Wittelsbach
Das Haus Wittelsbach ist eines der ältesten Adelsgeschlechter Deutschlands. Aus ihm gingen jahrhundertelang die bayerischen Herrscher hervor.
Herkunft
Die genaue Herkunft der Wittelsbacher ist ungeklärt. Legenden führen sie auf Karl den Großen zurück. Glaubwürdiger ist hingegen die These, die Wittelsbacher entstammten einer Seitenlinie der Luitpoldinger, benannt nach Markgraf Luitpold von Bayern († 907).
Erste Wittelsbacher
Der Sohn Luitpolds, Arnulf der Böse, wurde 919 sogar zum deutschen (Gegen-)König gewählt, unterwarf sich aber schließlich Heinrich von Sachsen und begnügte sich mit dem Herzogtum Bayern.
Nach Arnulfs Tod 937 verlieh Kaiser Otto der Große das Herzogtum an dessen Onkel Berthold. Otto I. verheiratete auch seinen Bruder Heinrich mit Arnulfs Tochter Judith und begründete somit den späteren Anspruch Heinrichs, der nach Bertolds Tod unter Nichtberücksichtigung der Ansprüche anderer Luitpoldinger Herzog von Bayern wurde.
Pfalzgrafen in Bayern
Arnulfs ältester Sohn, Eberhard, war 938 vom Herzogtum Bayern ausgeschlossen worden; der jüngere, Arnulf (II.), wurde Pfalzgraf in Bayern, erbaute 940 die Burg Scheyern, und seine Nachkommen benannten sich nach dieser Burg.
Otto V. verlegte 1124 die Residenz der Pfalzgrafen nach der Burg Wittelsbach bei Aichach (heute Regierungsbezirk Schwaben).
Herzöge von Bayern
Otto VI., der sich auf Friedrich I. Barbarossas Römerzügen ausgezeichnet hatte, erhielt nach der Absetzung Heinrichs des Löwen 1180 das Herzogtum Bayern, worauf er sich fortan Otto I. von Wittelsbach nannte. Ludwig I. der Kelheimer wurde 1214 mit der Pfalzgrafschaft bei Rhein belehnt. Durch seine Ehe mit der Ludmilla, Witwe des Grafen Albert III. von Bogen kommt das weiß-blaue Rautenwappen an den Wittelsbachern. Sein Sohn Otto II. wurde als 6jähriger mit Agnes von Staufen, der Erbin der Pfalz verlobt. Durch diese Hochzeit kam der goldene Löwe auf schwarzen Grund als Wappentier nach Bayern.
Der Onkel Ottos II., Pfalzgraf Otto VIII. von Wittelsbach, wurde durch die Ermordung König Philipps von Schwaben 1208 berüchtigt; er wurde geächtet und 1209 erschlagen, die Stammburg Wittelsbach von Herzog Ludwig I. selbst zerstört.
Nach dem Tode Otto II. entstanden 1255 die Linien Niederbayern und Oberbayern mit der Pfalz. Die Oberbayrische teilte sich nach dem Tod Ludwig II., des Strengen 1294 in die ältere Linie Pfalz und die jüngere Bayern. Letztere bestieg zweimal, mit Ludwig IV., dem Bayern (1314-1346) und Karl VII. (1742-1745), den Kaiserthron, erlangte 1623 unter Maximilian I. die Kurwürde, erlosch aber 1777 mit Maximilian Joseph. Die Herzöge von Bayern waren von 1312-1373 Kurfürsten von Brandenburg.
Pfalzgrafen bei Rhein
Erster Pfalzgraf der wieder selbständigen Pfalz wurde Rudolf I. 1317 verzichtet er zu Gunsten seines Bruders Kaiser Ludwig IV. Sein Sohn Rudolf II. gelangte 1329 wieder in Besitz der väterlichen Erblande. Durch die goldene Bulle von Kaiser Karl IV. erhielten die Pfalzgrafen bei Rhein 1356 von Karl IV. die Kurwürde.
