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„Speisepilz“ – Versionsunterschied

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[[Datei:Grzyby Pasaż Natoliński w Warszawie.jpg|mini|Straßenverkauf von verschiedenen Speisepilzen in [[Warschau]], [[Polen]]]]
[[en:Edible mushroom]]
'''Speisepilz''' ist der [[Küchensprache|küchensprachliche]] Oberbegriff für [[Fruchtkörper]] verschiedener [[Pilze|Pilzarten]], die genießbar und wohlschmeckend sind. Die meisten Speisepilzarten gehören in der [[Mykologie|mykologischen]] [[Systematik (Biologie)|Systematik]] zu den [[Ständerpilze]]n, allerdings gibt es auch unter den [[Schlauchpilze]]n einige beliebte Speisepilze wie [[Echte Trüffeln|Trüffeln]] oder [[Morcheln]]. Es gibt mehrere hundert Arten von Speisepilzen in Mitteleuropa, von denen aber nur einige Dutzend allgemein bekannt sind und häufiger verzehrt werden.


In [[Österreich]] und [[Dialekt|mundartlich]] in Bayern werden sie auch ''[[Schwammerl]]'', im [[Erzgebirge]] ''Schwamme'', in [[Sachsen]] ''Schwämmeln'' genannt, in der [[Schweiz]] verwendet man neben ''Pilz'' auch ''Schwümm''.
<!--Bitte nicht jeden denkbaren Begriff verlinken! Verweise sind nur sinnvoll, wenn sie Zusatzinformtionen zum eigentlichen Thema liefern können. Danke.-->


== Nährwert und Giftigkeit ==
[[Bild:Pilzkorb.jpg|thumb|250px|Ein Korb voller Speisepilze]]
Speisepilze werden die Pilze genannt, die für Menschen genießbar sind. Sie enthalten kaum Fett oder Kohlenhydrate und haben daher nur einen geringen [[Physiologischer Brennwert|physiologischen Brennwert]]. Für die menschliche Ernährung sind sie vor allem wegen ihres Protein-, Vitamin- und Mineralstoffgehalts interessant.


{{Infobox Inhaltsstoffe
'''Speisepilz''' ist der küchensprachliche Oberbegriff für [[Fruchtkörper]] verschiedener [[Pilze|Pilz]]arten, die genießbar und wohlschmeckend sind. Die meisten Speisepilzarten gehören in der [[Mykologie|mykologischen]] Systematik zu den [[Ständerpilze]]n.
| Name = Pilze frisch gegart<ref>{{Internetquelle |url=http://www.uni-hohenheim.de/wwwin140/INFO/LM/klmns.htm#Pilze%20frisch%20gegart |titel=Inhaltsstoffe für Kartoffel, Pilze |titelerg=Ernährungsinformationssystem der Universität Hohenheim |werk=[[Universität Hohenheim|uni-hohenheim.de]] |hrsg=Institut für Biologische Chemie und Ernährungswissenschaft, [[Universität Hohenheim]] |sprache=de |offline=1 |archiv-url=https://web.archive.org/web/20140208111858/http://www.uni-hohenheim.de/wwwin140/INFO/LM/klmns.htm#Pilze%20frisch%20gegart |archiv-datum=2014-02-08 |abruf=2025-02-06 |kommentar=Die tatsächlichen Gehalte können je nach Sorte und Standort erheblich von den Durchschnittswerten abweichen.}}</ref>
| Brennwert = 63&nbsp;kJ (15,1&nbsp;kcal)
| Wasser = 93,3 g
| Eiweiß = 2,7 g
| Kohlenhydrate = 0,5 g
| Ballaststoffe = 2,1 g
| Fett = 0,1 g
| Vitamin A = 2,0 µg
| Vitamin B1 = 0,1 mg
| Vitamin B2 = 0,4 mg
| Vitamin B3 =
| Vitamin B5 =
| Vitamin B6 = 0,1 mg
| Vitamin B7 =
| Vitamin B9 =
| Vitamin B12 =
| Vitamin C = 3,8 mg
| Vitamin D =
| Vitamin E = 0,1 mg
| Vitamin K1 =
| Vitamin K2 =
| Calcium = 11 mg
| Eisen = 1,1 mg
| Magnesium = 11 mg
| Natrium = 7,0 mg
| Phosphor = 123,0 mg
| Kalium = 305,0 mg
| Zink = 0,5 mg
}}


Anders als bei Pflanzen besteht das stützende Zellgerüst der Pilze aus [[Chitin]], was zu ihrer teils schwereren Verdaulichkeit beitragen mag.
Es gibt mehrere hundert Arten von Speisepilzen in Mitteleuropa, von denen aber nur einige Dutzend allgemein bekannt sind und häufiger verzehrt werden.


Nicht alle Pilze, wohl aber alle Speisepilze sind nach ausreichendem Garen genießbar. Mit wenigen Ausnahmen sind die meisten Arten roh unbekömmlich oder giftig, beispielsweise enthält der [[Perlpilz]] [[Hitzelabil|hitzelabile]] [[Hämolyse|Hämolysine]]. Einige essbare Pilze enthalten Substanzen, die in Kombination mit [[Alkoholische Getränke|alkoholischen Getränken]] zu Beschwerden führen können, z.&nbsp;B. der [[Falten-Tintling]].
In Bayern und Österreich werden sie mundartlich [[Schwammerl]] genannt.


Speisepilze sollten frisch verarbeitet werden, da sich die Proteine schnell zersetzen und unbekömmlich oder sogar giftig werden können. Deshalb kann der Verzehr von verdorbenen oder ungenügend erhitzten Speisepilzen zu einer [[Pilzvergiftung]] führen. Solche „unechten Pilzvergiftungen“ sind viel häufiger als echte Pilzvergiftungen, die durch [[Giftpilz]]e verursacht werden. Allerdings wird die Zersetzung der Proteine durch die verbreitete Nutzung von [[Kühlschrank|Kühlschränken]] deutlich verlangsamt. Bei Wildpilzen ist aber zu beachten, dass deren Inhaltsstoffe oft noch nicht ausreichend erforscht sind, und es daher nicht sicher ist, ob bei der Lagerung und beim Aufwärmen ungenießbare Inhaltsstoffe entstehen.
===Nährwert===


== Kulinarischer Wert ==
Speisepilze sind kalorienarm, eiweiß-, mineralstoff- und ballaststoffreich. Sie reichern jedoch auch Schwermetalle an, die infolge der Industrialisierung und besonders als radioaktive Isotope aus dem Reaktorunfall von [[Tschernobyl]] in ihren Lebensraum gelangt sind. Dies gilt jedoch nur für im Freien gesammelte Pilze und ist wegen deren seltenem Verzehr kaum bedenklich. Zuchtpilze sind dagegen besonders wenig belastet, weil sie unter möglichst sterilen, abgeschotteten Bedingungen ohne Einsatz von Agrargiften gezogen werden.
Das geschmackliche Spektrum der Speisepilze reicht von würzig oder scharf bis zu mild aromatisch oder gar fad. Die am meisten geschätzten Arten verleihen einem Gericht, sei es als Hauptbestandteil oder als Zutat, eine charakteristische Note. Je nach Art werden Speisepilze am besten gebraten, [[Schmoren|geschmort]], gekocht oder zuerst getrocknet, um eingeweicht oder gemahlen als Zutat beziehungsweise Gewürz zu dienen.
Manche Speisepilzarten werden bei der Zubereitung schleimig, was durch vorheriges Entfernen von Huthaut und Lamellen, Mischen mit festeren Arten oder durch vorherige Trocknung vermindert werden kann.


Alle Speisepilze lassen sich nach gründlichem Säubern und [[Blanchieren]] einfrieren. Die traditionelle Methode zur Konservierung ist das Trocknen, wozu frische, madenfreie Exemplare feinblättrig geschnitten und anschließend für einige Tage auf eine Schnur gezogen oder auf Papier ggf. auf einem Heizkörper ausgebreitet werden. Vollständig ausgetrocknet sind sie dann unter Luftabschluss jahrelang haltbar. Nicht alle Pilzarten sind für das Trocknen zu empfehlen; besonders gut geeignet sind [[Steinpilze]] und [[Maronen-Röhrling|Maronenröhrlinge]], die dadurch ein intensiveres Aroma entwickeln.
Anders als bei Pflanzen besteht das stützende Zellgerüst der Pilze aus [[Chitin]], was zu ihrer etwas schwereren Verdaulichkeit beitragen mag.


