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Leopold Wilhelm von Dobschütz

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Leopold Wilhelm von Dobschütz (Ölgemälde in Familienbesitz)
Das Wappen der Familie von Dobschütz
Standarte des Saganer Landwehr-Bataillons unter General von Dobschütz
Loblied der Erfurter Bürger auf General von Dobschütz vom 4. Juni 1814
Leopold Wilhelm von Dobschütz
General von Dobschütz (links) 1832 in Bad Teplitz im Gespräch mit Generalleutnant von Witzleben (Mitte) und Marquis Maison (rechts); Ausschnitt einer Lithografie von Theodor Hosemann

Leopold Wilhelm von Dobschütz (* 1. Januar 1763 in Brieg, Niederschlesien; † 3. Februar 1836 auf Gut Zölling, Kr. Freystadt, Niederschlesien) war ein preußischer General der Kavallerie.

Zu seinem Geburtsdatum gibt es verschiedene Angaben: Das Jahr 1763 wird durch die Grabsteininschrift und die "Rangliste der Königlich Preußischen Armee für das Jahr 1801" belegt; im Trauschein von 1787 ist sein Alter mit 28 Jahren angegeben, wonach er schon 1759 geboren wäre.

Familie

Über die Eltern des Generals ist nichts Konkretes bekannt. Seine Mutter soll eventuell eine geborene von Dobschütz gewesen sein, sein Vater Zivilstaatsdiener zu Brieg.
Am 27. November 1787 hatte er auf Gut Zölling Henriette von Braun (* 1770 wohl auf Gut Zölling; † 5. April 1854 in Glogau, Niederschlesien) geheiratet, die älteste Tochter des Erbherrn auf den Gütern Zölling und Girbichsdorf Hans Carl Christoph von Braun und der Maria Sophia von Lehwald. Die Ehe blieb kinderlos. Allerdings war ein Neffe der Ehefrau, Friedrich Heinrich Konrad Viktor von Lützow (1818-1831), in Pflege genommen worden.

