten kann sich bei geeigneten Bedingungen an diesen Stellen im Meeresboden [[Methanhydrat]] bilden.
'''Erdöl'''
|
(''[[Erdölraffinerie]]'')
|
+----------+--------+ <u> --> steigender Siedepunkt --> </u>-+-----------------+
| | | | | |
[[Methan|Gase]] [[Benzin]] [[Kerosin]] [[Gasöl]]--+------[[Vakuumgasöl]] Rückstände
\ / | | | | | |
\ / [[Benzin]] [[Flugbenzin]] [[Diesel]], | [[Schmieröl]]e schweres [[Heizöl]], [[Schweröl]]
\ / leichtes | [[Tensid]]e [[Bitumen]]
\/ [[Heizöl]] | [[Koks (Chemie)|Koks]], [[Ruß]]
(''[[Pyrolyse]]'') |
| |
[[Olefin]]e und ''[[Cracken]]''
[[Aromaten]] |
| [[Benzin]]
''(Reaktionen)''
|
[[Monomer]]e
|
(''[[Polymerisation]]'')
|
[[Kunststoff]]e


=== Nachträgliche Umwandlungen in der Lagerstätte ===
=== Finanzwirtschaft ===
Nach Bildung einer Lagerstätte in einer Fallenstruktur kann das darin enthaltene Erdöl, z.&nbsp;B. durch Absenkung des entsprechenden Krustenbereiches, eine Erhöhung der Temperatur und damit eine „Nachreifung“ erfahren. Dabei wird das Öl in Gas (vorwiegend Methan) und Bitumen überführt.<ref name="gluy04" />
Als zentraler [[Rohstoff]] ist Erdöl auch Gegenstand der [[Spekulation (Wirtschaft)|Spekulation]]. Öl wird selbst in Waren[[termingeschäft]]en (Ölkontrakte) gehandelt; der Ölpreis beeinflusst auch die allgemeinen [[Börsenkurs]]e, weil in vielen Branchen eine Abhängigkeit vom Ölpreis besteht oder gesehen wird. Zwei sehr wichtige Rohölsorten sind [[Brent (Öl)|Brent]] und [[West Texas Intermediate]].


Wenn „nachrückendes“ Erdgas den ölgesättigten Teil einer Lagerstätte durchquert, kann dies zu so genanntem ''de-asphalting'' führen, bei dem sich ebenfalls Bitumen in den betroffenen Bereichen der Lagerstätte bildet. Diese mit Bitumen angereicherten Bereiche werden als ''tar mats'' („Teermatten“) bezeichnet.<ref name="gluy04" />
== Weltreserven und Bevorratung ==
[[Image:World petroleum systems.png|300px|thumb|Vorkommen und Fördergebiete der Erde (ohne die USA)]]
Für das Jahr 2004 wurden die bestätigten Weltreserven je nach Quelle auf 1260 Milliarden [[Barrel]] (171,7 Milliarden [[Tonne (Masseneinheit)|Tonnen]] nach Oeldorado 2004 von ExxonMobil) bzw. auf 1148 Milliarden [[Barrel]] (156,6 Milliarden [[Tonne (Masseneinheit)|Tonnen]] nach BP Statistical Review 2004) berechnet. Die Reserven, die geortet sind und mit der heute zur Verfügung stehenden [[Technik]] wirtschaftlich gewonnen werden können, nahmen in den letzten Jahren trotz der jährlichen Fördermengen jeweils leicht zu und erreichten im Jahr 2004 den höchsten jemals berechneten Stand. Während die Reserven im [[Naher Osten|Nahen Osten]], [[Ostasien]] und [[Südamerika]] aufgrund der Erschöpfung von Lagerstätten und unzureichender [[Prospektion]]stätigkeit sanken, stiegen sie in [[Afrika]] und [[Europa]] leicht an. Es wird vorausgesagt, dass die Erdölreserven nur noch 50 Jahre den Weltverbrauch decken können. Die Tatsache, dass ähnliche, nicht eingetretene Vorhersagen bereits in der Vergangenheit getroffen wurden, hat den Begriff [[Erdölkonstante]] hervorgebracht. Im Jahre 2003 befanden sich die größten Erdölreserven in [[Saudi-Arabien]] (262,7 Milliarden Barrel), im [[Iran]] (130,7 Milliarden Barrel) und im [[Irak]] (115,0 Milliarden Barrel), darauf folgten die [[Vereinigte Arabische Emirate|Vereinigten Arabischen Emirate]], [[Kuwait]] und [[Venezuela]] (siehe [[Erdöl/Tabellen und Grafiken#Weltreserven|1]] für eine genaue Tabelle).


=== Alternative Hypothesen zur Erdöl- und Erdgasentstehung ===
Kritiker dieser Angaben weisen allerdings darauf hin, dass die Zahlen häufig aus politischen Gründen verfälscht wurden. Zudem melden viele Länder jährlich dieselben Zahlen, obwohl sie gleichzeitig große Mengen Erdöl fördern; die Zahlen werden also oft nicht angepasst. Aufgrund von Schätzungen unabhängiger Experten - die aber ebenfalls nicht verifiziert werden können - wird angenommen, dass im ersten Jahrzehnt des [[21. Jahrhundert]]s die als [[Peak-Oil]] bekannte Spitze der [[Hubbert-Kurve]] erreicht wird, das heißt die Hälfte der Weltölvorräte verbraucht sind.
==== Einführung und historische abiogenetische Hypothesen ====
Die Länder der [[Europäische Union|Europäischen Union]] sind verpflichtet, einen 90-Tage-Vorrat an Erdöl für Krisenzeiten zu unterhalten. Ein großer Teil der deutschen und ein kleinerer Teil der ausländischen Vorräte liegt in den unterirdischen [[Kaverne]]nanlagen im Zechsteinsalz im Raum [[Wilhelmshaven]], wohin auch das meiste Erdöl nach Deutschland eingeführt wird.
Alternative Hypothesen zur Entstehung von förderwürdigen Erdgas- und Erdölvorkommen verneinen, dass diese in geologischen Zeiträumen aus sedimentärer Biomasse hervorgegangen sind. Die deshalb auch unter der Bezeichnung ''abiotische'' oder ''abiogenetische Hypothesen'' zusammengefassten Ansätze gehen überdies davon aus, dass es sich bei Erdöl und Erdgas nicht um fossile Energieträger handelt, sondern um juvenile und regenerative Energieträger.


Frühe moderne abiogenetische Thesen wurden im 19. Jahrhundert unter anderem von [[Alexander von Humboldt]] und [[Joseph Louis Gay-Lussac]] sowie von [[Dmitri Iwanowitsch Mendelejew|Dmitri Mendelejew]] formuliert. Während Mendelejew annahm, dass das Erdinnere aus [[Eisencarbid]] bestehe, das mit Grundwasser zu Kohlenwasserstoffen reagiere, postulierten Humboldt und Gay-Lussac, dass Kohlenwasserstoffe aus vulkanischen Quellen stammten.<ref name="Laughrey98">Christopher D. Laughrey: ''The Origin of Oil.'' In: ''Pennsylvania Geology.'' Band&nbsp;29, Nr.&nbsp;1, 1998, S.&nbsp;9–14 ([http://www.dcnr.state.pa.us/cs/groups/public/documents/document/dcnr_006821.pdf dcnr.state.pa.us] (PDF; 1&nbsp;MB) komplettes Heft)</ref><ref name="Glasby">G. P. Glasby: ''Abiogenic Origin of Hydrocarbons: An Historical Overview.'' In: ''Resource Geology.'' Band&nbsp;56, Nr.&nbsp;1, 2006, S. 85–98, {{Webarchiv|url=http://static.scribd.com/docs/j79lhbgbjbqrb.pdf |archiv-url=https://wayback.archive-it.org/all/20080226224750/http://static.scribd.com/docs/j79lhbgbjbqrb.pdf |archiv-datum=2008-02-26 |text=scribd.com: Abiogenic Origin of Hydrocarbons: An Historical Overview }} (PDF; 72&nbsp;kB)</ref>
== Weltförderung ==


==== Kernaussagen modernerer abiogenetischer Hypothesen ====
[[Bild:Ölkonzerne.jpg|thumb|250px|Diagramm der größten Erdölkonzerne]]
In der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts lassen sich zwei Schulen unterscheiden: eine [[Sowjetunion|sowjetische]] bzw. russisch-ukrainische mit [[Nikolai Alexandrowitsch Kudrjawzew|Nikolai Kudrjawzew]] als Vordenker und eine westliche, die vor allem von [[Thomas Gold (Physiker)|Thomas Gold]] vertreten wurde.<ref name="Glasby" />


Beiden Schulen gemein ist, dass sie den Ursprung der Kohlenwasserstoffe im oberen [[Erdmantel]] verorteten, von wo aus diese entlang tiefreichender [[Verwerfung (Geologie)|Störungen]], wie sie beispielsweise in [[Grabenbruch|Grabenbrüchen]] auftreten, in die oberen Bereiche der [[Erdkruste]] einwanderten. Während die sowjetische Hypothese postulierte, dass auch die langkettigen und komplexen Kohlenwasserstoffe des Erdöls im oberen Mantel gebildet würden, ging die Gold’sche These davon aus, dass nur Methan dort entstünde und dass erst nach der Migration des Methans in höhere Krustenbereiche dieses teilweise in komplexere Verbindungen umgewandelt würde (sogenannte ''Deep-Gas-Theory'').<ref name="Glasby" />
Bislang wurden in der Geschichte der Menschheit rund 900 Milliarden Barrel Erdöl gefördert. Die meisten Reserven wurden in den 1960er Jahren entdeckt. Ab Beginn der 1980er Jahre liegt die jährliche Förderung - diese liegt zurzeit bei 27 Milliarden Barrel - über der [[Kapazität]] der neu entdeckten Reserven, sodass seit dieser Zeit die vorhandenen Reserven abnehmen. Deshalb wird von den meisten Experten mit einem Fördermaximum (&rarr; [[Peak-Oil]]) zwischen 2010 und 2020 gerechnet. Einige gehen sogar davon aus, dass das Maximum noch vor 2010 eintreffen wird (Colin J. Campbell, Jean Laherrere). Ab diesem Zeitpunkt wird Erdöl immer knapper und teurer werden, weil dann der Erdölbedarf größer sein wird als die Erdölfördermenge. Unter derzeitigen Voraussetzungen (das heißt bei gleichem Verbrauch, [[statische Reichweite]]) reichen die Erdöl-Reserven noch 43 Jahre.
Es ist allerdings höchst wahrscheinlich, dass man in der Zukunft -([http://www.gegenstandpunkt.com/vlg/imp/i3_oel.htm auch dank höherer Erdölpreise]) - neue Reserven finden wird.


Als Hauptargumente wurden von den Anhängern der abiogenetischen Hypothese vorgebracht, dass komplexe organische Verbindungen in [[Chondrit|chondritischen Meteoriten]], die als „Urmaterie“ des Sonnensystems gelten, nachgewiesen worden sind, wo sie nicht aus Biomasse hervorgegangen sein können, sowie dass Erdöl in abbauwürdigen Mengen in [[Kristallines Grundgebirge|kristallinen Grundgebirgsgesteinen]] vorkommt (beispielsweise im Kaspischen Becken), in die es nur aus größeren Tiefen, nicht aber aus jüngeren, sedimentären [[#Erdölmuttergestein|Erdölmuttergesteinen]] gelangt sein könne. Hinzu kam, dass aus der Präsenz organischer Verbindungen in Chondriten und dem Nachweis geringer Mengen von kurzkettigen [[n-Alkane|''n''-Alkanen]] (Methan, Ethan, Propan, Butan) in [[Ultramafisches Gestein|ultramafischen Gesteinen]] geschlossen wurde, dass im Erdinneren ein stark reduzierendes chemisches Milieu herrsche, das die Bildung von Kohlenwasserstoffen generell erlaube.<ref name="Glasby" />
Hauptförderer von Erdöl waren im Jahr 2003 [[Saudi-Arabien]] (496,800 Millionen Tonnen), [[Russland]] (420,000 Millionen Tonnen), [[USA]] (349,400 Millionen Tonnen), [[Mexiko]] (187,800 Millionen Tonnen) und [[Iran]] (181,700 Millionen Tonnen); die gesamte Weltförderung lag bei 3.608,600 Millionen Tonnen (siehe [[Erdöl/Tabellen und Grafiken#Förderung|1]] für eine genaue Tabelle). Die [[Erdölförderung in Deutschland]] ist im internationalen Vergleich unbedeutend und findet fast ausschließlich in den Bundesländern Schleswig-Holstein und Niedersachsen statt.


Ende des 20. und Anfang des 21. Jahrhunderts wurde von der nächsten Generation der Verfechter der russisch-ukrainischen Hypothese (Jack F. Kenney, Wladimir Kutscherow) zudem ins Feld geführt, dass einerseits die Umwandlung von Methan in längerkettige ''n''-Alkane nach den Gesetzen der [[Thermodynamik]] nur unter den Druck- und Temperaturbedingungen des oberen Mantels günstig sei, andererseits die Umwandlung sauerstoffhaltiger organischer Verbindungen, wie [[Kohlenhydrate]], die Hauptbestandteile pflanzlicher Biomasse, in längerkettige ''n''-Alkane nach den Gesetzen der Thermodynamik generell ungünstig sei.<ref name="kenney2001">{{Literatur |Autor=J. Kenney, A. Shnyukov, V. Krayushkin, I. Karpov, V. Kutcherov, I. Plotnikova |Titel=Dismissal of the claims of a biological connection for natural petroleum |Sammelwerk=Energia |Band=Band&nbsp;22 |Nummer=3 |Datum=2001 |Seiten=26–34 |Sprache=en |Online={{Webarchiv |url=http://www.gasresources.net/DisposalBioClaims.htm |wayback=20160107123529 |text=gasresources.net}}}}</ref><ref name="kenney2002">{{Literatur |Autor=J. Kenney, V. Kutcherov, N. Bendeliani, V. Alekseev |Titel=The evolution of multicomponent systems at high pressures: VI. The thermodynamic stability of the hydrogen–carbon system: The genesis of hydrocarbons and the origin of petroleum |Sammelwerk=Proceedings of the National Academy of Sciences of the United States of America |Band=Band&nbsp;99 |Nummer=17 |Datum=2002 |Seiten=10976–10981 |Online=http://www.gasresources.net/AlkaneGenesis.htm |arXiv=physics/0505003 |DOI=10.1073/pnas.172376899 |PMC=123195 |PMID=12177438 |bibcode=2002PNAS...9910976K}}</ref> Damit verwarfen sie zugleich die Gold’sche ''Deep-Gas-Theory''. Einer Arbeitsgruppe um Kutscherow gelang zudem der experimentelle Nachweis, dass Methan unter den Druck- und Temperaturbedingungen des oberen Mantels teilweise zumindest in kurzkettige höhere [[n-Alkane|''n''-Alkane]] überführt wird.<ref>Anton Kolesnikov, Vladimir G. Kutcherov, Alexander F. Goncharov: ''Methane-derived hydrocarbons produced under upper-mantle conditions.'' In: ''Nature Geoscience.'' Band&nbsp;2, 2009, S.&nbsp;566–570, [[doi:10.1038/ngeo591]]</ref>
== Weltverbrauch ==
[[Bild:Rohoelimporte.png|thumb|right|350px|Rohölimporte der Bundesrepublik Deutschland seit 1970]]
Der tägliche [[Verbrauch]] weltweit liegt bei etwa 84 Millionen [[Barrel]]. [[USA]] (20,1 Millionen Barrel), [[Volksrepublik China]] (6 Millionen Barrel), [[Japan]] (5,5 Millionen Barrel) und [[Deutschland]] (2,7 Millionen Barrel) waren im Jahr 2003 Hauptverbraucher des Erdöls (siehe [[Erdöl/Tabellen und Grafiken#Verbrauch|1]] für eine genaue Tabelle). Der Weltverbrauch steigt derzeit um 2% pro Jahr an.


==== Gegenargumente ====
Der Pro-Kopf-Verbrauch liegt bei den [[Industriestaat]]en deutlich höher als bei [[Entwicklungsland|Entwicklungsländern]]. So lag der Verbrauch in den USA 2003 bei 26,0 Barrel pro Einwohner, in Deutschland bei 11,7, während in China statistisch auf jeden Einwohner 1,7 Barrel kamen, in Indien 0,8 und in [[Bangladesch]] nur 0,2 Barrel pro Kopf verbraucht wurden.
Das vermutlich wichtigste Argument gegen die abiogenetischen Thesen ist, dass der obere Mantel sehr wahrscheinlich kein reduzierendes, sondern ein schwach oxidierendes chemisches Milieu aufweist. Das Mengenverhältnis der verschiedenen Kohlenstoffverbindungen in Fluideinschlüssen in [[Peridotit|Mantelgesteinen]] zeigt, dass Kohlenstoff im oberen Mantel, wenn nicht in Reinform als [[Diamant]], dann weit überwiegend in Form von [[Kohlendioxid]] bzw. [[Carbonat|Karbonat]] vorliegt und dass er auch in dieser Form in die obere Kruste und an die Erdoberfläche gelangt. Überdies erfolgt der Transport des Kohlendioxids nicht als reines Gas bzw. Fluid, sondern stets gelöst in aufdringendem Magma.<ref name="Glasby" />


Die Präsenz wirtschaftlich förderbarer Kohlenwasserstoffvorkommen in [[Kristallinkomplex|Kristallingesteinen]] lässt sich mit modernen, erst in den 1990er Jahren entwickelten Modellen zur Migration von Fluiden in Krustengesteinen erklären. Hierbei spielt die [[Permeabilität (Geowissenschaften)|Permeabilität]] der Kristallingesteine eine entscheidende Rolle. Ausreichend geklüftetes, relativ oberflächennah liegendes Kristallin im Randbereich eines Sedimentbeckens kann demnach sehr wohl als Speichergestein geeignet sein für biogenetisch entstandene Kohlenwasserstoffe, die aus tief versenkten Muttergesteinen in zentraleren Beckenbereichen stammen.<ref name="Glasby" />
Deutschland importierte im Jahr [[2004]] 110.140.000 Tonnen Rohöl. Haupteinfuhrstaaten sind Russland, Norwegen, Großbritannien und der OPEC-Staat Libyen.


Auch besagt die biogenetische Hypothese, dass sich Erdöl und Erdgas nicht aus frischer, sondern aus bereits teilweise biotisch, teilweise diagenetisch veränderter Biomasse bilden, sogenannten [[Kerogen]]en. Insbesondere in diagenetisch veränderten, ursprünglich biomassereichen [[Marines Sediment|marinen Sedimenten]], den wahrscheinlichsten Kandidaten für Erdölmuttergesteine, ist das Verhältnis von Sauerstoff zu Kohlenstoff wesentlich kleiner als das Verhältnis von Wasserstoff zu Kohlenstoff, sodass in diesen Sedimenten durchaus thermodynamisch günstige Bedingungen für die Entstehung von Kohlenwasserstoffen herrschen.<ref name="Glasby" />
== Verschiedenes ==


Nicht zuletzt sprechen auch [[Isotop]]enverhältnisse für die biogenetische These. Der Vergleich der [[Δ13C|δ<sup>13</sup>C]]-Werte von Methan aus klar abiogenen Quellen mit denen von Methan aus knapp 1700 in Förderung befindlichen Lagerstätten erbrachte, dass wahrscheinlich nur 1 % des Methans in den meisten Öl- und Gaslagerstätten nicht biogenen Ursprunges ist.<ref name="Glasby" />
Aufgrund seiner wirtschaftlichen Bedeutung ist Erdöl auch Gegenstand politischer Auseinandersetzung. Der Gewinn aus der Ölförderung besteht in der Differenz des Förderpreises von ca. 5$ pro Barrel zum Weltpreis von ca. 60$ - insgesamt ein jährlicher Reingewinn von über 1300 Milliarden $. In der [[Ölkrise]] versuchte die [[OPEC]], Einfluss auf den [[Nahostkonflikt]] zu nehmen. Auch die gegenwärtigen [[Irak-Krieg|Kriege]] und Krisen um den [[Irak]] sind nach Meinung vieler Kritiker Auseinandersetzungen um den Zugang zum Erdöl.


Tatsächlich gibt es einige Beispiele für größere, teilweise sogar kommerziell interessante Ansammlungen nachweislich abiogen entstandener Kohlenwasserstoffe in der Erdkruste, jedoch sind diese nicht aus dem Mantel ausgegast, sondern durch [[Diagenese|diagenetische]] oder [[Metasomatose|metasomatische]] Prozesse direkt in der oberen Kruste entstanden. Die von Kenney, Kutscherow und einigen wenigen weiteren Wissenschaftlern vertretene Ansicht, dass Erdöl- und Erdgaslagerstätten primär das Resultat der vertikalen Migration ''(dynamic fluid injection)'' juveniler Kohlenwasserstoffe aus dem Erdmantel in die obere Kruste seien, und der daraus folgende Schluss, dass Erdöl und Erdgas keine endlichen Ressourcen seien, dass sich weitgehend ausgeförderte Lagerstätten sogar wieder auffüllten, entbehren somit einer seriösen wissenschaftlichen Grundlage.<ref name="Glasby" />
Da die Erdölvorkommen der [[Welt]] endlich sind, werden Wege gesucht,
[[regenerative Energie]] wie beispielsweise [[Sonnenenergie]], [[Windenergie]], [[Geothermische Energie|Erdwärme]], [[Biodiesel]], [[Kraftstoff Pflanzenöl|Pflanzenöl]] zu nutzen. Deutschland ist im Bereich Erdöl stark importabhängig. Daher ist seit 1978 der [[Erdölbevorratungsverband]] mit der Schaffung einer Erdölnotreserve beauftragt.


== Die Erdölsuche ==
Die Produkte des Erdöls ([[Benzin]] und [[Heizöl]]) stellen gleichzeitig ein kompaktes Medium dar um Energie zu speichern oder zu transportieren.
=== Fernerkundung ===
Als Alternative wird über den Gebrauch von [[Wasserstoff]] als Energiespeicher nachgedacht. Dazu muß er aber erst einmal unter sehr hohem Energieaufwand mittels [[Elektrolyse]] oder anderer Verfahren aus Wasser hergestellt werden. Dann muß er für den Transport z.B. verflüssigt werden. Dazu wird nochmals viel Energie verbraucht.
Grundlage für die Erdölsuche ist genaues Kartenmaterial. In bestimmten Gebieten (z.&nbsp;B. Iran) kann man Lagerformationen bereits an der [[Erdoberfläche]] mittels Luftbildkartierung erkennen. In Gebieten mit mächtiger Überdeckung der tieferen Schichten durch junge Formationen oder im Offshore-Bereich genügt dies nicht. Auch lassen sich aus Luftfotos alleine keine genauen Gesteinstypen oder deren Alter bestimmen. Dazu und zur punktweisen Überprüfung der Luftbildinterpretationen muss der [[Geologe]] stets selbst das betreffende Gebiet aufsuchen und dort so viele „Aufschlüsse“ wie möglich durchführen. Interessant sind Stellen, an welchen für darunterliegende [[Erdölvorkommen]] typisches [[Gestein]] an die Erdoberfläche tritt. Dort werden Gesteinsstücke abgeschlagen und mit einer [[Lupe]] bestimmt.
Dieser könnte direkt verbrannt (thermische Nutzung) oder mittels [[Brennstoffzelle]]n in elektrische Energie umgewandelt werden und Motoren (beispielsweise im [[Elektrofahrzeug]]) antreiben.


