Günter Kochan
Günter Kochan (* 2. Oktober 1930 in Luckau, Niederlausitz; † 22. Februar 2009 in Hohen Neuendorf) war ein deutscher Komponist.
Leben
Kochan studierte von 1946 bis 1950 an der Hochschule für Musik Berlin-Charlottenburg unter anderem bei Boris Blacher, danach bis 1953 als Meisterschüler bei Hanns Eisler an der Deutschen Akademie der Künste in Berlin (Ost). Von 1948 bis 1951 war er beim Berliner Rundfunk beschäftigt. Ab 1950 wirkte er als Dozent, ab 1967 als Professor an der Hochschule für Musik in Berlin. Im Jahre 1972 wurde er mit der Leitung der Meisterklasse für Komposition betraut. Kochan war seit 1985 freischaffend tätig; bis zu seiner Emeritierung im Jahre 1991 blieb er Professor mit Lehrauftrag. Zu seinen Schülern zählten Udo Zimmermann und Friedrich Schenker Von 1965 bis 1992 war er Mitglied der Akademie der Künste, daneben einige Jahre Vizepräsident des Komponistenverbandes der DDR. Der vielfach ausgezeichnete Komponist (er erhielt unter anderem 1964, 1979 und 1987 den Nationalpreis der DDR) lebte in Hohen Neuendorf bei Berlin.
Tonsprache
Kochans erste gültige Komposition, das erste Violinkonzert, ist noch sehr traditionsgebunden und steht Johannes Brahms nahe. Doch Kochan entwickelte schon bald einen recht eigenständigen Stil, der zunächst von seinen Vorbildern Paul Hindemith und Béla Bartók ausging. Er komponierte in einem neoklassischen, virtuosen Stil, der auf einer stark erweiterten Tonalität beruht. In den 1950er Jahren lernte er die Musik Schostakowitschs kennen, die ihn stark beeinflusste. Seine Tonsprache wurde in den 1960er Jahren rauer, schroffer und intensiver. Kochan löste sich allmählich vom Neoklassizismus und bezog immer stärker auch neuere Kompositionstechniken mit ein. Mit Kompositionen wie „Die Asche von Birkenau“ und der Sinfonie Nr.2 erreichte Kochan seinen reifen Stil. Seine Werke der folgenden Jahrzehnte basieren trotz des Einbezugs anderer Kompositionstechniken wie z. B. Aleatorik und einer weiteren Verschärfung der Tonsprache im Wesentlichen auf dem Niveau dieser Werke. Ein besonderes Markenzeichen seiner vitalen, kraftvollen und ausdrucksstarken Musik sind kernige, ungestüme Schlagzeugpassagen. Kochan selbst sieht seinen Unterricht bei Hanns Eisler als ungemein wichtig an. Besonders seine Haltung in Bezug auf das Verhältnis von Musik und Gesellschaft wurde von Eisler entscheidend geprägt. So verliert Kochan nie den Zuhörer aus den Augen, seine Musik soll trotz aller Modernität verständlich bleiben. In der Musikszene der DDR nahm Kochan einen Platz zwischen Tradition und Avantgarde ein; er versuchte, einen Kompromiss aus Sozialistischem Realismus und musikalischen Neuerungen zu realisieren.
Werke
- Orchesterwerke
- Sinfonie Nr.1 mit Chor nach Worten von Paul Wiens (1963/64, verworfen)
- Sinfonie Nr.2 in einem Satz (1967/68)
- Sinfonie Nr.3 mit Sopran-Solo nach einem Sonett von Johannes R. Becher (1972)
- Sinfonie Nr.4 (1983/84)
- Sinfonie Nr.5 (1985–87)
- Sinfonie Nr.6 (2003–06)
- Sinfonietta (1959/60)
- Sinfonietta für Streichorchester (2001/02)
- 2 Konzerte für Orchester (1961/62, 1988–90)
- Divertimento, Variationen über ein Thema von Weber (1964)
- 2 Musiken für Orchester („In memoriam“, 1982, „Und ich lächle im Dunklen dem Leben“ nach Briefen von Rosa Luxemburg, 1987)
- „Herbstbilder“, Metamorphosen für 28 Solostreicher (1990/91)
- Filmmusiken (z.B. „Italienisches Capriccio“, 1962)
- Konzerte
- Klavierkonzert op.16 (1957/58)
- Mendelssohn-Variationen für Klavier und Orchester (1971/72)
- 2 Violinkonzerte (Nr.1 D-Dur op.1, 1950–52, Nr.2, 1980)
- Violakonzert (1973/74)
- 2 Violoncellokonzerte (1967, 1976)
- Konzert für Bläserquintett und zwei Streichergruppen (1975–77)
- Concertino für Flöte und kleines Orchester (1963/64)
- Fantasie für Flöte und Orchester (1965)
- Vokalwerke
- „Der Prozess der Karin Lenz“ (Erik Neutsch), Oper (1971)
- „Die Welt ist jung“, Kantate (1952)
- „Ernst Thälmann“, Kantate (1959)
- „Die Asche von Birkenau“ (Stephan Hermlin), Kantate für Alt und Orchester (1965)
- „Die Hände der Genossen“ (Iannis Ritsos), Kantate für Bariton und Orchester (1974/75)
- „Luther“ (Johannes R. Becher), Melodram (1981)
- Triptychon für Mezzosopran und vier Instrumente nach Rosa Luxemburg (1991)
- Lieder, Massenlieder, Volksliedbearbeitungen
- Kammermusik
- Klavierquintett (1992/93)
- Streichquartett Nr.1 (1973/74)
- Streichquartett Nr.2 (2001–03)
- 5 Sätze für Streichquartett (1961)
- Klaviertrio op.4 (1953/54)
- Violinsonate (1962)
- Violasonate (1984/85)
- Violoncellosonate (1958–61)
- Musik für Altblockflöte und Cembalo (1996)
- 5 Stücke für Kontrabass (1999)
- Sieben Miniaturen für 4 Tuben (1977)
- Klaviermusik
- Klaviersonate (1981)
- Suite op.2 (1952)
- Präludien, Intermezzi und Fugen op.7 (1954)
- 5 Klavierstücke (1971)
- Thema und 12 Variationen (1986)
- Bagatellen und Interludien (1989)
Weblinks
| Personendaten | |
|---|---|
| NAME | Kochan, Günter |
| KURZBESCHREIBUNG | deutscher Komponist |
| GEBURTSDATUM | 2. Oktober 1930 |
| GEBURTSORT | Luckau |
| STERBEDATUM | 22. Februar 2009 |
| STERBEORT | Hohen Neuendorf |