Kurfürsten von der Pfalz
Die pfälzische Linie der Wittelsbacher erhielt 1356 die Kurwürde. Kurfürst Rupprecht I. gründete 1386 mit Heidelberg die dritte Deutsche Universität. Ruprecht III. von der Pfalz wurde von den rheinischen Kurfürsten zum römischen König (1400-1410) gewählt, aber nur in einem Teil des Reiches anerkannt. Nach seinem Tod teilte sich die pfälzische Linie in die vier Linien Kurpfalz (Heidelberger), Pfalz-Neumarkt (erloschen 1443), Pfalz-Simmern sowie Mosbach (erloschen 1499). Die Linie Oberpfalz stellte mit Christoph III. 1440-1448 den König von Dänemark, Schweden und Norwegen. Die Heidelberger Linie starb 1559 mit Ottheinrich aus, worauf die reformierte Linie Pfalz-Simmern folgte.
Kurfürst Friedrich V. von der Pfalz wurde 1619 zum König von Böhmen gewählt. Nach der verlorenen Schlacht am Weisenberg floh er nach Holland. Die pfälzische Kur wurde 1623 an Bayern übertragen. 1648 wurden zwei neue Kuren geschaffen, wovon eine die Pfalz erhielt.
Die Linie Pfalz-Simmern erlosch 1685 mit Karl II. dem Bruder Liselottes von der Pfalz. Nun folgte die Linie Pfalz-Neuburg, die sich 1569 von der Linie Zweibrücken losgelöst und 1614 Jülich und Berg erworben hatte; dieser folgte die seit 1614 selbständige Linie Pfalz-Sulzbach.
Kurfürsten von Bayern
Am 25. Februar 1623 erhielt Herzog Maximilian I. von Bayern die pfälzische Kurwürde. Die bayrische Linie der Wittelsbacher starben 1777 aus. Ihr folgte mit Karl Theodor die Linie Pfalz-Sulzbach, die schon über die Kurpfalz herrschte. Nach dem Tod Karl Theodors 1799 erlangten die Herzöge von Zweibrücken die Kurwürde.
Herzöge von Zweibrücken
Nach dem Tod König Rupprecht 1410 entstand die Linie Simmern-Zweibrücken, welche sich 1444 in die Linie Simmern-Sponheim und Zweibrücken-Veldenz aufspaltete.
Die Linie Pfalz-Zweibrücken-Kleeburg hatte 1654-1719 den schwedischen Thron inne (Karl X., Karl XI. Gustav, Karl XII., Ulrike Eleonore).
Letzter Herzog von Zweibrücken wurde 1795 Maximilian Joseph, Herzog ohne Land. Die Französischen Revolutionstruppen hatten zu diesem Zeitpunkt das Herzogtum besetzt. 1799 trat er die Nachfolge Karl Theodors als Kurfürst in München an.
Könige von Bayern
Nach dem Aussterben der Linie Pfalz-Sulzbach 1799 trat Maximilian IV. (Pfalz-Zweibrücken-Birkenfeld-Bischweiler) die Nachfolge Karl Theodors an. 1806 wurde er König von Bayern und begründete damit die Königslinie, die bis 1918 herrschte. Zur Königslinie gehören:
- Maximilian I. (1806 - 1825)
- Ludwig I. (1825 - 1848)
- Maximilian II. (1848 - 1864)
- Ludwig II. (1864 - 1886)
- Prinzregent Luitpold (1886 - 1912), Regentschaft für Ludwig II. und anschl. auch für Otto I.
- Otto I. (1886 - 1913)
- Prinzregent Ludwig (1912-1913) nach Änderung der Verfassung 1913 König Ludwig III.
- Ludwig III. (1913 - 1918)
Nach der Abdankung Ludwigs III. 1918 überstanden die Wittelsbacher die Revolution mehr oder minder unbeschadet und emigrierten ins europäische Ausland. Heutiger Chef des Hauses Wittelsbach und gleichzeitig des Hauses Stuart ist Franz von Bayern, Sohn von Albrecht von Bayern. Zur Verwaltung des Vermögens wurde 1923 der Wittelsbacher Ausgleichsfonds geschaffen.
Eine Nebenlinie Birkenfeld-Gelnhausen wurde 1799 in Herzöge in Bayern umbenannt, aus ihr entstammt Elisabeth I. (Sisi).