== Galerie einiger bekannter Speisepilze ==
Es gibt viele ungenießbare oder giftige, teilweise tödlich giftige Pilzarten, deren Fruchkörper denen genießbarer Arten oberflächlich oder sogar täuschend ähnlich sehen. Daher ist beim Sammeln, aber auch beim Kauf von gesammelten Pilzen "am Straßenrand" Vorsicht und Sorgfalt angemessen.
<gallery widths="150" heights="150" class="center">
Steinpilz-1.jpg|Röhrlinge: [[Steinpilz]]
Goldröhrling-1.jpg|Röhrlinge: [[Goldröhrling]]
Kleiner Waldchampignon-1.jpg|Blätterpilze: [[Kleiner Waldchampignon]]
Edelreizker-1.jpg|Blätterpilze: [[Edelreizker]]
Parasol-1.jpg|Blätterpilze: [[Parasol]]
Schopftintling-1.jpg|Blätterpilze: [[Schopftintling]]
Semmelstoppelpilz-1.jpg|Stachelpilze: [[Semmelstoppelpilz]]
Pfifferling-1.jpg|Nichtblätterpilze: [[Pfifferling]]
Speisemorchel-1.jpg|Nichtblätterpilze: [[Speisemorchel]]
Krause Glucke-1.jpg|Nichtblätterpilze: [[Krause Glucke]]
Truffe noire du Périgord.jpg|Trüffel: [[Perigord-Trüffel]]
</gallery>


== Speisepilze im Handel ==
Die meisten Speisepilze sollten frisch verarbeitet werden, da sich ihr Eiweiß schnell zersetzt und unbekömmlich oder sogar giftig werden kann. Zuchtpilze wie Champignons sind robuster und können länger roh aufbewahrt werden.
Viele Pilzarten leben in Symbiose mit bestimmten Pflanzen ([[Mykorrhiza]]) und können bisher nicht gezüchtet werden. Erfolgreich züchten lassen sich nur einige [[Saprophyten]], die dann in der Lebensmittelwirtschaft eine Rolle spielen. Dazu gehören [[Champignons|Zuchtchampignon]], [[Austern-Seitling]], [[Brauner Kräuter-Seitling|Kräuterseitling]], [[Shiitake]], [[Stockschwämmchen]] und [[Judasohr]] („Mu-Err“ bzw. „Chinamorchel“) und seit neuerem auch der rotbraune [[Riesen-Träuschling]] (''Stropharia rugosoannulata''), auch als „chinesischer Mandelpilz“ in den Supermarktregalen. Als Konserve findet man eine Zuchtform des [[Samtfußrüblinge|Samtfußrüblings]] aus China, dort „Goldnadelpilz“ (Jīn Zhēn Gū) genannt und weltweit eine der am meisten angebauten Pilzarten.


Ein Zuchtpilz mit wirtschaftlicher Bedeutung in Südostasien ist der [[Dunkelstreifiger Scheidling|Reisstrohpilz]] (thailändisch: „Het Fang“, เห็ดฟาง), eine Zuchtform des auch in Europa vorkommenden [[Dunkelstreifiger Scheidling|Schwarzstreifigen Scheidlings]] (''Volvariella volvacea''). Er wird auf Reisstrohsubstrat gezüchtet, in dem man die [[Pilzanbau|Pilzkulturen]] mit schattenspendenden Palmwedeln abdeckt und so ein wachstumsförderndes [[Mikroklima]] erzeugt. Die Art wird mittlerweile auch in Mitteleuropa als Konserve im asiatisch geprägten Lebensmittelhandel angeboten.<ref>''[https://fundkorb.de/?FundGroup___Thailand_News Artikel auf Fundkorb.de]'' vom 3. Januar 2008 „Thailands beliebtester und meistverzehrter Speisepilz“.</ref> Dort werden auf den Märkten auch verbreitet „Zuchtpilze“ angeboten, die in der Natur gesammelt, dort aber von Termitenvölkern in einer Symbiose aktiv kultiviert werden, genannt „Termitenbau- oder Termitenpilze“ (Arten der Gattung ''[[Termitomyces]]'', zum Beispiel ''Termitomyces albiceps'', ''T. fuliginosus'', ''T. striatus'', thailändisch: „Het Kon“, เห็ดโคน bzw. „Hed Kha Kai“, เห็ดขาไก่).<ref>Clay’s Kitchen – Thai Food Glossary: ''[https://www.panix.com/~clay/cookbook/bin/thai.cgi Termite mushrooms].'' In: ''panix.com'' (englisch).</ref>
===Kulinarischer Wert===


Im Sommer und Herbst kommen meist in den Wäldern Ost- und Südosteuropas gesammelte Speisepilze in größeren Mengen auf den Markt, vor allem [[Echter Pfifferling|Pfifferlinge]], [[Steinpilze]] und [[Maronen-Röhrling|Maronenröhrlinge]], gelegentlich [[Semmel-Stoppelpilz|Semmelstoppelpilze]] und [[Riesenbovist]]e. Eine Sonderrolle spielen die sehr seltenen und äußerst begehrten [[Trüffel]]n aus Frankreich und Italien. All diese aus dem Ausland importierten Arten stehen in Deutschland unter Naturschutz. Sie sind nach der [[Bundesartenschutzverordnung]] in Anlage 1 als „besonders geschützt“ aufgeführt, mit der Ausnahmeregelung, dass sie in geringen Mengen zum Eigenbedarf gesammelt werden dürfen (nicht aber zu kommerziellen Zwecken).<ref>''[https://www.gesetze-im-internet.de/bartschv_2005/anlage_1.html Verordnung zum Schutz wild lebender Tier- und Pflanzenarten (Bundesartenschutzverordnung – BArtSchV) Anlage 1 (zu § 1)]'', auf ''gesetze-im-internet.de'', abgerufen am 6. Februar 2025.</ref>
Das geschmackliche Spektrum der Speisepilze reicht von würzig oder scharf bis zu mild aromatisch oder gar fad. Die am meisten geschätzten Sorten verleihen einem Gericht, sei es als Hauptbestandteil oder als Zutat, eine charakteristische Note. Je nach Art werden Speisepilze am besten gebraten, geschmort, gekocht oder zuerst getrocknet, um eingeweicht oder gemahlen als Zutat bzw. Gewürz zu dienen.


Bis vor wenigen Jahren wurden auch [[Grünling (Pilz)|Grünlinge]] verkauft, bis diese als ursächlich für einige Fälle von einer tödlich verlaufenden [[Rhabdomyolyse]] identifiziert wurden.
Manche Speisepilzarten werden bei der Zubereitung schleimig, was durch vorheriges Entfernen von Huthaut und Lamellen, Mischen mit festeren Arten oder durch vorherige Trocknung vermindert werden kann. Nicht jeder stört sich daran.


== Sammeln und Bestimmen ==
Alle Speisepilze lassen sich nach gründlichem Säubern und blanchieren (kurzem Aufkochen in Wasser) einfrieren. Die traditionelle Methode zur Konservierung ist das Trocknen, wozu frische, madenfreie Exemplare feinblättrig geschnitten werden, um anschließend für einige Tage auf eine Schnur gezogen oder auf Papier ausgebreitet zu werden. Vollständig ausgetrocknet sind sie dann unter Luftabschluß jahrelang haltbar. Nicht alle Pilzarten sind für das Trocknen zu empfehlen; besonders gut geeignet sind [[Steinpilz]]e und [[Maronenröhrling]]e, die dadurch ein intensiveres Aroma entwickeln.
[[Datei:Mushroom collector in a forest, south of Berlin in Brandenburg, 2012-10-21 140012.jpg|mini|Pilzsammler in einem Wald (im Vordergrund: Grüne Knollenblätterpilze (Amanita phalloides)), südlich von Berlin in Brandenburg]]
Speisepilze können das ganze Jahr über gesammelt werden, die ergiebigste Jahreszeit ist allerdings die „Pilzsaison“ etwa von August bis Ende Oktober, in der die bekanntesten Arten ihre Fruchtkörper ausbilden. Günstig für deren Wachstum sind hinreichende Wärme und mäßige Feuchtigkeit. Bei anhaltender trockener Hitze oder auch kühler Nässe ist nur mit geringen Funden zu rechnen.