=== Prospektion ===
Die Dichte von Erdöl (besonders Rohöl) wird in [[API-Grad]] gemessen. Das [[Raummaß]] von Erdöl wird in [[Barrel]] gemessen.
[[Datei:Vibroseis-Messzug unterwegs im Alpenvorland Oberoesterreichs.jpg|mini|[[Vibroseis]]-Fahrzeuge bei der 3D-Exploration im [[Alpenvorland]] [[Oberösterreich]]s im Januar 2008]]


Die gezielte Suche nach Erdöl- und Erdgasvorkommen bezeichnet man als geophysikalische [[Prospektion (Geologie)|Prospektion]]. Unter Physikalischer Prospektion versteht man die Anwendung physikalischer Gesetze auf die Erkundung des oberen Teils der [[Erdkruste]]. Das sichere Aufspüren im Untergrund verborgener Strukturen, in denen sich Öl und (oder) Erdgas angesammelt haben können, ist in den letzten Jahrzehnten zur wichtigsten Voraussetzung einer erfolgreichen Suche nach [[Kohlenwasserstoffe]]n (Sammelbegriff für Erdöl und Erdgas) geworden. In der Frühzeit der [[Erdölgewinnung]] war man auf Anzeichen an der Erdoberfläche angewiesen, die auf Vorkommen von Erdöl schließen ließen. So tritt aus seicht liegenden Lagerstätten ständig Erdöl in geringen Mengen aus. Ein Beispiel dafür ist die seit dem 15. Jahrhundert bekannte, aber mittlerweile versiegte St.-Quirins-Quelle bei [[Bad Wiessee]] am [[Tegernsee]], aus der jahrhundertelang Erdöl austrat, das vornehmlich als Heilmittel verwendet wurde. Die Suche nach tief liegenden Ölvorkommen erfolgte früher durch eine eingehende Analyse der geologischen Verhältnisse eines Landstrichs. In der Folge wurden dann an ausgewählten Orten Probebohrungen niedergebracht, von denen ca. 10–15 % fündig wurden.
Die Verarbeitungsketten in der Ölindustrie werden durch die Begriffe [[Downstream]] und [[Upstream]] charakterisiert.


Am Beginn der Erkundung steht das Auffinden von [[Sedimentbecken]]. Das geschieht häufig durch gravimetrische oder geomagnetische Messungen. Im nächsten Schritt kommt die [[Reflexionsseismik]] zum Einsatz. Dabei werden an der Erdoberfläche akustische Wellen erzeugt, die an den unterschiedlichen Bodenschichten reflektiert werden. Je nach Einsatz an Land oder im Wasser werden unterschiedliche Verfahren verwendet. Quellen seismischer Wellen an Land sind Explosivstoffe, Fallgewichte oder seismische Vibratoren. An der Erdoberfläche ausgelegte [[Geophon]]e dienen als Sensoren zur Aufzeichnung der Wellen. In der marinen Seismik werden die seismischen Wellen mit [[Airgun]]s erzeugt. Die Aufzeichnung der Wellen erfolgt mit [[Hydrophon]]en, die entweder am Meeresboden ausgelegt oder hinter einem Schiff an der Meeresoberfläche im Schlepp gezogen werden. Aus den Laufzeiten und Charakteristiken der reflektierten Signale lassen sich Schichtenprofile errechnen. In der frühen Phase der Prospektion werden 2-D-Messungen durchgeführt, in deren Ergebnis man [[Schichtenprofil]]e entlang von sich kreuzenden Messlinien erhält. Damit lassen sich kostengünstig größere Gebiete erkunden. Basierend auf den seismischen Daten werden nun auch erste Erkundungsbohrungen getätigt. Im nächsten Schritt werden in ausgewählten Gebieten seismisch 3-D-Messungen durchgeführt. Hierbei werden die Punkte zum Erzeugen und Messen seismischer Wellen so ausgelegt, dass man ein dreidimensionales Bild der Gesteinsschichten erhält. In Kombination mit bohrlochgeophysikalischen Messdaten kann nun ein quantitatives Modell der Erdöl- oder Erdgasreserven sowie ein Plan für weitere Bohrungen und zur Förderung erstellt werden.
Im Handel und an den Börsen wird unterschieden zwischen "saurem" (''sour'') und "süßem" (''sweet'') Rohöl (''crude oil''), wobei dann noch einmal differenziert wird zwischen schwerem (''heavy'') oder leichtem (''light''). Die Klassifikationen dienen zur Einordnung der Verwend- bzw. Raffinierbarkeit. "Sauer" bedeutet, dass das Rohöl einen höheren Schwefelgehalt hat. Aus diesem Grund ist die Raffinierung aufwendiger.

== Gewinnung ==
=== Allgemeines ===
[[Datei:Erdölbohrloch.png|mini|hochkant|Erdölbohrloch mit [[Bohrmeißel]], Längsschnitt, schematisch, oben verrohrt]]
[[Datei:Erdöl Bohrturm.jpg|mini|hochkant|Bohrturm mit Rohrgestängeabschnitten, daneben Behälter für die Bohrflüssigkeit]]
{{Hauptartikel|Erdölgewinnung}}
Allgemein erfolgt die Förderung konventionellen Erdöls heute in folgenden Phasen:

* In der ersten Phase (Primärförderung) wird Öl durch den natürlichen Druck des eingeschlossenen Erdgases (eruptive Förderung) oder durch „Verpumpen“ an die Oberfläche gefördert.
* In der zweiten Phase (Sekundärförderung) werden Wasser oder Gas in das Reservoir injiziert (Wasserfluten und Gasinjektion) und damit zusätzliches Öl aus der Lagerstätte gefördert.
* In einer dritten Phase ([[Tertiäre Ölgewinnung|Tertiärförderung]]) werden komplexere Substanzen wie Dampf, Polymere, Chemikalien, CO<sub>2</sub> oder Mikroben eingespritzt, mit denen die Nutzungsrate nochmals erhöht wird.

Je nach Vorkommen können in der ersten Phase 10–30 % des vorhandenen Öls gefördert werden und in der zweiten Phase weitere 10–30 %; insgesamt in der Regel also 20–60 % des vorhandenen Öls. Wenn der [[Ölpreis]] hoch ist, kann sich die tertiäre Förderung bei „alten“ Vorkommen lohnen.

Besondere Schwierigkeiten bereitet die Erdölförderung aus Lagerstätten, die sich unterhalb des Bodens von Meeren oder Seen befinden („Off-Shore-Gewinnung“). Hier müssen zur Erschließung der [[Lagerstätte]] auf dem Gewässergrund stehende oder darüber schwimmende Bohrplattformen ([[Bohrinsel]]n) eingerichtet werden, von denen aus gebohrt und später gefördert ([[Förderplattform]]en) werden kann. Hierbei ist das [[Richtbohren]] vorteilhaft, weil dadurch von einer Bohrplattform ein größeres Areal erschlossen werden kann.

Befindet sich eine Erdöllagerstätte nahe der Erdoberfläche, so kann das darin enthaltene, zu Bitumen verarmte Öl im [[Tagebau]] gewonnen werden. Ein Beispiel hierfür sind die [[Athabasca-Ölsande]] in [[Alberta]], Kanada.

Aus tieferen Lagerstätten wird Erdöl durch Sonden gefördert, die durch Bohrungen bis zur Lagerstätte eingebracht werden.

Nach Abschluss der Bohrarbeiten kann auch eine reine Förderplattform eingesetzt werden.

=== Radioaktiver Abfall ===
In Gesteinen treten generell geringe Mengen radioaktiver Elemente auf, die zumeist den [[Zerfallsreihe]]n von natürlich auftretendem [[Uran]] und [[Thorium]] entstammen, allgemein als [[NORM-Rückstände|NORM]] (Naturally Occurring Radioactive Material) bezeichnet. Hierbei lösen sich [[Isotope]] des [[Radium]]s zusammen mit anderen Elementen im Tiefengrundwasser, das u.&nbsp;a. auch als Lagerstättenwasser in Erdöllagerstätten vorkommt.<ref name="IAEA2003">[[International Atomic Energy Agency]] (IAEA): ''Radiation Protection and the Management of Radioactive Waste in the Oil and Gas Industry.'' Safety Reports Series. Nr. 34, 2004, [https://www-pub.iaea.org/books/IAEABooks/6747/Radiation-Protection-and-the-Management-of-Radioactive-Waste-in-the-Oil-and-Gas-Industry (online)]</ref>

Das Lagerstättenwasser steigt bei der Erdölförderung zusammen mit Öl und Gas in den Förderleitungen zur Erdoberfläche auf. Durch Druck- und Temperaturabnahme [[Fällung|fallen]] [[Barium]], [[Kalzium]] und [[Strontium]], und mit ihnen das Radium, in Form von [[Sulfate]]n und [[Karbonate]]n aus, die sich an den Wandungen der Rohrleitungen absetzen. In den dabei entstehenden Krusten, die als (engl.) „Scale“ bezeichnet werden, reichert sich somit im Laufe der Zeit Radium an. In anderen zur Ölförderung eingesetzten Gerätschaften, z.&nbsp;B. [[Wasserabscheider]]n, finden sich die ausgefallenen Sulfate und Karbonate in Schlämmen, die überwiegend aus [[Schweröl (Geologie)|Schweröl]] und ungewollt mitgeförderten, feinen mineralischen Bestandteilen des Speichergesteins bestehen.<ref name="IAEA2003" /><ref>Canadian Association of Petroleum Producers (CAPP): ''Naturally Occurring Radioactive Material (NORM).'' Guide, Juni 2000.</ref><ref name="smith98">Karen P. Smith, Deborah L. Blunt, John J. Arnish: ''Potential radiological doses associated with the disposal of petroleum industry NORM via landspreading.'' U.S. Department of Energy, Technical Report No. DOE/BC/W-31-109-ENG-38--5, 1998, [[doi:10.2172/307848]]</ref> Problematisch ist hierbei vor allem das langlebige <sup>226</sup>Ra (1600 Jahre [[Halbwertszeit]]).

Nach Recherchen des [[Westdeutscher Rundfunk Köln|WDR]]-Mitarbeiters Jürgen Döschner fallen bei der Erdöl- und Erdgasförderung jährlich weltweit Millionen Tonnen solcher [[Radioaktiver Abfall|NORM-belasteter Rückstände]] an, davon in Deutschland bis zu 2000 Tonnen, bei 3 Millionen Tonnen gefördertem Öl.<ref name="DöschnerDLF">{{Internetquelle |autor=Jürgen Döschner |url=http://www.dradio.de/dlf/sendungen/hintergrundpolitik/1119961/ |titel=Unbekannte Gefahr – Radioaktive Abfälle aus der Öl- und Gasindustrie |werk=Deutschlandfunk |datum=2010-02-05 |abruf=2010-02-06}}</ref> Die [[Aktivität (Physik)|spezifische Aktivität]] schwankt dabei relativ stark, kann bei dem in „Scale“ enthaltenen <sup>226</sup>Ra jedoch bis zu 15.000 [[Becquerel (Einheit)|Becquerel]] pro Gramm (Bq/g) betragen,<ref name="IAEA2003" /> was im Bereich der [[Aktivität (Physik)#Spezifische Aktivität|spezifischen Aktivität von Uran]] liegt.

Obwohl Stoffe laut der Strahlenschutzverordnung von 2001 bereits ab 1&nbsp;Bq/g<!-- sic! die Ziffer sollte hier aus Gründen der girekten Vergleichbarkeit nicht duch das Zahlwort ersetzt werden --> (entspricht in etwa dem oberen Bereich der natürlichen Radioaktivität von [[Granit]]) überwachungsbedürftig sind und gesondert entsorgt werden müssen, wurde die Umsetzung dieser Verordnung der Eigenverantwortung der Industrie überlassen, wodurch offenbar zumindest ein Teil der Abfälle sorglos und unsachgemäß behandelt oder entsorgt wurde. In einem Fall ist dokumentiert, dass Abfälle mit durchschnittlich 40&nbsp;Bq/g ohne jede Kennzeichnung offen auf einem Betriebsgelände gelagert wurden und auch nicht für den Transport besonders gekennzeichnet werden sollten.<ref name="DöschnerDLF" />

In Ländern, in denen deutlich mehr Öl oder Gas gefördert wird als in Deutschland, entstehen auch deutlich mehr Abfälle, jedoch existiert in keinem Land eine unabhängige, kontinuierliche und lückenlose Erfassung und Überwachung der kontaminierten Rückstände aus der Öl- und Gasproduktion. Die Industrie geht mit dem Material unterschiedlich um: In [[Kasachstan]] soll Döschner zufolge ein Gebiet von der Größe der Bundesrepublik kontaminiert sein, in [[Vereinigtes Königreich|Großbritannien]] würden die radioaktiven Rückstände einfach in die Nordsee eingeleitet.<ref>{{Internetquelle |autor=Jürgen Döschner |url=http://www1.wdr.de/themen/archiv/oelquellen-industrie100.html |titel=Strahlende Ölquellen |werk=Zeitgeschichtliches Archiv auf wdr.de |datum=2009-12-07 |abruf=2013-09-01}}</ref><ref name="DöschnerDLF" /> In den [[Vereinigte Staaten|USA]] sind lange Zeit vor allem stark ölhaltige NORM-Abfälle zum bakteriellen Abbau der Kohlenwasserstofffraktion in möglichst dünnen Lagen auf die Geländeoberfläche, meist in der unmittelbaren Umgebung der Förderanlagen aufgebracht worden (sogenanntes „Landspreading“).<ref name="DöschnerDLF" /> Die dadurch auftretenden gesundheitlichen Risiken bei einer zukünftigen Landnutzung dieser Gebiete werden dabei als eher gering bewertet.<ref name="smith98" /> Wie sehr das Gefahrenpotenzial radioaktiv belasteter Ölfördergerätschaften jedoch teilweise unterschätzt oder ignoriert wurde, zeigt der Fall aus Martha, einer Gemeinde im US-Bundesstaat [[Kentucky]]. Dort hatte das Unternehmen [[Ashland Inc.]] nach Stilllegung des Martha-Ölfeldes tausende kontaminierte Förderrohre billig an Farmer, Kindergärten und Schulen verkauft. An einigen dieser zum Bau von Zäunen oder Klettergerüsten genutzten Rohre traten Strahlendosen von bis zu 1100 Mikroröntgen pro Stunde auf, so dass die Grundschule und einige Wohnhäuser nach Entdeckung der Strahlung sofort geräumt werden mussten.<ref>{{Internetquelle |autor=Jürgen Döschner |url=http://www.dradio.de/dlf/sendungen/umwelt/1140406/ |titel=Radioaktive Rückstände – Probleme aus der Ölförderung belasten Anwohner in Kentucky |werk=Deutschlandfunk |datum=2010-03-09 |abruf=2010-03-13}}</ref>

=== Weltreserven und Bevorratung ===
Für Erdöl ist die [[Reichweite (Rohstoff)|statische Reichweite]] verhältnismäßig kurz und erheblichen Schwankungen unterworfen. So wurde sie jeweils unmittelbar nach den beiden Weltkriegen auf 20 Jahre geschätzt. Trotz erheblich höherem Verbrauch und einer sehr dynamischen Wirtschafts- und Technikentwicklung ist sie danach jeweils angestiegen. Nach einer Krise in den 1970er Jahren wurde sie auf 25 Jahre angesetzt.<ref>Chevalier: Energie – die geplante Krise. Calman-Lévy 1973.</ref> Danach stieg sie auf einen Wert von 30 bis heute 40 oder gar nach heutigem Stand der Technik und Ölpreisniveau auf 50 Jahre. Diese Konstanz der Reichweite wird auch mit dem Stichwort [[Erdölkonstante]] benannt. Es bezeichnet den Umstand, dass Voraussagen zur [[Reichweite (Rohstoff)|statischen Reichweite]] von Erdöl wie bei anderen Rohstoffen aufgrund der Entdeckung weiterer Lagerstätten und angesichts von Fortschritten in der Fördertechnik sowie Marktpreisbewegungen regelmäßig anzupassen sind.

Noch Anfang der 2000er Jahre wurden die weltgrößten Reserven in [[Saudi-Arabien]] verortet. Weil aber mittlerweile die Kosten für die Förderung unkonventioneller Erdöllagerstätten, wie [[Ölsand]] oder Schweröl, so weit gesunken sind, dass sie annähernd im Bereich der Kosten der konventionellen Erdölförderung liegen bzw. die [[Ölpreis]]e seit der Jahrtausendwende angezogen haben, werden solche unkonventionellen Lagerstätten nunmehr den Ölreserven eines Landes hinzugerechnet. Daher befanden sich im Jahre 2013 die größten Erdölreserven in [[Venezuela]] (298,3 Milliarden Barrel – davon 220,5 im Orinoco-Schwerölgürtel), gefolgt von Saudi-Arabien (265,9), [[Kanada]] (174,3 – davon 167,8 als Ölsand), [[Iran]] (157,0) und [[Irak]] (150,0) (siehe [[Erdöl/Tabellen und Grafiken#Reserven nach Ländern|Erdöl – Tabellen und Grafiken: Reserven nach Ländern]] für eine genaue Tabelle).

Laut der 2006er Energiestudie der [[Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe]] ist eine ausreichende Verfügbarkeit von Erdöl ohne die Einbeziehung unkonventioneller Vorkommen bis etwa 2020 gegeben.<ref>{{Literatur | Autor=Hilmar Rempel, Sandro Schmidt, Ulrich Schwarz-Schampera | Titel=Reserven, Ressourcen und Verfügbarkeit von Energierohstoffen 2006 | Auflage= | Verlag=Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe |Ort=Hannover | Datum=2008-08-07 | Online=https://www.bgr.bund.de/DE/Themen/Energie/Downloads/Energiestudie-Kurzf-2006.pdf?__blob=publicationFile&v=2 |KBytes=1356 |Abruf=2021-01-17 | Seiten=29 | Zitat=Aus geologischer Sicht ist bei moderatem Verbrauchsanstieg eine ausreichende Versorgung mit konventionellem Erdöl bis etwa 2020 gewährleistet. Bis zu diesem Zeitpunkt wird ein Höhepunkt der Förderung von konventionellem Erdöl („Peak Oil“) erwartet. […] Das nicht-konventionelle Erdöl kann zu einer Milderung des zu erwartenden Abfalls nach „Peak Oil“ beitragen, aber die danach entstehende Lücke zwischen Nachfrage und Angebot nicht schließen. }}</ref> Nach einem [[American Association for the Advancement of Science|Science]]-Artikel (2004) von Leonard Maugeri von [[Eni (Unternehmen)|Eni]] hingegen ist das Zeitalter des Öls noch lange nicht vorbei,<ref>{{Literatur | Autor=Leonardo Maugeri | Titel=Oil: Never Cry Wolf – Why the Petroleum Age Is Far from over | Sammelwerk=Science | ISSN= 1095-9203 | Band=304 | Nummer=5674 | Datum=2004-05-21 | Seiten=1114-1115 | DOI=10.1126/science.1096427 | Online=https://www.resilience.org/stories/2004-05-20/oil-never-cry-wolf-why-petroleum-age-far-over/ |Abruf=2021-01-17 | Zitat= The worst effect of this recurring oil panic is that it has driven Western political circles toward oil imperialism and attempts to assert direct or indirect control over oil-producing regions. Yet the world is not running out of oil, and catastrophic views fail to take into account the complex reality that will allow reliance on abundant supplies for years to come.}}</ref> wohingegen Murray & King 2012 in [[Nature]] darstellten, dass das Produktionsmaximum ([[Peak Oil]]) konventionellen Erdöls schon 2005 eingetreten sei. Dies sei an einer veränderten Preiselastizität der Förderung ablesbar.<ref>{{Literatur | Autor=James Murray, David King | Titel=Oil's tipping point has passed | Sammelwerk=Nature | ISSN=0028-0836 | Band=481 | Datum=2012-01-25 | Seiten=433–435 | DOI=10.1038/481433a | Zitat=From 2005 onwards, conventional crude-oil production has not risen to match increasing demand. We argue that the oil market has tipped into a new state, similar to a phase transition in physics: production is now 'inelastic', unable to respond to rising demand, and this is leading to wild price swings.}}</ref>

Für das Jahr 2008 wurden die bestätigten Weltreserven je nach Quelle auf 1329 Milliarden [[Barrel]] (182 Milliarden [[Tonne (Einheit)|Tonnen]] nach Oeldorado 2009 von ExxonMobil) bzw. auf 1258 Milliarden Barrel (172,3 Milliarden Tonnen nach [[BP]] Statistical Review 2009) berechnet. Die Reserven, die geortet sind und mit der heute zur Verfügung stehenden [[Technik]] wirtschaftlich gewonnen werden können, haben in den letzten Jahren trotz der jährlichen Fördermengen insgesamt leicht zugenommen. Während die Reserven im [[Naher Osten|Nahen Osten]], [[Ostasien]] und [[Südamerika]] aufgrund der Erschöpfung von Lagerstätten und unzureichender [[Prospektion (Geologie)|Prospektionstätigkeit]] sanken, stiegen sie in [[Afrika]] und [[Europa]] leicht an.
[[Datei:Oil Prices Since 1861.svg|mini|Rohölpreise (nominell und real) seit 1861]]
Nach einigen Jahren hoher Ölpreise in der Größenordnung von 100 US-Dollar pro Barrel fielen die Preise in der zweiten Hälfte des Jahres 2014 auf kaum mehr als 40 Dollar im Januar 2015. Für diesen Preissturz wurde von Fachleuten ein Angebotsüberhang verantwortlich gemacht. Nach der Rückkehr Irans auf den Markt im Januar 2016 und dem Kampf um die regionale Vormacht durch Saudi-Arabien in diesem Zusammenhang sowie wegen der nicht gedrosselten Förderung Russlands war absehbar, dass das Überangebot bei einem Preis um mittlerweile 50 Dollar noch eine gewisse Zeit vorhalten würde.<ref>Gerald Hosp: [https://www.nzz.ch/wirtschaft/wirtschaftspolitik/gespraeche-in-katar-ohne-ergebnis-keine-begrenzung-der-erdoel-foerdermenge-ld.14436 Erdöl-Treffen in Doha endet im Desaster], NZZ, 17. April 2016.</ref><ref>Benjamin Triebe: [https://www.nzz.ch/wirtschaft/kommentare/russisch-saudische-erdoel-kooperation-keine-arbeitsgruppe-fuers-geschichtsbuch-ld.115058 (K)eine Arbeitsgruppe fürs Geschichtsbuch], NZZ, 6. September 2016.</ref>

Die Länder der [[Europäische Union|Europäischen Union]] sind verpflichtet, einen 90-Tage-Vorrat als [[strategische Ölreserve]] für Krisenzeiten zu unterhalten. Ein großer Teil der deutschen und ein kleinerer Teil der ausländischen Vorräte liegt in den unterirdischen [[Kaverne]]nanlagen im Zechsteinsalz im Raum [[Wilhelmshaven]], über dessen Ölhafen ein Fünftel des Erdölbedarfs Deutschlands eingeführt wird. In Österreich obliegt der [[Erdöl-Lagergesellschaft]] diese Aufgabe.

