„Oseltamivir“ – Versionsunterschied
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Da die Produktion dieses Medikaments sehr viel Zeit erfordert und sehr aufwendig ist, reservieren Staaten und Bundesländer (Niederösterreich, Steiermark, Brandenburg) bereits jetzt dieses Produkt, um im Falle einer Epidemie genügend Vorräte zu haben. |
Da die Produktion dieses Medikaments sehr viel Zeit erfordert und sehr aufwendig ist, reservieren Staaten und Bundesländer (Niederösterreich, Steiermark, Brandenburg) bereits jetzt dieses Produkt, um im Falle einer Epidemie genügend Vorräte zu haben. |
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Zahlreiche Medienberichte haben dazu geführt, dass das Interesse an Tamiflu<sup>®</sup> und [[Relenza]]<sup>®</sup> erheblich gestiegen ist. So wurden im Spätsommer diesen Jahres mehr als 130.000 Packungen dieser Arzneimittel verkauft. 2004 waren es im gleichen Zeitraum lediglich 30.000 Packungen. Dies, kombiniert mit dem Problem der Langwierigen Produktion, hat dazu geführt das Roche die Lieferungen an Deutschland beschränkt hat. |
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Einige Medien berichteten, dass Roche nicht ganz unschuldig an diesem Umsatzzuwachs sei. So sollen, laut dem [[ARD]] Magazin [[Monitor]] (11.08.2005) Berichte über die Wirksamkeit von PR Abteilungen gezielt an die Medien ausgegeben worden sein. Dies allerdings nicht als offizielle Werbung, sondern unter dem Mantel einer seriösen jornalistischen Beitrages. Aufgrund einiger Rechtstreitigkeiten wurde der Bericht inzwischen vorsorglich von der Webseite des Magazins entfehrnt. |
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== Weblinks == |
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Version vom 27. Oktober 2005, 22:59 Uhr
Oseltamivir ist ein Arzneistoff aus der Gruppe der Neuraminidase-Hemmer, der für die Therapie der Virusgrippe (Influenza) bei Kindern ab einem Jahr und Erwachsenen mit influenzatypischen Symptomen wie auch zur Postexpositions-Prophylaxe (Vorbeugung nach möglichem Kontakt mit einem Infizierten) bei Jugendlichen ab 13 Jahren und Erwachsenen zugelassen ist. Es ist neben Zanamivir und Amantadin zur Zeit ein wirksames Mittel gegen die echte, durch Influenza-A oder Influenza-B Viren ausgelöste Virusgrippe. Oseltamivir wird von der Firma Roche unter dem Markennamen Tamiflu® angeboten und unterliegt der ärztlichen Verschreibungspflicht.
Geschichte
Die Entwicklung eines wirksamen Grippemittels begann vor mehr als 14 Jahren. Wissenschaftler der Monash University in Parkville, Australien, präsentierten am 14. Oktober 1992 auf einem Infektiologiekongress in Los Angeles einen Vorläufer von Zanamivir als ein wirksames Mittel gegen Grippe an Mäusen ohne Arzneimittelzulassung. Dieser Wirkstoff musste jedoch über die Lunge inhaliert werden, wo die Krankheit auch meist ausbricht. Norbert Bischofberger von der Bio-Tech-Firma Gilead in Foster City bei San Francisco versuchte nun, ein Medikament zu entwickeln, das nach dem gleichen Wirkprinzip arbeitet, aber in Tablettenform verabreicht werden kann. Nachdem dies gelang, begann eine Zusammenarbeit mit der Firma Roche und im November 1996 starteten die Tests zur Arzneimittelzulassung. Im Dezember 2000 erhielt Oseltamivir als Wirkstoff gegen die Grippe die amtliche Arzneimittelzulassung in den USA und in Japan, anschließend auch im Juni 2002 in der Europäischen Union.
Wirkweise
Der Wirkstoff Oseltamivir wird nach oraler (durch den Mund) Einnahme zu mehr als 75% rasch im Magen-Darm-Trakt vom Organismus in das Blut aufgenommen (resorbiert) und nahezu vollständig durch spezielle Leberenzyme (hepatische Esterasen) in das aktive Stoffwechselprodukt (Metabolit) Oseltamivircarboxylat umgewandelt. Dieser so entstandene Wirkstoff hemmt gezielt (selektiv) die Neuraminidasen von Influenzaviren. Diese Neuraminidasen sind Glykoproteine, die auf der Oberfläche eines Virions (ein Virus, das noch nicht in eine Zelle eingedrungen ist) zu finden sind und sie dienen den Grippeviren dazu Sialinsäure aufzulösen, welche die Wirtszellen bedeckt. Dadurch kann sich das Virus von einer oft vorkommenden Verklebung mit den Körperzellen befreien. Die durch den Metaboliten gehemmten, viruseigenen Neuraminidasen besitzen normalerweise eine enzymatische Aktivität, die für die Freisetzung von neu gebildeten Viruspartikeln aus infizierten Zellen entscheidend ist und damit auch für die weitere Verbreitung der infektiösen Viren im Körper.
