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„Åke Hultkrantz“ – Versionsunterschied

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1958 begannen seine Aufenthalte als Visiting Professor, wie etwa an der [[Brandeis University]] in [[Boston]], der [[University of California]] in [[Santa Barbara]] (1973 bis 1990), der [[University of Montana]] Ende der 1970er Jahre, dazu kamen Aufenthalte in [[Budapest]] (1970), Wien (1973), Aberdeen (1976) sowie an anderen Hochschulen in England, Deutschland, Schweden und Finnland. 1981–1982 hielt er die Gifford Lectures in Aberdeen. Darüber hinaus besuchte er zahlreiche Amerikanistenkongresse seit 1956 sowie der Association of the History of Religion seit 1970. 1993 war er Präsident des Schamanismus-Kongresses in [[Budapest]].
1958 begannen seine Aufenthalte als Visiting Professor, wie etwa an der [[Brandeis University]] in [[Boston]], der [[University of California]] in [[Santa Barbara]] (1973 bis 1990), der [[University of Montana]] Ende der 1970er Jahre, dazu kamen Aufenthalte in [[Budapest]] (1970), Wien (1973), Aberdeen (1976) sowie an anderen Hochschulen in England, Deutschland, Schweden und Finnland. 1981–1982 hielt er die Gifford Lectures in Aberdeen. Darüber hinaus besuchte er zahlreiche Amerikanistenkongresse seit 1956 sowie der Association of the History of Religion seit 1970. 1993 war er Präsident des Schamanismus-Kongresses in [[Budapest]].


Hultkrantz begegnete den indianischen Kulturen weder mit der verbreiteten Vorstellung, sie seien dem Untergang geweiht, noch stellte er sich auf den Standpunkt der Regierungen Kanadas und der USA, sie seien minderwertig und daher durch die dominierende, von Europa inspirierte Kultur zu ersetzen. Im Gegenteil, brachte er ihnen so viel Respekt entgegen, dass er von dem Schoschonen-Schamanen [[John Trehero]] 1948 adoptiert wurde.
Hultkrantz begegnete den indianischen Kulturen weder mit der verbreiteten Vorstellung, sie seien dem Untergang geweiht, noch stellte er sich auf den Standpunkt der Regierungen Kanadas und der USA, sie seien minderwertig und daher durch die dominierende, von Europa inspirierte Kultur zu ersetzen. Im Gegenteil, brachte er ihnen so viel Respekt entgegen, dass er von dem Schoschonen-Schamanen [[John Trehero]] 1948 adoptiert wurde.


Allerdings wurde jüngst seinem Konzept, nach dem die indianischen Glaubensvorstellungen keine Religion sondern eine „configuration“ in einem religiösen System darstellen, widersprochen.<ref>Lars Kirkhusmo Pharo: ''A Methodology for a Deconstruction and Reconstruction of the Concepts “Shaman” and “Shamanism”'', in: Numen 58,1 (2011) 6-70.</ref> Dies ist deshalb von Bedeutung, weil vielfach die religiös-philosophische Welt auf den Schamanismus reduziert wurde.
Er publizierte 25 Monographien und etwa 400 Aufsätze und war Mitherausgeber zahlreicher Fachzeitschriften. Dabei wurde er von seiner Frau Geraldine Hultkrantz unterstützt.

Er publizierte 25 Monographien und etwa 400 Aufsätze und war Mitherausgeber zahlreicher Fachzeitschriften. Dabei wurde er von seiner Frau Geraldine Hultkrantz unterstützt.


== Werke ==
== Werke ==

Version vom 2. Februar 2012, 12:00 Uhr

Åke Hultkrantz (* 1. April 1920 in Kalmar; † 3. Oktober 2006) war ein schwedischer Religionswissenschaftler und Schamanismusforscher. Er lehrte an der Universität Stockholm und war dort von 1958 bis 1986 Professor und Präfekt am Religionsgeschichtlichen Institut. Seine 1953 vorgelegte Doktorarbeit schrieb er über die Vorstellungen nordamerikanischer Indianer von der Seele[1].

In der Buchreihe Die Religionen der Menschheit verfasste er Beiträge über die Religion der Samen und der amerikanischen Arktis. Er publizierte auch über die Orpheus Tradition der nordamerikanischen Indianer.

