Äthiopien
| |||||
Amtssprache | Amharisch | ||||
Hauptstadt | Addis Abeba | ||||
Staatsform | Föderale Republik | ||||
Staatsoberhaupt | Girma Woldegiorgis | ||||
Premierminister | Meles Zenawi | ||||
Fläche | 1.127.127 km² | ||||
Einwohnerzahl | 73.053.287 (Stand Juli 2005) | ||||
Bevölkerungsdichte | 60 Einwohner pro km² | ||||
BIP/Einwohner | 96 US-$ (2004) | ||||
Währung | Birr | ||||
Zeitzone | UTC+3 | ||||
Nationalhymne | Whedefit Gesgeshi Woude Henate Ethiopia | ||||
Kfz-Kennzeichen | ETH | ||||
Internet-TLD | .et | ||||
Vorwahl | +251 | ||||
Karte Afrika, Äthiopienhervorgehoben | |||||
![]() | |||||
![]() |
Äthiopien (griechisch Αιθιοπία, von altgriechisch αίθαλο, aíthalo - das rußige, rußfarbene und οψ, ops - das Gesicht, amharisch ኢትዮጵያ (Ityop'ya)) - zeitweise auch Abessinien (eigentlich ein kultur-geographischer Begriff, der nur das Hochland meint) - ist ein Staat im Osten Afrikas. Er grenzt an Eritrea, den Sudan, Kenia, Somalia und Dschibuti / Djibouti. Nationalfeiertag ist der 18. Mai, Tag der Niederlage des Mengistu-Regimes (1991).
Geographie
Politische Grenzen
Grenze insgesamt: 5328 km
Äthiopien ist seit der Unabhängikeit Eritreas 1993 ein Binnenland ohne direkten Zugang zu einem Hafen.
Geologie
Der Großteil von Äthiopien wird vom Hochland von Abessinien [mit Ras Daschan Terara (4.620 m)] eingenommen; in diesem weitläufigen Hochgebirge liegt auch die Hauptstadt des Landes: Addis Abeba (2.370 m ü. NN). Weitere dortige Viertausender sind der Talo (4.413 m), der Guma Terara (4.231 m] und der Guge (4.203). Durch die Mitte des Staats zieht sich in Nordost-Südwest-Richtung der Große Afrikanische Grabenbruch (der hier auch Abessinischer Graben genannt wird). Auf dessen südöstlichen Seite schließt sich das Somali-Hochland an [mit Batu (4.307 m)]. Die tiefste Landesstelle befindet sich mit 116 m unter dem Meeresspiegel in der Koba-Senke westlich der Grenze zu Eritrea.
- Siehe auch: Liste der Vulkane in Äthiopien
Klima
In der tropisch-heißen Zone (bis 1.800m) ist es durchschnittlich 27 Grad warm bei einer jährlichen Regenmenge unter 500 mm pro Quadratmeter. Die warm-gemäßigte Zone (1.800 bis 2.500m) ist 22 Grad warm bei 500 bis 1.500 mm Regen. Im Berggebiet (über 2.500 m) werden nur 16 Grad gemessen und die Regenmenge steigt bis 1.800 mm. Die Hauptregenzeit ist zwischen Mitte Juni und September, eine kleine Regenzeit gibt es zwischen Februar und März.
Seen
Der größste See ist der Tanasee. Im großen afrikanischen Grabenbruch gibt es viele meist vulkanische Seen. Der Shala ist der größte Kratersee und der tiefste des Landes. Der Langano ist wegen seines hohen Sodagehaltes einer der wenigen Seen, in denen man baden kann, da er Bilharziafrei ist.
Flüsse
Die wichtigsten Flüsse in Äthiopien sind der Akobo, der Awash, der Blaue Nil, der Genale, der Omo und der Tekeze.
