Marshallinseln
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Amtssprache | Englisch, Marshallesisch | ||||
Hauptstadt | Majuro | ||||
Staatsform | Republik | ||||
Staatsoberhaupt, zugleich Regierungschef | Präsident Jurelang Zedkaia | ||||
Fläche | 181,3 km² | ||||
Einwohnerzahl | 63.174 (Stand Juli 2008) | ||||
Bevölkerungsdichte | 348,5 Einwohner pro km² | ||||
Bruttoinlandsprodukt pro Einwohner | 2.600 US-$ (2004) | ||||
Währung | US-Dollar | ||||
Unabhängigkeit | 21. Oktober 1986 | ||||
Nationalhymne | Forever Marshall Islands | ||||
Zeitzone | UTC +12h | ||||
Kfz-Kennzeichen | MH | ||||
Internet-TLD | .mh | ||||
Telefonvorwahl | + 692 | ||||
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Die Republik Marshallinseln ist ein Inselstaat im westlichen Pazifischen Ozean. Der Staat umfasst die gleichnamige Inselgruppe, die zu Mikronesien gehört.
Geographie
Die Marshallinseln bestehen aus zwei fast parallel verlaufenden Insel- beziehungsweise Atollketten: Die Ratak-Kette (Sonnenaufgangsinseln) mit 14 Atollen und 2 Inseln im Osten sowie die Ralik-Kette (Sonnenuntergangs-Inseln) mit 15 Atollen und 3 Inseln im Westen.
Zu den Inselketten gehören zusammen 1.156 größere und kleinere Inseln sowie 870 Riffe, die sich über ein Gebiet von 1.900.000 km² im mittleren Pazifik erstrecken.
Das Klima ist feucht und heiß mit einer Regenzeit von Mai bis November. Die Inseln werden gelegentlich von Taifunen erfasst.
Zwei Drittel der Bevölkerung leben auf den Inseln des Majuro-Atolls und auf Ebeye. Die anderen Inseln sind wegen fehlender Arbeits- und Entwicklungsmöglichkeiten nur dünn besiedelt oder unbewohnt.
Hauptstadt ist die Gemeinde Majuro im Südosten des gleichnamigen Atolls.
Bevölkerung
Amtssprachen sind Englisch und Marshallesisch.
90 Prozent der Bevölkerung gehören der Unabhängigen Protestantischen Kirche der Marshallinseln an, 8,5 Prozent sind römisch-katholisch. Auf den Inseln leben 221 neuapostolische Christen[1] sowie 180 Zeugen Jehovas.[2]
Geschichte
Außer der Tatsache, dass sie im 2. Jahrtausend vor Christus von Mikronesien aus besiedelt wurden, ist über die Frühgeschichte der Inseln wenig bekannt. Als erster Europäer fuhr der spanische Entdecker Alonso de Salazar 1526 die Inseln an, 1529 erreichte sie der spanische Seefahrer Alvaro de Saavedra. Die Spanier machten jedoch keine weiteren Ansprüche auf die Inseln geltend, die für weitere zwei Jahrhunderte von den Europäern unbeachtet blieben, bis sie der englische Kapitän John Marshall 1788 besuchte. Nach ihm wurden die Inseln später benannt. Anfang des 19. Jahrhunderts kartographierte sie der deutschbaltische Entdecker Otto von Kotzebue als Offizier der russischen Marine erstmals.
Nachdem 1885 eine deutsche Handelsgesellschaft auf den Inseln errichtet worden war, übernahm 1886 der erste Kaiserliche Kommissar Wilhelm Knappe die Hoheitsrechte für Deutschland. 1906 wurden die Inseln offiziell Teil der Kolonie Deutsch-Neuguinea.
Japanische Soldaten eroberten sie 1914 während des Ersten Weltkrieges und errichtete auf ihr Militärbasen. Nach dem Krieg wurde Japan im Rahmen des japanischen Südseemandats vom Völkerbund offiziell mit der Verwaltung der Inseln betraut.
Am 31. Januar 1944 wurde das Kwajalein-Atoll im Zweiten Weltkrieg wegen der strategisch guten Lage des Archipels von den USA angegriffen und nach der Schlacht um Kwajalein am 3. Februar eingenommen, der ersten Schlacht um die Marshallinseln. Innerhalb weniger Wochen fielen 30 weitere Inseln an die USA. Sie errichteten auf Majuro eine Militärbasis.
