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„Gemeine Kiefernbuschhornblattwespe“ – Versionsunterschied

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! Gemeine Kiefernbuschhornblattwespe
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| Bildbeschreibung = Gemeine Kiefernbuschhornblattwespe (''Diprion pini''), ♀
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Die '''Gemeine Kiefernbuschhornblattwespe''' (''Diprion pini'') ist eine Art aus der Familie der [[Buschhornblattwespen]] (Diprionidae) innerhalb der [[Hautflügler]].
Die '''Gemeine Kiefernbuschhornblattwespe''' (''Diprion pini'') ist eine Art aus der Familie der [[Buschhornblattwespen]] (Diprionidae) innerhalb der [[Hautflügler]].


Bekannt ist die Art in erster Linie als gefährlicher Forstschädling, da die Larven Kiefernnadeln fressen. Dabei ist bekannt, dass sie vorrangig an der [[Waldkiefer]] (''Pinus sylvestris'') jedoch auch an anderen Kiefernarten wie zum Beispiel der [[Schwarzkiefer]] (''Pinus nigra'') fressen.
Bekannt ist die Art in erster Linie als gefährlicher Forstschädling. Die Wespe verbringt 3/4 ihres Lebens als Puppe/Kokon in der Erde. Die graugrüne Larve mit dunklem Kopf frisst ab Mai die Nadeln der Kiefernspitze radikal ab. Oft gigantische Massenvermehrung mit interessanter Tarnung: An den Spitzen der Kiefernäste hängen hunderte von Larven und man erkennt sie erst bei genauerem Hinsehen. Bewegt sich ein Schatten (z.B. eine Hand) über die Massen der Larven, gibt es eine gemeinsame Schreckbewegung und sie erstarren danach.

Möglichkeit der Dezimierung: Insektizide im Mai unmittelbar nach dem Auftreten von Junglarven. Für den Kleingärtner: Klopft man an die Astspitzen und bringt somit ruckhafte Erschütterung auf die Äste lassen sich die Larven zu Boden fallen. Ggf. wiederholt man das Procedere ein paar Tage später.
== Lebensweise ==
Die männlichen [[Adult]]en besitzen große und stark gefiederte Antennen, die „Buschhörner“. Dadurch sind sie in der Lage, die Weibchen zu finden, die ein [[Insektenpheromone|Sexualpheromon]] abgeben (Anderbrandt et al. 2005). Die erste Aktivität ist ca. im Mai. Die Eiablage erfolgt mit Hilfe des [[Ovipositor]]s, der die Kiefernnadel einritzt und dabei ein Leitbündel zerstört (Hilker et al. 2002). Anschließend verschließt das Weibchen die pflanzliche Wunde mit einem Sekret aus ihrer Kittdrüse.
Nach dem Schlupf fressen die Larven zunächst in der Gruppe ([[Gregäres Verhalten|gregär]]). Dabei bleibt von der Kiefernadel nur die Mittelrippe stehen (Pinselfraß). Ältere Larven fressen einzeln, sind jedoch geclustert. Bei Massenvorkommen der Larven kann es zu immensen Fraßschaden kommen. Die Larven erreichen eine maximale Länge von etwa 25&nbsp;mm. Die Larven, die sich im Juni verpuppen, tun dies an den Nadeln, die nach deren Fraßphase noch übrig sind. Sie verlassen schon nach etwa 10 Tagen die Kokons als [[Imago (Zoologie)|Imagines]]. Das letzte Larvenstadium wandert den Kiefernstamm hinunter, spinnt sich in der Laubstreu ein und verpuppt sich dort in einem Kokon. Diese Kokons können bis zu mehrere Jahre überwintern (überliegen). Es sind jedoch auch mehrere Generationen im Jahr möglich. In einem Fall verpuppte sich eine Larve in der 2. Oktoberhälfte und erschien als Imago (Männchen) im Folgejahr in der 1. Julihälfte. Ein Weibchen schlüpfte dagegen schon Mitte April.

Bei Stress (durch z.&nbsp;B. Räuber) zeigen die Larven eine Verteidigungshaltung. Sie heben den Kopf (Kopfnicken) und geben einen Tropfen Vorderdarminhalt (Regurgitat) ab. Dieser Tropfen ist terpenhaltig und wirkt auf Feinde abschreckend.

