Salzsäure
Strukturformel | |||
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H+ Cl- | |||
Allgemeines | |||
Name | Salzsäure | ||
Andere Namen | Chlorwasserstoffsäure | ||
Summenformel | HCl | ||
CAS-Nummer | 7647-01-0 | ||
Kurzbeschreibung | farblose Flüssigkeit | ||
Eigenschaften | |||
Molmasse | 36,46 g/mol | ||
Aggregatzustand | flüssig | ||
Dichte | ~1,19 g/cm³ (37 %ige Salzsäure) | ||
Schmelzpunkt | etwa -50 °C | ||
Siedepunkt | 83-90 °C | ||
Dampfdruck | 21,3 hPa (20 °C) (wHCl=0,31) | ||
Löslichkeit | gut löslich in Wasser | ||
Sicherheitshinweise | |||
Gefahrensymbole | |||
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R- und S-Sätze |
R: 34-37 | ||
MAK | 5 ml/m³ | ||
Soweit möglich und gebräuchlich, werden SI-Einheiten verwendet. Wenn nicht anders vermerkt, gelten die angegebenen Daten bei Standardbedingungen. |
Salzsäure (systematischer Name Chlorwasserstoffsäure) ist eine wässrige Lösung des Gases Chlorwasserstoff (Summenformel HCl). Konzentrierte Salzsäure ist 40%ig. Handelsüblich ist eine 30%ige Säure. Sie ist eine starke anorganische Säure und zählt zu den Mineralsäuren.
Die Salze der Chlorwasserstoffsäure heißen Chloride. Das bekannteste Chlorid ist das Natriumchlorid (NaCl, Kochsalz)
Geschichte
Salzsäure dürfte schon den ersten Alchimisten bekannt gewesen sein. Basilius Valentinus gewann in der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts Salzsäure durch Reaktion von Steinsalz mit Eisenvitriol. Die Darstellung aus Kochsalz und Schwefelsäure gelang Johann Rudolph Glauber im 17. Jahrhundert. Lavoisier nannte Salzsäure acide muriatique (lat. muria = Salzlake). Kochsalz-haltige Quellen werden heute noch als muriatische Quellen bezeichnet. In Nordamerika wird Salzsäure auch muriatic acid genannt.
Vorkommen
Kommt im Magensaft vor und wird für Labore chemisch hergestellt (Natriumchlorid + Schwefelsäure --> Chlorwasserstoff + Natriumsulfat).
Gewinnung und Darstellung
Hergestellt wird Salzsäure im Labor aus konzentrierter Schwefelsäure und Kochsalz (daher der Name):
Die Schwefelsäure verdrängt den Chlorwasserstoff aus seinem Salz, obwohl Chlorwasserstoff die stärkere Säure ist. Das ist möglich, weil HCl gasförmig ist und sich praktisch nicht in Schwefelsäure löst. Dadurch wird dem Gleichgewicht ständig Chlorwasserstoff entzogen.
In der chemischen Industrie wird hochreiner Chlorwasserstoff/Salzsäure durch die Verbrennung von Chlorknallgas (ein Gemisch aus Wasserstoff und Chlor) gewonnen.
Technisch reine Salzsäure fällt hauptsächlich als Nebenprodukt bei der Chlorierung organischer Verbindungen an.
Eigenschaften
% HCl | g HCl/l | Molarität | Dichte |
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10,5 | 110 | 3,06 | 1,050 |
15,5 | 166 | 4,61 | 1,075 |
20,4 | 224 | 6,22 | 1,100 |
22,3 | 248 | 6,89 | 1,110 |
24,3 | 272 | 7,56 | 1,120 |
26,2 | 296 | 8,22 | 1,130 |
28,2 | 321 | 8,92 | 1,140 |
30,1 | 347 | 9,64 | 1,150 |
32,1 | 373 | 10,36 | 1,160 |
34,2 | 400 | 11,11 | 1,170 |
36,2 | 428 | 11,89 | 1,180 |
38,3 | 456 | 12,67 | 1,190 |
40,4 | 485 | 13,47 | 1,200 |
HCl-Gas löst sich bei 0 °C sehr gut in Wasser (825 g beziehungsweise 525 l in einem Liter). Dabei entsteht Wärme. Bei 20 °C enthält gesättigte Salzsäure 485 g HCl (40,4 %). Die Dichte der Lösung beträgt 1,180 g/cm³. Die Konzentrationsabhängigkeit der Dichte ist in der nebenstehenden Tabelle gezeigt. Zwischen der Dichte D und dem prozentualen Gehalt an HCl besteht ein zufälliger mathematischer Zusammenhang: Die verdoppelten Nachkommastellen entsprechen der Konzentration, z.B. 1,10 g/cm³ ist die Dichte von 20 %iger Salzsäure.
