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Benutzer:Xylosz/Anthroposophische Malerei2

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Anthroposophische Malerei als Begriff ist in seiner Bestimmung fließend; er bezeichnet (als populär geprägter Begriff) die Kunstproduktion im Bereich der Malerei und der Illustration mit anthroposophischen Inhalten auf verschiedenen Materialien in bestimmter, typischer Manier und mit Farbmitteln - zum größten Teil aus eigener Forschung und Produktion – mit einschlägiger weltanschaulicher Prägung. Sie folgt in ihrer Wahl der Farben, Farbkombinationen und -mitteln im weitesten Sinne der Farben- und Stofflehre, wie sie Rudolf Steiner in der von ihm begründeten Anthroposophie darlegte.

Beschreibung

Die Begriffsbildung anthroposophischen Malerei vollzieht eine Herauslösung [1]aus dem gesamten Kunstimpuls der Anthroposophie.[2]wie es der Begriff der Malerei schließlich selbst erreicht, der einen Teilbereich des wissenschaftlich verbürgten – jedoch wandelbaren - Begriffes der Kunst bezeichnet.

Anthroposophische Malerei bezieht sich materiell auf eine Kunstproduktion, die sich auf das Bemalen von Flächen (Papieren, Hölzern, Wandtafeln, Mörtel, Gipse, Quarze als Gemische, wie sie sich in Putzen und Fassaden vorfinden und mit Pflanzen- bzw. Naturfarben realisiert werden. Als Teil eines künstlerischen Impulses zeigte sie sich - wenn auch wenig - in der Glasmalerei,[3]. Daneben bilden die illustrativen Wandtafelzeichnungen Rudolf Steiners einen integralen Bestandteil[4].

In ihren heute verbreiteten Art der Darstellung verzichtet sie fast ausdrücklich und durchgehend auf begrenzende Außenlinien, wie sie beispielsweise für Comics (schwarze Außenlinien) und Hans Ernis Lithographien und Grafiken (weiße Außenlinie) stilbildend sind. Die anthroposophische Malerei arbeitet stattdessen stark mit halbdeckenden (lichtoffenen) und pastellenen Farbtönen, wobei die Motive mehrfach übereinanderliegend erscheinen und Verwischungen zeigen können.

Ideell verbindet sie Mittel, Methode und Form[5]zu einem starken inneren Bezug.


In den Motiven kommen Erlebnisse, Gestalten und stark anthropomorph-personalisierte Kräfte zum Ausdruck.[6] Sie kann mitunter Züge religiöser Malerei annehmen, ohne auf deren weltweit vorhandenen Stile und Traditionen direkt zurück greifen zu müssen. Diese Ambiguität haftet ihr mitunter bis heute an. [7]

Die später im Entstehen begriffene pädagogisch und therapeutische wirksam gewordene Malerei anthroposophischer Ausrichtung, weisen diese genannten Stilmittel ebenfalls regelmässig auf, die auch international überaus homogen geblieben sind.

Alle ihre Stile verbindende Eigenschaften stützen sich heute ebenso stark auf die Erforschung und Methoden der Farbgewinnung aus Pflanzenpigmenten (insbesondere Günter Meier, später auch Eduard Najlepszy); [8] sie grenzt sich dadurch auch materialiter von anderen Stilen und Techniken der Moderner Malerei ab, welche sich meist der Farbstoffe bedient, deren Herkunft oder Herstellungsprozesse auf Rohöl oder dessen Derivate zurückzuführen sind (beispielsweise Acrylfarben). Insgesamt darf der Begriff anthroposophische Malerei heute auch als ein nach dem Kriterium der Farbpigmentherkunft unter Verwendung teildeckender und lichtoffener Pflanzenfarben ordnender Begriff angesehen werden, [9] dessen Realisierungsmomente innerhalb der Anthroposophie eine spezielle Stimmung bilden. Die Erhaltung und Bewahrung der ursprünglichen Bestände von Steiners Malereien und weiterer anthroposophisch Kunstschaffender [10] oder durch spezielle Bibliographien und Kataloge, [11] sind Arbeiten, die über rein historische Interessen hinausgehen und der Untersuchung und Anregung - auch rezeptionstechnischer Art - dienen.

Aufgrund des umfassenden bzw. holistischen Ansatzes der Anthroposophie in Bezug auf Erkenntnis, Ausrichtung und Gestaltung des menschlichen Lebens, haben sich auch in der Malerei dieser Prägung verschiedene Schwerpunkte herausgebildet:

  • Raumgestaltung, zunächst als Kuppelmalerei im ersten (Holzbau) und im zweiten Goetheanum (Betonbau, insbes. stilbildend realisiert von Walther Roggenkamp)
  • Maltechnik, - didaktik und –pädagogik (grundlegend durch Henny Geck, Gerard Wagner und Beppe Assenza)
  • Farbforschung und -gewinnung aus Pflanzen zur Erhaltung von vegetativen und formbildenden Wirkkräften. Dabei stehen physische und psychische Aspekte, sowie ihre gegenseitige Abhängigkeiten und Einflüsse im Vordergrund.
  • Farbtherapeutischer Ansatz als Farbinterpretation, -semantik und –wirkung (auch im Zusammmenhang mit der Herstellung der Farben stehend).
  • Die Schulmalerei der ersten bis vierten Klassen, die sich jedoch stark auf die von Gerhard Wagner weiterentwickelten steinerschen Ansätze stützt.

