„Strategie der Spannung“ – Versionsunterschied
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Der Ausdruck '''Strategie der Spannung''' ({{enS}}: ''strategy of tension'', {{itS}}: ''strategia della tensione'') bezeichnet einen Komplex aus [[Verdeckte Operation|verdeckten Maßnahmen]] zur Destabilisierung des gesellschaftlichen Gefüges oder Verunsicherung von Bevölkerungsteilen, einer Region oder eines Staates, ausgeführt oder gefördert durch staatliche Organe. Ursprünglich wurde der Begriff auf Vorgänge in Italien in den 1970er und 1980er Jahren bezogen.<ref>{{Internetquelle|url=https://www.treccani.it/enciclopedia/strategia-della-tensione_(Dizionario-di-Storia)/|titel=strategia della tensione in "Dizionario di Storia"|werk=www.treccani.it|zugriff=2017-01-15}}</ref><ref>{{Literatur|Autor=Clara Cardella, Giuseppe Intilla, Marilena Macaluso, Giuseppina Tumminelli|Titel=Criminal Network. Politica, amministrazione, ambiente e mercato nelle trame della mafia: Politica, amministrazione, ambiente e mercato nelle trame della mafia|Hrsg=|Sammelwerk=|Band=|Nummer=|Auflage=|Verlag=FrancoAngeli|Ort=|Datum=2011-05-31|Seiten=15|ISBN=9788856864830|Online=https://books.google.de/books?id=Fo-ksCCkpvIC&pg=PA15&dq=definizione+concetto+%22strategia+della+tensione%22&hl=de&sa=X&redir_esc=y#v=onepage&q=definizione%20concetto%20%22strategia%20della%20tensione%22&f=false|Abruf=2017-01-15}}</ref><ref name=":0">{{Literatur|Autor=Anna Cento Bull|Titel=Italian Neofascism: The Strategy of Tension and the Politics of Nonreconciliation|Hrsg=|Sammelwerk=|Band=|Nummer=|Auflage=|Verlag=Berghahn Books|Ort=|Datum=2012-07-15|Seiten=76|ISBN=9780857454508|Online=https://books.google.de/books?id=EUtFAAAAQBAJ&pg=PA76&dq=definition+%22strategy+of+tension%22&hl=de&sa=X&redir_esc=y#v=onepage&q=definition%20%22strategy%20of%20tension%22&f=false|Abruf=2017-01-15}}</ref><ref>{{Literatur|Autor=David J. Whittaker|Titel=The Terrorism Reader|Verlag=Routledge|Datum=2012-01-01|ISBN=9780415687317|Online=https://books.google.de/books?id=SOhJQbP77h0C&pg=PA265&dq=%22strategy+of+tension%22+terrorism&hl=de&sa=X&ved=0ahUKEwjs_LSe_8TRAhUKiSwKHe6NCx4Q6AEIKzAC#v=onepage&q=%22strategy%20of%20tension%22%20terrorism&f=false|Abruf=2017-01-15}}</ref> Die Thematik wird kontrovers in der Literatur diskutiert<ref>{{Literatur|Autor=Randall D. Law|Titel=The Routledge History of Terrorism|Verlag=Routledge|Datum=2015-03-27|ISBN=9781317514862|Online=https://books.google.de/books?id=uJCsBwAAQBAJ&pg=PT501&dq=%22strategy+of+tension%22+highly+controversial&hl=de&sa=X&ved=0ahUKEwjq3sqs_sTRAhWIWywKHc-jB08Q6AEIMjAD#v=onepage&q=%22strategy%20of%20tension%22%20highly%20controversial&f=false|Abruf=2017-01-15}}</ref> und in Zusammenhang mit [[Verschwörungstheorie]]n zu [[Terrorismus|Terroranschlägen]] besprochen.<ref>{{Literatur|Autor=Peter Knight|Titel=Conspiracy Theories in American History: An Encyclopedia|Verlag=ABC-CLIO|Datum=2003-01-01|ISBN=9781576078129|Online=https://books.google.de/books?id=qMIDrggs8TsC&pg=PA231|Abruf=2017-01-15}}</ref> |
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Die Strategie der Spannung (nachrichtendienstlicher bzw. politischer Begriff, vom ital. "strategia della tensione") ist ein Oberbegriff für einen Komplex aus zielgerichteten, verdeckten Maßnahmen zur psychologischen, gesellschaftlichen und/oder politischen Destabilisierung oder Verunsicherung einer Bevölkerungsgruppe, einer Region oder eines Staates. Die Werkzeuge sind illegale, meist gewaltsame Mittel wie [[Terror|Terroranschläge]], Morde, Entführungen, [[Paramilitär|paramilitärische]] Operationen, ferner [[psychologische Kriegführung]] und wirtschaftliche Zwangsmaßnahmen, außerdem die Schürung von Unruhen und die zielgerichtete Eskalation von ursprünglich gewaltlosen Konflikten durch [[Agent provocateur|Agents provocateurs]]. Diese werden typischerweise in Kombination mit Mitteln zur Verbreitung von [[Desinformation|Falschinformationen]] angewendet. Charakteristischerweise wird die Strategie der Spannung unter strikter Geheimhaltung von Organen des betroffenen Staates selbst oder von mit diesen verbundenen Tarnorganisationen verfolgt (siehe Ziele, Akteure und Motivation). |