Militärischer Werdegang

Nach dem Besuch des Gymnasiums in Brieg begann er schon als 14-Jähriger seine militärische Laufbahn 1777 als Junker im Dragoner-Regiment Nr.11 (v. Mitzlaff, später v. Bosse, v. Voss), wurde 1778 zum Fähnrich befördert und nahm noch 1778-1779 am Bayerischen Erbfolgekrieg teil. 1786 wurde er zum Sekondeleutnant im Dragoner-Regiment befördert. 1790 wurde er Premierleutnant und war 1792-1794 Teilnehmer im 1. Koalitionskrieg gegen die Franzosen (Schlacht bei Pirmasens und Kaiserlautern, Gefecht bei Trippstadt), wurde dabei 1793 zum Stabskapitän (Hauptmann) befördert.
1794 wurde er Major - noch immer im Dragoner-Regiment Nr.11 (v. Voss) - mit Garnison in Grünberg. Dort urteilte sein Kommandeur, der Generalmajor von Voss, 1798 über ihn: ".... ein guter StabsOffizier, dem es an militärischen Kenntnissen nicht fehlt, sich bemüht mehrere zu erlangen, vor dem Feind brav, er zu empfehlen ist." Wohl auch darauf hin wird Dobschütz 1799 zum Chef der 4. Eskadron ernannt. Während dieser Zeit ließ Dobschütz in Grünberg zweimal wöchentlich eine stärkende Rumford-Kraftsuppe an Soldatenkinder und Arme ausgeben (1804). 1805 Beförderung zum Oberstleutnant, 1806 zum Oberst mit Teilnahme am schlesischen Feldzug und geriet dort in französische Gefangenschaft.
Am 13. März 1807 vom König bereits zur Auswechslung notiert, leitete er nach dem Frieden von Tilsit aber noch als Oberst den Austausch der Kriegsgefangenen. 1809 zog er sich widerwillig ins Zivilleben auf sein Gut Zölling zurück. Ab 1. November 1812 wurde ihm interimistisch das Amt des Landrats seines heimatlichen Landkreises Freystadt übertragen. (Später (1817) erwarb er noch die Güter Ober- und Nieder-Briesnitz sowie Schönbrunn im niederschlesischen Landkreis Sagan).
In diesen Jahren seines Zivilstandes hatte er mehrmals schriftlich, aber immer wieder vergeblich den preußischen König Friedrich Wilhelm III. um Wiederaufnahme in die Armee ersucht. Mit Beginn der Befreiungskriege bat er noch am Tag der preußischen Kriegserklärung an Frankreich (16. März 1813) um sofortige Wiederaufnahme in den Militärdienst. Diesmal wurde seinem Gesuch stattgegeben und Oberst von Dobschütz zum Präses des Organisationskomitees zur Errichtung der schlesischen Landwehren ernannt.
Am 6. Mai 1813 wurde Dobschütz Divisions-Chef der 2. Division der schlesischen Landwehr der Kreise Glogau, Sagan, Sprottau, Schwiebus und Grünberg. Mit dieser Einheit behauptete er am 27. Mai den Oder-Übergang bei Crossen - einen für die schlesische Armee und die Deckung Berlins wichtigen Posten - gegen die Übermacht der Franzosen unter Marschall Victor und übernahm am 4. August 1813 mit Beförderung zum Generalmajor das zum 4. Armeekorps (von Tauentzien) gehörende Reservekorps. In dieser Funktion hatte Dobschütz an den Siegen der Verbündeten in mehreren Schlachten u.a. bei Großbeeren, Zahna und Dennewitz großen Anteil, besiegte z.B. am 19. September 1813 bei Mühlberg die französische Übermacht und nahm 3 Chasseurregimenter mit ihrem Befehlshaber Oberst Talleyrand gefangen, weshalb er manchmal auch "Held von Dennewitz" genannt wurde. Nach nur kurzer Abkommandierung nach Berlin begann er am 20. November 1813 mit der Belagerung der Festung Wittenberg. Aber erst in der Nacht vom 12. zum 13. Januar 1814 gelang die Einnahme dieser wichtige Festung, weshalb Dobschütz zuvor schon aus Langeweile den König um Ablösung gebeten hatte. Nach Wittenberg war er Befehlshaber des Blockade-Korps der Zitadelle von Erfurt und Kommandant von Erfurt (16. Mai 1814).
Am 19. Oktober 1814 wurde Dobschütz zum Militär-Kommandanten im Königreich Sachsen während der preußischen Okkupation mit Sitz in Dresden ernannt. Hier ließ er per Dekret das Tabakrauchen in der Stadt verbieten.
Nach dem Pariser Frieden wurde er am 8. April 1815 Generalgouverneur der jetzt zu Preußen gehörenden Rheinprovinzen in Aachen, am 22. Juni Kommandierender General am Rhein und am 3. Oktober Chef der 1. Brigade in Koblenz. Ab 25. Oktober 1816 Brigade-Chef in Glogau. 1817 erfolgte seine Beförderung zum Generalleutnant und Kommandeur der 12. Division. Im Sommer 1825 war er Stellvertreter des Kommandierenden Generals des 5. Armeekorps (Friedrich Erhardt von Röder). Am 18. Juni 1823 wurde General von Dobschütz schließlich Gouverneur der schlesischen Haupt- und Residenzstadt Breslau. General Graf von Zieten (1770-1848) notierte am 27. November 1826 in Breslau: "Obzwar derselbe sehr kränklich ist, so hat er dennoch in den Gouvernements-Geschäften sehr zweckmäßige Anordnungen getroffen.".
Gleich nach der Feier seines 50-jährigen Dienstjubiläums (10. Mai 1827) nahm er aufgrund seines schlechten Gesundheitszustandes am 29. Mai 1827 als General der Kavallerie seinen Abschied und zog sich auf sein Gut Zölling in den Ruhestand zurück. Trotz seiner Teilnahme an zahlreichen Schlachten und Gefechten und mutiger Attacken in vorderster Linie hatte Dobschütz keinerlei Verwundung erlitten. Als Pensionär nahm er an etlichen Festen des Hofes in Berlin teil. 1830 bat er durch mehrmaliges Ersuchen um Wiedereinstellung, doch der König lehnte wiederholt ab. Zuletzt begegnete General von Dobschütz seinem König im Jahr 1832 anlässlich eines politischen Treffens in Bad Teplitz, das der zeitgenössische Karikaturist und Illustrator Theodor Hosemann (1807-1875) in einer Lithografie - nach einer Zeichnung von W. von Hüllesheim - verewigt hat. Diese zeigt Dobschütz im Gespräch mit dem Generaladjutanten des Königs, Generalleutnant Job von Witzleben (Mitte), und Frankreichs Gesandten in Wien, Marschall Nicholas-Joseph Marquis Maison.

