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Benutzer:Friedrich Graf/Kommissar

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 16. März 2010 um 20:08 Uhr durch Friedrich Graf (Diskussion | Beiträge). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.

Der Kommissar (von lat. commissarius „Beauftragter“) in Wikipedia ist ein besonderer Sichter mit erweiterten Benutzerrechten zur Aktivierung und Pflege aller selbstregulierenden Elemente in Wikipedia.

Dieser Artikel wird gerade überarbeitet.

Grundlagen

Hinweise zum Text

  1. Zur Vereinfachung des Artikels wurde in einigen Fällen nur die männliche Wortform gewählt (Beispiel: der Akteur). Dies darf weder als Diskriminierung noch als Stigmatisierung interpretiert werden.
  2. Dieser Artikel bildet keine statische Meinung ab, sondern befindet sich in ständiger Entwicklung. Anregungen, Kritiken und Meinungen sind daher stets willkommen. Letzte Änderung: 18:44, 16. Mär. 2010 (CET)

In dieser Darstellungsform sind mögliche Aktionen des Kommissars erwähnt. Alle Aktionen müssen immer im Zusammenhang mit dem Status des Kommissars gesehen werden.
Genauso wie jede Handlung eines Administrators immer im Zusammenhang mit seiner Verwaltungsmacht gesehen wird, muß jede Handlung eines Kommissars immer im Zusammenhang mit seiner Möglichkeit sich Respekt zu verschaffen, gesehen werden.

Hinweise zum Namen

Wikipedia ist nicht nur eine Enzyklopädie, sondern auch eine offenes System gemeinsamer Arbeit. Zum Schutz dieses Systems gibt es in Wikipedia Verwalter (Administratoren) und deren Handlungsanweisungen (Relevanzkriterien,..). Wie alle Systeme enthält auch Wikipedia eine Systemschwäche, die bei größeren Konflikten (Beispiel: Löschstreit) das System zum Stillstand (Beispiel: ungefristete Artikelsperrungen) bringen kann.
Der Kommissar ist das ausgleichende Element dieser Systemschwäche, ein "Beauftragter" Wikipedias zur Milderung der Konflikte. In dieser Funktion agiert er auf verschiedene Arten: als Moderator, Projektleiter oder Stratege; interdisziplinär und vermittelnd.
Alle Aktionen dienen der Pflege der Kommunikationskultur und damit der Stärkung der selbstregulierenden Kräfte Wikipedias.

Die allgemeine Definition eines Kommissars lautet: "ein von einem Auftraggeber mit einer Angelegenheit oder Aufgabe Beauftragter". Spezifischer kann es so formuliert werden: "ein Beauftragter Wikipedias zur Wahrung der Arbeits- und Streitkultur" oder auch "ein Hüter der Kommunikation".

Im gesellschaftlichen Kontext wird die Bezeichnung "Kommissar" in verschiedenen Zusammenhängen benutzt. Die modernste Verwendung ist die Bezeichnung der Mitglieder der Europäischen Kommission, die auch als „Hüterin der Verträge“ in Europa bezeichnet wird.

Der Wikipedia-Konflikt

Grundlagen

Wikipedia versteht sich als Enzyklopädie. In seinem ursprünglichen Wortstamm bedeutet dies "alltägliche Bildung". Heutzutage wird es im Sinne eines universellen Nachschlagewerkes benutzt. Es ist dabei weder eine reine Formelsammlung, noch ein Wörterbuch und kein Lehrbuch - sondern ein didaktisch geschriebenes Nachschlagewerk.

Direktiven

Laut Selbstverständnis ist Wikipedia "ein Projekt zum Aufbau einer Enzyklopädie". Zur Wahrung der Qualität und der Sicherung eines enzyklopädischen Standards hat Wikipedia Direktiven aufgestellt. Zentraler Bestandteil dieser Direktiven sind die Relevanzkriterien.
Diese Direktiven konzentrieren sich auf die formale Gliederung von Handlungsabläufen. Die konkrete inhaltliche Durchführung einer Handlung wird durch diese Direktiven nicht bestimmt, sondern obliegt der Entscheidung jedes Einzelnen.

