„Ker“ – Versionsunterschied
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{{Dieser Artikel|behandelt die Todesdämonen der griechischen Mythologie. Für weitere Bedeutungen siehe [[KER]], [[Care]] bzw. [[Kerr]]. Für die britische Ärztin siehe [[Alice Stewart Ker]].}} |
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'''Ker''' (von "Verderben, Tod") in der [[griechische Mythologie|griechischen Mythologie]] die Göttin des gewaltsamen Todes (manchmal auch der Name für eine Gruppe von Todes- und Unglücksdämonen). Sie entstand/entstanden aus der [[Nyx]]. Die Geschwister sind [[Moros]], [[Thanatos]], [[Hypnos]], [[Aither]], [[Hemera]], [[Charon (Mythologie)|Charon]], [[Hesperiden]], [[Momos]], [[Eris]], [[Moiren]], [[Nemesis (Mythologie)|Nemesis]] und die Träume. |
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[[Datei:Kerostasia.png|miniatur|hochkant=1.5|Kerostasie – Abwägen der Keres durch Hermes <br /> |
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([[Lekythos]] aus [[Capua]]) ]] |
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'''Ker''' ({{grcS|Κήρ|Kḗr|de=Tod, Todesgeschick}}, Plural {{lang|grc|Κῆρες|Kḗres}}, deutsch auch '''Keren''') ist in der [[Griechische Mythologie|griechischen Mythologie]] die Verkörperung des gewaltsamen Todes. |
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Manchmal wird der Name auch für eine ganze Gruppe von Todes- und Unglücksdämonen verwendet. |
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Nach [[Hesiod]] waren Ker bzw. die Keren Kinder der [[Nyx]]: |
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Bis sie verderbliche Rach’ an jedem geübt, der gesündigt.<ref>Hesiod ''Theogonie'' 211–217. Übersetzung [[Johann Heinrich Voß]]</ref> |
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Wandten sich um, und durchstürmten der Feldschlacht Lärm und Getümmel.<ref>Hesiod ''Der Schild des Herakles'' 244–253. Übersetzung [[Johann Heinrich Voß]]</ref> |
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Bei [[Homer]] erscheint ''Ker'' meist wenig personalisiert als Bezeichnung für Tod oder Todesverhängnis, und zwar in Form des gewaltsamen Todes, der das Leben entreißt, im Unterschied zum gnädigen, sanften, dem Schlaf (Hypnos) verwandten Thanatos (beides ebenfalls Kinder der Nyx). Vor allem in der [[Ilias]] erscheinen sie als dämonische Lebensräuber des Schlachtfeldes, als „die graulichen Keren des Todes“<ref>Homer, ''Ilias'' 2,302</ref>, denen man aber auch (zumindest vorübergehend) entgehen kann: |
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Und ihr Gewand um die Schulter war rot vom Blute der Männer.<ref>Homer, ''Ilias'' 18,535–538. Übersetzung Johann Heinrich Voß</ref> |
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Bei den lateinischen Mythographen erscheinen ''Letum'' („Tod, Vernichtung“; in [[Hyginus Mythographus]], ''[[Genealogiae|Fabulae]]'' praefatio) bzw. ''Tenebrae'' („Finsternisse“; in [[Cicero]], ''De natura deorum'' 3,17) als entsprechende Nachkommen der ''Nox'' („Nacht“). Hyginus benennt außerdem ''[[Erebos|Erebus]]'' als Vater von ''Letum''. [[Letum]] steht zudem für den Bruder der Ker, Thanatos.<ref>[[Vergil]], ''[[Aeneis]]'' 6,268ff.</ref><ref>[[Gaius Valerius Flaccus]], ''[[Argonautica]]'' 8,67ff.</ref> |
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== Literatur == |
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* Jennifer R. March: ''Cassell’s Dictionary Of Classical Mythology.'' London 1999, ISBN 0-304-35161-X. |
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* [[Jane Ellen Harrison]]: ''Prolegomena to the Study of Greek Religion.'' Kapitel 4: ''The demonology of ghosts and spites and bogeys.'' 1903. ([http://www.archive.org/stream/prolegomenatost02harrgoog#page/n195/mode/1up Digitalisat]) |
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* {{Roscher|2,1|1136|1166|Keren|[[Heinrich Wilhelm Stoll]]|}} |
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* {{DNP|6|428||Ker|[[Christine Walde]]|}} |
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== Weblinks == |
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* [http://www.theoi.com/Daimon/Keres.html Keres] im Theoi Project (englisch) |
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== Einzelnachweise == |
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[[Kategorie:Tod (griechische Mythologie)]] |
Aktuelle Version vom 29. November 2024, 09:39 Uhr

(Lekythos aus Capua)
Ker (altgriechisch Κήρ Kḗr, deutsch ‚Tod, Todesgeschick‘, Plural Κῆρες Kḗres, deutsch auch Keren) ist in der griechischen Mythologie die Verkörperung des gewaltsamen Todes. Manchmal wird der Name auch für eine ganze Gruppe von Todes- und Unglücksdämonen verwendet.