Nach dem Krieg gehörten die Inseln zum Treuhandgebiet Pazifische Inseln der USA im Auftrag der Vereinten Nationen. Die USA führten bis in die 1960er Jahre Atom- und Wasserstoffbombentests auf dem Bikini-Atoll und Eniwetok durch. Nach der Rücksiedelung der ursprünglichen Einwohner wurde eine erhöhte Radioaktivität festgestellt, so dass die Einwohner erneut umgesiedelt werden mussten.
1979 wurden die Marshallinseln als Republik unabhängig und schlossen ein Assoziierungsabkommen mit den USA, das 1986 in Kraft trat. Vollständige formale Unabhängigkeit erreichten sie nach internationalem Recht 1990, nachdem der Schutzauftrag durch die UN an die USA offiziell endete (UN-Treuhandrat). Die Marshallinseln, Mikronesien und Palau gehören zu den wenigen Staaten, die in der UN-Generalversammlung konsequent auf Seiten der USA gegen Kuba und für Israel stimmen.[3]
Die Geschichte der Marshallinseln, beginnend mit der deutschen Kolonie, kann auf Briefmarken des Postgebiets, zu dem unter anderem die Marken und Stempel von Nauru gehören, verfolgt werden. Insbesondere die modernen Ausgaben der Marshallinseln bilden Szenen aus der Geschichte des Inselstaates ab.[4]
siehe auch: Liste der Registered Historic Places auf den Marshallinseln
Politik
Die heutige Republik Marshallinseln besteht seit 1990, die Verfassung stammt aus dem Jahr 1979 (letzte Änderungen 1990). Gesetzgebende Organe sind das Parlament („Nitijela“) mit 33 Abgeordneten und der „Rat der Stammesführer“ („Council of Iroij“) mit 12 Mitgliedern. Staats- und Regierungschef ist seit 2009 Jurelang Zedkaia.
Seit 1983 besteht ein freier Assoziierungsvertrag mit den USA, die mit der Verteidigungspolitik betraut sind.
siehe auch: Liste der Präsidenten der Marshallinseln
Wirtschaft
Allgemeine Wirtschaftssituation
Im zurückliegenden Jahrzehnt wuchs das Bruttoinlandsprodukt um durchschnittlich 1 % p.a. Dieses eher geringe Wachstum geht im Wesentlichen auf einen Personalabbau in der öffentlichen Verwaltung, auf Dürreperioden, einen Umsatzeinbruch im Baugewerbe und einen Rückgang des Tourismus zurück. Auch die Auslandsinvestitionen waren infolge der Finanzkrise in Asien rückläufig. Schließlich nahmen auch die Einnahmen aus der Erneuerung von Fischereilizenzen ab. In der Ausgabe 2007 des von der Weltbank editierten "Doing Business", werden die Marshallinseln hinsischtlich der dort vorherrschenden rechtlichen Rahmenbedingungen und der geringen Kosten bei der Einstellung und Entlassung von Arbeitnehmer als „Best Performer“ unter den dargestellten Wirtschaftsgebieten bezeichnet. In Bezug auf Investitionssicherheit und der Durchsetzungsmöglichkeiten von Vertragsrechten erhielten die Marshallinseln in der gleichen Studie ein äußerst schlechtes Rating. Im Länderranking des Reports aus dem Jahre 2010 (Datenbasis 2008) liegen die Marshallinseln im gewichteten Mittel aller herangezogenen Kriterien auf Platz 98 von 183 gelisteten Staaten[5].
Im Jahre 2007 sind die Marshallinseln der Internationalen Arbeitsorganisation beigetreten. Damit gelten auch hier arbeitsrechtliche Bedingungen, die einen internationalen Mindeststandard erfüllen[6].
Die Einkommensteuer beträgt, je nach Höhe des Einkommens, 8 % oder 14 %, die Körperschaftssteuer beläuft sich auf 11,5 %, die Umsatzsteuer auf 6 %. Eine Grundsteuer wird nicht erhoben.
Eine Säule der Wirtschaft des Landes ist die Unterstützung aus den Vereinigten Staaten von Amerika. Im Rahmen der Vereinbarungen des freiwilligen Zusammenschlusses Compact of Free Association, stellen die USA bis zum Jahre 2013 jährlich 57,7 Millionen US $ Unterstützungsleistungen und ab 2014 bis 2023 jährlich 62,7 Millionen US $ für die Marshallinseln bereit. Danach wird aus einem gemeinsam von den USA und der Republik Marshallinseln gebildeten Treuhandfonds unbefristet eine jährliche Zahlung fließen[7].
