Syców
Syców (deutsch: Groß-Wartenberg) ist eine Stadt mit 10.944 Einwohnern (2003) im Kreise Oels (Powiat Oleśnicki) der polnischen Woiwodschaft Niederschlesien. Bis 1945 war Groß Wartenberg eine Stadt im Kreise Oels des preußischen Regierungsbezirks Breslau und zählte 1939 3089 Einwohner. Der Name "Groß Wartenberg" wurde erst um 1880 eingeführt, früher hieß die Stadt "Wartenberg" oder zuletzt "Polnisch-Wartenberg".
Stadtwappen
Das Stadtwappen von Groß Wartenberg zeigt im Schwarz einen geharnischten Trompeter (Fürsten?), der ins Horn stösst, auf einem weißen Ross. Um die Reiterfigur schweben drei goldene Sterne. Ein älteres Wappen zeigte auch einen weißen Jagdhund, der neben dem Ross lief.
Kleine Zeittafel zur Stadtgeschichte
- Ende des 12. Jahrhunderts: der Ort und die Gegend werden erstmalig als "districtus Syczow sive Wartinbergk" in einer Urkunde des Bistums Breslau erwähnt.
- 1276: ein Albert von Schmollen wird als castellanus in Wrathenberc" bezeichnet, welches darauf hinweist, daß die Stadt schon vor diesem Datum ein wichtiger Ort an der Handelsstraße Breslau -Kalisch - Thorn war. Es bezeugt auch das Vorhandensein einer festen Burg, die außerhalb der Stadt lag.
- 1287: die Stadtpfarrkirche wird erwähnt.
- 1293. durch Erbteilungen des Herzogtums Breslau fällt Wartenberg an das Herzogtum Glogau.
- 1320: die Stadt kommt zum Herzogtum Oels.
- 1369: Wartenberg bekommt das Stadtrecht. Aus diesem Jahre kennen wir auch das erste Stadtsiegel.
- 1400 (um): die Piasten erbauen die Stadtpfarrkirche zu den Heligen Aposteln Peter aund Paul.
- 1489: nach dem Tode des letzten piastischen Herzogs von Oels wird das Ländchen mit Wartenberg als erledigtes Lehen vom König Vladislav I. Jagellonicus von Böhmen eingezogen. Der König trennt Wartenberg vom Herzogtum Oels ab und schafft eine Freie Standesherrschaft, die bis 1517 im Besitz der Herren von Haugwitz bleibt.
- 1529 - 1571: die Standesherrschaft ist Eigentum der Freiherren von Maltzahn.
- 1571: Elisabeth von Maltzan verkauft die Standesherrschaft für 133.000 Gulden an den Freiherrn Georg von Braun (Ahne des Wernher von Braun'). Unter Braun kommt die Stadt zur Blüte: er fördert das Handwerk und schützt die Bauern auf seinen Gütern.
- 1591: Georg Wilhelm von Braun verkauft die Standesherrschaft für 140.000 Taler an Abraham Burggraf von Dohna-Schlobitten. Dohna, glühender Katholik, gibt sämtliche protestantisch gewordene Kirchen in der Standesherrschaft an den katholischen Klerus zurück.
- 1594: Burggraf Dohna beginnt unweit der alten Burg den Bau eines neuen Schlosses ; die Arbeiten dauern bis 1608.
- 1610 (um): um die Stadt vom gleichnamigen Deutsch-Wartenberg (heute poln. Otyń) im Kreise Grünberg zu unterscheiden, nennt man sie ab nun Polnisch-Wartenberg.
- 1734: Ernst Johann von Biron, späterer kurzzeitiger Herzog von Kurland, erwirbt die Standesherrschaft, die bei seinen Nachkommen bis 1945 bleibt.
- 1741: Wartenberg kommt mit Schlesien zu Preußen und wird zur Hauptstadt eines Kreises von zusammen 813,89 qkm. In der preußischen Zeit wird die Stadt zu einem wichtigen Zentrum der Leinenweberei.
- 1758: 863 Einwohner.
- 1805: die Stadtmauer wird abgerissen.
- 1825: 1867 Einwohner. Viele Weber emigrieren nach Kongresspolen in die Städte Kalisz und Zgierz.
- 1853: das Schloss wird vergrößert und im Tudorstil umgebaut.
- 1880: die Stadt hat 214 Häuser und 2320 Einwohner, davon 1306 Evangelische, 887 Katholiken und 127 Juden. Die Bevölkerung ernährt sich von der Land-und Forstwirtschaft und dem Handwerk und Handel. Im Kreise Wartenberg gibt es etwa 57% der Einwohner, die sich zur polnischen Nationalität bekennen.
