Ennigerloh
Wappen | Deutschlandkarte | |
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Basisdaten | ||
Koordinaten: | 51° 50′ N, 8° 2′ O | |
Bundesland: | Nordrhein-Westfalen | |
Regierungsbezirk: | Münster | |
Kreis: | Warendorf | |
Höhe: | 104 m ü. NHN | |
Fläche: | 125,56 km2 | |
Einwohner: | 19.841 (31. Dez. 2024)[1] | |
Bevölkerungsdichte: | 158 Einwohner je km2 | |
Postleitzahl: | 59320 | |
Vorwahlen: | 02524 (Ennigerloh und Ostenfelde) 02528 (Enniger) 02587 (Westkirchen) 02525 (Elsawäldchen) | |
Kfz-Kennzeichen: | WAF, BE | |
Gemeindeschlüssel: | 05 5 70 020 | |
LOCODE: | DE ENH | |
NUTS: | DEA38 | |
Stadtgliederung: | 4 Ortsteile | |
Adresse der Stadtverwaltung: |
Marktplatz 1 59320 Ennigerloh | |
Website: | www.ennigerloh.de | |
Bürgermeister: | Berthold Lülf (SPD) | |
Lage der Stadt Ennigerloh im Kreis Warendorf | ||
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Ennigerloh ist eine kreisangehörige Stadt im Kreis Warendorf im Münsterland mit ungefähr 20.000 Einwohnern. Nachbargemeinden und -städte sind im Uhrzeigersinn, im Norden beginnend: Warendorf, Beelen, Oelde, Beckum, Ahlen und Sendenhorst.
Ortsteile
Stadtteile sind:
Einwohner
Jahr | Einwohnerzahl |
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1998 | 20.599 |
1999 | 20.656 |
2000 | 20.742 |
2001 | 20.786 |
2002 | 20.741 |
2003 | 20.724 |
2004 | 20.671 |
2005 | 20.741 |
2006 | 20.501 |
2007 | 20.437 |
2008 | 20.638 |
(jeweils zum 31. Dezember)
Geschichte

Urkundlich wird Ennigerloh erstmals im Jahre 860 aus Anlass der Gründung des Klosters Herzebrock erwähnt. Leider ist die Urkunde mit der Erwähnung nicht mehr erhalten; in späteren Quellen wird aber darauf zurückgegriffen, z. T. von Leuten, die sie noch gesehen haben. (siehe Tibus, Gründungsgeschichte...) Natürlich ist der Ort als Siedlung viel älter, wie Bodenfunde bezeugen. (siehe Gollup, Frühmittelalterliche Bestattungen auf dem Hoester Esch, Heimatkalender Krs. Beckum 1952) In den ältesten Heberollen des Stiftes Freckenhorst, um 1050 geschrieben, werden mit dem Haupthof Aningeralo bereits viele Höfe genannt, die dem Kloster abgabepflichtig waren. Dieser Haupthof ist nicht, wie häufig fälschlich angenommen, der bischöfliche Hof Schulze Ennigerloh, sondern der heute noch existierende Hof Schulze Nünning (wie der Name schon sagt, gehörte er den Nonnen) "Loh" bedeutet hier nicht einfach Wald, sondern eher "Heiliger Hain" (nach dem lat. "lucus" mit derselben Bedeutung). Dafür spricht auch die besondere Lage der heutigen Kirche oben auf einer Anhöhe (wie sonst nirgendwo in der Umgebung) an der Stelle eines alten heidnischen Heiligtums. Die Silbe "ing" im Namen Aningerlo bedeutet nicht, wie vielfach behauptet, dass hier früher eine Thingstätte war. Es gab wohl einen Gerichtsplatz neben dem Friedhof um die Kirche, aber "ing" ist niemals "thing" (siehe Adolf Bach, Deutsche Namenskunde). "Ing" bedeutet eine Zugehörigkeit, hier vielleicht zu einem Anno (den wir aber nicht kennen) ähnlich wie Karolinger zur Sippe des Karl gehören, Bisping zum Bischof, Pröpsting zum Probst, Nünning zu den Nonnen gehört. (S. Bach) Im Jahre 1240 hat der Edelherr Bernhard zur Lippe die zu Rheda gehörende Vogtei Ennigerloh dem Bischof von Münster überlassen. In den Jahren 1270 bis 1336 wird in den Urkunden des Stiftes Freckenhorst oftmals ein Rittergeschlecht von