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„Septuaginta“ – Versionsunterschied

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[[Datei:ViennaGenesisPict31TemptationOfJoseph.jpg|mini|[[Wiener Genesis]]: Die Versuchung Josefs (1. Hälfte des 6. Jahrhunderts)]]
Die '''Septuaginta''' ist die [[altgriechisch]]e [[Übersetzung (Sprache)|Übersetzung]] des [[Tanach]] bzw. des [[Alten Testament]]s und die älteste durchgehende [[Bibelübersetzung]] überhaupt. Sie ist das Werk [[Hellenistisches Judentum|hellenistischer Juden]] aus [[Alexandria]].
[[Datei:Lxx Minorprophets.gif|mini|[[Zwölfprophetenrolle vom Nachal Chever]] (1. Jahrhundert n. Chr.)]]


Die '''Septuaginta''' ([[latein]]isch für ''siebzig'', {{grcS|ἡ μετάφρασις τῶν ἑβδομήκοντα|hē metaphrasis tōn hebdomēkonta}} ‚Die Übersetzung der Siebzig‘, Abkürzung ''LXX''), auch ''griechisches Altes Testament'' genannt, ist die älteste durchgehende [[Bibelübersetzung|Übersetzung]] der [[Tanach|hebräisch-aramäischen Bibel]] in die [[Altgriechische Sprache|altgriechische Alltagssprache]], die [[Koine]]. Die Übersetzung entstand ab etwa 250 v.&nbsp;Chr. im [[Hellenistisches Judentum|hellenistischen Judentum]], vorwiegend in [[Alexandria in der Antike|Alexandria]]. Die meisten Bücher waren bis etwa 100 v.&nbsp;Chr. übersetzt, die restlichen Bücher folgten bis 100 n.&nbsp;Chr.<ref>Jennifer M. Dines, ''The Septuagint,'' hrsg. von Michael A. Knibb, T&T Clark, London 2004</ref>
== Name und Entstehung ==
Die Septuaginta leitet ihren westlichen Namen ([[latein]]isch für 70) von der Legende ab, nach der im [[Ägypten|ägyptischen]] [[Alexandria]] im 3. vorchristlichen Jahrhundert 72 [[Judentum|jüdische]] Gelehrte das ganze Alte Testament in 72 Tagen aus dem [[Hebräische Sprache|Hebräischen]] ins Griechische übersetzt hätten. Die abkürzende Bezeichnung ('''LXX'''; siehe [[römische Zahlen]]) deutet ebenfalls auf diesen Ursprung hin.


== Überblick und Bedeutung ==
Sowohl "Septuaginta" als auch "LXX" sind lateinische Bezeichnungen, die im Griechischen nicht verwendet werden. Der übliche griechische Titel ist "Kata tous Ebdomêkonta" (Nach den Siebzig).
Ursprünglich bezog sich die Bezeichnung Septuaginta lediglich auf die Übersetzung der [[Tora]] (der fünf Bücher Mose). Später wurde der Begriff auf alle Versionen des griechischen Alten Testaments ausgeweitet. In dieser späteren Form enthält die Septuaginta alle Bücher der Hebräischen Bibel wie auch einige zusätzliche [[Apokryphen|apokryphe]] und [[deuterokanonisch]]e Bücher.
Die Septuaginta ist heute hauptsächlich als christliche Schriftüberlieferung erhalten. Von den frühen jüdischen Übersetzungen sind nur wenige Handschriftenfragmente überliefert.


Die Septuaginta ist eine der größten Leistungen des Frühjudentums. Sie war das zentrale Medium der Verbindung des Griechisch sprechenden Judentums mit den ursprünglichen Glaubenstraditionen, wie sie in den hebräischen heiligen Schriften überliefert waren. Neben dem Gebrauch in den Gemeinden wurde die Septuaginta die Grundlage für theologische und historische Werke ([[Philon von Alexandria]], [[Flavius Josephus]]) und auch für zahlreiche neue Schriften (unter anderem die sogenannten Apokryphen), die im griechischsprachigen Judentum entstanden. Durch die ca. 400 Zitate aus der Septuaginta gehört auch das [[Neues Testament|Neue Testament]] in die Wirkungsgeschichte der Septuaginta. Die Septuaginta spiegelt an vielen Stellen die frühjüdische Schriftauslegung und beeinflusste ihrerseits auch wieder rabbinische Traditionen.
=== Aristeasbrief ===


Im 1. Jahrhundert v.&nbsp;Chr. setzte eine Revision ein, bei der die Wortwahl vereinheitlicht und der griechische Text in formaler Hinsicht (zum Beispiel Wortfolge) an den hebräischen Bibeltext (in der zu dieser Zeit geltenden Fassung) angepasst wurde (die sogenannte [[kaige]]-Rezension). Diese formale Anpassung (die in den verschiedenen biblischen Büchern unterschiedlich intensiv durchgeführt wurde) führte zum Teil zu einem etwas merkwürdigen Griechisch. Noch weiter in diese Richtung ging die Bearbeitung bzw. neue Übersetzung durch [[Aquila (Bibelübersetzer)|Aquila]] in der ersten Hälfte des 2. Jahrhunderts n.&nbsp;Chr., die trotz bzw. wegen ihrer sprachlichen Befremdlichkeiten geschätzt wurde, weil sie dem Hebräischen (formal) besonders nahestand. Beide Versionen des griechischen Textes waren im Griechisch sprechenden Judentum bis ans Ende der Antike in Gebrauch. Erst am Ende der Antike wurde unter palästinisch- bzw. babylonisch-rabbinischem Einfluss das Griechische durch das Hebräische als gottesdienstliche Sprache verdrängt. Das manchmal zitierte Diktum, dass der Tag der Übersetzung der Thora ins Griechische ein Unglückstag für das Judentum gewesen sei, stammt erst aus dem 8. Jahrhundert, und zwar aus dem babylonischen Judentum (nachtalmudischer Traktat Soferim 1,7).
Diese genannte Legende geht auf den so genannten Aristeasbrief zurück, der als Entstehungszeit einer Übersetzung des hebräischen [[Pentateuch]]s ins ([[Koine]]-)Griechisch die Regierungszeit [[Ptolemaios II.]] angibt (der angebliche Verfasser darf nicht mit dem gleichnamigen Dichter [[Aristeas]] verwechselt werden). Nachdem Demetrius von Phaleron, der angebliche Vorsteher der [[Bibliothek von Alexandria]] die jüdische [[Tora (Buch)|Tora]] in seine griechische Bibliothek aufnehmen wollte, habe der jüdische Hohepriester [[Eleazar]] auf Bitten des [[Ptolemäer]]königs die besagten 72 jüdischen Gelehrten (je 6 aus den 12 [[Israel (Volk)|Stämmen Israels]]) nach Alexandria entsandt. Diese hätten kostbare Schriftrollen mit sich geführt und die Übersetzung auf der Insel [[Pharos]] innerhalb von 72 Tagen vollendet. Demetrius habe den Text aufgezeichnet. Der Verfasser des Briefes gibt an, an den Vorgängen teilgehabt zu haben. Bevor die Übersetzung dem König präsentiert wurde, sei sie der jüdischen Gemeinde vorgestellt und von dieser akzeptiert worden.


Im Mittelalter und in der Neuzeit wurde die Septuaginta (wie auch die anderen griechischen Übersetzungen) weithin ignoriert, nicht nur weil sie im christlichen Bereich verwendet wurde, sondern auch weil man sich für die jüdische Identität ganz auf das Hebräische konzentrierte. Die gegenwärtigen Stellungnahmen sind unterschiedlich. Einerseits werden manchmal veraltete, ablehnende Stellungnahmen nachgedruckt,<ref name="ndq">„die griechische Bibelübersetzung, die einem innerjüdischen Bedürfnis entsprang […] [von den] Rabbinen zuerst gerühmt […] Später jedoch, als manche ungenaue Übertragung des hebräischen Textes in der Septuaginta und Übersetzungsfehler die Grundlage für [[Hellenismus|hellenistische]] Irrlehren abgaben, lehnte man die Septuaginta ab.“ Verband der Deutschen Juden (Hrsg.), ''Die Lehren des Judentums nach den Quellen'' (1920ff.), neu hrsg. von Walter Homolka, Walter Jacob, Tovia Ben Chorin, München 1999, Bd. 3, S. 43ff.</ref> andererseits gibt es viele jüdische Septuagintaforscher, und das Geleitwort zur neuen deutschen Übersetzung der Septuaginta unterzeichnete 2007 Landesrabbiner [[Henry G. Brandt]] für die [[Allgemeine Rabbinerkonferenz Deutschland]]s (neben Repräsentanten der EKD, der Deutschen Bischofskonferenz und der Orthodoxen Kirche in Deutschland).<ref>Wolfgang Kraus, Martin Karrer (Hrsg.), ''Septuaginta Deutsch'', S. V–VI.</ref>
Die Geschichte des Aristeasbriefes wurde bereits von [[Josephus Flavius]] aufgegriffen, und [[Philo von Alexandria]] weitete die Legende dahin aus, dass alle 72 Gelehrten in unabhängiger Arbeit zum identischen Ergebnis gekommen seien. Die [[Kirchenväter]] folgten der Legende und erweiterten die Übersetzungstätigkeit auf das gesamte Alte Testament.


== Name ==
Heute wird allgemein angenommen, dass die im Aristeasbrief dargebotene Geschichte als Legende anzusehen ist.
Die Bibelübersetzung wird seit dem legendarischen [[Aristeasbrief]] (um 130 v.&nbsp;Chr.) traditionell mit dem [[latein]]ischen Zahlwort ''septuaginta'' für „siebzig“ benannt. Der Name folgt damit der griechischen Eigenbezeichnung {{lang|grc|Κατὰ τοὺς ἑβδομήκοντα|Kata tous Hebdomêkonta}} („gemäß den Siebzig“). Das Werk wird oft mit der [[Römische Zahlschrift|römischen Zahl]] '''LXX''' oder dem Buchstaben <math>\boldsymbol{\mathfrak{G}}</math> abgekürzt.


Der Legende nach übersetzten 72 [[Judentum|jüdische]] Gelehrte in Alexandria die [[Tora]] (fünf Bücher Mose) in 72 Tagen aus dem Hebräischen ins Griechische. Dabei soll jeder Übersetzer für sich selbst gearbeitet haben, am Ende aber seien alle 72 Übersetzungen absolut identisch gewesen: Der Heilige Geist habe allen dieselben Worte eingegeben. Die Zahl 72 wurde auf 70 abgerundet und erinnert an die siebzig Auserwählten, die mit [[Heiliger Geist|Gottes Geist]] begabt wurden, um [[Mose]] bei der Rechtsprechung zu helfen {{Bibel|Num|11|24ff}}. Damit wurde auch die [[Verbalinspiration]] dieser Übersetzung betont.
=== Textgeschichte ===


Der Name wurde bis etwa 200 n.&nbsp;Chr. auf alle griechischen Erstübersetzungen biblischer Bücher und griechisch abgefasste heilige Schriften des Judentums ausgedehnt. Die [[Christentum|Christen]] bezogen ihn auf diese Sammlung aller griechischsprachigen jüdischen heiligen Schriften, die sie als ihr [[Altes Testament]] übernahmen.
Der Text der Septuaginta geht keinesfalls auf eine einheitliche Übersetzergruppe zurück. Vielmehr weichen Stil und Genauigkeit der Übersetzung in den einzelnen Büchern soweit voneinander ab, dass eine unabhängige Entstehung zumindest einzelner Teile der Übersetzung angenommen werden muss.