Flora und Fauna
Aufgrund seiner abwechslungsreichen Topographie mit seinen diversen geologischen Schichten und verschiedener klimatischer Verhältnisse ist Äthiopien die Heimat für eine vielfältige Pflanzen- und Tierwelt. Äthiopien ist eines der acht Genzentren der Erde. Die äthiopische Flora umfasst ungefähr 7.000 höhere Pflanzenarten, von denen ungefähr zwölf Prozent endemisch sind. Äthiopien ist das Ursprungsland des Kaffee und verschiedener Getreidesorten, wie Teff oder Enset (ventricosum Ensete). Über 20 verschiedene Kulturpflanzen stammen aus diesem Land.
Unter den zahlreichen Tierarten sind 30 Säugetierarten (12 %)(unter anderen der äthiopische Wolf, die Sömmerringgazelle) 16 Vogelarten (2,5 %)(Blauflügelgans), 3 Reptilarten (3,9 %) und 17 amphibische Arten (31,5 %) endemisch.
Städte
Die größten Städte sind (Stand 1. Januar 2005): Addis Abeba 2.757.807 Einwohner, Dire Dawa 252.347 Einwohner, Nazret 214.034 Einwohner, Bahir Dar 168.929 Einwohner, Gonder 153.942 Einwohner und Mek'ele 151.752 Einwohner.
- Siehe auch: Liste der Städte in Äthiopien
Bevölkerung

Äthiopien gilt als Vielvölkerstaat. Obwohl geographisch dem südlich der Sahara gelegenen Afrika zugerechnet, ist das Land in seiner historischen Entwicklung stark geprägt vom arabisch-semitischen Einfluss sowohl in kultureller als auch in demographischer Hinsicht.
Ethnien

Im 20. Jhd. galten die Amharen als Staatsvolk. Obwohl sie nur zwischen 20 und 30% der Bevölkerung stellen, hat sich Amharisch als Landessprache durchgesetzt und wird zumindest von der Stadtbevölkerung des gesamten Landes im täglichen Umgang benutzt. Zusammen mit den Tigray, die ca. 10% der äthiopischen Bevölkerung ausmachen, siedelten sie traditionell als Bauern in den nördlichen Hochländern, dem Kernland des historischen äthiopischen Kaiserreichs. Amharen und Tigray können unter dem äthio-semitischen Begriff Habesha ('Abessinier') zusammengefasst werden. Zum überwiegenden Teil sind sie Anhänger der Äthiopisch-Orthodoxen Kirche. Eine kleine Minderheit sind Muslime, Protestanten und Katholiken, die Minderheit jüdischen Glaubens (Falascha) ist mittlerweile fast komplett nach Israel ausgewandert.

Die zahlenmäßig größte Ethnie bilden allerdings die Oromo, die eine Kuschitische Sprache sprechen. (Die früher für die Oromo und andere kuschitische und omotische Völker gebrauchte Bezeichnung Galla gilt heute als abwertend und sollte vermieden werden.) Sie stellen über 40 % der Bevölkerung Äthiopiens und hängen dem Islam, oft aber auch der Äthiopisch-Orthodoxen Kirche an. Ihr Siedlungsgebiet erstreckt sich über den Süden, Osten und Westen des Landes. Die muslimische Bevölkerung der Stadt Harer wird Aderi genannt und hat aus historischen Gründen eine eigene linguistisch-kulturelle Identität. Die bedeutsamsten anderen ethnischen Gruppen Äthiopiens sind die Somali, Afar, Gurage, Sidama und Agaw. In den Regionen im Westen und Südwesten des Landes leben noch zahlreiche nilotische und omotische Ethnien, die zum Teil einen sehr ursprünglichen Lebensstil bewahrt haben. Die bekanntesten unter ihnen sind die Mursi, Hamar und Nuer.
Sprachen
In Äthiopien werden über 80 Sprachen gesprochen. Neben der Amtssprache Amharisch ist Oromo die am meisten verbreitete. Englisch ist Bildungssprache, wird also in den weiterführenden Schulen als Unterrichtssprache genutzt. Ethnologisch sind die Sprachen in die Südsemitische (vorwiegend im Norden), die omotische (im Südwesten) , die kuschitische (im Süden und Westen) und die Nilo-Saharanische (im Westen) Sprachfamilien einzuordnen.
