Bäderbahn Molli
Bad Doberan–Ostseebad Kühlungsborn West | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
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Streckennummer: | 6996 | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Kursbuchstrecke (DB): | 186 | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Streckenlänge: | 15,4 km | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Spurweite: | 900 mm (Schmalspur) | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
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Die Bäderbahn Molli – auch Der Molli oder Molli genannt – ist eine dampfbetriebene Schmalspurbahn in Mecklenburg-Vorpommern, ihre Spurweite beträgt 900 Millimeter. Die 15,4 Kilometer lange Stichbahn wird heute vom Eisenbahnverkehrsunternehmen Mecklenburgische Bäderbahn Molli (MBB) betrieben und verbindet Bad Doberan mit Heiligendamm und dem Ostseebad Kühlungsborn, die Fahrtzeit beträgt circa 40 Minuten. Innerhalb Bad Doberans fährt die Bahn – ähnlich einer Straßenbahn – auf Rillenschienen, die im Straßenpflaster liegen. Im weiteren Verlauf führt die Strecke auf normalen Eisenbahnschienen entlang einer Lindenallee. An der Station Rennbahn hält sie nur an dortigen Renntagen oder bei anderen Veranstaltungen. Zwischen Heiligendamm und Ostseebad Kühlungsborn führen die Gleise parallel zum Ostseestrand über Felder.
Geschichte






Am 7. Juli 1886 wurde die Strecke als Verbindung von Bad Doberan mit dem Seebad Heiligendamm von der Eisenbahnunternehmung Lenz & Co. in Stettin errichtet und als Doberan-Heiligendammer-Eisenbahn (DHE) betrieben. Der Verkehr auf der 6,61 Kilometer langen Dampfstraßenbahn fand zunächst nur während der Sommersaison vom 1. Mai bis zum 30. September statt. Am 1. März 1890 übernahm das Großherzogtum Mecklenburg-Schwerin die Bahn und gliederte sie in die Großherzoglich Mecklenburgische Friedrich-Franz-Eisenbahn ein. Die Verlängerung der Strecke bis in das Ostseebad Arendsee, das 1938 mit den Nachbargemeinden Brunshaupten und Fulgen zum Ostseebad Kühlungsborn zusammengeschlossen wurde, ging am 12. Mai 1910 in Betrieb. In diesem Jahr wurde auch der Güterverkehr auf dieser Strecke aufgenommen; die Bahn verkehrte nun ganzjährig. Ab 1920 gehörte die Bahn zur Deutschen Reichsbahn (DRG).
Das Umladen der Güter von der Regelspurstrecke Wismar–Rostock auf die Schmalspurstrecke erwies sich als aufwendig und damit unrentabel. Die Beförderung von Regelspurwagen auf schmalspurigen Rollwagen, wie es zum Beispiel auf den sächsischen Schmalspurbahnen üblich war, schied aufgrund der engen Stadtdurchfahrt in Bad Doberan von vornherein aus. Somit wurde im Jahr 1969 der Güterverkehr komplett eingestellt, der Personenverkehr blieb in Betrieb. Die Strecke wurde mit täglich 13 Zugpaaren bedient, eine für eine Schmalspurbahn ungewöhnlich hohe Zugdichte. 1976 nahm der damalige Bezirk Rostock die Bahn in die Bezirksdenkmalliste auf. 1995 übernahm eine Betreibergesellschaft, bestehend aus dem Landkreis Bad Doberan sowie den Städten Kühlungsborn und Bad Doberan, die Bahn von der Deutschen Bahn AG. Heute firmiert die gemischt-wirtschaftliche Gesellschaft als Mecklenburgische Bäderbahn Molli GmbH & Co. KG in Bad Doberan. Der Endbahnhof Ostseebad Kühlungsborn West beherbergt das Molli-Museum und das Bahnbetriebswerk.
Am 27. Februar 1997 gründete die Bäderbahn Molli, zusammen mit den Verkehrsunternehmen Rostocker Straßenbahn AG, DB Regio AG Nordost, Regionalverkehr Küste, Weiße Flotte und antaris den Verkehrsverbund Warnow. Seitdem akzeptiert die Bäderbahn Molli Wochen- und Monatskarten aus dem Verbundsortiment. Sonstige Fahrkarten wie Ländertickets und das Schönes-Wochenende-Ticket werden jedoch nicht akzeptiert.
Weltweite Bekanntheit erlangte Molli als offizielles und einziges Transportmittel der Pressevertreter zum G8-Gipfel in Heiligendamm 2007.