== Kanon ==
Heute nimmt man an, dass die ursprüngliche Übersetzung um [[250 v. Chr.]]-in der Regierungszeit von [[Ptolemaios II.]]- nur den [[Tora (Buch)|Pentateuch]] (d.h. die 5 Bücher Mose) umfasste und dass die übrigen Bücher nach und nach übersetzt wurden. Im Vorwort des griechischen Übersetzers von Jesus Sirach (ca. 132 v.Chr) ist die Rede von einer griechischen Übersetzung "des Gesetzes, der Propheten und der übrigen Bücher". Aus diesem Grund geht man davon aus, dass zu dieser Zeit das ganze Alte Testament in griechischer Übersetzung vorlag. Aus diesem Vorwort seien einige Zeilen zitiert, die die Übersetzungsproblematik verdeutlichen:
=== Buchtitel und Anordnung ===
::''Ihr seid gebeten, mit Wohlwollen und Aufmerksamkeit die Lesung vorzunehmen und Nachsicht zu üben, falls wir vielleicht einige der schwer zu übersetzenden Ausdrücke unzulänglich wiedergegeben haben. Es hat ja etwas nicht die gleiche Bedeutung, wenn es in der hebräischen Grundsprache gelesen wird und wenn es in eine andere Sprache übersetzt wird. Aber nicht nur das vorliegende Werk, sondern auch das Gesetz selbst, die Propheten und die übrigen Bücher weisen keinen geringen Unterschied auf, wenn man sie in der Grundsprache liest.''
{| class="wikitable sortable"
! Nr. !! griechisch !! latinisiert, deutsch
|-
| style="text-align:right" | 1 || {{lang|grc|'''ΓΕΝΕΣΙΣ'''|GENESIS}} || [[Genesis (Bibel)|Genesis]]
|-
| style="text-align:right" | 2 || {{lang|grc|'''ΕΞΟΔΟΣ'''|EXODOS}} || [[Exodus (Bibel)|Exodus]]
|-
| style="text-align:right" | 3 || {{lang|grc|'''ΛΕΥΙΤΙΚΟΝ'''|LEUITIKON}} || [[Levitikus]]
|-
| style="text-align:right" | 4 || {{lang|grc|'''ΑΡΙΘΜΟΙ'''|ARITHMOI}} || [[Numeri]]
|-
| style="text-align:right" | 5 || {{lang|grc|'''ΔΕΥΤΕΡΟΝΟΜΙΟΝ'''|<br />DEUTERONOMION}} || [[Deuteronomium]]
|-
| style="text-align:right" | 6 || {{lang|grc|'''ΙΗΣΟΥΣ'''|IĒSOUS}} || Iosue ([[Buch Josua]])
|-
| style="text-align:right" | 7 || {{lang|grc|'''ΚΡΙΤΑΙ'''|KRITAI}} || Iudices ([[Buch der Richter]])
|-
| style="text-align:right" | 8 || {{lang|grc|'''ΡΟΥΘ'''|ROUTH}} || Ruth ([[Buch Rut]])
|-
| style="text-align:right" | 9 || {{lang|grc|'''ΒΑΣΙΛΕΙΩΝ Α'''|<br />BASILEIŌN 1}}
| 1. [Buch] der Könige<br />Samuelis I ([[1. Buch Samuel]])
|-
| style="text-align:right" | 10 || {{lang|grc|'''ΒΑΣΙΛΕΙΩΝ Β'''|<br />BASILEIŌN 2}}
| 2. [Buch] der Könige<br />Samuelis II ([[2. Buch Samuel]])
|-
| style="text-align:right" | 11 || {{lang|grc|'''ΒΑΣΙΛΕΙΩΝ Γ'''|<br />BASILEIŌN 3}}
| 3. [Buch] der Könige<br />Regum I ([[1. Buch der Könige]])
|-
| style="text-align:right" | 12 || {{lang|grc|'''ΒΑΣΙΛΕΙΩΝ Δ'''|<br />BASILEIŌN 4}}
| 4. [Buch] der Könige<br /> Regum II ([[2. Buch der Könige]])
|-
| style="text-align:right" | 13 || {{lang|grc|'''ΠΑΡΑΛΕΙΠΟΜΕΝΩΝ Α'''|<br />PARALEIPOMENŌN 1}}
| 1. [Buch] der ausgelassenen [Dinge]<br />Paralipomenon I ([[1. Buch der Chronik]])
|-
| style="text-align:right" | 14 || {{lang|grc|'''ΠΑΡΑΛΕΙΠΟΜΕΝΩΝ Β'''|<br />PARALEIPOMENŌN 2}}
| 2. [Buch] der ausgelassenen [Dinge]<br />Paralipomenon II ([[2. Buch der Chronik]])
|-
| style="text-align:right" | 15 || {{lang|grc|'''ΕΣΔΡΑΣ Α'''|<br />ESDRAS 1}} || III Ezrae ([[3. Buch Esra]],<br />in keinem Kanon)
|-
| style="text-align:right" | 16 || {{lang|grc|'''ΕΣΔΡΑΣ Β'''|<br />ESDRAS 2}} || [[Esra-Nehemia-Buch]]: I Esrae (''Esra'')<br /> und II Esrae (''Nehemia'')
|-
| style="text-align:right" | 17 || {{lang|grc|'''ΕΣΘΗΡ'''|ESTHĒR}} || Esther ([[Buch Ester]])
|-
| style="text-align:right" | 18 || {{lang|grc|'''ΙΟΥΔΙΘ'''|IOUDITH}} || Iudith ([[Buch Judit]], deuterokanonisch)
|-
| style="text-align:right" | 19 || {{lang|grc|'''ΤΩΒΙΤ'''|TŌBIT}} || Tobias ([[Buch Tobit]], deuterokanonisch)
|-
| style="text-align:right" | 20 || {{lang|grc|'''ΜΑΚΚΑΒΑΙΩΝ Α'''|<br />MAKKABAIŌN 1}}
| Machabaeorum I<br />([[1. Buch der Makkabäer]], deuterokanonisch)
|-
| style="text-align:right" | 21 || {{lang|grc|'''ΜΑΚΚΑΒΑΙΩΝ Β'''|<br />MAKKABAIŌN 2}}
| Machabaeorum II<br />([[2. Buch der Makkabäer]], deuterokanonisch)
|-
| style="text-align:right" | 22 || {{lang|grc|'''ΜΑΚΚΑΒΑΙΩΝ Γ'''|<br />MAKKABAIŌN 3}}
| Machabaeorum III<br />([[3. Buch der Makkabäer]], in keinem Kanon)
|-
| style="text-align:right" | 23 || {{lang|grc|'''ΜΑΚΚΑΒΑΙΩΝ Δ'''|<br />MAKKABAIŌN 4}}
| Machabaeorum IV<br />([[4. Buch der Makkabäer]], in keinem Kanon)
|-
| style="text-align:right" | 24 || {{lang|grc|'''ΨΑΛΜΟΙ'''|PSALMOI}}, später mit<br />{{lang|grc|ΩΔΑΙ|ŌDAI}} (inklusive<br />{{lang|grc|ΠΡΟΣΕΥΧΗ ΜΑΝΑΣΣΗ|<br />PROSEUCHĒ MANASSĒ}})
| Psalmorum ([[Buch der Psalmen]])<br />[[Oden (Bibel)|Oden]] (inklusive [[Gebet des Manasse]],<br />kein Buch der LXX)<ref group="Anmerkung">Die Oden waren zuerst im [[Codex Alexandrinus]] (5.&nbsp;Jahrhundert), [[Codex Veronensis (Psalter)|Codex Veronensis]] ([[Psalter (Textbuch)|Psalter]], 6.&nbsp;Jahrhundert) und [[Zürcher Purpurpsalter|Codex Turicensis]] (7.&nbsp;Jahrhundert); ab dem 10.&nbsp;Jahrhundert in den meisten griechischen Psaltern enthalten. Mit zwei Ausnahmen (darunter das ''Gebet des Manasse'') handelt es sich um Gesänge aus anderen Bibelteilen. Für liturgische Zwecke wurden sie am Ende des Psalters eingefügt.<sup class="reference">[[#Oden|[*]]]</sup></ref><ref name="Oden" />
|-
| style="text-align:right" | 25 || {{lang|grc|'''ΠΑΡΟΙΜΙΑΙ'''|PAROIMIAI}} || Proverbia ([[Buch der Sprichwörter]])
|-
| style="text-align:right" | 26 || {{lang|grc|'''ΕΚΚΛΗΣΙΑΣΤΗΣ'''|<br />EKKLĒSIASTĒS}} || Ecclesiastes ([[Kohelet]])<br /> (Ekklesiastes, Prediger)
|-
| style="text-align:right" | 27 || {{lang|grc|'''ΑΣΜΑ'''|ASMA}} || Canticum canticorum ([[Hoheslied]])
|-
| style="text-align:right" | 28 || {{lang|grc|'''ΙΩΒ'''|IŌB}} || Iob ([[Ijob]], Hiob)
|-
| style="text-align:right" | 29 || {{lang|grc|'''ΣΟΦΙΑ ΣΟΛΟΜΩΝΤΟΣ'''|<br />SOPHIA SOLOMŌNTOS}}
| Sapientia<br />([[Buch der Weisheit]], Weisheit Salomos)
|-
| style="text-align:right" | 30 || {{lang|grc|'''ΣΟΦΙΑ ΣΕΙΡΑΧ'''|SOPHIA SEIRACH}} || Ecclesiasticus ([[Jesus Sirach]])
|-
| style="text-align:right" | 31 || {{lang|grc|'''ΨΑΛΜΟΙ ΣΟΛΟΜΩΝΤΟΣ'''|<br />PSALMOI SOLOMŌNTOS}}
| [[Psalmen Salomos]] (keine LXX-<br />Handschrift,<ref group="Anmerkung">nur im Codex Alexandrinus erwähnt</ref> in keinem Kanon)
|-
| style="text-align:right" | 32 || {{lang|grc|'''ΩΣΗΕ'''|ŌSĒE}} || Osee ([[Hosea]])
|-
| style="text-align:right" | 33 || {{lang|grc|'''ΑΜΩΣ'''|AMŌS}} || [[Amos]]
|-
| style="text-align:right" | 34 || {{lang|grc|'''ΜΙΧΑΙΑΣ'''|MICHAIAS}} || Michaea ([[Micha]])
|-
| style="text-align:right" | 35 || {{lang|grc|'''ΙΩΗΛ'''|IŌĒL}} || Ioel ([[Joel]])
|-
| style="text-align:right" | 36 || {{lang|grc|'''ΟΒΔΙΟΥ'''|OBDIOU}} || Abdias ([[Obadja]])
|-
| style="text-align:right" | 37 || {{lang|grc|'''ΙΩΝΑΣ'''|IŌNAS}} || Ionas ([[Jona]])
|-
| style="text-align:right" | 38 || {{lang|grc|'''ΝΑΟΥΜ'''|NAOUM}} || [[Nahum]]
|-
| style="text-align:right" | 39 || {{lang|grc|'''ΑΜΒΑΚΟΥΜ'''|AMBAKOUM}}|| Abacuc [[Habakuk]]
|-
| style="text-align:right" | 40 || {{lang|grc|'''ΣΟΦΟΝΙΑΣ'''|SOPHONIAS}} || Sofonias ([[Zefanja]])
|-
| style="text-align:right" | 41 || {{lang|grc|'''ΑΓΓΑΙΟΣ'''|ANGAIOS}} || Aggaeus ([[Haggai]])
|-
| style="text-align:right" | 42 || {{lang|grc|'''ΖΑΧΑΡΙΑΣ'''|ZACHARIAS}} || Zacharia, oder Sacharia ([[Sacharja]])
|-
| style="text-align:right" | 43 || {{lang|grc|'''ΜΑΛΑΧΙΑΣ'''|MALACHIAS}} || Malachias ([[Maleachi]])
|-
| style="text-align:right" | 44 || {{lang|grc|'''ΗΣΑΙΑΣ'''|ĒSAIAS}} || Isaias ([[Jesaja]])
|-
| style="text-align:right" | 45 || {{lang|grc|'''ΙΕΡΕΜΙΑΣ'''|IEREMIAS}} || Jeremias ([[Jeremia]])
|-
| style="text-align:right" | 46 || {{lang|grc|'''ΒΑΡΟΥΧ'''|BAROUCH}} || [[Baruch]]
|-
| style="text-align:right" | 47 || {{lang|grc|'''ΘΡΗΝΟΙ'''|THRĒNOI}} || [[Klagelieder Jeremias]]
|-
| style="text-align:right" | 48 || {{lang|grc|'''ΕΠΙΣΤΟΛΗ ΙΕΡΕΜΙΟΥ'''|<br />EPISTOLĒ IEREMIOU}} || [[Brief des Jeremia]]
|-
| style="text-align:right" | 49 || {{lang|grc|'''ΙΕΖΕΚΙΗΛ'''|IEZEKIĒL}} || [[Ezechiel]] (Hesekiel)
|-
| style="text-align:right" | 50 || {{lang|grc|'''ΔΑΝΙΗΛ'''|DANIĒL}},<br />vorangestellt: {{lang|grc|ΣΩΣΑΝΝΑ|SŌSANNA}}
| [[Daniel]] (mit Zusätzen)<br />[[Susanna im Bade]]
|}


=== Verhältnis zu anderen Kanones ===
Eine der ältesten mehr oder weniger vollständigen Handschriften, die die Septuaginta enthält, ist der [[Codex Sinaiticus]] aus dem 4. nachchristlichen Jahrhundert. Jedoch sind einzelne Seiten und Seitenfragmente bis zurück ins 2. vorchristliche Jahrhundert zu datieren. (die ältesten fast vollständig erhaltenen Handschriften der hebräischen Bibel, siehe [[Masoretischer Text]], sind dagegen erst aus dem 10. nachchristlichen Jahrhundert.)
{{Hauptartikel|Kanon (Bibel)}}


Die Septuaginta enthält alle Bücher des [[Tanach]], die Juden und Christen als kanonisch anerkennen. Sie enthält zudem einige Bücher und Zusätze, die im Judentum nicht zum Kanon gehören, weil sie entweder verlorene oder gar keine hebräischen Vorlagen hatten. Sie entstand, bevor sich der dreiteilige Kanon des Tanach durchgesetzt hatte. Nichtprophetische Schriften wurden daher nicht hinten angefügt, sondern in den bestehenden Grundriss aus Tora (vorn) und Propheten (hinten) eingefügt.
Einigen Büchern der LXX liegt ein hebräischer Text zugrunde, der weder mit dem [[Masoretischer Text|Masoretischen Text]] noch mit dem [[Samaritischer Text|Samaritischen Text]] oder den durch die [[Schriftrollen vom Toten Meer]] bezeugten Varianten übereinstimmt.


Dabei wurden sie nicht nach einem abgestuften Offenbarungsrang, sondern nach ihren [[Gattung (Literatur)|literarischen Gattungen]] zusammengestellt, so dass die der Tora folgenden Geschichts- und Prophetenbücher, die im Tanach als [[Nevi’im]] gelten, auseinandertraten. Zwischen sie rückten poetische und weisheitliche Bücher, die im Tanach den dritten Hauptteil der [[Ketubim]] bilden. Zudem gehen in der LXX die „kleinen“ den „großen“ Propheten voraus und werden nicht wie im Tanach als ein gemeinsames [[Zwölfprophetenbuch]], sondern als einzelne Bücher gezählt. Somit bilden die großen Prophetenbücher in der LXX das Kanonende und konnten demgemäß noch stärker als offene Zukunftsansage verstanden werden.<ref>Christoph Dohmen, Günter Stemberger: ''Hermeneutik der Jüdischen Bibel und des Alten Testaments.'' Stuttgart 1996, S. 152ff</ref>
== Weitere Entwicklung ==


[[Alte Kirche|Altkirchliche]] Kanonlisten waren uneinheitlich, besonders bezüglich der Verteilung der im Tanach als ''Ketubim'' geltenden Schriften. Schließlich übernahmen alle Kirchen die Vierteilung des LXX-Kanons in Pentateuch, Geschichtsbücher, Weisheits- und Prophetenbücher, die Abfolge dieser Teile sowie weitgehend die Binnenreihe jedes Hauptteils, stellten aber die „großen“ vor die „kleinen“ Propheten und näherten sie so dem tatsächlichen historischen Verlauf an.
Im [[Judentum]], aus dem heraus die Septuaginta ursprünglich erstellt wurde, verlor sie seit der Zeitwende immer mehr an Einfluss, dies obwohl sich aus dem Vergleich unterschiedlicher griechischer und hebräischer Textrezensionen ergibt, dass die Septuaginta auf einem eigenständigen, teilweise älteren hebräischen Text basiert als dem, der später im Judentum kanonisiert wurde. Mit der Vereinheitlichung des hebräischen Textes in nachchristlicher Zeit gingen Bestrebungen einher alle anderern Texttypen zu vernichten. Sichere Reste jüdischer Septuagintahandschriften sind daher sehr selten.


Die [[römisch-katholische Kirche]] erkennt die LXX-Zusätze zu Ester und Daniel, die Bücher Tobit, Judit, die ersten beiden Makkabäerbücher, Jesus Sirach, das Buch der Weisheit, Baruch und den Brief des Jeremia als [[deuterokanonisch]]e Schriften an, das 3. und 4. Makkabäerbuch sowie das 3. Buch Esdras hingegen nicht. Das 2. Buch Esdras unterteilt sie in die Bücher Esra und Nehemia.
Es darf allerdings nicht übersehen werden, dass die Septuaginta sehr überraschend schnell die offizielle Bibel der hellenistischen Juden geworden war und auch in den Synagogen verwendet wurde. Aus diesem Grunde verwundert es auch nicht, dass das Alte Testament von den Verfassern nach der Septuaginta zitiert wurde. Auch die meisten Kirchenväter zitierten das Alte Testament nach der Septuaginta. Die Tatsache dass mithilfe der Septuaginta von den christlichen Schriftstellern gegen das Judentum polemisiert wurde, bewirkte eine Abkehr der Juden von der Septuaginta und jüdische Bestrebungen zur Wiedergewinnung einer integeren hebräischen Textfassung in nachchristlicher Zeit.
Die späteren Übersetzungen ins Griechische durch den jüdischen Proselyten Aquila (2.Jh n. Chr.) und durch Symmachos (gegen Ende des 2.Jh. n. Chr.) und durch Theodotion, einen Eboniten aus Ephesos, sind leider so unvollständig überliefert, dass sie keinen wirklichen Vergleich erlauben.
Außerdem warfen jüdische Theologen christlichen Schreibern vor, die Septuaginta bewusst zu verändern, um einen Text zu haben, der der christlichen Lehre näher sei. Christlicherseits wurde dies mit dem Vorwurf beantwortet, die Septuaginta-Lesarten entsprächen der älteren jüdischen Tradition, derer man sich nun im Judentum entledige, um das Christentum als nichtjüdisch darstellen zu können.


Die meisten [[Orthodoxe Kirchen|orthodoxen Kirchen]] haben die deuterokanonisch genannten Bücher als ''Anaginoskomena'' in ihren Kanon aufgenommen, zusätzlich auch das 1. Buch Esdras und das 3. Makkabäerbuch. In einigen orthodoxen Kirchen werden auch die [[Oden (Bibel)|Oden]] mit dem [[Gebet des Manasse|Gebet Manasses]], das 4. Makkabäerbuch bzw. ein 4. Buch Esra (das nur in lateinischer und slawischer Übersetzung überliefert ist, während die griechische Version verlorenging) als kanonisch anerkannt.
Wahrscheinlich ist, dass an vielen Stellen der Septuaginta der hebräische Ursprungstext zugunsten einem besseren Verständnis durch die hellenistische Welt verändert wurde. Manche Wissenschaftler sehen in der Septuaginta einen den [[Aramäische Sprache|aramäischen]] [[Targum]]en in der [[Intention]] analogen [[Vulgärtext]].


