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Schwarzes Meer

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Das Schwarze Meer (adygeisch: Хы ШIуцI, altgriechisch Vorlage:Polytonisch/ Pontos Euxeinos, bulgarisch Черно море/Tscherno more, türkisch Karadeniz, lasisch/megrelisch Uça suğa/უჩა ზუღა/Utscha sugha, georgisch შავი ზღვა/Schawi sghwa, rumänisch Marea Neagră, russisch Чёрное море/Tschornoje morje, ukrainisch Чорне море/Tschorne more) ist ein Binnenmeer des östlichen europäischen Mittelmeeres zwischen Osteuropa und Vorderasien, mit dem es über den Bosporus und die Dardanellen verbunden ist. Es ist bis 2.212 m tief,[1] etwa 424.000 km² groß. Der Rauminhalt des Schwarzen Meeres beträgt 547.000 km³.

Das Schwarze Meer aus dem Weltall
Karte der Schwarzmeer-Region

Etymologie

Es gibt zwei Deutungen, die sich vielleicht ergänzen: Die primäre Deutung bezieht sich konkret auf die Beobachtung einer schwarzen Färbung des Wassers, die vor allem im Sediment sichtbar ist. Dies geht auf sulfatreduzierende (sulfidogene) Bakterien zurück, die durch ihre chemische Aktivität Schwefelwasserstoff aus Sulfat bilden. Zusammen mit Eisen-Ionen bilden sich dadurch Eisensulfide. Analog lässt sich der Name des Roten Meeres aus den dort vorkommenden Rotalgen ableiten. Dies war vermutlich auch der Ursprung des biblischen Namens „Blutmeer“.

Eine historische Deutung ordnet die Farbe einem in der Antike üblichen System zu, das die Himmelsrichtungen symbolisch durch Farbwörter bezeichnet, wobei „schwarz“ für das „nördliche" Meer gilt, wie die Bezeichnung des Ostens als „gelb“ (Gelbes Meer, gelbe Rasse). So zuletzt Rüdiger Schmitt in seinem Beitrag Considerations on the Name of the Black Sea. Sprecher, die dieses System verwandt haben, haben also südlich dieses Meeres wohnen müssen. Dies trifft allerdings nicht auf die Skythen zu, denen der Ausdruck zugeschrieben werde. Da die Bezeichnung (*Axšaina… = Schwarzes…), ebenso wie der entsprechende Name des Roten Meeres, zuerst während der Zeit der Achaimeniden benutzt wurde, sei es naheliegend, die Perser als Namensgeber dieser Meere auszumachen.

Im Altgriechischen wurde *Axšaina zu Πόντος Ἄξε(ι)νος (Póntos Áxe(i)nos), „ungastliches Meer“, übertragen. Später erfolgte eine euphemistische Umwandlung von „ungastlich“ zu Πόντος Εὔξεινος (Pontos Euxeinos), „gastliches Meer“. Die Bezeichnung „Schwarzes Meer“ (Πόντος Mέλας) war den Griechen jedoch ebenfalls bekannt. Wahrscheinlich erhielt die Bezeichnung durch Übersetzungen des griechischen Begriffes Einzug nach Europa. Auch die Türken übernahmen diese Namensgebung (Kara = Schwarz, Deniz = Meer). Im Mittelalter waren zudem auch die Bezeichnungen Chasarisches Meer, Russisches Meer[2] und Skythisches Meer[3] üblich.

Vom griechischen Begriff leitet sich auch das Adjektiv pontisch ab, das in der Bedeutung von „Zum Schwarzen Meer gehörig“ verwendet wird.

Geographie

Lage des Schwarzen Meeres
Der Strand von Sudak

Das Schwarze Meer liegt auf der östlichen innereurasischen Grenze zwischen Kleinasien/dem Kaukasus und Südosteuropa/Osteuropa. Die Anrainerstaaten sind im Uhrzeigersinn die Ukraine, Russland, Georgien, Türkei, Bulgarien und Rumänien.

Wasserstraßen und Flüsse

Über den Bosporus zum Marmarameer besteht eine Verbindung vom Schwarzen Meer zum Mittelmeer und über die Straße von Kertsch eine weitere zum Asowschen Meer.

Wasserstraßen verbinden das Schwarze Meer über den Don zur Wolga, zum Kaspischen Meer, zur Ostsee und zum Weißen Meer sowie über die Donau und den Main-Donau-Kanal zur Nordsee.