Ennigerloh erwähnt. Es handelt sich wohl um die Besitzer vom Hof Schulze Ennigerloh, die auch ein Wappen führten. Der Schild ist geteilt silber-blau und wurde zum letzten Mal offiziell gedruckt auf den Notgeldscheinen der Gemeinde Ennigerloh aus dem Jahre 1921. (Siehe Schwake, Ein altes Wappen wiederentdeckt in Jahrbuch Münsterland 2010) Der Platz eines Femegerichtes und eines Freistuhls im Eigentum des Landesherren, des Bischofs von Münster, wurde 1690 zur Bebauung freigegeben. Damit entstand die noch heute bestehende dichte Bebauung im Ortskern, Drubbel genannt. Das niederdeutsche Wort Drubbel ist verwandt mit dem hochdeutschen Traube: Die Häuser stehen so dicht, wie die Beeren einer Traube. Die Pfarre St. Jakobus war eine sogenannte Mutterpfarre, von der nachweislich die Pfarren in Enniger, Hoetmar und Neubeckum abgezweigt wurden. Der ältere Teil der Kirche ist eine spätromanische, westfälische Halle aus der Mitte des 13. Jahrhunderts. (S. u. a. Henze, Westfälische Kunstgeschichte) Der Raum hat einen fast quadratischen Grundriss mit ursprünglich zwei Eingängen im Norden und Süden. Durch den Umbau im Jahre 1886 hat die Kirche viel von ihrem ursprünglichen Stil eingebüßt. Damals wurden Querschiff und Chor im neugotischen Stil angebaut, um Platz für die durch die Industrialisierung stark wachsende Bevölkerung zu gewinnen. Zum Teil wurde in den 70er Jahren des 20. Jahrhunderts der alte Zustand im Inneren der Kirche wieder hergestellt. Die Kirche steht auf einer starken Bodenerhebung und prägt zusammen mit der alten Mühle seit langer Zeit die Stadtsilhouette. Das alte Dorf lag zwischen der Kirche und dem Haupthof Schulze Ennigerloh, der um 1860 aufgelöst wurde (Haverknapp). Der Friedhof lag rund 1000 Jahre um die Kirche, nach 1700 durfte der Rand des Friedhofs bebaut werden; so entstand der Häuserring um die Kirche. Der Friedhof wurde 1877 nach "außerhalb des Dorfes" verlegt, da wo heute der kleine Park an der Bahnhofstraße mit dem Ehrenmal liegt. Er war innerhalb weniger Jahrzehnte so belegt, dass ein neuer Friedhof an der heutigen Stelle eingerichtet werden musste. Das tragende Element der Bevölkerung waren seit Urzeiten die Bauern. Bedeutende Grundherren waren der Bischof von Münster, die Domkellerei, das kaiserliche freiweltliche Stift Essen, das Stift Freckenhorst, die Grafen von Ravensberg, die Klöster Marienfeld, Herzebrock und Clarholz, Haus Geist und verschiedene andere Adelige. Die Bauern waren durch das ganze Mittelalter von ihren Grundherrern abhängig (leibeigen), d. h. sie waren in ihren uns heute selbstverständliochen Freiheiten (freie Wahl des Wohnortes, freie Verfügung über das Eigentum, freie Wahl des Ehepartners u. v. m.) stark eingeschränkt. Es war deshalb eine große Umwälzung, als nach der französischen Revolution und Napoleon und unter den neuen Landesherren, den Preußen, im 19. Jahrhundert die sog. Bauernbefreiung durchgeführt wurde. Bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts war Ennigerloh eine Gemeinde mit rein ländlichem Charakter. Der industrielle Aufstieg begann mit dem Bau der Köln-Mindener Eisenbahn. (1848 Einrichtung einer Haltestelle Beckum/Ennigerloh in der Bauerschaft Werl) Da mit der Bahn auch die Kohle ihren Einzug hielt, konnte der Kalkstein in immer größerem Maße abgebaut werden. Zunächst entstanden in Ennigerloh ab 1860 