Der Protestantismus hat im Alten Testament die Bücher mit hebräischem Text (Tanach) vorangestellt und die übrigen („deuterokanonischen“) Schriften sowie das Gebet Manasses als die [[Apokryphen]] zwischen das Alte und das Neue Testament gestellt. Sowohl die Lutherbibel als auch die (reformierte) Zürcher Bibel hatten diese Anordnung. In den [[Reformierte Kirchen|reformierten Kirchen]] wurden die Apokryphen in der Folgezeit zurückgedrängt und dann ganz weggelassen. Erst in Folge des sog. [[Apokryphenstreit]]es um 1830 wurden auch in vielen, aber keineswegs in allen Ausgaben der Lutherbibel die Apokryphen weggelassen.<ref>H. Ehmer u.&nbsp;a., ''200 Jahre Bibelgesellschaft in Württemberg (1812–2012).'' Stuttgart 2012, S. 14f.</ref> In neuerer Zeit sind in evangelischen Bibelausgaben weithin die Apokryphen enthalten.
Das [[Christentum]] der [[Alte Kirche|Alten Kirche]] zog die Septuaginta vor, da nur wenige Kirchenväter des Hebräischen mächtig waren, und weil die Lesarten der Septuaginta-Übersetzer oft dem christlichen Denken nahe kamen. Zudem wurde so die christlicherseits postulierte Einheit des Alten Testaments mit dem auf Griechisch abgefassten [[Neues Testament|Neuen Testament]] stärker deutlich.


== Heutiger Gebrauch ==
== Geschichte im Judentum ==
=== Übersetzung der Tora ===
Der Aristeasbrief stellt die Septuaginta legendarisch, aber historisch zutreffend als Ergebnis kollektiver Arbeit einer hellenistischen Bildungselite unter den jüdischen Toralehrern dar. Sie wurde notwendig, da die [[jüdische Diaspora]] rasch wuchs und in Gottesdienst und Alltag die damalige Weltsprache verwendete. Sie diente auch dazu, gebildeten Nichtjuden das Judentum zu erklären und die Tora in damalige philosophische und ethische Diskurse einzubringen. Eine Zustimmung des damaligen ägyptischen Herrschers zu dem Projekt ist denkbar, um die starke jüdische Minderheit in sein Reich zu integrieren und an die Kulturmetropole Alexandrien zu binden.<ref>Martin Hengel, Andreas Schweimer: ''Die Septuaginta'', S. 236; Siegfried Kreuzer: ''Entstehung und Überlieferung'', S. 39–49</ref>


Die Übersetzer der Tora gingen Wort für Wort vor, so dass das Ergebnis zugleich den Wortschatz für weitere Übersetzungen biblischer Bücher bereitstellte. In ihrer Wortwahl – sei es abgrenzend, sei es aufnehmend – zeigen sich hellenistisch-ägyptische Einflüsse und Konzepte. So lautet {{B|Gen|1|1|LXX}}: ''Im Anfang machte '''der Gott''' den Himmel und die Erde.'' Der bestimmte Artikel (''{{lang|grc-Latn|ho theos}}'') grenzte [[Elohim]] (wörtlich: „Götter“), im hebräischen Kontext als [[Henotheismus|henotheistisches]] Prädikat [[JHWH]]s erkennbar, sofort vom allgemeinen orientalischen [[Polytheismus]] ab.<ref>Heinz-Josef Fabry: ''Der Text und seine Geschichte'', in: Erich Zenger u.&nbsp;a.: ''Einleitung in das Alte Testament'', 6. Auflage 2006, S. 56</ref>
Die Septuaginta ist in der [[Orthodoxe Kirche|Orthodoxen Kirche]] auch heute noch die wichtigste Version des Alten Testaments. In [[Griechenland]] und [[Zypern]] wird sie bis heute im Gottesdienst gebraucht. Die meisten anderen Orthodoxen Kirchen benutzen ein Altes Testament, das aus der Septuaginta in die jeweilige Landessprache übersetzt ist.


=== Übersetzung weiterer biblischer Bücher ===
Die [[Römisch-Katholische Kirche]] benutzte dagegen über mehr als ein Jahrtausend die [[Vulgata]], eine Übersetzung der Bibel durch [[Hieronymus]] ins [[Latein]]ische. Hieronymus, einer der wenigen guten Hebräischkenner der alten Kirche, hatte gegenüber der Septuaginta hebräische Texte als Übersetzungsgrundlage bevorzugt. Allerdings ist weder die Qualität der zugrundeliegenden hebräischen Textrezensionen bekannt noch war es ihm möglich, den bis dahin quasi kanonisierten Text der Septuaginta in allen Lesarten zu verwerfen. Viele Übereinstimmungen zwischen Vulgata und Septuaginta gegenüber dem [[Masoretischer Text|Masoretischen Text]] dürften auf diese Beeinflussung zurückzuführen sein und nicht auf einem gemeinsamen (unbekannten) Ursprungstext beruhen. Andererseits führten die Arbeiten der Masoreten zu einer Vereinheitlichung des Textes und einer Ausscheidung aller alternativen Lesarten. Die Septuaginta wird bei aller Problematik bezüglich der Qualität der Übersetzung und der Überlieferung, auch weiter eine wichtige Rolle in der Forschung spielen, weil sie aus einem nicht-uniformierten Text hergestellt ist und somit Einblicke in den vormasoretischen Text erlaubt.
Auch ein Großteil der weiteren Schriften wurde in Alexandria übersetzt. Die Übersetzungsdaten lassen sich nur aus einigen griechischen Zitaten des LXX-Textes in anderen Quellen oder zeitgeschichtlichen Bezügen darin eingrenzen: Jesaja und die Chronikbücher waren demnach bis etwa 150 v.&nbsp;Chr., das Buch Job bis 100 v.&nbsp;Chr. fertiggestellt. Das um 132 v.&nbsp;Chr. verfasste griechische Vorwort zu Jesus Sirach setzte bereits eine griechische Übersetzung „des Gesetzes, der Propheten und der übrigen Bücher“ voraus, so dass damals vermutlich nur noch einige der bis 100 n.&nbsp;Chr. umstrittenen [[Ketubim]] (Schriften) fehlten. Nur die Bücher Rut, Ester, Hoheslied und Klagelieder wurden in [[Jerusalem]] übersetzt, wahrscheinlich im 1. Jahrhundert nach der Tempelzerstörung (70). Als letztes Buch wurde um 100 n.&nbsp;Chr. der „2. Esdras“ (Esra und Nehemia) übersetzt.<ref>Marguerite Harl, Gilles Dorival, Olivier Munnich (Hrsg.): ''La Bible grecque des Septante: Du Judaïsme hellénistique au Christianisme ancien'', Cerf, Paris 1988, ISBN 2-204-02821-5, S. 106f</ref>


=== Sprache ===
Neuere katholische Bibelübersetzungen, wie z.B. die deutsche [[Einheitsübersetzung]], greifen oft wieder auf einzelne Lesarten der Septuaginta zurück, wenn diese einem lokal entstellten oder unklaren hebräischen Text überlegen scheinen.
Während der LXX-Sprachstil innerhalb eines Buchs meist annähernd gleich bleibt, ist er von Buch zu Buch verschieden: Daher nahm [[Paul de Lagarde]] als Regel für jedes Buch einen einzigen Übersetzer an. [[Paul Kahle]] nahm dagegen mehrere Übersetzungsversuche für jedes Buch an, von denen sich eine Version schließlich durchgesetzt habe.<ref name="tov">Emanuel Tov: ''Der Text der Hebräischen Bibel. Handbuch der Textkritik.'' Stuttgart 1997, S. 114ff</ref>


Dabei unterschieden sich die Methoden der Übersetzer. Einige blieben nah am Ausgangstext und benutzten viele [[Hebräische Sprache|Hebraismen]]: so im Richterbuch, den Samuel- und Königsbüchern, den Psalmen. Diese ahmten den Wortgebrauch und die Syntax der hebräischen Textvorlagen nach.
Für die [[Textkritik]] ist festzuhalten, dass -- was die Ursprünglichkeit betrifft -- in vielen Fällen dem [[Masoretischer Text|Masoretischen Text]] Vorzug vor der Lesart der Septuaginta gegeben wird. Besonders deutlich wird die Problematik der Textüberlieferung bei den Schriftrollen vom Toten Meer. Diese stimmen teilweise mit dem Masoretischen Text, teilweise mit der Septuaginta und teilweise mit keinem der beiden Texte überein.


Andere übersetzten freier und dem griechischen Sprachstil und Sprachfluss angepasster: zum Beispiel bei Genesis, Exodus, Ijob, den Sprichwörtern, Jesaja und Daniel. Deren LXX-Fassung weicht zum Teil stark vom bekannten hebräischen Text ab.
== Inhalt der Septuaginta ==


Zahlreiche [[Aramäische Sprachen|Aramaismen]] weisen auf den Sprachgebrauch der Übersetzer aus der zeitgenössischen aramäischen Sprache.
Die Septuaginta enthält neben den traditionell dem [[Tanach]] zugeordneten Büchern auch einige Texte, die im Christentum als [[Apokryphen]] oder [[deuterokanonisch]]e Bücher bekannt sind und die im Judentum als uninspiriert abgelehnt werden. (Diese Bücher sind mit (*) markiert, wobei (*) = bei Protestanten abgelehnt, bei Katholiken und Orthodoxen anerkannt, (**) = bei Protestanten und Katholiken abgelehnt, bei Orthodoxen anerkannt, (***) = nicht anerkannt.)


Bereits seit dem 19. Jahrhundert wird die Sprache der Septuaginta jedoch nicht als ein gesondertes „[[Bibelgriechisch]]“, sondern als [[Koine]]-Griechisch mit –&nbsp;je nach Übersetzer mehr oder weniger&nbsp;– semitisierenden Anklängen verstanden.<ref>Raimund Wirth: ''Die Septuaginta der Samuelbücher: Untersucht unter Einbeziehung ihrer Rezensionen.'' Vandenhoeck & Ruprecht, 2016, ISBN 978-3-647-53694-1, S. 224</ref>
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| ΓΕΝΕΣΙΣ


=== Revisionen und Bruch mit dem hebräischen Text ===
| [[1. Buch Mose|Genesis]]
Auch nach ihrem vorläufigen Abschluss entwickelte sich der Text der LXX noch weiter. Über 100 n.&nbsp;Chr. hinaus blieb sie die Gebrauchsbibel der hellenistischen Diasporajuden, auch im Synagogengottesdienst. Danach verlor sie aus mehreren Gründen allmählich an Einfluss: erstens, weil das seit der Tempelzerstörung (70 n.&nbsp;Chr.) [[Rabbiner|rabbinisch]] geführte Judentum begann, einen einheitlichen hebräischen Konsonantentext ([[masoretischer Text#Fixierung des Konsonantentextes|''proto-masoretischer Text'']], abgekürzt Proto-MT) durchzusetzen. Zweitens, weil die standardisierende, exegetische Methode von [[Rabbi Akiba]] dominierend wurde, der die hebräischen Schriften akribisch studiert hatte und ein energischer Gegner des Christentums war.<ref>Frederic William Bush, David Allan Hubbard, William Sanford LaSor, Old Testament Survey: The Message, Form, and Background of the Old Testament, 2. Auflage, Grand Rapids 1996, S. 612.</ref> Und drittens, weil die Christen sich die LXX als „ihr“ Altes Testament aneigneten (die meisten alttestamentlichen Zitate im Neuen Testament entsprechen der LXX-Version)<ref>Jason Evert: [https://www.catholic.com/qa/in-which-passages-does-jesus-quote-the-septuagint-and-where-does-the-new-testament-allude-to-the In Which Passages Does Jesus Quote the Septuagint, and Where Does the New Testament Allude to the Septuagint?], Catholic Answers.</ref> und den griechischen Text oft [[Allegorie|allegorisch]] umdeuteten, um ihn gegen jüdische Auslegungen ins Feld führen zu können, was dessen Ablehnung von jüdischer Seite verstärkte.
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| ΕΞΟΔΟΣ


Dies führte im Judentum jedoch nicht zum sofortigen Ausschluss der LXX, sondern zunächst zu verstärkten Versuchen, die Differenzen zwischen griechischen und hebräischen Textversionen einzuebnen. Diese Angleichung begann schon etwa 100 v.&nbsp;Chr. mit der ''kaige''-Rezension damaliger LXX-Fassungen. Das zeigt die [[Zwölfprophetenrolle vom Nachal Chever|griechische Zwölfprophetenrolle]], die in einer Höhle im ''Nachal Chever'' am [[Totes Meer|Toten Meer]] gefunden wurde. Auch für das Richterbuch und für Teile der Samuel- und Königsbücher sind solche rezensierten Fassungen erhalten.
| [[2. Buch Mose|Exodus]]
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| ΛΕΥΙΤΙΚΟΝ


Im 2. Jahrhundert übersetzten [[Aquila (Bibelübersetzer)|Aquila]], [[Symmachus der Ebionit|Symmachos]] und [[Theodotion]] den nun schon vereinheitlichten Tanach erneut ins Griechische. Dabei folgte Theodotion am meisten der LXX-Vorlage. Diese Rezensionen sind nur bruchstückhaft überliefert und als Ganzes allenfalls indirekt aus alten Handschriften der [[Hexapla]], die sie dem hebräischen Text gegenüberstellten, zu erschließen. Sie gingen weitgehend verloren, weil die Juden immer stärker auf den MT hinarbeiteten und andere Versionen ablehnten oder vernichteten, während die Christen die andersartige Revision der LXX von [[Origenes]] immer stärker als alleinige Überlieferung weitergaben.
| [[3. Buch Mose|Levitikus]]
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| ΑΡΙΘΜΟΙ


== Geschichte im Christentum ==
| [[4. Buch Mose|Numeri]]
=== Aufnahme im Neuen Testament ===
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Die Autoren des [[Neues Testament|Neuen Testaments]] nehmen nur in einigen Büchern ([[Evangelium nach Lukas]], [[Apostelgeschichte des Lukas]]) den hebraistischen Stil der Septuaginta auf. Ansonsten hat das Griechisch im Neuen Testament für jeden der Schriftsteller einen typischen, eigenen Charakter, da es sich um griechische Originaltexte und nicht um Übersetzungen handelt. Die oft vorgenommene Zusammenfassung des Septuaginta-Griechisch und des Griechisch des Neuen Testaments unter dem Stichwort [[Bibelgriechisch]] ist daher nicht sachgemäß.
| ΔΕΥΤΕΡΟΝΟΜΙΟΝ


Viele der Zitate des Alten Testaments, die sich im Neuen Testament finden, sind der Septuaginta entnommen, wobei Abweichungen im Detail oft darauf hinweisen, dass die Schriftsteller aus dem Gedächtnis zitierten.
| [[5. Buch Mose|Deuteronomium]]
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| ΙΗΣΟΥΣ ΝΑΥΗ


=== Alte Kirche ===
| [[Josua (Buch)|Josua]] oder "Jesus, der Sohn des Navi"
Da ein Großteil des [[Urchristentum]]s aus dem griechischsprachigen Judentum hervorging (die sogenannten [[Hellenisten]]; vgl. [[Apostelgeschichte des Lukas|Apostelgeschichte]] 6), verwundert es nicht, dass das Alte Testament von den Verfassern des [[Neues Testament|Neuen Testamentes]] meist nach der Septuaginta zitiert wurde. Auch die meisten [[Kirchenvater|Kirchenväter]] zitierten das Alte Testament nach der Septuaginta, denn nur wenige Kirchenväter waren des Hebräischen überhaupt mächtig. Zudem wurde so die christlicherseits postulierte Einheit des Alten Testaments mit dem auf Griechisch abgefassten Neuen Testament stärker deutlich.
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| ΚΡΙΤΑΙ