In das Schwarze Meer münden unter anderen folgende Flüsse:

Küste

Die Küste des Schwarzen Meeres ist vor allem im östlichen und südlichen Bereich nur schwach gegliedert. Typisch für den nordwestlichen Teil ist die Herausbildung von Limanen im Mündungsbereich von Bug, Dnister und Dnjepr.

Inseln und Halbinseln

Das Schwarze Meer ist arm an Inseln und Inselgruppen. Einzelne kleine Inseln und Eilande sind u. a. der türkischen und bulgarischen Küste vorgelagert, andere befinden sich im Mündungsgebiet der größeren Zuflüsse (Donau, Dnjepr). Die zahlenmäßig größte Inselgruppe befindet sich in der Bucht von Burgas.

Die Halbinsel Krim und die ihr gegenüber liegende Taman-Halbinsel trennen das Schwarze Meer vom Asowschen Meer.

Der westlichste Punkt mit den Burgasseen

Tiefste Stelle

Die Meerestiefe beträgt an der tiefsten Stelle 2212 Meter.

Größte Bucht

Die größte Bucht ist die Bucht von Burgas (Bulgarien). Sie erstreckt sich an der Westküste von Kap Emine (bulgarisch Емине) im Norden bis Kap Maslen Nos (bulgarisch Маслен нос) im Süden. Der westlichste Punkt des Meeres befindet sich ebenfalls in der Bucht von Burgas und ist die Stadt selbst.

Entstehung

Das Schwarze Meer bildete sich als ein Relikt des erdgeschichtlichen Randmeeres der Paratethys, aus dem auch das Kaspische Meer und der Aralsee hervorgingen. Durch hohe Süßwassereinträge der großen Flusssysteme (Donau, Dnepr, Don) etablierte sich ein stabiles limnisches System.

Im Verlauf der holozänen Transgressionen strömte Salzwasser des Mittelmeeres durch den Bosporus in das Schwarze Meer.

Ryan und Pitman (deutsche Übersetzung 1997)[4] nehmen an, dass dieser Einbruch ca. 5500 v. Chr. in kataklystischer Weise stattfand, der mit einer Wasserspiegelanhebung von mehr als hundert Metern in kurzer Zeit einherging und dass dieser mit der biblischen Sintflut in Verbindung gebracht werden kann. Einige archäologische Funde deuten auf ein schnelles Verlassen von Siedlungen aus dem damals dicht besiedelten Gebiet an dem ehemaligen Ufer hin. Es gibt zwar auch gegenläufige wissenschaftliche Thesen, allerdings konnte Ryan inzwischen Gräben und Auswaschungen am Boden des Schwarzen Meers nachweisen, die zu einer von dem Schweizer Wissenschaftler Mark Siddall erstellten Computer-Simulation der Überflutung passen und damit die Durchbruch-These von Ryan und Pitman bestätigen.[5][6]

Nach Haarmann (2003)[7] wird der Überlauf früher, um 6700 v. Chr. beziffert. Nach einer Untersuchung von Liviu Giosan von der Woods Hole Oceanographic Institution (WHOI), der gemeinsam mit rumänischen Geologen im Jahre 2009 Bohrkernuntersuchungen vom Boden des Schwarzen Meeres vorgelegt hat, lag der Spiegel des Schwarzen Meeres vor der Flut nur 30 Meter tiefer als heute.[8] Die Flutung habe noch früher, um etwa 7500 v. Chr. zu einem relativen plötzlichen Meeresspiegelanstieg geführt, der sich aber nur im Bereich von etwa 5 Meter bewegt hätte. Das könne im Gebiet des heutigen Donaudeltas zwar zu einer regional schnellen Flutung der Landschaft geführt haben, diese sei jedoch weit geringer ausgefallen als im Szenario von Ryan und Pitman.[8]

Der Bosporus stellt seitdem die Verbindung zum Marmarameer dar. Er hat eine Breite von 760 bis 3600 Meter und ist an seiner flachsten Stelle lediglich 32 bis 35 Meter tief.

