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Erbrechen

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Die medizinischen Fachbegriffe für das Erbrechen sind die Emesis (griechisch) und der Vomitus (lateinisch).

Symptome und Beschwerden

Erbrechen ist die schwallartige Entleerung des Magen- oder Speiseröhreninhaltes entgegen der vorgesehenen Richtung durch die Speiseröhre und den Mund. Es ist meistens mit einem brennenden Gefühl in der Speiseröhre verbunden, das dadurch entsteht, dass der säurehaltige Magensaft hochfließt.

Ursachen

Das Erbrechen wird durch einen komplizierten Nervenmechanismus vom Brechzentrum (Area postrema) im Hirnstamm gesteuert. Beim Brechreflex sind der zehnte Hirnnerv (der Nervus vagus) und der Nervus glossopharyngeus, Nerven der Atemwege, Nerven für die Bauchmuskeln und das Zwerchfell aktiviert.

Medikamente und äußere Reize

Die Auslösung des Erbrechens kann z. B. durch die Verabreichung von Emetika oder indirekt über die Rachenhinterwand- oder Magenschleimhaut, die Geruchs- oder Geschmacksorgane oder über das Gleichgewichtsorgan erfolgen, aber auch als psychovegetative Reaktion auf optische oder akustische Reize.

Erkrankungen des Gehirns

Auch eine direkte Reizung des Brechzentrums z. B. durch erhöhten Hirndruck, chemische Stoffe oder diffuse andere Hirnerkrankungen löst Erbrechen aus.

Erkrankungen der Verdauungsorgane

Die Ursachen des Erbrechens sind vielfältig und reichen von vorübergehenden Magen-Darm-Infekten zu nicht minder schwerwiegenden Erkrankungen wie zum Beispiel Speiseröhrenerkrankungen oder Magen- und Darmerkrankungen. Auch durch Medikamente (sogenanntes medikamenteninduziertes Erbrechen, vor allem durch Zytostatika) und bei Vergiftungen z. B. durch Pilze oder bei übermäßiger Alkoholzufuhr kann es zu Erbrechen kommen.

Als harmloseste Form des Erbrechens dürfte jenes bei Hustenanfällen vor allem kleiner Kinder sein.

Psychische Störungen

Willentlich herbeigeführtes Erbrechen kann ein Symptom einer Essstörung wie der Anorexia nervosa oder Bulimia nervosa sein, aber auch bei anderen psychischen Störungen wie dissoziativen Störungen und hypochondrischen Störungen auftreten.

Erbrechen während der Schwangerschaft

Schwangerschaftserbrechen und Hyperemesis gravidarum

Erbrechen bei Tieren

Bei einigen Tierarten wird das Erbrechen verwendet, um Nahrung an andere Artgenossen weiterzugeben, (Trophallaxis), oder auch um mit der Zeit aufgenommene (unverdauliche) Haarballen zu entsorgen, so zum Beispiel bei Katzen.

Folgen und Komplikationen

Beim Erbrechen geht Flüssigkeit und Magensäure verloren, so dass zu einem Mangel an Flüssigkeit und Elektrolyten im Körper kommen kann. Auch kann es durch das Erbrechen zu einer Reizung der Speiseröhre und zu einem Einriss in der unteren Speiseröhre kommen (Mallory-Weiss-Syndrom, Boerhaave-Syndrom). Bei häufigem Erbrechen können auch die Zähne in Mitleidenschaft gezogen werden.

Erkrankungen

Magen- und Darmerkrankungen

Gehirnkrankheiten

Stoffwechselentgleisungen

Äußere Ursachen

Behandlung

Die Behandlung des Erbrechens sollte sich nach den Ursachen richten. Bei Gleichgewichtsstörungen werden erfolgreich Antihistaminika (z. B. Diphenhydramin und Doxylamin) oder Anticholinergika (z. B. Scopolamin) eingesetzt. Übelkeit und Erbrechen im Zusammenhang mit einem Migräne-Anfall werden üblicherweise mit Prokinetika (z. B. Metoclopramid und Domperidon) behandelt, die zusätzlich die Aufnahme von Migränetherapeutika beschleunigen. Bei Erbrechen im Rahmen der Chemotherapie maligner Tumore mit Zytostatika sind Setrone (5-HT3-Antagonisten, z. B. Ondansetron und Tropisetron) und das Kortikoid Dexamethason wirksam. Bei psychischen Essstörungen (Anorexia nervosa und Bulimie) ist eine psychiatrische Abklärung wichtig.

Problematisch bei der Behandlung des Erbrechens ist die mangelhafte Aufnahme von Medikamenten, die in Form von Tabletten oder Tropfen gegeben werden. In leichteren Fällen die genügt die rektale Verabreichung eines Antiemetikums wie Domperidon oder Diphenhydramin als Zäpfchen. In schwereren Fällen kann eine parenterale Medikamentengabe und zusätzlich ein Flüssigkeits- und Salzausgleich notwendig.

Die Art des Erbrochenen kann diagnostisch bedeutsam sein, so z. B. bei:

Bei Vergiftungen kann das Erbrochene wichtige Hinweise auf deren Ursache geben.

Hausmittel

Bei leichtem und nicht lange anhaltendem Erbrechen (z. B. durch einen Magen-Darm-Virus, verdorbenes Essen oder ungefährliche Mengen Alkohol) ist es empfehlenswert, ein oder zwei Tage nichts zu essen und nur Wasser, ungezuckerten Kräutertee oder schwachen Schwarztee zu trinken. Als Hausmittel haben sich schwacher Schwarztee als Getränk und nach ein paar Stunden trockenes, ungetoastetes Toastbrot eingebürgert. Nach etwa einem Tag kann dann problemlos Brühe eingenommen werden. Als Alternative zum faden Geschmack des Tees bietet sich ab dem zweiten Tag Coca-Cola ohne Kohlensäure (durch längeres Rühren) an. Der Speiseplan sollte für die nächsten Tage zunächst mageres Essen bieten, bis sich der Magen erholt hat.

Angst vor dem Erbrechen

Die krankhafte Angst vor dem Erbrechen nennt man Emetophobie.

Kulturelle Aspekte

Das Erbrechen spielt weltweit in vielen magischen bzw. ekstatischen Praktiken ein wichtige Rolle. Unter diesem Aspekt wurde das "Kotzen" von dem Tübinger Ethnologen Thomas Hauschild untersucht.

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