- Siehe auch: Liste der Sprachen von Äthiopien
Religionen

So heterogen wie die ethnische Zugehörigkeit ist auch die religiöse: Die wichtigsten Glaubensgemeinschaften sind die äthiopisch-orthodoxen Christen (vor allem Amharen) und die sunnitischen Muslime (vor allem Oromos). Dazu kommen Katholiken, Anhänger von Naturreligionen, Angehörige der äthiopisch-evangelischen Kirchen, Hindus und Sikhs.
Eine Sonderrolle spielen die Falascha - diese Gemeinschaft äthiopischer Juden ist älter als der Talmud: Mit einer geheimen Luftbrücke hatte Israel 1984 und 1991 mehr als 25.000 Falascha aus den Bergtälern zwischen Gonder und Aksum ins Heilige Land ausgeflogen. Heute leben nur noch 3.800 Falascha in Äthiopien
Äthiopisch-Orthodoxe Kirche
Das Äthiopisch-Orthodoxe Christentum ist die historisch bedeutsamste Religion des Landes. Äthiopien gilt nach Armenien als zweitältester stark durch das Christentum geprägter Staat der Erde. Die Religionspraktiken haben sich einen sehr traditionellen Charakter bewahrt und unterscheiden sich von den evangelischen und katholischen Kirchen.
Protestantische Kirchen
Seit 1830 sind evangelische Missionare in Äthiopien unterwegs; von 1855-68 war die St. Chrischona Pilgermission aus Basel in Zusammenarbeit mit dem anglikanischen Bischof Jerusalems mit meist deutschen Missionaren in Äthiopien tätig. Auf diese geht u.a. eine protestantische Bewegung unter den "judaisierenden" Beta Isra'el (sog. "schwarze Juden") zurück. Die Hermannsburger Mission bemüht sich 1853 bis 1857 um die Missionierung der Oromo, wird aber erst im Jahre 1927 wirklich aktiv; eine erste deutsch-schweizerische Mission unter den Oromo gab es schon 1840 (in Shewa), später 1867 (Beni Shangul / Gubbe) und für längere Zeit mit einem gewissen Erfolg auf der Missionsstation in Balli, südlich Shewa, von 1872 bis 1886, geleitet von deutschen Missionaren der St. Chrischona Pilgermission aus Basel. Weiter gibt es Missionen aus Schweden, Norwegen, den USA und Dänemark. Zur Zeit gibt es folgende protestantische Kirchen in Äthiopien:
Katholische Kirche
Islam
Nach neuesten Schätzungen ist der Islam mittlerweile jedoch die größte Religion des Landes. Im Vergleich zu den arabischen Staaten gilt der äthiopische Islam jedoch als liberal. Die Stadt Harar gilt unter den äthiopischen Muslimen als heilig.
Rastafari
Für die Glaubensgemeinschaft der Rastafari ist Kaiser Haile Selassie und das Land an sich von zentraler Bedeutung. Eine sehr kleine Gruppe Anhänger dieser religiösen Bewegung lebt in Shashemene südlich von Addis Abeba (in Oromiyaa), seitdem sich dort Siedler aus Jamaika niedergelassen haben.
Juden
Die äthiopischen Juden, auch Olim, Falascha, Beita Jisrael (Haus Israel), ethnische Bezeichnung früher Kayla, sind eine vom israelischen Oberrabbinat als zwangschristianisierte Afrikaner ursprünglich jüdischen Glaubens definierte Gruppe. 1975 wurden sie von den Rabbinern in Israel endgültig als Juden anerkannt. Historisch haben sie sich im Mittelalter aus politisch-religiös verfolgten Agaw-Gruppen entwickelt, u.a. durch Rekonversion christlicher Mönche zu einem aus dem Alten Testament künstlich abgeleiteten Judentum. Ethnisch gehören sie zu einer alteingesessenen Bevölkerung Äthiopiens; ob es vor der Konversion der Kayla zu einer judaisierenden Religion (der aber wesentliche Elemente des Judentums fehlen) eine möglicherweise ältere, versprengte jüdische Gruppe gegeben hat, ist aufgrund gegenläufiger historischer Indizien zunehmend umstritten.