Ursprung der anthroposophischen Malerei

Rudolf Steiner und die Malerei

Die Ursprünge der Theoriebildung der anthroposophischen Malerei, zunächst als einer ästhetischen Theorie, sind in der Interpretation Steiners von Johann Wolfgang von Goethes naturwissenschaftlichen Schriften (besonders der «Farbenlehre» und dem "Urphänomen" von Goethe) zu sehen [12], während ihre Praxis sich auf Steiners hinterlassenem Werk [13] und dem großen Kreis seiner Anhänger beziehen.

Einzelnachweise

Verzeichnisse und Suchmaschinen / Volltextsuche in den Grundlagenschriften der Anthroposophie
  • Groddek; Einführung in die Gesamtausgabe Rudolf Steiners (1988) Dornach: Verlag Rudolf Steiner Nachlassverwaltung

Schriftliches Werk, nur allgemeiner Ueberblick, verzeichnet keine Einzelzitate

  • Rudolf Steiner Verlag (Hrg.) Verzeichnis der Rudolf Steiner Gesamtausgabe, Nachlassverwaltung Dornach, Schweiz

Online-PDF-Dokument mit den Inhltsverzeichnissen der einzelnen Bände der Gesamtausgabe (GA) Steiners

  • Christian Karl: Handbuch zum Werk Rudolf Steiners, elektronische Auflage 2007 - 2011, Schaffhausen: Novalis Verlag

Online-PDF-Dokument mit Zusammenfassungen der einzelnen Bände, ausser GA 1, vormals als 2-bändiges schriftliches Verzeichnis erschienen

  • Emil Mötteli et.al.: Register zur Rudolf Steiner Gesamtausgabe, 4 Bde. (1998) Dornach: Rudolf Steiner Verlag

