Meinhardiner
Die Meinhardiner waren ein Dynastengeschlecht von ursprünglich bayerischer Abstammung, das seine Machtbasis zunächst in Görz, danach in Tirol hatte. Im Zeitraum des Mittelalters gehörten die Meinhardiner zu den bedeutendsten Adelshäusern des südlichen Alpenraumes. Angehörige des Geschlechts regierten unter anderem über das Königreich Böhmen, die Markgrafschaft Mähren, das Herzogtum Kärnten (1286-1335), die Grafschaften Görz (1130-1500), Tirol (1253-1363) und Istrien sowie über das Patriarchat von Aquileja. Im Jahre 1500 erlosch die Dynastie, ihr letzter Nachkomme war Graf Leonhard von Görz.
Herkunft und Entwicklung

Die Familie der Meinhardiner, benannt nach dem immer wiederkehrenden Vornamen Meinhard, stammte ursprünglich aus bayerischem Hochadel und tauchte erstmals im 11. Jahrhundert auf. Ihre Machtbasis baute die Familie zunächst von Lienz aus auf, das das Verwaltungszentrum des Lienzer Gaues in der kärntnerischen Grafschaft Lurngau war. Um 1100 erwarben die Grafen zusätzlich die Vogtei Aquileia, woraufhin sich die Familie im Jahre 1120 durch den verschobenen Machtschwerpunkt in von Görz umbenannte. Die Meinhardiner übernahmen von ihren Förderern und Lehensherren, dem kärntnerischen Herzogsgeschlecht der Eppensteiner, die Farben Rot-Weiß-Rot sowie den schreitenden Löwen in ihr Wappen auf. Das Geschlecht der Meinhardiner verband sich in weiterer Folge mit bedeutenden Adelssippen aus dem südlichen Alpenraum. Hier sind vor allem die Pfalzgrafen Aribo II. und Boto, aus der Sippe der Aribonen entstammend, sowie die Spanheimer und die Pustertaler Sighardinger aufzuführen. Durch diese Verwandtschaften konnte die Familie der Meinhardiner die Länder Görz und Friaul sowie die kärntnerische Pfalzgrafenwürde erlangen.[1]
Im Jahre 1232 konnte Meinhard III. von Görz den gesamten Besitz seiner Familie in seinen Händen vereinen und durch seine Heirat mit Adelheid, Tochter Graf Alberts von Tirol (+1253), seine Machtbasis bedeutend ausbauen. Er belehnte 1237 seinen Schwiegervater mit seinem Besitz und erbte im Jahre 1253 als Meinhard I. von Tirol die Grafschaft Tirol, welche er gemeinsam mit seinem Schwager Gebhard IV. von Hirschberg regierte.
Besitzteilung von 1271
Nach seinem Tod 1258 kam es 1271 durch seine Söhne zur Teilung der Görzer Besitzungen. Meinhard II. († 1295) erhielt Tirol und führte so die meinhardinische Linie fort, Albert I. († 1304) erhielt Görz (mit dem Pustertal und den Lienzer Gebieten) und gründete so die albertinische Linie der Familie. Die Grenze zwischen den Besitzungen wurde mit der Mühlbacher Klause (nördlich Brixen) am westlichen Eingang des Pustertals festgelegt.
Meinhardinische Linie
Meinhard II. erhielt 1286 auch das Herzogtum Kärnten zugesprochen, das jedoch bereits nach dem Tod seines Sohnes Heinrich VI. (1307–10 König von Böhmen) 1335 an die Habsburger fiel. Mit Heinrich war bereits der männliche Stamm seiner Linie erloschen, weshalb in Tirol zunächst Heinrichs Tochter Margarete (bzw. ihre Ehemänner) und danach ihr Sohn Meinhard III. bis 1363 regierten. Nach dem Tod ihres Sohnes musste sie jedoch aufgrund eines Erbvertrags das Land an die Habsburger übergeben.
