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„Schrein“ – Versionsunterschied

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Schreine im christlichen Kirchenraum: Das kann man doch auch so sagen, oder? Es klingt zwar weniger wissenschaftlich, entspricht aber eher der Forderung nach Allgemeinverständlichkeit.
 
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[[Bild:KyotoFushimiInari.jpg|thumb|Torii-Tunnel am Fushimi Inari Schrein, [[Kyoto]] ]]
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'''Schrein''' (v. lat. ''scrinium''), ursprünglich Lade, Kasten, dann auch so
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viel wie [[Schrank]].
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|2=Juni 2023|1=[[Benutzer:Tobias Nüssel|Tobias Nüssel]] ([[Benutzer Diskussion:Tobias Nüssel|Diskussion]]) 23:10, 22. Jun. 2023 (CEST)}}
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Als '''Schrein''' bezeichnet man in der [[Abendland|abendländischen]] Kunstgeschichte sowohl einen großen, hausförmigen, meist mit Edelmetall verkleideten [[Reliquie#Aufbewahrung (Reliquiar, Reliquienschrein)|Behälter für die Gebeine eines Heiligen]] ([[Reliquienschrein]]) als auch das schrankartig sich öffnende Mittelstück eines mit Flügeln verschließbaren [[Altarretabel|Schnitzretabels]] (Altarschrein).


Auch das Herzstück von Tempeln, sei es ein Möbelstück oder ein Bauwerk zur Aufbewahrung [[kult]]ischer und [[heilig]]er Gegenstände oder Aufenthaltsort göttlicher Wesen, kann als ''Schrein'' bezeichnet werden; es ist neben dem (vom Tisch abgeleiteten) [[Altar]] das zweite wichtige kultische Element eines [[Sakralbau]]s, beide kommen auch in kombinierter Form vor.
Das Charakteristische des Schreins bestand darin, dass er geschlossen werden konnte, weshalb man die [[Mittelalter|mittelalterlichen]] [[Schnitzaltar|Schnitzaltäre]], deren Flügel zugleich als Türen zum Schutz des Inneren diente, Altarschreine nannte. Die Särge der [[Heilige|Heiligen]] und ihrer [[Reliquienbehälter]] hießen [[Heiligenschrein|Heiligen-]] oder [[Reliquienschrein|Reliquienschreine]]. Danach nannte man die [[Sarg|Särge]] im allgemeinen Totenschreine. Daher auch der Name Schreiner für [[Tischler]].

Die [[Kult|Kultorte]] der [[Japan|japanischen]] [[Shinto]]-Religion werden im Deutschen auch meist "Schreine" genannt, in Abgrenzung zu den [[Tempel|Tempeln]] des [[Buddhismus]].
== Wortherkunft ==
Das Wort ''Schrein'' ist ein frühes [[Lehnwort]], {{laS|scrinium}} findet sich schon [[althochdeutsch]] {{lang|goh|''scrîni''}} im [[Sächliches Geschlecht|sächlichen Geschlecht]], und [[mittelhochdeutsch]] {{lang|gmh|''schrîn''}}, m. und n. (‚der‘ oder ‚das Schrein‘), wobei ersteres zweiteres verdrängt.<ref name="Grimm-Schrein">{{Deutsches Wörterbuch|Lemma=SCHREIN, m. behälter, schrank|Band=|Sp=|lemid=GS17514}}</ref>

