Straßentheater
Das Straßentheater hat seine Ursprünge im Arbeitertheater, das zur Zeit der Sozialistengesetze in Deutschland (1879-90) entstand und auflebte, sowie im kommunistisch geprägten Agitprop der Russischen Revolution. In der Bundesrepublik Deutschland wurde es während der Studentenunruhen in den 60er Jahren des 20. Jahrhunderts wiederentdeckt und erfreute sich auch in Polen bis zum Ausrufen des Kriegsrechtes 1981, das ein Versammlungsverbot beinhaltete, größerer Beliebtheit.
Straßentheater ist Kultur von unten. Es hat proletarische Wurzeln und verfolgt fast immer politische Ziele. Anders als das herkömmliche Theater ist es keine Veranstaltung für Eliten, sondern richtet sich direkt an alle Menschen. Deswegen wird es vornehmlich, wie sein Name impliziert, auf Straßen gespielt, aber auch in Gaststätten, Jugendclubs und Gewerkschaftsräumen.
Die Ästhetik tritt beim Straßentheater in den Hintergrund, während den Inhalten der Stücke eine größere Bedeutung zukommt. Das Straßentheater möchte Publikum anlocken, es an eine Problematik heranführen und schließlich eine Zielperspektive, die sich im Einklang mit seiner politischen Ausrichtung befindet, aufzeigen. Das Straßentheater kommt ohne ein herkömmliches, begrenztes Repertoire aus und verlässt sich auf die kreativen Kräfte, die durch Improvisation hervorgerufen werden können.
Straßentheater ist eine Form der Kollektivkunst, die von Laiendarstellern ausgeübt wird. Durch die Ablehnung der traditionellen und künstlich geschaffenen Formen ist es näher am Leben als das eigentliche Theater. Zur Verstärkung seiner Botschaft setzt es oft Sprechchöre, Plakate, Video- und Tonaufnahmen sowie Spruchbänder ein. Es ist üblich, dass das Publikum während einer Darbietung in diese selbst mit einbezogen wird.
Von Seiten des etblierten Theaters wird das Straßentheater häufig als dilettantisch und agitatorisch kritisiert.