Wappen



Das Wappen der Meinhardiner Linie als Herzöge von Kärnten zeigt im golden-rot gespaltenen Schild vorn drei schwarze Löwen untereinander, hinten einen silbernen Balken. Die älteste Schild-Darstellung hat sich auf einem Siegel des Jahres 1253 im Kärntner Landesarchiv Klagenfurt erhalten. Die Helmzier, wie sie 1303 von dem Meinhardiner Heinrich von Kärnten in seinem Siegel geführt wurde, zeigt einen Pilgerhut, dessen flacher Gupf oben mit einem Hahnenfederbusch (oder Pfauenfedern ?) besteckt, und dessen breite Krempe mit Lindenblättern behangen ist. Erst nach dem Aussterben der Herzöge von Kärnten aus dem Hause der Meinhardiner wurde die Helmzier dahin geändert, dass nun zwei goldene Büffelhörner, die außen mit fünf goldenen Stäben besteckt, die wiederum je mit drei Lindenblättern behangen sind, auf den Helm gesetzt wurden. Die Farbe der Lindenblätter ist beim rechten Büffelhorn schwarz, beim linken rot. In der Form wird die Helmzier auch heute noch im Kärntner Landeswappen geführt. Eine Variante der Büffelhorn-Helmzier findet man in einem Stifterfresko von 1498 in der Abteikirche St. Paul im Lavanttal, wobei die Hörner außen mit schwarzen Fähnchen besteckt sind und vor einem schwarzen Flug stehen.[2] [3]
Albertinische Linie
Angehörige der jüngeren Linie beherrschten bis zum Jahr 1500 die Grafschaft Görz, die sich zwischen Innichen und Lienz im Norden und der Adriaküste im Süden erstreckten. Nach dem Tode Heinrichs III. 1323, der ein Verbündeter Herzog Friedrichs des Schönen im Kampf gegen Ludwig IV. von Bayern war und weiters sogar Treviso und Padua an sich gebracht hatte, gab es vom Pustertal bis Istrien vier verschiedene görzische Grafschaften. Wegen der Bedrohung der inneren Grafschaft Görz durch die Republik Venedig verlegten die Grafen ihre Residenz nach Schloss Bruck bei Lienz, den Mittelpunkt der vordern Grafschaft Görz, das bis zum Schluss ihr Hauptwohnsitz und Herrschaftszentrum blieb. Aus dem Görzer Zweig der Meinhardiner entstammte auch das Geschlecht der edelfreien Herren von Graben von Stein, welche nach dem Aussterben der Görzer Grafen im Jahre 1500 deren Nachfolger im Statthalteramte von Lienz wurden.[4] [5]
Stammliste der Meinhardiner
Die Ursprünge der Görzer Meinhardiner liegen im Dunkeln.
Variante 1:
- B: Meginhard/Meinhard († um 1090), Graf im Pustertal
Variante 2:
A: Marquard († 1074), Vogt von Aquileia
- B: Ulrich († 1122), Patriarch von Aquileia
- B: Heinrich I. († 1102), Vogt von Aquileia
- C: Engelbert I. († um 1122)
- C: Meinhard I. († 1142)
- D: Meinhard († 1193), Graf von Istrien, Vogt von Parenzo
- D: Heinrich II. († 1150)
- D: Engelbert II. († 1191)
- E: Meinhard II. der Alte († 1231), Vogt von Aquileia
- E: Engelbert III. († 1220), Vogt von Millstatt
- F: Meinhard III. († 1258), (I.) Graf von Tirol (1253-58), oo Adelheid von Tirol († 1279)
1271 Teilung:
Meinhardinische Linie bzw. "Tiroler Meinhardiner": Tirol, Kärnten:
- G: Meinhard IV. († 1295), (II.) Graf von Tirol, (I.) Herzog von Kärnten, oo Elisabeth von Bayern († 1273)
- H: Elisabeth († 1313), deutsche Königin
- H: Otto II. († 1310), Herzog von Kärnten
- H: Albert II. († 1292), Graf von Tirol
- H: Ludwig († 1305)
- H: Heinrich VI. († 1335), Herzog von Kärnten, König von Böhmen
- I: Margarete "Maultasch" († 1369), Gräfin von Tirol
- G: Meinhard IV. († 1295), (II.) Graf von Tirol, (I.) Herzog von Kärnten, oo Elisabeth von Bayern († 1273)
Albertinische Linie bzw. "Görzer Meinhardiner": Görz, Pustertal (Lienz):
- G: Albert I. († 1304)
- H: Heinrich III. († 1323), oo I. Beatrix de Camino, oo II. Beatrix von Niederbayern († 1360)
- I: I. Meinhard V. († nach 1318)
- I: II. Johann Heinrich IV. († 1338)
- H: Albert II. († 1327), oo I. Elisabeth von Hessen († 1308), oo II. Euphemia von Mätsch († 1350)
- I: I. Albert III./IV. († um 1365/74)
- I: II. Heinrich V. († 1362)
- I: II. Meinhard VI./VII. († nach 1385), 1365 Reichsfürst
- J: Heinrich VI. († 1454)
- K: Johann II. († 1462)
- K: Leonhard († 1500), der Letzte seines Geschlechtes
- K: Ludwig († 1457)
- J: Johann Meinhard VII. († 1430), Graf von Kirchberg (Schwaben)
- J: Heinrich VI. († 1454)
- H: Heinrich III. († 1323), oo I. Beatrix de Camino, oo II. Beatrix von Niederbayern († 1360)
- G: Albert I. († 1304)
Einzelnachweise
- ↑ Hermann Wiesflecker: Österreich im Zeitalter Maximilians I.: die Vereinigung der Länder zum ...
- ↑ Zur Historie des Landeswappens Kärntens
- ↑ Ebenfalls zur Historie des Landeswappen Kärntens
- ↑ Austro Archiv (Beiträge zur Familiengeschichte Tirols, Graben von Stein)
- ↑ Google Buchsuche: Das Land Tirol: mit einem Anhange: Vorarlberg: ein Handbuch für Reisende. Von Beda Weber