Auch Streitgespräche mit dem Judentum oder Polemiken gegen das Judentum nahmen in der Regel den Text der Septuaginta als Basis für ihre Auseinandersetzung. Dies trug mit dazu bei, dass sich die Juden von der Septuaginta ab- und dem hebräischen Text zuwandten, führte aber auch dazu, dass [[Origenes]] seine große philologische Arbeit (die [[Hexapla]]) erstellte, um die Streitfragen über den Text wissenschaftlich zu klären.
| [[Buch der Richter|Richter]]
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| ΡΟΥΘ || [[Buch Rut|Rut]]
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| ΒΑΣΙΛΕΙΩΝ Α


=== Revisionen ===
| [[1. Buch Samuel|Das 1. Buch der Königtümer]] ([[1. Buch Samuel]])
Im Christentum gab es zumindest ''eine'' Revision des Septuaginta-Textes, und zwar durch Origenes. Er stellte in sechs Spalten (daher die Bezeichnung Hexapla) den hebräischen Text (in hebräischer Schrift und in griechischer Umschrift) sowie die Septuaginta und die drei jüngeren jüdischen Übersetzungen von Aquila, Symmachus und Theodotion nebeneinander. Im Septuagintatext setzte er in „Klammern“ (d.&nbsp;h. mit den damals üblichen textkritischen Zeichen [[Obelos]] und Metobelos) Überschüsse der Septuaginta gegenüber dem hebräischen Text, und er ergänzte, ebenfalls in „Klammern“ (d.&nbsp;h. mit den damals üblichen textkritischen Zeichen Asteriscus und Metobelos), aus den anderen griechischen Übersetzungen, was in der Septuaginta gegenüber dem hebräischen Text fehlte. Diesen so an den damals anerkannten hebräischen Text angepassten Septuagintatext bezeichnet man als den hexaplarischen Text, der seinerseits die Überlieferung der Septuaginta beeinflusste.<ref>Fernandez Marcos, ''Introduction'', S. 204–222; Siegfried Kreuzer, ''Entstehung und Überlieferung'', S. 66–68.</ref>
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| ΒΑΣΙΛΕΙΩΝ Β


Traditionell spricht man von zwei weiteren christlichen Revisionen, nämlich der [[Antiochenischer Text|lukianischen]] für Syrien/Antiochien und der hesychianischen für Ägypten. Diese Revisionen müssten um ca. 300 n.&nbsp;Chr. entstanden sein. Die Suche nach der hesychianischen Rezension ist heute von den meisten Forschern aufgegeben (man spricht neutral vom ägyptischen Text), während viele Forscher bei der Annahme einer lukianischen Revision (das heißt vor allem eine stilistische Bearbeitung zu besserem Griechisch) bleiben.<ref>Fernandez Marcos, ''Introduction'', S. 223–257.</ref> Für diese Ansicht beruft man sich in der Regel auf eine Äußerung des Hieronymus (um 400 n.&nbsp;Chr.) in seiner Vorrede zu den Büchern der Chronik, wo er von drei Textformen spricht, der des Origines in Palästina, der des Lukian in Syrien und der des Hesych in Ägypten. Dagegen schrieb Hieronymus in seinem Brief an Sunnia und Fretela nur von zwei Textformen, der hexaplarischen des Origenes und der alten, allgemein verbreiteten Septuaginta, die jetzt von vielen als lukianisch bezeichnet wird. Wahrscheinlich handelt es sich somit nur um nachträgliche Verbindung älterer Textformen mit anerkannten kirchlichen Autoritäten, mit der die betreffenden Textformen vor Veränderungen geschützt werden sollen (das Vorkommen des Siglums „L“ in manchen Handschriften für „lukianisch“ ist auch damit ausreichend erklärt).<ref>Siegfried Kreuzer, ''Entstehung und Überlieferung'', S. 66–75.</ref>
| [[2. Buch Samuel|Das 2. Buch der Königtümer]] ([[2. Buch Samuel]])
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| ΒΑΣΙΛΕΙΩΝ Γ


=== Kirchlicher Gebrauch ===
| [[1. Buch der Könige|Das 3. Buch der Königtümer]] ([[1. Buch der Könige]])
Die Septuaginta ist in den [[Östliches Christentum|Ostkirchen]] auch heute noch die wichtigste Version des Alten Testaments. In [[Griechenland]] und [[Zypern]] wird sie bis heute im Gottesdienst gebraucht. Die meisten anderen Ostkirchen benutzen ein [[Altes Testament]], das aus der Septuaginta in die jeweilige [[Nationalsprache]] übersetzt ist.
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| ΒΑΣΙΛΕΙΩΝ Δ


Die [[römisch-katholische Kirche]] benutzte dagegen über mehr als ein Jahrtausend sowohl die Septuaginta als auch die [[Vulgata]], eine Übersetzung der Bibel durch [[Hieronymus (Kirchenvater)|Hieronymus]] ins [[Latein]]ische. Der [[Kirchenvater]] [[Hieronymus (Kirchenvater)|Hieronymus]] veränderte allerdings seinen ursprünglichen Auftrag, die Vulgata ausschließlich auf Grundlage der Septuaginta zu übersetzen, indem er auch den hebräischen Text als Übersetzungsgrundlage heranzog. Dennoch übernahm er viele Lesarten der Septuaginta, was die zahlreichen Übereinstimmungen zwischen Vulgata und Septuaginta gegenüber dem [[Masoretischer Text|masoretischen Text]] erklärt. Ebenfalls übernahm er weitgehend den Kanon der Septuaginta. Dieser Entscheidung folgen katholische Bibeln bis heute (siehe auch [[Deuterokanonisch]]).
| [[2. Buch der Könige|Das 4. Buch der Königtümer]] ([[2. Buch der Könige]])
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| ΠΑΡΑΛΕΙΠΟΜΕΝΩΝ Α


[[Martin Luther]] verwendete für seine deutsche Bibelübersetzung das hebräische Alte Testament und legte dessen (kürzeren) Kanon zugrunde. Septuaginta und [[Vulgata]] benutzte er als Hilfsmittel für seine Übersetzung. Einige der zusätzlichen Bücher der Septuaginta und Vulgata gab er seiner Übersetzung als Anhang bei (die sogenannten [[Apokryphen]]).
| [[1. Buch der Chronik|Das 1. Buch der Auslassungen]] ([[1. Buch der Chronik]])
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| ΠΑΡΑΛΕΙΠΟΜΕΝΩΝ Β


Nach dem [[Konzil von Trient]] wurde unter Papst [[Sixtus V.]] eine Neuausgabe der Septuaginta erstellt und 1587 promulgiert; diese [[Römische Septuaginta]] (auch ''editio Sixtina'' genannt) war für die römisch-katholische Kirche verbindlich.
| [[2. Buch der Chronik|Das 2. Buch der Auslassungen]] ([[2. Buch der Chronik]])
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| ΕΣΔΡΑΣ Α


== Handschriften ==
| (**) [[Esdras|Das 1. Buch Esdras]] (im katholischen Bereich auch 3. Esra genannt)
{{Siehe auch|Liste der Septuaginta-Handschriften}}
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[[Datei:4Q122.jpg|mini|Fragment [[4Q122]], 2. Jahrhundert v.&nbsp;Chr.]]
| ΕΣΔΡΑΣ Β, ΝΕΕΜΙΑΣ
[[Datei:4Q120 frg20 with Divine Name.jpg|mini|Fragment [[4Q120]] mit Gottesnamen '''ΙΑΩ''']]
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[[Datei:LXX 8HevXIIgr.jpg|mini|Papyrusfragment ''8HevXIIgr'', Zwölfprophetenbuch, Anfang 1. Jahrhundert]]-->
Von der LXX bzw. Teilen davon sind etwa 2000 verschiedene Handschriften oder Handschriftenreste erhalten. Die ältesten Fragmente stammen aus dem 2. Jahrhundert v.&nbsp;Chr. und enthalten Texte der ersten fünf Bücher Mose (Tora) auf [[Papyrus]]- oder [[Leder]]rollen. Sie bestätigen die Angabe des Aristeasbriefs, dass die LXX um 250 v.&nbsp;Chr. mit der Toraübersetzung begann. Es sind [[4Q122]]/4QLXXDtn, der Papyrus Rylands 458 und der [[Papyrus Fouad 266]].


Das Fragment [[4Q119]]/4QLXXLev<sup>a</sup> aus dem 1. Jahrhundert v.&nbsp;Chr. übersetzte den hebräischen Originaltext freier als spätere Handschriften und schuf so eine eigene LXX-Variante für das Buch Levitikus. Weitere Fragmente aus dem 1. Jahrhundert v.&nbsp;Chr. sind [[4Q120]], 4Q121, 7Q1 und 7Q2.
| [[Esra (Buch)|Das 2. Buch Esdras]] ([[Esra]], [[Nehemia]])
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| ΕΣΘΗΡ || [[Buch Ester|Ester]] (Zusätze sind (*))
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| ΙΟΥΔΙΘ


Die älteste LXX-Fassung des Danielbuchs enthält der um 200 n.&nbsp;Chr. von zwei Schreibern erstellte [[Papyrus 967]]. Er wurde zusammen mit LXX-Papyri für die meisten biblischen Bücher 1931 in Ägypten gefunden. Auch unter den Schriftrollen aus der [[Geniza]] von [[Kairo]] fanden sich LXX-Fassungen.
| (*) [[Buch Judit|Judith]] (oder Judit)
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| ΤΩΒΙΤ


Als älteste und beste, da noch kaum von späteren Revisionen beeinflusste vollständige LXX-Handschrift gilt der [[Codex Vaticanus Graecus 1209]] aus dem 4. Jahrhundert. Nur sein Jesajatext folgt der [[Hexapla]]. Der [[Codex Sinaiticus]] stimmt überwiegend mit ihm überein; die Abweichungen gehen auf Revisionen der LXX zurück. Der [[Codex Alexandrinus]] aus dem 5. Jahrhundert dagegen war bereits stark von der Hexapla beeinflusst. Diese drei von Christen geschriebenen Codices umfassen auch das Neue Testament.
| (*) [[Buch Tobit|Das Buch Tobith]] (oder Tobit, oder Tobias)
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| ΜΑΚΚΑΒΑΙΩΝ Α


Von etwa 500 n.&nbsp;Chr. an dominieren in ''Unzialen'' bzw. ''Majuskeln'' (Großbuchstaben) notierte, von etwa 1000 an in ''Minuskeln'' oder ''Kursiven'' notierte Handschriften.<ref name="tov" />
| (*) [[1. Makkabäer|Das 1. Buch der Makkabäer]]
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| ΜΑΚΚΑΒΑΙΩΝ Β


== Textkritik ==
| (*) [[2. Makkabäer|Das 2. Buch der Makkabäer]]
=== Verhältnis zum masoretischen Text ===
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Der [[Masoretischer Text|masoretische Text]] (MT) setzte sich ab etwa 900 als autoritativer hebräischer Bibeltext durch und galt seit etwa 1520 auch in Teilen des Christentums als [[Urtext]]. Die LXX galt demgegenüber lange Zeit als zweitrangig. Erst neue Handschriftenfunde zwangen zur Differenzierung dieses Urteils und ermöglichten größeres Verständnis für Textentstehungs- und Überlieferungsprozesse.
| ΜΑΚΚΑΒΑΙΩΝ Γ


Im Buch Jesaja fehlen nur wenige Verse des MT in der LXX. In den Büchern Josua, Richter, Samuel, dem 1. Königsbuch, Jeremia, Daniel, Ijob, Sprichwörter und Ester weicht die LXX dagegen nicht nur vereinzelt vom MT ab, sondern ordnet Textabschnitte anders an und enthält weniger Text, so dass sich kürzere Buchumfänge ergeben.
| (**) [[3. Makkabäer|Das 3. Buch der Makkabäer]]
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| ΜΑΚΚΑΒΑΙΩΝ Δ


Im Buch Jeremia ist LXX um etwa ein Siebtel kürzer als MT, weil ihr vielfach Einzelverse oder Versgruppen – insgesamt bis zu 3100 Wörter – fehlen. Die Kapitelfolge ist eine andere, so dass die Fremdvölkersprüche in Jer 46–51 MT in LXX weiter nach vorn rücken und eine andere Reihe ergeben. Auch in den Samuelbüchern fehlen der LXX ganze Textabschnitte im Vergleich zum MT. Das gilt in geringerem Maß auch für das Buch Exodus. Diese Unterschiede wurden seit der [[Reformation]]szeit als willkürliche Verfälschung des MT durch die LXX-Übersetzer gedeutet.
| (***) [[4. Makkabäer|Das 4. Buch der Makkabäer]]
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| ΨΑΛΜΟΙ


Unter den [[Schriftrollen vom Toten Meer]] fanden sich jedoch Texte, die der LXX näher stehen als MT (zum Beispiel 4QJer<sup>b</sup> und <sup>d</sup>) und mit deren hypothetischer Rückübersetzung ins Hebräische aus älteren Handschriften weitgehend übereinstimmten. So bestätigten diese hebräischen Fragmente die LXX-Fassung. Textüberschüsse und Textänderungen des MT in den Samuel-<ref>Raimund Wirth: ''Die Septuaginta der Samuelbücher'', Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2016</ref> und Königebüchern<ref>Adrian Schenker: ''Älteste Textgeschichte der Königebücher'', Academic Press, Fribourg / Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2004</ref> und im Jeremiabuch<ref>[[Hermann-Josef Stipp]]: ''Das masoretische und alexandrinische Sondergut des Jeremiabuches'', Academic Press, Fribourg / Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 1994.</ref> konnten als spätere Bearbeitungen erkannt werden. Das entkräftete das hermeneutische Vorurteil, dass in Zweifelsfällen MT gegenüber LXX als ursprünglicher vorzuziehen sei.<ref>Heinz-Josef Fabry: ''Der Text und seine Geschichte'', in: Erich Zenger u.&nbsp;a.: ''Einleitung in das Alte Testament'', 6. Auflage 2006, S. 55</ref>
| [[Buch der Psalmen|Das Buch der Psalmen]]
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| ΩΔΑΙ (darunter ΠΡΟΣΕΥΧΗ ΜΑΝΑΣΣΗ)


Die meisten Forscher gehen heute davon aus, dass für einige Bücher bis mindestens 100 n.&nbsp;Chr. mehrere hebräische Fassungen parallel und gleichberechtigt überliefert wurden. Daher können die frühen Revisionen der LXX unterschiedliche hebräische Textgrundlagen voraussetzen. Neben den Angleichungen an den hebräischen Text tragen aber auch innergriechische Textentwicklungen zur Variantenvielfalt der LXX bei.
| (***) [[Das Buch der Oden]] (mit dem Gebet des Manasse)
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| ΠΑΡΟΙΜΙΑΙ


=== Ursprünglicher LXX-Text ===
| [[Buch der Sprichwörter|Das Buch der Sprichwörter]] oder Die Sprüche Salomos
Hauptproblem der Textkritik mit Hilfe der LXX ist: Bevor sie als mögliche Korrektur hebräischer Textfassungen verwendet werden kann, muss möglichst der ursprüngliche Wortlaut der LXX selbst erschlossen werden. Dies nahmen [[Alfred Rahlfs]] und [[Rudolf Smend (Theologe, 1851)|Rudolf Smend]] mit dem [[Göttinger Septuaginta-Unternehmen]] (1908 gegründet, 2015 ausgelaufen) in Angriff. In dieser LXX-Ausgabe erschienen etwa zwei Drittel der Bibelbücher.
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| ΕΚΚΛΗΣΙΑΣΤΗΣ


Neuere Bibelübersetzungen wie die deutsche katholische [[Einheitsübersetzung]] greifen teilweise auf Lesarten der LXX zurück, um einen entstellten oder unklaren hebräischen Text zu korrigieren bzw. zu interpretieren oder als ursprünglicheren hebräischen Text wiederzugeben (zum Beispiel in {{B|1 Sam|1|9}}). Oft können einmalige und sonst nirgends belegte Vokabeln ''([[Hapax legomenon|Hapax legomena]])'' nur mit Hilfe der LXX übersetzt werden, da das Altgriechische einen größeren Wortschatz und mehr Vergleichsmöglichkeiten bietet als das Althebräische.
| [[Kohelet (Buch)|Das Buch Kohelet]] oder der Prediger Salomo oder Ecclesiastes
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| ΑΣΜΑ


== Siehe auch ==
| [[Hohes Lied|Das Buch des Hohen Liedes]]
* [[Liste bekannter Philologen der Hebräischen Bibel#Septuaginta|Liste bekannter Philologen der Septuaginta]]
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| ΙΩΒ


== Literatur ==
| [[Ijob (Buch)|Das Buch Ijob]] (oder "Hiob", oder "Job")
'''Textausgaben'''
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* Alan E. Brooke, Norman McLean, Henry St John Thackeray (Hrsg.): ''The Old Testament in Greek according to the Text of Codex Vaticanus''. Cambridge 1906–1940. [''[[Cambridger Septuaginta|Larger Cambridge Septuagint]]''; unvollständig und überwiegend, aber nicht vollständig überholt.]
| ΣΟΦΙΑ ΣΟΛΟΜΩΝΤΟΣ
* [[Alfred Rahlfs]] (Hrsg.): ''Septuaginta, id est Vetus Testamentum Graece iuxta LXX interpretes.'' Württembergische Bibelanstalt, Stuttgart 1935 u.&nbsp;a. (Editio altera quam recognovit et emendavit Robert Hanhart, Stuttgart 2006). [Handausgabe der Göttinger Septuaginta.]
* Göttinger Akademie der Wissenschaften (Hrsg.): ''Vetus Testamentum Graecum auctoritate Academiae Scientiarum Gottingensis editum.'' Göttingen 1924–1965. [<nowiki/>[[Göttinger Septuaginta-Unternehmen|Göttinger Septuaginta]]; unvollständig.]


'''Übersetzung'''
| (*) [[Buch der Weisheit|Die Weisheit Salomos]]
* [[Wolfgang Kraus (Theologe)|Wolfgang Kraus]], [[Martin Karrer]] (Hrsg.): ''Septuaginta Deutsch. Das griechische Alte Testament in deutscher Übersetzung.'' Deutsche Bibelgesellschaft, Stuttgart 2009 (2. Auflage, Stuttgart, 2010), ISBN 978-3-438-05122-6.
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| ΣΟΦΙΑ ΣΕΙΡΑΧ


'''Wörterbücher und Hilfsmittel'''
| (*) [[Jesus Sirach]] [[Siracides]] / [[Ecclesiasticus]] / Die Weisheit Sirachs
* [[Friedrich Rehkopf]]: ''Septuaginta-Vokabular.'' Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 1989, ISBN 3-525-50172-2.
|-----
* ''A Greek-English Lexicon of the Septuagint.'' Revised Edition compiled by Johan Lust, Erik Eynikel, Katrin Hauspie. Deutsche Bibelgesellschaft, Stuttgart 2003, ISBN 3-438-05124-9.
| ΨΑΛΜΟΙ ΣΟΛΟΜΩΝΤΟΣ
* Takamitsu Muraoka: ''A Greek-English Lexicon of the Septuagint.'' Peeters, Leuven 2009, ISBN 978-90-429-2248-8.
* [[Alfred Rahlfs]]: ''Verzeichnis der griechischen Handschriften des Alten Testaments'' (= ''Mitteilungen des Septuaginta-Unternehmens.'' Band 2; ''Nachrichten von der Gesellschaft der Wissenschaften zu Göttingen.'' Jahrgang 1914, Beiheft). Weidmannsche Buchhandlung, Berlin 1914 ([https://archive.org/details/mitteilungendess00akaduoft Digitalisat]).
* Alfred Rahlfs: ''Septuaginta: Vetus Testamentum Graecum. Suppl.: Verzeichnis der griechischen Handschriften des Alten Testaments.'' Band 1,1: ''Die Überlieferung bis zum VIII. Jahrhundert.'' Bearbeitet von Detlef Fraenkel. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2004, ISBN 3-525-53447-7.


'''Einführungen'''
| (***) [[Psalmen Salomos|Das Buch der Psalmen Salomos]]
* [[Felix Albrecht (Theologe)|Felix Albrecht]]: ''Die alexandrinische Bibelübersetzung. Einsichten zur Entstehungs-, Überlieferungs- und Wirkungsgeschichte der Septuaginta.'' In: Tobias Georges, Felix Albrecht, [[Reinhard Feldmeier]] (Hrsg.): ''Alexandria'' (= ''Civitatum Orbis MEditerranei Studia.'' Band 1). Mohr Siebeck, Tübingen 2013, S. 209–243.
* [[Christian Frevel]] (Hrsg.): ''Einleitung in das Alte Testament.'' 9., aktualisierte Auflage. Kohlhammer, Stuttgart 2016, ISBN 978-3-17-030351-5.
* Karen H. Jobes, Moisés Silva: ''Invitation to the Septuagint.'' Baker Academic, Grand Rapids [MI] 2000.
* [[Siegfried Kreuzer]] (Hrsg.): ''Einleitung in die Septuaginta'' (= ''Handbuch zur Septuaginta.'' Band 1). Gütersloher Verlagshaus, Gütersloh 2016, ISBN 978-3-579-08100-7 ([http://www.kreuzer-siegfried.de/images/kreuzer-einleitung.pdf PDF]).
* Folker Siegert: ''Zwischen hebräischer Bibel und Altem Testament. Eine Einführung in die Septuaginta'' (= ''Münsteraner Judaistische Studien.'' Band 9). Lit Verlag, Münster 2001.
* [[Michael Tilly]]: ''Einführung in die Septuaginta.'' Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 2005, ISBN 3-534-15631-5.


'''Textkritik'''
|-----
* [[Emanuel Tov]]: ''Der Text der Hebräischen Bibel. Handbuch der Textkritik.'' Kohlhammer, Stuttgart u.&nbsp;a. 1997, ISBN 3-17-013503-1.
| ΩΣΗΕ || [[Hosea (Buch)|Das Buch Hosea]] oder Osee
* Emanuel Tov: ''Die griechischen Bibelübersetzungen.'' In: ''[[Aufstieg und Niedergang der römischen Welt]].'' Band II.20.1, Berlin u.&nbsp;a. 1987, S. 121–189.
|-----
* [[Ernst Würthwein]]: ''Der Text des Alten Testaments. Eine Einführung in die Biblia Hebraica.'' 5. überarbeitete Auflage. Deutsche Bibelgesellschaft, Stuttgart 1988, ISBN 3-438-06006-X.
| ΑΜΩΣ || [[Amos (Buch)|Das Buch Amos]]
* Michael Hilton: ''Wie es sich christelt, so jüdelt es sich. 2000 Jahre christlicher Einfluss auf das jüdische Leben.'' Mit einer Einführung von Rabbiner Arthur Hertzberg. Jüdische Verlagsanstalt, Berlin 2000, ISBN 978-3-934658-00-4. ([http://juden.judentum.org/judenmission/jesaja-2.htm Leseprobe])
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| ΜΙΧΑΙΑΣ


'''Forschung'''
| [[Micha (Buch)|Das Buch Micha]] oder Michäas
* Kristin De Troyer: ''Die Septuaginta und die Endgestalt des Alten Testaments. Untersuchungen zur Entstehungsgeschichte alttestamentlicher Texte.'' Vandenhoeck & Ruprecht, UTB 2599, Göttingen 2005, ISBN 3-8252-2599-2.
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* [[Heinz-Josef Fabry]], U. Offerhaus (Hrsg.): ''Im Brennpunkt: Die Septuaginta. Studien zur Entstehung und Bedeutung der Griechischen Bibel'' (= ''Beiträge zur Wissenschaft vom Alten und Neuen Testament.'' Band 153). Kohlhammer, Stuttgart u.&nbsp;a. 2001.
| ΙΩΗΛ || [[Joel (Buch)|Das Buch Joel]]
* Natalio Fernandez Marcos: ''The Septuagint in Context. Introduction to the Greek Version of the Bible.'' Brill, Leiden 2000, Atlanta 2009.
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* [[Robert Hanhart]]: ''Studien zur Septuaginta und zum hellenistischen Judentum'' (= ''Forschungen zum Alten Testament.'' Band 24). Mohr Siebeck, Tübingen 1999.
| ΟΒΔΙΟΥ
* [[Martin Hengel]], Anna Maria Schwemer (Hrsg.): ''Die Septuaginta zwischen Judentum und Christentum'' (= ''Wissenschaftliche Untersuchungen zum Neuen Testament.'' Band 72). Mohr Siebeck, Tübingen 1994.
* Herbert Hunger u.&nbsp;a.: ''Die Textüberlieferung der antiken Literatur und der Bibel.'' dtv wissenschaft, München 1988 (1. Auflage 1961).
* [[Martin Karrer]], Wolfgang Kraus (Hrsg.): ''Septuaginta Deutsch. Erläuterungen und Kommentare.'' 2 Bände. Deutsche Bibelgesellschaft, Stuttgart 2011.
* [[Martin Karrer]], Wolfgang Kraus, Martin Meiser (Hrsg.): ''Die Septuaginta – Texte, Kontexte, Lebenswelten'' (= ''Wissenschaftliche Untersuchungen zum Neuen Testament'' [WUNT]. Band 219). Mohr Siebeck, Tübingen 2008 (siehe auch die weiteren Bände der Reihe: WUNT 252, Tübingen 2010; WUNT 286, Tübingen 2012; WUNT 325, Tübingen 2014; WUNT 361, Tübingen 2016).
* Siegfried Kreuzer, Jürgen Peter Lesch (Hrsg.): ''Im Brennpunkt: Die Septuaginta'' (= ''Studien zur Entstehung und Bedeutung der Griechischen Bibel.'' Band 2). Kohlhammer, Stuttgart u.&nbsp;a. 2004 (= ''Beiträge zur Wissenschaft vom Alten und Neuen Testament.'' Band 161).
* Siegfried Kreuzer: ''Entstehung und Überlieferung der Septuaginta.'' In: ders. (Hrsg.): ''Einleitung in die Septuaginta'' (= ''Handbuch zur Septuaginta.'' Band 1). Gütersloher Verlagshaus, Gütersloh 2016, S. 30–88.
* Alfred Rahlfs: ''Septuaginta-Studien I–III.'' 2. Auflage. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 1965.


== Weblinks ==
| [[Obadja (Buch)|Das Buch Obadja]] oder Obdiou
{{Wiktionary}}
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'''Textausgaben'''
| ΙΩΝΑΣ || [[Jona (Buch)|Das Buch Jona]] oder Jonas
* [https://www.die-bibel.de/bibel/LXX/GEN.1 Septuaginta Editio altera] (Volltext in Griechisch) (nach A. Rahlfs, überarbeitet von R. Hanhart, Stuttgart 2006)
|-----
* [https://titus.fkidg1.uni-frankfurt.de/texte/etcs/grie/sept/sept.htm Titus-Projekt] (Volltext in Griechisch)
| ΝΑΟΥΜ || [[Nahum (Buch)|Das Buch Nahum]]
* [http://lxx.ibibles.net/ Εβδομήκοντα εκδοχή] (Septuaginta)
|-----
| ΑΜΒΑΚΟΥΜ


'''Forschungsprojekte'''
| [[Habakuk (Buch)|Das Buch Habakuk]] oder Ambakoum
* [https://adw-goe.de/forschung/abgeschlossene-forschungsprojekte/akademienprogramm/septuaginta-unternehmen/ ADW-GOE, abgeschlossene Forschungsprojekte: Göttinger Septuaginta-Unternehmen]
|-----
* [http://www.septuagintaforschung.de/ Septuagintaforschung in Deutschland]
| ΣΟΦΟΝΙΑΣ
* [http://ccat.sas.upenn.edu/ioscs/journal/ Journal of Septuagint and Cognate Studies]


'''Ressourcen'''
| [[Zefanja (Buch)|Das Buch Zefanja]] (Zephanja oder Sophonias)
* [https://biblicalgreek.org/translate/lxx/ Septuagint Texts and Aids]
|-----
* [{{Toter Link |inline=1 |date=2024-03-24 |url= http://www.theologie.uni-rostock.de/fileadmin/THF/Roesel/Roesel_Septuaginta.pdf}} Einführung in die Septuaginta-Forschung mit Literaturhinweisen] (pdf; 240&nbsp;kB)
| ΑΓΓΑΙΟΣ
* [http://www.unil.ch/irsb/home/menuinst/chercheurs-euses/membres-de-lirsb/jurg-hutzli/publications.html Literatur zur Septuaginta in BiBIL]
<!-- dead link 5. Oktober 2011
* [http://students.cua.edu/16kalvesmaki/lxx/ Ressourcen zum Studium der Septuaginta (Englisch)] -->


'''Sekundärliteratur'''
| [[Haggai (Buch)|Das Buch Haggai]] ([[Aggaeus]])
* {{WiBiLex|Referenz=28417|Titel=Septuaginta (AT)|Autor=Carsten Ziegert, Siegfried Kreuzer|Datum=2012-04|Abruf=2023-10-02|Abruf-verborgen=1}}
|-----
* [http://www.septuagintaforschung.de/files/band3_leseprobe.pdf Heinz-Josef Fabry: ''Neue Aufmerksamkeit für die Septuaginta''] (PDF-Datei; 195&nbsp;kB)
| ΖΑΧΑΡΙΑΣ


== Anmerkungen ==
| [[Sacharja (Buch)|Das Buch Sacharja]] ([[Zacharias]])
<references group="Anmerkung" responsive />
|-----
| ΜΑΛΑΧΙΑΣ


== Einzelbelege ==
| [[Maleachi (Buch)|Das Buch Maleachi]] ([[Malachias]])
<references responsive>
|-----
<ref name="Oden"><span id="Oden"><span class="reference-text">{{WiBiLex|59306|Oden|Autoren=Helmut Engel, Michael Lattke|Abruf=2023-10-02}}</span></span></ref>
| ΗΣΑΙΑΣ
</references>


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| [[Jesaja (Buch)|Das Buch Jesaja]]


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| ΙΕΡΕΜΙΑΣ

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| ΘΡΗΝΟΙ

| [[Klagelieder Jeremias]]
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ΙΕΡΕΜΙΟΥ

| (*) [[Brief des Jeremia]] (im katholischen Raum: Baruch, Kapitel 6)
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| ΙΕΖΕΚΙΗΛ

| [[Ezechiel|Das Buch Ezechiel]] (Hesekiel, Jezekiel)
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| ΣΩΣΑΝΝΑ

| (*) [[Susanna]]
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| ΔΑΝΙΗΛ (mit ΤΩΝ ΤΡΙΩΝ ΠΑΙΔΩΝ ΑΙΝΕΣΙΣ)

| [[Daniel (Buch)|Das Buch Daniel]] (mit dem Gebet des Asarja und dem Lobgesang der drei Jünglinge (*)
|-----
| ΒΗΛ ΚΑΙ ΔΡΑΚΩΝ

| (*) [[Bel und der Drache]]
|}

==Literatur==

* Folker Siegert (2001): ''Zwischen hebräischer Bibel und Altem Testament. Eine Einführung in die Septuaginta.'' Münster.
* Herbert Hunger, Otto Stegmüller, [[Hartmut Erbse]], Max Imhof, Karl Büchner; Hans-Georg Beck, Horst Rüdiger (1988, unveränderter Nachdruck der Auflage von 1961) : ''Die Textüberlieferung der antiken Literatur und der Bibel'', dtv wissenschaft, München.
*Ernst Würthwein (5.überarbeitete Aufl. 1988): ''Der Text des Alten Testaments. Eine Einführung in die Biblia Hebraica.'' Deutsche Bibelgesellschaft Stuttgart, Stuttgart ISBN 3-438-06006-x

== Weblinks ==

* [http://www.spindleworks.com/septuagint/septuagint.htm Septuaginta] (Volltext in Griechisch)
* [http://www.theologie.uni-rostock.de/Roesel/Roesel_Septuaginta.pdf Einführung in die Septuaginta-Forschung mit Literaturhinweisen]
* [http://www.uni-koblenz.de/~sept/projekt/index.html Das Projekt zur Übersetzung der Septuaginta in die Deutsche Sprache]
* [http://www.uni-koblenz.de/~sept/richtlinien/index.html Richtlinien zur Namensgebung und Schreibweise]
* [http://www.lxx.org/ Projekt zur Übersetzung der Septuaginta ins Englische durch US-amerikanische orthodoxe Christen]
* [http://www.fb1.uni-siegen.de/kaththeo/doc/antike_t/antike_d_Kapitel_2.htm#2_2 Der Aristeasbrief]
* [http://students.cua.edu/16kalvesmaki/lxx/ Ressourcen zum Studium der Septuaginta (Englisch)]
* [http://www.ccel.org/bible/brenton/ Ältere Übersetzung der Septuaginta ins Englische]

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[[sv:Septuaginta]]
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Aktuelle Version vom 1. Mai 2025, 17:49 Uhr

Wiener Genesis: Die Versuchung Josefs (1. Hälfte des 6. Jahrhunderts)
Zwölfprophetenrolle vom Nachal Chever (1. Jahrhundert n. Chr.)