== Natürliche Feinde ==
Für alle Entwicklungsstadien sind natürliche Feinde bekannt. Eiparasitoide sind zum Bsp. ''Closterocerus ruforum'' (Familie Eulophidae) oder ''Dipriocampe diprioni'' (Familie Tetracampidae). Bedeutende Puppenparasitoide aus der Familie der [[Raupenfliegen]] (Tachinidae) sind ''[[Drino gilva]]'' und ''[[Drino inconspicua]]''.<ref name="stein" /> Als weitere Parasitoide, jedoch mit wesentlich geringeren Parasitierungsraten, sind folgende Raupenfliegen bekannt: ''[[Blondela nigripes]]'', ''[[Chetogena janitrix]]'', ''[[Exorista larvarum]]'', ''[[Panzeria rudis]]'', ''[[Parasetigena silvestris]]'' und ''[[Phryxe vulgaris]]''.<ref name="stein" />

Möglichkeit der Dezimierung: Insektizide im Mai unmittelbar nach dem Auftreten von Junglarven. Für den Kleingärtner: Klopft man an die Astspitzen und erschüttert somit die Äste ruckhaft, lassen sich die Larven zu Boden fallen. Ggf. wiederholt man das Procedere ein paar Tage später.

== Bilder ==
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Male diprion pini.jpg|Männchen
2019 09 19 Diprion pini.jpg|Larve, vollständig weiß
Diprionpini.jpg|Illustration
Diprion pini - metamorphosis B - 04 - cocoon (03 july 2010).jpg|Kokon
2023 06 28 Diprion pini Kokon geoeffnet.jpg|Geöffneter Kokon
2021 10 18 Diprion pini 1a.jpg|Larve mit dunklen Flecken; Seitenansicht
2021 10 18 Diprion pini 1b.jpg|Larve mit dunklen Flecken; Dorsalansicht
2021 10 18 Diprion pini 1c.jpg|Larve mit dunklen Flecken; Frontansicht
2020 07 25 Diprion pini Kokonparasitoid.jpg|Kokon mit Parasitoidenpuppe (eine Raupenfliege)
2023 06 12 Diprion pini1.jpg|Larven an einer Kiefer in der [[Schwetzinger Hardt]] Mitte Juni 2023
2023 06 12 Diprion pini2.jpg|Fraßbild der Larven
2023 06 12 Diprion pini3.jpg|Larven (links) und abgenagte Kiefernnadeln (in der Bildmitte)
2016-05-17 Diprion pini Balett.ogv|Larven von ''Diprion pini'' bewegen sich synchron
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== Literatur ==
* [[Wolfgang Schwenke (Zoologe)|Wolfgang Schwenke]] (Hrsg.) u. a.: ''Die Forstschädlinge Europas.'' Band 4: ''Hautflügler und Zweiflügler''. Parey, Hamburg 1982.
* O. Anderbrandt, G. Bergstrom, A. B. Wassgren, M. A. Auger-Rozenberg, C. Geri, E. Hedenstrom, H. E. Hogberg, A. Herz: ''Release of sex pheromone and its precursors in the pine sawfly Diprion pini (Hym., Diprionidae).'' In: ''Chemoecology.'' 15, 2005, S. 147–151.
* M. Hilker, C. Kobs, M. Varama, K. Schrank: ''Insect egg deposition induces Pinus sylvestris to attract egg parasitoids.'' In: ''Journal of Experimental Biology.'' 205, 2002, S. 455–461.

== Einzelnachweise ==
<references>
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</ref>
</references>

== Weblinks ==
{{Commonscat|Diprion pini|Gemeine Kiefernbuschhornblattwespe (''Diprion pini'')}}
* {{FaunaEuropaea|ID=3e590438-c4f9-4584-aeef-1cf23d308816|WissName=Diprion pini|Rang=Art}}


[[Kategorie:Hautflügler]]
[[Kategorie:Buschhornblattwespen]]
[[Kategorie:Forstschädling]]
[[Kategorie:Wikipedia:Artikel mit Video]]

Aktuelle Version vom 27. Mai 2025, 17:37 Uhr

Gemeine Kiefernbuschhornblattwespe

Gemeine Kiefernbuschhornblattwespe (Diprion pini), ♀

Systematik
Ordnung: Hautflügler (Hymenoptera)
Überfamilie: Blattwespenartige (Tenthredinoidea)
Familie: Buschhornblattwespen (Diprionidae)
Unterfamilie: Diprioninae
Gattung: Kiefernbuschhornblattwespen (Diprion)
Art: Gemeine Kiefernbuschhornblattwespe
Wissenschaftlicher Name
Diprion pini
(Linnaeus, 1758)

Die Gemeine Kiefernbuschhornblattwespe (Diprion pini) ist eine Art aus der Familie der Buschhornblattwespen (Diprionidae) innerhalb der Hautflügler.