die ersten Feldöfen zum Brennen von Kalk. Die Feldöfen wurden später von den Ringöfen abgelöst, schließlich von den Zementwerken. Zu deren Betrieb wurden viele auswärtige Arbeitskräfte angeworben. Das Wirtschaftsleben nahm einen stetigen Aufschwung. Der ländliche Charakter trat immer mehr in den Hintergrund, wenn auch die vier großen Bauerschaften bis heute ihre Bedeutung nicht verloren haben. Nach dem Ersten Weltkrieg litt die Bevölkerung unter starker Arbeitslosigkeit als Folge der Weltwirtschaftskrise. Nach dem Zweiten Weltkrieg stieg die Bevölkerungszahl fast um das doppelte, nicht zuletzt eine Folge des Flüchtlingsstroms aus den ehemals deutschen Gebieten im Osten. Mit dem Anwachsen der Bevölkerung mussten nicht nur Wohnungen, sondern auch öffentliche Gebäude - Schulen, Kirchen, Rathaus usw. - gebaut werden, außerdem natürlich eine umfangreiche Infrastruktur mit Straßen, Versorgungsleitungen und ein großes Zentrum für die Aufbereitung und Lagerung von Müll in einem ausgebeuteten Steinbruch. Moderne Spiel- und Sportanlagen inmitten von Grünflächen stehen der Jugend zur Verfügung und dienen der gesamten Bevölkerung als Erholungsgebiet. Das Freibad entstand schon 1938, das Hallenbad mit Sporthalle 1973 (S. Schmieder/Helmert, Ennigerloh - Chronik einer münsterländischen Gemeinde) Am 1. Januar 1975 wurde Ennigerloh eine Großgemeinde. Die ehemals selbständigen Gemeinden Enniger, Ostenfelde und Westkirchen kamen als neue Ortsteile hinzu. Am 9. November 1976 wurde der Großgemeinde die Bezeichnung Stadt verliehen [2].
Politik
Am 5. Mai 2002 wurde in Ennigerloh erstmals in der Geschichte des Landes Nordrhein-Westfalen ein direkt gewählter Bürgermeister direkt wieder abgewählt[3]. Vorausgegangen war ein Vorschussbetrug, im Rahmen dessen von der Stadtverwaltung genehmigte Kredite in Höhe von ca. 145.000 Euro an einen Sozialhilfeempfänger flossen. Gegen den Sozialhilfeempfänger, den Bürgermeister, den Stadtdirektor und mehrere Mitarbeiter der Stadt wurde seitens der Staatsanwaltschaft ermittelt [4].
Kommunalwahl 2004
Stadtrat
Merkmal | Anzahl | Prozent | Sitze im Rat |
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Wähler/-innen (gültige Stimmen) | 9 651 | 100,0 | (insgesamt) 32 |
CDU | 4 253 | 44,1 | 14 |
SPD | 2 526 | 26,2 | 8 |
FWG | 1 632 | 16,9 | 6 |
FDP | 869 | 9,0 | 3 |
GAL (Grün - Alternativen Liste) | 371 | 3,8 | 1 |
Bürgermeister
2004 fand keine Bürgermeisterwahl statt. Amtierender Bürgermeister ist Berthold Lülf (SPD), der am 22. September 2002 gewählt wurde.
Wappen
Die Muscheln sollen auf die Kalksteinvorkommen hinweisen; zugleich sind sie Attribute des Kirchenpatrons St. Jakobus. Der grüne Schildergrund deutet auf die landwirtschaftliche Nutzung des Gemeindegebietes hin.
Verliehen wurde das Wappen der damaligen Gemeinde am 2. Juni 1955.
Städtepartnerschaften
- Partnerschaft mit der französischen Stadt Lessay besteht seit Juni 1987
- Städtefreundschaft mit der deutschen Ostseestadt Eggesin seit 1990
- und mit der slowenischen Stadt Kamnik seit 1992
Kultur und Sehenswürdigkeiten
Vereine
- Kolpingsfamilie Ennigerloh
- MännerChor Eintracht Ennigerloh
- Popchor nolimit
- KG Ennigerloher Drubbelnarren e.V.
- Kulturverein Alte Brennerei Schwake Poetry Slam
- Turnverein "Deutsche Eiche" Ennigerloh 1899 e.V.
- Lionsclub Ennigerloh Münsterland
- SUS Ennigerloh 19 e.V.