Beispiel: Eine Löschdiskussion läßt sich höflich und konkret, aber auch aggressiv und 08/15 durchführen.

Damit stellt jede Handlung eines Wikipedianers eine Interpretation der Direktiven dar (genauso wie ein Gesetzestext im Konfliktfall stets durch die Rechtssprechung interpretiert wird). Existiert in einigen Fällen mehrheitlicher Konsenz (Beispiel: Vandalismus), bieten die Direktiven ein ausreichendes Grundgerüst für die richtigen Reaktionen. Ist kein mehrheitlicher Konsenz (Beispiel: didaktische Gliederung eines polarisierenden Artikels) möglich, stellen die Direktiven nur den kleinsten gemeinsamen Nenner dar. Dies widerspricht dem eigentlichen Anliegen der Direktiven: der Sicherung eines hohen enzyklopädischen Standards.

Kommunikation

Neben dem enzyklopädischen Nutzen bietet Wikipedia ein offenes Netzwerk zur gemeinsamen Arbeit. Eine ständig steigende Diversifikation bei den Schreibenden und ihren Artikeln erzeugt immer komplexere Kommunikationstrukturen. Das erzeugt einen ständig steigenden Druck auf die handelnden Personen. Dieser Druck beginnt bei Unfreundlichkeiten und hört bei Grundsatzdiskussionen noch nicht auf. Exemplarisch hierfür sind Teile der Löschdiskussionen und der Relevanzstreit.
Inhalt (Grundsatzdiskussionen) und Form (Aggressivität) verschrecken immer mehr Autoren. Die Hürde für neue Autoren wird immer größer. Für eine konstruktive Entwicklung von Wikipedia (Diversifikation) ist das kontraproduktiv.

Manche Löschdiskussionen erinnern an einen aussichtlosen Kampf, da die Gewinner von Anfang an fest stehen. Entweder gewinnen die mit größerer
  • Macht (die Administratoren) - oder
  • Aggression (die Antragsteller der Löschungen).

Erschwerend ist der Umstand, das sich viele Autoren kaum an Diskussionen beteidigen - dadurch fehlt es an deren konstruktivem Einfluß.

Kontext

Konflikte sind immer Konflikte von Einzelpersonen. Wikipedia bietet nur den äußeren Rahmen ("Spielfeld"); die handelnden Personen sind immer "mitspielende" Einzelpersonen.
Psychologisch kann zwischen zwei Arten von handelnden Personen unterschieden werden:

  1. "Der Außenstehende": Er fühlt sich vom Konfliktthema weitgehend (emotional) unberührt. Seine Argumente sind meist sachlich und auf Details bezogen.
  2. "Der Betroffene": Im Artikelthema steckt viel "Herzblut". Seine Motivation ist entweder
    1. ein hoher emotionaler Bezug (POV)
    2. viel Fleiß (bei der Artikelerstellung) oder
    3. das persönliche Gerechtigkeitsempfinden (auf Basis seiner persönlichen Interpretation der Direktiven)

Konfliktstruktur

Ein zwischenmenschlicher Konflikt enthält immer zwei Elemente: Sachlichkeit und Gefühl.

  1. Beim "Außenstehenden": Neben seinen (offensichtlich) sachlichen Argumenten stellen aber genau diese Argumente auch nur eine Auswahl aus vielen möglichen Argumenten dar. Damit wird dem "Betroffenen" signalisiert: "meine private Sicht der Dinge ist wichtig - dein Herzblut ist es nicht".
  2. Beim "Betroffenen": Neben seinen (offensichtlich) emotionalen Gründen führt auch er eine Auswahl an sachlichen Argumenten an. Auch diese Argumente können eine richtige Interpretation der Direktiven darstellen.

Mit der Wahrung von Zwischentönen (Tonfall, Sachlichkeit, Neutralität) sind die Einzelpersonen in diesen Konflikten oft überfordert.

