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Geschichte
Hauptartikel: Geschichte der Türkei
Vor etwa 10.500 Jahren entstand im Südwesten der Türkei die älteste z.Z. bekannte Stadtanlage der Welt, Catal Hüyuk. Anatolien (Kleinasien) ist die Wiege einer Vielzahl von teilweise bisher nur schlecht erforschten Kulturen und Reichen des Altertums. Zu dieser Zeit lebten in Anatolien allerdings noch keine Türken, deren Heimat war Zentralasien. Die Seldschuken waren die erste türkische Dynastie, deren Heere im 11. Jahrhundert n. Chr. Teile Anatoliens eroberten und in der Folge große Teile des Byzantinischen Reiches unterwarfen.
Frühe Besiedlung Anatoliens
Die Hethiter besiedelten in der Bronzezeit das Gebiet der heutigen Türkei zwischen 1900 und 1200 v. Chr. Das Reich der Hethiter wurde im Zuge der sog. ägäischen Wanderung durch diverse Seevölker (z.B. die Phryger) zerstört. Die hethitische Kultur überlebte jedoch bis um 700 v. Chr. in diversen Kleinstaaten in Ostanatolien, zum Beispiel in Milid, der heutigen türkischen Stadt Malatya. In diese Zeit fällt wahrscheinlich auch die Zerstörung der westanatolischen Stadt Troja. Nach der Zerstörung der Hethiter errichteten die Phryger unter ihrem König Midas ein Reich, das im 9. und 8. Jahrhundert v. Chr. Anatolien beherrschte.
Um 700 v. Chr. begann die griechische Besiedlung entlang der anatolischen Agäisküste (Ionien) mit Koloniestädten wie z.B. Milet, Ephesos und Priene. Zur gleichen Zeit besiedelten noch andere Völker Anatolien. Die Kimmerier besiedelten Westanatolien, nachdem sie das Phrygerreich 700 v. Chr. zerstört hatten. Die Lydier gründeten an der ägäischen Küste ein Königreich mit der Hauptstadt Sardes. Ihr letzter König war der nach seinem großen Reichtum aus der griechischen Mythologie bekannte Krösus. Von der Mitte des 6. Jahrhunderts bis 333 v. Chr. (Schlacht bei Issos) herrschten die Perser über weite Teile Kleinasiens, bis Alexander der Große sie besiegte und das Alexanderreich errichtete. Nach dem Ende des Alexanderreiches wurde Anatolien durch diverse Völker besiedelt. Bedeutende Reiche waren Bithynien, Pontos, Kappadokien, das keltische Galatien sowie Pergamon. Im 2. und 1. Jahrhundert v. Chr. brachten die Römer Anatolien unter ihre Kontrolle.
Die Herrschaft des vereinten Römischen Reiches hielt bis ins 4. Jahrhundert n. Chr. Danach fiel Kleinasien nach der Teilung des Römischen Reiches an Ostrom (siehe Byzantinische Reich). Gegen die Araber konnte Anatolien – anders als die weiter südlichen Reichsteile – erfolgreich verteidigt werden und es wurde zur neuen Kornkammer des Reiches nach dem Verlust Ägyptens. Die ersten türkischen Stämme tauchten erst im 11. Jahrhundert n. Chr. in Anatolien auf. Die Seldschuken fielen in Kleinasien ein und schlugen die byzantinische Armee in der Schlacht von Mantzikert im Jahre 1071 vernichtend. Daraufhin eroberten sie große Gebiete Ost- und Mittelanatoliens.
Die Seldschuken errichteten neben dem Sultanat Bagdad das Sultanat Rum (was „Rom“ bedeutet, nach dem oströmischen Reich; Hauptstadt war das heutige Konya), das im 12. und 13. Jahrhundert über weite Gebiete Anatoliens herrschte. Im 13. Jahrhundert überfielen die Mongolen das seldschukische Reich und plünderten 1258 Bagdad. Im Zuge dieses Machtverlustes von Rum nutzten die türkischen Stämme ihre Freiheit und verselbständigten sich weitestgehend. In ganz Anatolien, so auch an der Ostgrenze des byzantinischen Reiches, formierten sich kleine und mittelgroße türkische Fürstentümer. Die Osmanen waren eines dieser Fürstentümer, die schließlich ihre Macht soweit ausdehnten, bis sie Konstantinopel eroberten und so das byzantinische Reich zerstörten.