Nach überlieferten Berichten über seine Kampfeinsätze verdankte Dobschütz seine wichtigsten Erfolge nicht etwa einer militärischen Übermacht, sondern, da er oft dem Feind zahlenmäßig sogar unterlegen war, eher "dem Gebrauch seines Verstandes", militärischer Beweglichkeit und Taktik.

Mitgliedschaften

  • Bruder im 4. Grad der Freimaurer-St. Johannisloge zur Eintracht im Orient von Berlin (1817)
  • Bruder im 4. Grad der Freimaurer-St. Johannisloge zur biederen Vereinigung im Orient von Groß-Glogau (1817)
  • Mitglied der Militärischen Gesellschaft zu Berlin (1802-1805)

Ehrungen

Orden und Ehrenzeichen

  • Eisernes Kreuz 2. Klasse (1813 für Blankenfelde)
  • Russischer St. Wladimir-Orden 3. Klasse (1813 für Blankenfelde)
  • Kommandeurkreuz des schwedischen Schwert-Ordens (1813 für Zahna)
  • Eisernes Kreuz 1. Klasse (1813 für Dennewitz)
  • Russischer Orden der Heiligen Anna 1. Klasse (1813 für Mühlberg)
  • Roter Adlerorden 3. Klasse (1814 für Wittenberg)
  • Roter Adlerorden 2. Klasse mit Eichenlaub (1815 für Kommando in den Rhein-Provinzen)
  • Roter Adlerorden 1. Klasse mit Eichenlaub (durch Kabinett-Order vom 16. Januar 1824)
  • Dienstkreuz (1825)

Literatur

  • Sigismund von Dobschütz: General Leopold Wilhelm von Dobschütz - Wittenbergs Befreier aus Franzosennot - Ostdeutsche Familienkunde OFK, Heft 3/1992, Seite 81f., Verlag Degener & Co, Neustadt (Aisch).
  • Sigismund von Dobschütz: „von Dobschütz - Stammliste eines über 500jährigen oberschlesischen Geschlechtes“, Archiv Ostdeutscher Familienforscher (AOFF), Band VIII, Seite 105f, Verlag Degener & Co, Neustadt (Aisch), 1980.
  • Sigismund von Dobschütz: „Das oberschlesische Geschlecht von Dobschütz“, Archiv Ostdeutscher Familienforscher (AOFF), Band XII, Seite 320f., Verlag Degener & Co, Neustadt (Aisch), 1993.
  • Dr. K. A. Köhler: "Tagebuchblätter eines Feldgeistlichen", Verlag Edwin Runge, Berlin-Lichterfelde 1912.
  • Meyers Konversationslexikon von 1846, 1. Auflage, Band 7.
  • Schlesische Rundschau Nr.6, 8. Jahrgang, 1956.

Siehe auch