Es gibt kein allgemeines Kriterium zur Unterscheidung von Speisepilzen und [[Giftpilz]]en. Daher sind genaue Kenntnisse über das Aussehen ihrer Fruchtkörper unabdingbar. Unbekannte oder nicht sicher bestimmte Pilze sollte man nicht verzehren.
===Speisepilze im Handel===


Hierbei ist auch zu berücksichtigen, dass einige Pilze (zum Beispiel [[Grünling (Pilz)|Grünling]], [[Nebelgrauer Trichterling]] und [[Kahler Krempling]]), die vor einigen Jahrzehnten noch als Speisepilze galten, sich inzwischen als giftig herausgestellt haben. Bei der Bestimmung sollte also auf aktuelle Kenntnisse und Bücher zurückgegriffen werden.
Da die meisten Pilzarten als Symbionten oder Schmarotzer in enger Lebensgemeinschaft mit bestimmten Pflanzen leben, lassen sich nur wenige Arten mit Erfolg züchten und spielen dann in der Lebensmittelwirtschaft eine Rolle. Dazu gehören Zucht-[[Champignon]]s, [[Austernseitling]], [[Shiitake]], [[Stockschwämmchen]] und [[Judasohr]]en ("[[Chinamorchel]]n").


=== Ausrüstung ===
Im Sommer und Herbst kommen meist in den Wäldern Ost- und Südosteuropas gesammelte Speisepilze anderer Arten in größeren Mengen auf den Markt, vor allem [[Pfifferling]]e, Steinpilze und Maronenröhrlinge, gelegentlich [[Semmelstoppelpilz]]e und [[Riesenbovist]]e. Eine Sonderrolle spielen die sehr seltenen und äußerst begehrten [[Trüffel]]n aus Frankreich und Italien.
[[Datei:Basket of a mushroom collector, south of Berlin in Brandenburg, 2012-10-20 152209.jpg|mini|Korb und Schweizer Armeemesser eines Pilzsammlers]]
Pilze sollten immer in luftigen, geräumigen Behältern wie Körben gesammelt und aufbewahrt werden, da sie meist druckempfindlich sind und bei Feuchtigkeit vorschnell verderben. Zum Ernten und Putzen wird ein handliches, scharfes Messer benötigt, möglichst ein Klapp- oder Taschenmesser. Schließlich sollte ein handliches, praxisorientiertes Pilzbestimmungsbuch mitgeführt werden, das vor allem Speisepilze und die mit ihnen verwechselbaren ungenießbaren oder giftigen Arten darstellt. Um sich lohnende Standorte für das nächste Jahr notieren zu können, sind Papier und Kugelschreiber oder [[Global Positioning System|GPS-Standortbestimmung]] von Nutzen. Eine Pilzbürste oder ein Pinsel ermöglichen das Reinigen. Nach einer neueren Untersuchung darf man stattdessen Pilze entgegen verbreiteter Ansicht durchaus abspülen, ohne einen Aromaverlust befürchten zu müssen.<ref>Sonja Helms: ''[https://www.stern.de/genuss/essen/verlieren-pilze-ihr-aroma--wenn-man-sie-abspuelt--6205084.html Küchenmythen – Verlieren Pilze ihr Aroma, wenn man sie abspült?]'' In: [[Der Stern]], 17. September 2017.</ref>


=== Sammeln ===
Bis vor wenigen Jahren wurden auch [[Grünling]]e verkauft, doch sie haben sich als latent giftig erwiesen, es gab Todesfälle.
Nur junge oder weitgehend unversehrte Pilze mittleren Alters lohnt es zu sammeln. Ältere Exemplare sind häufig von Maden befallen, von schlechterem Geschmack und zerfallen sehr schnell. Allzu junge Fruchtkörper sollten ebenfalls stehengelassen werden, weil sie ein hohes Verwechslungsrisiko bergen. Es ist zu empfehlen, die Pilze sofort zu reinigen, also Stielansatz, madige Stellen, Schnecken, Blätter, Erde und Nadeln und gegebenenfalls Huthaut und Lamellen beziehungsweise Röhren zu entfernen. Später ist die Reinigung wesentlich aufwendiger, da sich im Sammelkorb die Verunreinigungen verteilen.


Ist ein Pilz nicht gleich eindeutig zu bestimmen, sollte er herausgedreht werden, denn der Stielansatz kann wichtige Hinweise auf die Art geben. Genügt auch das nicht, sollte der Pilz weggeworfen oder gegebenenfalls ungeputzt in einem getrennten Behälter zur späteren Bestimmung mitgenommen werden.
Bei "am Straßenrand" angebotenen Pilzen ist Vorsicht geboten. Wer diese Pilze nicht eindeutig identifizieren kann, sollte sie auch nicht kaufen.


Es wird immer wieder behauptet, man solle Pilze mit einem scharfen Messer abschneiden, da sonst die „Wurzeln“ – also das [[Myzel]], der eigentliche Pilz – verletzt werden könnte. Dreht man den Pilz vorsichtig aus dem Boden, ist dies aber grundsätzlich nicht zu befürchten. Einige Pilzarten lassen sich überdies nur schwer ohne die Stielbasis bestimmen (zum Beispiel [[Wulstlinge|Knollenblätterpilze]]).
===Sammeln von Speisepilzen===


In einer mehr als dreißigjährigen Untersuchung auf verschiedenen Versuchsflächen kam die Schweizer ''Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft'' (WSL) 2005 zu dem Ergebnis, dass sich weder Methode (Schneiden oder Ausdrehen) noch Ausmaß des Pilzsammelns auf die Zahl und Artenvielfalt der Pilze auswirken. Dagegen wurde festgestellt, dass sich [[Stickstoff]]eintrag, also Düngung, negativ auf das Pilzwachstum auswirkt (siehe auch [[Magerrasen|Magerwiesen]]).
Es gibt kein allgemeines Kriterium zur Unterscheidung von Speisepilzen und Giftpilzen. Daher sind genaue Kenntnisse über das Aussehen ihrer Fruchtkörper unabdingbar. Unbekannte oder nicht sicher bestimmte Pilze sollte man nicht verzehren.


Anfänger sollten nach dem Sammeln einen örtlichen [[Pilzsachverständiger|Pilzsachverständigen]] bitten, das Sammelgut zu beurteilen. Eine aktuelle Liste der zugelassenen Sachverständigen für Deutschland findet man auf der Homepage der [[Deutsche Gesellschaft für Mykologie|Deutschen Gesellschaft für Mykologie]].
Pilze sollten immer in luftigen Behältern wie Körben gesammelt und aufbewahrt werden, da sie sonst vorschnell verderben. Um sie sicher bestimmen zu können, sollten sie möglichst tief am Stielansatz mit einem scharfen Messer abgeschnitten werden. Früher wurde empfohlen, sie vorsichtig aus dem Boden zu drehen, was aber das Mycel unnötig verletzen kann. Noch zu bestimmende Pilze gehören in einen getrennten Behälter. Es ist zu empfehlen, am Fundort sicher bestimmte Pilze sofort zu reinigen, also Stielansatz, madige Stellen, Blätter, Erde und Nadeln und gegebenenfalls Huthaut und Lamellen bzw. Röhren zu entfernen.


* In den Niederlanden ist das Sammeln von Pilzen und Waldfrüchten strikt verboten. Es drohen hohe Bußgelder; Kontrollen sind häufig.<ref>{{Internetquelle |autor=Ludger Peters |url=https://rp-online.de/nrw/staedte/nettetal/bussgeld-fuer-pilzsammler_aid-14003383 |titel=‚Boswachter‘ &#61; Waldwächter |titelerg=Nettetal – Bußgeld für Pilzsammler |werk=rp-online.de |hrsg=[[Rheinische Post]] Verlagsgesellschaft mbH |datum=2012-10-27 |sprache=de |offline=1 |archiv-url=https://web.archive.org/web/20180905214921/https://rp-online.de/nrw/staedte/nettetal/bussgeld-fuer-pilzsammler_aid-14003383 |archiv-datum=2018-09-05 |abruf=2025-02-06}}</ref>
===Bestimmung von Speisepilzen===
Zur Bestimmung werden Pilze zuerst in drei Gruppen eingeteilt (die nicht unbedingt mit der mykologischen Systematik übereinstimmen):
*[[Röhrlinge]] und [[Porlinge]]
*[[Blätterpilze|Blätter]]- oder [[Blätterpilze|Lamellenpilze]]
*[[Nichtblätterpilze]] (Gallert-, Bauch- und Schlauchpilze)


* In Deutschland darf man [[Naturschutzgebiet (Deutschland)|in Naturschutzgebieten]] die Wege nicht verlassen (auch nicht zum Sammeln von Waldfrüchten). Siehe auch [[Landeswaldgesetz]]e der Bundesländer.
Zur ersten Gruppe gehört als bekanntester Vertreter der Steinpilz. Charakteristisch bei Röhrlingen ist das schwammige, meist leicht ablösbare Röhrengewebe auf der Hutunterseite, das die [[Sporen]] enthält. In dieser Gruppe kommen nur sehr wenige ungenießbare oder giftige und keine tödlichen Arten vor; Anfänger sollten daher zunächst nur Röhrlinge sammeln.