- Schützenvereine
- Heimatvereine in allen Ortsteilen
Bauwerke
- Ennigerloher Windmühle
- St. Jakobus-Kirche (spätromanische Hallenkirche 13. Jahrhundert, neugotischer Erweiterungsbau)
- St. Ludgerus-Kirche von 1959
- evgl. Versöhnungskirche von 1914
- Drubbel (eng bebauter Ortskern um 1700)
- Hubertusdenkmal von 1906
- Alte Brennerei Schwake
- Rückämper Kapelle (Enniger aus dem Jahre 1687)
- St. Mauritius Kirche (Enniger Ende des 12. Jahrhundert nur der Turm, sonst neugotisch aus dem 19. Jahrhundert)
- St. Margaretha (Ostenfelde) neugotisch 19. Jahrhundert
- Kapelle auf dem Schürenbrink (Ostenfelde)
- Kapelle auf dem Dromberg (Ostenfelde)
- Schloss Vornholz (Ostenfelde) von 1661 - mit Golfplatz
- St. Laurentius (Westkirchen), neugotisch 19. Jahrhundert
- Haus Dieck (Westkirchen) Barock (Schlaun?)
- Windmühle (Westkirchen)
- Sportanlage Stavernbusch
- Olympiahalle mit Hallenbad
- Reste von mitelalterlichen Landhagen in Enniger, Ennigerloh und Ostenfelde
Regelmäßige Veranstaltungen
- Mettwurstmarkt, größtes Fest der Stadt, das immer am letzten Dienstag im September stattfindet. Besonderheit ist das satirische Schauspiel, bei dem der "Döüwel" (der Teufel) Lokal- und Bundespolitik aufs Korn nimmt.
- Ennigermarkt, zuerst 1552 erwähnt, findet immer am zweiten Mittwoch im Juli im Ortsteil Enniger statt.
- Herbstkonzert des MännerChores Eintracht Ennigerloh, jeweils am letzten Sonntag im Oktober
- Ennigerloher Karnevalsumzug, findet am Samstag vor Rosenmontag statt.
- Ennigerloher Sportgala, seit 2005 etablierte Veranstaltung zur Ehrung der örtlichen Sportler und Sportvereine.
- Ennigerloher Dichtungsring seit 2003: Im Kulturzentrum Ennigerloh - der Alten Brennerei Schwake - wird jedes Jahr die eine Trophäe an einen vom Publikum ausgewählten Hobbydichter vergeben.
Wirtschaft und Infrastruktur
Verkehr
Straßenverkehr
Ennigerloh liegt an der B 475.
Persönlichkeiten
Söhne und Töchter der Stadt
- Karl Theodor Wilhelm Weierstraß (* 31. Oktober 1815 in Ennigerloh / Ostenfelde; † 19. Februar 1897 in Berlin) deutscher Mathematiker
- Wilhelm Maibaum (* 8. Juli 1919 in Ennigerloh; † 14. Juli 1994) deutscher Politiker (SPD), MdB
- Willy Hartner (* 22. Januar 1905 in Ennigerloh; † 16. Mai 1981 in Bad Homburg vor der Höhe) deutscher Professor, gründete das Institut für Geschichte der Naturwissenschaften in Frankfurt am Main.
- Andreas Josef Rottendorf, (* 10.10.1897 in Ennigerloh, + 20.11.1971 in Münster) Gründer des gleichnamigen Pharma-Unternehmens in Ennigerloh, Stifter eines im jährichen Wechsel verliehenen Preises für niederdeutsche Dichtung und für Fortschritte in der Pharmazie. Verfasser von plattdeutscher Lyrik und Prosa.
Albert Stuwe, (* 1921, + 1998), Graphiker, Maler und Dichter.
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ Bevölkerung der Gemeinden Nordrhein-Westfalens am 31. Dezember 2024 – Fortschreibung des Bevölkerungsstandes auf Basis des Zensus 2022. Landesbetrieb Information und Technik Nordrhein-Westfalen (IT.NRW), abgerufen am 18. Juni 2025. (Hilfe dazu)
- ↑ Ministerialblatt für das Land NRW Nr. 147 vom 22. Dezember 1976, Seite 2617
- ↑ Erstmals wählt Bevölkerung den Bürgermeister ab [1]
- ↑ Ennigerloh: Zweidrittelmehrheit im Rat für Volksabstimmung/Dubiose Kredite [2]