Gerhard Löwenthal
Gerhard Löwenthal (8. Dezember 1922 in Berlin, † 6. Dezember 2002) war deutscher Journalist und ZDF-Moderator. Er wurde als Sohn eines jüdischen Kaufmanns am 8. Dezember 1922 in Berlin geboren. Er und sein Vater waren zeitweise im Konzentrationslager Sachsenhausen inhaftiert, seine Großeltern verstarben in Theresienstadt.
Geprägt durch die Jahre der Verfolgung, des Versteckens und schließlich das "Erlebnis" der "KZ-Hölle" waren Löwenthals wichtigste Maximen Freiheit und Menschenwürde. Löwenthal studierte ab 1946 Medizin an der Humboldt-Universität zu Berlin. Schnell merkte er den Wandel der Strukturen im damaligen Ostsektor. Die FDJ, Jugendorganisation der SED begann zunehmend die wissenschaftliche Arbeit einzuschränken. Löwenthal selbst empfand es wie die zweite Gleichschaltung. Nachdem er wegen seiner beginnenden Reportertätigkeit verbal und körperlich bedroht wurde, brach er das Studium im Osten Berlins ab. In Westberlin war er einer der studentischen Mitbegründer der Freien Universität Berlin.
Löwenthal begann als festangestellter Reporter beim RIAS, wurde mit 29 Jahren stellvertretender Programmdirektor am RIAS und beim SFB. 5 Jahre wirkte er bei der OECD in Paris. 1963 kam er, zuerst als Redaktionsleiter in Brüssel, zum ZDF. "Dann aber fand er die Aufgabe seines Lebens: den publizistischen Kampf gegen die kommunistische Tyrannei in aller Welt" (Rheinischer Merkur, 12. Dezember 2002). Von Anfang 1969 bis Ende 1987 moderierte er in 585 Sendungen das "ZDF-Magazin". Er wird gemeinhin als der Gegenspieler von Karl-Eduard von Schnitzler gesehen. Wobei die Vergleichbarkeit asymmetrische Züge aufweist. Löwenthal war ein freier Journalist und Karl-Eduard von Schnitzler war Angestellter der SED und mit der Agitation direkt beauftragt.
In den 1970er Jahren engagierte sich Löwenthal für den Bund Freies Deutschland, eine Berliner Regionalpartei, die sich gegen die sozialliberale Ostpolitik und angebliche kommunistische Unterwanderungsversuche einsetzte. Von 1977 bis 1994 war er Vorsitzender der Deutschland-Stiftung, der zuvor mehrfach eine politische Nähe zur NPD vorgeworfen wurde. Seinen Vorsitz legte er u.a. wegen seiner Verbindungen zum Bund freier Bürger, einem deutschen Ableger der FPÖ, nieder. In den 1980er Jahren war er Kurator der Konservativen Aktion, die aus der Bürgeraktion Demokraten für Strauß hervorgegangen war und Kampagnen "gegen die nützlichen Idioten Moskaus" durchführte; 1982 organisierte sie eine Pro-USA-Veranstaltung beim Besuch des Präsidenten Ronald Reagan.
Löwenthal war außerdem Kurator des Instituts für Konservative Bildung und Forschung (IKBF), das Verbindungen zu rechten und rechtsextremen Gruppen (u.a. Die Republikaner) aufweist. Er war Mitglied der Internationalen Gesellschaft für Menschenrechte, die sich primär gegen Menschenrechtsverletzungen in kommunistischen Ländern einsetzte. 1993 stand er dem Kongress "Mut zur Ethik" als Ehrenvorsitzender vor. Der Kongress wurde von der konservativen Polit-Sekte Verein zur Förderung der Psychologischen Menschenkenntnis (VPM) organisiert.
Löwenthal, der mit dem rechten Flügel der bayrischen CSU symphatisierte, sah sich selbst als "Mann der Mitte". Er beklagte aber eine zunehmende Verschiebung der Gesellschaft hin zu "linken" Positionen.
Löwenthal verstarb am 6. Dezember 2002.
Veröffentlichungen
- 1956: "Wir leben durch Atome" (erhielt dafür den Europäischen Literaturpreis "Cortina Ulisse")
- Deutsche Ausgabe von Melvin Lasky: The hungarian Revolution, 1957
- Zahreiche Artikel in diversen Zeitungen und Zeitschriften
Auszeichnungen
- Silbermedaille der Europäischen Gemeinschaft, 1969 (Erstverleihung)
- Konrad-Adenauer-Preis für Publizistik, 1975
- Goldene Kamera für die Beitragsreihe: "Hilferufe von drüben" im "ZDF-Magazin", 1978
- Bundesverdienstkreuz, 1979
- Bayerischer Verdienstorden, 1983
Literatur
- Löwenthal, Gerhard: Ich bin geblieben. Erinnerungen, Herbig-Verlag, München 1987, ISBN 3-7766-1486-2
- Gerlof, Kathrin: Gegenspieler - Gerhard Löwenthal / Karl Eduard von Schnitzler. Fischer Taschenbuch, 1999 ISBN 3596141834 (vergriffen, nur gebraucht erhältlich)
- Eintrag "Gerhard Löwenthal" in: Mecklenburg, Jens (Hg.): Handbuch deutscher Rechtsextremismus. Berlin: Elefanten Press, 1996. ISBN 3885205858 (wird nicht von Grossisten geführt, Lieferzeit: 1-2 Wochen)