Salzsäure mit Gehalten von über 36% HCl wurde früher auch als rauchende Salzsäure bezeichnet, da sich über offenen Gefässen ein weisser Nebel bildet.
Reine Salzsäure kann ohne Rückstände verdampft werden. Wird Salzsäure mit einem HCl-Gehalt von über 20 % erhitzt, so entweicht mehr HCl als Wasser, bis ein Gemisch von 20 % HCl und 80 % Wasser übrig bleibt, das man als Azeotrop bezeichnet. Der genaue Gehalt an HCl im Azetrop bei 1013 mbar ist 20,17 %, der Siedepunkt liegt bei 110 °C.
Verdünnte Salzsäure hat einen pH-Wert von etwa 0-2, konzentrierte Salzsäure von -0,8, rauchende Salzsäure von -1. Salzsäure kommt aber in der Regel nur stark verdünnt vor. An feuchter Luft bildet HCl-Gas einen Nebel aus feinen Salzsäure-Tröpfchen.
Verdünnte Salzsäure ist ein guter elektrischer Leiter.
Reaktionen
Salzsäure löst die meisten Metalle mit Ausnahme von Edelmetallen wie z.B. Tantal, Germanium, Kupfer und Quecksilber (nur bei Anwesenheit von Sauerstoff) und Silber unter Bildung von Chloriden und Wasserstoff, sofern diese nicht durch Passivierung geschützt sind.
Metalloxide reagieren mit Salzsäure zu Chloriden und Wasser:
Eine Mischung von Salzsäure und Salpetersäure wird Königswasser genannt, weil sie auch Gold, den "König der Metalle", zu lösen vermag. Dazu trägt neben der oxidierenden Wirkung des Nitrosylchlorids und des nascierenden Chlors auch die Verringerung der effektiven Goldkonzentration durch Komplexbildung bei:
Verwendung
Salzsäure ist in der chemischen Industrie als anorganische Säure von großer Bedeutung. Salzsäure wird beispielsweise bei der Aufarbeitung von Erzen und Rohphosphat eingesetzt. Sie wird bei der Säurebehandlung von Erdöl- und Erdgas-Quellen verwendet sowie in der Metallverarbeitung beim Beizen, Ätzen und Löten.
Salzsäure ist ein wichtiges Reagenz in der chemischen Analyse. Sie vermag eine Gruppe von Metallen durch Fällung von anderen Metallen abzutrennen. Anschließend können diese getrennt weiter analysiert werden (→ Salzsäure-Gruppe). Die Alkalimetrie ist ein weiteres Verwendungsgebiet von Salzsäure.
Als Lebensmittelzusatzstoff trägt Salzsäure die Bezeichnung E 507.
Biologische Bedeutung
In Mensch und Tier ist Salzsäure Bestandteil des Magensaftes im Magen, wo sie unter anderem die Hydrolyse von Fetten bewirkt.
Sicherheitshinweise
Kontakt mit der Haut führt zu Verätzungen. Die Dämpfe sind reizend. Bei Berührung mit den Augen sofort gründlich mit Wasser abspülen und Arzt konsultieren.
Nachweis
Salzsäure wird zum einen durch ihren Säurecharakter nachgewiesen. Ergänzend dazu identifiziert man das Chlorid-Anion in stark verdünnter Lösung durch eine Fällung mit Silbernitrat in Form von Silberchlorid:
Der entstandene weiße Niederschlag löst sich in Ammoniakwasser oder in konzentrierter Salzsäure unter Komplexbildung auf:
Wird Salzsäure bei Anwesenheit von Braunstein erhitzt, so entsteht Chlorgas:
Der prozentuale Gehalt einer Salzsäure wird durch Titration mit Natronlauge ermittelt (→ Acidimitrie, Maßanalyse). Fotometrisch lässt sich diese Bestimmung sowie die von Chloriden mit Hilfe des Quecksilbersalzes der Chloranilsäure durchführen. Der Gehalt an Salzsäure im Magensaft bestimmt man mit Grünzburgs Reagenz.