Siehe auch: Seldschuken
Die Zeit des Osmanischen Reiches
Hauptartikel: Osmanisches Reich
Um 1299 begründete Osman I. (*1259, †1326; (regierte 1299-1326) das nach ihm benannte Osmanische Reich und die Osmanen-Dynastie.
Nach der Eroberung Konstantinopels im Jahre 1453 herrschten die Nachfolger der Seldschuken, die Osmanen, über große Teile des Nahen Ostens, Nordafrikas, der Krim, des Kaukasus und des Balkans.
Im späten 17. Jahrhundert begann der Niedergang des osmanischen Reiches, das immer weiter aus seinen europäischen Besitzungen zurückgedrängt wurde. Das ab dem 19. Jahrhundert stark zunehmende Unabhängigkeitsstreben diverser Nationen im Vielvölkerstaat des osmanischen Reiches, die Besetzung Nordafrikas durch europäische Mächte und schließlich die Niederlage im Ersten Weltkrieg bewirkten seinen endgültigen Verfall.
Umgangssprachlich wurde früher im Deutschen auch das ganze Osmanische Reich als Türkei bezeichnet (entsprechend: europäische, asiatische und afrikanische Türkei).
Siehe auch: Türkenkriege
Der erste Weltkrieg und der Völkermord an den Armeniern
Im Ersten Weltkrieg kämpfte das Osmanische Reich an der Seite der Mittelmächte. Nachdem Frankreich und Großbritannien den Armeniern einen selbstständigen Staat in Ostanatolien versprochen hatten, begannen Armenier sich gegen die Türken zu erheben. Danach kam es 1915 zum Völkermord an den christlichen Armeniern, bei dem nach Schätzungen bis zu 1,5 Millionen Armenier umkamen. Die meisten dieser Opfer starben nach ihrer Deportation ohne jegliche Verpflegung in der syrischen Wüste.
Nach der Niederlage der Mittelmächte verlor das Osmanische Reich infolge des Friedensvertrages von Sèvres seine verbliebenen Gebiete außerhalb von Anatolien und Thrakien. Darüber hinaus sollte das Gebiet der heutigen Türkei weitgehend zerstückelt werden. Griechenland wurden die Stadt Smyrna (türkisch İzmir) und Teile von Westanatolien zugesprochen. Die Region um Adana sollte an die Italiener gehen und der französische Besitz sollte neben Syrien auch Kilikien umfassen. In den östlichen Landesteilen der heutigen Türkei mit den Städten Kars, Ardahan und Erzurum sollte ein armenischer Staat entstehen. Südlich davon und östlich des Euphrat wurde den Kurden eine autonome Region zugesprochen. Diese Pläne wurden allerdings nicht umgesetzt.
Siehe auch: Jungtürken, Panturkismus
Der türkische Befreiungskrieg
Hauptartikel: Kleinasiatische Katastrophe, Türkischer Befreiungskrieg
Infolge der Niederlage wurde das Osmanische Reich von den europäischen imperialistischen Mächten und den Griechen besetzt. Das Bestreben der Besatzungsmächte, die heutige Türkei aufzuteilen, führte zu den Befreiungskriegen, die von Mustafa Kemal koordiniert wurden. Mustafa Kemal begann vom 19. Mai 1919 mit der Mobilisierung des Widerstandes. Zunächst stieß er mit seinen Truppen Richtung Kaukasus vor. Er eroberte Sivas, Erzurum, Kars und Ardahan und erreichte in einem Abkommen mit der jungen Sowjetunion die Anerkennung der Ostgrenzen. Anschließend bekämpfte er die Franzosen, Italiener und Griechen. Die Franzosen mussten 1921 mit dem Unterzeichnen der Franklin-Boullon-Abkommen ihre Gebietsansprüche gegenüber der Türkei aufgeben.
Ab 1920 kam es zum Krieg zwischen Griechenland und der Türkei, als das durch den Weltkrieg und die Auflösung des Osmanischen Reiches ermutigte Griechenland versuchte, sich Konstantinopel und weite Teile Westanatoliens militärisch einzuverleiben. Der Krieg endete am 9. September 1922 mit der Kleinasiatischen Katastrophe, also der Einnahme und dem Niederbrennen des damals mehrheitlich griechisch bewohnten Smyrna (İzmir) durch die türkische Armee und der Ermordung und Vertreibung der meisten Griechen, die außer den Städten an der Westküste bis dahin auch noch an vielen Stellen der ganzen Türkei verstreute Siedlungen hatten.
Am 11. Oktober schlossen die Besatzungsmächte ohne die Beteiligung der Regierung des Sultans Mehmed VI. das Waffenstillstandsabkommen von Mudanya. Damit ging auch Konstantinopel in den türkischen Besitz zurück.