Grundbedeutung ist ‚Kasten, Kiste‘, ein verschließbares [[Möbelstück]], sowohl groß und stehend als ''[[Schrank]]'' oder ''[[Truhe]]'', wie auch im Besonderen hängend als Wandkästchen, und synonym dem ursprünglichen Begriff der ''[[Lade (Möbelstück)|Lade]]''<ref name="Adelung Schrein">Adelung 1798 gibt den profanen Bezug noch vorrangig Eintrag: ''Der Schrein.'' In: {{Literatur |Autor= [[Johann Christoph Adelung]] |Titel=[[Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart]] |Auflage=4. |Ort=Leipzig |Datum=1798 |Seiten=1654–1655 |Online=[http://www.zeno.org/Adelung-1793/A/Schrein,+der zeno.org]}}</ref> – daher auch der Name ‚Schreiner‘ für ''[[Tischler]]''.<ref>{{Meyers Online|14|628}}</ref> Noch bis in das 19.&nbsp;Jahrhundert ist die Bedeutung im normalen Sprachgebrauch gleichermaßen profan<ref name="Adelung Schrein" /><ref name="Wander Schrein">Eintrag ''Schrein.'' In: {{Literatur |Hrsg= [[Karl Friedrich Wilhelm Wander]] |Titel=[[Deutsches Sprichwörter-Lexikon]] |Band=4 |Ort=Leipzig |Datum=1876 |Spalten=342 |Online=[http://www.zeno.org/Wander-1867/A/Schrein zeno.org]}}</ref> wie sakral belegt, Grimms ''[[Deutsches Wörterbuch]]'' (ab 1854) gibt {{" |behältnisse zur aufbewahrung von gegenständen des cultus, besonders von Reliquien, gewöhnlich reich verziert}}<ref name="Grimm1-Schrein-1">{{Deutsches Wörterbuch|Lemma=SCHREIN 1)|Band=|Sp=|lemid=GS17514#GS17514L2|3=kurz}}</ref> ebenso wie {{" |in allgemeiner Anwendung verschlieszbares Behältnis zur Aufbewahrung von Kleinodien, Schmuck, Geld, Kleidern u. s. w. in der entwickelten neuhochd. Schriftsprache nur in gewählter ausdrucksweise gleichbedeutend mit Schrank, also als aufrecht stehendes oder an der wand hängendes Behältnis (im Sinne von Kiste, Lade ist es nicht mehr gebräuchlich)}},<ref name="Grimm1-Schrein-3">{{Deutsches Wörterbuch|Lemma=SCHREIN 3)|Band=|Sp=|lemid=GS17514#GS17514L4|3=kurz}}</ref> sowie als spezielle Bedeutung ''[[Sarg]]'' (‚Totenkiste‘) {{" |übergehend in die Bedeutung von Sarg, zunächst von solchen, die heilige oder verehrungswürdige Gebeine aufnehmen, dann im allgemeineren Gebrauche}}.<ref name="Grimm1-Schrein-2">{{Deutsches Wörterbuch|Lemma=SCHREIN 2)|Band=|Sp=|lemid=GS17514#GS17514L3|3=kurz}}</ref>

Der religionswissenschaftliche Aspekt herrscht erst in moderner Zeit vor und entwickelte sich über ‚ehrwürdig‘ – Grimm sagt: {{" |sonst in engerer bedeutung von einem durch material, kunstvolle arbeit oder inhalt kostbaren hangenden behältnis, besonders auch von einem aus alter zeit stammenden.}}<ref name="Grimm1-Schrein-3" /> – hin zum Gegenstand des Kultischen, und dient in diesem Sinne dazu, auch die Bauformen des Ritus nichtchristlicher Religionen zu beschreiben.

== Der Schrein im alten Ägypten ==
Der Schrein, auch als [[Naos (Architektur)|Naos]] bezeichnet, verweist im [[Altes Ägypten|alten Ägypten]] auf eine lange Tradition, die bis in die [[Frühdynastische Periode (Ägypten)|frühdynastische Zeit]] zurückreicht, wo er als [[Reput]] zur Beherbergung von Gottesbildern diente. Der Schrein galt in der [[Ägyptische Mythologie|altägyptischen Mythologie]] auch als das „Innere des Himmels“, also der Wohnort der Götter. In ihm wurden neben Gottes- auch Königsbilder verwahrt, um das tägliche Tempelritual der Priesterschaft und andere Verehrungen im privaten Bereich allen Bürgern zu ermöglichen.<ref>Stefan Pfeifer: ''Herrscher- und Dynastiekulte im Ptolemäerreich: Systematik und Einordnung der Kultformen.'' Beck, München 2008, ISBN 978-3-406-56933-3, S.&nbsp;109 ([http://books.google.de/books?id=JxdzptSSKaMC&pg=PA109&dq=#v=onepage&q=&f=false bei Google-books]).</ref>