Die Septuaginta (lateinisch für siebzig, altgriechisch ἡ μετάφρασις τῶν ἑβδομήκοντα hē metaphrasis tōn hebdomēkonta ‚Die Übersetzung der Siebzig‘, Abkürzung LXX), auch griechisches Altes Testament genannt, ist die älteste durchgehende Übersetzung der hebräisch-aramäischen Bibel in die altgriechische Alltagssprache, die Koine. Die Übersetzung entstand ab etwa 250 v. Chr. im hellenistischen Judentum, vorwiegend in Alexandria. Die meisten Bücher waren bis etwa 100 v. Chr. übersetzt, die restlichen Bücher folgten bis 100 n. Chr.[1]

Überblick und Bedeutung

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Ursprünglich bezog sich die Bezeichnung Septuaginta lediglich auf die Übersetzung der Tora (der fünf Bücher Mose). Später wurde der Begriff auf alle Versionen des griechischen Alten Testaments ausgeweitet. In dieser späteren Form enthält die Septuaginta alle Bücher der Hebräischen Bibel wie auch einige zusätzliche apokryphe und deuterokanonische Bücher. Die Septuaginta ist heute hauptsächlich als christliche Schriftüberlieferung erhalten. Von den frühen jüdischen Übersetzungen sind nur wenige Handschriftenfragmente überliefert.

Die Septuaginta ist eine der größten Leistungen des Frühjudentums. Sie war das zentrale Medium der Verbindung des Griechisch sprechenden Judentums mit den ursprünglichen Glaubenstraditionen, wie sie in den hebräischen heiligen Schriften überliefert waren. Neben dem Gebrauch in den Gemeinden wurde die Septuaginta die Grundlage für theologische und historische Werke (Philon von Alexandria, Flavius Josephus) und auch für zahlreiche neue Schriften (unter anderem die sogenannten Apokryphen), die im griechischsprachigen Judentum entstanden. Durch die ca. 400 Zitate aus der Septuaginta gehört auch das Neue Testament in die Wirkungsgeschichte der Septuaginta. Die Septuaginta spiegelt an vielen Stellen die frühjüdische Schriftauslegung und beeinflusste ihrerseits auch wieder rabbinische Traditionen.

Im 1. Jahrhundert v. Chr. setzte eine Revision ein, bei der die Wortwahl vereinheitlicht und der griechische Text in formaler Hinsicht (zum Beispiel Wortfolge) an den hebräischen Bibeltext (in der zu dieser Zeit geltenden Fassung) angepasst wurde (die sogenannte kaige-Rezension). Diese formale Anpassung (die in den verschiedenen biblischen Büchern unterschiedlich intensiv durchgeführt wurde) führte zum Teil zu einem etwas merkwürdigen Griechisch. Noch weiter in diese Richtung ging die Bearbeitung bzw. neue Übersetzung durch Aquila in der ersten Hälfte des 2. Jahrhunderts n. Chr., die trotz bzw. wegen ihrer sprachlichen Befremdlichkeiten geschätzt wurde, weil sie dem Hebräischen (formal) besonders nahestand. Beide Versionen des griechischen Textes waren im Griechisch sprechenden Judentum bis ans Ende der Antike in Gebrauch. Erst am Ende der Antike wurde unter palästinisch- bzw. babylonisch-rabbinischem Einfluss das Griechische durch das Hebräische als gottesdienstliche Sprache verdrängt. Das manchmal zitierte Diktum, dass der Tag der Übersetzung der Thora ins Griechische ein Unglückstag für das Judentum gewesen sei, stammt erst aus dem 8. Jahrhundert, und zwar aus dem babylonischen Judentum (nachtalmudischer Traktat Soferim 1,7).

Im Mittelalter und in der Neuzeit wurde die Septuaginta (wie auch die anderen griechischen Übersetzungen) weithin ignoriert, nicht nur weil sie im christlichen Bereich verwendet wurde, sondern auch weil man sich für die jüdische Identität ganz auf das Hebräische konzentrierte. Die gegenwärtigen Stellungnahmen sind unterschiedlich. Einerseits werden manchmal veraltete, ablehnende Stellungnahmen nachgedruckt,[2] andererseits gibt es viele jüdische Septuagintaforscher, und das Geleitwort zur neuen deutschen Übersetzung der Septuaginta unterzeichnete 2007 Landesrabbiner Henry G. Brandt für die Allgemeine Rabbinerkonferenz Deutschlands (neben Repräsentanten der EKD, der Deutschen Bischofskonferenz und der Orthodoxen Kirche in Deutschland).[3]

Die Bibelübersetzung wird seit dem legendarischen Aristeasbrief (um 130 v. Chr.) traditionell mit dem lateinischen Zahlwort septuaginta für „siebzig“ benannt. Der Name folgt damit der griechischen Eigenbezeichnung Κατὰ τοὺς ἑβδομήκοντα Kata tous Hebdomêkonta („gemäß den Siebzig“). Das Werk wird oft mit der römischen Zahl LXX oder dem Buchstaben abgekürzt.

Der Legende nach übersetzten 72 jüdische Gelehrte in Alexandria die Tora (fünf Bücher Mose) in 72 Tagen aus dem Hebräischen ins Griechische. Dabei soll jeder Übersetzer für sich selbst gearbeitet haben, am Ende aber seien alle 72 Übersetzungen absolut identisch gewesen: Der Heilige Geist habe allen dieselben Worte eingegeben. Die Zahl 72 wurde auf 70 abgerundet und erinnert an die siebzig Auserwählten, die mit Gottes Geist begabt wurden, um Mose bei der Rechtsprechung zu helfen (Num 11,24ff EU). Damit wurde auch die Verbalinspiration dieser Übersetzung betont.

Der Name wurde bis etwa 200 n. Chr. auf alle griechischen Erstübersetzungen biblischer Bücher und griechisch abgefasste heilige Schriften des Judentums ausgedehnt. Die Christen bezogen ihn auf diese Sammlung aller griechischsprachigen jüdischen heiligen Schriften, die sie als ihr Altes Testament übernahmen.

Buchtitel und Anordnung

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Nr. griechisch latinisiert, deutsch
1 ΓΕΝΕΣΙΣ GENESIS Genesis
2 ΕΞΟΔΟΣ EXODOS Exodus
3 ΛΕΥΙΤΙΚΟΝ LEUITIKON Levitikus
4 ΑΡΙΘΜΟΙ ARITHMOI Numeri
5 ΔΕΥΤΕΡΟΝΟΜΙΟΝ
DEUTERONOMION
Deuteronomium
6 ΙΗΣΟΥΣ IĒSOUS Iosue (Buch Josua)
7 ΚΡΙΤΑΙ KRITAI Iudices (Buch der Richter)
8 ΡΟΥΘ ROUTH Ruth (Buch Rut)
9 ΒΑΣΙΛΕΙΩΝ Α
BASILEIŌN 1
1. [Buch] der Könige
Samuelis I (1. Buch Samuel)
10 ΒΑΣΙΛΕΙΩΝ Β
BASILEIŌN 2
2. [Buch] der Könige
Samuelis II (2. Buch Samuel)
11 ΒΑΣΙΛΕΙΩΝ Γ
BASILEIŌN 3
3. [Buch] der Könige
Regum I (1. Buch der Könige)
12 ΒΑΣΙΛΕΙΩΝ Δ
BASILEIŌN 4
4. [Buch] der Könige
Regum II (2. Buch der Könige)
13 ΠΑΡΑΛΕΙΠΟΜΕΝΩΝ Α
PARALEIPOMENŌN 1
1. [Buch] der ausgelassenen [Dinge]
Paralipomenon I (1. Buch der Chronik)
14 ΠΑΡΑΛΕΙΠΟΜΕΝΩΝ Β
PARALEIPOMENŌN 2
2. [Buch] der ausgelassenen [Dinge]
Paralipomenon II (2. Buch der Chronik)
15 ΕΣΔΡΑΣ Α
ESDRAS 1
III Ezrae (3. Buch Esra,
in keinem Kanon)
16 ΕΣΔΡΑΣ Β
ESDRAS 2
Esra-Nehemia-Buch: I Esrae (Esra)
und II Esrae (Nehemia)
17 ΕΣΘΗΡ ESTHĒR Esther (Buch Ester)
18 ΙΟΥΔΙΘ IOUDITH Iudith (Buch Judit, deuterokanonisch)
19 ΤΩΒΙΤ TŌBIT Tobias (Buch Tobit, deuterokanonisch)
20 ΜΑΚΚΑΒΑΙΩΝ Α
MAKKABAIŌN 1
Machabaeorum I
(1. Buch der Makkabäer, deuterokanonisch)
21 ΜΑΚΚΑΒΑΙΩΝ Β
MAKKABAIŌN 2
Machabaeorum II
(2. Buch der Makkabäer, deuterokanonisch)
22 ΜΑΚΚΑΒΑΙΩΝ Γ
MAKKABAIŌN 3
Machabaeorum III
(3. Buch der Makkabäer, in keinem Kanon)
23 ΜΑΚΚΑΒΑΙΩΝ Δ
MAKKABAIŌN 4
Machabaeorum IV
(4. Buch der Makkabäer, in keinem Kanon)
24 ΨΑΛΜΟΙ PSALMOI, später mit
ΩΔΑΙ ŌDAI (inklusive
ΠΡΟΣΕΥΧΗ ΜΑΝΑΣΣΗ
PROSEUCHĒ MANASSĒ
)
Psalmorum (Buch der Psalmen)
Oden (inklusive Gebet des Manasse,
kein Buch der LXX)[Anmerkung 1][4]
25 ΠΑΡΟΙΜΙΑΙ PAROIMIAI Proverbia (Buch der Sprichwörter)
26 ΕΚΚΛΗΣΙΑΣΤΗΣ
EKKLĒSIASTĒS
Ecclesiastes (Kohelet)
(Ekklesiastes, Prediger)
27 ΑΣΜΑ ASMA Canticum canticorum (Hoheslied)
28 ΙΩΒ IŌB Iob (Ijob, Hiob)
29 ΣΟΦΙΑ ΣΟΛΟΜΩΝΤΟΣ
SOPHIA SOLOMŌNTOS
Sapientia
(Buch der Weisheit, Weisheit Salomos)
30 ΣΟΦΙΑ ΣΕΙΡΑΧ SOPHIA SEIRACH Ecclesiasticus (Jesus Sirach)
31 ΨΑΛΜΟΙ ΣΟΛΟΜΩΝΤΟΣ
PSALMOI SOLOMŌNTOS
Psalmen Salomos (keine LXX-
Handschrift,[Anmerkung 2] in keinem Kanon)
32 ΩΣΗΕ ŌSĒE Osee (Hosea)
33 ΑΜΩΣ AMŌS Amos
34 ΜΙΧΑΙΑΣ MICHAIAS Michaea (Micha)
35 ΙΩΗΛ IŌĒL Ioel (Joel)
36 ΟΒΔΙΟΥ OBDIOU Abdias (Obadja)
37 ΙΩΝΑΣ IŌNAS Ionas (Jona)
38 ΝΑΟΥΜ NAOUM Nahum
39 ΑΜΒΑΚΟΥΜ AMBAKOUM Abacuc Habakuk
40 ΣΟΦΟΝΙΑΣ SOPHONIAS Sofonias (Zefanja)
41 ΑΓΓΑΙΟΣ ANGAIOS Aggaeus (Haggai)
42 ΖΑΧΑΡΙΑΣ ZACHARIAS Zacharia, oder Sacharia (Sacharja)
43 ΜΑΛΑΧΙΑΣ MALACHIAS Malachias (Maleachi)
44 ΗΣΑΙΑΣ ĒSAIAS Isaias (Jesaja)
45 ΙΕΡΕΜΙΑΣ IEREMIAS Jeremias (Jeremia)
46 ΒΑΡΟΥΧ BAROUCH Baruch
47 ΘΡΗΝΟΙ THRĒNOI Klagelieder Jeremias
48 ΕΠΙΣΤΟΛΗ ΙΕΡΕΜΙΟΥ
EPISTOLĒ IEREMIOU
Brief des Jeremia
49 ΙΕΖΕΚΙΗΛ IEZEKIĒL Ezechiel (Hesekiel)
50 ΔΑΝΙΗΛ DANIĒL,
vorangestellt: ΣΩΣΑΝΝΑ SŌSANNA
Daniel (mit Zusätzen)
Susanna im Bade

Verhältnis zu anderen Kanones

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Die Septuaginta enthält alle Bücher des Tanach, die Juden und Christen als kanonisch anerkennen. Sie enthält zudem einige Bücher und Zusätze, die im Judentum nicht zum Kanon gehören, weil sie entweder verlorene oder gar keine hebräischen Vorlagen hatten. Sie entstand, bevor sich der dreiteilige Kanon des Tanach durchgesetzt hatte. Nichtprophetische Schriften wurden daher nicht hinten angefügt, sondern in den bestehenden Grundriss aus Tora (vorn) und Propheten (hinten) eingefügt.

Dabei wurden sie nicht nach einem abgestuften Offenbarungsrang, sondern nach ihren literarischen Gattungen zusammengestellt, so dass die der Tora folgenden Geschichts- und Prophetenbücher, die im Tanach als Nevi’im gelten, auseinandertraten. Zwischen sie rückten poetische und weisheitliche Bücher, die im Tanach den dritten Hauptteil der Ketubim bilden. Zudem gehen in der LXX die „kleinen“ den „großen“ Propheten voraus und werden nicht wie im Tanach als ein gemeinsames Zwölfprophetenbuch, sondern als einzelne Bücher gezählt. Somit bilden die großen Prophetenbücher in der LXX das Kanonende und konnten demgemäß noch stärker als offene Zukunftsansage verstanden werden.[5]

Altkirchliche Kanonlisten waren uneinheitlich, besonders bezüglich der Verteilung der im Tanach als Ketubim geltenden Schriften. Schließlich übernahmen alle Kirchen die Vierteilung des LXX-Kanons in Pentateuch, Geschichtsbücher, Weisheits- und Prophetenbücher, die Abfolge dieser Teile sowie weitgehend die Binnenreihe jedes Hauptteils, stellten aber die „großen“ vor die „kleinen“ Propheten und näherten sie so dem tatsächlichen historischen Verlauf an.

Die römisch-katholische Kirche erkennt die LXX-Zusätze zu Ester und Daniel, die Bücher Tobit, Judit, die ersten beiden Makkabäerbücher, Jesus Sirach, das Buch der Weisheit, Baruch und den Brief des Jeremia als deuterokanonische Schriften an, das 3. und 4. Makkabäerbuch sowie das 3. Buch Esdras hingegen nicht. Das 2. Buch Esdras unterteilt sie in die Bücher Esra und Nehemia.