Eigenschaften des Meeres

Salzgehalt

Das Wasser hat in der oberen Schicht einen (relativ niedrigen) Salzgehalt von etwa 17 Promille. In den tieferen Schichten des Meeres, unter etwa 150 Metern, ist der Salzgehalt wesentlich höher. Der salinare Zufluss aus dem Mittelmeer (38–39 ‰) beträgt etwa 300 km³ je Jahr und der Oberflächenabfluss von weniger salinarem Wasser aus dem Schwarzen Meer etwa 600 km³ je Jahr.[9] [10]

Sauerstoffgehalt

Das salzarme Oberflächenwasser des Schwarzen Meeres liegt wie ein Deckel auf dem dichteren, salzhaltigeren Tiefenwasser. Es herrscht somit eine stabile Schichtung mit nur unbedeutendem vertikalen Austausch. Da somit kein Sauerstoff in die Tiefe gelangt, sind weite Bereiche des Tiefwassers des schwarzen Meeres anoxisch, d.h. frei von ungebundenem Sauerstoff. Das Schwarze Meer ist sogar das größte anoxische Meeresbecken der Erde. Das hat zur Folge, dass in den tieferen Bereichen des Meeres keine Organismen existieren können, die einen auf Sauerstoffatmung basierenden Stoffwechsel betreiben. Stattdessen werden andere Stoffe wie Sulfat als finales Oxidationsmittel verwendet. Dadurch entstehen Schwefelwasserstoff und zusammen mit zweiwertigen Eisenionen bereits erwähnte Eisensulfide (im Wesentlichen FeS und FeS2 als Pyrit oder Markasit). Konsequenz aus der Sauerstoffarmut ist, dass organische Abfälle (abgestorbene Pflanzen, Tiere usw.) nicht – wie an der Luft oder im sauerstoffreichen Wasser – vollständig zu Kohlenstoffdioxid (ugs.: Kohlendioxid) und Wasser oxidiert werden. Es erfolgt vielmehr ein unvollständiger Abbau und am Boden sammeln sich die Überreste. Manche Geologen und Meereschemiker nehmen an, dass die Vorgänge im Schwarzen Meer denjenigen gleichen, die in vergangenen Epochen der Erdgeschichte bei der Entstehung von Erdöl bzw. Ölschiefer abliefen. Sie sprechen von euxinischen Verhältnissen. Mit anderen Worten: Aus den Fäulnisüberresten am Boden des Schwarzen Meeres könnte einmal Erdöl bzw. Ölschiefer entstehen.

Methan und Methanhydrate

Im anoxischen Bereich des Schwarzen Meeres entstehen zudem große Mengen Methan durch den anaeroben Abbau organischen Materials. Zusätzlich emittieren auch unterseeische Schlammvulkane Methan. Das Schwarze Meer ist zugleich das Gewässer mit der höchsten Konzentration von Methanhydraten. In bestimmten Küstenabschnitten im Osten des Schwarzen Meeres dringt zeitweise soviel Methan nach oben, dass die Luft zeitweise zu brennen beginnt[11].

Lebensraum - Unterwasserwelt

Wirtschaftsraum Schwarzes Meer

Die sechs Anrainerstaaten des Schwarzen Meeres - (vom Süden an im Uhrzeigersinn:) Türkei, Bulgarien, Rumänien, die Ukraine, Russland und Georgien - haben sich 1992 mit Albanien, Armenien, Aserbaidschan, Griechenland, Serbien und Moldawien zu einer Schwarzmeer-Wirtschaftskooperation zusammengeschlossen. Sie soll die wirtschaftliche Entwicklung der Region fördern. So soll ein neuer Autobahnring und ein Stromverbund alle Schwarzmeeranrainer verbinden. Das Jahrhundertprojekt wurde 2007 auf der Jubiläumskonferenz der „Schwarzmeer-Kooperation“ von zwölf Mitgliedsländern beschlossen.[12] Für Russland wurde die Absichtserklärung zum Bau der Ring-Autobahn im Dezember 2010 vom russischen Präsident Medwedew unterzeichnet.[13]

Schifffahrt

Russische Schwarzmeerflotte an der Krim-Halbinsel

Anfang der 1840er-Jahre trafen die beiden österreichischen Reedereien Erste Donau-Dampfschiffahrts-Gesellschaft (DDSG) und Österreichischer Lloyd ein Abkommen. Dieses sah eine wöchentliche Verbindung von den Donauhäfen an das Schwarze Meer vor. Von dort aus betrieb der Österreichische Lloyd Linien in den Mittelmeerraum, und von dort aus ab Eröffnung des Sueskanals auch bis in den Nahen Osten und nach Asien. Wöchentliche Verbindungen von Istanbul nach Braila, Odessa, Nikolajew sowie Batum wurden angeboten. Während für Handelsschiffe eine freie Passage über das Mittelmeer möglich ist, ist für Kriegsschiffe die Zufahrt in das Schwarze Meer über den Vertrag von Montreux reglementiert.