== Schreine im christlichen Kirchenraum ==
Die hohe Zeit der Reliquienschreine war das späte 12. bis 14. Jahrhundert. In der [[Goldschmiedekunst#Mittelalter|Goldschmiedekunst]] an Rhein und Maas entwickelte sich die vom Sarkophag abgeleitete Grundform zu reich mit Figuren und Architekturelementen geschmückten, hausförmigen Gebilden. Diese Schreine gehören zu den Hauptwerken der mittelalterlichen Goldschmiedekunst.<ref>Ulrich Bock: Artikrl ''Schrein.'' In: Hans Dieter Betz, Don S. Browning, B. Janowski, E. Jüngel (Hrsg.): ''Religion in Geschichte und Gegenwart.'' (RGG4) Band 7, 4., völlig neu bearbeitete Auflage, Mohr Siebeck, Tübingen 2004, ISBN 3-16-146907-0, Spalte 1002.</ref> Oftmals in Verbindung mit einem Altar aufgestellt, steht der [[Reliquienschrein]] in einem funktionsähnlichen, nicht aber form- und entwicklungsgeschichtlichen Zusammenhang mit dem Altarschrein. Dieser Begriff bezeichnet den schrank- oder kastenartigen, mit figürlichem Schnitzwerk ausgestatteten und mit türenartigen „Altarflügeln“ verschließbaren Mittelteil des [[Flügelaltar]]s. Auch er konnte, vor allem in seinen frühen Beispielen aus dem 14. Jahrhundert, als Ort der Verwahrung oder Präsentation von Reliquien dienen. Doch eine ausschließliche Ableitung des Flügelaltarschreins von Reliquienschränken<ref>Hans Wentzel, Wilhelm Castelli: ''Der Cismarer Altar.'' Ellermann, Hamburg 1937, S. 40.</ref><ref>Harald Keller: ''Der Flügelaltar als Reliquienschrein.'' In: ''Studien zur Geschichte der europäischen Plastik, Festschrift für Theodor Müller.'' Hirmer, München 1965, S. 125–144.</ref> wird in der jüngeren Forschung<ref>[[Norbert Wolf (Kunsthistoriker)|Norbert Wolf]]: ''Deutsche Schnitzaltäre des 14. Jahrhunderts'' (= ''Denkmäler deutscher Kunst; Jahresgabe des Deutschen Vereins für Kunstwissenschaft.'' 2000/01). Deutscher Verlag für Kunstwissenschaft, Berlin 2002, ISBN 978-3-87157-194-7, S. 12–20 und 356–361.</ref> nicht beibehalten. Bis zum Ende des Mittelalters steigern sich die Dimensionen und Quantitäten der für die [[Kirchenausstattung]] gefertigten Altarschreine, dann verliert der Flügelaltar rasch an Bedeutung.

== Andere Schreine und ihr Gebrauch ==
* Besondere Bedeutung im [[Bahá'í]]-Glauben besitzen die Schreine in [[Haifa]] und in [[Akko]], zu denen jährlich tausende Pilger reisen.
* Besondere Bedeutung im [[Judentum]] hat der [[Toraschrein]], in dem in jeder [[Synagoge]] die [[Tora]]rollen aufbewahrt werden.
* Die Kultorte des [[Religion in Japan|japanischen]] [[Shintō]] werden im Deutschen meist [[Shintō-Schrein]]e genannt, in Abgrenzung zu den [[Buddhistischer Tempel|Tempeln des Buddhismus]].
* Ebenso werden traditionelle Kultstätten verschiedener [[Afrikanische Religionen|afrikanischer Religionen]] als Schreine bezeichnet.<!-- da brauchen wir aber mal ein besseres ziel, "Afrikanische Religionen" ist zu diffus gelinkt -->


== Siehe auch ==
== Siehe auch ==
* [[Altar]],
* [[Schreinmadonna]]
* [[Schreinmadonna]]
* [[Thesauros]], [[Memoria (Architektur)|Memoria]]


== Literatur ==
== Literatur ==
* Dorothee Kemper: ''Die Goldschmiedearbeiten am Dreikönigenschrein. Bestand und Geschichte seiner Restaurierungen im 19. und 20. Jahrhundert.'' Band 1: ''Textbeiträge.'' Band 2: ''Bilddokumentation.'' Band 3: ''Katalog und Anhang'' (= ''Studien zum Kölner Dom.'' Band 11). Neue Ausgabe, Kölner Dom, Köln 2014, ISBN 978-3-922442-78-3.
* [http://susi.e-technik.uni-ulm.de:8080/Meyers2/seite/werk/meyers/band/14/seite/0628/meyers_b14_s0628.html#Schrein Schrein], in: [[Meyers Konversationslexikon]], 4. Aufl. 1888, Bd. 14, S. 628

[[Kategorie:Shintō]]
== Weblinks ==
[[Kategorie:Bauwerk (Religion)]]
{{Commonscat|Shrines|Schrein}}
[[en:shrine]]
{{Wiktionary}}
[[nl:Schrijn]]

== Einzelnachweise ==
<references />

{{Normdaten|TYP=s|GND=4257167-4}}


[[Kategorie:Schrank]]
{{Meyers}}
[[Kategorie:Schrein| ]]
[[Kategorie:Kultgegenstand]]
[[Kategorie:Sakralbau]]