{| class="wikitable center float-right sortable" style="width:25%"
|+ Weltweite Ölreserven 2013 in Milliarden Barrel<ref>''Statistical Review of World Energy June 2014 – Historical data workbook.'' 63th edition, BP plc., London 2014 ([http://www.bp.com/en/global/corporate/about-bp/energy-economics/statistical-review-of-world-energy.html Excel-Tabelle] 1,6&nbsp;MB), Tabelle 1: Oil – Proved Reserves</ref>
|- style="background:#99CCFF"
!| Region / Organisation || Schätzung von BP 2013
|-
|style="text-align:left" | [[OECD]] || 248,8
|-
|style="text-align:left" | [[Gemeinschaft Unabhängiger Staaten|GUS]] || 131,8
|-
|style="text-align:left" | [[China]] || 18,1
|-
|style="text-align:left" | [[Asien-Pazifik]] || 42,1
|-
|style="text-align:left" | [[Lateinamerika]] || 329,6
|-
|style="text-align:left" | [[Naher Osten]] || 808,5
|-
|style="text-align:left" | [[Afrika]] || 130,3
|-
|style="text-align:left" | [[Welt]] || 1687,9
|}

Bei einem täglichen Verbrauch auf dem gegenwärtigen Niveau von ca. 90 Mio. Barrel<ref name="BP_statistics2014_consumption">''Statistical Review of World Energy June 2014 – Historical data workbook.'' 63th edition, BP plc., London 2014 ([http://www.bp.com/en/global/corporate/about-bp/energy-economics/statistical-review-of-world-energy.html Excel-Tabelle] 1,6&nbsp;MB), Tabelle 5: Oil – Consumption</ref> (Stand 2014) ergibt sich bei 1687,9 Mrd. Barrel Reserven eine Reichweite von etwa 51 Jahren.<ref>Rechnung Reichweite: 1687900 / 90 / 365 Tage = 51,38 Jahre; statische Berechnung. Dynamische Effekte sind schwer kalkulierbar z.&nbsp;B. hoher Ölpreis → weniger Verbrauch → längere Reichweite.</ref> Man muss allerdings bei der Beurteilung dieser Zahl beachten, dass Erdölknappheit nicht erst nach Ablauf der (statischen oder dynamischen) Reichweite des Erdöls auftritt. Denn anders als aus einem Tank können den Erdöllagerstätten nicht beliebige Mengen an Öl pro Tag (Förderrate) entnommen werden. Vielmehr gibt es eine maximal mögliche Förderrate, die häufig dann erreicht ist, wenn die Quelle etwa zur Hälfte ausgebeutet ist. Danach sinkt ihre Förderrate (physikalisch bedingt) ab. Ein ähnliches Verhalten wird von vielen Experten auch für die Ölförderung der Welt angenommen: Nach dem Erreichen eines globalen Fördermaximums („Peak Oil“, s. oben) sinkt die globale Förderrate. Rein rechnerisch ist zu diesem Zeitpunkt zwar noch genug Öl ''vorhanden'', um den jeweils aktuellen Tagesverbrauch zu decken, auch wenn dieser im Vergleich zu heute sogar noch steigt, doch das Öl kann ''nicht hinreichend schnell aus den Lagerstätten gefördert werden'' und steht somit der Wirtschaft nicht zur Verfügung. Die Endlichkeit der Ressource Erdöl macht sich bereits lange vor dem Ablauf ihrer Reichweite bemerkbar. Die hier berechnete Laufzeit des Öls ist daher wirtschaftlich von nur geringer Bedeutung, interessanter ist vielmehr der zeitliche Verlauf des globalen Fördermaximums und die Höhe des anschließenden Produktionsrückgangs.<ref>vgl. dazu Campbell u. a.: ''Ölwechsel. Das Ende des Erdölzeitalters und die Weichenstellung für die Zukunft.'' 2. Auflage. München 2008.</ref>

Kritiker solcher Reserveangaben weisen allerdings darauf hin, dass die meisten der Reserven aus Nicht-[[OECD]]-Ländern keiner unabhängigen Kontrolle unterliegen (siehe Fußnoten des BP-statistical review). Oft unterliegen (wie in Saudi-Arabien) alle Angaben zu Förderdaten einzelner Felder und Reserven dem Staatsgeheimnis. Daher unterstellen Kritiker diesen Zahlen eine Verfälschung. Vielen [[OPEC]]-Förderländern wird auch unterstellt, die Reserven zu optimistisch anzugeben, da die zugeteilten Förderquoten abhängig von den gemeldeten Reservemengen sind.

=== Weltförderung ===
[[Datei:Olfunde.png|mini|Ölfunde von 1930 bis 2050 und Förderung bis 2001, Quelle: ASPO]]
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}}
|caption=Die 10 größten Erdölkonzerne 2019 nach Jahresumsätzen (Milliarden USD).<ref>{{cite web | url=https://www.forbes.com/global2000/list/#header:revenue_sortreverse:true_industry:Oil%20%26%20Gas%20Operations | title=The World’s Largest Public Companies | accessdate=2020-04-23 | author=Forbes | date=2019 | language=en }}</ref>}}

Die wichtigsten Erdölförderländer sind gegenwärtig (Stand 2013) [[Saudi-Arabien]] (11.525.000 [[Barrel]]/Tag; 13,1 % der Weltförderung), die [[Russische Föderation]] (10.788.000; 12,4 %), die [[USA]] (10.003.000; 11,5 %), die [[Volksrepublik China]] (4.180.000; 4,8 %) und [[Kanada]] (3.948.000; 4,6 %). Auf die zwölf [[OPEC]]-Länder entfallen mit 36,8 Millionen Barrel/Tag derzeit 42,5 % der Weltförderung.<ref name="BPstatistics_production">''Statistical Review of World Energy June 2014 – Historical data workbook.'' 63th edition, BP plc., London 2014 ([http://www.bp.com/en/global/corporate/about-bp/energy-economics/statistical-review-of-world-energy.html Excel-Tabelle] 1,6&nbsp;MB), Tabelle 3: Oil – Production (barrels)</ref> Im Jahr 2009 war Russland noch der größte Produzent (10.139.000 Barrel/Tag; 12,5 % der Weltförderung) gefolgt von Saudi-Arabien (9.663.000; 11,9 %), den USA (7.263.000; 8,9 %), [[Iran]] (4.249.000; 5,2 %) und China (3.805.000; 4,7 %)<ref name="BPstatistics_production" /> (siehe auch [[Erdöl/Tabellen und Grafiken#Förderung|Erdöl – Tabellen und Grafiken: Förderung]]). Die [[Erdölförderung in Deutschland]] deckte ursprünglich bis zu 80 % des nationalen Bedarfs und hatte historisch eine große Bedeutung, hat aber heute nur noch einen Anteil von 2 %.

Laut [[Abdallah Dschumʿa]] Anfang 2008 (damals Geschäftsführer von [[Aramco]]), wurden in der Geschichte der Menschheit rund 1,1 Billionen<ref name="Glover2008">{{Webarchiv |url=http://www.energytribune.com/articles.cfm?aid=764 |wayback=20120215142257 |text=Aramco Chief Debunks Peak Oil by Peter Glover}} Energy Tribune vom 17. Januar 2008.</ref> [[Barrel]] Erdöl gefördert. Die meisten Reserven wurden<!-- (Quelle?)--> in den 1960er-Jahren entdeckt. Ab Beginn der 1980er-Jahre liegt die jährliche Förderung (2005) bei 30,4 Milliarden Barrel (87 Millionen Barrel pro Tag Verbrauch im Jahr 2008<ref name="öltagesverbrauch">{{Webarchiv|url=http://omrpublic.iea.org/world/wb_wodem.pdf |wayback=20060109155945 |text=IEA Monthly Oil Market Report dated 13 December 2005: Quarterly Oil Product Demand World (Täglicher Erdölverbrauch) }} (englisch, PDF; 15&nbsp;kB) omrpublic.iea.org</ref>) – über der [[Kapazität (Wirtschaft)|Kapazität]] der neu entdeckten Reserven, sodass seit dieser Zeit die vorhandenen Reserven abnehmen.

Deshalb wird von einigen Experten mit einem globalen [[Ölfördermaximum|Fördermaximum]] zwischen 2010 und 2020 gerechnet. [[Kenneth Deffeyes]], [[Colin J. Campbell]] und [[Jean Laherrere]] befürchten, das Maximum sei bereits vor dem Jahr 2010 erreicht worden. Eine Folge dieses Fördermaximums wäre eine anschließend fallende Förderung, so dass die parallel zum Wirtschaftswachstum prognostizierte Nachfrage nicht mehr ausreichend gedeckt werden würde.

Zunehmend kritische Analysen gab es von der britischen Regierung,<ref>{{Webarchiv|url=http://www.energybulletin.net/node/52125 |wayback=20100525000619 |text=U.K. Government über zunehmende Versorgungsproblematik}} (engl.)</ref> vom U.S. Department of Energy<ref>[http://petrole.blog.lemonde.fr/2010/03/25/washington-considers-a-decline-of-world-oil-production-as-of-2011/ U.S. Department of Energy prognostizierte hohes Risiko für einen Rückgang der Welt-Erdölproduktion ab 2011].</ref> und dem zentralen Analysedienst der US-Streitkräfte, U.S. Joint Forces Command,<ref>[https://www.theguardian.com/business/2010/apr/11/peak-oil-production-supply guardian.co.uk], US-Militär warnt vor massivem Ressourcenmangel 2015.</ref> in denen schon kurzfristig drohende Mangelszenarien geschildert wurden. Die britische Regierung reagierte damit offensichtlich auf die Tatsache, dass Englands Ölreichtum seit 1999 ständig zurückging und 2006 vom Erdölexporteur zum Importeur wurde.<ref>Eberhart Wagenknecht: {{Webarchiv |url=http://www.eurasischesmagazin.de/artikel/?artikelID=20040910 |wayback=20071009051027 |text=''Den Briten geht das Öl aus – das Ende des Aufschwungs scheint gekommen.''}} Eurasisches Magazin, 29. September 2004.</ref>

Dschumʿa<ref name="Glover2008" /> weist derartige Befürchtungen zurück.<ref>{{Webarchiv|url=http://www.ogj.com/display_article/312081/7/ONART/none/GenIn/1/WEC:-Saudi-Aramco-chief-dismisses-peak-oil-fears |wayback=20081120195828 |text=www.ogj.com: Aramco chief says world’s Oil reserves will last for more than a century }}, Oil and Gas Journal</ref> Er schätzt, dass von den vorhandenen flüssigen Ölvorkommen erst weniger als 10 % gefördert wurden und (inklusive nicht konventioneller Reserven) bei heutigen Verbrauchsraten noch mindestens für 100 Jahre Erdöl zur Verfügung steht.<ref>{{Webarchiv |url=http://www.worldenergysource.com/articles/text/jumah_WE_v8n1.cfm |wayback=20130404191538 |text=Rising to the Challenge: Securing the Energy Future Jum’ah Abdallah S. World Energy Source}}</ref>

Während in den 1970er Jahren private westliche Ölkonzerne noch knapp 50 Prozent der weltweiten Ölproduktion kontrollierten,<ref name="NYT">Jad Mouawad: [http://www.nytimes.com/2008/08/19/business/19oil.html?_r=3&hp=&pagewanted=all ''As Oil Giants Lose Influence, Supply Drops''.] In: ''[[New York Times]].'' 18. August 2008.</ref> hat sich dieser Anteil 2008 auf weniger als 15 Prozent verringert. Der weitaus größte Anteil wird von Staatsunternehmen gefördert. Experten<ref name="NYT" /> halten einen Mangel an Öl nicht für gegeben, es handele sich um eine Krise im Zugang zu fortgeschrittener Technologie (der Multis) bzw. umgekehrt auch in der mangelnden Investitionssicherheit in den staatlich kontrollierten Ölförderländern.

{{Siehe auch|Erdölgewinnung}}


== Transport ==
== Transport ==
Erdöl wird weltweit über weite Entfernungen transportiert. Der Transport von den Förderstätten zu den Verbrauchern geschieht auf dem Seeweg mit [[Öltanker]]n, über Land überwiegend mittels [[Pipeline|Rohrleitungen (Pipelines)]].


=== Ölkatastrophen ===
Trotz der Tatsache, dass Erdöl die Grundlagen für die wichtigsten [[Treibstoff]]e ist, wird das Erdöl oft in unökonomischer Weise quer über die Ozeane und über Land transportiert. Dies geschieht über Wasser mit riesigen [[Öltanker]]n, über Land mit [[Tanklastwagen]] und [[Pipeline (Transport)|Pipelines]].
Etwa 100.000 Tonnen gelangen jährlich bei Tankerunfällen mit teilweise katastrophalen Folgen für die Umwelt ins Meer. Bekannt wurde vor allem die Havarie der ''[[Exxon Valdez]]'' 1989 vor [[Alaska]]. Da versäumt wurde, das Öl direkt nach dem Unfall mit Ölsperren aufzuhalten und abzusaugen, vergrößerte sich der Ölteppich und kontaminierte über 2000&nbsp;km der Küste. Die danach durchgeführten Reinigungsmaßnahmen erwiesen sich als unwirksam; die katastrophalen ökologischen Folgen lösten eine breite öffentliche Diskussion über Risiken und Gefahren maritimer Öltransporte aus. Der Unfall führte schließlich zu einer Erhöhung der Sicherheitsauflagen für Öltanker sowie zu einer intensiven Untersuchung möglicher Maßnahmen zur Bekämpfung von Ölunglücken.


Eine andere schwere Ölkatastrophe war der Brand und Untergang der Bohrplattform ''[[Deepwater Horizon]]'' im Golf von Mexiko im April 2010.
== Folgen ==
Über mehrere Monate trat Rohöl aus, insgesamt über 500.000 Tonnen.
Durch dieses Unglück entstand eine [[Ölpest im Golf von Mexiko 2010|Ölpest an den Küsten vom Golf von Mexiko]]. Auch das [[Mississippi River Delta|Mississippi-Delta]] war davon betroffen.


Eine permanente Freisetzung findet in [[Nigeria]] statt, siehe auch [[Ölkatastrophe im Nigerdelta]].
Das Erdöl hat im Laufe der Zeit zu der jetzigen Situation mancher [[Entwicklungsland|Entwicklungsländer]] beigetragen. Pipelines und ganze Tanker werden beispielsweise in [[Nigeria]] von bewaffneten Gruppen entführt, um das gewonnene Gut (ca. 2,25 Mio. Barrel am Tag) gegen Waffen bei Hehlern zu verkaufen, da viele bewaffnete Gruppen des [[Nigerdelta]] sich von dem Staat oft verraten und vor allem von den größeren Mineralöl-Konzernen bestohlen und ausgebeutet fühlen. Dies führte unter anderem zur blinden Gewalt von Seiten des Staates, wobei eine ganze Kleinstadt dem Erdboden gleichgemacht wurde.
[[Shell (Konzern)|Shell]] sprach von 1.000 Gewaltopfern jährlich, [[amnesty international]] dagegen von rund 500 Opfern allein in einer Woche.


{{Siehe auch|Ölpest|Liste bedeutender Ölunfälle}}
Oft gelangt Öl in das [[Grundwasser]] o.a. Es entstehen ebenso immense Schäden für das [[Ökosystem]], wenn größere Mengen von Öl entzündet werden, da beispielsweise eine brennende [[Ölquelle]] oder evt. ein [[Ölfeld]] schwer zu löschen ist.
Auch sogenannte Tanker-Unfälle können für die Umwelt sehr schädlich sein und ganze Sandstrände mit Teerklumpen verschmutzen oder mit einem schwarzen Ölteppich überziehen.
Es kommt auch vor, dass Öltanker auf dem Meer ihre Tanks mit Meerwasser ausspülen, einerseits zur Reinigung, andererseits weil sie bestimmte Mengen an Wasser aus Stabilitätsgründen als Ballast geladen haben müssen.
''Siehe auch:'' [[Exxon Valdez]]


== News ==
== Verbrauch ==
Der Anteil des Erdöls am Primärenergieverbrauch liegt bei ca. 40 % und damit an erster Stelle der Energielieferanten. Der größte Einzelenergieverbraucher ist der Straßenverkehr.


=== Weltverbrauch ===
* [[n:Wikinews:Themenportal Ölpreis|Wikinews:Themenportal Ölpreis]]
Der tägliche [[Verbrauch]] weltweit lag im Jahr 2015 bei etwa 94,5 Millionen [[Barrel]] bei einer Produktion von 96,3 Millionen Barrel.<ref>[https://www.economist.com/printedition/2016-01-23 Who’s afraid of cheap oil, The Economist, January 23rd 2016]</ref> Die größten Verbraucher 2013 waren die [[USA]] (18,9 Millionen Barrel/Tag), die [[Volksrepublik China]] (10,8), [[Japan]] (4,6), [[Indien]] (3,7) und [[Russland]] (3,3). [[Deutschland]] war 2013 mit einem Tagesverbrauch von 2,38 Millionen Barrel der weltweit elftgrößte Verbraucher.<ref name="BP_statistics2014_consumption" /> (siehe [[Erdöl/Tabellen und Grafiken#Verbrauch nach Ländern|Erdöl – Tabellen und Grafiken: Verbrauch]] für detaillierte Angaben).


Der Weltverbrauch steigt derzeit um 2 % pro Jahr an. Die Steigerung ist auf einen stark zunehmenden Ölverbrauch in den aufstrebenden Schwellenländern wie China, Indien oder Brasilien zurückzuführen. In den Industrieländern ist der Verbrauch dagegen trotz eines weiter wachsenden [[Bruttoinlandsprodukt]]s seit langem rückläufig, d.&nbsp;h., die Ölabhängigkeit dieser Volkswirtschaften nimmt ab. Dennoch ist der Pro-Kopf-Verbrauch in den Industrieländern immer noch deutlich höher als in den Schwellenländern.
== Literatur ==


=== Verbrauch in Deutschland ===
*Richard Heinberg: "The Party's Over. Das Ende der Ölvorräte und die Zukunft der industrialisierten Welt". Riemann Verlag, München 2004 ISBN 3-570-50059-4
{{Manueller Rahmen
*Rudolf Rechsteiner: Grün gewinnt, 2003, ISBN 3280050545, oder als PDF-Datei http://www.rechsteiner-basel.ch/download.cfm?ID=117 (vom Autor genehmigt und selbst ins Netz gestellt)
| caption=Jährliche Rohölimporte der Bundesrepublik Deutschland<ref>{{cite web | url=https://www.destatis.de/DE/Themen/Wirtschaft/Aussenhandel/Tabellen/rohoel-jaehrlich.html | title=Jährliche Rohölimporte | accessdate=2020-04-22 | author=Statistisches Bundesamt | date=2020-02-19 | language=de}}</ref>
*Colin J. Campbell: Ölwechsel!, 2002, ISBN 342324321X
| content = {{Graph:Chart
*F. William Engdahl: Mit der Ölwaffe zur Weltmacht, 2002, ISBN 3980737829
| width = 450
*Daniel Yergin: Der Preis. Die Jagd nach Öl, Geld und Macht, Frankfurt 1991, ISBN 3100958047
| height = 150
*Thomas Gold: Biosphäre der heißen Tiefe. Wiesbaden 2000, ISBN 3980737802
| type = line
*Autorenkollektiv: Zur politischen Ökonomie des Erdöls - Ein strategisches Gut und sein Preis, in: GegenStandpunkt 1-01, ISSN 0941-5831
| xAxisTitle=Jahr
*Autorenkollektiv: Das Öl, in: Imperialismus 3, S. 169-194, München 1981, ISBN 392293501X
| yAxisTitle=Rohölimporte (Mt)
| x = 2019,2018,2017,2016,2015,2014,2013,2012,2011,2010,2009,2008,2007,2006,2005,2004,2003,2002,2001,2000,1999,1998,1997,1996,1995,1994,1993,1992
| y = 85.825476,84.835226,89.985953,91.752619,90.357349,87.535385,93.033406,92.761979,87.948548,91.292311,97.375178,105.579353,105.378700,109.229586,114.505713,112.609905,111.333278,104.353298,104.627025,105.007713,103.571607,107.891563,99.095547,102.990127,100.327508,106.844266,99.445824,97.308755
|yGrid= |xGrid=
}}
}}
Im Jahr 2020 wurden in Deutschland 1,9 Millionen Tonnen Rohöl gefördert.<ref name="JB_2016">
{{Literatur |Titel=Erdöl und Erdgas in der Bundesrepublik Deutschland 2020 |Hrsg=Landesamt für Bergbau, Energie und Geologie, Niedersachsen |Ort=Hannover |Datum=2021 |Online=https://www.lbeg.niedersachsen.de/download/169420/Erdoel_und_Erdgas_in_der_Bundesrepublik_Deutschland_2020.pdf |Format=PDF |KBytes=5242 |Abruf=2022-03-19}}
</ref>
Der [[Erdölförderung in Deutschland|Anteil des aus deutschen Quellen gewonnenen Erdöls]] liegt bei etwa 2 % des Verbrauches, die ergiebigste Quelle ist dabei das Fördergebiet [[Mittelplate (Ölfeld)|Mittelplate]] in [[Schleswig-Holstein]].<ref>{{Internetquelle |url=https://www.bveg.de/die-branche/erdgas-und-erdoel-in-deutschland/erdoel-in-deutschland/ |titel=Erdölförderung in Deutschland |hrsg=[[Bundesverband Erdgas, Erdöl und Geoenergie]] (BVEG) |abruf=2022-03-19}}</ref>
Im Jahr 2020 [[import]]ierte die Bundesrepublik 82,7 Millionen Tonnen Rohöl, 2021 waren es 81,4.<ref>{{Internetquelle |url=https://www.bafa.de/SharedDocs/Downloads/DE/Energie/roel_entwicklung_rohoeleinfuhr_2020_2021.xls?__blob=publicationFile&v=80 |titel=Entwicklung der Rohöleinfuhr |werk=BAFA |hrsg=Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle |datum=2022-02-22 |abruf=2022-03-19 |offline=ja }}</ref>