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== Begriff == |
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Der Begriff ''strategy of tension'' wurde erstmals 1969 in einem Artikel des [[The Observer|Observer]] verwendet, in dem verdeckte Operationen des italienischen Staates dargestellt wurden.<ref>{{Literatur|Autor=Anna Cento Bull|Titel=Italian Neofascism: The Strategy of Tension and the Politics of Nonreconciliation|Verlag=Berghahn Books|Datum=2012-07-15|ISBN=9780857454508|Online=https://books.google.de/books?id=EUtFAAAAQBAJ&pg=PA65|Abruf=2017-01-16}}</ref> |
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== Anwendungen == |
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=== Italien === |
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Der Begriff Strategie der Spannung wurde 1990 im Zusammenhang mit der gerichtlichen Aufklärung von zahlreichen terroristischen Verbrechen im Italien der 70er und 80er Jahre bekannt. Siehe [[Gladio]], [[Rote Brigaden]] und [[Propaganda Due]]. |
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{{Hauptartikel|Strategie der Spannung (Italien)}} |
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Bekanntheit erlangte der Bedeutungszusammenhang „Strategie der Spannung“ 1990 in der politischen und juristischen Aufarbeitung der terroristischen Verbrechen in Italien zwischen 1969 und 1984. In den "Bleiernen Jahren" ([[Anni di piombo]]) wurden zahlreiche Terroranschläge unter [[Falsche Flagge|„falscher Flagge“]] von [[Nachrichtendienste Italiens|italienischen Geheimdiensten]], [[Rechtsextremismus|Rechtsextremisten]] und der Geheimloge ''[[Propaganda Due]]'' ''(P2)'' verübt, um ein Szenario der scheinbaren konstanten Bedrohung durch politischen Linke, insbesondere die [[Kommunistische Partei Italiens]], zu inszenieren. |
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Die Bezeichnung wird auch für Handlungsweisen von Terroristen zur Verschärfung der Spannungen innerhalb der Bevölkerung oder zur Destabilisierung der Staatsmacht verwendet.<ref>{{Literatur|Autor=Sebastian Scheerer|Titel=Die Zukunft des Terrorismus: drei Szenarien|Hrsg=|Sammelwerk=|Band=|Nummer=|Auflage=|Verlag=Zu Klampen!|Ort=|Datum=2002-01-01|Seiten=35, 139|ISBN=|Online=https://books.google.de/books?id=eqPmAAAAIAAJ&q=terroristische+spannungs+strategie&dq=terroristische+spannungs+strategie&hl=de&sa=X&ved=0ahUKEwjCwc65gMXRAhWEDCwKHdJTAcMQ6AEIIDAB|Abruf=2017-01-15}}</ref><ref>{{Literatur|Autor=Jan Oskar Engene|Titel=Terrorism in Western Europe: Explaining the Trends Since 1950|Hrsg=|Sammelwerk=|Band=|Nummer=|Auflage=|Verlag=Edward Elgar Publishing|Ort=|Datum=2004-01-01|Seiten=157|ISBN=9781781008584|Online=https://books.google.de/books?id=8VR765amvzAC&pg=PA157&dq=belgium+strategy+of+tension&hl=de&sa=X&ved=0ahUKEwjgr7uLg8XRAhXECSwKHYtjCXkQ6AEIGjAA#v=onepage&q=belgium%20strategy%20of%20tension&f=false|Abruf=2017-01-15}}</ref> |
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=== Südafrika === |
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[[Südafrika]]nischen (weißen) Sicherheitsdiensten nahestehende Kräfte verübten in den 1980er und 1990er Jahren Terroranschläge gegen und Morde an Zivilisten, die der schwarzen Widerstandsbewegung ''[[African National Congress]]'' (ANC) [[Falsche Flagge|angelastet]] wurden, um deren Ansehen zu schädigen und somit deren Einfluss zu unterminieren. Der ANC dementierte, dass er für die Anschläge verantwortlich sei. Er führte an, dass für die Taten eine dritte Kraft ''([[Third Force]])'' verantwortlich sei, was nach dem Ende der [[Apartheid]] bestätigt wurde.<ref>{{Internetquelle |