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  1. wie abstrakte Malerei zu abstrakte Kunst. Weitere definitorische Herauslösungen gab es im Expressionismus (vgl. Vietta, Silvio / Kemper, Hans-Georg: Expressionismus (1983) München: Fink, vorallem pp. 12-13) und wie es bei Art Nouveau und Jugendstil zutage tritt
  2. vgl. http://www.anthromedia.net/fachdossiers/kunst/, zuletzt abgerufen am 18. Juli 2011
  3. Assja Turgenieff oblag die Herstellung der farbigen Gläser, welche dann einer Behandlung mit Carborundum-Schleifgeräten unterzogen wurde, die mit dem Namen «Schrägstrichmethode» (d. h. Ritzung des Glases in sog. »schrägen Strichen«) bekannt ist. Alle diese Fenstergläser wurden im Glashaus gefertigt; vgl. Aasja Turgenieff: Erinnerungen an Rudolf Steiner und die Arbeit am ersten Goetheanum (1972) Stuttgart: Freies Geistesleben, passim [betreffend Herstellungsprozess] ebenso: Georg Hartmann: Goetheanum-Glasfenster (2002) Dornach: Verlag Am Goetheanum [Deutung der dargestellten Figuren]
  4. In: Emil Mötteli: Register zur Rudolf Steiner Gesamtausgabe, Stichwortregister und Titelverzeichnis (1998) Dornach: Steiner Verlag und ebenso: Eine Auswahl von sechs Wandtafelzeichnungen Steiners, umrahmt mit kurzen aus heutiger Sicht zusammenfassenden Beiträgen verschiedener Autoren zur Anthroposophie aus allen Lebensbereichen, anlässlich seines 150. Geburtstages; vgl. Das Goetheanum Nr. 8, 2011, passim
  5. Rudolf Steiner: Wesen der Farben (Vortrag v. 8. Mai 1921, GA 291, p.47) [...] »Nun, da kommen wir, indem wir malen, beim Fixieren der Farbe, beim Hinzaubern der Farbe auf die Fläche, darauf, dass wir gewissermaßen der Farbe den Charakter des Zurückleuchtens geben müssen, des Zurückglänzens, sonst zeichnen wir, sonst malen wir nicht. Wenn man, wie es ja die neuere Menschheitsentwickelung fordert, immer weiter und weiter dazu vordringen wird, aus der Farbe selbst heraus das Gemalte zu holen, dann wird man eben diesen Versuch immer weiter und weiter treiben müssen: die Natur, die Wesenheit der Farbe zu enträtseln, um gewissermaßen die Farbe zur Umkehr zu zwingen, wenn sie Bild ist, wiederum anzunehmen ihren Glanzcharakter, sie also innerlich leuchtend zu machen. Wenn wir es anders malen, so bekommen wir dennoch nichts erträglich Gemaltes aus der unlebendigen Natur heraus. Eine Wand, die nicht dazu gebracht ist, so bestrichen zu werden mit der Farbe, dass sie innerlich leuchtet, eine solche Wand ist im Malerischen keine Wand, sondern nur das Bild der Wand. Wir müssen die Farben zum innerlichen Leuchten bringen. Dadurch werden sie in einem gewissen Sinne mineralisiert. Daher wird man auch immer mehr und mehr den Übergang finden müssen, nicht von der Palette herunter zu malen, wo man bloß die Fläche mit der materiellen Farbe beschmiert, wo man niemals das innerliche Leuchten in der richtigen Weise wird hervorrufen können, sondern man wird immer mehr und mehr zum Malen aus dem Tiegel übergehen müssen. Man wird nur mit der Farbe malen müssen, die, indem sie wässerig ist, den Schein des Fluktuierenden bekommen hat. Und es ist im allgemeinen eigentlich ein unkünstlerisches Element in das Malen eingezogen, indem man übergegangen ist zum Malen von der Palette weg. Es ist eine materialistische Malerei von der Palette weg, ein Nichtverstehen der innerlichen Natur der Farbe, die eigentlich niemals als solche vom materiellen Körper verschluckt wird, sondern die im materiellen Körper lebt und aus dem materiellen Körper hervorkommen muss. Daher muss ich sie, wenn ich sie auf die Fläche hinmache, zum Leuchten bringen.« [...]. Im weiteren ist die Wortkombination «aus der Farbe (heraus)» für die Volltextsuche wichtig in Bezug auf Farbqualitäten, Perpektive und Farberleben; vgl. auch Rudolf Steiner: Das Wesen der Farbe (GA 291) und Ergänzungen zu "Das Wesen der Farben" (GA 291a), beide Dornach: Steiner Verlag oder online verfügbar
  6. [...] »wenn sie sich vertiefen in das Mondhafte, so werden ihnen erst aufgehen die tieferen Zusammenhänge von Form und Farbe und das Wesen vom Hell-Dunkel, und so werden sie die Inspirationen bekommen für das malerische Schaffen«.[...] p. 69 und [...] »Dann werden wir die Notwendigkeit fühlen, dieses Hineinempfinden in den Raum der göttlichen Barmherzigkeit, der göttlichen Güte, zur Form aus der Farbe heraus sich gestalten zu lassen«. [...] p. 101 und ebenso: [...] »Wir werden lernen, etwas zu empfinden von dem Schöpferischen der Geister der Form, die uns als Geister die Elohim sind, und wir werden dann begreifen, wie die Formen der Farbe Werk sein können, was angedeutet worden ist in unserem ersten Mysterium [gemeint ist das erste Mysteriendrama].«. [...] p. 102, alle GA 275
  7. vgl. Joseph Huber: Astral-Marx - Über Anthroposophie, einen gewissen Marxismus und andere Alternatiefen. In: Sekten, Kursbuch 55 (1979) Berlin: Kursbuch/Rotbuch, p. S. 139 - 161.
  8. Anfänglich Wasser- und Aquarellfarben verwenden. Es wird empfohlen, nicht mit pastösen Farben, sondern mit in Wasser gelösten zu malen, aus der Farbe heraus.(vgl. Vortrag v. 8. Mai 1921, GA 291)
  9. Andreas Mäckler: Lichtoffene Farbigkeit - Grundlinien der anthroposophisch-orientierten Lasurmalerei. Voraussetzung und Erscheinungsform. (1992) Schaffhausen: Novalis, Diese Arbeit erschien 1989 als Dissertation: Die Farbentheorie und Malpraxis der Anthroposophie – Voraussetzungen und Erscheinungsformen.(Marburg)
  10. Kunstsammlung am Goetheanum
  11. Das Künstlerische Werk wird gesondert verzeichnet; vgl. Emil Mötteli et.al.: Register zur Rudolf Steiner Gesamtausgabe, 4 Bde. (1998) Dornach: Rudolf Steiner Verlag, in Abteilung C. Es verzeichnet das rein malerische Werk Steiner mit den Nummern K 12 - K 19.2, K 52.1 - 7, K 54 - 55.5 und in weiteren Bänden die Wandatfelzeichnungen
  12. Rudolf Steiner: Einleitung zu Goethes naturwissenschaftliche Schriften in: GA 1
  13. vgl. z.B. Steiner, Rudolf: Das malerische Werk mit Erläuterungen und einem dokumentarischen Anhang, Dornach: Steiner versch. Jahre (GA C K 13-16 und 52-56)