Politik
Politisches System
vor 1974
1974 bis 1991
Nach dem Sturz des Kaisers bemächtigt sich das Militär der Revolution, ein Militärverwaltungsrat übernimmt unter Führung von Major Mengistu Haile Mariam die Macht. 1975 wird die Monarchie abgeschafft und das Land zu einer sozialistischen Volksrepublik.
ab 1991
Äthiopien ist seit 1991 eine föderale Republik (1995 durch die Verfassung bestätigt). Das Staatsoberhaupt wird vom Parlament als Staatspräsident gewählt und hat vorwiegend repräsentative Aufgaben. Der Chef der Regierung ist der Ministerpräsident , der die Mitglieder des Kabinetts ernennt und normalerweise Vertreter der stärksten Partei im Parlament ist. Das Parlament besteht aus zwei Kammern: dem Bundeshaus (House of Federation) mit 198 Sitzen und dem Volksrepräsentantenhaus (House of People’s Representatives, kurz genannt Parlama) mit 548 Sitzen (die Mitglieder werden direkt vom Volk für eine Amtszeit von fünf Jahren gewählt). Die höchste juristische Instanz ist der Oberste Gerichtshof in der Hauptstadt Addis Abeba.
- Siehe auch: Liste der Parteien in Äthiopien
Verwaltungsgliederung

Äthiopien ist seit 1998 nach ethnischen Kriterien in neun Bundesstaaten, die Hauptstadt Addis Abeba(1 auf Karte) sowie die Stadt Dire Dawa(5) (von Oromiyaa und der Somali Region beansprucht) gegliedert. Die folgende Liste führt die Namen der einzelnen Bundesstaaten mit Angabe der Titularnation(en) auf.
- Afar (Danakil) (Afar)(2)
- Amhara (Amharen)(3)
- Benishangul-Gumuz (Berta, Gumuz, Shinasha)(4)
- Gambela (Nuer, Anywak)(6)
- Harar (Region) (Harer) (Aderi)(7)
- Oromiyaa (Oromo veraltet: Galla)(8)
- Somali Region (im wesentlichen bestehend aus der alten Provinz Ogaden) (Somali)(9)
- Southern Peoples, Nations & Nationalities (Gurage, Sidama)(10)
- Tigray (Tigray)(11)
Mitgliedschaft in internationalen Organisationen
Äthiopien ist in verschiedenen internationalen Organisationen und Gruppierungen Mitglied. Zu den wichtigsten zählen die Mitgliedschaften in den Vereinten Nationen (Gründungsmitglied 1945) und seinen Unter- und Sonderorganisationen, wobei die ECA (VN-Wirtschaftskommission für Afrika) ihren Sitz in Addis Abeba hat, der Afrikanische Union (bis 2002 Organisation der Afrikanischen Einheit, deren Gründungsmitglied das Land 1963 war; Sitz Addis Abeba) und in der Weltbankgruppe, IWF. Weiterhin in Regionalorganisationen wie der IGAD (Inter-Governmental Authority for Development), der COMESA (Gemeinsamer Markt süd- und ostafrikanischer Staaten), und der EU/AKP (Partnerschaftsabkommen der Europäischen Union mit den afrikanischen, karibischen und pazifischen Ländern)
Geschichte
Hauptartikel: Geschichte Äthiopiens
Das östliche Afrika wird bei vielen Forschern als Herkunft der Menschheit betrachtet. Lange bevor es Schrift gab, oder eine Überlieferung, auf die wir uns heute beziehen können, gab es auf dem Gebiet des heutigen Äthiopiens Menschen. Überreste prähistorischer Menschen (Australopithecus afarensis) wurden in Äthiopien gefunden ("Lucy" 1974 in Hadar).