  • Den "Außenstehenden" kümmert dies in der Regel wenig.
  • Der "Betroffene" steckt in einem Interessenkonflikt: Einerseits möchte er den Artikel verbessern, da der "kleinste Gemeinsame Nenner" kein guter Qualitätsstandard ist. Dazu muß er der Argumentation des "Außenstehenden" widersprechen. Andererseits muß er den Argumenten des Außenstehenden zustimmen, da dieser sonst den gesamten Artikel als "nicht relevant" deklarieren kann (s.a. "Mißbrauch"), was aber der Vernichtung seiner kompletten Arbeit gleich kommt.

Dieser Widerspruch wird von vielen Artikelschreibern nicht ertragen.

Psychologische Störungen

Eine kognitive Verzerrung ist eine Abweichung der Urteilsbildung. Vom Betroffenen wird diese Verzerrung im Normalfall nicht wahrgenommen, ungeachtet seiner intellektuellen Fähigkeiten. Stößt ein Betroffener in Wikipedia auf nennenswerten Widerspruch, interpretiert er seine Verzerrung in das Verhalten der Kontrahenten.
In den Augen des Betroffenen gibt es in Wikipedia eine Vielzahl von Mitläufereffekten, Bestätigungsfehlern, Herdenverhalten, und Gruppendenken. Für ihn existiert nur sein Standard, alle Abweichungen davon sind adaptive und mentale Verzerrungen anderer Personen. Umgangssprachlich kann dafür der Ausdruck "der Unbelehrbare" verwendet werden.
Die Regelkreise in Wikipedia begünstigen das Verhalten eines Betroffenen, denn er hat viele Möglichkeiten seine Störung auszuleben.

Gruppenprozesse

Gruppenprozesse entstehen durch das Aufeinanderfolgen von Zuständen (in der Gruppe), die abhängig von den gegebenen Bedingungen und den wirkenden Einflüssen sind. Dieser Prozess wird in Wikipedia durch die handelnden Einzelpersonen und die Wikipedia-Regelkreise beeinflusst.
Die Handlungen der Einzelpersonen ist als offenes Systemen mit Selbstorganisation strukturiert.
Die Regelkreise dienen zur angemessenen Reaktion auf Störungen. Auf Basis der Direktiven wird dabei die durchschnittliche Reaktionszeit für einen Löschantrag genauso festgelegt, wie die Bestrafung beim Verstoß gegen die Wikiquette. Die Administratoren sind das ausführende Element dieser Regelkreise.

Selbstorganisation

Selbstorganisation ist das spontane Auftreten neuer, stabiler und effizient erscheinender Verhaltensweisen in offenen Systemen. Erst wenn diese Systeme durch ungehemmtes Wachstum, Überstrukturierung und nicht mehr beherrschbare (selbsterzeugte) Komplexität überfordert werden, ist die Existenz selbstregulierender Funktionen nötig.
Der wesentliche Unterschied zwischen der Selbstorganisation und der Selbstregulierung ist die Steuerung des Gruppenprozesses. Der Kommissar ist ein steuerndes Element der Selbstregulierung.

Regelkreise in Wikipedia

Folgendes Szenario soll die Wirkung der Regelkreise in Wikipedia verdeutlichen:

  1. Zwei Gruppen (A+B) von Artikelschreibern streiten über den Inhalt eines Artikels. Jede Gruppe geht von verschiedenen Interpretationen der Direktiven aus. Inhalt des Konflikts sind zu diesem Zeitpunkt ausschliesslich Sachthemen. Der Widerspruch spitzt sich zu.
  2. Gruppe A löst einen Löschantrag aus (1. Regelkreis). Damit entsteht für beide Gruppen zusätzlich zum inhaltlichen Konflikt ein grosser Zeitdruck und die Abhängigkeit von der Interpretation einer Dritten Person (... mit höherer Macht = Administrator).
  3. Beide Gruppen bringen sachliche Argumente für Ihren Standpunkt. Niemand kann auf Basis sachlicher Argumente den Löschstreit für sich entscheiden. Der Löschantrag wird abgewiesen.
  4. Gruppe A verlangt für jeden Satz eindeutige Quellenangaben auf Basis der Direktiven (2. Regelkreis). Da Gruppe B dieses Ansinnen nicht erfüllen kann, beginnt Gruppe A mit der Löschung ganzer Textpassagen (Variation: Gruppe B reagiert mit der Löschung unerwünschter Textpassagen)
  5. Gruppe B macht mehrere Vandalismusmeldungen (3. Regelkreis). Die Reaktionen darauf (Benutzersperre,...) treffen nur Einzelpersonen. Der Gruppenkonflikt bleibt. In den Streit mischen sich weitere Personen ein, die zur Besonnenheit und dem sachlichen Gespräch aufrufen (4. Regelkreis).
  6. Ein Edit-War beginnt. Administratioren sperren Tageweise den Artikel vor Überarbeitung (5. Regelkreis).
  7. Gruppe A beharrt auf einer extremen Auslegung der Direktiven. Beide Gruppen finden keinen Kompromiss. Die ersten persönlichen Angriffe werden veröffentlicht. Administratoren müssen mehrere Verstöße gegen die Wikiquette ahnden (6. Regelkreis).
  8. Weitere Personen mischen sich mit eigenen Überarbeitungen ein. Dabei bemühen sie sich den sachlichen Argumenten beider Gruppen gerecht zu werden. Von beiden Gruppen wird diese Einmischung immer als Parteinahme für den "Gegner" interpretiert.
  9. Weitere Regelkreise wie "Dritte Meinung" u.a. sind in diesem Zustand nicht möglich.
  10. Die Artikelüberarbeitung ist zum Erliegen gekommen. Der Frust darüber wirkt sich auf andere Bereiche aus. Agressive Diskussionen bewirken den Verlust anderer Artikelschreiber. Ausserdem wird weniger Artikelarbeit geleistet, da viel Zeit für die Rechtfertigung in Diskussionen verloren geht.

Alle genannten Regelkreise konnten den formalen Konflikt zum Stillstand bringen, aber nicht das Problem lösen oder Weitere verhindern. Dazu war die Komplexität der Probleme zu hoch und die Regelkreise zu unflexibel.
Die generelle Eigenschaft aller Regelkreise in Wikipedia ist die Tendenz zum Stillstand (der Störung) oder zum "kleinsten gemeinsamen Nenner" (im Konfliktfall). Damit werden die negativen und positiven Prozesse gleichermaßen eingeschränkt.

Stimulation der Selbstregulierung

Der Kommissar hat verschiedene Möglichkeiten das o.g. Szenario abzuschwächen und die Regelkreise nicht formal, sondern individuell wirken zu lassen. Damit gibt er dem offenen System die Möglichkeit, nicht im Stillstand zu enden. Die folgenden Möglichkeiten beziehen sich auf das o.g. Szenario, andere Varianten sind möglich.

  • Durch das Veto des Kommissars wird der Zeitdruck (des Löschantrages) aus dem Konflikt genommen. Gleichzeitig sucht der Kommissar möglichst viele Personen, die in diesem inhaltlichen Streit noch nicht involviert waren und animiert sie zur Disskussionsbeteidigung.
  • Der Kommissar beginnt die Disskussion zu moderieren. Als Autoritätsperson droht er mit der Filterung nicht zielführender Argumente. Seine inhaltliche Prämisse ist nicht "der kleinste gemeinsame Nenner", sondern der "größtmögliche Konsens". Durch die hohe Anzahl neuer Meinungen entsteht ein neuer Disskussionsverlauf.
  • Die anderen Regelkreise werden nicht - oder nur in abgeschwächter Form - benötigt. Dadurch finden die jeweiligen Reaktionen nur in abgeschwächter Form statt und das offene System wurde nicht zum Stillstand gebracht.

Durch das gezielte Bremsen der negativen Prozesse (und nicht der pauschalen Anwendung der Regelkreise auf negative und positive Prozesse gleichermaßen) kann es dem Kommissar gelingen, die selbstregulierenden Kräfte zu stimulieren. Die Möglichkeiten eines normalen Sichters reichen für diese Einflussnahme nicht aus; die Steuerung der Regelkreise durch den Administrator sind dafür zu undifferenziert.

Mißbrauch der Regelkreise

Sind sich ein oder mehrere Benutzer (im folgenden "Störer" genannt) der Schwäche der o.g. Regelkreise bewusst, können sie die Regelkreise mit einfachen Mitteln mißbrauchen. Das folgende Szenario veranschaulicht die Möglichkeiten.