=== Bestimmung ===
In der zweiten Gruppe gibt es wesentlich mehr Arten, davon neben hervorragenden Speisepilzen viele ungenießbare und giftige. Bekanntester Vertreter ist der Champignon, berüchtigt sind die tödlich giftigen [[Knollenblätterpilz]]e.
Zur Bestimmung werden Pilze zumeist in drei Gruppen eingeteilt (die nicht mit der [[Systematik der Pilze|mykologischen Systematik]] übereinstimmen):


* die ehemals als Röhrlinge bezeichneten [[Dickröhrlingsverwandte]]n und [[Stielporlingsartige]]n
Die dritte Gruppe läßt sich nicht exakt beschreiben, sie umfaßt so verschiedene Arten wie Pfifferlinge, Stäublinge, Glucken, Morcheln und Trüffeln. Zu dieser Gruppe gehören relativ viele nur jung genießbare oder ganz ungenießbare Pilze und einige giftige, von denen aber nur die Frühjahrslorchel tödlich ist.
* [[Blätterpilz|Blätter-]] oder [[Blätterpilze|Lamellenpilze]]
* [[Nichtblätterpilz]]e (Gallert-, Bauch- und Schlauchpilze)


Dieser leicht erkennbaren Einteilung (oder einer ähnlichen, feiner abgestuften) folgen die meisten praxisorientierten Pilzbestimmungsbücher.
Zur genaueren Bestimmung müssen Farbe, Form und Struktur des Huts, des Stiels und der Lamellen bzw. der Röhren anhand eines Handbuchs verglichen werden. Vorhandensein und Eigenschaften von Ring oder Scheide sind bei Blätterpilzen ebenfalls ein wichtiges Merkmal. Bei vielen Pilzarten verfärbt sich das Fleisch des Fruchtkörpers durch Verletzungen (Madenfraß, Druckstellen oder Zerschneiden) auf charakteristische Weise, was zur Unterscheidung sehr nützlich sein kann.


Zur ersten Gruppe gehört als bekanntester Vertreter der [[Steinpilze|Steinpilz]]. Charakteristisch bei Dickröhrlingsverwandten ist das schwammige, meist leicht ablösbare Röhrengewebe auf der Hutunterseite, das die [[Spore]]n enthält. In dieser Gruppe kommen nur sehr wenige ungenießbare oder giftige, aber keine tödlich giftigen Arten vor; Anfänger sollten daher zunächst nur Röhrlinge sammeln.
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''(wird demnächst fortgesetzt)''
In der zweiten Gruppe gibt es wesentlich mehr Arten, davon neben hervorragenden Speisepilzen viele ungenießbare und giftige. Bekannteste Vertreter sind die [[Champignons]] (diese sind allerdings schwierig untereinander unterscheidbar, einige Arten sind giftig), berüchtigt sind die tödlich giftigen [[Knollenblätterpilze]].

Die dritte Gruppe lässt sich nicht exakt beschreiben, sie umfasst so verschiedene Arten wie [[Echter Pfifferling|Pfifferlinge]], [[Stäublinge]], [[Glucken (Pilze)|Glucken]], [[Morcheln]] und [[Trüffel]]n. Zu dieser Gruppe gehören relativ viele nur jung genießbare oder ganz ungenießbare Pilze und einige giftige, von denen aber nur die [[Frühjahrs-Giftlorchel|Frühjahrslorchel]] tödlich wirken kann.

Zur genaueren Bestimmung müssen Farbe, Form und Struktur des Huts, des [[Stiel (Mykologie)|Stiels]] und der Lamellen beziehungsweise der Röhren anhand eines aktuellen Handbuchs verglichen werden. Vorhandensein und Eigenschaften von [[Annulus (Mykologie)|Ring]] oder Scheide sind bei Blätterpilzen ebenfalls ein wichtiges Merkmal. Weitere Merkmale können der Geruch und/oder der Geschmack sein, wobei Geschmacksproben nur bei mit Sicherheit ungiftigen Pilzen erfolgen dürfen (Ausnahme: [[Täublinge]] und [[Milchlinge]]). Bei vielen Pilzarten verfärbt sich das Fleisch des Fruchtkörpers durch Verletzungen ([[Made]]nfraß, Druckstellen oder Zerschneiden) auf charakteristische Weise, was zur Unterscheidung sehr nützlich sein kann. Ebenso die Farbe der Flüssigkeit, die bei einigen Arten nach Verletzungen austritt.

Die Sporenfarbe – ein weiteres Unterscheidungsmerkmal – lässt sich bestimmen, indem man einen nicht zu ausgereiften Hut auf ein Blatt Papier legt, mit einem Glas oder ähnlichem abdeckt, und einige Stunden wartet. Anschließend sind Lamellenstruktur und Sporenfarbe auf dem Papier deutlich zu erkennen. Eine genaue Untersuchung der Sporen erfordert ein Mikroskop mit etwa 1000-facher Vergrößerung. Solche Sporenuntersuchungen sind jedoch für normale Pilzsammler meist nicht notwendig, sondern eher von pilzkundlichem Interesse.

Kenner vermögen essbare [[Täublinge]] und [[Milchlinge]] von giftigen oder ungenießbaren Arten ihrer [[Gattung (Biologie)|Gattungen]] zu unterscheiden, indem sie die [[Täublingsregel]] sachgerecht anwenden.

== Umweltgifte in Pilzen ==
Im Freien gesammelte Pilze können mit Schadstoffen belastet sein. Besonders Pilze aus exponierten Lagen (Straßenränder und Grünflächen im Innenstadtbereich) sollte man nicht verzehren, der [[Schwermetalle|Schwermetall]]<nowiki />gehalt kann hier sehr hoch sein. Dagegen sind Zuchtpilze unproblematisch, weil sie unter möglichst sterilen, abgeschotteten Bedingungen ohne Einsatz von Agrargiften gezogen werden.