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|autor=[[Wahrheits- und Versöhnungskommission]] |
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|url=http://www.info.gov.za/otherdocs/2003/trc/4_3ap.pdf |
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|format=PDF; 70 kB |
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|sprache=en |
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|titel=APPENDIX: THE ‘THIRD FORCE’ |
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|archiv-url=https://web.archive.org/web/20120206091438/http://www.info.gov.za/otherdocs/2003/trc/4_3ap.pdf |
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|archiv-datum=2012-02-06 |
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|kommentar=die wichtigsten Punkte sind in den Paragraphen 3 bis 5 und 12 bis 15 zusammengefasst |
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|zugriff=2008-07-27 |
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}}</ref> Da zur Zeit der Anschläge eine Beteiligung von regierungsnahen, weißen Kräften an den Terroranschlägen unvorstellbar war, litt das Ansehen des ANC unter der weißen Bevölkerung, wie von den Urhebern beabsichtigt. Die weiße Minderheitsregierung erhoffte sich die Stärkung ihrer Autorität und die Unterstützung seitens der weißen Bevölkerung.<ref>{{Literatur|Autor=Philip Jenkins|Titel=Images of Terror: What We Can and Can't Know About Terrorism|Verlag=Transaction Publishers|ISBN=9780202366746|Online=https://books.google.de/books?id=dU-FETuxey8C&pg=PA106|Abruf=2017-01-17}}</ref> Zudem wurden, unter anderem durch Waffenlieferungen, gewaltsame Konflikte unter schwarzen Bevölkerungsgruppen geschürt, die mehrere tausend Opfer forderten. |
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== Einzelnachweise == |
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Das hervorstechende Merkmal einer Strategie der Spannung ist die Schaffung eines Klimas der Verunsicherung und Angst in der Zielbevölkerung. Die Wahrnehmung der Schuld an absichtlich inszenierten Verbrechen wird durch geheimdienstliche und/oder [[Verschwörung|konspirative]] Methoden wie [[Desinformation]], Streuung entsprechender Gerüchte und Fälschung von Quellen auf eine bestimmte politische oder [[Ethnische Minderheit|ethnische Gruppe]] gelenkt. Deren Diskreditierung bzw. politische und moralische Schwächung stellt üblicherweise eines der Hauptziele der Strategie dar. Ein weiteres Ziel ist die Induzierung des Wunsches nach einer "starken Hand" bzw. die Stärkung der Toleranz für [[Repression|repressive]] Maßnahmen des Staates (Einschränkung von [[Bürgerrechte|Bürgerrechten]], verstärkte [[Überwachung]], Anti-[[Terror]]-Maßnahmen) in der Bevölkerung, um die vermeintlich gefährdete [[Innere Sicherheit|Sicherheit]] wiederherzustellen. |
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{{Literatur |
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|Autor=Habib Souaïdia |
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|Titel=Schmutziger Krieg in Algerien. Bericht eines Ex-Offiziers der Spezialkräfte der Armee (1992–2000) |
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|Verlag=Chronos-Verlag |
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|Ort=Zürich |
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|Datum=2001 |
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|ISBN=3-0340-0537-7}} |
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[[Kategorie:Politische Strategie]] |
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== Akteure == |
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[[Kategorie:Terrorismus]] |
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[[Kategorie:Verschwörungstheorie]] |