Nach dem Sieg der Türkei konnte sie am 24. Juli 1923 im Vertrag von Lausanne die Bestimmungen aus dem Vertrags von Sèvres revidieren und so den Verlust großer Teile der heutigen Türkei verhindern. Mit der Unterzeichnung des Vertrages von Lausanne wurden die bis heute gültigen Grenzen des neuen Staates völkerrechtlich anerkannt. Gleichzeitig wurde der „Bevölkerungsaustausch“ mit Griechenland in geregelte Bahnen gelenkt.
Durch den Vertrag von Montreux vom 20. Juli 1936 bekam die Türkei die volle Souveränität über die Meerengen zurück. Nach zwei Jahren wurde Hatay der Türkei angegliedert.
Atatürk gründet die türkische Republik
Nachdem alle ausländischen Kräfte aus Anatolien vertrieben wurden, rief Mustafa Kemal am 29. Oktober 1923 die Republik aus und verlegte die Hauptstadt nach Ankara. Später erhielt er den Beinamen Atatürk („Vater aller Türken“) und war der erste Präsident der Republik.
Im Laufe seiner Amtszeit führte Atatürk tiefgreifende Reformen im politischen und gesellschaftlichen System durch, die die Türkei in einen modernen, säkularen, weltlichen und am Westen orientierten Staat verwandelten. Unter anderem wurde im Jahre 1922, noch vor der Ausrufung der Republik, das Sultanat abgeschafft und am 29. Oktober 1923 das Kalifat. 1924 schaffte die Türkei die religiösen Gerichte ab und 1925 wurde im Zuge einer umfassenden „Kleiderreform“ der Fez (traditionelle türkische Kopfbedeckung der Männer) und der Schleier für die Frau verboten und die Koedukation eingeführt. Im selben Jahr wurde die islamische Zeitrechnung durch den Gregorianischen Kalender ersetzt sowie das metrische System eingeführt.
In den folgenden Jahren wurden ganze Rechtssysteme aus europäischen Ländern übernommen und den türkischen Verhältnissen angepasst. 1926 wurde zunächst das Schweizer Zivilrecht und damit die Einehe und die Gleichstellung von Mann und Frau übernommen. Es folgten das deutsche Handelsrecht und das italienische Strafrecht. Die Gleichstellung der Geschlechter gelang allerdings nur teilweise. 1928 wurde die Säkularisierung ausgerufen und im gleichen Jahr die Arabische Schrift durch die Lateinische ersetzt. Im Zuge weiterer Reformen wurde in der Türkei 1930 das aktive Frauenwahlrecht eingeführt und seit 1934 dürfen sich Frauen auch selbst zur Wahl stellen (passives Frauenwahlrecht). Nur wenige der Reformen, etwa Atatürks Idee, dass in den Moscheen statt auf Arabisch nur noch auf Türkisch gebetet werden sollte, erwiesen sich als undurchführbar und wurden zurückgenommen.
Grundlage Atatürks Handelns war die Ideologie des Kemalismus, welcher auf sechs Prinzipien basiert:
- türkischer Nationalismus: betonte die ruhmreiche türkische Geschichte und das Recht der Türken auf einen eigenen, modernen und souveränen Staat
- Laizismus: vollständige Trennung von religiösen Einrichtungen und Staatsgeschäften
- Republikanismus: Betonung der Prämisse der Volkssouveränität
- Etatismus: staatliche Lenkung der Wirtschaft mit dem Ziel der schnellen wirtschaftlichen Entwicklung
- Revolutionismus: alle zur Modernisierung notwendigen Maßnahmen sollen sofort und in vollem Umfang vollzogen werden mit dem Ziel der Entwicklung einer modernen türkischen Gesellschaft
- Populismus: Idee einer Großen Nationalversammlung die alle wirtschaftlichen und sozialen Interessen vertritt
Geschichte der Türkei nach der Atatürk-Ära
Nachdem am 10. November 1938 Atatürk starb, wurde sein enger Weggefährte Ismet Inönü der zweite türkische Staatspräsident. Inönü war bestrebt, die Modernisierung der Türkei fortzuführen und die außenpolitische Neutralität beizubehalten.
Nach dem Ausbruch des Zweiten Weltkriegs wurde es immer schwieriger, die außenpolitische Neutralität zu wahren. Sowohl Nazideutschland als auch die Alliierten versuchten, die Türkei auf ihrer Seite in den Krieg einzubeziehen. Am 1. August 1944 brach die Türkei die diplomatischen Beziehungen zum Deutschen Reich ab und erklärte am 23. Februar 1945 Deutschland und Japan symbolisch den Krieg, um anschließend die UN-Charta mit zu unterschreiben.