Die Ronald Reagan Ballistic Missile Defense Test Site, besser bekannt als Kwajalein Missile Range oder Reagan Test Site, ist eine Raketen-Teststation mit Raketenabschussanlagen unter anderem auf dem zu den Marshallinseln gehörenden Kwajalein-Atoll. Die Vereinigten Staaten entrichten hierfür Zahlungen an die Marshallinseln. Außerdem sind zahlreiche einheimische Arbeitskräfte auf der Basis beschäftigt.
Einzelne Wirtschaftszweige
Die landwirtschaftliche Produktion konzentriert sich auf kleine Betriebe, in denen hauptsächlich Kokosnüsse, Tomaten, Melonen und Brotfrüchte angebaut werden.
Industriebetriebe sind auf den Marschall-Inseln nicht vertreten. Verschiedene Handwerksbetriebe, Fischverarbeitungsbetriebe und die Kopra-Gewinnung sind aber in dem Inselstaat weit verbreitet. Im Jahre 1999 entstand zwar ein Unternehmen zur Filetierung von Thunfisch, in dem mehr als 400 Mitarbeiter, meist Frauen, beschäftigt wurden. Die Anlage wurde allerdings bereits im Jahre 2005 wieder geschlossen, nachdem vergeblich versucht wurde, die Produktion auf Thunfisch-Steaks umzustellen, ein Produktionsvorgang, bei dem kaum die Hälfte des beschäftigten Personals noch benötigt wurde. Dadurch überschritten die Kosten bei weitem die Erlöse. Auch die Bemühungen der Eigner des Unternehmens um eine staatliche Beteiligung scheiterten.
Im Tourismus, eine der wenigen Deviseneinnahmequellen, sind weniger als 10 % der Arbeitnehmer beschäftigt. Die Inseln verfügen nur über geringe Ressourcen, aus denen Exporte generiert werden können, so dass ein beträchtlicher Nettoimport verbleibt.
Die Air Marshall Islands ist die nationale Fluggesellschaft.
Staatshaushalt

Der Staatshaushalt machte im Jahre 2006 rund ein Drittel des Inlandproduktes aus (ca. 40 Millionen US-Dollar Ausgaben). Im gleichen Jahr betrug die das Land erreichende Internationale Hilfe etwa 69 Millionen US-Dollar.[8][9] Die Angaben zu den Staatsausgaben in einer Veröffentlichung der CIA (The World Factbook) für das Jahr 2008 in Höhe von mehr als 1,2 Milliarden US-Dollar bei Einnahmen von 123 Millionen US-Dollar erscheinen angesichts des in der gleichen Quelle bezifferten Bruttoinlandsproduktes des Inselstaates in Höhe von knapp 162 Millionen US-Dollar für 2008 zweifelhaft.[10]
2006 betrug der Anteil der Staatsausgaben (in % des BIP) folgender Bereiche:
- Gesundheit:[11] 14,4 %
- Bildung:[10] 11,8 % (2004)
- Militär:[10] 0,0 % (Die Marshallinseln haben kein Militär, Verteidigung ist Aufgabe der USA.
Landeswährung
Die Marshallinseln haben formal eine Dollar-Währung. Im Umlauf sind jedoch nur Banknoten, keine eigenen Kursmünzen. Münzen mit der Marshall-Dollar-Währung existieren ausschließlich für den Sammlermarkt in Form von Gedenkmünzen.
Umwelt
Die Marshallinseln wurden in den 1950er-Jahren durch Atombombentests der USA bekannt, die auf dem Bikini-Atoll und auf Eniwetok durchgeführt wurden.[12] 1966 wurden zwar die Inseln von den Amerikanern wieder als bewohnbar freigegeben, die Inseln mussten jedoch Mitte der 70er wieder evakuiert werden, da die Strahlenbelastung wieder zugenommen hatte. Nach heutigen Erkenntnissen wird das Gebiet frühestens 2010 bis 2040 wieder bewohnbar sein. Einige Gebiete sind für 24.000 Jahre zum Sperrgebiet erklärt worden.
Bildung
Die Republik Marshallinseln betreibt zusammen mit elf weiteren Inselstaaten die University of the South Pacific.