  1. Jeder Inhalt in Wikipedia hat Stärken und Schwächen. Wird ein Artikel nicht in seiner Gesamtheit, sondern jeder Satz oder Sachverhalt für sich betrachtet, kann jeder Teil eines Artikels wegen mindestens einem der folgenden Vorwürfe angegriffen werden (es geht bei diesen Möglichkeiten NICHT um das Maß des "gesunden Menschenverstandes", sondern um die Angreifbarkeit von Artikelelementen).
    1. Der konkrete Sachverhalt hat keine Quellenangabe.
    2. Die Formulierung ist nicht Oma-tauglich.
    3. Die angegebenen Sekundärliteratur ist nicht relevant.
    4. Der Inhalt ist unvollständig, denn er beinhaltet nicht alle relevanten Aspekte des Sachverhalts.
    5. Der Satz ist für das Artikelthema nicht relevant.
    6. Der Inhalt gibt keinen neutralen Standpunkt wieder, da mindestens eine relevante Gegenmeinung belegbar ist.
    7. Der Satzbau ist ohne enzyklopädischem Stil.
    8. Die Artikeldiskussionsseiten dienen nicht der Führung inhaltlicher Debatten zum Artikelthema.
    9. Dieser Satz ist Theoriefindung, denn seine Belege enthalten zu wenig Sekundärliteratur.
  2. Die Störer vergleichen den gewünschten mit dem unerwünschten Artikelinhalt. Dabei darf die Schwäche des unerwünschten Inhaltes nicht die Schwäche des erwünschten Inhaltes sein.
  3. Auf der Disskussionsseite wird die entsprechende Schwäche thematisiert. Natürlich unter dem Deckmantel der "Artikelverbesserung". Passenderweise hat man bereits eine konkrete Alternative im Angebot.
  4. Findet sich nennenswerter Widerstand, werden alle o.g. Regelkreise in freier Variation und Reihenfolge bemüht - mit der einzigen Maßgabe, dass der Störer immer nur die eine Art von Mangel thematisiert.
  5. Am Schluß haben die "Gegner" entnervt aufgegeben oder die Regelkreise haben für eine Reduzierung des Artikels auf das gewünschte Maß gesorgt.
  6. Danach ist das Einfügen eigener Passagen problemlos möglich.

Die genannten Störer widersprechen der Wikipediadirektive Geh von guten Absichten aus. Sie sind sicherlich die Ausnahme, verursachen aber einen hohen psychologischen Schaden: die Verringerung in das Vertrauen der Objektivität des Wikipedia-Prinzips.
Sollte ein Kommissar solche Störer bemerken, kann er die Konfliktsituation abschwächen, anhand der Benutzer-History andere Konfliktbereiche identifizieren und dadurch weiteren Konflikten vorbeugen.

weitere Stör-Möglichkeiten

Können die Störer die Gruppenprozesse nicht in der beabsichtigten Weise beeinflussen, haben Sie verschiedene Methoden zur weiteren Steuerung (der Störungen).

Von erfahrenen Sichtern und Administratoren können diese Störmöglichkeiten leicht identifiziert werden. Das Problem sind die limitierten Reaktionsmöglichkeiten.

  • Der Sichter kann nur "auf Augenhöhe" agieren, was dem erfahrenen Störer zwei Optionen bietet. Zum einen kann er als "Zeitfresser" arbeiten, sprich: er agitiert die anderen Wikipedianer so lange, bis diese entnervt aufgeben. Oder er setzt die o.g. Regelkreise zu seinem Gunsten in Gang, was die beschriebenen Auswirkungen hat.
  • Der Administrator hat drei Reaktionsmöglichkeiten. Zum Ersten im Rahmen seiner Verwaltertätigkeit. Damit setzt er die vom Störer beabsichtigten Regelkreise in Gang (Tendenz: "der kleinste gemeinsame Nenner"). Zum Zweiten kann er als erfahrener Sichter agieren. Damit hat er aber die o.g. Probleme. Zum Dritten kann er seine Macht mißbrauchen und dem Störer das Leben schwer machen.
  • Der Kommissar. Als Autoritätssperson (siehe auch "Erweiterte Rechte") hat er verschiedene Möglichkeiten, die selbstregulierenden Kräfte in Wikipedia zu aktivieren (siehe auch Aufgaben und Reaktions-Katalog).

