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Samye

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Samye-Ling, das älteste buddhistische Kloster Tibets

Samye auch Samye-Ling genannt ist der Name einer als Mandala erbauten Tempel -und Klosterlage im Yarlung-Tal, nahe bei Lhasa in Zentraltibet.

Erstes buddhistisches Kloster Tibets

Samye war das erste buddhistische Kloster Tibets und wurde Anfang des 9. Jahrhunderts unter der Herrschaft des tibetischen Königs Trisong Detsen (790-858) errichtet. Der große tantrische Meister Padmasambhava und Shantarakshita, der Abt der indischen Klosteruniversität Nalanda, ein bedeutender Gelehrter des Mahayana-Buddhismus, leiteten den Bau der Anlage. Padmasambhava führte im Jahr 814 die Einweihung des Tempels aus, wobei sich nach der Überlieferung verschiedene wundervolle Zeichen manifestierten. In Samye wurden daraufhin die ersten buddhistischen Mönche Tibets geweiht.

Anordnung der Tempel

Gebetsmühle im Tempel Samye

Die Tempelanlage formiert sich um einen großen dreistöckigen Zentraltempel der im Stile Indiens, Tibets und Chinas gestaltet wurde. Er ist an allen vier Seiten von Tempeln umgeben mit insgesamt acht kleineren Tempeln dazwischen. An den vier Ecken des Zentraltempels wurden jeweils große Stupas errichtet. Die Tempelanlage ist von einer kreisrunden Mauer umgeben, die insgesamt 108 kleine Stupas trägt. Aufgrund dieser und anderer Besonderheiten trägt Samye auch den Beinamen Das Unfassbare. Die verschiedenen Tempel Samyes waren mit kostbaren Statuen und verschiedenen Ritualgegenständen gefüllt.

Schützer Samyes

Nach der Überlieferung inthronisierte Guru Rinpoche die Gottheit Pekar (Pehar) als Hauptschützer von Samye. Pekar entstammt der mongolischen Meditationsschule von Batha Hor und diente in seiner Funktion als Schützer Samyes 700 Jahre lang, bis er, einer Legende zu Folge, zur Zeit des V.Dalai Lama Ngawang Lobzang Gyatso nach Nechung, nahe des Drepung-Klosters in Zentraltibet, wechselte. Nachfolger in der Aufgabe des Schützers von Samye wurde die Gottheit Tsiu Marpo.

Erste Übersetzungsperiode

Das Kloster Samye wurde während der ersten Übersetzungswelle buddhistischer Schriften aus dem indischen Sanskrit ins Tibetische als zentraler Übersetzungsort genutzt. Aus dieser Übersetzungszeit ging die Nyingma-Schule des tibetischen Buddhismus hervor und die Grundlagen zur Verbreitung der Lehren Buddhas in späteren Zeiten wurde gelegt. Die verschiedenen Tempel dienten zugleich auch als Ort für Belehrungen, Einweihungen und Meditation.

Medizinkongreß in Samye

König Trisong Detsen hielt Anfang des 9.Jahrhunderts in Samye die erste medizinische Versammlung mit Gelehrten aller angrenzenden Länder ab und ließ infolge die klassische tibetische Medizin entwickeln, wobei er Lehren verschiedener medizinischer Systeme berücksichtigte. Aus dieser Zeit stammen die Grundlagen des Gyüschi, der vier medizinalen Tantras die in späteren Jahrhunderten die Grundlage der klassischen tibetischen Medizin bildeten.

Verfolgung zur Zeit des Königs Langdarma

Bereits zur Regierungszeit des tibetischen Königs Langdarma (Reg.Zeit 936-942) wurde die Ausübung des Buddhismus in Tibet verboten, ihre Anhänger verfolgt und Mönche gezwungen in den Laienstand zu treten. Samye war in dieser Zeit als Lehrzentrum des Buddhismus verwaist. In späteren Jahrhunderten wurde der in seiner äußeren Form verdrängte Buddhismus in einer neuen Übersetzungsphase ab dem 11. Jahrhundert wiederbelebt. Diese Periode führte zur Gründung der Kadampa, Kagyü, Sakya, und etwas später, der Gelug-Schule des tibetischen Buddhismus (Vajrayana). Das Kloster Samye nahm in dieser zweiten Phase der Verbreitung des Buddhismus in Tibet keine vergleichbar vorrangige Stellung mehr ein.

Chinesische Invasion Tibets und Kulturrevolution

Nach der Besetzung Tibets durch chinesische Truppen (1951) und infolge der chinesischen Kulturrevolution wurde Samye wie alle tibetischen Klöster entweiht und geplündert. Kulturgüter von wahrscheinlich unschätzbarem Wert wurden geraubt. Dilgo Khyentse Rinpoche (1910-1991), einer der bedeutendsten Nyingma-Meister des letzten Jahrhunderts, zugleich auch Lehrer des Dalai Lama, weihte die Tempelanlage gegen Ende der achtziger Jahre des letzten Jahrhunderts erneut ein.

Literatur

Yeshe Tsogyal, Der Lotosgeborene im Land des Schnees - Wie Padmasambhava den Buddhismus nach Tibet brachte, Fischer Spririt 1997 Guru Padmasambhava, Die Geheimlehre Tibets, Kösel Verlag, München 1998 ISBN 3-466-20439-9 Keith Dowman, The Secret Life and Songs of the Lady Yeshe Tsogyel, ISBN 155939-065-4