Als eines der bedeutenden "Weltreiche" (so der Prophet Mani) in der Zeit der späten Antike gilt das nordäthiopische Reich von Axum (auch Aksum), das eines der ersten christlichen Königreiche der Welt war. Es beherrschte allerdings nur kurzzeitig auch Teile der südlichen arabischen Halbinsel und des Nordsudans, nicht aber Teile des heutigen Südäthiopien. Wie lange auch Teile des heutigen Sudan südlich von Atbara unter axumitischer Herrschaft standen, ist umstritten; wahrscheinlich beschränkte sich diese kurzzeitig im 4. Jahrhundert etablierte Herrschaft auf zeitweise Tributzahlungen. Mit der Ausdehnung des Islam im 7. Jahrhundert wurde die äthiopische Christenheit vollständig vom Einfluss der europäischen Kirche abgeschnitten.
Die Portugiesen traten 1493 zum ersten Mal mit Äthiopien in Kontakt, überwiegend um ihre Herrschaft im Indischen Ozean zu festigen und den katholischen Glauben zu verbreiten. Ihre Strategie einer Bekehrung des gesamten Landes scheiterte jedoch ebenso wie 1543 der Eroberungsversuch muslimischer Völker (Sultanat Adal) mit türkisch-osmanischer Hilfe.
Im Zuge des Kolonialismus hatte sich Äthiopien immer wieder der Einflussnahme europäischer Mächte zu erwehren, zunächst unter Kaiser Tewodros des Einflusses der Engländer, dann am Ende des 19. Jahrhunderts des Einflusses der Italiener und ihrer Kolonie Eritrea. Trotz überlegener, moderner Waffen schlugen die Äthiopier 1896 die italienischen Invasoren zurück (Schlacht von Adua). Dies gilt als wichtiger Sieg einer afrikanischen gegen eine europäische Armee und wurde seither fester Teil des äthiopischen Nationalbewusstseins.
Auf die Sicherung der Unabhängigkeit folgt die Eroberung im Süden des heutigen Staatsgebietes. Diese neueroberten Gebieten fallen unter ein archaisch-feudales System der Landnahme. 1935 kommt es zu einem weiteren italienischen Angriff unter Mussolini (Italienisch-Äthiopischer Krieg bis 1936). Innerhalb kürzester Zeit fällt Addis Abeba, obwohl die italienische Armee zu keinem Zeitpunkt das ganze Land kontrollieren kann. Kaiser Haile Selassie wird vorübergehend vertrieben, kehrt aber 1941/42 mit britischer Hilfe zurück.
Anfang der 1970er Jahre gerät das Kaiserreich in eine schwere Krise. Die verarmten Bauern leiden unter den Abgaben an die Großgrundbesitzer, das aufstrebende Bürgertum Addis Abebas sieht sich in seinen politischen Entfaltungsmöglichkeiten eingeengt. Die Inflation in Folge der Dürrekatastrophe von 1973 und der Ölkrise löst in Äthiopien Massendemonstrationen von Studenten und Streikwellen aus. Schließlich revoltieren zu Beginn des Jahres 1974 ebenfalls Teile der äthiopischen Armee. Kaiser Haile Selassie wird am 12. September 1974 gestürzt. Das Militär bemächtigt sich schnell der Revolution, ein Militärverwaltungsrat übernimmt unter Führung von Major Mengistu Haile Mariam die Macht. 1975 wird die Monarchie abgeschafft und das Land zu einer sozialistischen Volksrepublik.
Es folgen bald militärische Auseinandersetzungen mit den Nachbarstaaten. So wird 1977/1978 mit Unterstützung der Sowjetunion und Kubas eine Invasion des von den USA unterstützten Somalia abgewehrt. Aufgrund der übermäßigen Repression gegen die Zivilbevölkerung erhalten eritreische Separatisten immer mehr Zuspruch.
1984 gelangt Äthiopien durch eine Reportage des BBC-Fernsehens in den Blickpunkt der Weltöffentlichkeit. Über Jahre ausbleibende Niederschläge in der Sahelzone führen in zwanzig afrikanischen Ländern zu Missernten und Hungersnöten. Auch wegen des anhaltenden Bürgerkrieges ist Äthiopien am schlimmsten von dieser Katastrophe betroffen.