- 1888: die Stadt wird in Groß Wartenberg umbenannt.
- 1920: 382,59 qkm des Kreises werden von der Versailler Konferenz der Republik Polen zugesprochen.
- 1945, Januar: die Stadt fällt völlig unversehrt in die Hände der Sowjetarmee, die hier bis zum Sommer 1945 haust. Die Stadt (u.a. das Rathaus) und das Schloss werden geplündert und angezündet. Beim Einzug der neuen, polnischen Verwaltung liegt die halbe Stadt in Trümmern.
- 1946: die Stadt hat 2600 Einwohner.
- 1961: 4277 Einwohner.
- 1970: 5637 Einwohner.
Die Freien Standesherren von Wartenberg
- Heinrich von Haugwitz, 1494;
- Freiherr von Briskowitz, bis 1530;
- Zdenko Leo von Rosenthal, 1530 - 1552;
- Joachim I. Freiherr von Maltzan, 1552 - 1556;
- Johann Bernhard von Maltzan, 1556 - 1569;
- Joachim II. von Maltzan, 1569 - 1571;
- Georg von Braun, 1571- 1582;
- Georg Wilhelm von Braun, 1582 - 1589;
- Abraham Burggraf von Dohna-Kreschen, 1589 - 1613;
- Karl Hannibal I. von Dohna, 1613 - 1633;
- Maximilian Ernst von Dohna, 1633 - 1639;
- Otto Abraham von Dohna, 1639 - 1646;
- Johann Georg von Dohna, 1646 - 1683;
- Karl Hannibal II. von Dohna, 1683 - 1711;
- Alexander von Dohna-Schlobitten, 1711 - 1728;
- Christoph Albrecht von Dohna, 1728 - 1734;
- Ernst Johann Graf von Biron, 1734 - 1741;
- Bernhard Christoph von Münnich, 1741;
- Preußische Krone, 1741 - 1762;
- Bernhard Christoph von Münnich (2.Mal), 1762 - 1763;
- Ernst Johann Herzog von Biron-Kurland (2. Mal), 1763 - 1769;
- Karl Prinz von Biron-Kurland, 1769 - 1801;
- Gustav Calixt Pr. von Biron-Kurland, 1801 - 1821;
- Karl Friedrich Wilhelm Pr. von Biron-Kurland, 1821 - 1848;
- Calixt Pr. von Biron-Kurland, 1848 - 1882;
- Gustav Pr. von Biron-Kurland, 1882 - 1940;
- Carlos Pr. von Biron-Kurland, 1940 - 1945.
- Die Familie trägt den Namen " Prinz von Biron-Curland". Heute (2005) in München wohnhaft.
Industrie
- In der Stadt wirken etwa 15 größere Firmen, die u.a. Möbel-, Lebensmittel- und Landwirtschafts-Maschinenindustrie repräsentieren. Arbeitslosigkeit (2004): 25,9 %.
Schulwesen
Die Stadt hate folgende Schulen:
- ein Gymnasium (polnisches Gymnasium: 7.- 9. Klasse);
- sechs Grundschulen;
- drei städtische Kindergärten;
- einen privaten Kindergarten.
Religionen
Die Mehrheit der Einwohner ist römisch-katholisch, es gibt aber auch eine evangelische Gemeinde mit eigener Kirche.
Sehenswürdigkeiten
- Katholische Stadtpfarrkirche zu den Heiligen Aposteln Peter und Paul, gotisch, 15. Jahrhundert;

- Evangelische Pfarrkirche zu den Heiligen Aposteln Johannes und Peter, (ehemalige Schlosskirche), erbaut 1785 - 1789 von Carl Gotthard Langhans, Klassizismus;
- Ehemaliger Torturm der Stadtmauer, gotisch, 15. Jahrhundert;
- Stadtpark (früher Schlosspark), angelegt 1813, mit schönen Skulpturen, die teilweise aus dem 1945 zerstörten Schloss stammen.
Söhne und Töchter der Stadt
- Christian Friedrich Lessing, Botaniker, hier geb. 1809;
- Karl Friedrich Lessing, Maler, geb. 1808 in Breslau, verlebte hier seine Kindheit und frühe Jugend. Die Brüder waren Großneffen des Gotthold Ephraim Lessing.
Literatur
- Jan Władysław Grabski, 200 miast wróciło do Polski, Poznań 1948;
- Traud Gravenhorst, Schlesien - Erlebnisse eines Landes, Breslau 1938
- Hugo Weczerka (Hg.), Schlesien, Stuttgart 1975.