Viren verändern mit jeder neuen Generation das Aussehen und die genetische Sequenz ihres Neuraminidase Enzyms, ein Spalt dieses Enzyms bleibt jedoch unverändert (konstant). Er ist für die Auflösung der klebrigen Sialinsäure unbedingt notwendig (essentiell) und wird von GG167 (Zanamivir) und auch GS4104 (Oseltamivir) verstopft.
Tamiflu vermindert also die Wahrscheinlichkeit, dass sich das Influenzavirus im Körper ausbreitet und kann so dazu beitragen, dass die Krankheitsdauer verkürzt wird, die Symptome der Grippe gemildert und gefährliche Folgekomplikationen, wie z.B. Lungenentzündungen, verhindert werden.
Einsatz in der Therapie und Nebenwirkungen
Um wirksam zu sein, das heißt, um die Symptome einer Virusgrippe zu mindern, wird vom Hersteller vorgegeben, das Medikament so früh wie möglich nach Beginn der Krankheitserscheinungen (Symptomatik) einzunehmen. Optimal sei ein Behandlungsbeginn innerhalb von 36 Stunden nach dem Auftreten erster Grippesymptome, spätestens sollte der Einsatz nach zwei Tagen erfolgen. Je eher die Therapie beginnt, als desto größer gilt ein möglicher Behandlungserfolg.
Tamiflu kann zusammen mit Paracetamol, Ibuprofen oder Acetylsalicylsäure (Aspirin) eingenommen werden, wobei jedoch als Wechselwirkung eine Verringerung der Wirksamkeit der Medikamente beschrieben wird.
Häufige Nebenwirkungen sind Übelkeit, Erbrechen und Magenschmerzen, ferner können allergische Reaktionen auftreten sowie eine Verschlechterung (!) bereits bestehender Erkrankungen der Atemwege. Um mögliche Nebenwirkungen auf den Magen- / Darmtrakt zu verringern (reduzieren), sollte Tamiflu möglichst zusammen mit etwas Nahrung eingenommen werden. Es gibt zur Zeit keine gesicherten Erfahrungen mit dem Wirkstoff bei der Behandlung von Patienten mit schweren chronischen Erkrankungen (zum Beispiel bei Asthma, Immunschwäche nach Operationen) oder anderen gravierenden Krankheitszuständen.
Einsatz in der Prophylaxe
Das Medikament kann eingeschränkt zur Vorbeugung eingesetzt werden, wenn im Umfeld bereits ein oder mehrere Influenzafälle eindeutig festgestellt wurden und ein Kontakt mit dem oder den Infizierten nicht ausgeschlossen werden kann. In der Fachinformation von Tamiflu (Stand: Februar 2005) wird allerdings darauf hingewiesen, dass dieses Medikament kein Ersatz für eine Grippeschutzimpfung gegen die bekannten, seit Jahren umlaufenden Humangrippe-Viren ist. Eine Verwendung zur Vorbeugung sei lediglich angezeigt, wenn eine Impfung vorher aus medizinischen Gründen bei einem Patienten nicht durchzuführen war, oder zu einem Zeitpunkt nicht möglich bzw. nicht mehr effektiv sei, wie zum Beispiel bei einer rasch auftretenden Pandemie.
Zur Abschätzung der Folgen einer Einnahme des Medikaments über längere Zeitspannen (Wochen, Monate) gibt es jedoch zur Zeit noch keine Studien. Sollte das Medikament zur Langfrist-Prophylaxe eingesetzt werden, ist daher ein Auftreten zusätzlicher, gravierender Nebenwirkungen nicht auszuschließen. Ob der Wirkstoff die Todesrate bei einer Grippe-Epidemie senken wird, ist letztlich ungeklärt. Wie sinnvoll ein Einsatz des Wirkstoffs zur langfristigen Vorbeugung im Falle einer Epidemie tatsächlich sein könnte, lässt sich bislang also nicht eindeutig bestimmen (siehe auch Science vom 5. August 2005, S. 871).
Die in [1] dargestellten Fakten sind allerdings gerade in dieser Hinsicht doch aufschlussreich. Demzufolge wurde in Vietnam ein 21 jähriger Patient erst ganze acht Tage nach dem Auftreten der ersten Krankheitsanzeichen (39,5° C Fieber und Husten) und einem Tag nach Feststellung einer schweren Lugenentzündung (severe pneumonia syndrome) anschließend für einen Zeitraum von sieben Tagen mit der zur Behandlung von Erwachsenen empfohlenen Tagesdosis von 75 mg zweimal täglich erfolgreich behandelt und konnte anschließend das Krankenhaus verlassen. Seine 14 jährige Schwester infizierte sich ebenfalls (bei ihrem Bruder?) und wurde erst am zweiten Tag nach Auftreten von mildem Fieber und leichtem Husten mit der für Erwachsene vorgesehenen prophylaktischen Dosis von 75 mg einmal pro Tag insgesamt vier Tage lang behandelt. Unter dieser Therapie verstärkten sich bei ihr die Krankheitssymptome und die Patientin bekam nunmehr an den folgenden sieben Tagen die therapeutische Erwachsenendosis. Unter dieser Wirkstoffdosierung klangen die Symptome schließlich doch ab, obwohl in Untersuchungsproben vom vierten Behandlungstag (von insgesamt 11) bei dem bei ihr gefundenen Erregervirus und den von diesem angefertigten viralen Klonen von Forschern eine deutliche Resistenz gegen Oseltamivir festgestellt wurde. Auch diese Patientin konnte das Krankenhaus anschließend wieder verlassen!