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Die Akteure sind typischerweise [[Geheimdienst|Geheimdienste]] oder ihnen nahestehende Kreise, die wegen der impliziten Verstöße gegen nationales bzw. internationales Recht in der Regel ohne oder nur mit inoffizieller Genehmigung ihrer Regierung handeln (siehe auch [[Staatsterrorismus]]). Ausführende Organe sind häufig [[Paramilitär|paramilitärische]] Gruppen, Kriminelle oder [[Politischer Extremismus|Extremisten]], die über die wahren Hintergründe und Motive ihrer Auftraggeber entweder getäuscht oder im Unklaren gehalten werden bzw. diese unterstützen und billigen. Je nach der Motivation ihres Handelns können die Akteure aus dem von der Strategie betroffenen Staat selbst oder aus einem anderen Staat stammen, der bestimmte Ziele in dem betroffenen Staat verfolgt. |
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== Motivation == |
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Die Motivation der Akteure ergibt sich meist aus einer Bedrohung durch gesellschaftliche, politische oder wirtschaftliche Umwälzungen, die zum Machtverlust führen könnten bzw. aus fiktiven oder relativ geringen Bedrohungen, die von Teilen der Elite eines Landes als real und relevant wahrgenommen werden (Bsp. Demokratisierung, Kommunismus, Kapitalismus, [[Ethnische Minderheit|ethnische Spannungen]], religiöser [[Fundamentalismus]]). Häufig steht auch die Ablenkung von akuten oder strukturellen Problemen eines Staatswesens oder einer Regierung am Anfang einer Strategie der Spannung (Bsp. Korrupte Eliten, abgewirtschaftete oder erschöpfte politische Klasse oder Regierung, Endphase einer [[Diktatur]]). |
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== Notwendigkeit der absoluten Geheimhaltung == |
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Ein wesentliches Merkmal einer Strategie der Spannung ist die unbedingte Verhinderung der Untersuchung und Veröffentlichung der wahren Hintergründe der Verbrechen, da die Veröffentlichung wegen der Duldung oder Inszenierung von [[Kapitalverbrechen]] drastische strafrechtliche Konsequenzen für die beteiligten Personen hätte, aber auch das Vertrauen der zuvor gezielt desinformierten Bevölkerung in die Institutionen und Organe ihres Staates bzw. in die Institution des Staates selbst empfindlich schwächen würde (siehe [[Staatsräson]]). Daher ist das [[Verschwörung|konspirative]] Vorgehen elementares Merkmal einer Strategie der Spannung, wodurch die spätere Aufklärung der Vorgänge (parlamentarisch oder gerichtlich) durch das Fehlen von Dokumenten und den Willen der Beteiligten zur Verschleierung in den meisten Fällen zwangsläufig äußerst lückenhaft gerät. |
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== Zitate == |
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''Man musste Zivilisten angreifen, Männer, Frauen, Kinder, unschuldige Menschen, unbekannte Menschen, die weit weg vom politischen Spiel waren. (...) Der Grund dafür war einfach. Die Anschläge sollten das italienische Volk dazu bringen, den Staat um grössere Sicherheit zu bitten. Diese politische Logik liegt all den Massakern und Terroranschlägen zu Grunde, welche ohne richterliches Urteil bleiben, weil der Staat sich ja nicht selber verurteilen kann.'' |
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Vincenzo Vinciguerra, 1990 wegen Mordes an drei Carabinieri verurteilter Rechtsextremist und Mitglied der Geheimorganisation [[Gladio]], Quelle: [http://www.isn.ethz.ch/php/documents/collection_gladio/newspapers/bund_20_12_2004.pdf Schweizer Zeitung "Der Bund"] |
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''Terror eignet sich mehr als irgendeine andere militärische Strategie dazu, die Bevölkerung zu manipulieren.'' |
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Dr. Daniele Ganser, Historiker und [[Gladio]]-Forscher (Quelle: [http://www.isn.ethz.ch/php/documents/collection_gladio/newspapers/europaer_1_04_2005.pdf Der Europäer, Jg. 9 / Nr. 6 / April 2005]) |
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== Beispiele == |
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''Beispiele für Anwendung einer Strategie der Spannung in der jüngeren Geschichte:'' |
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* [[Südafrika]] - Südafrikanischen Sicherheitsdiensten nahestehende Kräfte verübten in den 80er und 90er Jahren Terroranschläge und Morde, die der schwarzen Widerstandsbewegung [[African National Congress]] (ANC) zugeordnet wurden, um deren Einfluss zu schmälern [http://www.info.gov.za/otherdocs/2003/trc/4_3ap.pdf (Bericht] der südafrikanischen [[Wahrheits- und Versöhnungskommission]], wichtigste Punkte in Paragraph 3 und 5 der ersten Seite zusammengefasst)] |
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* [[Italien]] - zahlreiche Terroranschläge der 70er und 80er Jahre wurden von rechtsgerichteten geheimdienstnahen Kräften begangen und von offizieller Seite der extremen Linken zugeordnet (siehe auch [[Gladio]], [[Rote Brigaden]], [[Demagnetize]], [[Propaganda Due]]) |
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* [[Chile]] - vor und während der Regierungszeit des sozialistischen Präsidenten [[Salvador Allende]] führte die [[CIA]] eine verdeckte Operation zusammen mit Teilen des chilenischen Geheimdienstes [[DINA]] durch. Ziel war der Sturz der gewählten Regierung, unter anderem wurden landesweite Streiks in wichtigen Industriezweigen organisiert (Transport) und die resultierende Schwächung der Wirtschaft Allende zugeschrieben. Nach einem Putsch gegen Allende 1973 begann die systematische Verfolgung, Folterung und Ermordung von Sozialisten und Gewerkschaftern unter dem Deckmantel der Bekämpfung von "Subversiven" und "Terroristen" (siehe auch [[Operation Condor]], [[Französische Doktrin]]). |
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''Beispiele für wahrscheinliche Anwendung einer Strategie der Spannung:'' |
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* [[Algerien]] - während des [[Bürgerkrieg|Bürgerkriegs]] der 90er Jahre wurden zahlreiche Massaker an der Zivilbevölkerung unter Umständen begangen, die eine Beteiligung von Sicherheitskräften wahrscheinlich erscheinen ließen. [http://www.algeria-watch.de/infomap/infom11/i11rezension.htm Gute Zusammenfassung eines Untersuchungsberichts zu den Massakern in Algerien] [http://zeus.zeit.de/text/archiv/2002/40/200240_essay.algerien.xml | Hintergrundartikel aus der Wochenzeitung "Die Zeit"] |
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== Siehe auch == |
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* [[Verdeckte Operation]] |
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* [[Gladio]] |
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* [[Propaganda Due]] |
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* [[Rote Brigaden]] |
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* [[Demagnetize]] |
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== Literatur == |
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*Daniele Ganser: ''Nato's Secret Armies: Operation Gladio and Terrorism in Western Europe''. Frank Cass, London 2005, ISBN 0714685003 |
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*Leo A. Müller, Werner Raith (Hrsg.): ''Gladio, das Erbe des Kalten Krieges. Der [[NATO]]-Geheimbund und seine deutschen Vorläufer''. Rowohlt, Reinbek 1991, ISBN 3499129930 |
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*Habib Souaïdia: ''"Schmutziger Krieg in Algerien. Bericht eines Ex-Offiziers der Spezialkräfte der Armee (1992–2000)"''. Chronos-Verlag, Zürich 2001, ISBN 3034005377 |
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*Youcef Bedjaoui, Abbas Aroua und Meziane Ait-Larbi (Hg.): ''"An Inquiry into the Algerian Massacres"'' Verlag Hoggar, Genf 1999, ISBN 940130086 |