Wichtigster Lieferant im Jahr 2021 war mit 34,1 Prozent der Ölimporte war Russland, gefolgt von den USA mit 12,5 Prozent, Kasachstan 9,8 Prozent und Norwegen mit 9,8 Prozent. Mehr als 30 Länder lieferten Rohöl nach Deutschland.<ref>{{Internetquelle |autor=Julian Wettengel |url=https://www.cleanenergywire.org/factsheets/germanys-dependence-imported-fossil-fuels |titel=Germany and the EU remain heavily dependent on imported fossil fuels |werk=CEW |hrsg=Journalism for the energy transition |datum=2022-03-14 |sprache=Englisch |abruf=2022-03-19}}</ref>

Von den erzeugten Ölfertigprodukten wurden im Jahr 2007 wiederum 3,8 % unmittelbar von der Industrie als Energieträger verbraucht, 53,7 % beanspruchte der gesamte Verkehrssektor wie Straßenverkehr (Individualverkehr, Personen- und Frachttransport), Luftverkehr (Kerosin) und Binnenschifffahrt, 12 % nahm die Heizenergie für Endverbraucher in Anspruch, 4,9 % diejenige von Wirtschaftsunternehmen und öffentlichen Einrichtungen. 1,7 % benötigten Land- und Forstwirtschaft, 23,9 % schließlich gingen als Ausgangsstoffe in die chemische Weiterverarbeitung etwa zu Düngemitteln, Herbiziden, Schmierstoffen, zu Kunststoffen (z.&nbsp;B. Spritzgussprodukte, Gummiartikel, Schaumstoffe, Textilfasern), zu Farben, Lacken, Kosmetika, zu Lebensmittelzusatzstoffen, Medikamenten u.&nbsp;Ä.<ref name="iea_aussenhandelsstatistik_2007">[https://www.iea.org/statistics/statisticssearch/ ''Statistics.''] [[Internationale Energieagentur|IEA]], abgerufen 2007 (englisch).</ref>

Der Verbrauch an Ölfertigprodukten ist seit den 1990er-Jahren jährlich um etwa 1,5 % rückläufig,<ref>[http://www.welt-auf-einen-blick.de/energie/erdoel-verbrauch.php welt-auf-einen-blick.de]</ref> teils aufgrund fortschreitender Energieeinsparungen (vgl. [[Energieeinsparverordnung]]), teils wegen eines Wechsels zu Erdgas oder alternativen Energiequellen wie [[Biodiesel]], [[Solarthermie]], [[Holzpellets]], [[Biogas]] und [[Geothermie]].<ref>{{Webarchiv |url=http://www.bmu.de/dossier_energie/natuerlich_erneuerbar/doc/46338.php |wayback=20110914073148 |text=''Mit Energie gegen den Klimawandel.''}} [[Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit]].</ref>

Wertmäßig hingegen sind die Importe von Erdöl und Erdgas nach Deutschland allein im Jahr 2006 mit 67,8 Milliarden Euro nach vorläufigen Ergebnissen um mehr als ein Viertel (+28,4 %) gegenüber dem Vorjahr 2005 gestiegen, in der vorläufigen Spitze im Jahr 2008 waren es zuletzt 83 Milliarden Euro mit einem nochmaligen Zuwachs von +10 % gegenüber dem Vorjahr 2007.
Im gesamten Zeitraum 1995 bis 2008 wuchsen die Erdöl- und Erdgasimporte laut Statistischem Bundesamt von 14,44 Milliarden auf 82,26 Milliarden Euro an, mit einem Anteil von ursprünglich 4,3 %, jetzt 10 % an allen Importen.

Der wichtigste Erdöl- und Erdgaslieferant für Deutschland war 2009 nach vorläufigen Zahlen bis November mit einem Drittel (33,2 %) der Rohstoffimporte im Wert von 34,708 Milliarden Euro [[Russland]]. Es folgte [[Norwegen]], dessen Erdöl- und Erdgaslieferungen in Höhe von 14,220 Milliarden Euro 14 % der Importe entsprachen.<ref name="bmwi_presseinformation_2010-01-05">{{Webarchiv |url=http://www.bmwi.de/DE/Presse/pressemitteilungen,did=325496.html |wayback=20160304102048 |text=''Internationale Zusammenarbeit entscheidend für Erfolg von Offshore-Windenergie: Nordseeanrainer rufen Nordsee-Offshore-Initiative ins Leben.''}} BMWi Presseinformation vom 5. Januar 2010.</ref> Das drittwichtigste Lieferland für Deutschland war das [[Vereinigtes Königreich|Vereinigte Königreich]] mit Lieferungen im Wert von 10,636 Milliarden Euro, die einen Anteil von 10 % an den gesamten deutschen Erdöl- und Erdgasimporten ausmachten. Angesichts der bis 2014 um 590 auf 980 Kilobarrel/Tag verfallenden Fördermengen des Nordseeöls<ref>[https://www.iea.org/publications/freepublications/publication/mtomr2009.pdf ''Medium Term Oil Market Report.''] [[Internationale Energieagentur|IEA]] 2009, S. 51 (PDF; 3,1&nbsp;MB).</ref> dürfte dieser Platz in den nächsten Jahren an [[Libyen]] abgetreten werden.<ref name="bmwi_presseinformation_2010-01-05" />

== Raffinerien ==
{{Hauptartikel|Erdölraffinerie}}

Die erste Erdölraffinerie entstand 1859. Die Erdölpreise sanken deutlich und die Zahl der Raffinerien nahm zu. Leuchtöle, besonders Petroleum, ermöglichten neue Lichtquellen.

Nach der Einführung des elektrischen Lichts war Erdöl zunächst nicht mehr attraktiv, doch bald nach der Entwicklung des [[Automobil]]s setzte die Familie [[Rockefeller]] als Mitbegründerin der [[Standard Oil Company]] die Verwendung des Erdölprodukts [[Motorenbenzin|Benzin]] als [[Ottokraftstoff]] durch, statt des von [[Henry Ford]] zunächst vorgesehenen [[Ethanol]]s.

In der [[Erdölraffinerie]] wird das Erdöl in seine unterschiedlichen Bestandteile wie leichtes und schweres [[Heizöl]], [[Kerosin]] sowie [[Motorenbenzin|Benzin]] unter anderem in Destillationskolonnen aufgespalten. In weiteren Schritten können aus dem Erdöl die verschiedensten [[Alkane]] und [[Alkene]] erzeugt werden.

== Petrochemie ==
[[Datei:Schema der Erdoelaufarbeitung.svg|mini|hochkant=1.5|
{|
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|colspan="2"| Vereinfachtes Schema der Erdölaufarbeitung
|-
| {{Farblegende|#f8d2de|Rohstoff}}
| {{Farblegende|#ffb380|Zwischenprodukt}}
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| {{Farblegende|#cccccc|Prozess}}
| {{Farblegende|#fbfbc1|Produkt}}
|}
]]
{{Hauptartikel|Petrochemie}}

In der chemischen Industrie nimmt das Erdöl eine bedeutende Stellung ein. Die meisten chemischen Erzeugnisse lassen sich aus ca. 300 Grundchemikalien aufbauen. Diese Molekülverbindungen werden heute zu ca. 90 % aus Erdöl und Erdgas gewonnen. Zu diesen gehören: [[Ethen]], [[Propen]], [[1,3-Butadien]], [[Benzol]], [[Toluol]], ''o''-[[Xylol]], ''p''-Xylol (diese stellen den größten Anteil dar).

Aus der weltweiten Fördermenge des Erdöls werden ca. 6–7 % für die chemischen Produktstammbäume verwendet, der weitaus größere Anteil wird einfach in Kraftwerken und Motoren verbrannt. Die Wichtigkeit dieser Erdölerzeugnisse liegt auf der Hand: Gibt es kein Erdöl mehr, müssen diese Grundchemikalien über komplizierte und kostenintensive Verfahren mit hohem Energiebedarf hergestellt werden.

Aus Erdöl kann fast jedes chemische Erzeugnis produziert werden. Dazu gehören Farben und Lacke, Arzneimittel, Wasch- und Reinigungsmittel, um nur einige zu nennen.

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{{Stammbaum | | | Pol | | | | | | | | | | | | | | | | | | |Pol=([[Polymerisation]])}}
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{{Stammbaum | | | Kun | | | | | | | | | | | | | | | | | | |Kun=[[Kunststoff]]e}}
{{Stammbaum/Ende}}

=== Zusammensetzung, Eigenschaften und Klassifizierung ===
==== Allgemeines ====
[[Datei:Petroleum cm05.jpg|mini|hochkant|links|Erdölprobe aus [[Wietze]] in Niedersachsen]]
{| class="wikitable float-right"
|+ Zusammensetzung nach chemischen Elementen<ref name="Speight">{{Literatur |Autor=G. James Speight |Titel=The Chemistry and Technology of Petroleum |Verlag=Marcel Dekker |Datum=1999 |ISBN=0-8247-0217-4 |Seiten=215–216}}</ref>
|-
| [[Kohlenstoff]] || 83–87 %
|-
| [[Wasserstoff]] || 10–14 %
|-
| [[Stickstoff]] || 0,1–2 %
|-
| [[Sauerstoff]] || 0,1–1,5 %
|-
| [[Schwefel]]|| 0,5–6 %
|-
| [[Metalle]] || < 1000 ppm
|}

Erdöl ist hauptsächlich ein Gemisch vieler Kohlenwasserstoffe. Die am häufigsten vertretenen Kohlenwasserstoffe sind dabei lineare oder verzweigte Alkane (Paraffine), Cycloalkane (Naphthene) und Aromaten. Jedes Erdöl hat je nach Fundort eine spezielle chemische Zusammensetzung, die auch die physikalischen Eigenschaften wie Farbe und Viskosität bestimmt.

Farbe und Konsistenz variieren von transparent und dünnflüssig bis tiefschwarz und dickflüssig. Erdöl hat auf Grund von darin enthaltenen Schwefelverbindungen einen charakteristischen Geruch, der zwischen angenehm und widerlich-abstoßend wechseln kann. Farbe, Konsistenz und Geruch sind sehr stark von der geographischen Herkunft des Erdöls abhängig. Manche Erdölsorten [[Fluoreszenz|fluoreszieren]] unter [[Ultraviolett|ultraviolettem Licht]] auf Grund von unterschiedlichen Beistoffen, wie Chinone oder Polyaromaten.

[[Raffination|Unraffiniertes]] Erdöl (Rohöl) ist mit mehr als 17.000 Bestandteilen eine sehr komplexe Mischung von [[Organische Chemie|organischen Stoffen]], die natürlicherweise auf der Erde vorkommen.<ref>V. A. P. Martins dos Santos u. a.: ''Alkan-Biodegradation mit [[Alcanivorax borkumensis]].'' In: ''Laborwelt.'' Band 7, Nr. 5, 2006, S. 33 ff.</ref> Neben den reinen Kohlenwasserstoffen sind noch Kohlenstoffverbindungen, die Heteroatome wie Stickstoff (Amine, Porphyrine), Schwefel (Thiole, Thioether) oder Sauerstoff (Alkohole, Chinone) enthalten, Bestandteil des Erdöls. Daneben finden sich Metalle wie Eisen, Kupfer, Vanadium und Nickel. Der Anteil der reinen Kohlenwasserstoffe variiert erheblich. Er kann zwischen 97 % und 50 % bei Schwerölen und Bitumen liegen.

==== Gehalt an leichtflüchtigen Verbindungen ====
In der Erdölindustrie und -geologie wird unterschieden zwischen „leichtem“ Rohöl (engl. ''light crude oil'') mit relativ hohem Anteil an leichtflüchtigen [[niedermolekular]]en [[Kohlenwasserstoffe]]n und „schwerem“ Rohöl (engl. ''heavy crude oil'') mit relativ hohem Anteil an schwerer flüchtigen niedermolekularen Kohlenwasserstoffen sowie schwerflüchtigen [[hochmolekular]]en organischen Verbindungen (Harze, Wachse, [[Asphaltene]]). Die Bezeichnungen „leicht“ und „schwer“ beziehen sich dabei auf das [[Wichte|spezifische Gewicht]] bzw. die [[Dichte]] des Rohöls, die mit sinkendem Anteil an leichtflüchtigen Kohlenwasserstoffen jeweils zunehmen. Als Maß für die Dichte einer Rohölsorte wird oft der sogenannte [[API-Grad]] angegeben, der sich unter anderem aus der relativen Dichte des Öls im Verhältnis zu Wasser berechnet.

Das Verhältnis zwischen leicht- und schwerflüchtigen Verbindungen ist zudem verantwortlich für Farbe und [[Viskosität]] des Rohöls: je höher der Anteil an leichtflüchtigen Verbindungen, desto heller und geringviskoser das Öl.

Zu den „leichten“ Rohölsorten zählen ''[[West Texas Intermediate]]'' (WTI) sowie das Nordseeöl ''[[Brent (Öl)|Brent]]'' (jeweils ca. 35 bis 40 °API), eine schwere Rohölsorte ist ''Merey'' aus Venezuela (16 °API). Bei Rohölen mit weniger als 10 °API spricht man allgemein von [[Asphalt (Geologie)|Asphalt]] (siehe auch →&nbsp;[[Ölsand]]).

==== Schwefelgehalt ====
Schwefelarmes Rohöl wird „süß“ genannt (engl. ''sweet crude oil'', u.&nbsp;a. die Sorte ''Brent''), schwefelreiches „sauer“ (engl. ''sour crude oil'', u.&nbsp;a. die im [[Golf von Mexiko]] geförderten Sorten ''Mars'' und ''Poseidon''). Der im Rohöl und in den Raffinationsprodukten enthaltene [[Schwefel]] wird durch [[Verbrennung (Chemie)|Verbrennung]] zum Gas [[Schwefeldioxid]] (SO<sub>2</sub>) oxidiert, das zu einem geringen Teil durch Reaktion mit Luftsauerstoff, [[Katalyse|katalysiert]] durch atmosphärischen Staub, in [[Schwefeltrioxid]] (SO<sub>3</sub>) umgewandelt wird. Schwefeldioxid und Schwefeltrioxid verbinden sich mit atmosphärischem Wasser zu [[Schweflige Säure|schwefliger Säure]] (H<sub>2</sub>SO<sub>3</sub>) bzw. zu [[Schwefelsäure]] (H<sub>2</sub>SO<sub>4</sub>), die verdünnt im übrigen atmosphärischen Wasser, als sogenannter [[saurer Regen]] niedergehen und verschiedene ökologische und bautechnische Probleme verursachen.

Um den Ausstoß von Schwefeldioxid in die Atmosphäre zu reduzieren, wurden ab etwa 1980 vereinzelt und ab etwa 2000 flächendeckend, aus Erdöl gewonnene Brennstoffe entschwefelt. [[Schweröl]], das als Treibstoff auf Hochseeschiffen genutzt wird, war anfangs noch davon ausgenommen. Der bei der Entschwefelung gewonnene Schwefel ersetzt als Grundstoff für die chemische Industrie kostengünstig den durch Bergbau gewonnenen mineralischen Schwefel. Alternativ zur direkten Entschwefelung von Erdöl wird insbesondere in kohle- und ölbefeuerten Kraftwerken das Rauchgas gewaschen und durch Einblasen von [[Calciumcarbonat|Kalkstaub]] (CaCO<sub>3</sub>) [[Gips]]pulver (CaSO<sub>4</sub>) erzeugt, das technisch weiterverwendet werden kann (siehe →&nbsp;[[Rauchgasentschwefelung]]).

== Subventionen ==
Laut einer Studie des britischen Overseas-Development-Instituts subventionieren die führenden Industrie- und Schwellenländer die Erkundung von Ölvorkommen mit 71 Milliarden Euro pro Jahr – und untergraben damit ihre eigene Klimapolitik.<ref>[https://www.spiegel.de/wissenschaft/natur/studie-konzerne-bekommen-milliarden-subventionen-fuer-oel-erkundung-a-1002252.html ''Klimaschutz-Hindernis: Konzerne erhalten Milliardensubventionen für Ölprojekte''] In: ''[[Spiegel Online]].'' 11. November 2014. Abgerufen am 11. November 2014.</ref>

== Erdölausstieg ==
{{Hauptartikel|Ölausstieg}}
Aufgrund verschiedener Umweltprobleme, die aus der Förderung von Erdöl sowie der Nutzung und Verbrennung von Erdölprodukten erwachsen (Förderunfälle, Pipelineleckagen, Tankerunfälle, [[Plastikmüll]], [[Globale Erwärmung|Klimawandel]]&nbsp;– bei der Verbrennung eines Barrels des [[Fossile Energie|fossilen Energieträgers]] Erdöl entstehen ca.&nbsp;480 kg<ref>[[Nicola Armaroli]], [[Vincenzo Balzani]], Nick Serpone: ''Powering Planet Earth. Energy Solutions for the Future''. Wiley‐VCH, Weinheim 2013, ISBN 978-3-527-33409-4, S.&nbsp;209.</ref> des [[Treibhausgas]]es [[Kohlenstoffdioxid|Kohlendioxid]], das als Hauptverursacher der globalen Erwärmung gilt) fordern verschiedene Organisationen, die Nutzung von Erdöl als Rohstoff einzuschränken oder sogar ganz einzustellen. Für die Bestrebungen eines Staates, völlig unabhängig von Erdöl zu werden, wird die Bezeichnung ''Erdölausstieg'' verwendet.

Im Zuge des allmählich stattfindenden globalen Umdenkens in dieser Hinsicht setzte die Familie [[Rockefeller]], deren Vermögen in erster Linie auf die Förderung von Erdöl im frühen 20. Jahrhundert zurückgeht, im März 2016 ein Zeichen: Sie trennte sich von ihren Anteilen an Firmen, die ihr Geschäft mit fossilen Brennstoffen machen. Insbesondere trennten sich die Rockefellers von ihren Anteilen am Erdölkonzern [[ExxonMobil]].<ref>''„Es ist fast schon ein historischer Schritt: Die Rockefeller-Familie trennt sich von Firmenanteilen, die ihr Geschäft mit fossilen Brennstoffen machen.“'' [https://www.spiegel.de/wirtschaft/unternehmen/rockefeller-familie-trennt-sich-von-oelriesen-exxon-a-1083917.html ''Öldynastie Rockefeller trennt sich von Exxon.''] Spiegel.de, 23. März 2016.</ref>


== Siehe auch ==
== Siehe auch ==
*[[Erdöl/Tabellen und Grafiken]]
* [[Erdöl/Tabellen und Grafiken]]

*[[Mineralölunternehmen]]
== Literatur ==
*[[Ölressourcen]]
* Alfred Treibs: ''Chlorophyll- und Häminderivate in bituminösen Gesteinen, Erdölen, Erdwachsen und Asphalten. Ein Beitrag zur Entstehung des Erdöls''. [[Justus Liebigs Annalen der Chemie]]. 1934, 520, 42–62, [[doi:10.1002/jlac.19345100103]].
*[[Peak-Oil]]
* Daniel Yergin: ''Der Preis. Die Jagd nach Öl, Geld und Macht.'' S. Fischer, Frankfurt 1991, ISBN 3-10-095804-7.
*Eine interessante Alternative ist der [[Kraftstoff Pflanzenöl]]
* E.W. Heine: ''Faszination eines Jahrtausend-Rohstoffs: Erdöl ist ein besonderer Saft'' in: RWE-DEA-Aktiengesellschaft für Mineralöl und Chemie (Hrsg.):''1899-1999 100 Jahre RWE-DEA'', Hamburg 1999, S. 21–58, ISBN 3-00-003548-6.
* [[Rainer Karlsch]], Raymond G. Stokes: ''Faktor Öl. Die Mineralölwirtschaft in Deutschland 1859–1974.'' C.H. Beck, München 2003, ISBN 3-406-50276-8.
* Matthew R. Simmons: ''Wenn der Wüste das Öl ausgeht. Der kommende Ölschock in Saudi-Arabien.'' Finanzbuch, München 2006, ISBN 3-89879-227-7.
* [http://www.zeit.de/2006/43/lzocker ''Enrons Erben zocken weiter. Der Ölpreis ist ein Spielball von Spekulanten geworden''.] In: ''[[Die Zeit]]'', Nr. 43/2006.
* Colin J. Campbell: ''Ölwechsel! Das Ende des Erdölzeitalters und die Weichenstellung für die Zukunft.'' Dt. Taschenbuch-Verlag, München 2007, ISBN 978-3-423-34389-3.
* ''Erdöl.'' In: Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe (Hrsg.): ''[https://www.bgr.bund.de/energierohstoffe2009 Energierohstoffe 2009 – Reserven, Ressourcen, Verfügbarkeit – Erdöl, Erdgas, Kohle, Kernbrennstoffe, Geothermische Energie.]'' Hannover 2009, S. 31–70.
* Bertram Brökelmann: ''Die Spur des Öls. Sein Aufstieg zur Weltmacht.'' Osburg, Berlin 2010, ISBN 978-3-940731-54-8.
* Blake C. Clayton: ''Market Madness: A Century of Oil Panics, Crises, and Crashes.'' Oxford University Press, New York 2015, ISBN 978-0-19-999005-4.


== Weblinks ==
== Weblinks ==
{{Commons2|Category:Petroleum|Erdöl}}
{{Wikinews|Portal:Ölpreis|Erdöl}}
{{Commons|Petroleum|Erdöl}}
*[http://www-x.nzz.ch/folio/archiv/2004/09/articles/interview.html Wann ist das Erdöl alle?, NZZ Folio]
{{Wiktionary}}
*[http://www.oilcrisis.com/ The coming global oil crisis]
* {{DNB-Portal|4015179-7}}
*[http://www.chemie.uni-marburg.de/~butenuth/648/erdoel.html Protokoll: Erdöl und Erdölprodukte]
* [[Landesamt für Bergbau, Energie und Geologie]] (LBEG), [https://www.lbeg.niedersachsen.de/portal/live.php?navigation_id=657&article_id=865&_psmand=4 lbeg.niedersachsen.de: Jahresrückblick ''Erdöl und Erdgas in der Bundesrepublik Deutschland''], jeweils veröffentlicht in der Zeitschrift ''Erdöl Erdgas Kohle'' (Liste mit Artikel-Downloadlinks ab dem Jahr 2002)
*[http://www.gasresources.net/DisposalBioClaims.htm Dismissal of the Claims of a Biological Connection for Natural Petroleum]
* [https://www.bfe.admin.ch/bfe/de/home/versorgung/fossile-energien/erdoel.html Erdöl] – Informationen des [[Bundesamt für Energie|Bundesamts für Energie]]
*[http://www.deutsches-erdoelmuseum.de Homepage des Deutschen Erdölmuseums in Wietze]
* [[Mineralienatlas:Erdöl|Erdöl]] im [[Mineralienatlas]]
*[http://www.learn-line.nrw.de/angebote/agenda21/daten/oel-gas.htm Erdöl/Erdgas: Daten,Statistiken, Infografiken] "Agenda 21 Treffpunkt" im Bildungsserver learn:line NRW
* [http://www.paradiso-design.net/Rohoel.pdf paradiso-design.net: ''Die Entwicklung von Angebot, Nachfrage und Preisen von Rohöl''] (PDF; 1,1&nbsp;MB, [[Diplomarbeit]] Fakultät ''Wirtschafts- und Sozialwissenschaften'' [[Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg]] 2008, Raffael Trappe, insbesondere mit Darstellung des konventionellen und nicht-konventionellen Erdölangebots)
*[http://www.erdoel-erdgas-museum-twist.de/ Erdöl- und Erdgasmuseum in Twist]
* [[taz.de]], 9. Juni 2010, Maria Rossbauer: [https://taz.de/Es-ist-ueberall-drin/!5141341/ ''Unser täglich Öl''.] ; (Über die hochgradige Abhängigkeit der Menschheit vom Erdöl)
*[http://www.peakofoil.de Peak of Oil Szenarien, Literatur, Links]

*[http://www.n-tv.de/572745.html?tpl=zwei&counter=1 n-tv: Immer neue Rekorde: Die Geschichte des Ölpreises]
== Einzelnachweise ==
*[http://www.gegenstandpunkt.com/vlg/imp/i3_oel.htm Das Öl - ein Geschäftsartikel erster Klasse]
<references responsive />
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Aktuelle Version vom 29. Dezember 2024, 13:44 Uhr

Proben verschiedener Rohöle aus dem Kaukasus, dem Mittleren Osten, der Arabischen Halbinsel und Frankreich
Zusammenfassung zur Entstehung und Verwendung von Erdöl sowie dem Erdölausstieg (Planet Wissen)
Erdölförderung vor der vietnamesischen Küste
Einzige deutsche Bohrplattform Mittelplate im Wattenmeer der Nordsee
Verschließen eines durch Schiffskollision beschädigten erdölspeienden Förderkopfs

Erdöl ist ein natürlich in der oberen Erdkruste vorkommendes, gelbliches bis schwarzes, hauptsächlich aus Kohlenwasserstoffen bestehendes Stoffgemisch, das durch Umwandlungsprozesse organischer Stoffe entstanden ist.[1] Das als Rohstoff bei der Förderung aus einer Lagerstätte gewonnene und noch unbehandelte Erdöl wird auch als Rohöl bezeichnet (englisch Crude Oil).

Schon im Alten Orient unter anderem als Brennstoff verwendet, ist Erdöl spätestens seit der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts einer der wichtigsten Rohstoffe der Industriegesellschaft. Er ist nicht nur der wichtigste fossile Energieträger, sondern der bedeutendste Energierohstoff überhaupt. Durch Trenn- und Konversionsverfahren wird Erdöl in eine Vielzahl von Zwischenerzeugnissen überführt, die als Basis für die Herstellung von Treibstoffen und als Rohstoffe für die Industrie dienen. Zu letztgenannten gehören vor allem Ausgangsstoffe für zahlreiche Produkte der chemischen Industrie, wie Kunststoffe, Lacke, Farben und Medikamente. Man nennt das Erdöl (wegen seiner enormen wirtschaftlichen Bedeutung) „Schwarzes Gold“. Zwei politisch bedingte Ölpreiskrisen haben die Weltwirtschaft erheblich beeinflusst. Hingegen ist während anderweitig bedingter Weltwirtschaftskrisen (zum Beispiel Große Rezession, COVID-19-Pandemie) der Ölpreis zeitweilig stark gefallen.

Allein in den Jahren von 2000 bis 2009 wurden weltweit etwa 242[2] Milliarden Barrel – ein Barrel entspricht 159 Litern – gefördert. BP hat den Tagesverbrauch 2016 mit 96,6 Millionen Barrel (über 15,4 Milliarden Liter) beziffert, 1,6 Prozent mehr als 2015.[3]

Ölkonzerne wie BP gehören zu den größten Wirtschaftsunternehmen weltweit. Unfälle bei der Förderung, zum Beispiel der Brand der Bohrinsel Deepwater Horizon im Jahr 2010, oder beim Transport, zum Beispiel die Havarie des Tankers Exxon Valdez 1989, verursachten Umweltkatastrophen. Die Förderung und insbesondere Verbrennung von Erdöl setzen Treibhausgase frei, die als Hauptursache der globalen Erwärmung gelten. Erdöltransportwege wie die Erdölleitung Freundschaft und deren Bewirtschaftung können Gegenstand zwischenstaatlicher Energiestreitigkeiten, aber auch Basis von weitreichenden Wirtschaftsentwicklungen sein. Die Ölpreise sind wichtige Indikatoren für die Wirtschaftsentwicklung.

Als fossiler Energieträger ist Erdöl eine endliche Ressource. Unter dem Stichwort globales Ölfördermaximum (engl. auch peak oil genannt) wird eine Erschöpfung der weltweiten wirtschaftlich ausbeutbaren Vorräte diskutiert. 1974 prognostizierte Marion King Hubbert, das weltweite Maximum würde bei gleichbleibenden Bedingungen 1995 erreicht. Allerdings haben sich mit dem über die vergangenen Jahrzehnte im Mittel angestiegenen Ölpreis, der Verbesserung der Fördertechnik und der Entwicklung neuer Fördermethoden die Bedingungen gegenüber den 1970er Jahren deutlich geändert. Hubberts Prognose, die sich überdies ausschließlich auf konventionelle Öllagerstätten bezog, wurde deshalb immer wieder nach hinten korrigiert.[4]

Historisches

Wortherkunft

Die Babylonier bezeichneten Erdöl mit dem Wort naptu (von nabatu ‚leuchten‘). Dieser Ausdruck deutet darauf hin, dass Erdöl schon früh zu Beleuchtungszwecken diente. Im antiken Griechenland war Erdöl – vermutlich über den Umweg des Persischen aus dem babylonischen naptu abgeleitet – unter den Namen naphtha (νάφθα) und naphthas (νάφθας) bekannt, die in der Bezeichnung Naphtha für Rohbenzin gegenwärtig noch Bestand haben. Geläufig war aber auch die Bezeichnung als „Öl Medeas“ (Μηδείας ἔλαιον Medeias elaion).[5] Letztgenannter Name geht vermutlich darauf zurück, dass man annahm, es sei von Medea für ihre Zaubereien verwendet worden, vor allem bei ihrer Rache an Jason.

Als Steinöl, Bergöl, Bergfett oder Peteröle „und in den apotheken petroleum und oleum petrae“[6] oder auch „St.-Katharinenöl“[7][8][9] war Erdöl schon im späten Mittelalter in Europa bekannt.[10][11][12][13] Das Wort Petroleum oder Petrolium, spätestens ab dem 15. Jahrhundert im Frühneuhochdeutschen nachgewiesen, ist eine lateinische Zusammensetzung aus altgriechisch πέτρα petra „Fels, Gestein“[14] oder πέτρος petros „Stein“[15] und oleum für „Öl“, bedeutet zu Deutsch also „Fels-“ oder „Steinöl“.[16] Dies geht darauf zurück, dass die Alten Römer in Ägypten in einem Gebirgszug am Golf von Suez beobachteten, wie Erdöl aus dem dort anstehenden Nubischen Sandstein austrat.[17][18] Vom Petroleum stammten auch die einst im Deutschen üblichen Bezeichnungen Bergöl und Peteröl. Ab dem 18. Jahrhundert setzte sich zunehmend die heutige Bezeichnung Erdöl durch,[19] und das Wort Petroleum wurde ab dem 19. Jahrhundert im Deutschen zunehmend für eines seiner Destillationsprodukte (siehe unten) verwendet.

Historische Verwendung und Förderung

Abbildung aus dem Kapitel Petroleum im Hortus sanitatis (einem der „Mainzer Kräuterbücher“) aus dem Jahr 1491

Erdöl ist bereits seit einigen Tausend Jahren bekannt. Da es eine relativ geringe Dichte besitzt (0,8–0,9 kg/l oder Tonnen/m³), die noch unter der von Wasser liegt, kann es beim Fehlen einer nach oben abdichtenden Gesteinsschicht aus größeren Tiefen im Poren- und Kluftraum von Sedimentgesteinen bis zur Erdoberfläche aufsteigen (in Deutschland zum Beispiel bei Hänigsen zwischen Hannover und Braunschweig). Dort wandelt sich das normalerweise relativ dünnflüssige Öl durch die Reaktion mit Sauerstoff und den Verlust leicht flüchtiger Bestandteile in eine teerartige Substanz, sogenanntes Bitumen oder Asphalt, um.

Diese Substanz war schon vor 12.000 Jahren im vorderen Orient bekannt. Die Menschen verwendeten sie unter anderem im Schiffbau zum Kalfatern: durch Vermischen des Bitumens mit Sand, Schilf und anderen Materialien entstand eine Masse, mit der die Ritzen zwischen den hölzernen Schiffsplanken abgedichtet werden konnten. Dies hat auch Eingang in die biblischen Legenden gefunden.[20] Die Babylonier nutzten Bitumen („Erdpech“) unter anderem als Bindemittel im Haus- und Straßenbau. Bitumen war im Babylonischen Reich so allgegenwärtig, dass Hammurapi ihm einige Kapitel in seinem Gesetzeswerk aus dem 18. Jh. v. Chr. widmete. Dies ist die erste nachweisbare staatliche Regulierung von Erdöl.

An der Erdoberfläche natürlich austretendes Erdöl wird auch von den Schriftstellern der klassischen Antike, Herodot und Plinius dem Älteren, erwähnt. Die römische Armee nutzte Erdöl möglicherweise als Schmierstoff für Achsen und Räder. Im frühmittelalterlichen Byzantinischen Reich wurde vermutlich aus Erdöl der Brennstoff für eine als „griechisches Feuer“ bezeichnete Vorform des Flammenwerfers hergestellt.[20]

In der vorindustriellen Neuzeit Europas wurde Erdöl bei der „zubereitung von heilmitteln, salben u.s.w.“, im Gartenbau zur Bekämpfung von Schädlingen und ferner „zur herstellung von feuerwerk“ und als Lampenöl verwendet.[6] Zur Erhöhung der „geschoszwirkung“ wurden Gewehrkugeln vor dem Einführen in den Lauf zusammen mit Kampfer in ein mit dünnflüssigem Erdöl getränktes Tuch gewickelt.[6] Speziell therapeutische Verwendung fanden unter anderem Öle aus lombardischen Rohölquellen, wie z. B. aus dem „Pechbrunnen“ am Monte Zibio bei Modena, aus Pechelbronn im Elsass (vgl. Pechelbronner Schichten) sowie oberbayerisches „Petroleum“, das von Tegernseer Benediktinern als „Heiliges Quirin-Öl“ (benannt nach Quirinus von Tegernsee) verkauft wurde.[11]

Johann Jakob Lerche, ein deutsch-russischer Naturforscher, beobachtete Mitte der 1730er Jahre eine blühende Erdölwirtschaft mit systematischer Erdölförderung im damals persischen Baku.[21][20]

Feier anlässlich des 1000. mit Rohöl abgefüllten Kesselwagens in Wietze im Jahr 1906
Nachbildung der Drake’schen Bohrstelle im Drake Well Museum in Titusville

Im Zuge der industriellen Revolution wuchs in Europa die Nachfrage nach Leucht-, Brenn- und Schmierstoffen, und der Stellenwert von Erdöl als preiswerte Alternative zu Pflanzenölen und Tierfetten wuchs. Im galizischen Vorland der Karpaten, seinerzeit zum Kaisertum Österreich gehörig, gewannen bei Truskawez Josef Hecker aus Prag sowie Johann Mitis in den 1810er Jahren „Bergöhl“ aus Schächten. Es gelang ihnen auch, daraus ein leicht brennbares Lampenöl („Naphtha“) zu destillieren, und der Prager Magistrat beschloss 1816 sogar, die ganze Stadt damit zu beleuchten, was aber an den zu geringen galizischen Förderkapazitäten scheiterte.[22] Abraham Schreiner stellte um 1853 in Borysław Versuche mit Ozokerit, einem stark aliphatischen, asphaltenarmen abgereicherten Erdöl, in einem Kessel an und gewann ein klares Destillat, worauf er sich mit dem Apotheker Ignacy Łukasiewicz in Lemberg und den Pharmazeuten Jan Zeh in Verbindung setzte. Deren Zusammenarbeit war zugleich der Beginn der kontinuierlich betriebenen Erdölförderung im heute polnisch-ukrainischen Vorland der Ostkarpaten.[20] Ein frühes Zentrum der späteren industriellen Erdölförderung im Untertagebau entwickelte sich weiter westlich bei Bóbrka 10 km südwestlich von Krosno (→ Museum der Öl- und Gasindustrie Bóbrka).

Als Meilenstein für die moderne petrochemische Industrie gilt das Patent, das 1855 dem kanadischen Arzt und Geologen Abraham P. Gesner in den USA auf sein Herstellungsverfahren für Petroleum aus Ölschiefer oder Erdöl erteilt wurde. Die Herstellung von Petroleum als Leuchtmittel blieb bis zum Aufstreben der Automobilindustrie in den ersten Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts der Hauptzweck der Erdölförderung.

Als Folge von Gesners Entdeckung begann in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts die systematische großtechnische Ausbeutung von Erdöllagerstätten. Man wusste zwar bereits, dass bei einigen Tiefbohrungen nach Sole für die Salzgewinnung Erdöl in die Bohrlöcher eingesickert war, aber gezielt nach Erdöl gebohrt hatte bis dahin noch niemand. Die ersten Ölbohrungen in Deutschland wurden im März 1856 in Dithmarschen von Ludwig Meyn und ab 1858 bei Wietze in Niedersachsen (nördlich von Hannover) durchgeführt. Die nach dem Leiter der Bohrarbeiten benannte Hunäus-Bohrung bei Wietze wurde am 1. Juli 1859 in einer Teufe von 35 m fündig und gilt damit als die erste erfolgreich niedergebrachte Erdölbohrung weltweit.[23] Aus einer Teufe von ca. 50 m wurden gegen 1910 mit 2000 Bohrtürmen etwa 80 % des deutschen Erdölbedarfs gefördert. In Wietze befindet sich heute das Deutsche Erdölmuseum.

Weltberühmt wurde die Ölbohrung, die Edwin L. Drake im Jahr 1859 am Oil Creek in Titusville, Pennsylvania niederbrachte. Drake bohrte im Auftrag des amerikanischen Industriellen George H. Bissell und stieß nach mehreren Monaten ergebnislosen Bohrens am 27. August in nur 21 m Tiefe auf eine ergiebige Öllagerstätte. „Dieser Sonntag Nachmittag an den Ufern des Oil Creek bei Titusville lieferte den Funken, der die Erdölindustrie in die Zukunft katapultierte.“[24] Während sich die Gegend am Oil Creek infolge dieses Fundes rasch zu einer prosperierenden Ölförderregion mit vielen weiteren Bohrungen entwickelte, blieb der Ölfund von Wietze wirtschaftlich zunächst folgenlos. Daher gelten der 27. August 1859 und Titusville als die historisch bedeutenderen Daten bzw. Orte.[23]

In Saudi-Arabien wurde das „schwarze Gold“ zuerst in der Nähe der Stadt Dammam am 4. März 1938 nach einer Reihe erfolgloser Explorationen von der US-Gesellschaft Standard Oil of California entdeckt.

Entstehung

Ursprung

Das meiste heute geförderte Erdöl ist aus abgestorbenen Meereskleinstlebewesen entstanden, wobei Algen den mit Abstand größten Anteil an Biomasse gestellt haben. Die Erdölentstehung nimmt ihren Anfang überwiegend in den nährstoffreichen, verhältnismäßig tiefen Meeresbereichen der Schelfmeere. Dort sinken die Algen, die sich im lichtdurchfluteten Wasser nahe der Meeresoberfläche regelmäßig stark vermehren, nach ihrem Tod zusammen mit Tonpartikeln zum Meeresgrund ab. Wichtig ist hierbei, dass das Wasser nahe dem Meeresboden ruhig ist und sich nur sehr selten mit Wasser aus geringeren Meerestiefen mischt. Dadurch können sich in der betreffenden Meeresbodenregion sauerstoffarme oder -freie Bedingungen einstellen. Diese verhindern die vollständige Zersetzung der Algenbiomasse – ein Faulschlamm entsteht. So bilden sich über einige Jahrmillionen hinweg mächtige Sedimentfolgen mit hohem Anteil an organischem Material. Als Vater dieser These zur „biotischen“ Entstehung von Erdöl gilt der russische Naturforscher Michail Wassiljewitsch Lomonossow. Er äußerte diese Idee erstmals im Jahre 1757 in einem Vortrag auf einer Konferenz der Kaiserlich-Russischen Akademie der Wissenschaften, der nachfolgend als Aufsatz veröffentlicht wurde.[25]

Umwandlung der Biomasse – Bildung unkonventioneller Lagerstätten

Tagesaufschluss mit bituminösen Tonsteinen der Marcellus-Formation in ihrer Typusregion im US-Bundesstaat New York. Solche Tonsteine sind – tief im Untergrund – potenzielle Muttergesteine für das Erdöl und Erdgas konventioneller Lagerstätten sowie potenzielle Zielhorizonte der Schieferöl- und -gasförderung.

Im Laufe weiterer Jahrmillionen werden die biomassereichen Abfolgen, durch Überdeckung mit weiteren Sedimenten und der kontinuierlichen Absenkung der Sedimentstapel in etwas tiefere Bereiche der oberen Erdkruste (Subsidenz), erhöhten Drücken und erhöhten Temperaturen ausgesetzt. Unter diesen Bedingungen wird zunächst Wasser aus dem Sediment ausgetrieben und bei Temperaturen bis etwa 60 °C wird die in der Algenbiomasse enthaltene organische Substanz (neben Kohlenhydraten und Proteinen vor allem Lipide) in langkettige, feste, in organischen Lösungsmitteln unlösliche Kohlenstoffverbindungen, die sogenannten Kerogene umgewandelt (Diagenesestadium).[26] Kerogentyp I (Liptinit) bringt für die Entstehung von Erdöl durch seinen hohen Anteil an Lipiden die besten Voraussetzungen mit, ist jedoch relativ selten, da er vorwiegend der Ablagerung in Seen entstammt. Das meiste geförderte Erdöl ist stattdessen aus dem immer noch relativ lipidreichen Kerogentyp II (Exinit) hervorgegangen, der typisch für marine Ablagerungsräume ist.[27]

Ab etwa 60 °C (Katagenesestadium), werden dann die Kerogene in kurzkettigere gasförmige (vor allem Methan) und flüssige Kohlenwasserstoffe aufgespalten. Die Erdöl-Bildungsrate steigt bis zu Temperaturen von 120–130 °C weiter an und nimmt bei Temperaturen darüber wieder ab.[28] Zwischen 170 und 200 °C bildet sich vor allem Erdgas und kaum noch Erdöl. Bei Temperaturen von mehr als 200 °C beginnt die Metagenese. Es entsteht zwar weiter Gas, aber kein Öl mehr, sondern ein fester Kohlenstoffrückstand.[27] Die Umwandlung der Kerogene zu Öl und Gas wird auch als Reifung (engl.: maturation) bezeichnet und ist in etwa mit der industriellen Verschwelung von „Ölschiefer“ vergleichbar, nur dass dort die Temperaturen höher und die Umwandlung, verglichen mit den Zeiträumen, in denen Erdöl und -gas auf natürliche Weise entstehen, extrem schnell erfolgt. Bei der natürlichen Niedrigtemperatur-Reifung der Kerogene zu Kohlenwasserstoffen fungieren offenbar zudem die Tonminerale im Sediment als Katalysatoren. Der Temperaturbereich zwischen 60 °C und 170 °C, in dem vorwiegend Erdöl entsteht, wird als Erdölfenster bezeichnet. Dies entspricht im Regelfall einer Versenkungstiefe von 2000 bis 4000 Metern.[28]

Der erhöhte Druck in der Tiefe sorgt außerdem dafür, dass der ehemalige Schlamm zu einem Gestein verfestigt wird. Somit ist aus dem einstigen biomassereichen Sediment ein kohlenwasserstoffführender Tonstein oder, im Fall dass ein relativ hoher Anteil des Planktons aus Kalkalgen bestand, ein kohlenwasserstoffführender Mergel oder Mergelkalkstein geworden. Solche feinkörnigen Gesteine, deren Kohlenwasserstoffgehalt auf einen ursprünglich hohen Gehalt an Biomasse zurückgeht, werden als Erdölmuttergesteine (engl.: source rocks), bezeichnet. Die meisten Erdölmuttergesteine entstammen dem Zeitraum vor 400 bis 100 Millionen Jahren (Unterdevon bis Unterkreide).[29] Ein in Deutschland bekanntes Beispiel für eine stark kohlenwasserstoffhaltige Gesteinsformation ist der etwa 180 Millionen Jahre alte Ölschiefer des Lias Epsilon, der in Süddeutschland an zahlreichen Stellen übertägig aufgeschlossen ist (siehe → Posidonienschiefer) und der im Nordseeraum, wo er tief im Untergrund liegt, tatsächlich ein wichtiges Erdölmuttergestein ist.

Mit Zunahme der Bedeutung der Erdölförderung aus Erdölmuttergesteinen durch Hydraulic Fracturing seit etwa dem Jahr 2000 hat der Begriff „Erdöllagerstätte“ eine Bedeutungserweiterung erfahren. Während traditionell nur Anreicherungen entsprechender Kohlenwasserstoffe außerhalb ihres Muttergesteins (siehe → Migration) als Lagerstätte bezeichnet werden, bezieht dieser Begriff nunmehr auch Erdölmuttergesteine mit ein. Letztgenannte werden als unkonventionelle Lagerstätten bezeichnet, weil die Ölförderung aus diesen Gesteinen mit althergebrachten (konventionellen) Methoden nicht rentabel ist.

Migration – Bildung konventioneller Lagerstätten

Bohrkernprobe aus einer erdölführenden Sandsteinschicht des Molassebeckens von Oberösterreich

Da die „reifen“ gasförmigen und flüssigen Kohlenwasserstoffe gegenüber den festen Kerogenen wesentlich mobiler sind, können sie, begünstigt durch ihre geringe Dichte und den Druck, der auf dem Muttergesteinshorizont lastet, aus dem Muttergestein in ein über- oder unterlagerndes Nebengestein austreten. Ein solcher Austritt erfolgt jedoch in größerem Umfang nur dann, wenn es sich bei besagtem Nebengestein um ein Gestein handelt, das nicht, wie das sehr feinkörnige Muttergestein, durch die Kompaktion einen Großteil seines Porenraumes verliert, sondern eine relativ hohe Porosität beibehält (z. B. einen Sandstein). Ab dem Austritt der Kohlenwasserstoffe in das Nebengestein, auch als primäre Migration bezeichnet, spricht man traditionell von Erdöl bzw. Erdgas.