Die Anwendung dieses Medikaments und auch anderer in Frage kommender Arzneimittel (wie beispielsweise die Dosierung) bei Behandlung und Prophylaxe der Grippe sollte unbedingt auf der Basis aktueller offizieller Empfehlungen und denen des behandelnden Arztes erfolgen. Mit neuen wissenschaftlichen Erkenntnissen hinsichtlich einerseits der Wirksamkeit und den Nebenwirkungen der Wirkstoffe bei Vorbeugung und Therapie auch und besonders in Abhängigkeit von der Anwendungsdauer und andererseits einer möglichen erregerseitigen Ausbildung von Resistenz gegenüber diesen Arzneimitteln ist jederzeit zu rechnen. Als aktuelle Informationsquelle kann hierzu auch das Robert-Koch-Institut verwendet werden.
Bei der Bevorratung von Tamiflu ist zu beachten, dass es 5 Jahre haltbar ist.
Maßnahmen zur Vorbeugung gegen eine H5N1-Pandemie
Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat zur Verhinderung einer von ihr befürchteten Influenza-Pandemie durch das Vogelgrippe-Virus H5N1 allen Staaten geraten, so große Mengen dieses Mittels vorrätig zu halten, dass mit ihnen 25 Prozent der Bevölkerung versorgt werden könnten. Das Grippemittel ist möglicherweise geeignet, die Zeit bis zur Entwicklung eines Impfstoffs zu überbrücken. In Laborkulturen und auch in Testtieren wurde eine antivirale Aktivität gegen diesen Subtyp des Influenza-A-Virus nachgewiesen. Auf Grund der geringen Anzahl an erkrankten Personen fehlen jedoch weitgehend klinische Untersuchungen zur Wirksamkeit von Oseltamivir bei der Vogelgrippe.
Nach Frankreich, Norwegen, Großbritannien, Schweiz und den USA hat auch Deutschland im August 2005 sechs Millionen Dosen des Grippemittels bestellt. Kritiker weisen jedoch darauf hin, dass diese Zahl im Ernstfall viel zu gering wäre: Statt für 25% (WHO-Empfehlung) oder 20% (Robert-Koch Institut) der Bevölkerung werden in einigen Bundesländern lediglich für 10% (Hamburg) bzw. 4.5% (Sachsen-Anhalt) der Bevölkerung Medikamentendosen vorrätig gehalten [2]. Einem Unternehmenssprecher zufolge verhandle der Hersteller mit der deutschen Regierung über die Lieferung weiterer Dosen. Die französische Zeitung "Liberation" berichtete Ende August, die französische Regierung habe bereits fünf Millionen Dosen des Grippemittels gekauft und beabsichtige, diese Zahl bis Jahresende auf 14 Millionen Dosen zu erhöhen.
Da die Produktion dieses Medikaments sehr viel Zeit erfordert und sehr aufwendig ist, reservieren Staaten und Bundesländer (Niederösterreich, Steiermark, Brandenburg) bereits jetzt dieses Produkt, um im Falle einer Epidemie genügend Vorräte zu haben.
In den Medien
Zahlreiche Medienberichte haben dazu geführt, dass das Interesse an Tamiflu® und Relenza® erheblich gestiegen ist. So wurden im Spätsommer diesen Jahres mehr als 130.000 Packungen dieser Arzneimittel verkauft. 2004 waren es im gleichen Zeitraum lediglich 30.000 Packungen. Dies, kombiniert mit dem Problem der Langwierigen Produktion, hat dazu geführt das Roche die Lieferungen an Deutschland beschränkt hat.
Einige Medien berichteten, dass Roche nicht ganz unschuldig an diesem Umsatzzuwachs sei. So sollen, laut dem ARD Magazin Monitor (11.08.2005) Berichte über die Wirksamkeit von PR Abteilungen gezielt an die Medien ausgegeben worden sein. Dies allerdings nicht als offizielle Werbung, sondern unter dem Mantel einer seriösen jornalistischen Beitrages. Aufgrund einiger Rechtstreitigkeiten wurde der Bericht inzwischen vorsorglich von der Webseite des Magazins entfehrnt.
Weblinks
- Diese Animation erklärt den Wirkmechanismus von Tamiflu
- Robert Koch Institut offizielle Empfehlungen zur medikamentösen Therapie der Vogelgrippe
- Fachinformationen u.a. auch zu Tamiflu
- aktuelle Fachinformation zu Tamiflu
- Entwicklung des Grippemittels Tamiflu ZEIT