Nach dem Kriegsende drängte die Sowjetunion die Türkei zu Grenzkorrekturen an der Ostgrenze und versuchte, Kontrolle über die türkischen Meerengen zu bekommen. Der Versuch der Sowjetunion, Kontrolle über die Türkei auszuüben, führte dazu, dass die Türkei ihre außenpolitische Neutralität aufgab. Sie versuchte nun ihre Bindung an die USA zu intensivieren und wollte daher in die NATO eintreten. Nach anfänglicher Ablehnung, vor allem durch die europäischen NATO-Mitglieder, wurde die Türkei 1952, gemeinsam mit Griechenland, Mitglied in der NATO. Diese Entscheidung wurde durch die Teilnahme der Türkei auf amerikanischer Seite am Korea-Krieg von 1950 begünstigt.
1946 wurde in der Türkei zum ersten Mal eine zweite politische Partei zugelassen. Die DP (Demokratische Partei) errang bei den Wahlen am 14. Mai 1949 die Mehrheit der Stimmen. Damit endete die seit Republikgründung herrschende Einparteienherrschaft der CHP. Die DP unter ihrem Ministerpräsidenten Adnan Menderes führte in seiner Regierungszeit zwischen 1950 und 1960 eine stärkere wirtschaftliche Liberalisierung durch. Trotz eines raschen wirtschaftlichen Wachstums nahmen die sozialen Spannungen in der Türkei nun stärker zu als zuvor. Zunehmend ging die DP dazu über, die oppositionelle CHP politisch zu unterdrücken.
1960 putschte sich das Militär an die Macht, um die Staatskrise, die durch Spannungen zwischen den politischen Parteien ausgelöst wurde, zu beenden. Menderes und andere Politiker wurden unter Korruptions-Vorwurf zum Tode verurteilt und 1961 gehängt. Nachdem das Militär 1961 eine neue Verfassung einführte, gab es die Macht an eine Zivilregierung ab. Die neue Verfassung beinhaltete moderne wirtschaftliche und soziale Prinzipien und Gesetze, die die Unterdrückung der Opposition verhindern sollten.
1963 schloss die Türkei mit der damaligen EWG ein Assoziations-Abkommen ab.
Aber auch die Folgeregierung konnte die Probleme nicht in den Griff bekommen. Linke und rechte Terror-Aktivitäten nahmen zu und die Wirtschaftslage verschlechterte sich rapide. 1971 griff die Armee erneut ein und es kam zu repressiven Maßnahmen gegenüber der Bevölkerung.
Das Militär putschte sich 1980 zum dritten Mal an die Macht. Auslöser war die sehr instabile Phase in den 70er-Jahren, die durch wechselnde politische Koalitionen, politische und wirtschaftliche Instabilität und Terrorakte durch das extrem rechte und linke politische Spektrum geprägt war. Das Militär unter General Kenan Evren verhängte über das Land das Kriegsrecht und verbot alle politischen Parteien. Nachdem es November 1982 durch einen Volksentscheid die dritte türkische Verfassung eingeführt hatte, gab es die Macht 1983 wieder an eine Zivilregierung ab.
Nach der Stichwahl zum Parlament im November 1983 gewann die konservative Mutterlandspartei (ANAP) unter dem Wirtschaftsfachmann Turgut Özal die Wahl. Özal leitete in seiner Regierungszeit marktwirtschaftliche Reformen ein und vereinte in seiner Mutterlandspartei Technokraten, aber auch islamische Kreise. Nachdem Özal zum Staatspräsidenten gewählt wurde, wurde 1989 Yıldırım Akbulut Regierungschef.
Die 90er-Jahre waren in der Türkei wieder durch wechselnde politische Mehrheiten und ständige Neuwahlen gekennzeichnet. Nachfolger von Akbulut wurde 1991 Mesut Yılmaz. Nachdem die ANAP die Wahlen verlor, wurde 1993 Tansu Çiller mit ihrer Partei, der DYP, Regierungschefin.
Mitte der 90er-Jahre stieg die Unzufriedenheit der Bevölkerung mit der Regierung und den etablierten Parteien stark und alte Splitterparteien sowie neue Parteien konnten bei den Wahlen seitdem große Erfolge erlangen. So ging aus den Parlamentswahlen am 24. Dezember 1995 zum ersten Mal in der türkischen Geschichte eine islamistische Partei, die Wohlfahrtspartei (RP), als stärkste politische Kraft hervor. Da sie keine Koalitionspartner fand, erhielt die zweitstärkste Kraft, die DYP, den Auftrag die Regierung zu bilden. Die DYP ging mit der ANAP eine Koalition ein.