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*J. Patrice McSherry: ''"Predatory States: Operation Condor and Covert War in Latin America"''. Rowman & Littlefield Publishers, 2005, ISBN 0742536874 |
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== Weblinks == |
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*[http://www.isn.ethz.ch/php/collections/coll_gladio.htm Forschungsprojekt zur Geheimdienstoperation [[Gladio]]] mit umfangreicher, online einsehbarer Dokumentensammlung von [http://www.css.ethz.ch/research/research_projects/people/dganser Dr. Daniele Ganser], Historiker an der [http://www.ethz.ch/ ETH Zürich] |
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* [http://www.gsoa.ch/gsoa/zeitung/118/?selection=24 Interview] mit [http://www.css.ethz.ch/research/research_projects/people/dganser Dr. Daniele Ganser] über die Ergebnisse des [http://www.isn.ethz.ch/php/collections/coll_gladio.htm Gladio-Forschungsprojekts] an der [http://www.ethz.ch/ ETH Zürich] |
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*[http://www.wiese-mau.de/geheimdienste/gladio.htm gute Zusammenstellung zur Operation Gladio] von ''www.quibono.net'' |
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*[http://www.info.gov.za/otherdocs/2003/trc/4_3ap.pdf Bericht der südafrikanischen Wahrheitskommission zu Terroranschlägen durch rechtsgerichtete Kräfte], wichtigste Punkte in Paragraph 3 und 5 der ersten Seite zusammengefasst |
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*[http://www.algeria-watch.de/infomap/infom11/i11rezension.htm Gute Zusammenfassung des unter Literatur aufgeführten Untersuchungsberichts zu den Massakern in Algerien] |
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*[http://zeus.zeit.de/text/archiv/2002/40/200240_essay.algerien.xml Hintergrundartikel aus der Wochenzeitung "Die Zeit" über den Bürgerkrieg in Algerien] |
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*[http://www.3sat.de/3sat.php?http://www.3sat.de/kulturzeit/lesezeit/19115/ Bericht über die Verwicklung algerischer Staatsorgane in Folter, Morde und Massaker bei 3sat] inkl. Link zu einem Interview (Real-Video) mit dem langjährigen ARD-Korrespondenten in Algerien |
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[[Kategorie:nachrichtendienstlicher Begriff]][[Kategorie:Politik]] |
Aktuelle Version vom 4. August 2024, 23:25 Uhr
Der Ausdruck Strategie der Spannung (englisch: strategy of tension, italienisch: strategia della tensione) bezeichnet einen Komplex aus verdeckten Maßnahmen zur Destabilisierung des gesellschaftlichen Gefüges oder Verunsicherung von Bevölkerungsteilen, einer Region oder eines Staates, ausgeführt oder gefördert durch staatliche Organe. Ursprünglich wurde der Begriff auf Vorgänge in Italien in den 1970er und 1980er Jahren bezogen.[1][2][3][4] Die Thematik wird kontrovers in der Literatur diskutiert[5] und in Zusammenhang mit Verschwörungstheorien zu Terroranschlägen besprochen.[6]
Begriff
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Der Begriff strategy of tension wurde erstmals 1969 in einem Artikel des Observer verwendet, in dem verdeckte Operationen des italienischen Staates dargestellt wurden.[7]
Anwendungen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Italien
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Bekanntheit erlangte der Bedeutungszusammenhang „Strategie der Spannung“ 1990 in der politischen und juristischen Aufarbeitung der terroristischen Verbrechen in Italien zwischen 1969 und 1984. In den "Bleiernen Jahren" (Anni di piombo) wurden zahlreiche Terroranschläge unter „falscher Flagge“ von italienischen Geheimdiensten, Rechtsextremisten und der Geheimloge Propaganda Due (P2) verübt, um ein Szenario der scheinbaren konstanten Bedrohung durch politischen Linke, insbesondere die Kommunistische Partei Italiens, zu inszenieren.