Die Klassiker ...

Sockenpuppe, Troll, Rabulist, Filibuster.

Die Streubombe

Zeitnahe und gezielte Verteilung des Konfliktes auf möglichst viele Bereiche (Benutzerdiskussionsseiten, Dritte Meinung, Löschdiskussionen, Vandalismusmeldungen, Artikeldiskussion, Editwar, Regelkreise,...). Das Ziel ist die alleinige Übersicht über alle Bereiche, die Minimierung von Gegenargumenten und die Schwächung einer homogenen Gruppe von Sichtern (jede Einzelperson wird auf einem anderen "Schlachtfeld" bekämpft).

Hier wird ein Kommunikationszenario aufgebaut, das in mehrfacher Hinsicht ablenken soll. Es nutzt die - für solche Situationen normale - erhöhte Aufmerksamkeit und das erhöhte Mißtrauen des "Gegners" aus.

  1. Der Störer bewegt sich mit seinem Benutzerkonto bei allen Aktionen im Rahmen des tolerierbaren. Gleichzeitig erzeugt er mehrere Sockenpuppen.
  2. An unscheinbaren Stellen (auf Diskussionsseiten ausserhalb der chronologischen Reihenfolge, auf Unterseiten eines Benutzers,...) beschimpft er mit Hilfe der Sockenpuppen den Gegner.
  3. Gleichzeitig führen seine Sockenpuppen scheinbar harmlose Diskussionen im normalen Rahmen der Diskussionsseite.
  4. Dieser Widerspruch wird vom "Gegner" bemerkt. Schon sein Gedanke "hält der mich für blöd?" ist Teil des Szenarios.
  5. Damit wird der "Gegner" entweder zum Verstoß gegen die Wikiquette verleitet (was die gewünschten Regelkreise in Gang setzt) oder der Gegner ist von der eigentlichen Sachebene abgelenkt und konzentriert sich auf die Entdeckung weiterer Provokationen.
  6. "Nebenbei" erzeugt der Störer ein Diskussionsklima, das ihn in einem vorteilhaften Licht erscheinen läßt (denn er ist scheinbar nur an Sachthemen interessiert).
  7. Die dritte Ebene der Ablenkung entsteht duch die Steuerung des inhaltlichen Verlaufs der Artikeldiskussion. Im geringsten Fall wird die Diskussion "nur" gestört, im maximalen Fall entsteht ein neuer Diskussionsinhalt.

Da Logik nur eine Denkart ist, die zur Wahrheit keinen Bezug nimmt, läßt sich mit ihr "wunderbar" falsch argumentieren (Beispiel: Alle Vögel können fliegen > der Strauss ist ein Vogel > also kann der Strauss fliegen.). Existiert auf einem Lemma ein Konflikt, wird vom Störer nach einer (vernünftig klingenden) Halbwahrheit gesucht (beliebt sind Statistiken und ihre grafischen Auswertungen - natürlich nur "zur Illustration von Wikipedia") und diese mit rein logischen Aspekten diskutiert. Da dieser Sachverhalt vom kompetenten Fach-Sichter schnell als falsch identifiziert wird, versucht er auf der Sachebene dagegen zu argumentieren. Der Störer versucht diese Sachdiskussion als reine Logik-Diskussion zu führen, was unproduktiv und ergebnislos ist.

"Der Zweck von Diskussionsseiten ist allein die Verbesserung des Inhalts der dazugehörenden Seite." - so lautet eine Wikipediadirektive. Mit der Bemerkung "In dieser Diskussion wird nicht Wikipedia-konform argumentiert, die Beiträge sind sachfremd." kann bereits nach wenigen Reaktionen diese Behauptung bestätigt werden (denn bereits die Diskussion über diese Bemerkung ist sachfremd).