Am 1. Januar 1996 wurde zwischen der EU und der Türkei eine Zollunion eingeführt.
Die Koalition zwischen der DYP und ANAP hielt aber nicht lange, weil Mesut Yılmaz nach einem Misstrauensvotum im Juni 1996 zurücktreten musste. Daraufhin bekam die RP im Juni 1996 unter Necmettin Erbakan den Auftrag, die Regierung zu bilden. Die RP ging mit der DYP eine Koalition ein. Mit seiner Politik geriet Erbakan in Widerspruch zu der von Kemal Atatürk begründeten laizistischen Staatsdoktrin, als deren Stützen sich vor allem die Militärs sahen. Am 30. Juni 1997 musste Necmettin Erbakan auf Druck der Militärs zurücktreten.
Am 17. August 1999 verwüstete ein schweres Erdbeben İzmit und die Marmararegion. Bei diesem verheerenden Erdbeben kamen 20.000 Menschen ums Leben, auch in Folge der mangelhaften Einhaltung der Bauvorschriften. Vor allem die ärmsten Bevölkerungsteile leiden bis heute unter den Folgen.
Nach einer weiteren kurzen Regierungsphase (Juni 1997–November 1998) von Mesut Yılmaz war Ecevit (zu dieser Zeit in der DSP (Demokratische Links Partei)) unter wechselnden Koalitionen zusammen mit der ANAP, der DYP und der rechtsextremen MHP (Partei der Nationalen Bewegung) bis 2002 Ministerpräsident.
Nach den Wahlen am 3. November 2002 gewann die neu gegründete, islamisch orientierte AKP die Wahlen. Ministerpräsident wurde zunächst Abdullah Gül. Der Führer und wichtigste Mann der AKP Recep Tayyip Erdoğan durfte dieses Amt nicht übernehmen, da er 1998 wegen der „öffentlichen Äußerung islamistischer Parolen“ (Zitierung eines religiösen Gedichts) verurteilt und vorbestraft worden war. Erst nach Änderung von Gesetzen (Abschaffung des Verbots der politischen Tätigkeit von in dieser Art Verurteilten) konnte er durch eine Nachwahl am 9. März 2003 in der Provinz Siirt am 11. März 2003 das Amt des Ministerpräsidenten übernehmen.
Im November 2003 verübte eine türkische Zelle der Al-Qaida mehrere Bombenanschläge in Istanbul. Ziele der Anschläge, bei denen 60 Menschen starben, waren zwei Synagogen, das britische Konsulat und die Filiale der britischen HSBC-Bank.
Nachdem die damalige EG 1989 einen Antrag der Türkei auf Vollmitgliedschaft abgelehnt hatte, wurde auf dem EU-Gipfel in Luxemburg 1997 entschieden, dass die Türkei für einen Beitritt in Frage kommt. Am 11. Dezember 1999 bekam die Türkei offiziell den Beitrittskandidaten-Status zuerkannt. Auf dem Gipfel von Kopenhagen 2002 setzte die EU fest, dass im Dezember 2004 über die Aufnahme von Beitrittsverhandlungen entschieden wird. Dazu muss die Türkei die Kopenhagener Kriterien erfüllen.
Im Februar 1994 wurde die gewählte kurdische Parlamentarierin der DEP-Partei (Leyla Zana) unter dem Vorwurf verfassungsfeindlichen Handelns inhaftiert. Mitte 2004 wurden sie und drei weitere inhaftierte DEP-Abgeordnete nach heftigem Druck der EU freigelassen.
Am 17. Dezember 2004 entschieden die Staats- und Regierungschefs der EU in Brüssel, dass ab dem 3. Oktober 2005 mit der Türkei Verhandlungen über den EU-Beitritt aufgenommen werden. Voraussetzungen dafür sind jedoch die Fortsetzung der begonnenen Reformen, eine weitere Verbesserung der Menschenrechtssituation und insbesondere die Unterzeichung eines Abkommens über eine Zollunion mit den 10 neuen EU-Mitgliedsstaaten, darunter auch Zypern, noch vor Beginn der Verhandlungen am 3. Oktober 2005.
Siehe auch: Exil in der Türkei 1933–1945, Türkischer EU-Beitritt