Die Bezeichnung wird auch für Handlungsweisen von Terroristen zur Verschärfung der Spannungen innerhalb der Bevölkerung oder zur Destabilisierung der Staatsmacht verwendet.[8][9]
Südafrika
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Südafrikanischen (weißen) Sicherheitsdiensten nahestehende Kräfte verübten in den 1980er und 1990er Jahren Terroranschläge gegen und Morde an Zivilisten, die der schwarzen Widerstandsbewegung African National Congress (ANC) angelastet wurden, um deren Ansehen zu schädigen und somit deren Einfluss zu unterminieren. Der ANC dementierte, dass er für die Anschläge verantwortlich sei. Er führte an, dass für die Taten eine dritte Kraft (Third Force) verantwortlich sei, was nach dem Ende der Apartheid bestätigt wurde.[10] Da zur Zeit der Anschläge eine Beteiligung von regierungsnahen, weißen Kräften an den Terroranschlägen unvorstellbar war, litt das Ansehen des ANC unter der weißen Bevölkerung, wie von den Urhebern beabsichtigt. Die weiße Minderheitsregierung erhoffte sich die Stärkung ihrer Autorität und die Unterstützung seitens der weißen Bevölkerung.[11] Zudem wurden, unter anderem durch Waffenlieferungen, gewaltsame Konflikte unter schwarzen Bevölkerungsgruppen geschürt, die mehrere tausend Opfer forderten.
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ strategia della tensione in "Dizionario di Storia". In: www.treccani.it. Abgerufen am 15. Januar 2017.
- ↑ Clara Cardella, Giuseppe Intilla, Marilena Macaluso, Giuseppina Tumminelli: Criminal Network. Politica, amministrazione, ambiente e mercato nelle trame della mafia: Politica, amministrazione, ambiente e mercato nelle trame della mafia. FrancoAngeli, 2011, ISBN 978-88-568-6483-0, S. 15 (google.de [abgerufen am 15. Januar 2017]).
- ↑ Anna Cento Bull: Italian Neofascism: The Strategy of Tension and the Politics of Nonreconciliation. Berghahn Books, 2012, ISBN 978-0-85745-450-8, S. 76 (google.de [abgerufen am 15. Januar 2017]).
- ↑ David J. Whittaker: The Terrorism Reader. Routledge, 2012, ISBN 978-0-415-68731-7 (google.de [abgerufen am 15. Januar 2017]).
- ↑ Randall D. Law: The Routledge History of Terrorism. Routledge, 2015, ISBN 978-1-317-51486-2 (google.de [abgerufen am 15. Januar 2017]).
- ↑ Peter Knight: Conspiracy Theories in American History: An Encyclopedia. ABC-CLIO, 2003, ISBN 978-1-57607-812-9 (google.de [abgerufen am 15. Januar 2017]).
- ↑ Anna Cento Bull: Italian Neofascism: The Strategy of Tension and the Politics of Nonreconciliation. Berghahn Books, 2012, ISBN 978-0-85745-450-8 (google.de [abgerufen am 16. Januar 2017]).
- ↑ Sebastian Scheerer: Die Zukunft des Terrorismus: drei Szenarien. Zu Klampen!, 1. Januar 2002, S. 35, 139 (google.de [abgerufen am 15. Januar 2017]).
- ↑ Jan Oskar Engene: Terrorism in Western Europe: Explaining the Trends Since 1950. Edward Elgar Publishing, 2004, ISBN 978-1-78100-858-4, S. 157 (google.de [abgerufen am 15. Januar 2017]).
- ↑ Wahrheits- und Versöhnungskommission: APPENDIX: THE ‘THIRD FORCE’. (PDF; 70 kB) Archiviert vom am 6. Februar 2012; abgerufen am 27. Juli 2008 (englisch, die wichtigsten Punkte sind in den Paragraphen 3 bis 5 und 12 bis 15 zusammengefasst).
- ↑ Philip Jenkins: Images of Terror: What We Can and Can't Know About Terrorism. Transaction Publishers, ISBN 978-0-202-36674-6 (google.de [abgerufen am 17. Januar 2017]).