1991 kollabiert das Regime schließlich. Unter der neuen Interimsregierung Meles Zenawis erlangt Eritrea im April 1993 nach fast dreißig Jahren Krieg die Unabhängigkeit. Grenzstreitigkeiten und vermutlich auch ökonomische Zwiste führen 1998 jedoch erneut zum Krieg der beiden Länder, den Äthiopien zwei Jahre später, also 2000, unter großen Verlusten für sich entscheiden kann. Derzeit überwachen Soldaten der "United Nations Mission in Ethiopia and Eritrea" (UNMEE) einen fragilen Frieden, während eine unabhängige Grenzkommission die Streitigkeiten beilegen soll.
- Siehe auch: Liste der Kaiser von Äthiopien
Wirtschaft
Der Außenhandel Äthiopiens besteht im wesentlichen aus dem Export von Kaffee. Deutschland ist der größte Importeur von äthiopischem Kaffee. Äthiopen profitierte als eines der afrikanischen Länder bei dem Gruppe der Acht-Treffen im Jahre 2005. Dabei wurde ein Großteil der Schulden erlassen.
Infrastruktur
Insgesamt 26.053 Kilometer Überlandstraßen, davon nur 3.656 Kilometer befestigte Straßen, durchziehen die zerklüftete Landschaft Äthiopiens und eine einzige Eisenbahnlinie, die Addis Abeba mit Dschibuti verbindet. Der Binnenhandel wird dadurch stark eingeschränkt. In der Regenzeit werden die kaum asphaltierten Transportwege unpassierbar und die Menschen oft wochenlang von den Märkten und von medizinischen Einrichtungen abgeschnitten.
Tourismus
Der Tourismus ist sehr gering und wenige Leute wollen nach Äthiopien. Die Infrastruktur ist dementsprechend wenig ausgebaut. In Addis Abeba existieren nur zwei Hotels höheren westlichen Standards (Hilton, Sheraton).
Nationalparks
Historische Stätten
Kultur
Äthiopien blickt auf eine jahrtausendealte Tradition zurück. Es gilt nicht nur als die Wiege der Menschheit, sondern auch als Ursprungsland des Kaffee. Durch seine christlichen Traditionen und die historische Isolation unterscheidet es sich kulturell deutlich von den Staaten Schwarzafrikas. Dies äußert sich unter anderem in der Äthopischen Küche.
Äthiopien hat eine eigene Zeitrechnung. Diese ähnelt dem Koptischen Kalender, ist ihm aber 276 Jahre voraus. Aktuell gilt in Äthiopien noch der Julianische Kalender. Äthiopien ist das Land der 13 Monate ("13 months of sunshine"), zwölf Monate zu je 30 Tagen und ein Monat mit fünf bzw. sechs Tagen (Schaltjahrsausgleich). Der Kalender ist gegenüber dem unter anderem in Europa gültigen Gregorianischen Kalender um knapp acht Jahre zurück. Das äthiopische Neue Jahr beginnt immer am 11. September. Da Äthiopien international unter anderem durch Bankwesen, Flugverkehr etc. verknüpft ist, besteht ein "Nebeneinander" beider Kalender. Überall im Land sind Kalender erhältlich, die gleichzeitig beide aktuell gültigen Daten auflisten, beispielsweise entspricht der 7. August 2005 = 1. Dezember 1997 E.C. (Ethiopian Calendar). Äthiopien rechnet auch die jeweilige Tageszeit anders: der Tag beginnt um 6 Uhr (europäische Rechnung), somit ist in Äthiopien morgens um 7 Uhr "die erste Stunde des Tages" vorbei (1 Uhr in äthiopischer Zählweise), Mittagszeit nach äthiopischer Zählweise ist somit um 6 Uhr.