Innerhalb des Porenraumes des Nebengesteins wandern Öl und Gas dann aufgrund ihrer relativ geringen Dichte in Richtung der Erdoberfläche. Grundwasserströme sorgen hierbei auch für einen seitlichen (lateralen) Transport. Öl und Gas können auf ihrem Weg nach oben auf undurchlässige, weil geringporöse, Gesteinsschichten treffen. Sind diese Teil einer geologischen Struktur, die aufgrund ihrer Form eine weitere Wanderung auch in seitlicher Richtung verhindert, reichern sich Öl und Gas unterhalb dieser abdichtenden Gesteinsschicht an. Die entsprechende Struktur wird als geologische Falle bezeichnet. Solche Fallen entstehen beispielsweise durch den Aufstieg von Salzstöcken. Das Gestein, in dessen Porenraum sich Öl und Gas dann sammeln, wird Speichergestein (engl.: reservoir rock) genannt. Die Wanderung von Öl und Gas nach ihrem Austritt aus dem Muttergestein in das Speichergestein nennt man sekundäre Migration. Hat sich im Speichergestein einer Fallenstruktur eine größere Menge Erdöl gesammelt, spricht man von einer konventionellen Erdöllagerstätte. In den höchsten Bereichen der Lagerstätte befindet sich aufgrund der geringsten Dichte das Gas. Man spricht in diesem Zusammenhang auch von einer Gaskappe. Unterhalb des ölgesättigten Bereiches der Lagerstätte wird der Porenraum des Speichergesteins von dem Grundwasser gefüllt, das ohnehin im Porenraum von Sedimentgesteinen stets vorhanden ist, und das von Öl und Gas aus dem Bereich der Lagerstätte verdrängt worden ist. Ein geringer Wasseranteil ist jedoch auch im öl- und gasgesättigten Bereich der Lagerstätte noch vorhanden. Dieses wird als Lagerstättenwasser bezeichnet.

Da das geringporöse Deckgestein (engl.: seal rock) einer Erdöllagerstätte selten vollkommen dicht ist, können kleinere Mengen Öl und Gas von dort weiter in Richtung Oberfläche migrieren und dort austreten (engl.: seepage). Im Fall, dass Erdöl durch diese so genannte tertiäre Migration an oder bis dicht unter die Erdoberfläche gelangt, entstehen Ölsande sowie Asphalt- bzw. Bitumenseen (z. B. der La Brea Pitch Lake auf Trinidad oder die La Brea Tar Pits im US-Bundesstaat Kalifornien) oder, im Fall reiner Gasaustritte, Schlammvulkane. Bei untermeerischen Gasaustritten kann sich bei geeigneten Bedingungen an diesen Stellen im Meeresboden Methanhydrat bilden.

Nachträgliche Umwandlungen in der Lagerstätte

Nach Bildung einer Lagerstätte in einer Fallenstruktur kann das darin enthaltene Erdöl, z. B. durch Absenkung des entsprechenden Krustenbereiches, eine Erhöhung der Temperatur und damit eine „Nachreifung“ erfahren. Dabei wird das Öl in Gas (vorwiegend Methan) und Bitumen überführt.[27]

Wenn „nachrückendes“ Erdgas den ölgesättigten Teil einer Lagerstätte durchquert, kann dies zu so genanntem de-asphalting führen, bei dem sich ebenfalls Bitumen in den betroffenen Bereichen der Lagerstätte bildet. Diese mit Bitumen angereicherten Bereiche werden als tar mats („Teermatten“) bezeichnet.[27]

Alternative Hypothesen zur Erdöl- und Erdgasentstehung

Einführung und historische abiogenetische Hypothesen

Alternative Hypothesen zur Entstehung von förderwürdigen Erdgas- und Erdölvorkommen verneinen, dass diese in geologischen Zeiträumen aus sedimentärer Biomasse hervorgegangen sind. Die deshalb auch unter der Bezeichnung abiotische oder abiogenetische Hypothesen zusammengefassten Ansätze gehen überdies davon aus, dass es sich bei Erdöl und Erdgas nicht um fossile Energieträger handelt, sondern um juvenile und regenerative Energieträger.

Frühe moderne abiogenetische Thesen wurden im 19. Jahrhundert unter anderem von Alexander von Humboldt und Joseph Louis Gay-Lussac sowie von Dmitri Mendelejew formuliert. Während Mendelejew annahm, dass das Erdinnere aus Eisencarbid bestehe, das mit Grundwasser zu Kohlenwasserstoffen reagiere, postulierten Humboldt und Gay-Lussac, dass Kohlenwasserstoffe aus vulkanischen Quellen stammten.[30][31]

Kernaussagen modernerer abiogenetischer Hypothesen

In der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts lassen sich zwei Schulen unterscheiden: eine sowjetische bzw. russisch-ukrainische mit Nikolai Kudrjawzew als Vordenker und eine westliche, die vor allem von Thomas Gold vertreten wurde.[31]

Beiden Schulen gemein ist, dass sie den Ursprung der Kohlenwasserstoffe im oberen Erdmantel verorteten, von wo aus diese entlang tiefreichender Störungen, wie sie beispielsweise in Grabenbrüchen auftreten, in die oberen Bereiche der Erdkruste einwanderten. Während die sowjetische Hypothese postulierte, dass auch die langkettigen und komplexen Kohlenwasserstoffe des Erdöls im oberen Mantel gebildet würden, ging die Gold’sche These davon aus, dass nur Methan dort entstünde und dass erst nach der Migration des Methans in höhere Krustenbereiche dieses teilweise in komplexere Verbindungen umgewandelt würde (sogenannte Deep-Gas-Theory).[31]

Als Hauptargumente wurden von den Anhängern der abiogenetischen Hypothese vorgebracht, dass komplexe organische Verbindungen in chondritischen Meteoriten, die als „Urmaterie“ des Sonnensystems gelten, nachgewiesen worden sind, wo sie nicht aus Biomasse hervorgegangen sein können, sowie dass Erdöl in abbauwürdigen Mengen in kristallinen Grundgebirgsgesteinen vorkommt (beispielsweise im Kaspischen Becken), in die es nur aus größeren Tiefen, nicht aber aus jüngeren, sedimentären Erdölmuttergesteinen gelangt sein könne. Hinzu kam, dass aus der Präsenz organischer Verbindungen in Chondriten und dem Nachweis geringer Mengen von kurzkettigen n-Alkanen (Methan, Ethan, Propan, Butan) in ultramafischen Gesteinen geschlossen wurde, dass im Erdinneren ein stark reduzierendes chemisches Milieu herrsche, das die Bildung von Kohlenwasserstoffen generell erlaube.[31]

Ende des 20. und Anfang des 21. Jahrhunderts wurde von der nächsten Generation der Verfechter der russisch-ukrainischen Hypothese (Jack F. Kenney, Wladimir Kutscherow) zudem ins Feld geführt, dass einerseits die Umwandlung von Methan in längerkettige n-Alkane nach den Gesetzen der Thermodynamik nur unter den Druck- und Temperaturbedingungen des oberen Mantels günstig sei, andererseits die Umwandlung sauerstoffhaltiger organischer Verbindungen, wie Kohlenhydrate, die Hauptbestandteile pflanzlicher Biomasse, in längerkettige n-Alkane nach den Gesetzen der Thermodynamik generell ungünstig sei.[32][33] Damit verwarfen sie zugleich die Gold’sche Deep-Gas-Theory. Einer Arbeitsgruppe um Kutscherow gelang zudem der experimentelle Nachweis, dass Methan unter den Druck- und Temperaturbedingungen des oberen Mantels teilweise zumindest in kurzkettige höhere n-Alkane überführt wird.[34]

Gegenargumente

Das vermutlich wichtigste Argument gegen die abiogenetischen Thesen ist, dass der obere Mantel sehr wahrscheinlich kein reduzierendes, sondern ein schwach oxidierendes chemisches Milieu aufweist. Das Mengenverhältnis der verschiedenen Kohlenstoffverbindungen in Fluideinschlüssen in Mantelgesteinen zeigt, dass Kohlenstoff im oberen Mantel, wenn nicht in Reinform als Diamant, dann weit überwiegend in Form von Kohlendioxid bzw. Karbonat vorliegt und dass er auch in dieser Form in die obere Kruste und an die Erdoberfläche gelangt. Überdies erfolgt der Transport des Kohlendioxids nicht als reines Gas bzw. Fluid, sondern stets gelöst in aufdringendem Magma.[31]

Die Präsenz wirtschaftlich förderbarer Kohlenwasserstoffvorkommen in Kristallingesteinen lässt sich mit modernen, erst in den 1990er Jahren entwickelten Modellen zur Migration von Fluiden in Krustengesteinen erklären. Hierbei spielt die Permeabilität der Kristallingesteine eine entscheidende Rolle. Ausreichend geklüftetes, relativ oberflächennah liegendes Kristallin im Randbereich eines Sedimentbeckens kann demnach sehr wohl als Speichergestein geeignet sein für biogenetisch entstandene Kohlenwasserstoffe, die aus tief versenkten Muttergesteinen in zentraleren Beckenbereichen stammen.[31]

Auch besagt die biogenetische Hypothese, dass sich Erdöl und Erdgas nicht aus frischer, sondern aus bereits teilweise biotisch, teilweise diagenetisch veränderter Biomasse bilden, sogenannten Kerogenen. Insbesondere in diagenetisch veränderten, ursprünglich biomassereichen marinen Sedimenten, den wahrscheinlichsten Kandidaten für Erdölmuttergesteine, ist das Verhältnis von Sauerstoff zu Kohlenstoff wesentlich kleiner als das Verhältnis von Wasserstoff zu Kohlenstoff, sodass in diesen Sedimenten durchaus thermodynamisch günstige Bedingungen für die Entstehung von Kohlenwasserstoffen herrschen.[31]

Nicht zuletzt sprechen auch Isotopenverhältnisse für die biogenetische These. Der Vergleich der δ13C-Werte von Methan aus klar abiogenen Quellen mit denen von Methan aus knapp 1700 in Förderung befindlichen Lagerstätten erbrachte, dass wahrscheinlich nur 1 % des Methans in den meisten Öl- und Gaslagerstätten nicht biogenen Ursprunges ist.[31]

Tatsächlich gibt es einige Beispiele für größere, teilweise sogar kommerziell interessante Ansammlungen nachweislich abiogen entstandener Kohlenwasserstoffe in der Erdkruste, jedoch sind diese nicht aus dem Mantel ausgegast, sondern durch diagenetische oder metasomatische Prozesse direkt in der oberen Kruste entstanden. Die von Kenney, Kutscherow und einigen wenigen weiteren Wissenschaftlern vertretene Ansicht, dass Erdöl- und Erdgaslagerstätten primär das Resultat der vertikalen Migration (dynamic fluid injection) juveniler Kohlenwasserstoffe aus dem Erdmantel in die obere Kruste seien, und der daraus folgende Schluss, dass Erdöl und Erdgas keine endlichen Ressourcen seien, dass sich weitgehend ausgeförderte Lagerstätten sogar wieder auffüllten, entbehren somit einer seriösen wissenschaftlichen Grundlage.[31]

Die Erdölsuche

Fernerkundung

Grundlage für die Erdölsuche ist genaues Kartenmaterial. In bestimmten Gebieten (z. B. Iran) kann man Lagerformationen bereits an der Erdoberfläche mittels Luftbildkartierung erkennen. In Gebieten mit mächtiger Überdeckung der tieferen Schichten durch junge Formationen oder im Offshore-Bereich genügt dies nicht. Auch lassen sich aus Luftfotos alleine keine genauen Gesteinstypen oder deren Alter bestimmen. Dazu und zur punktweisen Überprüfung der Luftbildinterpretationen muss der Geologe stets selbst das betreffende Gebiet aufsuchen und dort so viele „Aufschlüsse“ wie möglich durchführen. Interessant sind Stellen, an welchen für darunterliegende Erdölvorkommen typisches Gestein an die Erdoberfläche tritt. Dort werden Gesteinsstücke abgeschlagen und mit einer Lupe bestimmt.

Prospektion

Vibroseis-Fahrzeuge bei der 3D-Exploration im Alpenvorland Oberösterreichs im Januar 2008

Die gezielte Suche nach Erdöl- und Erdgasvorkommen bezeichnet man als geophysikalische Prospektion. Unter Physikalischer Prospektion versteht man die Anwendung physikalischer Gesetze auf die Erkundung des oberen Teils der Erdkruste. Das sichere Aufspüren im Untergrund verborgener Strukturen, in denen sich Öl und (oder) Erdgas angesammelt haben können, ist in den letzten Jahrzehnten zur wichtigsten Voraussetzung einer erfolgreichen Suche nach Kohlenwasserstoffen (Sammelbegriff für Erdöl und Erdgas) geworden. In der Frühzeit der Erdölgewinnung war man auf Anzeichen an der Erdoberfläche angewiesen, die auf Vorkommen von Erdöl schließen ließen. So tritt aus seicht liegenden Lagerstätten ständig Erdöl in geringen Mengen aus. Ein Beispiel dafür ist die seit dem 15. Jahrhundert bekannte, aber mittlerweile versiegte St.-Quirins-Quelle bei Bad Wiessee am Tegernsee, aus der jahrhundertelang Erdöl austrat, das vornehmlich als Heilmittel verwendet wurde. Die Suche nach tief liegenden Ölvorkommen erfolgte früher durch eine eingehende Analyse der geologischen Verhältnisse eines Landstrichs. In der Folge wurden dann an ausgewählten Orten Probebohrungen niedergebracht, von denen ca. 10–15 % fündig wurden.

Am Beginn der Erkundung steht das Auffinden von Sedimentbecken. Das geschieht häufig durch gravimetrische oder geomagnetische Messungen. Im nächsten Schritt kommt die Reflexionsseismik zum Einsatz. Dabei werden an der Erdoberfläche akustische Wellen erzeugt, die an den unterschiedlichen Bodenschichten reflektiert werden. Je nach Einsatz an Land oder im Wasser werden unterschiedliche Verfahren verwendet. Quellen seismischer Wellen an Land sind Explosivstoffe, Fallgewichte oder seismische Vibratoren. An der Erdoberfläche ausgelegte Geophone dienen als Sensoren zur Aufzeichnung der Wellen. In der marinen Seismik werden die seismischen Wellen mit Airguns erzeugt. Die Aufzeichnung der Wellen erfolgt mit Hydrophonen, die entweder am Meeresboden ausgelegt oder hinter einem Schiff an der Meeresoberfläche im Schlepp gezogen werden. Aus den Laufzeiten und Charakteristiken der reflektierten Signale lassen sich Schichtenprofile errechnen. In der frühen Phase der Prospektion werden 2-D-Messungen durchgeführt, in deren Ergebnis man Schichtenprofile entlang von sich kreuzenden Messlinien erhält. Damit lassen sich kostengünstig größere Gebiete erkunden. Basierend auf den seismischen Daten werden nun auch erste Erkundungsbohrungen getätigt. Im nächsten Schritt werden in ausgewählten Gebieten seismisch 3-D-Messungen durchgeführt. Hierbei werden die Punkte zum Erzeugen und Messen seismischer Wellen so ausgelegt, dass man ein dreidimensionales Bild der Gesteinsschichten erhält. In Kombination mit bohrlochgeophysikalischen Messdaten kann nun ein quantitatives Modell der Erdöl- oder Erdgasreserven sowie ein Plan für weitere Bohrungen und zur Förderung erstellt werden.

Gewinnung

Allgemeines

Erdölbohrloch mit Bohrmeißel, Längsschnitt, schematisch, oben verrohrt
Bohrturm mit Rohrgestängeabschnitten, daneben Behälter für die Bohrflüssigkeit

Allgemein erfolgt die Förderung konventionellen Erdöls heute in folgenden Phasen:

  • In der ersten Phase (Primärförderung) wird Öl durch den natürlichen Druck des eingeschlossenen Erdgases (eruptive Förderung) oder durch „Verpumpen“ an die Oberfläche gefördert.
  • In der zweiten Phase (Sekundärförderung) werden Wasser oder Gas in das Reservoir injiziert (Wasserfluten und Gasinjektion) und damit zusätzliches Öl aus der Lagerstätte gefördert.
  • In einer dritten Phase (Tertiärförderung) werden komplexere Substanzen wie Dampf, Polymere, Chemikalien, CO2 oder Mikroben eingespritzt, mit denen die Nutzungsrate nochmals erhöht wird.

Je nach Vorkommen können in der ersten Phase 10–30 % des vorhandenen Öls gefördert werden und in der zweiten Phase weitere 10–30 %; insgesamt in der Regel also 20–60 % des vorhandenen Öls. Wenn der Ölpreis hoch ist, kann sich die tertiäre Förderung bei „alten“ Vorkommen lohnen.

Besondere Schwierigkeiten bereitet die Erdölförderung aus Lagerstätten, die sich unterhalb des Bodens von Meeren oder Seen befinden („Off-Shore-Gewinnung“). Hier müssen zur Erschließung der Lagerstätte auf dem Gewässergrund stehende oder darüber schwimmende Bohrplattformen (Bohrinseln) eingerichtet werden, von denen aus gebohrt und später gefördert (Förderplattformen) werden kann. Hierbei ist das Richtbohren vorteilhaft, weil dadurch von einer Bohrplattform ein größeres Areal erschlossen werden kann.

Befindet sich eine Erdöllagerstätte nahe der Erdoberfläche, so kann das darin enthaltene, zu Bitumen verarmte Öl im Tagebau gewonnen werden. Ein Beispiel hierfür sind die Athabasca-Ölsande in Alberta, Kanada.

Aus tieferen Lagerstätten wird Erdöl durch Sonden gefördert, die durch Bohrungen bis zur Lagerstätte eingebracht werden.

Nach Abschluss der Bohrarbeiten kann auch eine reine Förderplattform eingesetzt werden.

Radioaktiver Abfall

In Gesteinen treten generell geringe Mengen radioaktiver Elemente auf, die zumeist den Zerfallsreihen von natürlich auftretendem Uran und Thorium entstammen, allgemein als NORM (Naturally Occurring Radioactive Material) bezeichnet. Hierbei lösen sich Isotope des Radiums zusammen mit anderen Elementen im Tiefengrundwasser, das u. a. auch als Lagerstättenwasser in Erdöllagerstätten vorkommt.[35]

Das Lagerstättenwasser steigt bei der Erdölförderung zusammen mit Öl und Gas in den Förderleitungen zur Erdoberfläche auf. Durch Druck- und Temperaturabnahme fallen Barium, Kalzium und Strontium, und mit ihnen das Radium, in Form von Sulfaten und Karbonaten aus, die sich an den Wandungen der Rohrleitungen absetzen. In den dabei entstehenden Krusten, die als (engl.) „Scale“ bezeichnet werden, reichert sich somit im Laufe der Zeit Radium an. In anderen zur Ölförderung eingesetzten Gerätschaften, z. B. Wasserabscheidern, finden sich die ausgefallenen Sulfate und Karbonate in Schlämmen, die überwiegend aus Schweröl und ungewollt mitgeförderten, feinen mineralischen Bestandteilen des Speichergesteins bestehen.[35][36][37] Problematisch ist hierbei vor allem das langlebige 226Ra (1600 Jahre Halbwertszeit).

Nach Recherchen des WDR-Mitarbeiters Jürgen Döschner fallen bei der Erdöl- und Erdgasförderung jährlich weltweit Millionen Tonnen solcher NORM-belasteter Rückstände an, davon in Deutschland bis zu 2000 Tonnen, bei 3 Millionen Tonnen gefördertem Öl.[38] Die spezifische Aktivität schwankt dabei relativ stark, kann bei dem in „Scale“ enthaltenen 226Ra jedoch bis zu 15.000 Becquerel pro Gramm (Bq/g) betragen,[35] was im Bereich der spezifischen Aktivität von Uran liegt.

Obwohl Stoffe laut der Strahlenschutzverordnung von 2001 bereits ab 1 Bq/g (entspricht in etwa dem oberen Bereich der natürlichen Radioaktivität von Granit) überwachungsbedürftig sind und gesondert entsorgt werden müssen, wurde die Umsetzung dieser Verordnung der Eigenverantwortung der Industrie überlassen, wodurch offenbar zumindest ein Teil der Abfälle sorglos und unsachgemäß behandelt oder entsorgt wurde. In einem Fall ist dokumentiert, dass Abfälle mit durchschnittlich 40 Bq/g ohne jede Kennzeichnung offen auf einem Betriebsgelände gelagert wurden und auch nicht für den Transport besonders gekennzeichnet werden sollten.[38]

In Ländern, in denen deutlich mehr Öl oder Gas gefördert wird als in Deutschland, entstehen auch deutlich mehr Abfälle, jedoch existiert in keinem Land eine unabhängige, kontinuierliche und lückenlose Erfassung und Überwachung der kontaminierten Rückstände aus der Öl- und Gasproduktion. Die Industrie geht mit dem Material unterschiedlich um: In Kasachstan soll Döschner zufolge ein Gebiet von der Größe der Bundesrepublik kontaminiert sein, in Großbritannien würden die radioaktiven Rückstände einfach in die Nordsee eingeleitet.[39][38] In den USA sind lange Zeit vor allem stark ölhaltige NORM-Abfälle zum bakteriellen Abbau der Kohlenwasserstofffraktion in möglichst dünnen Lagen auf die Geländeoberfläche, meist in der unmittelbaren Umgebung der Förderanlagen aufgebracht worden (sogenanntes „Landspreading“).[38] Die dadurch auftretenden gesundheitlichen Risiken bei einer zukünftigen Landnutzung dieser Gebiete werden dabei als eher gering bewertet.[37] Wie sehr das Gefahrenpotenzial radioaktiv belasteter Ölfördergerätschaften jedoch teilweise unterschätzt oder ignoriert wurde, zeigt der Fall aus Martha, einer Gemeinde im US-Bundesstaat Kentucky. Dort hatte das Unternehmen Ashland Inc. nach Stilllegung des Martha-Ölfeldes tausende kontaminierte Förderrohre billig an Farmer, Kindergärten und Schulen verkauft. An einigen dieser zum Bau von Zäunen oder Klettergerüsten genutzten Rohre traten Strahlendosen von bis zu 1100 Mikroröntgen pro Stunde auf, so dass die Grundschule und einige Wohnhäuser nach Entdeckung der Strahlung sofort geräumt werden mussten.[40]

Weltreserven und Bevorratung

Für Erdöl ist die statische Reichweite verhältnismäßig kurz und erheblichen Schwankungen unterworfen. So wurde sie jeweils unmittelbar nach den beiden Weltkriegen auf 20 Jahre geschätzt. Trotz erheblich höherem Verbrauch und einer sehr dynamischen Wirtschafts- und Technikentwicklung ist sie danach jeweils angestiegen. Nach einer Krise in den 1970er Jahren wurde sie auf 25 Jahre angesetzt.[41] Danach stieg sie auf einen Wert von 30 bis heute 40 oder gar nach heutigem Stand der Technik und Ölpreisniveau auf 50 Jahre. Diese Konstanz der Reichweite wird auch mit dem Stichwort Erdölkonstante benannt. Es bezeichnet den Umstand, dass Voraussagen zur statischen Reichweite von Erdöl wie bei anderen Rohstoffen aufgrund der Entdeckung weiterer Lagerstätten und angesichts von Fortschritten in der Fördertechnik sowie Marktpreisbewegungen regelmäßig anzupassen sind.