Die Zirkeldiskussion

Wird eine Diskussion von mindestens einem Teilnehmer ohne die Absicht einer konstruktiven Synthese geführt, kann er die Diskussion "im Kreis laufen lassen". Dazu muß er nur auf folgende Bedingungen achten:

  • Die ständige Wiederholung beliebiger Argumente (Hauptsache es wird nicht gegen die Wikipedia-Direktiven verstoßen).

Es ist nur eine Frage der Zeit, bis der "Gegner" entweder entnervt aufgibt oder gegen die Direktiven verstößt. Eine andere Möglichkeit bleibt ihm nicht. Damit beginnen die oben erwähnten Regelkreise wieder zugunsten des Störers zu wirken.

Der Wikipedia-Kommissar

Der Wikipedia-Kommissar ist ein gewählter Sichter mit erweiterten Benutzerrechten. Seine Hauptaufgabe ist die Stimulierung von selbstregulierenden Gruppenprozessen.

Aufgaben

  1. Die Wahrung des Universalitätsanspruchs von Wikipedia: Artikel, die sich ausschliesslich mit der enzyklopädischen Abhandlung des Artikelnamens beschäftigen, können (bei fachspezifischen Themen) beim Laien mehr Fragen als Antworten hinterlassen. Ursache ist oft mangelndes Grundlagenwissen (auf denen das Artikelthema aufbauen muss), das aber in Wikipedia nur unzureichend erklärt ist (wegen des enzyklopädischen Charakters). Bei radikaler Auslegung der Direktiven (im Löschstreit der häufigste Fall), werden diese begleitenden Erklärungen gestrichen, da sie nicht das eigentliche Artikelthema behandeln. Der Kommissar sorgt in diesen Fällen nicht für den "kleinsten gemeinsamen Nenner", sondern den "größtmöglichen Konsens".
  2. Die aktive Mediation kommunikativer Probleme: Die verschiedenen Interpretationen der Direktiven erzeugt unterschiedliche Haltungen in Konfliktfällen. Der Kommissar soll durch Aufklärung diesen strukturbedingten Konflikt mildern. Mit Hilfe seiner erweiterten Rechte und Pflichten soll er die Aufmerksamkeit auf eine bessere Streitkultur lenken. Im Falle schwerwiegender Störer arbeitet er nicht Fachbezogen (sprich: nicht nur bei einem Artikelthema), sondern begleitet diese Nutzer.
  3. Die gezielten Strukturierung und Begleitung langwieriger Entwicklungsprozesse: Größere Konflikte benötigen eine längerfristige Begleitung. Beispiel hierfür ist der Streit um die Löschregeln.
    Die Verwaltertätigkeit eines Administrators stößt dabei an ihre Grenzen, denn sie dient der Sicherung des "Status Quo". Die Begleitung von Konflikten bei Fachthemen kann zwar über die entsprechenden Portale gesichert werden; dagegen können interdisziplinäre Konflikte (wie der Streit um die Löschregeln) nicht durch die vorhandenen Strukturen begleitet werden. Der Kommissar schafft dynamische Möglichkeiten zur Prozessbegleitung. Hier sind u.a. die Moderation von speziellen Portalen, aber auch die gezielte Vernetzung zwischen verschiedenen Portalen (mit temporären Themenüberschneidungen) geeignete Methoden.

Erweiterte Rechte

Mit dem Kommissar soll das Amt einer aktiven Vertrauensperson geschaffen werden, die sich den nötigen Respekt in den entsprechenden Situationen verschaffen kann. Dazu erhält der Kommissar folgende Rechte:

  1. Das Filtern von Diskussionsbeiträgen.
    1. Der Kommissar erhält die Möglichkeit neben der normalen Diskussionsseite noch die Seite "Diskussion-Entwurf" (ähnlich dem Artikel-Entwurf) zu schaffen. Auf der Entwurfsseite sind alle Beiträge uneingeschränkt zu lesen. Auf der normalen Diskussionsseite sind nur gefilterte Beiträge zu lesen.
    2. Die Filterkriterien sind klar definiert und müssen im oberen Teil der (normalen) Diskussionsseite deutlich gemacht werden. Möglich ist die Filterung von Textpassagen und Nutzern aller Art.
  2. Das Vetorecht gegenüber Admin-Entscheidungen.
    1. Der Kommissar kann keine Entscheidungen, die das Tätigkeitsfeld eines Admins abdecken, selbst treffen. Aber er kann gegenüber diesen Entscheidungen sein Veto einlegen.
    2. Der Umfang dieses Vetorechts ist klar definiert. Das Vetorecht eines einzelnen Kommissars beträgt 3 Monate. Zeitlich unbefristete Vetos können nur von mindestens 3 Kommissaren ausgesprochen werden.