Aktuelle Version vom 17. April 2024, 22:22 Uhr

Karlsschrein im Aachener Dom
Der Dreikönigenschrein im Kölner Dom
Der geöffnete Liboriusschrein für die Gebeine des hl. Liborius im Erzbischöflichen Diözesanmuseum Paderborn (Ansicht mit abgenommenem Deckel im Jahre 2009 anlässlich der Restaurierung)

Als Schrein bezeichnet man in der abendländischen Kunstgeschichte sowohl einen großen, hausförmigen, meist mit Edelmetall verkleideten Behälter für die Gebeine eines Heiligen (Reliquienschrein) als auch das schrankartig sich öffnende Mittelstück eines mit Flügeln verschließbaren Schnitzretabels (Altarschrein).

Auch das Herzstück von Tempeln, sei es ein Möbelstück oder ein Bauwerk zur Aufbewahrung kultischer und heiliger Gegenstände oder Aufenthaltsort göttlicher Wesen, kann als Schrein bezeichnet werden; es ist neben dem (vom Tisch abgeleiteten) Altar das zweite wichtige kultische Element eines Sakralbaus, beide kommen auch in kombinierter Form vor.

Das Wort Schrein ist ein frühes Lehnwort, lateinisch scrinium findet sich schon althochdeutsch scrîni im sächlichen Geschlecht, und mittelhochdeutsch schrîn, m. und n. (‚der‘ oder ‚das Schrein‘), wobei ersteres zweiteres verdrängt.[1]

Grundbedeutung ist ‚Kasten, Kiste‘, ein verschließbares Möbelstück, sowohl groß und stehend als Schrank oder Truhe, wie auch im Besonderen hängend als Wandkästchen, und synonym dem ursprünglichen Begriff der Lade[2] – daher auch der Name ‚Schreiner‘ für Tischler.[3] Noch bis in das 19. Jahrhundert ist die Bedeutung im normalen Sprachgebrauch gleichermaßen profan[2][4] wie sakral belegt, Grimms Deutsches Wörterbuch (ab 1854) gibt „behältnisse zur aufbewahrung von gegenständen des cultus, besonders von Reliquien, gewöhnlich reich verziert“[5] ebenso wie „in allgemeiner Anwendung verschlieszbares Behältnis zur Aufbewahrung von Kleinodien, Schmuck, Geld, Kleidern u. s. w. in der entwickelten neuhochd. Schriftsprache nur in gewählter ausdrucksweise gleichbedeutend mit Schrank, also als aufrecht stehendes oder an der wand hängendes Behältnis (im Sinne von Kiste, Lade ist es nicht mehr gebräuchlich)“,[6] sowie als spezielle Bedeutung Sarg (‚Totenkiste‘) „übergehend in die Bedeutung von Sarg, zunächst von solchen, die heilige oder verehrungswürdige Gebeine aufnehmen, dann im allgemeineren Gebrauche“.[7]

Der religionswissenschaftliche Aspekt herrscht erst in moderner Zeit vor und entwickelte sich über ‚ehrwürdig‘ – Grimm sagt: „sonst in engerer bedeutung von einem durch material, kunstvolle arbeit oder inhalt kostbaren hangenden behältnis, besonders auch von einem aus alter zeit stammenden.“[6] – hin zum Gegenstand des Kultischen, und dient in diesem Sinne dazu, auch die Bauformen des Ritus nichtchristlicher Religionen zu beschreiben.

Der Schrein im alten Ägypten

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Der Schrein, auch als Naos bezeichnet, verweist im alten Ägypten auf eine lange Tradition, die bis in die frühdynastische Zeit zurückreicht, wo er als Reput zur Beherbergung von Gottesbildern diente. Der Schrein galt in der altägyptischen Mythologie auch als das „Innere des Himmels“, also der Wohnort der Götter. In ihm wurden neben Gottes- auch Königsbilder verwahrt, um das tägliche Tempelritual der Priesterschaft und andere Verehrungen im privaten Bereich allen Bürgern zu ermöglichen.[8]

Schreine im christlichen Kirchenraum

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Die hohe Zeit der Reliquienschreine war das späte 12. bis 14. Jahrhundert. In der Goldschmiedekunst an Rhein und Maas entwickelte sich die vom Sarkophag abgeleitete Grundform zu reich mit Figuren und Architekturelementen geschmückten, hausförmigen Gebilden. Diese Schreine gehören zu den Hauptwerken der mittelalterlichen Goldschmiedekunst.[9] Oftmals in Verbindung mit einem Altar aufgestellt, steht der Reliquienschrein in einem funktionsähnlichen, nicht aber form- und entwicklungsgeschichtlichen Zusammenhang mit dem Altarschrein. Dieser Begriff bezeichnet den schrank- oder kastenartigen, mit figürlichem Schnitzwerk ausgestatteten und mit türenartigen „Altarflügeln“ verschließbaren Mittelteil des Flügelaltars. Auch er konnte, vor allem in seinen frühen Beispielen aus dem 14. Jahrhundert, als Ort der Verwahrung oder Präsentation von Reliquien dienen. Doch eine ausschließliche Ableitung des Flügelaltarschreins von Reliquienschränken[10][11] wird in der jüngeren Forschung[12] nicht beibehalten. Bis zum Ende des Mittelalters steigern sich die Dimensionen und Quantitäten der für die Kirchenausstattung gefertigten Altarschreine, dann verliert der Flügelaltar rasch an Bedeutung.

Andere Schreine und ihr Gebrauch

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  • Dorothee Kemper: Die Goldschmiedearbeiten am Dreikönigenschrein. Bestand und Geschichte seiner Restaurierungen im 19. und 20. Jahrhundert. Band 1: Textbeiträge. Band 2: Bilddokumentation. Band 3: Katalog und Anhang (= Studien zum Kölner Dom. Band 11). Neue Ausgabe, Kölner Dom, Köln 2014, ISBN 978-3-922442-78-3.
Commons: Schrein – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Wiktionary: Schrein – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Einzelnachweise

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  1. SCHREIN, m. behälter, schrank. In: Jacob Grimm, Wilhelm Grimm (Hrsg.): Deutsches Wörterbuch. 16 Bände in 32 Teilbänden, 1854–1960. S. Hirzel, Leipzig (woerterbuchnetz.de).
  2. a b Adelung 1798 gibt den profanen Bezug noch vorrangig Eintrag: Der Schrein. In: Johann Christoph Adelung: Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart. 4. Auflage. Leipzig 1798, S. 1654–1655 (zeno.org).
  3. Schrein. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Band 14, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig/Wien 1885–1892, S. 628.
  4. Eintrag Schrein. In: Karl Friedrich Wilhelm Wander (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Band 4. Leipzig 1876, Sp. 342 (zeno.org).
  5. SCHREIN 1). In: Jacob Grimm, Wilhelm Grimm (Hrsg.): Deutsches Wörterbuch. 16 Bände in 32 Teilbänden, 1854–1960. S. Hirzel, Leipzig (woerterbuchnetz.de).
  6. a b SCHREIN 3). In: Jacob Grimm, Wilhelm Grimm (Hrsg.): Deutsches Wörterbuch. 16 Bände in 32 Teilbänden, 1854–1960. S. Hirzel, Leipzig (woerterbuchnetz.de).
  7. SCHREIN 2). In: Jacob Grimm, Wilhelm Grimm (Hrsg.): Deutsches Wörterbuch. 16 Bände in 32 Teilbänden, 1854–1960. S. Hirzel, Leipzig (woerterbuchnetz.de).
  8. Stefan Pfeifer: Herrscher- und Dynastiekulte im Ptolemäerreich: Systematik und Einordnung der Kultformen. Beck, München 2008, ISBN 978-3-406-56933-3, S. 109 (bei Google-books).
  9. Ulrich Bock: Artikrl Schrein. In: Hans Dieter Betz, Don S. Browning, B. Janowski, E. Jüngel (Hrsg.): Religion in Geschichte und Gegenwart. (RGG4) Band 7, 4., völlig neu bearbeitete Auflage, Mohr Siebeck, Tübingen 2004, ISBN 3-16-146907-0, Spalte 1002.
  10. Hans Wentzel, Wilhelm Castelli: Der Cismarer Altar. Ellermann, Hamburg 1937, S. 40.
  11. Harald Keller: Der Flügelaltar als Reliquienschrein. In: Studien zur Geschichte der europäischen Plastik, Festschrift für Theodor Müller. Hirmer, München 1965, S. 125–144.
  12. Norbert Wolf: Deutsche Schnitzaltäre des 14. Jahrhunderts (= Denkmäler deutscher Kunst; Jahresgabe des Deutschen Vereins für Kunstwissenschaft. 2000/01). Deutscher Verlag für Kunstwissenschaft, Berlin 2002, ISBN 978-3-87157-194-7, S. 12–20 und 356–361.