=== Radioaktivität ===
Obwohl das [[Nuklearkatastrophe von Tschernobyl|Reaktorunglück von Tschernobyl]] sich schon 1986 ereignete, sind immer noch einige Pilze überdurchschnittlich hoch mit [[Caesium]]-137 [[Radioaktivität|radioaktiv]] belastet. Die gemessenen Werte sind zwar schon zurückgegangen, doch sie variieren regional sehr stark. Daher sollten [[Maronen-Röhrling|Maronenröhrlinge]], [[Frost-Schneckling|Frostschnecklinge]], [[Reifpilz]]e (auch als ''Zigeuner'' bekannt) und [[Trompetenpfifferling]]e nicht in großen Mengen verzehrt werden, da vor allem diese Speisepilze Caesium in besonders hohem Maße anreichern können. Des Weiteren besteht eine erhöhte Grundbelastung durch die oberirdischen [[Kernwaffentest|Atomtests]] der 50er- und 60er-Jahre. Jedoch lassen sich teils enorme Schwankungen der Belastung auch innerhalb einer Art damit nicht erklären. Weitere Faktoren für den Grad der Belastung sind Wald- und [[Bodenart]], Bodenparameter wie [[pH-Wert]] und Feuchtigkeit sowie die herrschenden Wetterbedingungen. Bei [[Mykorrhiza]]pilzen und [[Parasitismus|Parasiten]] spielen auch die physiologischen Eigenschaften des Symbionten beziehungsweise der Wirtspflanze eine Rolle.<ref>{{Literatur |Titel=Radioaktivität und Strahlung in Österreich 2005 und 2006 |TitelErg=Daten und Bewertung |Hrsg=Republik Österreich – [[Bundesministerium für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz#Organisation|BMG Sektion III]], [[Bundesministerium für Land- und Forstwirtschaft, Regionen und Wasserwirtschaft#Struktur|BMLFUW Sektion V]] |Verlag=Republik Österreich – BMG Sektion III, BMLFUW Sektion V |Ort=Wien |Datum=2009-05 |Sprache=de |Seiten=57 f. |Online=https://www.sozialministerium.at/dam/jcr:c01b90f0-ba0f-48c6-a39d-da8bd33de6e6/jb0506.pdf |Format=PDF |KBytes=742 |Abruf=2025-02-06}}</ref><!-- Originaleintrag bitte nicht löschen, bei Bedarf Kommentierung aufheben, THX!<ref>''[http://www.umweltnet.at/filemanager/download/46359/ Radioaktivität und Strahlung in Österreich 2005 und 2006. Daten und Bewertung]''. Republik Österreich, BMG Sektion III, BMLFUW Sektion V, Mai 2009. S. 57 f.</ref> --> Da die [[biologische Halbwertszeit]] von Caesium in Säugetieren gering ist,<ref>{{Internetquelle |url=https://jagd-freising.de/html/services/caesiummessung/caesiummessung.htm |titel=Cäsiummessung |titelerg=Services – Cäsiummessung |werk=jagd-freising.de |hrsg=Jagdschutz- und Jägerverein Freising Stadt und Land e.&nbsp;V. |sprache=de |abruf=2025-02-06}}</ref> sollte gelegentlicher Verzehr auch verhältnismäßig stark belasteter Pilze im Vergleich zur natürlichen Strahlungsbelastung kaum ins Gewicht fallen. Tiere, die viele Pilze verzehren, wie zum Beispiel Wildschweine, können jedoch Strahlungswerte aufweisen, die den Verkauf in Deutschland rechtlich unmöglich machen.<ref>{{Internetquelle |url=https://www.br.de/themen/ratgeber/bayern_pilze_wildschweine100.html |titel=Bayern nach Tschernobyl: Pilze und Wildschweine immer noch belastet {{!}} Themen |werk=br.de |hrsg=[[Bayerischer Rundfunk#Online-Angebot|Bayerischer Rundfunk]] |datum=2016-04-20 |abruf=2024-03-13}}</ref><ref>{{Internetquelle |autor= |url=https://www.bfs.de/DE/themen/ion/umwelt/lebensmittel/pilze-wildbret/pilze-wildbret.html |titel=Radioaktive Belastung von Pilzen und Wildbret |titelerg=Themen → Ionisierende Strahlung → Radioaktivität in der Umwelt → Lebensmittel → Strahlenbelastung von Pilzen und Wildbret |werk=bfs.de |hrsg=[[Bundesamt für Strahlenschutz]] – BfS |datum=2024-09-10 |sprache=de |abruf=2025-02-06}}</ref> In einer Erhebung aus dem Jahr 2023 hat das [[Bundesamt für Strahlenschutz]] (BfS) für einige Wildpilzarten in Deutschland Werte von über einem [[Becquerel (Einheit)|Kilobecquerel]] pro Kilogramm (kBq/kg) ermittelt. Der gesetzlich vorgeschriebene Höchstwert für Lebensmittel, die in Deutschland für den Handel bestimmt sind, beträgt 0,6 kBq/kg. Laut BfS führt der Verzehr von 200 Gramm Pilzen mit 2 kBq/kg Caesium-137 zu einer [[Strahlendosis]] von etwa 0,005 Millisievert. Bei einem Flug von Frankfurt nach New York beträgt die effektive Dosis zum Vergleich 0,032 bis 0,075 [[Sievert (Einheit)|Millisievert]].<ref>{{Internetquelle |url=https://www.grs.de/de/aktuelles/belastung-von-pilzen-und-wildschweinen-mit-radioaktivem-caesium-137 |titel=Belastung von Pilzen und Wildschweinen mit radioaktivem Cäsium-137 |werk=grs.de |hrsg=[[Gesellschaft für Anlagen- und Reaktorsicherheit]] |datum=2023-09-15 |abruf=2024-08-01}}</ref>

=== Schwermetalle ===
Einige Arten von Pilzen, die entlang stark befahrener Straßen, im Abgasstrom von Kohlekraftwerken, oder auf mit Klärschlamm gedüngten Feldern wachsen, reichern sich besonders mit schädlichen [[Schwermetalle]]n an. Insbesondere [[Blei]] und [[Cadmium]] tragen so bei Verzehr zu einer erhöhten Gesundheitsbelastung bei. Zu diesen Arten gehören bekannte Speisepilze wie der [[Weißer Anis-Champignon|Weiße Anischampignon]], der [[Gemeiner Riesenschirmling|Parasol]] und der [[Gemeiner Steinpilz|Fichtensteinpilz]]. Arten, die keine Schwermetalle anreichern, sind der [[Wiesen-Champignon|Wiesenchampignon]], [[Hexen-Röhrlinge|Hexenröhrlinge]], [[Morcheln]] und alle holzbewohnenden Pilze.<ref>Jochen Kurth: ''Pilze nach Jahreszeiten''. Verlag für die Frau, Leipzig 1990. S. 22.</ref> Der Bleigehalt ist in [[Saprobiont|saprophytisch]] lebenden Arten höher als in [[Mykorrhiza]]-Pilzen.<ref>P.&nbsp;K. Ouzouni, K.&nbsp;A. Riganakos: ''Nutritional value and metal content profile of Greek wild edible fungi''. In: ''Acta Alimentaria''. Band 36, Nr. 1, 2007, {{ISSN|0139-3006}}, S 99–110, [[doi:10.1556/AAlim.36.2007.1.11]], hier S. 107 (englisch).</ref> Die Belastung mit Schwermetallen ist – insbesondere für Laien – schwieriger zu messen (ein [[Geigerzähler]] schlägt nur bei radioaktiven Schwermetallen wie Uran an) und gefährlicher als allfällige radioaktive Kontamination, wird jedoch im medialen Diskurs oftmals weit weniger thematisiert.

=== Pflanzenschutzmittel ===
Innerhalb oder am Rande von intensiv bewirtschafteten Kulturen (z.&nbsp;B. Mais, Obst, Hopfen, Wein) besteht eine erhöhte Gefahr, dass [[Pestizid]]e und [[Herbizid]]e von Pilzen aufgenommen werden und somit in den menschlichen Körper gelangen können.

== Speisepilz des Jahres ==
Seit 2016 wird im Rahmen des [[Europäischer Pilztag|Europäischen Pilztages]] der [[Speisepilz des Jahres]] proklamiert.

== Literatur ==
* [[Gottfried Amann]]: ''Pilze des Waldes''. Neumann-Neudamm, Melsungen 2003, ISBN 3-7888-0763-6.
* [[Rose Marie Dähncke]]: ''200 Pilze für die Küche und ihre giftigen Doppelgänger. Ein Bestimmungsbuch für den Speisepilzsammler''. EBG-Verlags-GmbH/Bertelsmann-Club, Kornwestheim und Gütersloh 1987, ISBN 3-85502-145-7.
* [[Ewald Gerhardt]]: ''Pilze sammeln, aber richtig. Unsere besten Speisepilze und ihre giftigen Doppelgänger''. BLV, München, Wien, Zürich 2004, ISBN 3-405-16818-X.
* Hans E. Laux: ''Eßbare Pilze und ihre giftigen Doppelgänger''. Kosmos Verlags-GmbH, Stuttgart 2005 (Erstauflage 1985), ISBN 3-440-10240-8.
* Walter W.&nbsp;A. Pätzold, Hans E. Laux: ''1 mal 1 des Pilzesammelns''. Kosmos-Naturführer. Kosmos, Stuttgart 2004, ISBN 3-440-09692-0.
* Roger Phillips: ''Der große Kosmos-Naturführer Pilze''. Kosmos Verlags-GmbH, Stuttgart 1998 (Erstauflage 1982), ISBN 3-440-07501-X.

== Weblinks ==
{{Commonscat|Edible mushrooms|Speisepilze}}
{{Wiktionary}}
* [[Deutsche Gesellschaft für Mykologie]] e.&nbsp;V.: [https://www.dgfm-ev.de/service/materialien/poster-tafeln/verbraucherschutztafeln Verbraucherschutztafeln], [https://www.dgfm-ev.de/service/pilzsachverstaendige Liste der Pilzsachverständigen] auf ''dgfm-ev.de''
* [https://www.fedlex.admin.ch/eli/oc/2002/145/de AS 2002 781 – „Verordnung über Speisepilze“ – in der Schweiz offiziell als marktfähige Speisepilze zugelassene Arten] (PDF, 55&nbsp;kB), ''fedlex.admin.ch''
* [http://www.pilze.ch/pilzkontrollstellen/speisepilze.htm Geeignete Speisepilze] – Text und Liste von Speisepilzen von ''pilze.ch''
* Montag, K. & Ebert, H.: [http://tintling.com/artikel/Speisepilze_im_Lebensmittelgesetz.html Speisepilze im Lebensmittelgesetz] auf ''tintling.com''
* [https://www.awl.ch/pilze/vergleiche/pilzvergleiche.htm Speisepilze und ihre Doppelgänger] auf ''awl.ch''
* {{Internetquelle
|autor=Eva Kabai, Kathrin Baginski, Angela Poppitz-Spuhler
|url=https://doris.bfs.de/jspui/handle/urn:nbn:de:0221-2018111416808
|titel=Radioaktive Kontamination von Speisepilzen : Aktuelle Messwerte (Stand: 2017)
|titelerg=Fachbereich Strahlenschutz und Umwelt
|werk=doris.bfs.de
|hrsg=[[Bundesamt für Strahlenschutz]] – BfS
|datum=2018-11-15
|abruf=2025-02-06
|abruf-verborgen=1}}