Bekannt ist die Art in erster Linie als gefährlicher Forstschädling, da die Larven Kiefernnadeln fressen. Dabei ist bekannt, dass sie vorrangig an der Waldkiefer (Pinus sylvestris) jedoch auch an anderen Kiefernarten wie zum Beispiel der Schwarzkiefer (Pinus nigra) fressen.

Die männlichen Adulten besitzen große und stark gefiederte Antennen, die „Buschhörner“. Dadurch sind sie in der Lage, die Weibchen zu finden, die ein Sexualpheromon abgeben (Anderbrandt et al. 2005). Die erste Aktivität ist ca. im Mai. Die Eiablage erfolgt mit Hilfe des Ovipositors, der die Kiefernnadel einritzt und dabei ein Leitbündel zerstört (Hilker et al. 2002). Anschließend verschließt das Weibchen die pflanzliche Wunde mit einem Sekret aus ihrer Kittdrüse. Nach dem Schlupf fressen die Larven zunächst in der Gruppe (gregär). Dabei bleibt von der Kiefernadel nur die Mittelrippe stehen (Pinselfraß). Ältere Larven fressen einzeln, sind jedoch geclustert. Bei Massenvorkommen der Larven kann es zu immensen Fraßschaden kommen. Die Larven erreichen eine maximale Länge von etwa 25 mm. Die Larven, die sich im Juni verpuppen, tun dies an den Nadeln, die nach deren Fraßphase noch übrig sind. Sie verlassen schon nach etwa 10 Tagen die Kokons als Imagines. Das letzte Larvenstadium wandert den Kiefernstamm hinunter, spinnt sich in der Laubstreu ein und verpuppt sich dort in einem Kokon. Diese Kokons können bis zu mehrere Jahre überwintern (überliegen). Es sind jedoch auch mehrere Generationen im Jahr möglich. In einem Fall verpuppte sich eine Larve in der 2. Oktoberhälfte und erschien als Imago (Männchen) im Folgejahr in der 1. Julihälfte. Ein Weibchen schlüpfte dagegen schon Mitte April.

Bei Stress (durch z. B. Räuber) zeigen die Larven eine Verteidigungshaltung. Sie heben den Kopf (Kopfnicken) und geben einen Tropfen Vorderdarminhalt (Regurgitat) ab. Dieser Tropfen ist terpenhaltig und wirkt auf Feinde abschreckend.

Natürliche Feinde

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Für alle Entwicklungsstadien sind natürliche Feinde bekannt. Eiparasitoide sind zum Bsp. Closterocerus ruforum (Familie Eulophidae) oder Dipriocampe diprioni (Familie Tetracampidae). Bedeutende Puppenparasitoide aus der Familie der Raupenfliegen (Tachinidae) sind Drino gilva und Drino inconspicua.[1] Als weitere Parasitoide, jedoch mit wesentlich geringeren Parasitierungsraten, sind folgende Raupenfliegen bekannt: Blondela nigripes, Chetogena janitrix, Exorista larvarum, Panzeria rudis, Parasetigena silvestris und Phryxe vulgaris.[1]

Möglichkeit der Dezimierung: Insektizide im Mai unmittelbar nach dem Auftreten von Junglarven. Für den Kleingärtner: Klopft man an die Astspitzen und erschüttert somit die Äste ruckhaft, lassen sich die Larven zu Boden fallen. Ggf. wiederholt man das Procedere ein paar Tage später.

  • Wolfgang Schwenke (Hrsg.) u. a.: Die Forstschädlinge Europas. Band 4: Hautflügler und Zweiflügler. Parey, Hamburg 1982.
  • O. Anderbrandt, G. Bergstrom, A. B. Wassgren, M. A. Auger-Rozenberg, C. Geri, E. Hedenstrom, H. E. Hogberg, A. Herz: Release of sex pheromone and its precursors in the pine sawfly Diprion pini (Hym., Diprionidae). In: Chemoecology. 15, 2005, S. 147–151.
  • M. Hilker, C. Kobs, M. Varama, K. Schrank: Insect egg deposition induces Pinus sylvestris to attract egg parasitoids. In: Journal of Experimental Biology. 205, 2002, S. 455–461.

Einzelnachweise

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  1. a b Frederik Stein & Nadine Bräsicke: Der Einfluss von Insektiziden und Fraßereignissen bedeutender Forstschadinsekten in Kiefernwäldern auf die Fliegengemeinschaft (Diptera: Brachycera): Prozess der Artbestimmung und Literaturstudie. In: Mitt. Dtsch. Ges. allg. angew. Ent. 22. 2020, S. 303–306, abgerufen am 28. Juni 2023.
Commons: Gemeine Kiefernbuschhornblattwespe (Diprion pini) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien