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Günther Rall

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GenLt. a.D. Günther Rall zu Besuch im „Deutsch-Kanadischen Luftwaffenmuseum e.V.“ am 26. November 2004 im Baden-Airpark von Rheinmünster-Söllingen

Günther Rall (* 10. März 1918 in Gaggenau) ist Generalleutnant a.D. der Bundeswehr und war während des Zweiten Weltkrieges Offizier und Jagdflieger in der Luftwaffe. Mit 275 bestätigten Abschüssen ist er einer der Piloten mit den meisten Abschüssen in der Geschichte der Militärluftfahrt und wird daher heute noch als Fliegerass bezeichnet. Bei insgesamt 621 Feindflügen wurde Rall fünf Mal abgeschossen.

1956 trat Rall in die Bundeswehr ein, die er nach Verwendungen als Inspekteur der Luftwaffe und als ständiger Vertreter im Militärausschuss der NATO 1975 mit seiner Zurruhesetzung verließ.

Seinen Lebensabend verbringt er im oberbayerischen Bad Reichenhall.

Leben

Kindheit und Jugendjahre

Am 10. März 1918 wurde Günther Rall in Gaggenau geboren. Er wuchs gemeinsam mit seiner älteren Schwester Lotte in einem konservativ-protestantisch geprägten Elternhaus auf. Sein Vater Rudolf war zu jenem Zeitpunkt Prokurist bei den Gaggenauer Eisenwerken, später zog die Familie nach Stuttgart, wo er sich als selbstständiger Kaufmann betätigte. Er war außerdem Mitglied im „Stahlhelm“ und stand, „im Herzen Monarchist[1], der DNVP nahe. Minka, Günther Ralls Mutter, war sehr im kirchlichen Gemeindeleben engagiert und erzog ihre Kinder dementsprechend. Günther Rall besuchte das humanistisch geprägte Karls-Gymnasium in Stuttgart, ehe er 1935 auf die NAPOLA in Backnang wechselte, wo er im darauf folgenden Jahr sein Abitur machte.

Militärische Laufbahn

Wehrmacht

Rall beim Aussteigen aus seiner Me 109 nach seinem 250. Luftsieg (Nov. 1943)

Nach dem Reichsarbeitsdienst trat er am 4. Dezember 1936 als Offizieranwärter in das Heer beim Infanterieregiment 13 ein. Bereits 1938 wechselte er zur Luftwaffe, wo er dem JG 52 zugeteilt worden war, bei dem er auch die meiste Zeit des Zweiten Weltkrieges verbringen sollte. Seinen ersten Luftsieg errang er am 18. Mai 1940 bei Metz. Diesem sollten im Verlauf des Krieges noch 274 weitere bestätigte Luftsiege folgen. 1941 kam das Geschwader bei den Kämpfen von Kreta sowie beim Unternehmen Barbarossa zum Einsatz. Die Zeit von November 1941 bis Juli 1942 musste er wegen einer schweren Rückenverletzung im Wiener Universitätsklinikum verbringen, wo er seine spätere Ehefrau kennenlernte. Rall wurde wegen seiner Erfolge von der Propaganda zum Idol stilisiert und erhielt hohe Auszeichnungen. Diese Begleiterscheinung half ihm im Jahre 1943, ein gegen ihn gerichtetes Verfahren ohne Konsequenzen zu überstehen. Dabei ging es um den Umstand, dass seine spätere Frau im Jahre 1938 in Wien mehreren jüdischen Bürgern nach dem Anschluss Österreichs bei der Ausreise half.[2]

Im Jahre 1944 wurde er zur Reichsverteidigung in den Westen beordert, wo er Gruppenkommandeur im JG 11 wurde. Nach seiner Beförderung zum Major war er in den letzten zwei Kriegsmonaten Kommodore des JG 300, ehe er bei der Kapitulation in Kriegsgefangenschaft geriet, aus der er bereits im August 1945 entlassen wurde. Nach der Entlassung kam Rall zunächst beim Abholzen von Wäldern im Südwesten Deutschlands zum Einsatz, die wegen einer Borkenkäferplage notwendig wurden. Später arbeitete er bei der Firma Siemens & Halske. Seine Frau verdiente in der Nachkriegszeit ihr Geld als Ärztin in einem Kinderkrankenhaus, später beim Internat Schloss Salem (Baden), wo auch er selbst zeitweise beschäftigt war.

Bundeswehr

Neujahr 1956 wurde Rall als Major in die Bundeswehr übernommen. Von September 1956 bis März 1957 erfolgte die Ausbildung auf amerikanischen Flugzeugmustern, der T-6 und den strahlgetriebenen T-33 und F-104 Starfighter. Im Anschluss konnte er seine Erfahrungen in einer Verwendung als Inspizient der Jagdflieger im Allgemeinen Luftwaffenamt und als Leiter des Arbeitsstabs F-104 einsetzen. Nach Teilnahme an einem Lehrgang am NATO Defense College in Paris 1964 und einer letzten aktiven fliegerischen Verwendung als Kommodore des JaboG 34 in Memmingen von 1964 bis 1966 wurde er auf Dienstposten in verschiedenen Kommandobehörden verwendet:

Rall als Inspekteur der Luftwaffe

Geriet Günther Rall wegen der Unfälle mit dem „Starfighter“, die in seine Amtszeit fielen, bereits zuvor in Kritik, so war es eine Reise im Jahre 1974, die zu seiner Entlassung führte: Rall war der Einladung eines im heutigen Namibia lebenden ehemaligen Kameraden gefolgt, dieses Land und auch dessen damalige Mandatsmacht, die Republik Südafrika, zu besuchen. Diese war damals wegen der dort herrschenden Apartheid international nicht salonfähig. Obwohl die Reise privaten Charakter trug, führte der daraufhin folgende Druck, welchen Medienvertreter (Rall nennt in seinen Memoiren hierzu konkret das Magazin „Stern“) auf Rall und den damaligen Verteidigungsminister Georg Leber ausübten, dazu, dass Rall am 13. Oktober 1975 sein Amt niederlegen musste.

Rall blieb auch nach seiner aktiven Dienstzeit der Luftwaffe verbunden. In den Jahren 2004/05 setzte er sich mit anderen ehemaligen Luftwaffen-Generalen gegen die Entziehung des Traditionsnamens „Mölders“ beim Jagdgeschwader 74 ein, den er während seiner Zeit als Inspekteur der Luftwaffe dem Geschwader verliehen hatte. Er konnte sich jedoch nicht gegen die rot-grüne Politik durchsetzen.

Auszeichnungen

Werk

Günther Rall signiert eines seiner Bücher anlässlich eines Vortrags im finnischen Luftfahrtmuseum in Vantaa am 20. Mai 2006
  • Günther Rall: Mein Flugbuch. Erinnerungen 1938-2004. NeunundzwanzigSechs, Moosburg 2004, ISBN 978-3-9807935-3-7

Privates

Während der Kämpfe wurde Rall vier Mal schwer verwundet und verbrachte insgesamt 15 Monate im Lazarett. Bei einem im Jahre 1941/42 in Wien verbrachten Genesungsurlaubes lernte er die Ärztin Hertha Schön kennen, welche er 1943 heiratete. Aus dieser Ehe gingen vier Kinder hervor, von denen zwei kurz nach der Geburt starben. Seit dem 4. Juli 1985 ist Günther Rall verwitwet.

Siehe auch

Commons: Günther Rall – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. So charakterisiert G. Rall seinen Vater in „Mein Flugbuch“ S. 17.
  2. Jochim Käppner, Kurt Kister: Günther Rall über Helden. In: Wochenende/Interview. Süddeutsche Zeitung, 4. April 2009, abgerufen am 7. April 2009.
  3. Homepage des Bundesarchivs