Siehe auch
Einzelnachweise
- ↑ Unsere Familie - Kalender 2005, Seite 83
- ↑ Jahrbuch der Zeugen Jehovas 2009, Seite 36
- ↑ Marshall Islands Role in 58th United Nations General Assembly (Yokwe Online, 22. September 2003); Stephen R. Shalom: The United States in the General Assembly (ZNet, 22. April 2003); Aluf Benn: Time for a civilian upgrade in relations (Ha'aretz, 22. April 2006)
- ↑ Gemeinschaft der Briefmarkenfreunde Neuguineas
- ↑ http://www.doingbusiness.org/
- ↑ Republic of the Marshall Islands becomes 181st ILO member State [Press releases]. Ilo.org, abgerufen am 4. Juli 2010.
- ↑ COMPACT OF FREE ASSOCIATION AMENDMENTS ACT OF 2003. (PDF) Abgerufen am 4. Juli 2010.
- ↑ [1]
- ↑ [2]
- ↑ a b c The World Factbook
- ↑ Der Fischer Weltalmanach 2010: Zahlen Daten Fakten, Fischer, Frankfurt, 8. September 2009, ISBN 978-3-596-72910-4
- ↑ U.S. Nuclear Testing Program in the Marshall Islands Marshall Islands Nuclear Claims Tribunal
Weblinks
- marshallinseln.net deutschsprachige Informationsseite von Martin Mühlbauer
- Länderinformationen des Auswärtigen Amtes zu den Marshallinseln
- Website der Regierung der Marshallinseln (engl.)
- Detaillierte Statistiken der Regierung der Marshallinseln (engl.)
- Umfassende Informationen bei Digital Micronesia (engl.)
- Länder- und Reiseinformationen der Goruma
- Allgemeine und touristische Informationen bei Diversion Dive Travel
Koordinaten: 7° N, 171° O
Literatur
- Ferdinand Karl, Hermann Mückler: Oasen der Südsee. Die größten „Kleinststaaten“ der Welt. Ostmikronesien: Marshall-Inseln, Gilbert-Inseln, Nauru. Weishaupt, Gnas 2002, ISBN 3-7059-0121-4.
- Steffen Raßloff: Wilhelm Knappe (1855–1910). Staatsmann und Völkerkundler im Blickpunkt deutscher Weltpolitik. Glaux, Jena 2005, ISBN 3-931743-86-1.
- Ellen Boneparth, M. James Wilkinson: Terminating Trusteeship for the Federated States of Micronesia and the Republic of the Marshall Islands: Independence and Self-Sufficiency in the Post-Cold War Pacific. In: Pacific Studies. Band 18, Nr. 2, 1995, S. 61–78.
- Martin Mühlbauer: Marshall Inseln. In: W. Kreisel (Hrsg.): Mythos Südsee. Länderprofile Ozeaniens zu Wirtschaft und Gesellschaft. Hamburg 2006, S. 74–81.
- Carmen C.H. Petrosian-Husa: Traditional Plaiting Techniques in the Marshall Islands, (Traditionelle Flechttechniken auf den Marshall Inseln). In: Historic Preservation Office Majuro, Marshall Islands (Hrsg.): Alele Report. Majuro, Marshall Islands 2005.http://cchph.net/portfolio/dt/publication.html Download:
- Carmen C.H. Petrosian-Husa: Traditional Fishing Techniques in the Marshall Islands, (Traditionelle Fischfangmethoden auf den Marshall Inseln). In: Historic Preservation Office Majuro, Marshall Islands (Hrsg.): Alele Report. Majuro, Marshall Islands 2004.http://cchph.net/portfolio/dt/publication.html Download:
- Carmen C.H. Petrosian-Husa: Traditional Fishing Techniques in the Marshall Islands, (Traditionelle Fischfangmethoden auf den Marshall Inseln). In: Historic Preservation Office Majuro, Marshall Islands (Hrsg.): Alele Report. Majuro, Marshall Islands 2004.http://cchph.net/portfolio/dt/publication.html Download:
- Carmen C.H. Petrosian-Husa: Traditional Marshallese Tools, (Traditionelle marshallesische Geräte). In: Historic Preservation Office Majuro, Marshall Islands (Hrsg.): Alele Report. Majuro, Marshall Islands 2004.http://cchph.net/portfolio/dt/publication.html Download:
- Carmen C.H. Petrosian-Husa: Traditional Marshallese Medicine, (Traditionelle marshallesische Medizin). In: Historic Preservation Office Majuro, Marshall Islands (Hrsg.): Alele Report. Majuro, Marshall Islands 2004.http://cchph.net/portfolio/dt/publication.html Download: