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The Les Humphries Singers

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Die Les Humphries Singers waren eine Gesangsgruppe, die von dem damals in Hamburg lebenden Engländer Les Humphries (1940–2007) im Jahr 1969 gegründet wurde. Sie fiel durch die große Zahl ihrer Sänger verschiedener ethnischer Herkunft auf, die etwas vom Flair der Hippiebewegung und des damals populären Gospel nach dem Vorbild der Edwin Hawkins Singers in die Schlagerwelt einbrachten.

Gruppenkarriere

Ihren ersten großen Hitparadenerfolg hatten die Les Humphries Singers 1970 in den Niederlanden mit dem Gospelschlager To My Father's House, der dort 6 Wochen lang auf dem ersten Platz stand.[6] Vor allem im deutschsprachigen Raum erzielte die Gruppe zahlreiche weitere Single-Hits. Zu den erfolgreichsten und bekanntesten Titeln zählen (We'll Fly You to the) Promised Land, We Are Goin' down Jordan, Old Man Moses, Mexico, Mama Loo und Kansas City.

Ihr Repertoire bestand neben von Humphries selbstverfassten Songs aus Traditionals, Spirituals und Evergreens. Die Gruppe nahm außerdem eine Reihe von Alben mit Medleys von damals aktuellen Hits anderer Interpreten auf. Veröffentlicht wurden die Schallplatten auf Decca Records. Das Kürzel „MGH-Produktion“ steht für Jack Martin, Günter Geyer und Les Humphries. An der Entstehung der Songs und der Entwicklung des Gruppensounds war darüber hinaus auch der gelegentliche Koautor und Arrangeur Jimmy Bilsbury (†2003) aus England maßgeblich beteiligt. Bandleader Humphries begleitete seinen Chor am Piano oder betätigte sich hin und wieder auch selbst als Sänger, wie bei Jennifer Adam auf der 1972er LP Mexico.

Der Leadgesang wurde von verschiedenen Mitgliedern der Gruppe übernommen. Besonders häufig hatte diese Rolle Jimmy Bilsbury, wie auf vielen Titeln besonders der frühen LPs und dem Hit Mexico, und bis zu seinem Austritt aus der Gruppe Mitte 1972 Malcolm Magaron (Rock My Soul, Soolaimon, We Are Goin' down Jordan, Old Man Moses) aus St. Lucia/Karibik. Die Leadsänger/innen anderer Single-Hits waren beispielsweise Enry David bzw. nur im Studio Barbara Johnson (To My Father's House), Dornée Edwards (†2006; Promised Land), Barry St. John (Take Care of Me), John Lawton (Mama Loo), Earl Jordan (Carnival) und Dave O'Brien (Kansas City zusammen mit Bilsbury und Lawton). Während des etwa achtjährigen Bestehens der Gruppe gehörten außerdem Peggy Evers, Goldy Kloen, Tina Werner, Victor Scott, Judy Archer, Liz Mitchell, Christopher Yim, Jürgen Drews, Elvira „Puppa" Herbert (†), Linda Übelherr, Sheila McKinlay, Claudia Schwarz, Don Adams und Emily Woods sowie kurzzeitig Myrna David, Henner Hoier, Gail Stevens und Lil Walker dazu. Mit der Zeit wurde der Chor von ursprünglich 8 auf bis zu 16 Sänger erweitert. Einige der neuen Gesichter waren aber auch schon an früheren Studioaufnahmen beteiligt.

Bei Auftritten wirkte die Gruppe stets ungezwungen und gutgelaunt. Hinter den Kulissen jedoch sorgte der rigorose Führungsstil des oft als schwierig und jähzornig beschriebenen Bandleaders und früheren Royal Marines Les Humphries häufig für Spannungen. Malcolm Magaron und Liz Mitchell sowie Enry und Myrna David stiegen schon Mitte 1972 aus. Ein Jahr zuvor hatten Henner Hoier, Dornée Edwards und Goldy Kloen den Chor bereits verlassen. Als im Sommer 1974 auch Tina Kemp ausstieg, waren von den ersten Besetzungen während des Jahres 1970 nur noch Jimmy Bilsbury, Peggy Evers, Judy Archer und Victor Scott dabei.

Unter musikalischer Leitung von Humphries und Hans Hammerschmid begleiteten die Singers Hildegard Knef 1971 auf deren Album Worum geht’s hier eigentlich? und traten mit der Chansonsängerin gemeinsam in verschiedenen TV-Sendungen auf.

Für die erste Hitversion der Single Mexico war Humphries als alleiniger Autor angegeben, obwohl der Text nahezu identisch mit Jimmy Driftwoods The Battle of New Orleans (Schlacht von New Orleans 1815) war, das auch in den Versionen von Johnny Horton und Lonnie Donegan im Jahre 1959 bekannt wurde. Um wenigstens künftige Tantiemenzahlungen in Anspruch nehmen zu können, verpasste Humphries dem Lied einen neuen, dem Original aber sehr ähnlichen Text.

Im Klamauk-Gangsterfilm Es knallt und die Engel singen spielten die Singers 1974 eine Nebenrolle. John Lawton trat dabei als Sänger und Chicago-Gangster auf. Der Soundtrack zum Film bestand aus bekannten Hits der Gruppe; der Song Do You Kill Me or Do I Kill You wurde parallel dazu als Single veröffentlicht.

Für einen Werbespot des Uhrenherstellers Timex spielten die Les Humphries Singers 1975 den Titel It's Timex Time ein („ticke-ticke-timex“). Die Chormitglieder erhielten als kleines „Dankeschön“ wasserdichte und stoßfeste Uhren, während Les Humphries die vereinbarte Werbesumme kassierte.

1976 vertraten sie im holländischen Den Haag Deutschland als eines von 18 teilnehmenden Ländern beim Eurovision Song Contest mit dem von Ralph Siegel und Kurt Hertha geschriebenen deutschsprachigen Titel Sing Sang Song, der aber nur auf Platz 15 gewählt wurde.

Auflösung und Comeback

Nach dem Misserfolg beim europäischen Schlagerwettbewerb, und da das Publikumsinteresse schon seit geraumer Zeit erheblich nachgelassen hatte, lösten sich die Singers Ende 1976 auf. Les Humphries setzte sich aufgrund von Steuerschulden in seine englische Heimat ab und kehrte erst nach der Verjährung dieses Delikts nach Deutschland zurück. Er lud seine Singers im Oktober 1991 nach Hamburg in die NDR Talk Show ein, und sie bekamen anschließend einen Plattenvertrag beim Label PILZ, wo 1992 das Album Spirit of Freedom entstand. Es folgten eine Deutschland Tournee als Vorgruppe von Howard Carpendale und einige TV-Sendungen. Im Februar 1993 war ihr letzter Auftritt in der Sendung Meine Show mit Dagmar Frederic.

Am 29. Dezember 2007 zeigte der NDR einen ausführlichen Dokumentarfilm von Andreas Fischer über die Gruppe mit dem Titel „Die Les Humphries Singers – Aufstieg und Fall einer Poplegende“, die auch in anderen Programmen wiederholt wird.

Auszeichnungen

Andere Aktivitäten der Mitglieder

Les Humphries war Ende der 1960er Jahre Keyboarder bei der Hamburger Rockgruppe Wonderland, die mit Moscow 1968 einen Top-20-Hit in Deutschland hatte.[7] Jimmy Bilsbury sang in der britischen Rockgruppe Magic Lanterns, deren Single Shame, Shame Ende 1968 die Top-40 in den USA erreichte.[8] Jürgen Drews gehörte den Les Humphries Singers an, bis er 1976 mit Ein Bett im Kornfeld, der deutschen Coverversion von Let Your Love Flow der Bellamy Brothers, den Durchbruch als Solokünstler schaffte. Malcolm Magaron und Liz Mitchell spielten bei der deutschen Produktion des Musicals Hair mit und machten ab Mitte 1972 eigene Schallplattenaufnahmen als Malcolm and Liz sowie in der Formation Malcolm’s Locks. Mitchell erlangte nach der Trennung von Magaron Weltruhm als Sängerin bei Boney M. John Lawton war Mitglied bei der deutschen Progressive-Rock-Gruppe Lucifer’s Friend und ab Mitte der 1970er Jahre Sänger von Uriah Heep. Barry St. John ist als Backgroundsängerin auf zahlreichen Aufnahmen britischer Rock- und Pop-Titel zu hören, zum Beispiel auf 20th Century Boy von T. Rex, The Golden Age of Rock 'n' Roll von Mott the Hoople oder auf dem Pink-Floyd-Album Dark Side of the Moon. Linda Übelherr war auch Mitglied bei der Gesangstruppe Silver Convention. Christopher Yim, der auch schon auf der Bühne mit zwei Kung-Fu-Schwertern zur Show beigetragen hatte, war in den 1980er Jahren Kung-Fu-Lehrer in Dortmund.

The Original Singers

Im Mai 2007 starteten einige ehemalige Mitglieder der Les Humphries Singers mit Bühnen- und TV-Auftritten ohne den einstigen Bandleader als The Original Singers ein Comeback. Sie präsentieren die alten Hits neu aufgenommen, neue Songs und Gospels. Mit dabei: Peggy Evers, Tina Kemp (Werner), Judy Archer und Jürgen Drews.

Diskografie (Auswahl)

Singles Les Humphries Singers

  • Rock My Soul / I Believe - 1970
  • Soolaimon / O, Didn't It Rain - 1970 (als Malcolm & the Les Humphries Singers)
  • Michael / To My Father's House - 1970
  • (We'll Fly You to the) Promised Land / This Ole House - 1971
  • We Are Goin' down Jordan / Jesus, Joseph and Peter - 1971
  • Old Man Moses / Soul Brother Jesus - 1972
  • Take Care of Me / Sing Hallelujah - 1972
  • Mexico / Jennifer Adam - 1972
  • O Come All Ye Faithful / Jingle Bells - 1972
  • Mama Loo / I'm from the South, I'm from Ge-o-orgia - 1973
  • Carnival / Kentucky Dew - 1973
  • Kansas City / Back on Tour Again - 1974
  • Do You Kill Me or Do I Kill You / Hey Mr. Smith - 1974
  • Do You Wanna Rock and Roll? / Rolls Royce Body - 1974
  • New Orleans / Live for Today - 1974
  • Top Szene Hamburg / Run Baby Run - 1975
  • California / London Town - 1975
  • Family Show / Pasadena Town - 1975
  • Spanish Discotheque / Day after Day - 1976
  • Sing Sang Song (deutsch) / Slow Down - 1976
  • Sing Sang Song (englisch) / Just Sit down at the Old Piano - 1976
  • Indian War / Little Sparrow - 1976
  • Going Home / Lonely Soldier - 1977 (LHS with The Pipes and Drums of the Royal Scots Dragoon Guards)
  • Ramba Samba - 1992

Solosingles Les Humphries

  • Derrick Pt.1 + Pt.2 - 1974 (Orchester Les Humphries)
  • It Must Be You / Semolina - 1975
  • Che Gama / I Am - 1976

Studioalben

  • I Believe - 1970 (auch als Rock My Soul veröffentlicht)
  • We'll Fly You to the Promised Land - 1971
  • We Are Goin' down Jordan - 1971
  • Old Man Moses - 1971 (auch als Take Care of Me veröffentlicht)
  • Mexico - 1972
  • Mama Loo - 1973
  • Carnival - 1973
  • Kansas City - 1974
  • One of These Days - 1974
  • Live for Today - 1975
  • Family Show - 1975
  • Sing Sang Song - 1976
  • Spirit of Freedom - 1992

Medley-Alben

  • Singing Explosion - 1970 (Orchestra and Chorus Les Humphries)
  • Singing Revolution - 1971 (Orchestra and Chorus Les Humphries)
  • Singing Kaleidoscope - 1971 (The LHS and Orchestra)
  • Singing Detonation - 1972 (The LHS and Orchestra)
  • Singing Rotation - 1972 (The LHS and Orchestra)
  • Rock 'n' Roll Party - 1974 (The LHS and R.&R.-Band)

Kompilationen

  • The World of the Les Humphries Singers - Decca 1973
  • The Golden World of the Les Humphries Singers - Decca 1974
  • Die 20 größten Hits - Arcade 1976

Dokumentation

Die Les Humphries Singers - Aufstieg und Fall einer Poplegende (NDR, 2007. 90-minütiger Dokumentarfilm von Andreas Fischer)

Einzelnachweise

  1. Günter Ehnert (Hrsg.): Hit-Bilanz, Deutsche Chart Singles 1956-1980. Taurus-Press, Hamburg 1990, ISBN 3-922542-24-7, S. 103.
  2. hitparade.ch, The Les Humphries Singers
  3. austriancharts.at, The Les Humphries Singers
  4. Günter Ehnert (Hrsg.): Hit-Bilanz, Deutsche Chart LP's 1962-1986. Taurus-Press, Hamburg 1988, ISBN 3-922542-29-8, S. 57.
  5. austriancharts.at, The Les Humphries Singers, LPs
  6. Liste der Nummer-Eins-Hits in den Niederlanden (1970)
  7. Günter Ehnert (Hrsg.): Hit-Bilanz, Deutsche Chart Singles 1956-1980. Taurus-Press, Hamburg 1990, ISBN 3-922542-24-7, S. 221.
  8. Joel Whitburn: The Billboard Book of Top 40 Hits. 7. Auflage. Billboard Books, New York 2000, ISBN 0-8230-7690-3, S. 394.


VorgängerAmtNachfolger
Joy FlemingDeutschland beim Eurovision Song Contest
1976
Silver Convention