Amharisch | Oromo | Koptisch | Anfang | |
---|---|---|---|---|
Maskaram | Fulbaana | Tut | 11. September | |
Teqemt | Onkoloolessa | Babah | 11. Oktober | |
Hehdar | Sadassa | Hatur | 10. November | |
Tahsas | Mudde | Kiyahk | 10. Dezember | |
Ter | Amajii | Tubah | 9. Januar | |
Yakatit | Gurraandhale | Amshir | 8. Februar | |
Magabit | Bitootessa | Baramhat | 10. März | |
Miyazya | Ebla | Baramundah | 9. April | |
Genbot | Caamsaa | Bashans | 9. Mai | |
Sane | Waxabajii | Ba'unah | 8. Juni | |
Hamle | Adoolessa | Abib | 8. Juli | |
Nehase | Hagyya | Misra | 7. August | |
Paguemen | Cammee | Nasi | 6. September |
Landwirtschaft
Durch die ökologische Verschiedenartigkeit und der ethnischen Vielfalt gibt es in Äthiopien unterschiedliche landwirtschaftliche Nutzungssysteme.
- Nomadismus: Er existiert in allen Wüsten und Halbwüsten in den tieferen Lagen. Meistens treiben die Familien saisonal bedingt ihre Viehherden zwischen verschiedenen Weidegebieten hin und her. Ein Nomadismus, bei dem über Jahre weite Strecken zurückgelegt werden, ist selten. Inzwischen werden die Weideflächen knapper. Das liegt einmal an der zunehmenden Bevölkerung, aber auch an der Ausbreitung von kommerziellen Farmen wie beispielsweise in der Danakilebene. Dort verloren die Afar in den 1950/60igern ihre besten Weidegebiete entlang des Awash. Diese Farmen wurden 1975 verstaatlicht und teilweise vergrößert. Viele Afars arbeiten heute auf diesen Farmen oder betreiben selber Ackerbau.
- Semi-Nomadismus oder Transhumanz: Diese Landnutzung war früher bei vielen Oromovölkern weit verbreitet. Dabei werden mit einer Handhacke Felder bearbeitet, um Getreide anzubauen. Heute kommt diese Form der Landnutzung noch in einigen Teile von Bale vor. Besonders in den letzten 100 Jahren wanderten vermehrt Menschen aus dem Norden in den Süden, nachdem Menelik II. den Süden erobert hatte. Der Pflug setzte sich immer mehr durch, da er eine intensivere Landnutzung möglich machte.
- Brandrodung: Diese Art der Landnutzung kommt in den Grenzgebieten zum Sudan vor. Der Busch wird gerodet und/oder abgebrannt. Große Bäume bleiben meist stehen. Der Boden wird dann gepflügt oder mit einer Hacke bearbeitet. Das Land wird so für drei bis fünf Jahre genutzt. Ist die natürliche Bodenfruchtbarkeit erschöpft, folgt eine Ruhezeit von 15 bis 25 Jahren, in der der Boden wieder von natürlicher Vegetation überwachsen wird. Die zunehmende Landknappheit zwingt die Bevölkerung ihre Felder in immer kürzeren Intervallen zu bestellen. Ohne die notwendigen Maßnahmen zum Ressourcenschutz ist eine langfristige Nutzung nicht mehr gewährleistet. In vielen Gebieten findet heute ein ähnlicher Prozess wie vor Jahrzehnten und Jahrhunderten im Norden Äthiopiens statt, der zu einer gewaltigen Zerstörung der Ökologie führte.
- Pflugbau: Im nördlichen Hochland begann der Mensch vor 7000 bis 8000 Jahren mit sesshaftem Ackerbau. Der Boden wird mit dem meist von Ochsen gezogenen Pflug bearbeitet. Die Saat wird breit ausgesät und mit dem Pflug eingearbeitet. Typisch sind Pflanzen, die sich generativ vermehren. Dazu gehören Getreide , Hülsenfrüchte und Ölsaaten . Die wichtigsten Anbaufrüchte sind Teff (dient nur in Äthiopien der menschlichen Ernährung), Sorghum , Mais , Weizen , Gerste , Fingerhirse , Raps , Sesam , und Noog (eine Ölpflanze, die nur in Indien und Äthiopien kultiviert wird). Die Bodenfruchtbarkeit wird durch Fruchtwechsel mit Leguminosen und einer mehrjährigen Brache erhalten. Auf hofnahen Feldern wird mit Tierdung gedüngt.