Noch Anfang der 2000er Jahre wurden die weltgrößten Reserven in Saudi-Arabien verortet. Weil aber mittlerweile die Kosten für die Förderung unkonventioneller Erdöllagerstätten, wie Ölsand oder Schweröl, so weit gesunken sind, dass sie annähernd im Bereich der Kosten der konventionellen Erdölförderung liegen bzw. die Ölpreise seit der Jahrtausendwende angezogen haben, werden solche unkonventionellen Lagerstätten nunmehr den Ölreserven eines Landes hinzugerechnet. Daher befanden sich im Jahre 2013 die größten Erdölreserven in Venezuela (298,3 Milliarden Barrel – davon 220,5 im Orinoco-Schwerölgürtel), gefolgt von Saudi-Arabien (265,9), Kanada (174,3 – davon 167,8 als Ölsand), Iran (157,0) und Irak (150,0) (siehe Erdöl – Tabellen und Grafiken: Reserven nach Ländern für eine genaue Tabelle).

Laut der 2006er Energiestudie der Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe ist eine ausreichende Verfügbarkeit von Erdöl ohne die Einbeziehung unkonventioneller Vorkommen bis etwa 2020 gegeben.[42] Nach einem Science-Artikel (2004) von Leonard Maugeri von Eni hingegen ist das Zeitalter des Öls noch lange nicht vorbei,[43] wohingegen Murray & King 2012 in Nature darstellten, dass das Produktionsmaximum (Peak Oil) konventionellen Erdöls schon 2005 eingetreten sei. Dies sei an einer veränderten Preiselastizität der Förderung ablesbar.[44]

Für das Jahr 2008 wurden die bestätigten Weltreserven je nach Quelle auf 1329 Milliarden Barrel (182 Milliarden Tonnen nach Oeldorado 2009 von ExxonMobil) bzw. auf 1258 Milliarden Barrel (172,3 Milliarden Tonnen nach BP Statistical Review 2009) berechnet. Die Reserven, die geortet sind und mit der heute zur Verfügung stehenden Technik wirtschaftlich gewonnen werden können, haben in den letzten Jahren trotz der jährlichen Fördermengen insgesamt leicht zugenommen. Während die Reserven im Nahen Osten, Ostasien und Südamerika aufgrund der Erschöpfung von Lagerstätten und unzureichender Prospektionstätigkeit sanken, stiegen sie in Afrika und Europa leicht an.

Rohölpreise (nominell und real) seit 1861

Nach einigen Jahren hoher Ölpreise in der Größenordnung von 100 US-Dollar pro Barrel fielen die Preise in der zweiten Hälfte des Jahres 2014 auf kaum mehr als 40 Dollar im Januar 2015. Für diesen Preissturz wurde von Fachleuten ein Angebotsüberhang verantwortlich gemacht. Nach der Rückkehr Irans auf den Markt im Januar 2016 und dem Kampf um die regionale Vormacht durch Saudi-Arabien in diesem Zusammenhang sowie wegen der nicht gedrosselten Förderung Russlands war absehbar, dass das Überangebot bei einem Preis um mittlerweile 50 Dollar noch eine gewisse Zeit vorhalten würde.[45][46]

Die Länder der Europäischen Union sind verpflichtet, einen 90-Tage-Vorrat als strategische Ölreserve für Krisenzeiten zu unterhalten. Ein großer Teil der deutschen und ein kleinerer Teil der ausländischen Vorräte liegt in den unterirdischen Kavernenanlagen im Zechsteinsalz im Raum Wilhelmshaven, über dessen Ölhafen ein Fünftel des Erdölbedarfs Deutschlands eingeführt wird. In Österreich obliegt der Erdöl-Lagergesellschaft diese Aufgabe.

Weltweite Ölreserven 2013 in Milliarden Barrel[47]
Region / Organisation Schätzung von BP 2013
OECD 248,8
GUS 131,8
China 18,1
Asien-Pazifik 42,1
Lateinamerika 329,6
Naher Osten 808,5
Afrika 130,3
Welt 1687,9

Bei einem täglichen Verbrauch auf dem gegenwärtigen Niveau von ca. 90 Mio. Barrel[48] (Stand 2014) ergibt sich bei 1687,9 Mrd. Barrel Reserven eine Reichweite von etwa 51 Jahren.[49] Man muss allerdings bei der Beurteilung dieser Zahl beachten, dass Erdölknappheit nicht erst nach Ablauf der (statischen oder dynamischen) Reichweite des Erdöls auftritt. Denn anders als aus einem Tank können den Erdöllagerstätten nicht beliebige Mengen an Öl pro Tag (Förderrate) entnommen werden. Vielmehr gibt es eine maximal mögliche Förderrate, die häufig dann erreicht ist, wenn die Quelle etwa zur Hälfte ausgebeutet ist. Danach sinkt ihre Förderrate (physikalisch bedingt) ab. Ein ähnliches Verhalten wird von vielen Experten auch für die Ölförderung der Welt angenommen: Nach dem Erreichen eines globalen Fördermaximums („Peak Oil“, s. oben) sinkt die globale Förderrate. Rein rechnerisch ist zu diesem Zeitpunkt zwar noch genug Öl vorhanden, um den jeweils aktuellen Tagesverbrauch zu decken, auch wenn dieser im Vergleich zu heute sogar noch steigt, doch das Öl kann nicht hinreichend schnell aus den Lagerstätten gefördert werden und steht somit der Wirtschaft nicht zur Verfügung. Die Endlichkeit der Ressource Erdöl macht sich bereits lange vor dem Ablauf ihrer Reichweite bemerkbar. Die hier berechnete Laufzeit des Öls ist daher wirtschaftlich von nur geringer Bedeutung, interessanter ist vielmehr der zeitliche Verlauf des globalen Fördermaximums und die Höhe des anschließenden Produktionsrückgangs.[50]

Kritiker solcher Reserveangaben weisen allerdings darauf hin, dass die meisten der Reserven aus Nicht-OECD-Ländern keiner unabhängigen Kontrolle unterliegen (siehe Fußnoten des BP-statistical review). Oft unterliegen (wie in Saudi-Arabien) alle Angaben zu Förderdaten einzelner Felder und Reserven dem Staatsgeheimnis. Daher unterstellen Kritiker diesen Zahlen eine Verfälschung. Vielen OPEC-Förderländern wird auch unterstellt, die Reserven zu optimistisch anzugeben, da die zugeteilten Förderquoten abhängig von den gemeldeten Reservemengen sind.

Weltförderung

Ölfunde von 1930 bis 2050 und Förderung bis 2001, Quelle: ASPO
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Die 10 größten Erdölkonzerne 2019 nach Jahresumsätzen (Milliarden USD).[51]

Die wichtigsten Erdölförderländer sind gegenwärtig (Stand 2013) Saudi-Arabien (11.525.000 Barrel/Tag; 13,1 % der Weltförderung), die Russische Föderation (10.788.000; 12,4 %), die USA (10.003.000; 11,5 %), die Volksrepublik China (4.180.000; 4,8 %) und Kanada (3.948.000; 4,6 %). Auf die zwölf OPEC-Länder entfallen mit 36,8 Millionen Barrel/Tag derzeit 42,5 % der Weltförderung.[52] Im Jahr 2009 war Russland noch der größte Produzent (10.139.000 Barrel/Tag; 12,5 % der Weltförderung) gefolgt von Saudi-Arabien (9.663.000; 11,9 %), den USA (7.263.000; 8,9 %), Iran (4.249.000; 5,2 %) und China (3.805.000; 4,7 %)[52] (siehe auch Erdöl – Tabellen und Grafiken: Förderung). Die Erdölförderung in Deutschland deckte ursprünglich bis zu 80 % des nationalen Bedarfs und hatte historisch eine große Bedeutung, hat aber heute nur noch einen Anteil von 2 %.

Laut Abdallah Dschumʿa Anfang 2008 (damals Geschäftsführer von Aramco), wurden in der Geschichte der Menschheit rund 1,1 Billionen[53] Barrel Erdöl gefördert. Die meisten Reserven wurden in den 1960er-Jahren entdeckt. Ab Beginn der 1980er-Jahre liegt die jährliche Förderung (2005) bei 30,4 Milliarden Barrel (87 Millionen Barrel pro Tag Verbrauch im Jahr 2008[54]) – über der Kapazität der neu entdeckten Reserven, sodass seit dieser Zeit die vorhandenen Reserven abnehmen.

Deshalb wird von einigen Experten mit einem globalen Fördermaximum zwischen 2010 und 2020 gerechnet. Kenneth Deffeyes, Colin J. Campbell und Jean Laherrere befürchten, das Maximum sei bereits vor dem Jahr 2010 erreicht worden. Eine Folge dieses Fördermaximums wäre eine anschließend fallende Förderung, so dass die parallel zum Wirtschaftswachstum prognostizierte Nachfrage nicht mehr ausreichend gedeckt werden würde.

Zunehmend kritische Analysen gab es von der britischen Regierung,[55] vom U.S. Department of Energy[56] und dem zentralen Analysedienst der US-Streitkräfte, U.S. Joint Forces Command,[57] in denen schon kurzfristig drohende Mangelszenarien geschildert wurden. Die britische Regierung reagierte damit offensichtlich auf die Tatsache, dass Englands Ölreichtum seit 1999 ständig zurückging und 2006 vom Erdölexporteur zum Importeur wurde.[58]

Dschumʿa[53] weist derartige Befürchtungen zurück.[59] Er schätzt, dass von den vorhandenen flüssigen Ölvorkommen erst weniger als 10 % gefördert wurden und (inklusive nicht konventioneller Reserven) bei heutigen Verbrauchsraten noch mindestens für 100 Jahre Erdöl zur Verfügung steht.[60]

Während in den 1970er Jahren private westliche Ölkonzerne noch knapp 50 Prozent der weltweiten Ölproduktion kontrollierten,[61] hat sich dieser Anteil 2008 auf weniger als 15 Prozent verringert. Der weitaus größte Anteil wird von Staatsunternehmen gefördert. Experten[61] halten einen Mangel an Öl nicht für gegeben, es handele sich um eine Krise im Zugang zu fortgeschrittener Technologie (der Multis) bzw. umgekehrt auch in der mangelnden Investitionssicherheit in den staatlich kontrollierten Ölförderländern.

Transport

Erdöl wird weltweit über weite Entfernungen transportiert. Der Transport von den Förderstätten zu den Verbrauchern geschieht auf dem Seeweg mit Öltankern, über Land überwiegend mittels Rohrleitungen (Pipelines).

Ölkatastrophen

Etwa 100.000 Tonnen gelangen jährlich bei Tankerunfällen mit teilweise katastrophalen Folgen für die Umwelt ins Meer. Bekannt wurde vor allem die Havarie der Exxon Valdez 1989 vor Alaska. Da versäumt wurde, das Öl direkt nach dem Unfall mit Ölsperren aufzuhalten und abzusaugen, vergrößerte sich der Ölteppich und kontaminierte über 2000 km der Küste. Die danach durchgeführten Reinigungsmaßnahmen erwiesen sich als unwirksam; die katastrophalen ökologischen Folgen lösten eine breite öffentliche Diskussion über Risiken und Gefahren maritimer Öltransporte aus. Der Unfall führte schließlich zu einer Erhöhung der Sicherheitsauflagen für Öltanker sowie zu einer intensiven Untersuchung möglicher Maßnahmen zur Bekämpfung von Ölunglücken.

Eine andere schwere Ölkatastrophe war der Brand und Untergang der Bohrplattform Deepwater Horizon im Golf von Mexiko im April 2010. Über mehrere Monate trat Rohöl aus, insgesamt über 500.000 Tonnen. Durch dieses Unglück entstand eine Ölpest an den Küsten vom Golf von Mexiko. Auch das Mississippi-Delta war davon betroffen.

Eine permanente Freisetzung findet in Nigeria statt, siehe auch Ölkatastrophe im Nigerdelta.

Verbrauch

Der Anteil des Erdöls am Primärenergieverbrauch liegt bei ca. 40 % und damit an erster Stelle der Energielieferanten. Der größte Einzelenergieverbraucher ist der Straßenverkehr.

Weltverbrauch

Der tägliche Verbrauch weltweit lag im Jahr 2015 bei etwa 94,5 Millionen Barrel bei einer Produktion von 96,3 Millionen Barrel.[62] Die größten Verbraucher 2013 waren die USA (18,9 Millionen Barrel/Tag), die Volksrepublik China (10,8), Japan (4,6), Indien (3,7) und Russland (3,3). Deutschland war 2013 mit einem Tagesverbrauch von 2,38 Millionen Barrel der weltweit elftgrößte Verbraucher.[48] (siehe Erdöl – Tabellen und Grafiken: Verbrauch für detaillierte Angaben).

Der Weltverbrauch steigt derzeit um 2 % pro Jahr an. Die Steigerung ist auf einen stark zunehmenden Ölverbrauch in den aufstrebenden Schwellenländern wie China, Indien oder Brasilien zurückzuführen. In den Industrieländern ist der Verbrauch dagegen trotz eines weiter wachsenden Bruttoinlandsprodukts seit langem rückläufig, d. h., die Ölabhängigkeit dieser Volkswirtschaften nimmt ab. Dennoch ist der Pro-Kopf-Verbrauch in den Industrieländern immer noch deutlich höher als in den Schwellenländern.

Verbrauch in Deutschland

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Jährliche Rohölimporte der Bundesrepublik Deutschland[63]

Im Jahr 2020 wurden in Deutschland 1,9 Millionen Tonnen Rohöl gefördert.[64] Der Anteil des aus deutschen Quellen gewonnenen Erdöls liegt bei etwa 2 % des Verbrauches, die ergiebigste Quelle ist dabei das Fördergebiet Mittelplate in Schleswig-Holstein.[65] Im Jahr 2020 importierte die Bundesrepublik 82,7 Millionen Tonnen Rohöl, 2021 waren es 81,4.[66]

Wichtigster Lieferant im Jahr 2021 war mit 34,1 Prozent der Ölimporte war Russland, gefolgt von den USA mit 12,5 Prozent, Kasachstan 9,8 Prozent und Norwegen mit 9,8 Prozent. Mehr als 30 Länder lieferten Rohöl nach Deutschland.[67]

Von den erzeugten Ölfertigprodukten wurden im Jahr 2007 wiederum 3,8 % unmittelbar von der Industrie als Energieträger verbraucht, 53,7 % beanspruchte der gesamte Verkehrssektor wie Straßenverkehr (Individualverkehr, Personen- und Frachttransport), Luftverkehr (Kerosin) und Binnenschifffahrt, 12 % nahm die Heizenergie für Endverbraucher in Anspruch, 4,9 % diejenige von Wirtschaftsunternehmen und öffentlichen Einrichtungen. 1,7 % benötigten Land- und Forstwirtschaft, 23,9 % schließlich gingen als Ausgangsstoffe in die chemische Weiterverarbeitung etwa zu Düngemitteln, Herbiziden, Schmierstoffen, zu Kunststoffen (z. B. Spritzgussprodukte, Gummiartikel, Schaumstoffe, Textilfasern), zu Farben, Lacken, Kosmetika, zu Lebensmittelzusatzstoffen, Medikamenten u. Ä.[68]

Der Verbrauch an Ölfertigprodukten ist seit den 1990er-Jahren jährlich um etwa 1,5 % rückläufig,[69] teils aufgrund fortschreitender Energieeinsparungen (vgl. Energieeinsparverordnung), teils wegen eines Wechsels zu Erdgas oder alternativen Energiequellen wie Biodiesel, Solarthermie, Holzpellets, Biogas und Geothermie.[70]

Wertmäßig hingegen sind die Importe von Erdöl und Erdgas nach Deutschland allein im Jahr 2006 mit 67,8 Milliarden Euro nach vorläufigen Ergebnissen um mehr als ein Viertel (+28,4 %) gegenüber dem Vorjahr 2005 gestiegen, in der vorläufigen Spitze im Jahr 2008 waren es zuletzt 83 Milliarden Euro mit einem nochmaligen Zuwachs von +10 % gegenüber dem Vorjahr 2007. Im gesamten Zeitraum 1995 bis 2008 wuchsen die Erdöl- und Erdgasimporte laut Statistischem Bundesamt von 14,44 Milliarden auf 82,26 Milliarden Euro an, mit einem Anteil von ursprünglich 4,3 %, jetzt 10 % an allen Importen.

Der wichtigste Erdöl- und Erdgaslieferant für Deutschland war 2009 nach vorläufigen Zahlen bis November mit einem Drittel (33,2 %) der Rohstoffimporte im Wert von 34,708 Milliarden Euro Russland. Es folgte Norwegen, dessen Erdöl- und Erdgaslieferungen in Höhe von 14,220 Milliarden Euro 14 % der Importe entsprachen.[71] Das drittwichtigste Lieferland für Deutschland war das Vereinigte Königreich mit Lieferungen im Wert von 10,636 Milliarden Euro, die einen Anteil von 10 % an den gesamten deutschen Erdöl- und Erdgasimporten ausmachten. Angesichts der bis 2014 um 590 auf 980 Kilobarrel/Tag verfallenden Fördermengen des Nordseeöls[72] dürfte dieser Platz in den nächsten Jahren an Libyen abgetreten werden.[71]

Raffinerien

Die erste Erdölraffinerie entstand 1859. Die Erdölpreise sanken deutlich und die Zahl der Raffinerien nahm zu. Leuchtöle, besonders Petroleum, ermöglichten neue Lichtquellen.

Nach der Einführung des elektrischen Lichts war Erdöl zunächst nicht mehr attraktiv, doch bald nach der Entwicklung des Automobils setzte die Familie Rockefeller als Mitbegründerin der Standard Oil Company die Verwendung des Erdölprodukts Benzin als Ottokraftstoff durch, statt des von Henry Ford zunächst vorgesehenen Ethanols.

In der Erdölraffinerie wird das Erdöl in seine unterschiedlichen Bestandteile wie leichtes und schweres Heizöl, Kerosin sowie Benzin unter anderem in Destillationskolonnen aufgespalten. In weiteren Schritten können aus dem Erdöl die verschiedensten Alkane und Alkene erzeugt werden.

Petrochemie

Vereinfachtes Schema der Erdölaufarbeitung
  • Rohstoff
  • Zwischenprodukt
  • Prozess
  • Produkt
  • In der chemischen Industrie nimmt das Erdöl eine bedeutende Stellung ein. Die meisten chemischen Erzeugnisse lassen sich aus ca. 300 Grundchemikalien aufbauen. Diese Molekülverbindungen werden heute zu ca. 90 % aus Erdöl und Erdgas gewonnen. Zu diesen gehören: Ethen, Propen, 1,3-Butadien, Benzol, Toluol, o-Xylol, p-Xylol (diese stellen den größten Anteil dar).

    Aus der weltweiten Fördermenge des Erdöls werden ca. 6–7 % für die chemischen Produktstammbäume verwendet, der weitaus größere Anteil wird einfach in Kraftwerken und Motoren verbrannt. Die Wichtigkeit dieser Erdölerzeugnisse liegt auf der Hand: Gibt es kein Erdöl mehr, müssen diese Grundchemikalien über komplizierte und kostenintensive Verfahren mit hohem Energiebedarf hergestellt werden.

    Aus Erdöl kann fast jedes chemische Erzeugnis produziert werden. Dazu gehören Farben und Lacke, Arzneimittel, Wasch- und Reinigungsmittel, um nur einige zu nennen.

     
     
     
     
     
     
     
     
    Erdöl
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
    (Erdölraffinerie)
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
    → steigender Siedepunkt
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
    Gase
     
    Naphtha
     
    Kerosin,
    Petroleum
     
    Gasöl
     
    Vakuumgasöl
     
    Vakuumrückstand
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
    Benzin,
    AvGas („Flugbenzin“)
     
     
     
     
     
    Diesel,
    leichtes Heizöl
     
     
    Schmieröle,
    Tenside
     
    schweres Heizöl, Schweröl,
    Bitumen, Koks, Ruß
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
    (Steamcracken)
     
     
     
     
     
     
     
     
     
    (Cracken)
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
    Olefine,
    Aromaten
     
     
     
     
     
     
     
     
     
    Benzin
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
    (Reaktionen)
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
    Monomere
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
    (Polymerisation)
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
    Kunststoffe
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     

    Zusammensetzung, Eigenschaften und Klassifizierung

    Allgemeines

    Erdölprobe aus Wietze in Niedersachsen
    Zusammensetzung nach chemischen Elementen[73]
    Kohlenstoff 83–87 %
    Wasserstoff 10–14 %
    Stickstoff 0,1–2 %
    Sauerstoff 0,1–1,5 %
    Schwefel 0,5–6 %
    Metalle < 1000 ppm

    Erdöl ist hauptsächlich ein Gemisch vieler Kohlenwasserstoffe. Die am häufigsten vertretenen Kohlenwasserstoffe sind dabei lineare oder verzweigte Alkane (Paraffine), Cycloalkane (Naphthene) und Aromaten. Jedes Erdöl hat je nach Fundort eine spezielle chemische Zusammensetzung, die auch die physikalischen Eigenschaften wie Farbe und Viskosität bestimmt.

    Farbe und Konsistenz variieren von transparent und dünnflüssig bis tiefschwarz und dickflüssig. Erdöl hat auf Grund von darin enthaltenen Schwefelverbindungen einen charakteristischen Geruch, der zwischen angenehm und widerlich-abstoßend wechseln kann. Farbe, Konsistenz und Geruch sind sehr stark von der geographischen Herkunft des Erdöls abhängig. Manche Erdölsorten fluoreszieren unter ultraviolettem Licht auf Grund von unterschiedlichen Beistoffen, wie Chinone oder Polyaromaten.

    Unraffiniertes Erdöl (Rohöl) ist mit mehr als 17.000 Bestandteilen eine sehr komplexe Mischung von organischen Stoffen, die natürlicherweise auf der Erde vorkommen.[74] Neben den reinen Kohlenwasserstoffen sind noch Kohlenstoffverbindungen, die Heteroatome wie Stickstoff (Amine, Porphyrine), Schwefel (Thiole, Thioether) oder Sauerstoff (Alkohole, Chinone) enthalten, Bestandteil des Erdöls. Daneben finden sich Metalle wie Eisen, Kupfer, Vanadium und Nickel. Der Anteil der reinen Kohlenwasserstoffe variiert erheblich. Er kann zwischen 97 % und 50 % bei Schwerölen und Bitumen liegen.