Die meisten orthodoxen Kirchen haben die deuterokanonisch genannten Bücher als Anaginoskomena in ihren Kanon aufgenommen, zusätzlich auch das 1. Buch Esdras und das 3. Makkabäerbuch. In einigen orthodoxen Kirchen werden auch die Oden mit dem Gebet Manasses, das 4. Makkabäerbuch bzw. ein 4. Buch Esra (das nur in lateinischer und slawischer Übersetzung überliefert ist, während die griechische Version verlorenging) als kanonisch anerkannt.

Der Protestantismus hat im Alten Testament die Bücher mit hebräischem Text (Tanach) vorangestellt und die übrigen („deuterokanonischen“) Schriften sowie das Gebet Manasses als die Apokryphen zwischen das Alte und das Neue Testament gestellt. Sowohl die Lutherbibel als auch die (reformierte) Zürcher Bibel hatten diese Anordnung. In den reformierten Kirchen wurden die Apokryphen in der Folgezeit zurückgedrängt und dann ganz weggelassen. Erst in Folge des sog. Apokryphenstreites um 1830 wurden auch in vielen, aber keineswegs in allen Ausgaben der Lutherbibel die Apokryphen weggelassen.[6] In neuerer Zeit sind in evangelischen Bibelausgaben weithin die Apokryphen enthalten.

Geschichte im Judentum

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Übersetzung der Tora

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Der Aristeasbrief stellt die Septuaginta legendarisch, aber historisch zutreffend als Ergebnis kollektiver Arbeit einer hellenistischen Bildungselite unter den jüdischen Toralehrern dar. Sie wurde notwendig, da die jüdische Diaspora rasch wuchs und in Gottesdienst und Alltag die damalige Weltsprache verwendete. Sie diente auch dazu, gebildeten Nichtjuden das Judentum zu erklären und die Tora in damalige philosophische und ethische Diskurse einzubringen. Eine Zustimmung des damaligen ägyptischen Herrschers zu dem Projekt ist denkbar, um die starke jüdische Minderheit in sein Reich zu integrieren und an die Kulturmetropole Alexandrien zu binden.[7]

Die Übersetzer der Tora gingen Wort für Wort vor, so dass das Ergebnis zugleich den Wortschatz für weitere Übersetzungen biblischer Bücher bereitstellte. In ihrer Wortwahl – sei es abgrenzend, sei es aufnehmend – zeigen sich hellenistisch-ägyptische Einflüsse und Konzepte. So lautet Gen 1,1 LXX: Im Anfang machte der Gott den Himmel und die Erde. Der bestimmte Artikel (ho theos) grenzte Elohim (wörtlich: „Götter“), im hebräischen Kontext als henotheistisches Prädikat JHWHs erkennbar, sofort vom allgemeinen orientalischen Polytheismus ab.[8]

Übersetzung weiterer biblischer Bücher

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Auch ein Großteil der weiteren Schriften wurde in Alexandria übersetzt. Die Übersetzungsdaten lassen sich nur aus einigen griechischen Zitaten des LXX-Textes in anderen Quellen oder zeitgeschichtlichen Bezügen darin eingrenzen: Jesaja und die Chronikbücher waren demnach bis etwa 150 v. Chr., das Buch Job bis 100 v. Chr. fertiggestellt. Das um 132 v. Chr. verfasste griechische Vorwort zu Jesus Sirach setzte bereits eine griechische Übersetzung „des Gesetzes, der Propheten und der übrigen Bücher“ voraus, so dass damals vermutlich nur noch einige der bis 100 n. Chr. umstrittenen Ketubim (Schriften) fehlten. Nur die Bücher Rut, Ester, Hoheslied und Klagelieder wurden in Jerusalem übersetzt, wahrscheinlich im 1. Jahrhundert nach der Tempelzerstörung (70). Als letztes Buch wurde um 100 n. Chr. der „2. Esdras“ (Esra und Nehemia) übersetzt.[9]

Während der LXX-Sprachstil innerhalb eines Buchs meist annähernd gleich bleibt, ist er von Buch zu Buch verschieden: Daher nahm Paul de Lagarde als Regel für jedes Buch einen einzigen Übersetzer an. Paul Kahle nahm dagegen mehrere Übersetzungsversuche für jedes Buch an, von denen sich eine Version schließlich durchgesetzt habe.[10]

Dabei unterschieden sich die Methoden der Übersetzer. Einige blieben nah am Ausgangstext und benutzten viele Hebraismen: so im Richterbuch, den Samuel- und Königsbüchern, den Psalmen. Diese ahmten den Wortgebrauch und die Syntax der hebräischen Textvorlagen nach.

Andere übersetzten freier und dem griechischen Sprachstil und Sprachfluss angepasster: zum Beispiel bei Genesis, Exodus, Ijob, den Sprichwörtern, Jesaja und Daniel. Deren LXX-Fassung weicht zum Teil stark vom bekannten hebräischen Text ab.

Zahlreiche Aramaismen weisen auf den Sprachgebrauch der Übersetzer aus der zeitgenössischen aramäischen Sprache.

Bereits seit dem 19. Jahrhundert wird die Sprache der Septuaginta jedoch nicht als ein gesondertes „Bibelgriechisch“, sondern als Koine-Griechisch mit – je nach Übersetzer mehr oder weniger – semitisierenden Anklängen verstanden.[11]

Revisionen und Bruch mit dem hebräischen Text

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Auch nach ihrem vorläufigen Abschluss entwickelte sich der Text der LXX noch weiter. Über 100 n. Chr. hinaus blieb sie die Gebrauchsbibel der hellenistischen Diasporajuden, auch im Synagogengottesdienst. Danach verlor sie aus mehreren Gründen allmählich an Einfluss: erstens, weil das seit der Tempelzerstörung (70 n. Chr.) rabbinisch geführte Judentum begann, einen einheitlichen hebräischen Konsonantentext (proto-masoretischer Text, abgekürzt Proto-MT) durchzusetzen. Zweitens, weil die standardisierende, exegetische Methode von Rabbi Akiba dominierend wurde, der die hebräischen Schriften akribisch studiert hatte und ein energischer Gegner des Christentums war.[12] Und drittens, weil die Christen sich die LXX als „ihr“ Altes Testament aneigneten (die meisten alttestamentlichen Zitate im Neuen Testament entsprechen der LXX-Version)[13] und den griechischen Text oft allegorisch umdeuteten, um ihn gegen jüdische Auslegungen ins Feld führen zu können, was dessen Ablehnung von jüdischer Seite verstärkte.

Dies führte im Judentum jedoch nicht zum sofortigen Ausschluss der LXX, sondern zunächst zu verstärkten Versuchen, die Differenzen zwischen griechischen und hebräischen Textversionen einzuebnen. Diese Angleichung begann schon etwa 100 v. Chr. mit der kaige-Rezension damaliger LXX-Fassungen. Das zeigt die griechische Zwölfprophetenrolle, die in einer Höhle im Nachal Chever am Toten Meer gefunden wurde. Auch für das Richterbuch und für Teile der Samuel- und Königsbücher sind solche rezensierten Fassungen erhalten.

Im 2. Jahrhundert übersetzten Aquila, Symmachos und Theodotion den nun schon vereinheitlichten Tanach erneut ins Griechische. Dabei folgte Theodotion am meisten der LXX-Vorlage. Diese Rezensionen sind nur bruchstückhaft überliefert und als Ganzes allenfalls indirekt aus alten Handschriften der Hexapla, die sie dem hebräischen Text gegenüberstellten, zu erschließen. Sie gingen weitgehend verloren, weil die Juden immer stärker auf den MT hinarbeiteten und andere Versionen ablehnten oder vernichteten, während die Christen die andersartige Revision der LXX von Origenes immer stärker als alleinige Überlieferung weitergaben.

Geschichte im Christentum

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Aufnahme im Neuen Testament

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Die Autoren des Neuen Testaments nehmen nur in einigen Büchern (Evangelium nach Lukas, Apostelgeschichte des Lukas) den hebraistischen Stil der Septuaginta auf. Ansonsten hat das Griechisch im Neuen Testament für jeden der Schriftsteller einen typischen, eigenen Charakter, da es sich um griechische Originaltexte und nicht um Übersetzungen handelt. Die oft vorgenommene Zusammenfassung des Septuaginta-Griechisch und des Griechisch des Neuen Testaments unter dem Stichwort Bibelgriechisch ist daher nicht sachgemäß.

Viele der Zitate des Alten Testaments, die sich im Neuen Testament finden, sind der Septuaginta entnommen, wobei Abweichungen im Detail oft darauf hinweisen, dass die Schriftsteller aus dem Gedächtnis zitierten.

Da ein Großteil des Urchristentums aus dem griechischsprachigen Judentum hervorging (die sogenannten Hellenisten; vgl. Apostelgeschichte 6), verwundert es nicht, dass das Alte Testament von den Verfassern des Neuen Testamentes meist nach der Septuaginta zitiert wurde. Auch die meisten Kirchenväter zitierten das Alte Testament nach der Septuaginta, denn nur wenige Kirchenväter waren des Hebräischen überhaupt mächtig. Zudem wurde so die christlicherseits postulierte Einheit des Alten Testaments mit dem auf Griechisch abgefassten Neuen Testament stärker deutlich.

Auch Streitgespräche mit dem Judentum oder Polemiken gegen das Judentum nahmen in der Regel den Text der Septuaginta als Basis für ihre Auseinandersetzung. Dies trug mit dazu bei, dass sich die Juden von der Septuaginta ab- und dem hebräischen Text zuwandten, führte aber auch dazu, dass Origenes seine große philologische Arbeit (die Hexapla) erstellte, um die Streitfragen über den Text wissenschaftlich zu klären.

Im Christentum gab es zumindest eine Revision des Septuaginta-Textes, und zwar durch Origenes. Er stellte in sechs Spalten (daher die Bezeichnung Hexapla) den hebräischen Text (in hebräischer Schrift und in griechischer Umschrift) sowie die Septuaginta und die drei jüngeren jüdischen Übersetzungen von Aquila, Symmachus und Theodotion nebeneinander. Im Septuagintatext setzte er in „Klammern“ (d. h. mit den damals üblichen textkritischen Zeichen Obelos und Metobelos) Überschüsse der Septuaginta gegenüber dem hebräischen Text, und er ergänzte, ebenfalls in „Klammern“ (d. h. mit den damals üblichen textkritischen Zeichen Asteriscus und Metobelos), aus den anderen griechischen Übersetzungen, was in der Septuaginta gegenüber dem hebräischen Text fehlte. Diesen so an den damals anerkannten hebräischen Text angepassten Septuagintatext bezeichnet man als den hexaplarischen Text, der seinerseits die Überlieferung der Septuaginta beeinflusste.[14]

Traditionell spricht man von zwei weiteren christlichen Revisionen, nämlich der lukianischen für Syrien/Antiochien und der hesychianischen für Ägypten. Diese Revisionen müssten um ca. 300 n. Chr. entstanden sein. Die Suche nach der hesychianischen Rezension ist heute von den meisten Forschern aufgegeben (man spricht neutral vom ägyptischen Text), während viele Forscher bei der Annahme einer lukianischen Revision (das heißt vor allem eine stilistische Bearbeitung zu besserem Griechisch) bleiben.[15] Für diese Ansicht beruft man sich in der Regel auf eine Äußerung des Hieronymus (um 400 n. Chr.) in seiner Vorrede zu den Büchern der Chronik, wo er von drei Textformen spricht, der des Origines in Palästina, der des Lukian in Syrien und der des Hesych in Ägypten. Dagegen schrieb Hieronymus in seinem Brief an Sunnia und Fretela nur von zwei Textformen, der hexaplarischen des Origenes und der alten, allgemein verbreiteten Septuaginta, die jetzt von vielen als lukianisch bezeichnet wird. Wahrscheinlich handelt es sich somit nur um nachträgliche Verbindung älterer Textformen mit anerkannten kirchlichen Autoritäten, mit der die betreffenden Textformen vor Veränderungen geschützt werden sollen (das Vorkommen des Siglums „L“ in manchen Handschriften für „lukianisch“ ist auch damit ausreichend erklärt).[16]

Kirchlicher Gebrauch

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Die Septuaginta ist in den Ostkirchen auch heute noch die wichtigste Version des Alten Testaments. In Griechenland und Zypern wird sie bis heute im Gottesdienst gebraucht. Die meisten anderen Ostkirchen benutzen ein Altes Testament, das aus der Septuaginta in die jeweilige Nationalsprache übersetzt ist.

Die römisch-katholische Kirche benutzte dagegen über mehr als ein Jahrtausend sowohl die Septuaginta als auch die Vulgata, eine Übersetzung der Bibel durch Hieronymus ins Lateinische. Der Kirchenvater Hieronymus veränderte allerdings seinen ursprünglichen Auftrag, die Vulgata ausschließlich auf Grundlage der Septuaginta zu übersetzen, indem er auch den hebräischen Text als Übersetzungsgrundlage heranzog. Dennoch übernahm er viele Lesarten der Septuaginta, was die zahlreichen Übereinstimmungen zwischen Vulgata und Septuaginta gegenüber dem masoretischen Text erklärt. Ebenfalls übernahm er weitgehend den Kanon der Septuaginta. Dieser Entscheidung folgen katholische Bibeln bis heute (siehe auch Deuterokanonisch).

Martin Luther verwendete für seine deutsche Bibelübersetzung das hebräische Alte Testament und legte dessen (kürzeren) Kanon zugrunde. Septuaginta und Vulgata benutzte er als Hilfsmittel für seine Übersetzung. Einige der zusätzlichen Bücher der Septuaginta und Vulgata gab er seiner Übersetzung als Anhang bei (die sogenannten Apokryphen).

Nach dem Konzil von Trient wurde unter Papst Sixtus V. eine Neuausgabe der Septuaginta erstellt und 1587 promulgiert; diese Römische Septuaginta (auch editio Sixtina genannt) war für die römisch-katholische Kirche verbindlich.

Fragment 4Q122, 2. Jahrhundert v. Chr.
Fragment 4Q120 mit Gottesnamen ΙΑΩ

Von der LXX bzw. Teilen davon sind etwa 2000 verschiedene Handschriften oder Handschriftenreste erhalten. Die ältesten Fragmente stammen aus dem 2. Jahrhundert v. Chr. und enthalten Texte der ersten fünf Bücher Mose (Tora) auf Papyrus- oder Lederrollen. Sie bestätigen die Angabe des Aristeasbriefs, dass die LXX um 250 v. Chr. mit der Toraübersetzung begann. Es sind 4Q122/4QLXXDtn, der Papyrus Rylands 458 und der Papyrus Fouad 266.

Das Fragment 4Q119/4QLXXLeva aus dem 1. Jahrhundert v. Chr. übersetzte den hebräischen Originaltext freier als spätere Handschriften und schuf so eine eigene LXX-Variante für das Buch Levitikus. Weitere Fragmente aus dem 1. Jahrhundert v. Chr. sind 4Q120, 4Q121, 7Q1 und 7Q2.

Die älteste LXX-Fassung des Danielbuchs enthält der um 200 n. Chr. von zwei Schreibern erstellte Papyrus 967. Er wurde zusammen mit LXX-Papyri für die meisten biblischen Bücher 1931 in Ägypten gefunden. Auch unter den Schriftrollen aus der Geniza von Kairo fanden sich LXX-Fassungen.

Als älteste und beste, da noch kaum von späteren Revisionen beeinflusste vollständige LXX-Handschrift gilt der Codex Vaticanus Graecus 1209 aus dem 4. Jahrhundert. Nur sein Jesajatext folgt der Hexapla. Der Codex Sinaiticus stimmt überwiegend mit ihm überein; die Abweichungen gehen auf Revisionen der LXX zurück. Der Codex Alexandrinus aus dem 5. Jahrhundert dagegen war bereits stark von der Hexapla beeinflusst. Diese drei von Christen geschriebenen Codices umfassen auch das Neue Testament.