Leben und Werk

Der 1920 im schwedischen Kalmar geborene Hultkrantz nahm 1939 sein Studium der vergleichenden Religionswissenschaft, der Ethnologie und der Geschichte an der Universität Stockholm auf. 1943 graduiert, setzte er sein Ethnologiestudium fort und promovierte 1946. 1953 erlangte er einen zweiten Doktortitel in Religionswissenschaft; dazu erhielt er 1997 noch einen Ehrendoktor von der Universität Helsinki. Er unterrichtete zeitlebens an der Stockholmer Universität. Dort begann er als senior lecturer, dann als Professor für vergleichende Religion, wurde schließlich Direktor dieses Instituts. 1986 wurde er emeritiert.

Bereits 1944 und 1946 suchte er Gruppen der Saami auf, doch sein Schwerpunkt wurden die Indianer Nordamerikas, insbesondere die Shoshone in Wyoming und Idaho, die Arapaho der nördlichen Plains und die Stämme Kaliforniens.

1958 begannen seine Aufenthalte als Visiting Professor, wie etwa an der Brandeis University in Boston, der University of California in Santa Barbara (1973 bis 1990), der University of Montana Ende der 1970er Jahre, dazu kamen Aufenthalte in Budapest (1970), Wien (1973), Aberdeen (1976) sowie an anderen Hochschulen in England, Deutschland, Schweden und Finnland. 1981–1982 hielt er die Gifford Lectures in Aberdeen. Darüber hinaus besuchte er zahlreiche Amerikanistenkongresse seit 1956 sowie der Association of the History of Religion seit 1970. 1993 war er Präsident des Schamanismus-Kongresses in Budapest.

Hultkrantz begegnete den indianischen Kulturen weder mit der verbreiteten Vorstellung, sie seien dem Untergang geweiht, noch stellte er sich auf den Standpunkt der Regierungen Kanadas und der USA, sie seien minderwertig und daher durch die dominierende, von Europa inspirierte Kultur zu ersetzen. Im Gegenteil, brachte er ihnen so viel Respekt entgegen, dass er von dem Schoschonen-Schamanen John Trehero 1948 adoptiert wurde.

Allerdings wurde jüngst seinem Konzept, nach dem die indianischen Glaubensvorstellungen keine Religion sondern eine „configuration“ in einem religiösen System darstellen, widersprochen.[2] Dies ist deshalb von Bedeutung, weil vielfach die religiös-philosophische Welt auf den Schamanismus reduziert wurde.

Er publizierte 25 Monographien und etwa 400 Aufsätze und war Mitherausgeber zahlreicher Fachzeitschriften. Dabei wurde er von seiner Frau Geraldine Hultkrantz unterstützt.

Werke

  • The North American Indians Orpheus Tradition. 2 Bände. Stockholm 1957.
  • Die Religionen Nordeurasiens und der amerikanischen Arktis, Band 3, 1962, ISBN 3-17-071051-6.
  • The Religions of the American Indians, 1981 (schwedische Ausgabe 1967), ISBN 0-520-04239-5.
  • Shamanic healing and ritual drama, New York: The Crossroad Publishing Company 1992.
    • deutsche Ausgabe: Schamanische Heilkunst und rituelles Drama. Aus dem Amerikanischen Englisch übersetzt von Konrad Dietzelbinger, 1. Aufl. 1994, 2. Aufl. Diederichs, München 1996, ISBN 3-424-01166-5 (Diederichs gelbe Reihe, Band 112).
  • Soul and Native Americans. Edited with a forword by Robert Holland. Spring Publications, Woodstock, CT 1997, ISBN 0-88214-223-2 ( = Neuausgabe der Arbeit Conceptions of the soul among North American Indians. Schwedisches Ethnographisches Museum 1953).
  • Das Buch der Schamanen. Band 2: Nord- und Südamerika. Aus dem Englischen übersetzt von Barbara Röhl. Ullstein, München 2002, ISBN 3-550-07558-8.

Einzelnachweise

  1. Notiz im Helsingborgs Dagblad vom 12. Oktober 2006 zum Tod von Åke Hultkrantz (auf schwedisch).
  2. Lars Kirkhusmo Pharo: A Methodology for a Deconstruction and Reconstruction of the Concepts “Shaman” and “Shamanism”, in: Numen 58,1 (2011) 6-70.