Fahrzeugeinsatz
Ab 1910 wurden auf der Strecke die Lokomotiven der Baureihe 99.30 (99 301–303) eingesetzt, verstärkt wurde der Lokomotivpark 1923 durch die 99.31 (99 311–313). Diese Lokomotiven wurden alle ausgemustert.
Im Jahr 1932 ließ die Deutsche Reichsbahn die deutlich größeren, schnelleren und stärkeren Loks der DRG-Baureihe 99.32 (99 321–323) bauen. Diese drei Loks sind heute noch unter den Nummern 99 2321 bis 2323 im Einsatz. Im Jahr 1961 kamen von den Werkbahnen der SDAG Wismut nochmals zusätzlich drei Lokomotiven zum Molli und wurden hier als DR-Baureihe 99.33 (99 331 bis 333) eingereiht. Eine der drei, die 99 331 (später 99 2331), ist betriebsfähig und dient als Reserve beziehungsweise als Zuglok im Winter (höhere Entgleisungssicherheit). Die 99 332 steht als Denkmal am Molli-Museum im Bahnhof Bad Kühlungsborn West, die Lok 99 333 wurde verschrottet.
Im Jahre 2009 wurde für den Molli im Dampflokwerk Meiningen die Lokomotive 99 2324 neugebaut, ein Nachbau einer Einheitslok der DRG-Baureihe 99.32. Damit entstand erstmals nach fast 50 Jahren in Deutschland wieder eine Dampflokomotive für den Regelbetrieb. Der Nachbau erfolgte in Anpassung der historischen Pläne an die heutigen Fertigungsverfahren. Um einem Fotografenansturm aus dem Wege zu gehen, fuhr die neue Lok bei den Probefahrten vor der offiziellen Inbetriebnahme mit den Loknummern ihrer Schwesterloks der gleichen Baureihe.
Betrieb
Schmalspurbahn
In der sommerlichen Hochsaison wird tagsüber im Stundentakt mit zwei Zuggarnituren gefahren, die sich in Heiligendamm kreuzen. In Bad Doberan bestehen sowohl von und nach Rostock als auch von und nach Wismar gute Anschlüsse. Aufgrund der geringeren Touristennachfrage verkehrt im Winter nur eine Zuggarnitur im Zwei-Stunden-Takt mit etwas kürzerer Gesamtfahrzeit, da die Kreuzung in Heiligendamm entfällt.
Mollibus

Die ausfallenden Fahrten im Winter werden durch den so genannten Mollibus ersetzt, welcher vom Regionalverkehr Küste betrieben wird. Die Linie 121 verkehrt von Rostock ZOB über Bad Doberan, Heiligendamm und Kühlungsborn nach Rerik, wobei nur der Abschnitt zwischen Bad Doberan und Kühlungsborn als Mollibus bezeichnet wird.
Musik
Das Mecklenburger Duo De Plattfööt singt in seinem heiteren Lied „Holiday up’n Molli an de See“, erschienen 1989 auf der Amiga-LP „Wenn du ok Plattfööt hest“, auf plattdeutsch über die Bäderbahn Molli.
1991 veröffentlichte Gerd Rüdiger Enzmann das Lied „Halt dich fest der Molli kommt“.
Seit 1990 findet an der ältesten deutschen Pferderennbahn in Bad Doberan die Zappanale statt, ein Musikfestival, welches jeden Sommer zur Erinnerung an die Musik von Frank Zappa gefeiert wird. Das Besondere dabei ist, dass die Anreise mit öffentlichen Verkehrsmitteln über den Molli erfolgt, der während dieser Zeit an der Rennbahn einen Halt einlegt.
Literatur
- Hans-Ulrich Pfeiffer, Jan Methling, Ludger Kenning: Die Bäderbahn Bad Doberan – Kühlungsborn und die Rübenbahn Neubukow – Blengow – Bastorf. Kenning, Nordhorn 2005, ISBN 3-933613-75-2
- Lothar Schultz: Der Molli: die Schmalspurbahn Bad Doberan – Kühlungsborn West. Transpress, Stuttgart 2003, ISBN 3-613-71208-3
- Jan Methling, Roland Hertwig: 125 Jahre Molli - Die Schnellste unter den Kleinen Eisenbahn-Kurier Special 101, EK-Verlag, Freiburg 2. Quartal 2011, ISSN: 01705288
Weblinks
Literatur über Bäderbahn Molli in der Landesbibliographie MV