Erweiterte Pflichten

Der Kommissar:

  1. hat - anders als der Administrator - eine Pflicht zur öffentlichen Darstellung seines Amtes (in der Unterschrift unter Beiträge,...) bei allen Aktivitäten.
  2. ist kein Schiedsrichter, sondern ein Projektleiter.
  3. soll durch seine Präsenz und engagierte Mitarbeit Vertrauen und ein Gefühl von Gerechtigkeit schaffen. Seine Macht soll öffentlich präsent sein, aber sparsam eingesetzt werden.
  4. benutzt, sofern nötig, nur verlinkte Wikipedia-Abkürzungen. Damit soll dem unerfahrenen Benutzer die unkomplizierte Möglichkeit einer Erklärung geboten werden.
  5. versucht andere Wikipedia-Profis zur Benutzung von verlinkten Wikipedia-Abkürzungen zu animieren, um das Führen unverständlicher - und damit elitärer - Diskussionen zu minimieren.

Wahl

Die Voraussetzung zur Wahl als Kommissar erfüllt ein Nutzer, wenn er den Status eines Sichters erworben hat. Damit stehen ihm 2 Möglichkeiten zur Verfügung:

  1. Die Wahl aus administrativem Interesse. Beispielsweise zur Begleitung des Projektes "strategische Entwicklung der Relevanzkriterien".
  2. Die Wahl aus Editoreninteresse. Beispielsweise bei der Umgestaltung polarisierender Artikelinhalte.

Es gelten vergleichbare Wahlmodalitäten wie bei der Administratorwahl.

Abgrenzung

Als Möglichkeit der Konflikbewältigung existiert bereits der Vermittlungsausschuss. Dieser basiert auf:

  1. Freiwilligen Mediatoren
  2. dem Antrag aller Konflikt-Parteien
  3. der Willenserklärung aller Konflikt-Parteien sich "wirklich ernsthaft den Willen zu/r Einsicht, Kompromissen und Konsens" zueigen zu machen.

Das funktioniert bei einem klar definierten Thema, im kleinen Kreis und dem guten Willen Aller.

Bei größeren Personengruppen ist das eine unbrauchbares Instrument. Es reicht bereits ein uneinsichtiger Störer (mit der oben beschriebenen Methode), um die Konsensfindung einer großen Gruppe zunichte zu machen.

Reaktions-Katalog (Auszug)

Durch die besonderen Möglichkeiten des Kommissars entstehen neue Möglichkeiten der Konfliktbewältigung.

  1. Ausufernde Diskussion: Hier hilft der "1000-Zeichen-Filter". Jeder Diskussionsbeitrag, der 1000 Zeichen überschreitet, wird abgeschnitten.
  2. Chaotische Diskussionen: Eröffnung mehrerer thematischer Diskussionsseiten. Nach der Rückkehr zur normalen Diskussion, können diese archiviert werden.
  3. Polarisierende Artikelteile: Diese Teile werden als "Entwurf" deklariert und damit nur auf der "Entwurfsseite" angezeigt.
  4. Polarisierende Artikel: Hilfe bei der Erstellung von mehreren Klammerlemma. Das Hauptthema wird als Begriffserklärungsseite weitergeführt.

Unterstützung

Der Kommissar ist kein solitäres Amt. Nur durch die Vernetzung mit anderen Sichtern, Kommissaren, Mentoren und Administratoren kann er erfolgreich sein.

Konglomerat

Wikipedia muß akzeptieren, das es immer 3 Wahrheiten gibt: meine, deine, und eine die wir beide nicht kennen (chinesisches Sprichwort).