== Einzelnachweise ==
<references />

{{Speisepilzhinweis}}
{{Normdaten|TYP=s|GND=4116560-3}}

[[Kategorie:Speisepilzart| ]]
[[Kategorie:Pilztyp]]

[[hu:Gombák#Ehető gombák]]

Aktuelle Version vom 15. April 2025, 06:54 Uhr

Straßenverkauf von verschiedenen Speisepilzen in Warschau, Polen

Speisepilz ist der küchensprachliche Oberbegriff für Fruchtkörper verschiedener Pilzarten, die genießbar und wohlschmeckend sind. Die meisten Speisepilzarten gehören in der mykologischen Systematik zu den Ständerpilzen, allerdings gibt es auch unter den Schlauchpilzen einige beliebte Speisepilze wie Trüffeln oder Morcheln. Es gibt mehrere hundert Arten von Speisepilzen in Mitteleuropa, von denen aber nur einige Dutzend allgemein bekannt sind und häufiger verzehrt werden.

In Österreich und mundartlich in Bayern werden sie auch Schwammerl, im Erzgebirge Schwamme, in Sachsen Schwämmeln genannt, in der Schweiz verwendet man neben Pilz auch Schwümm.

Nährwert und Giftigkeit

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Speisepilze werden die Pilze genannt, die für Menschen genießbar sind. Sie enthalten kaum Fett oder Kohlenhydrate und haben daher nur einen geringen physiologischen Brennwert. Für die menschliche Ernährung sind sie vor allem wegen ihres Protein-, Vitamin- und Mineralstoffgehalts interessant.


Nährwert pro 100 g Pilze frisch gegart[1]
Brennwert 63 kJ (15,1 kcal)
Wasser 93,3 g
Eiweiß 2,7 g
Kohlenhydrate 0,5 g
- Ballaststoffe 2,1 g
Fett 0,1 g
Vitamine und Mineralstoffe
Vitamin A 2,0 µg
Vitamin B1 0,1 mg
Vitamin B2 0,4 mg
Vitamin B6 0,1 mg
Vitamin C 3,8 mg
Vitamin E 0,1 mg
Calcium 11 mg
Eisen 1,1 mg
Magnesium 11 mg
Natrium 7,0 mg
Phosphor 123,0 mg
Kalium 305,0 mg
Zink 0,5 mg

Anders als bei Pflanzen besteht das stützende Zellgerüst der Pilze aus Chitin, was zu ihrer teils schwereren Verdaulichkeit beitragen mag.

Nicht alle Pilze, wohl aber alle Speisepilze sind nach ausreichendem Garen genießbar. Mit wenigen Ausnahmen sind die meisten Arten roh unbekömmlich oder giftig, beispielsweise enthält der Perlpilz hitzelabile Hämolysine. Einige essbare Pilze enthalten Substanzen, die in Kombination mit alkoholischen Getränken zu Beschwerden führen können, z. B. der Falten-Tintling.

Speisepilze sollten frisch verarbeitet werden, da sich die Proteine schnell zersetzen und unbekömmlich oder sogar giftig werden können. Deshalb kann der Verzehr von verdorbenen oder ungenügend erhitzten Speisepilzen zu einer Pilzvergiftung führen. Solche „unechten Pilzvergiftungen“ sind viel häufiger als echte Pilzvergiftungen, die durch Giftpilze verursacht werden. Allerdings wird die Zersetzung der Proteine durch die verbreitete Nutzung von Kühlschränken deutlich verlangsamt. Bei Wildpilzen ist aber zu beachten, dass deren Inhaltsstoffe oft noch nicht ausreichend erforscht sind, und es daher nicht sicher ist, ob bei der Lagerung und beim Aufwärmen ungenießbare Inhaltsstoffe entstehen.

Kulinarischer Wert

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Das geschmackliche Spektrum der Speisepilze reicht von würzig oder scharf bis zu mild aromatisch oder gar fad. Die am meisten geschätzten Arten verleihen einem Gericht, sei es als Hauptbestandteil oder als Zutat, eine charakteristische Note. Je nach Art werden Speisepilze am besten gebraten, geschmort, gekocht oder zuerst getrocknet, um eingeweicht oder gemahlen als Zutat beziehungsweise Gewürz zu dienen. Manche Speisepilzarten werden bei der Zubereitung schleimig, was durch vorheriges Entfernen von Huthaut und Lamellen, Mischen mit festeren Arten oder durch vorherige Trocknung vermindert werden kann.

Alle Speisepilze lassen sich nach gründlichem Säubern und Blanchieren einfrieren. Die traditionelle Methode zur Konservierung ist das Trocknen, wozu frische, madenfreie Exemplare feinblättrig geschnitten und anschließend für einige Tage auf eine Schnur gezogen oder auf Papier ggf. auf einem Heizkörper ausgebreitet werden. Vollständig ausgetrocknet sind sie dann unter Luftabschluss jahrelang haltbar. Nicht alle Pilzarten sind für das Trocknen zu empfehlen; besonders gut geeignet sind Steinpilze und Maronenröhrlinge, die dadurch ein intensiveres Aroma entwickeln.

Galerie einiger bekannter Speisepilze

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Speisepilze im Handel

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Viele Pilzarten leben in Symbiose mit bestimmten Pflanzen (Mykorrhiza) und können bisher nicht gezüchtet werden. Erfolgreich züchten lassen sich nur einige Saprophyten, die dann in der Lebensmittelwirtschaft eine Rolle spielen. Dazu gehören Zuchtchampignon, Austern-Seitling, Kräuterseitling, Shiitake, Stockschwämmchen und Judasohr („Mu-Err“ bzw. „Chinamorchel“) und seit neuerem auch der rotbraune Riesen-Träuschling (Stropharia rugosoannulata), auch als „chinesischer Mandelpilz“ in den Supermarktregalen. Als Konserve findet man eine Zuchtform des Samtfußrüblings aus China, dort „Goldnadelpilz“ (Jīn Zhēn Gū) genannt und weltweit eine der am meisten angebauten Pilzarten.

Ein Zuchtpilz mit wirtschaftlicher Bedeutung in Südostasien ist der Reisstrohpilz (thailändisch: „Het Fang“, เห็ดฟาง), eine Zuchtform des auch in Europa vorkommenden Schwarzstreifigen Scheidlings (Volvariella volvacea). Er wird auf Reisstrohsubstrat gezüchtet, in dem man die Pilzkulturen mit schattenspendenden Palmwedeln abdeckt und so ein wachstumsförderndes Mikroklima erzeugt. Die Art wird mittlerweile auch in Mitteleuropa als Konserve im asiatisch geprägten Lebensmittelhandel angeboten.[2] Dort werden auf den Märkten auch verbreitet „Zuchtpilze“ angeboten, die in der Natur gesammelt, dort aber von Termitenvölkern in einer Symbiose aktiv kultiviert werden, genannt „Termitenbau- oder Termitenpilze“ (Arten der Gattung Termitomyces, zum Beispiel Termitomyces albiceps, T. fuliginosus, T. striatus, thailändisch: „Het Kon“, เห็ดโคน bzw. „Hed Kha Kai“, เห็ดขาไก่).[3]

Im Sommer und Herbst kommen meist in den Wäldern Ost- und Südosteuropas gesammelte Speisepilze in größeren Mengen auf den Markt, vor allem Pfifferlinge, Steinpilze und Maronenröhrlinge, gelegentlich Semmelstoppelpilze und Riesenboviste. Eine Sonderrolle spielen die sehr seltenen und äußerst begehrten Trüffeln aus Frankreich und Italien. All diese aus dem Ausland importierten Arten stehen in Deutschland unter Naturschutz. Sie sind nach der Bundesartenschutzverordnung in Anlage 1 als „besonders geschützt“ aufgeführt, mit der Ausnahmeregelung, dass sie in geringen Mengen zum Eigenbedarf gesammelt werden dürfen (nicht aber zu kommerziellen Zwecken).[4]

Bis vor wenigen Jahren wurden auch Grünlinge verkauft, bis diese als ursächlich für einige Fälle von einer tödlich verlaufenden Rhabdomyolyse identifiziert wurden.

Sammeln und Bestimmen

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Pilzsammler in einem Wald (im Vordergrund: Grüne Knollenblätterpilze (Amanita phalloides)), südlich von Berlin in Brandenburg

Speisepilze können das ganze Jahr über gesammelt werden, die ergiebigste Jahreszeit ist allerdings die „Pilzsaison“ etwa von August bis Ende Oktober, in der die bekanntesten Arten ihre Fruchtkörper ausbilden. Günstig für deren Wachstum sind hinreichende Wärme und mäßige Feuchtigkeit. Bei anhaltender trockener Hitze oder auch kühler Nässe ist nur mit geringen Funden zu rechnen.

Es gibt kein allgemeines Kriterium zur Unterscheidung von Speisepilzen und Giftpilzen. Daher sind genaue Kenntnisse über das Aussehen ihrer Fruchtkörper unabdingbar. Unbekannte oder nicht sicher bestimmte Pilze sollte man nicht verzehren.

Hierbei ist auch zu berücksichtigen, dass einige Pilze (zum Beispiel Grünling, Nebelgrauer Trichterling und Kahler Krempling), die vor einigen Jahrzehnten noch als Speisepilze galten, sich inzwischen als giftig herausgestellt haben. Bei der Bestimmung sollte also auf aktuelle Kenntnisse und Bücher zurückgegriffen werden.

Korb und Schweizer Armeemesser eines Pilzsammlers

Pilze sollten immer in luftigen, geräumigen Behältern wie Körben gesammelt und aufbewahrt werden, da sie meist druckempfindlich sind und bei Feuchtigkeit vorschnell verderben. Zum Ernten und Putzen wird ein handliches, scharfes Messer benötigt, möglichst ein Klapp- oder Taschenmesser. Schließlich sollte ein handliches, praxisorientiertes Pilzbestimmungsbuch mitgeführt werden, das vor allem Speisepilze und die mit ihnen verwechselbaren ungenießbaren oder giftigen Arten darstellt. Um sich lohnende Standorte für das nächste Jahr notieren zu können, sind Papier und Kugelschreiber oder GPS-Standortbestimmung von Nutzen. Eine Pilzbürste oder ein Pinsel ermöglichen das Reinigen. Nach einer neueren Untersuchung darf man stattdessen Pilze entgegen verbreiteter Ansicht durchaus abspülen, ohne einen Aromaverlust befürchten zu müssen.[5]

Nur junge oder weitgehend unversehrte Pilze mittleren Alters lohnt es zu sammeln. Ältere Exemplare sind häufig von Maden befallen, von schlechterem Geschmack und zerfallen sehr schnell. Allzu junge Fruchtkörper sollten ebenfalls stehengelassen werden, weil sie ein hohes Verwechslungsrisiko bergen. Es ist zu empfehlen, die Pilze sofort zu reinigen, also Stielansatz, madige Stellen, Schnecken, Blätter, Erde und Nadeln und gegebenenfalls Huthaut und Lamellen beziehungsweise Röhren zu entfernen. Später ist die Reinigung wesentlich aufwendiger, da sich im Sammelkorb die Verunreinigungen verteilen.

Ist ein Pilz nicht gleich eindeutig zu bestimmen, sollte er herausgedreht werden, denn der Stielansatz kann wichtige Hinweise auf die Art geben. Genügt auch das nicht, sollte der Pilz weggeworfen oder gegebenenfalls ungeputzt in einem getrennten Behälter zur späteren Bestimmung mitgenommen werden.

Es wird immer wieder behauptet, man solle Pilze mit einem scharfen Messer abschneiden, da sonst die „Wurzeln“ – also das Myzel, der eigentliche Pilz – verletzt werden könnte. Dreht man den Pilz vorsichtig aus dem Boden, ist dies aber grundsätzlich nicht zu befürchten. Einige Pilzarten lassen sich überdies nur schwer ohne die Stielbasis bestimmen (zum Beispiel Knollenblätterpilze).

In einer mehr als dreißigjährigen Untersuchung auf verschiedenen Versuchsflächen kam die Schweizer Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft (WSL) 2005 zu dem Ergebnis, dass sich weder Methode (Schneiden oder Ausdrehen) noch Ausmaß des Pilzsammelns auf die Zahl und Artenvielfalt der Pilze auswirken. Dagegen wurde festgestellt, dass sich Stickstoffeintrag, also Düngung, negativ auf das Pilzwachstum auswirkt (siehe auch Magerwiesen).

Anfänger sollten nach dem Sammeln einen örtlichen Pilzsachverständigen bitten, das Sammelgut zu beurteilen. Eine aktuelle Liste der zugelassenen Sachverständigen für Deutschland findet man auf der Homepage der Deutschen Gesellschaft für Mykologie.

  • In den Niederlanden ist das Sammeln von Pilzen und Waldfrüchten strikt verboten. Es drohen hohe Bußgelder; Kontrollen sind häufig.[6]

Zur Bestimmung werden Pilze zumeist in drei Gruppen eingeteilt (die nicht mit der mykologischen Systematik übereinstimmen):

Dieser leicht erkennbaren Einteilung (oder einer ähnlichen, feiner abgestuften) folgen die meisten praxisorientierten Pilzbestimmungsbücher.

Zur ersten Gruppe gehört als bekanntester Vertreter der Steinpilz. Charakteristisch bei Dickröhrlingsverwandten ist das schwammige, meist leicht ablösbare Röhrengewebe auf der Hutunterseite, das die Sporen enthält. In dieser Gruppe kommen nur sehr wenige ungenießbare oder giftige, aber keine tödlich giftigen Arten vor; Anfänger sollten daher zunächst nur Röhrlinge sammeln.

In der zweiten Gruppe gibt es wesentlich mehr Arten, davon neben hervorragenden Speisepilzen viele ungenießbare und giftige. Bekannteste Vertreter sind die Champignons (diese sind allerdings schwierig untereinander unterscheidbar, einige Arten sind giftig), berüchtigt sind die tödlich giftigen Knollenblätterpilze.

Die dritte Gruppe lässt sich nicht exakt beschreiben, sie umfasst so verschiedene Arten wie Pfifferlinge, Stäublinge, Glucken, Morcheln und Trüffeln. Zu dieser Gruppe gehören relativ viele nur jung genießbare oder ganz ungenießbare Pilze und einige giftige, von denen aber nur die Frühjahrslorchel tödlich wirken kann.

Zur genaueren Bestimmung müssen Farbe, Form und Struktur des Huts, des Stiels und der Lamellen beziehungsweise der Röhren anhand eines aktuellen Handbuchs verglichen werden. Vorhandensein und Eigenschaften von Ring oder Scheide sind bei Blätterpilzen ebenfalls ein wichtiges Merkmal. Weitere Merkmale können der Geruch und/oder der Geschmack sein, wobei Geschmacksproben nur bei mit Sicherheit ungiftigen Pilzen erfolgen dürfen (Ausnahme: Täublinge und Milchlinge). Bei vielen Pilzarten verfärbt sich das Fleisch des Fruchtkörpers durch Verletzungen (Madenfraß, Druckstellen oder Zerschneiden) auf charakteristische Weise, was zur Unterscheidung sehr nützlich sein kann. Ebenso die Farbe der Flüssigkeit, die bei einigen Arten nach Verletzungen austritt.

Die Sporenfarbe – ein weiteres Unterscheidungsmerkmal – lässt sich bestimmen, indem man einen nicht zu ausgereiften Hut auf ein Blatt Papier legt, mit einem Glas oder ähnlichem abdeckt, und einige Stunden wartet. Anschließend sind Lamellenstruktur und Sporenfarbe auf dem Papier deutlich zu erkennen. Eine genaue Untersuchung der Sporen erfordert ein Mikroskop mit etwa 1000-facher Vergrößerung. Solche Sporenuntersuchungen sind jedoch für normale Pilzsammler meist nicht notwendig, sondern eher von pilzkundlichem Interesse.

Kenner vermögen essbare Täublinge und Milchlinge von giftigen oder ungenießbaren Arten ihrer Gattungen zu unterscheiden, indem sie die Täublingsregel sachgerecht anwenden.

Umweltgifte in Pilzen

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Im Freien gesammelte Pilze können mit Schadstoffen belastet sein. Besonders Pilze aus exponierten Lagen (Straßenränder und Grünflächen im Innenstadtbereich) sollte man nicht verzehren, der Schwermetallgehalt kann hier sehr hoch sein. Dagegen sind Zuchtpilze unproblematisch, weil sie unter möglichst sterilen, abgeschotteten Bedingungen ohne Einsatz von Agrargiften gezogen werden.

Radioaktivität

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Obwohl das Reaktorunglück von Tschernobyl sich schon 1986 ereignete, sind immer noch einige Pilze überdurchschnittlich hoch mit Caesium-137 radioaktiv belastet. Die gemessenen Werte sind zwar schon zurückgegangen, doch sie variieren regional sehr stark. Daher sollten Maronenröhrlinge, Frostschnecklinge, Reifpilze (auch als Zigeuner bekannt) und Trompetenpfifferlinge nicht in großen Mengen verzehrt werden, da vor allem diese Speisepilze Caesium in besonders hohem Maße anreichern können. Des Weiteren besteht eine erhöhte Grundbelastung durch die oberirdischen Atomtests der 50er- und 60er-Jahre. Jedoch lassen sich teils enorme Schwankungen der Belastung auch innerhalb einer Art damit nicht erklären. Weitere Faktoren für den Grad der Belastung sind Wald- und Bodenart, Bodenparameter wie pH-Wert und Feuchtigkeit sowie die herrschenden Wetterbedingungen. Bei Mykorrhizapilzen und Parasiten spielen auch die physiologischen Eigenschaften des Symbionten beziehungsweise der Wirtspflanze eine Rolle.[7] Da die biologische Halbwertszeit von Caesium in Säugetieren gering ist,[8] sollte gelegentlicher Verzehr auch verhältnismäßig stark belasteter Pilze im Vergleich zur natürlichen Strahlungsbelastung kaum ins Gewicht fallen. Tiere, die viele Pilze verzehren, wie zum Beispiel Wildschweine, können jedoch Strahlungswerte aufweisen, die den Verkauf in Deutschland rechtlich unmöglich machen.[9][10] In einer Erhebung aus dem Jahr 2023 hat das Bundesamt für Strahlenschutz (BfS) für einige Wildpilzarten in Deutschland Werte von über einem Kilobecquerel pro Kilogramm (kBq/kg) ermittelt. Der gesetzlich vorgeschriebene Höchstwert für Lebensmittel, die in Deutschland für den Handel bestimmt sind, beträgt 0,6 kBq/kg. Laut BfS führt der Verzehr von 200 Gramm Pilzen mit 2 kBq/kg Caesium-137 zu einer Strahlendosis von etwa 0,005 Millisievert. Bei einem Flug von Frankfurt nach New York beträgt die effektive Dosis zum Vergleich 0,032 bis 0,075 Millisievert.[11]

Einige Arten von Pilzen, die entlang stark befahrener Straßen, im Abgasstrom von Kohlekraftwerken, oder auf mit Klärschlamm gedüngten Feldern wachsen, reichern sich besonders mit schädlichen Schwermetallen an. Insbesondere Blei und Cadmium tragen so bei Verzehr zu einer erhöhten Gesundheitsbelastung bei. Zu diesen Arten gehören bekannte Speisepilze wie der Weiße Anischampignon, der Parasol und der Fichtensteinpilz. Arten, die keine Schwermetalle anreichern, sind der Wiesenchampignon, Hexenröhrlinge, Morcheln und alle holzbewohnenden Pilze.[12] Der Bleigehalt ist in saprophytisch lebenden Arten höher als in Mykorrhiza-Pilzen.[13] Die Belastung mit Schwermetallen ist – insbesondere für Laien – schwieriger zu messen (ein Geigerzähler schlägt nur bei radioaktiven Schwermetallen wie Uran an) und gefährlicher als allfällige radioaktive Kontamination, wird jedoch im medialen Diskurs oftmals weit weniger thematisiert.

Pflanzenschutzmittel

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Innerhalb oder am Rande von intensiv bewirtschafteten Kulturen (z. B. Mais, Obst, Hopfen, Wein) besteht eine erhöhte Gefahr, dass Pestizide und Herbizide von Pilzen aufgenommen werden und somit in den menschlichen Körper gelangen können.

Speisepilz des Jahres

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Seit 2016 wird im Rahmen des Europäischen Pilztages der Speisepilz des Jahres proklamiert.

  • Gottfried Amann: Pilze des Waldes. Neumann-Neudamm, Melsungen 2003, ISBN 3-7888-0763-6.
  • Rose Marie Dähncke: 200 Pilze für die Küche und ihre giftigen Doppelgänger. Ein Bestimmungsbuch für den Speisepilzsammler. EBG-Verlags-GmbH/Bertelsmann-Club, Kornwestheim und Gütersloh 1987, ISBN 3-85502-145-7.
  • Ewald Gerhardt: Pilze sammeln, aber richtig. Unsere besten Speisepilze und ihre giftigen Doppelgänger. BLV, München, Wien, Zürich 2004, ISBN 3-405-16818-X.
  • Hans E. Laux: Eßbare Pilze und ihre giftigen Doppelgänger. Kosmos Verlags-GmbH, Stuttgart 2005 (Erstauflage 1985), ISBN 3-440-10240-8.
  • Walter W. A. Pätzold, Hans E. Laux: 1 mal 1 des Pilzesammelns. Kosmos-Naturführer. Kosmos, Stuttgart 2004, ISBN 3-440-09692-0.
  • Roger Phillips: Der große Kosmos-Naturführer Pilze. Kosmos Verlags-GmbH, Stuttgart 1998 (Erstauflage 1982), ISBN 3-440-07501-X.
Commons: Speisepilze – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Wiktionary: Speisepilz – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Einzelnachweise

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  1. Inhaltsstoffe für Kartoffel, Pilze. Ernährungsinformationssystem der Universität Hohenheim. In: uni-hohenheim.de. Institut für Biologische Chemie und Ernährungswissenschaft, Universität Hohenheim, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 8. Februar 2014; abgerufen am 6. Februar 2025 (Die tatsächlichen Gehalte können je nach Sorte und Standort erheblich von den Durchschnittswerten abweichen.).
  2. Artikel auf Fundkorb.de vom 3. Januar 2008 „Thailands beliebtester und meistverzehrter Speisepilz“.
  3. Clay’s Kitchen – Thai Food Glossary: Termite mushrooms. In: panix.com (englisch).
  4. Verordnung zum Schutz wild lebender Tier- und Pflanzenarten (Bundesartenschutzverordnung – BArtSchV) Anlage 1 (zu § 1), auf gesetze-im-internet.de, abgerufen am 6. Februar 2025.
  5. Sonja Helms: Küchenmythen – Verlieren Pilze ihr Aroma, wenn man sie abspült? In: Der Stern, 17. September 2017.
  6. Ludger Peters: ‚Boswachter‘ = Waldwächter. Nettetal – Bußgeld für Pilzsammler. In: rp-online.de. Rheinische Post Verlagsgesellschaft mbH, 27. Oktober 2012, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 5. September 2018; abgerufen am 6. Februar 2025.
  7. Republik Österreich – BMG Sektion III, BMLFUW Sektion V (Hrsg.): Radioaktivität und Strahlung in Österreich 2005 und 2006. Daten und Bewertung. Republik Österreich – BMG Sektion III, BMLFUW Sektion V, Wien Mai 2009, S. 57 f. (sozialministerium.at [PDF; 742 kB; abgerufen am 6. Februar 2025]).
  8. Cäsiummessung. Services – Cäsiummessung. In: jagd-freising.de. Jagdschutz- und Jägerverein Freising Stadt und Land e. V., abgerufen am 6. Februar 2025.
  9. Bayern nach Tschernobyl: Pilze und Wildschweine immer noch belastet | Themen. In: br.de. Bayerischer Rundfunk, 20. April 2016, abgerufen am 13. März 2024.
  10. Radioaktive Belastung von Pilzen und Wildbret. Themen → Ionisierende Strahlung → Radioaktivität in der Umwelt → Lebensmittel → Strahlenbelastung von Pilzen und Wildbret. In: bfs.de. Bundesamt für Strahlenschutz – BfS, 10. September 2024, abgerufen am 6. Februar 2025.
  11. Belastung von Pilzen und Wildschweinen mit radioaktivem Cäsium-137. In: grs.de. Gesellschaft für Anlagen- und Reaktorsicherheit, 15. September 2023, abgerufen am 1. August 2024.
  12. Jochen Kurth: Pilze nach Jahreszeiten. Verlag für die Frau, Leipzig 1990. S. 22.
  13. P. K. Ouzouni, K. A. Riganakos: Nutritional value and metal content profile of Greek wild edible fungi. In: Acta Alimentaria. Band 36, Nr. 1, 2007, ISSN 0139-3006, S 99–110, doi:10.1556/AAlim.36.2007.1.11, hier S. 107 (englisch).