Pipelines

Die Erdgas-Pipeline Blauer Strom verläuft im östlichen Teil des Schwarzen Meeres von der russischen Küste am Meeresboden bis zur türkischen Küste. Mit der South Stream, die Russland mit Bulgarien unter dem Meeresboden verbinden soll ist zudem eine weitere in Planung.

Meeresschutz

Für den Meeresschutz und die Befischung des Schwarzen Meeres wurde 1996 das ACCOBAMS („Agreement on the Conservation of Cetaceans of the Black Sea, Mediterranean Sea and Contiguous Atlantic Area“) unterzeichnet. Es regelt den Schutz der Delphine und Wale (Cetacea). Besonders bedroht sind hier die Großen Tümmler.

Städte

Wichtige Hafenstädte

Bekannte Bade- und Kurorte

Einzelnachweise

  1. [1]
  2. Vgl. Lev Vladimir Cerepnin, Die Rus' vom 10. bis ins 14. Jahrhundert, in: Handbuch der Europäischen Wirtschafts- und Sozialgeschichte, Bd. 2. Stuttgart 1980, 682-702. So zum Beispiel in Ekkehardi chronicon universale. Ed. Georg Waitz, in: Georg Heinrich Pertz (Hrsg.), Chronica et annales aevi Salici. (MGH SS 6.) Hannover 1844, 33–231, online: Bayerische Staatsbibliothek (Zugriff: 11.04.2011), 216.
  3. So zum Beispiel bei Ottonis Episcopi Frisingensis Chronica sive historia de duabus civitatibus. Ed. Adolf Hofmeister. (MGH SS rer. Germ. 45.) Hannover / Leipzig 21912, online: Bayerische Staatsbibliothek (Zugriff: 11.04.2011), 311.
  4. William Ryan und Walter Pitman: Sintflut. Ein Rätsel wird entschlüsselt, Lübbe, 1999, ISBN 3-7857-0878-5
  5. „Der Wassersturz am Bosporus“, www.sueddeutsche.de, 2. Januar 2006
  6. „Neues zur Sintflut“, bild der wissenschaft, März 2005
  7. Harald Haarmann: Geschichte der Sintflut. Auf den Spuren der frühen Zivilisation. Beck, München 2003, ISBN 3-406-49465-X
  8. a b Liviu Giosan, Florin Filip, Stefan Constatinescu: Was the Black Sea catastrophically flooded in the early Holocene? In: Quaternary Science Reviews 28 (1-2), 2009, S. 1-6 doi:10.1016/j.quascirev.2008.10.012
  9. Oguz et al., 2000; Ozsoy und Unluata, 1997
  10. Was die Welt bewegt: Wie hoch ist der Salzgehalt im Mittelmeer? | RP ONLINE
  11. http://www.g-o.de/dossier-detail-280-11.html
  12. Neuer Schub für Ring-Autobahn um das Schwarze Meer
  13. Moskau segnet Bau der Schwarzmeer-Ringautobahn ab. Bei: www.punkto.ro, 28. Dezember 2010, abgerufen am 8. Januar 2011

Literatur

  • Neal Ascherson: Schwarzes Meer. Berlin Verlag, Berlin 1996. ISBN 3-8270-0201-X.
  • Charles King: The Black Sea, a history. Oxford University Press, New York 2004, ISBN 0-19-924161-9
  • Walter H. Edetsberger: Ein Goldfisch im Schwarzen Meer – Eine Bootsreise von Sulina in die Ägäis, BOD. ISBN 3-8334-2745-0.
  • Christian Reder, Erich Klein (Hg.): Graue Donau, Schwarzes Meer. Wien Sulina Odessa Jalta Istanbul (Recherchen, Gespräche, Essays), Edition Transfer, Springer Wien–New York 2008, ISBN 978-3-211-75482-5
  • Rüdiger Schmitt: Considerations on the Name of the Black Sea, in: Hellas und der griechische Osten. Festschrift Peter Robert Franke. Saarbrücken 1996, 219–224
Commons: Krim – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Commons: Schwarzes Meer – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Koordinaten: 43° 17′ 49″ N, 34° 1′ 46″ O

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