    Gehalt an leichtflüchtigen Verbindungen

    In der Erdölindustrie und -geologie wird unterschieden zwischen „leichtem“ Rohöl (engl. light crude oil) mit relativ hohem Anteil an leichtflüchtigen niedermolekularen Kohlenwasserstoffen und „schwerem“ Rohöl (engl. heavy crude oil) mit relativ hohem Anteil an schwerer flüchtigen niedermolekularen Kohlenwasserstoffen sowie schwerflüchtigen hochmolekularen organischen Verbindungen (Harze, Wachse, Asphaltene). Die Bezeichnungen „leicht“ und „schwer“ beziehen sich dabei auf das spezifische Gewicht bzw. die Dichte des Rohöls, die mit sinkendem Anteil an leichtflüchtigen Kohlenwasserstoffen jeweils zunehmen. Als Maß für die Dichte einer Rohölsorte wird oft der sogenannte API-Grad angegeben, der sich unter anderem aus der relativen Dichte des Öls im Verhältnis zu Wasser berechnet.

    Das Verhältnis zwischen leicht- und schwerflüchtigen Verbindungen ist zudem verantwortlich für Farbe und Viskosität des Rohöls: je höher der Anteil an leichtflüchtigen Verbindungen, desto heller und geringviskoser das Öl.

    Zu den „leichten“ Rohölsorten zählen West Texas Intermediate (WTI) sowie das Nordseeöl Brent (jeweils ca. 35 bis 40 °API), eine schwere Rohölsorte ist Merey aus Venezuela (16 °API). Bei Rohölen mit weniger als 10 °API spricht man allgemein von Asphalt (siehe auch → Ölsand).

    Schwefelgehalt

    Schwefelarmes Rohöl wird „süß“ genannt (engl. sweet crude oil, u. a. die Sorte Brent), schwefelreiches „sauer“ (engl. sour crude oil, u. a. die im Golf von Mexiko geförderten Sorten Mars und Poseidon). Der im Rohöl und in den Raffinationsprodukten enthaltene Schwefel wird durch Verbrennung zum Gas Schwefeldioxid (SO2) oxidiert, das zu einem geringen Teil durch Reaktion mit Luftsauerstoff, katalysiert durch atmosphärischen Staub, in Schwefeltrioxid (SO3) umgewandelt wird. Schwefeldioxid und Schwefeltrioxid verbinden sich mit atmosphärischem Wasser zu schwefliger Säure (H2SO3) bzw. zu Schwefelsäure (H2SO4), die verdünnt im übrigen atmosphärischen Wasser, als sogenannter saurer Regen niedergehen und verschiedene ökologische und bautechnische Probleme verursachen.

    Um den Ausstoß von Schwefeldioxid in die Atmosphäre zu reduzieren, wurden ab etwa 1980 vereinzelt und ab etwa 2000 flächendeckend, aus Erdöl gewonnene Brennstoffe entschwefelt. Schweröl, das als Treibstoff auf Hochseeschiffen genutzt wird, war anfangs noch davon ausgenommen. Der bei der Entschwefelung gewonnene Schwefel ersetzt als Grundstoff für die chemische Industrie kostengünstig den durch Bergbau gewonnenen mineralischen Schwefel. Alternativ zur direkten Entschwefelung von Erdöl wird insbesondere in kohle- und ölbefeuerten Kraftwerken das Rauchgas gewaschen und durch Einblasen von Kalkstaub (CaCO3) Gipspulver (CaSO4) erzeugt, das technisch weiterverwendet werden kann (siehe → Rauchgasentschwefelung).

    Subventionen

    Laut einer Studie des britischen Overseas-Development-Instituts subventionieren die führenden Industrie- und Schwellenländer die Erkundung von Ölvorkommen mit 71 Milliarden Euro pro Jahr – und untergraben damit ihre eigene Klimapolitik.[75]

    Erdölausstieg

    Aufgrund verschiedener Umweltprobleme, die aus der Förderung von Erdöl sowie der Nutzung und Verbrennung von Erdölprodukten erwachsen (Förderunfälle, Pipelineleckagen, Tankerunfälle, Plastikmüll, Klimawandel – bei der Verbrennung eines Barrels des fossilen Energieträgers Erdöl entstehen ca. 480 kg[76] des Treibhausgases Kohlendioxid, das als Hauptverursacher der globalen Erwärmung gilt) fordern verschiedene Organisationen, die Nutzung von Erdöl als Rohstoff einzuschränken oder sogar ganz einzustellen. Für die Bestrebungen eines Staates, völlig unabhängig von Erdöl zu werden, wird die Bezeichnung Erdölausstieg verwendet.

    Im Zuge des allmählich stattfindenden globalen Umdenkens in dieser Hinsicht setzte die Familie Rockefeller, deren Vermögen in erster Linie auf die Förderung von Erdöl im frühen 20. Jahrhundert zurückgeht, im März 2016 ein Zeichen: Sie trennte sich von ihren Anteilen an Firmen, die ihr Geschäft mit fossilen Brennstoffen machen. Insbesondere trennten sich die Rockefellers von ihren Anteilen am Erdölkonzern ExxonMobil.[77]

    Siehe auch

    Literatur

     Wikinews: Erdöl – in den Nachrichten
    Commons: Erdöl – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien
    Wiktionary: Erdöl – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

    Einzelnachweise

    1. Hans Murawski, Wilhelm Meyer: Geologisches Wörterbuch. Spektrum Akademischer Verlag, 11. Auflage, 2004, ISBN 3-8274-1445-8.
    2. OPEC: World crude oil reserves: Cumulative production versus net additions (2000–2009)
    3. BP Statistical Review of World Energy. (PDF; 6,7 MB) BP, Juni 2017, S. 15, abgerufen am 15. Juli 2017 (englisch).
    4. Ugo Bardi: Peak oil, 20 years later: Failed prediction or useful insight? In: Energy Research & Social Science. Bd. 48, 2019, S. 257–261, doi:10.1016/j.erss.2018.09.022
    5. Wilhelm Pape: Handwörterbuch der griechischen Sprache. Griechisch-deutsches Handwörterbuch. Band 2: Λ–Ω. bearbeitet von Max Sengebusch. 3. Auflage, 6. Abdruck. Vieweg & Sohn, Braunschweig 1914, S. 234. (zeno.org), speziell Stichwort νάφθας
    6. a b c Steinöl. In: Jacob Grimm, Wilhelm Grimm (Hrsg.): Deutsches Wörterbuch. Band 18: Stehung–Stitzig – (X, 2. Abteilung, Teil 2). S. Hirzel, Leipzig 1941, Sp. 2133–2134 (woerterbuchnetz.de).
    7. Karl Sudhoff: Zwei deutsche Reklamezettel zur Empfehlung von Arzneimitteln – Petroleum und Eichenmistel – gedruckt um 1500. In: Sudhoffs Archiv. Band 3, 1910, S. 397–402, hier: S. 397–400.
    8. Peter Assion: St. Katharinenöl für Reich und Arm. In: Medizinische Monatsschrift. Band 29, 1975, S. 68–75, insbesondere S. 68 f. und 73 f.
    9. zu St. Katharina vgl. auch Peter Assion: Die Mirakel der Hl. Katharina von Alexandrien. Untersuchungen und Texte zur Entstehung und Nachwirkung mittelalterlicher Wunderliteratur. Hochschulschrift Heidelberg, Dissertation, 1969.
    10. Willem Frans Daems: Der „Middelburgse Erdöl-Schreizettel“. Ein Wunderdrogentraktat über die Wirkungen des Petroleums aus dem spätmittelalterlichen Holland. In: Pharmaziehistorischer Kongreß Budapest 1981. Hrsg. von Wolfgang-Hagen Hein, Stuttgart 1983 (= Veröffentlichungen der Internationalen Gesellschaft für Geschichte der Pharmazie, 52), S. 149.
    11. a b Gundolf Keil, Willem Frans Daems: ‚Petroltraktate‘ (‚Erdöl-Schreizettel‘). In: Die deutsche Literatur des Mittelalters – Verfasserlexikon. 2. Auflage. Band 7, 1989, ISBN 3-11-011582-4, Sp. 490–493.
    12. Willem Frans Daems, Gundolf Keil, Ria Jansen-Sieben: Petrol-Reklamezettel. In: Gundolf Keil, Johannes Gottfried Mayer, Christian Naser (Hrsg.): „ein teutsch puech machen“. Untersuchungen zur landessprachlichen Vermittlung medizinischen Wissens. (= Ortolf-Studien. 1; = Wissensliteratur im Mittelalter. 11). Wiesbaden 1993, ISBN 3-88226-539-6, S. 470–479.
    13. Juraj Körbler: Die Geschichte der Krebsbehandlung mit Petroleum. In: Janus. 53, 1966, S. 135–146.
    14. Wilhelm Pape: Handwörterbuch der griechischen Sprache. Braunschweig, 3. Auflage 1914, Band 2, S. 605, Stichwort πέτρα
    15. Wilhelm Pape: Handwörterbuch der griechischen Sprache. Braunschweig, 3. Auflage 1914, Band 2, S. 606, Stichwort πέτρος
    16. Petroleum. In: Digitales Wörterbuch der deutschen Sprache.
    17. Ernst Blumer: Die Erdöllagerstätten und übrigen Kohlenwasserstoffvorkommen der Erdrinde. Grundlagen der Petroliumgeologie. Enke, Stuttgart 1922, S. 217.
    18. Norbert Welsch, Jürgen Schwab, Claus Liebmann: Materie: Erde, Wasser, Luft und Feuer. Springer Spektrum, 2013, ISBN 978-3-8274-1888-3, S. 343.
    19. Erdöl. In: Digitales Wörterbuch der deutschen Sprache.
    20. a b c d Leopold Singer: Die fossilen Tierstoffe: Erdöl, Erdgas, Erdwachs, Asphalt, Ichthyol. S. 151–316 in: Victor Grafe (Hrsg.): Grafes Handbuch der organischen Warenkunde. Band IV/2: Warenkunde und Technologie der Konservierungsverfahren der Kohle und des Erdöls. Poeschel, Stuttgart 1928, S. 151–154. (SUB Uni Hamburg)
    21. James Dodds Henry: Baku: an eventful History. Archibald Constable & Co., London 1905, S. 24. (archive.org)
    22. Joseph Hecker: Das Bergöhl in Galizien. In: Jahrbücher des kaiserlichen königlichen polytechnischen Institutes in Wien. Band 2, 1820, S. 335–342 (opacplus.bsb-muenchen.de)
    23. a b R. Karlsch, R. G. Stokes: Faktor Öl. 2003, S. 28 f.
    24. „[…] that Saturday afternoon along the banks of Oil Creek near Titusville, Pennsylvania, provided the spark that propelled the petroleum industry toward the future […],“ William Brice, Professor emeritus für Geowissenschaften (Earth and Planetary Sciences) an der University of Pittsburgh at Johnstown, zitiert in First American Oil Well. American Oil and Gas Historical Society
    25. M. W. Lomonossow: Слово о рождении металлов от трясения земли – Oratio de generatione metallorum a terrae motu [Über die Entstehung der Metalle durch Erdbeben]. In: A. I. Andrejew, I. I. Schafranowski (Hrsg.): М. В. Ломоносов: Полное собрание сочинений [M. W. Lomonossow: Gesamtwerk]. Т. 5: Труды по минералогии, металлургии и горному делу, 1741–1763 [Band 5: Abhandlungen über Mineralogie, Metallurgie und Bergbau, 1741–1763]. Akademie der Wissenschaften der UdSSR, Moskau/Leningrad 1954, S. 295–347 (online: Nur-Text-Digitalisat, Originalseitenscan).
    26. Christiane Martin, Manfred Eiblmaier (Hrsg.): Lexikon der Geowissenschaften: in sechs Bänden. Spektrum Akad. Verlag, Heidelberg u. a. 2000–2002
    27. a b c d Jon Gluyas, Richard Swarbrick: Petroleum Geoscience. Blackwell Publishing, 2004, ISBN 0-632-03767-9, S. 96ff.
    28. a b Norbert Berkowitz: Fossil Hydrocarbons – Chemistry and Technology. Academic Press, San Diego 1997, ISBN 0-12-091090-X, S. 28.
    29. Die Entstehung des Erdöls. Aral Forschung, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 22. Dezember 2008; abgerufen am 17. März 2013.
    30. Christopher D. Laughrey: The Origin of Oil. In: Pennsylvania Geology. Band 29, Nr. 1, 1998, S. 9–14 (dcnr.state.pa.us (PDF; 1 MB) komplettes Heft)
    31. a b c d e f g h i G. P. Glasby: Abiogenic Origin of Hydrocarbons: An Historical Overview. In: Resource Geology. Band 56, Nr. 1, 2006, S. 85–98, scribd.com: Abiogenic Origin of Hydrocarbons: An Historical Overview (Memento vom 26. Februar 2008) (PDF; 72 kB)
    32. J. Kenney, A. Shnyukov, V. Krayushkin, I. Karpov, V. Kutcherov, I. Plotnikova: Dismissal of the claims of a biological connection for natural petroleum. In: Energia. Band 22, Nr. 3, 2001, S. 26–34 (englisch, gasresources.net (Memento vom 7. Januar 2016 im Internet Archive)).
    33. J. Kenney, V. Kutcherov, N. Bendeliani, V. Alekseev: The evolution of multicomponent systems at high pressures: VI. The thermodynamic stability of the hydrogen–carbon system: The genesis of hydrocarbons and the origin of petroleum. In: Proceedings of the National Academy of Sciences of the United States of America. Band 99, Nr. 17, 2002, S. 10976–10981, doi:10.1073/pnas.172376899, PMID 12177438, PMC 123195 (freier Volltext), arxiv:physics/0505003, bibcode:2002PNAS...9910976K (gasresources.net).
    34. Anton Kolesnikov, Vladimir G. Kutcherov, Alexander F. Goncharov: Methane-derived hydrocarbons produced under upper-mantle conditions. In: Nature Geoscience. Band 2, 2009, S. 566–570, doi:10.1038/ngeo591
    35. a b c International Atomic Energy Agency (IAEA): Radiation Protection and the Management of Radioactive Waste in the Oil and Gas Industry. Safety Reports Series. Nr. 34, 2004, (online)
    36. Canadian Association of Petroleum Producers (CAPP): Naturally Occurring Radioactive Material (NORM). Guide, Juni 2000.
    37. a b Karen P. Smith, Deborah L. Blunt, John J. Arnish: Potential radiological doses associated with the disposal of petroleum industry NORM via landspreading. U.S. Department of Energy, Technical Report No. DOE/BC/W-31-109-ENG-38--5, 1998, doi:10.2172/307848
    38. a b c d Jürgen Döschner: Unbekannte Gefahr – Radioaktive Abfälle aus der Öl- und Gasindustrie. In: Deutschlandfunk. 5. Februar 2010, abgerufen am 6. Februar 2010.
    39. Jürgen Döschner: Strahlende Ölquellen. In: Zeitgeschichtliches Archiv auf wdr.de. 7. Dezember 2009, abgerufen am 1. September 2013.
    40. Jürgen Döschner: Radioaktive Rückstände – Probleme aus der Ölförderung belasten Anwohner in Kentucky. In: Deutschlandfunk. 9. März 2010, abgerufen am 13. März 2010.
    41. Chevalier: Energie – die geplante Krise. Calman-Lévy 1973.
    42. Hilmar Rempel, Sandro Schmidt, Ulrich Schwarz-Schampera: Reserven, Ressourcen und Verfügbarkeit von Energierohstoffen 2006. Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe, Hannover 7. August 2008, S. 29 (bund.de [PDF; 1,4 MB; abgerufen am 17. Januar 2021]): „Aus geologischer Sicht ist bei moderatem Verbrauchsanstieg eine ausreichende Versorgung mit konventionellem Erdöl bis etwa 2020 gewährleistet. Bis zu diesem Zeitpunkt wird ein Höhepunkt der Förderung von konventionellem Erdöl („Peak Oil“) erwartet. […] Das nicht-konventionelle Erdöl kann zu einer Milderung des zu erwartenden Abfalls nach „Peak Oil“ beitragen, aber die danach entstehende Lücke zwischen Nachfrage und Angebot nicht schließen.“
    43. Leonardo Maugeri: Oil: Never Cry Wolf – Why the Petroleum Age Is Far from over. In: Science. Band 304, Nr. 5674, 21. Mai 2004, ISSN 1095-9203, S. 1114–1115, doi:10.1126/science.1096427 (resilience.org [abgerufen am 17. Januar 2021]): „The worst effect of this recurring oil panic is that it has driven Western political circles toward oil imperialism and attempts to assert direct or indirect control over oil-producing regions. Yet the world is not running out of oil, and catastrophic views fail to take into account the complex reality that will allow reliance on abundant supplies for years to come.“
    44. James Murray, David King: Oil's tipping point has passed. In: Nature. Band 481, 25. Januar 2012, ISSN 0028-0836, S. 433–435, doi:10.1038/481433a: „From 2005 onwards, conventional crude-oil production has not risen to match increasing demand. We argue that the oil market has tipped into a new state, similar to a phase transition in physics: production is now 'inelastic', unable to respond to rising demand, and this is leading to wild price swings.“
    45. Gerald Hosp: Erdöl-Treffen in Doha endet im Desaster, NZZ, 17. April 2016.
    46. Benjamin Triebe: (K)eine Arbeitsgruppe fürs Geschichtsbuch, NZZ, 6. September 2016.
    47. Statistical Review of World Energy June 2014 – Historical data workbook. 63th edition, BP plc., London 2014 (Excel-Tabelle 1,6 MB), Tabelle 1: Oil – Proved Reserves
    48. a b Statistical Review of World Energy June 2014 – Historical data workbook. 63th edition, BP plc., London 2014 (Excel-Tabelle 1,6 MB), Tabelle 5: Oil – Consumption
    49. Rechnung Reichweite: 1687900 / 90 / 365 Tage = 51,38 Jahre; statische Berechnung. Dynamische Effekte sind schwer kalkulierbar z. B. hoher Ölpreis → weniger Verbrauch → längere Reichweite.
    50. vgl. dazu Campbell u. a.: Ölwechsel. Das Ende des Erdölzeitalters und die Weichenstellung für die Zukunft. 2. Auflage. München 2008.
    51. Forbes: The World’s Largest Public Companies. 2019, abgerufen am 23. April 2020 (englisch).
    52. a b Statistical Review of World Energy June 2014 – Historical data workbook. 63th edition, BP plc., London 2014 (Excel-Tabelle 1,6 MB), Tabelle 3: Oil – Production (barrels)
    53. a b Aramco Chief Debunks Peak Oil by Peter Glover (Memento vom 15. Februar 2012 im Internet Archive) Energy Tribune vom 17. Januar 2008.
    54. IEA Monthly Oil Market Report dated 13 December 2005: Quarterly Oil Product Demand World (Täglicher Erdölverbrauch) (Memento vom 9. Januar 2006 im Internet Archive) (englisch, PDF; 15 kB) omrpublic.iea.org
    55. U.K. Government über zunehmende Versorgungsproblematik (Memento vom 25. Mai 2010 im Internet Archive) (engl.)
    56. U.S. Department of Energy prognostizierte hohes Risiko für einen Rückgang der Welt-Erdölproduktion ab 2011.
    57. guardian.co.uk, US-Militär warnt vor massivem Ressourcenmangel 2015.
    58. Eberhart Wagenknecht: Den Briten geht das Öl aus – das Ende des Aufschwungs scheint gekommen. (Memento vom 9. Oktober 2007 im Internet Archive) Eurasisches Magazin, 29. September 2004.
    59. www.ogj.com: Aramco chief says world’s Oil reserves will last for more than a century (Memento vom 20. November 2008 im Internet Archive), Oil and Gas Journal
    60. Rising to the Challenge: Securing the Energy Future Jum’ah Abdallah S. World Energy Source (Memento vom 4. April 2013 im Internet Archive)
    61. a b Jad Mouawad: As Oil Giants Lose Influence, Supply Drops. In: New York Times. 18. August 2008.
    62. Who’s afraid of cheap oil, The Economist, January 23rd 2016
    63. Statistisches Bundesamt: Jährliche Rohölimporte. 19. Februar 2020, abgerufen am 22. April 2020.
    64. Landesamt für Bergbau, Energie und Geologie, Niedersachsen (Hrsg.): Erdöl und Erdgas in der Bundesrepublik Deutschland 2020. Hannover 2021 (niedersachsen.de [PDF; 5,3 MB; abgerufen am 19. März 2022]).
    65. Erdölförderung in Deutschland. Bundesverband Erdgas, Erdöl und Geoenergie (BVEG), abgerufen am 19. März 2022.
    66. Entwicklung der Rohöleinfuhr. In: BAFA. Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle, 22. Februar 2022, ehemals im Original (nicht mehr online verfügbar); abgerufen am 19. März 2022.@1@2Vorlage:Toter Link/www.bafa.de (Seite nicht mehr abrufbar. Suche in Webarchiven)
    67. Julian Wettengel: Germany and the EU remain heavily dependent on imported fossil fuels. In: CEW. Journalism for the energy transition, 14. März 2022, abgerufen am 19. März 2022 (englisch).
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    70. Mit Energie gegen den Klimawandel. (Memento vom 14. September 2011 im Internet Archive) Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit.
    71. a b Internationale Zusammenarbeit entscheidend für Erfolg von Offshore-Windenergie: Nordseeanrainer rufen Nordsee-Offshore-Initiative ins Leben. (Memento vom 4. März 2016 im Internet Archive) BMWi Presseinformation vom 5. Januar 2010.
    72. Medium Term Oil Market Report. IEA 2009, S. 51 (PDF; 3,1 MB).
    73. G. James Speight: The Chemistry and Technology of Petroleum. Marcel Dekker, 1999, ISBN 0-8247-0217-4, S. 215–216.
    74. V. A. P. Martins dos Santos u. a.: Alkan-Biodegradation mit Alcanivorax borkumensis. In: Laborwelt. Band 7, Nr. 5, 2006, S. 33 ff.
    75. Klimaschutz-Hindernis: Konzerne erhalten Milliardensubventionen für Ölprojekte In: Spiegel Online. 11. November 2014. Abgerufen am 11. November 2014.
    76. Nicola Armaroli, Vincenzo Balzani, Nick Serpone: Powering Planet Earth. Energy Solutions for the Future. Wiley‐VCH, Weinheim 2013, ISBN 978-3-527-33409-4, S. 209.
    77. „Es ist fast schon ein historischer Schritt: Die Rockefeller-Familie trennt sich von Firmenanteilen, die ihr Geschäft mit fossilen Brennstoffen machen.“ Öldynastie Rockefeller trennt sich von Exxon. Spiegel.de, 23. März 2016.