Gasthaus zum Hirsch (Memmingen)
Das Gasthaus zum Hirsch ist ein unter Denkmalschutz stehender ehemaliger Gasthof im oberschwäbischen Memmingen in Bayern. Es steht an der Südseite des Marktplatzes.
Geschichte
Der Bauplatz gehört zur Keimzelle der alten Welfenstadt Memmingens. Er ist vermutlich bereits seit dem frühen Mittelalter, spätestens jedoch im frühen Hochmittelalter bereits bebaut gewesen. Dies bezeugt die noch erhaltene, mit Ziegelsteinen verdeckte Tuffsteinwand im inneren des Hauses. Die früheste Erwähnung des Hauses findet sich im Denkbuch der Reichsstadt Memmingen für das Jahr 1397 ff., welches im Stadtarchiv erhalten geblieben ist. Dort ist für das Jahr 1406 ein Haintzel und sinem Stiefkind vo hultzin hus erwähnt. Er musste einen Pfennig an Zins für sein Haus in der Stadt bezahlen. Es folgen weitere Zinseintragungen für die nachfolgenden Jahre, welche meist von hoch angesehene Persönlichkeiten der Reichsstadt bezahlt werden mussten. Am Dienstag nach Allerheiligen des Jahres 1488 übernachtete Christoph der Starke in dem Gasthaus, 1492 zwei Landgrafen von Hessen. Ab dem Jahr 1499 war kurzzeitig eine Färberei in dem Gebäude eingerichtet. Die Besitzer wechselten häufig in der Zeit bis 1589. Zuweilen gehörte das Haus auch dem Apotheker Dr. Ivo Strigel, dem Sohn des Künstlers Ivo Strigel. Dieser lies in dem Gasthaus Betten für die Pflege der Kranken einrichten, wie es im 16. Jahrhundert viele Apotheker machten. Es war also zu dieser Zeit eine Art Krankenhaus. Walter Eysenberger erwarb das Haus 1521. Er gehörte der Großzunft an und war im Gefolge von Kaiser Maximilian I. in die Stadt aus Nürnberg eingewandert.[1]
Das heutige Haus wurde 1589 im Auftrag der Stadt als Gasthaus erbaut, in deren Besitz es sich bis 1634 befand. Seit diesem Zeitpunkt befindet es sich im Privatbesitz. Im Januar 1633, nachdem die Stadt von den kaiserlichen Truppen im Dreißigjährigen Krieg nach längerer Belagerung besetzt wurde, wohnte der Kroatengeneral Isolani in dem Gasthaus. Der Wirt wurde als einziges Mitglied der Stadtregierung nicht nach Tirol verschleppt, sondern durfte in der Stadt bleiben.[2] Seit dem 20. Jahrhundert wird es als Geschäftshaus genutzt. Heute befindet sich im Erdgeschoss ein Spielwarengeschäft, die oberen Stockwerke beherbergen Büroräume.
Baubeschreibung
Das dreigeschossige Giebelhaus besitzt fünf Achsen. Durch Ladeneinbauten wurde das Untergeschoss geändert, wohingehend die restlichen Teile des Hauses wohl im Wesentlichen aus dem 16. Jahrhundert entstanden sind. Durch Pilaster und Blendbogen ist der zweigeschossige Giebel bereits seit 1586 gegliedert. Die alten Schwingungen an der Giebelschräge stammen aus der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts. An der Westseite des Hauses befindet sich eine mit Ziegeln verkleidete hochmittelalterliche Tuffsteinmauer. Das Erdgeschoss ist als zweischiffige Halle gegliedert. Sie besitzt drei Joche mit Kreuzgratgewölbe, welches auf Rundpfeilern gestützt ist. Die Hallenform ist durch moderne Zwischenwände unterteilt worden.
Literatur
- Tilmann Breuer: Stadt und Landkreis Memmingen. Bayerische Kunstdenkmale. Deutscher Kunstverlag, München 1959, S. 46.
Einzelnachweise
- ↑ Spiegelschwab, Heimatbeilage der memmigner Zeitung, Jahrgang 2010, Nr. 2, Seite 2, Wolfram Arlart Das Gasthaus zum Goldenen hirsch - ein Nachtrag zur frühen Geschichte des Memminger Gasthauses am Marktplatz
- ↑ Julius Miedel, Führer durch Memmingen und Umgebung, Erster Teil, Memmingen 1929, Seite 108