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Karl VI. (Frankreich)

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Karl VI., „der Vielgeliebte“ oder „der Wahnsinnige“ (* 3. Dezember 1368 in Paris; † 21. Oktober 1422 in Paris) war von 1380 bis 1422 König von Frankreich.

Karl VI. von Frankreich

Leben

Karl VI. war der zweite Sohn von Karl V. von Frankreich und dessen Gemahlin Johanna von Bourbon.

Da er erst zwölf Jahre alt war, als er 1380 auf den Thron kam, stand er zunächst unter der Vormundschaft der drei jüngeren Brüder seines Vaters, der Herzöge Ludwig von Anjou, Johann von Berry und Philipp von Burgund, die als Regentschaftsrat auch die Herrschaft für ihn ausübten.

Karl hatte bei seiner Thronbesteigung ein Land geerbt, das zwar durch die große Pest von 1349/50 und den seit 1337 immer wieder aufflammenden Hundertjährigen Krieg geschwächt war, jedoch von seinem Vater erfolgreich reorganisiert und von dessen Heerführer Du Guesclin in vielen Kriegszügen von den englischen Truppen befreit worden war. Die Regenten dagegen verfolgten widersprüchliche, meist vom eigenen Vorteil und Profit geleitete Ziele. Frankreich wurde also schlecht regiert und zusätzlich von seinen Herrschenden übermäßig ausgebeutet. Dies bewirkte viele Aufstände, vor allem in Paris und anderen Städten, die jedoch unterdrückt werden konnten. 1382 z. B. wurden die aufständischen Bürger von Gent, Brügge und Ypern in der damals französischen Grafschaft Flandern bei Roosebeke besiegt.

Erst 1388 übernahm Karl die Regierung offiziell selbst. Er erwies sich als zwar gutwillig, aber schwach und sprunghaft. Immerhin regierte er einige Jahre mit glücklicher Hand, weil er sich auf Berater seines Vaters stützte. Spätestens ab 1392 jedoch war er zeitweilig geistesgestört und ab 1393 war er überwiegend handlungsunfähig, auch wenn er zwischendurch offenbar immer wieder kurz bei klarem Verstand war.

Diese Situation nutzten die Onkel des Königs, um ihn in ihrem Sinne zu manipulieren bzw. hinter seinem Rücken zu agieren. Nach und nach trat als ihr Konkurrent auch Karls ehrgeiziger jüngerer Bruder Ludwig von Orléans auf den Plan, unterstützt von seiner Schwägerin, der Königin, Isabeau von Bayern (Isabeau de Bavière), die den neuen Regentschaftsrat führte.

Gegen 1400 hatten sich am Hof zwei Parteien herausgebildet, die sich ins Land hinein verlängerten: zum einen die "Orléanisten" um Herzog Ludwig und zum anderen die "Bourguignons" um Herzog Philipp bzw., nach seinem Tod 1304, um seinen Sohn Herzog Johann von Burgund. Als 1407 Ludwig von Auftragsmördern Johanns auf offener Straße ermordet wurde, trat an seine Stelle pro forma sein Sohn Karl von Orléans, de facto aber dessen energischer Schwiegervater, Graf Bernard VII. von Armagnac.

Da Johann trotz aller Bemühungen der Familie Orléans nicht zur Rechenschaft gezogen wurde, kam es 1410 zum offenen Bürgerkrieg zwischen "Armagnacs" und "Bourguignons". Hierbei siegten 1413 die Armagnacs und übernahmen in Paris die Herrschaft, wobei Isabeau kaltgestellt wurde. Naturgemäß blieb die Lage in Frankreich trotzdem verworren. Dies nutzte 1415 Heinrich V. von England um neue Raub- und Eroberungszüge auf französischem Boden zu beginnen, bei denen seine Truppen noch 1415 die für die Franzosen äußerst verlustreichen Schlacht von Azincourt gewannen und 1417 die Normandie besetzten.

1318 wurde Paris im Handstreich von den mit Heinrich verbündeten Bourguignons eingenommen. Es folgte ein Gemetzel an den Armagnacs, dem sich der neue (seit 1417) Kronprinz (Dauphin) Karl durch Flucht nach Bourges entziehen konnte.

Karl VI geriet nun unter den Einfluss seiner Gemahlin Isabeau und Herzogs Johann Ohnefurcht. Nachdem Johann 1419 von Leuten des Dauphins ermordet worden war und sein Nachfolger Herzog Philipp der Gute sich ebenfalls auf die Seite der Engländer geschlagen hatte, wurde Karl 1420 von Isabeau (die den Dauphin hasste und für nicht ehelich erklärt hatte) zum Vertrag von Troyes gedrängt. Hierin vermählte er ihre Tochter Katharina mit Heinrich V. und bestimmte diesen zum Thronfolger.

Als Karl VI. im Herbst 1422 verstarb, folgte ihm allerdings nicht Heinrich V., der im August an Ruhr gestorben war, sondern dessen kleiner Sohn Heinrich VI.. Zugleich ließ sich in Bourges der Dauphin als Karl VII. zum König ausrufen, so dass Frankreich für einige Zeit zwei Könige hatte.

Nachfahren

Karl VI. wurde am 17. Juli 1385 mit Isabelle von Bayern vermählt. Mit ihr hatte er 12 Kinder, von denen nur vier das Erwachsenenalter erreichten:

Zudem war er Vater der unehelichen Tochter Marguerite, geboren 1406.

Siehe auch: Goldenes Rössl

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