Kunst
Äthiopien ist bekannt für seine Malerei, die den Betrachter schnell gefangen nimmt und ihn in eine andere Welt entführt. Diese ganz eigentümliche Kunstform hat eine lange Tradition und ist eng mit der bewegten Geschichte des Landes verknüpft. Die für Schwarzafrika untypische Malerei und die Anfertigung feiner Kunsthandwerksarbeiten haben ihre Wurzeln im alten nordafrikanisch-vorderasiatischen Kulturbereich. Sie hielten sich, eingebettet in der ungebrochen christlichen Tradition des Landes, bis heute. Mit Blick auf die rund zweieinhalb Jahrtausende alte Hochkultur-Geschichte darf Äthiopien als der einzige heute noch lebendige und deutlich sichtbare "Ausläufer" der alten Mittelmeerzivilisation in Afrika bezeichnet werden.
Künstler Äthiopiens:
- Afewerk Tekle (auch: Afework Tekle, * 22. September 1932 in Ankober)
Musik
Traditionelle Musik
Schon beim ersten Hinhören fasziniert die "andere afrikanische Musik" aus Äthiopien, die sich so sehr von den bekannten Rhythmen Westafrikas unterscheidet. Gespielt wird sie von den Azmari genannten Sänger-Poeten, die durch das Land wandern und seine musikalische Kultur erhalten und verbreiten.
Moderne äthiopische Musik
Zwei Namen prägen die moderne äthiopische Musik: Mahmoud Ahmed überraschte Mitte der 80er Jahre die europäischen Freunde afrikanischer Musik mit dem Album "Ere Mela Mela" und Aster Aweke, Äthiopiens bekanntester Weltmusikstar. Sie hat ihr Heimatland aus politischen Gründen verlassen und seither eine internationale Karriere aufgebaut, ohne in ihrer Musik die äthiopischen Wurzeln zu vergessen. Beide füllen mit ihren Konzerten ganze Stadien verkaufen hunderttausende von ihern Alben.
Sport
Äthiopien hat eine lange Tradition von ausgezeichneten Langstreckenläufern und Läuferinnen. 20 Sportler aus Äthiopien gewannen 31 olympische Medaillen (14 Gold, 5 Silber, 12 Bronze; Stand 2004).
Traditionelle Sportarten
Bekannte Sportler
- Abebe Bikila
- Haile Gebrselassie
- Kenenisa Bekele
- Gezahegne Abera
- Meseret Defar
- Ejagayehu Dibaba
- Tirunesh Dibaba
- Fatuma Roba
- Derartu Tulu
- Gete Wami
- Demisse Wolde
- Millon Wolde
- Miruts Yifter
Siehe auch
Literatur
- Gerd Gräber, Angelika Gräber, Berhanu Berhe: Äthiopien, ein Reiseführer. Kasparek, Heidelberg 1997. ISBN 3-925064-21-4
Weblinks
Vorlage:Commons2 Vorlage:Wiktionary1
- Reiseinformationen des Auswärtigen Amtes
- Ethiopia - A Country Study gemeinfreie Online-Ausgabe eines Buchs der "Federal Research Division" der US-Library of Congress von 1991
- CIA - The World Factbook - Ethiopia (englisch)
- Vaterstetten-Alem Katema: Einzige kommunale Partnerschaft zwischen Deutschland und Äthiopien
- Landeskundlichen Informationsseiten (LIS)
- Sozialprojekt GERMAN CHURCH SCHOOL
- Deutsch-Äthiopischer Verein
- Sprachen Äthiopiens (englisch)
- Google sightseeing
- ENCYCLOPAEDIA AETHIOPICA (Projekt der Uni Hamburg)