Von etwa 500 n. Chr. an dominieren in Unzialen bzw. Majuskeln (Großbuchstaben) notierte, von etwa 1000 an in Minuskeln oder Kursiven notierte Handschriften.[10]

Verhältnis zum masoretischen Text

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Der masoretische Text (MT) setzte sich ab etwa 900 als autoritativer hebräischer Bibeltext durch und galt seit etwa 1520 auch in Teilen des Christentums als Urtext. Die LXX galt demgegenüber lange Zeit als zweitrangig. Erst neue Handschriftenfunde zwangen zur Differenzierung dieses Urteils und ermöglichten größeres Verständnis für Textentstehungs- und Überlieferungsprozesse.

Im Buch Jesaja fehlen nur wenige Verse des MT in der LXX. In den Büchern Josua, Richter, Samuel, dem 1. Königsbuch, Jeremia, Daniel, Ijob, Sprichwörter und Ester weicht die LXX dagegen nicht nur vereinzelt vom MT ab, sondern ordnet Textabschnitte anders an und enthält weniger Text, so dass sich kürzere Buchumfänge ergeben.

Im Buch Jeremia ist LXX um etwa ein Siebtel kürzer als MT, weil ihr vielfach Einzelverse oder Versgruppen – insgesamt bis zu 3100 Wörter – fehlen. Die Kapitelfolge ist eine andere, so dass die Fremdvölkersprüche in Jer 46–51 MT in LXX weiter nach vorn rücken und eine andere Reihe ergeben. Auch in den Samuelbüchern fehlen der LXX ganze Textabschnitte im Vergleich zum MT. Das gilt in geringerem Maß auch für das Buch Exodus. Diese Unterschiede wurden seit der Reformationszeit als willkürliche Verfälschung des MT durch die LXX-Übersetzer gedeutet.

Unter den Schriftrollen vom Toten Meer fanden sich jedoch Texte, die der LXX näher stehen als MT (zum Beispiel 4QJerb und d) und mit deren hypothetischer Rückübersetzung ins Hebräische aus älteren Handschriften weitgehend übereinstimmten. So bestätigten diese hebräischen Fragmente die LXX-Fassung. Textüberschüsse und Textänderungen des MT in den Samuel-[17] und Königebüchern[18] und im Jeremiabuch[19] konnten als spätere Bearbeitungen erkannt werden. Das entkräftete das hermeneutische Vorurteil, dass in Zweifelsfällen MT gegenüber LXX als ursprünglicher vorzuziehen sei.[20]

Die meisten Forscher gehen heute davon aus, dass für einige Bücher bis mindestens 100 n. Chr. mehrere hebräische Fassungen parallel und gleichberechtigt überliefert wurden. Daher können die frühen Revisionen der LXX unterschiedliche hebräische Textgrundlagen voraussetzen. Neben den Angleichungen an den hebräischen Text tragen aber auch innergriechische Textentwicklungen zur Variantenvielfalt der LXX bei.

Ursprünglicher LXX-Text

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Hauptproblem der Textkritik mit Hilfe der LXX ist: Bevor sie als mögliche Korrektur hebräischer Textfassungen verwendet werden kann, muss möglichst der ursprüngliche Wortlaut der LXX selbst erschlossen werden. Dies nahmen Alfred Rahlfs und Rudolf Smend mit dem Göttinger Septuaginta-Unternehmen (1908 gegründet, 2015 ausgelaufen) in Angriff. In dieser LXX-Ausgabe erschienen etwa zwei Drittel der Bibelbücher.

Neuere Bibelübersetzungen wie die deutsche katholische Einheitsübersetzung greifen teilweise auf Lesarten der LXX zurück, um einen entstellten oder unklaren hebräischen Text zu korrigieren bzw. zu interpretieren oder als ursprünglicheren hebräischen Text wiederzugeben (zum Beispiel in 1 Sam 1,9 EU). Oft können einmalige und sonst nirgends belegte Vokabeln (Hapax legomena) nur mit Hilfe der LXX übersetzt werden, da das Altgriechische einen größeren Wortschatz und mehr Vergleichsmöglichkeiten bietet als das Althebräische.

Textausgaben

  • Alan E. Brooke, Norman McLean, Henry St John Thackeray (Hrsg.): The Old Testament in Greek according to the Text of Codex Vaticanus. Cambridge 1906–1940. [Larger Cambridge Septuagint; unvollständig und überwiegend, aber nicht vollständig überholt.]
  • Alfred Rahlfs (Hrsg.): Septuaginta, id est Vetus Testamentum Graece iuxta LXX interpretes. Württembergische Bibelanstalt, Stuttgart 1935 u. a. (Editio altera quam recognovit et emendavit Robert Hanhart, Stuttgart 2006). [Handausgabe der Göttinger Septuaginta.]
  • Göttinger Akademie der Wissenschaften (Hrsg.): Vetus Testamentum Graecum auctoritate Academiae Scientiarum Gottingensis editum. Göttingen 1924–1965. [Göttinger Septuaginta; unvollständig.]

Übersetzung

Wörterbücher und Hilfsmittel

  • Friedrich Rehkopf: Septuaginta-Vokabular. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 1989, ISBN 3-525-50172-2.
  • A Greek-English Lexicon of the Septuagint. Revised Edition compiled by Johan Lust, Erik Eynikel, Katrin Hauspie. Deutsche Bibelgesellschaft, Stuttgart 2003, ISBN 3-438-05124-9.
  • Takamitsu Muraoka: A Greek-English Lexicon of the Septuagint. Peeters, Leuven 2009, ISBN 978-90-429-2248-8.
  • Alfred Rahlfs: Verzeichnis der griechischen Handschriften des Alten Testaments (= Mitteilungen des Septuaginta-Unternehmens. Band 2; Nachrichten von der Gesellschaft der Wissenschaften zu Göttingen. Jahrgang 1914, Beiheft). Weidmannsche Buchhandlung, Berlin 1914 (Digitalisat).
  • Alfred Rahlfs: Septuaginta: Vetus Testamentum Graecum. Suppl.: Verzeichnis der griechischen Handschriften des Alten Testaments. Band 1,1: Die Überlieferung bis zum VIII. Jahrhundert. Bearbeitet von Detlef Fraenkel. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2004, ISBN 3-525-53447-7.

Einführungen

  • Felix Albrecht: Die alexandrinische Bibelübersetzung. Einsichten zur Entstehungs-, Überlieferungs- und Wirkungsgeschichte der Septuaginta. In: Tobias Georges, Felix Albrecht, Reinhard Feldmeier (Hrsg.): Alexandria (= Civitatum Orbis MEditerranei Studia. Band 1). Mohr Siebeck, Tübingen 2013, S. 209–243.
  • Christian Frevel (Hrsg.): Einleitung in das Alte Testament. 9., aktualisierte Auflage. Kohlhammer, Stuttgart 2016, ISBN 978-3-17-030351-5.
  • Karen H. Jobes, Moisés Silva: Invitation to the Septuagint. Baker Academic, Grand Rapids [MI] 2000.
  • Siegfried Kreuzer (Hrsg.): Einleitung in die Septuaginta (= Handbuch zur Septuaginta. Band 1). Gütersloher Verlagshaus, Gütersloh 2016, ISBN 978-3-579-08100-7 (PDF).
  • Folker Siegert: Zwischen hebräischer Bibel und Altem Testament. Eine Einführung in die Septuaginta (= Münsteraner Judaistische Studien. Band 9). Lit Verlag, Münster 2001.
  • Michael Tilly: Einführung in die Septuaginta. Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 2005, ISBN 3-534-15631-5.

Textkritik

  • Emanuel Tov: Der Text der Hebräischen Bibel. Handbuch der Textkritik. Kohlhammer, Stuttgart u. a. 1997, ISBN 3-17-013503-1.
  • Emanuel Tov: Die griechischen Bibelübersetzungen. In: Aufstieg und Niedergang der römischen Welt. Band II.20.1, Berlin u. a. 1987, S. 121–189.
  • Ernst Würthwein: Der Text des Alten Testaments. Eine Einführung in die Biblia Hebraica. 5. überarbeitete Auflage. Deutsche Bibelgesellschaft, Stuttgart 1988, ISBN 3-438-06006-X.
  • Michael Hilton: Wie es sich christelt, so jüdelt es sich. 2000 Jahre christlicher Einfluss auf das jüdische Leben. Mit einer Einführung von Rabbiner Arthur Hertzberg. Jüdische Verlagsanstalt, Berlin 2000, ISBN 978-3-934658-00-4. (Leseprobe)

Forschung

  • Kristin De Troyer: Die Septuaginta und die Endgestalt des Alten Testaments. Untersuchungen zur Entstehungsgeschichte alttestamentlicher Texte. Vandenhoeck & Ruprecht, UTB 2599, Göttingen 2005, ISBN 3-8252-2599-2.
  • Heinz-Josef Fabry, U. Offerhaus (Hrsg.): Im Brennpunkt: Die Septuaginta. Studien zur Entstehung und Bedeutung der Griechischen Bibel (= Beiträge zur Wissenschaft vom Alten und Neuen Testament. Band 153). Kohlhammer, Stuttgart u. a. 2001.
  • Natalio Fernandez Marcos: The Septuagint in Context. Introduction to the Greek Version of the Bible. Brill, Leiden 2000, Atlanta 2009.
  • Robert Hanhart: Studien zur Septuaginta und zum hellenistischen Judentum (= Forschungen zum Alten Testament. Band 24). Mohr Siebeck, Tübingen 1999.
  • Martin Hengel, Anna Maria Schwemer (Hrsg.): Die Septuaginta zwischen Judentum und Christentum (= Wissenschaftliche Untersuchungen zum Neuen Testament. Band 72). Mohr Siebeck, Tübingen 1994.
  • Herbert Hunger u. a.: Die Textüberlieferung der antiken Literatur und der Bibel. dtv wissenschaft, München 1988 (1. Auflage 1961).
  • Martin Karrer, Wolfgang Kraus (Hrsg.): Septuaginta Deutsch. Erläuterungen und Kommentare. 2 Bände. Deutsche Bibelgesellschaft, Stuttgart 2011.
  • Martin Karrer, Wolfgang Kraus, Martin Meiser (Hrsg.): Die Septuaginta – Texte, Kontexte, Lebenswelten (= Wissenschaftliche Untersuchungen zum Neuen Testament [WUNT]. Band 219). Mohr Siebeck, Tübingen 2008 (siehe auch die weiteren Bände der Reihe: WUNT 252, Tübingen 2010; WUNT 286, Tübingen 2012; WUNT 325, Tübingen 2014; WUNT 361, Tübingen 2016).
  • Siegfried Kreuzer, Jürgen Peter Lesch (Hrsg.): Im Brennpunkt: Die Septuaginta (= Studien zur Entstehung und Bedeutung der Griechischen Bibel. Band 2). Kohlhammer, Stuttgart u. a. 2004 (= Beiträge zur Wissenschaft vom Alten und Neuen Testament. Band 161).
  • Siegfried Kreuzer: Entstehung und Überlieferung der Septuaginta. In: ders. (Hrsg.): Einleitung in die Septuaginta (= Handbuch zur Septuaginta. Band 1). Gütersloher Verlagshaus, Gütersloh 2016, S. 30–88.
  • Alfred Rahlfs: Septuaginta-Studien I–III. 2. Auflage. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 1965.
Wiktionary: Septuaginta – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Textausgaben

Forschungsprojekte

Ressourcen

Sekundärliteratur

  1. Die Oden waren zuerst im Codex Alexandrinus (5. Jahrhundert), Codex Veronensis (Psalter, 6. Jahrhundert) und Codex Turicensis (7. Jahrhundert); ab dem 10. Jahrhundert in den meisten griechischen Psaltern enthalten. Mit zwei Ausnahmen (darunter das Gebet des Manasse) handelt es sich um Gesänge aus anderen Bibelteilen. Für liturgische Zwecke wurden sie am Ende des Psalters eingefügt.[*]
  2. nur im Codex Alexandrinus erwähnt
  1. Jennifer M. Dines, The Septuagint, hrsg. von Michael A. Knibb, T&T Clark, London 2004
  2. „die griechische Bibelübersetzung, die einem innerjüdischen Bedürfnis entsprang […] [von den] Rabbinen zuerst gerühmt […] Später jedoch, als manche ungenaue Übertragung des hebräischen Textes in der Septuaginta und Übersetzungsfehler die Grundlage für hellenistische Irrlehren abgaben, lehnte man die Septuaginta ab.“ Verband der Deutschen Juden (Hrsg.), Die Lehren des Judentums nach den Quellen (1920ff.), neu hrsg. von Walter Homolka, Walter Jacob, Tovia Ben Chorin, München 1999, Bd. 3, S. 43ff.
  3. Wolfgang Kraus, Martin Karrer (Hrsg.), Septuaginta Deutsch, S. V–VI.
  4. Helmut Engel, Michael Lattke: Oden. In: Michaela Bauks, Klaus Koenen, Stefan Alkier (Hrsg.): Das wissenschaftliche Bibellexikon im Internet (WiBiLex), Stuttgart, 2006 ff., abgerufen am 2. Oktober 2023.
  5. Christoph Dohmen, Günter Stemberger: Hermeneutik der Jüdischen Bibel und des Alten Testaments. Stuttgart 1996, S. 152ff
  6. H. Ehmer u. a., 200 Jahre Bibelgesellschaft in Württemberg (1812–2012). Stuttgart 2012, S. 14f.
  7. Martin Hengel, Andreas Schweimer: Die Septuaginta, S. 236; Siegfried Kreuzer: Entstehung und Überlieferung, S. 39–49
  8. Heinz-Josef Fabry: Der Text und seine Geschichte, in: Erich Zenger u. a.: Einleitung in das Alte Testament, 6. Auflage 2006, S. 56
  9. Marguerite Harl, Gilles Dorival, Olivier Munnich (Hrsg.): La Bible grecque des Septante: Du Judaïsme hellénistique au Christianisme ancien, Cerf, Paris 1988, ISBN 2-204-02821-5, S. 106f
  10. a b Emanuel Tov: Der Text der Hebräischen Bibel. Handbuch der Textkritik. Stuttgart 1997, S. 114ff
  11. Raimund Wirth: Die Septuaginta der Samuelbücher: Untersucht unter Einbeziehung ihrer Rezensionen. Vandenhoeck & Ruprecht, 2016, ISBN 978-3-647-53694-1, S. 224
  12. Frederic William Bush, David Allan Hubbard, William Sanford LaSor, Old Testament Survey: The Message, Form, and Background of the Old Testament, 2. Auflage, Grand Rapids 1996, S. 612.
  13. Jason Evert: In Which Passages Does Jesus Quote the Septuagint, and Where Does the New Testament Allude to the Septuagint?, Catholic Answers.
  14. Fernandez Marcos, Introduction, S. 204–222; Siegfried Kreuzer, Entstehung und Überlieferung, S. 66–68.
  15. Fernandez Marcos, Introduction, S. 223–257.
  16. Siegfried Kreuzer, Entstehung und Überlieferung, S. 66–75.
  17. Raimund Wirth: Die Septuaginta der Samuelbücher, Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2016
  18. Adrian Schenker: Älteste Textgeschichte der Königebücher, Academic Press, Fribourg / Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2004
  19. Hermann-Josef Stipp: Das masoretische und alexandrinische Sondergut des Jeremiabuches, Academic Press, Fribourg / Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 1994.
  20. Heinz-Josef Fabry: Der Text und seine Geschichte, in: Erich Zenger u. a.: Einleitung in das Alte Testament, 6. Auflage 2006, S. 55