Nach Hesiod waren Ker bzw. die Keren Kinder der Nyx:
Nyx nun zeugte die Ker, die umdüsternde, Moros, den grausen,
Thanatos dann und den Hypnos zugleich mit dem Schwarm der Oneiren,
[…]
Auch die Moiren gebar sie, die grausam strafenden Keren,
Welche, der Menschen und Götter Vergehungen strenge verfolgend,
Nie, die Göttinnen! ruhn vom schrecklichen Grimme des Zornes,
Bis sie verderbliche Rach’ an jedem geübt, der gesündigt.[1]
Es erscheint hier also sowohl Ker als einzelne Personifikation (zusammen mit Moros genannt) als auch die Keren als Gruppe (zusammen mit den Moiren). Und in seinem Gedicht Der Schild des Herakles entwirft Hesiod ein grausiges Gemälde vom Tun der Keren:
… Aber von hinten
Keren in dunkler Gestalt, mit weißen Zähnen erklirrend,
Grass, und düsteres Auges, und blutbesprengt, und unnahbar,
Hatten um Fallende Zank: denn jegliche wollte begierig
Trinken das schwarze Blut; und erhaschte sie einen gestreckten,
Oder an frischer Wund’ hinfallenden, schleunig um diesen
Schlug sie die mächtigen Klaun; und es fuhr die Seele zu Aïs,
Tief in des Tartaros Schauer hinab: war ihnen das Herz nun
Satt des Menschenblutes, zurück dann warfen sie jenen,
Wandten sich um, und durchstürmten der Feldschlacht Lärm und Getümmel.[2]
Bei Homer erscheint Ker meist wenig personalisiert als Bezeichnung für Tod oder Todesverhängnis, und zwar in Form des gewaltsamen Todes, der das Leben entreißt, im Unterschied zum gnädigen, sanften, dem Schlaf (Hypnos) verwandten Thanatos (beides ebenfalls Kinder der Nyx). Vor allem in der Ilias erscheinen sie als dämonische Lebensräuber des Schlachtfeldes, als „die graulichen Keren des Todes“[3], denen man aber auch (zumindest vorübergehend) entgehen kann:
Zwietracht tobt’ und Tumult ringsum, und des Jammergeschicks Ker,
Die dort lebend erhielt den Verwundeten, jenen vor Wunden
Sicherte, jenen entseelt durch die Schlacht hinzog an den Füßen;
Und ihr Gewand um die Schulter war rot vom Blute der Männer.[4]
Bei den lateinischen Mythographen erscheinen Letum („Tod, Vernichtung“; in Hyginus Mythographus, Fabulae praefatio) bzw. Tenebrae („Finsternisse“; in Cicero, De natura deorum 3,17) als entsprechende Nachkommen der Nox („Nacht“). Hyginus benennt außerdem Erebus als Vater von Letum. Letum steht zudem für den Bruder der Ker, Thanatos.[5][6]
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Jennifer R. March: Cassell’s Dictionary Of Classical Mythology. London 1999, ISBN 0-304-35161-X.
- Jane Ellen Harrison: Prolegomena to the Study of Greek Religion. Kapitel 4: The demonology of ghosts and spites and bogeys. 1903. (Digitalisat)
- Heinrich Wilhelm Stoll: Keren. In: Wilhelm Heinrich Roscher (Hrsg.): Ausführliches Lexikon der griechischen und römischen Mythologie. Band 2,1, Leipzig 1894, Sp. 1136–1166 (Digitalisat).
- Rainer Vollkommer: Ker. In: Lexicon Iconographicum Mythologiae Classicae (LIMC). Band VI, Zürich/München 1992, S. 14–24.
- Christine Walde: Ker. In: Der Neue Pauly (DNP). Band 6, Metzler, Stuttgart 1999, ISBN 3-476-01476-2, Sp. 428.
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Keres im Theoi Project (englisch)
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Hesiod Theogonie 211–217. Übersetzung Johann Heinrich Voß
- ↑ Hesiod Der Schild des Herakles 244–253. Übersetzung Johann Heinrich Voß
- ↑ Homer, Ilias 2,302
- ↑ Homer, Ilias 18,535–538. Übersetzung Johann Heinrich Voß
- ↑ Vergil, Aeneis 6,268ff.
- ↑ Gaius Valerius Flaccus, Argonautica 8,67ff.