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M16 (Gewehr)

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M16A2
Allgemeine Information
Zivile Bezeichnung AR-15
Militärische Bezeichnung M16
Einsatzland Vereinigte Staaten, Israel, Libanon
Entwickler/Hersteller ArmaLite, Colt / Colt, Fabrique Nationale
Produktionszeit 1960 bis heute
Modellvarianten AR-15 (Colt Models 601 & 602); XM16E1; M16A1; M16A2; M16A3; M16A4
Waffenkategorie Sturmgewehr
Ausstattung
Gesamtlänge 1006 mm
Gewicht (ungeladen) 3,58 kg
Lauflänge 508 mm
Technische Daten
Kaliber 5,56 x 45 mm NATO (.223 Remington)
Mögliche Magazinfüllungen (Standard 30 Patronen) wahlweise 2 / 5 / 10 / 20 / 30 / 40 / 90 / 100 Patronen
Munitionszufuhr Stangenmagazin, Trommelmagazin
Kadenz 600-940 Schuss/min
Feuerarten Einzelschuss/3-Schuss-Feuer/Dauerfeuer
Anzahl Züge 6
Drall Rechts
Ladeprinzip aufschießender Gasdrucklader
Listen zum Thema

Das M16 ist seit 1967 das Standardsturmgewehr der US-Streitkräfte und eines der verbreitetsten Sturmgewehre der Welt.

Entwicklung

M16A2 mit M203-Granatwerfer
Nachfüllen eines M16-Magazins
M16A1

Mit dem von Eugene Stoner und der Firma ArmaLite entwickelten Modell AR-15 wurde einer neuen Tendenz innerhalb der US-Streitkräfte Rechnung getragen. Als Konsequenz aus dem Zweiten Weltkrieg und dem Koreakrieg sowie einem entsprechendem Forschungsprogramm (SALVO) wurde zunehmend die Meinung vertreten, dass eine hohe Kadenz und ein hoher Munitionsvorrat wichtiger als Präzision und Reichweite seien und die Infanteriebewaffnung der Zukunft ein Mittelformat zwischen Gewehr und Maschinenpistole erfordere, ohne dabei Waffenwirkung einzubüßen. Ähnliche Überlegungen hatten bereits auf deutscher Seite im Zweiten Weltkrieg zur Entwicklung einer Mittelpatrone und des ersten Sturmgewehrs (StG 44) geführt. Als man 1957 die Firma ArmaLite mit der Entwicklung einer Reihe von Testmodellen beauftragte, griff diese auf das bereits 1955 durch Eugene Stoner entwickelte AR-10 im alten Kaliber 7,62 × 51 mm NATO zurück. Als Ergebnis konnte 1958 das Modell AR-15 im neuen Kaliber .223 Remington zu Erprobungszwecken an die United States Army geliefert werden. Ab diesem Zeitpunkt war das AR15 System zumindest in den Vorstellungen der meisten Benutzer untrennbar mit der neuen Munition 5,56 × 45 mm NATO verbunden. Das Waffengehäuse besteht aus einer Leichtmetalllegierung, der gerade Schaft aus Kunststoff. Mangels eines erhofften Großauftrages musste die Firma ArmaLite die Rechte an die Firma Colt weiterverkaufen. Dort wurden weitere Testserien und Verbesserungen vorgenommen. Im Sommer 1961, nach erfolgreicher Truppenerprobung, wurde das erste Kontingent von 8.500 Sturmgewehren durch die US Air Force angeschafft. Ende 1964 folgte ein weiteres von etwa 85.000 AR-15 für die US Army sowie weitere 19.000 Stück für die US Air Force. Bis 1966 befanden sich etwa 350.000 Waffen bei amerikanischen Streitkräften.

Trotz der anfänglich erfolgreichen Tests bestand das neuartige Waffenkonzept die erste Praxisprüfung nicht. Da es Probleme beim Nachschub und mit den geforderten Spezifikationen für die 5,56 × 45 mm Munition gab, wurde die Schießpulver-Zusammensetzung geändert, ohne die daraus resultierenden Abweichungen genau zu testen. Das neue Pulver führte zu einer höheren Schussfolge und dadurch zu einer höheren Materialbelastung. Außerdem verschmutzte die Waffe stärker. Anders als beim M14 waren beim M16 die Kammer und der Lauf nicht verchromt, wodurch die Waffe anfälliger für Korrosion wurde. Reinigungszubehör war zunächst nicht vorhanden, also wurde den Soldaten erzählt, das M16 sei eine selbstreinigende Waffe. Dreck und Schmauchspuren im Waffenmechanismus führten jedoch häufig zu teilweise irreparablen Ladehemmungen, was in Gefechtssituationen oft tödlich endete. Es gab mehrfach Berichte über Soldaten, die getötet wurden, als sie ihr M16 zerlegten, um es zu reinigen, was schließlich eine Untersuchung der Vorfälle durch den Kongress nach sich zog.

Ein weiterer Nachteil war der hohe Munitionsverbrauch, da das M16 im Gegensatz zur M14 einen geringeren Rückstoß hatte. Dadurch wurde die Waffe im Dauerfeuer kontrollierbarer, während das M14 mit vollautomatischem Abzug auf Grund seiner starken Munition in diesem Modus kaum kontrollierbar ist. Daher betrachteten viele Soldaten das M16 als „persönliches Maschinengewehr“. Dieses Problem wurde behoben, indem man später die Dauerfeuerfunktion durch einen Feuerstoßmodus zur Abgabe von jeweils drei Schuss ersetzte. Es wurde von amerikanischen Soldaten im Vietnamkrieg berichtet, die ihr AR-15 (M16) gegen ein erbeutetes AK-47 austauschten, was allerdings die Gefahr barg, mit Kämpfern des Vietcong verwechselt und von eigenen Soldaten beschossen zu werden.

Trotz der vielen Ver- und Nachbesserungen hat das M16 seinen schlechten Ruf nie ganz verloren. Die Reinigungsprobleme wurden zwar bis Ende 1967 durch geeignetes Reinigungsgerät, intensive Schulungen und Veränderungen an der Waffe (verchromter Lauf und Patronenkammer ab M16A1) und der Munition größtenteils beseitigt, aber Beschwerden über die schwache Munition waren während des gesamten Vietnamkriegs zu hören.

Das grundsätzliche Problem des AR-15-Systems ist, dass es sich selbst verdreckt. Anstatt eines Gaskolbens mit Antriebsstange gibt es lediglich ein dünnes Röhrchen, welches die leicht rußhaltigen Pulvergase über den Gashahn direkt an den Verschluss bringt. Diese Konstruktion ermöglicht eine große Gewichts- und Rückstoßersparnis und gröbere Verschmutzungen von außen werden dadurch aus der Mechanik gepustet. Die festen Bestandteile des Pulvergases setzen sich aber überall im Verschluss ab und führen je nach Pulversorte schon nach einigen hundert oder tausend Schuss zu Problemen. Dieser Belag ist nur schwer mit scharfkantigen Werkzeugen zu entfernen. Aus diesem Grund gibt es eine Vielzahl verschiedener Reinigungssets allein für AR-15-Waffen.

Trotz der auftretenden Berichte über technische Fehler, vor allem Ladehemmungen und Schmutzanfälligkeit, wurde das AR-15 ab Ende 1967 offiziell unter der Modellbezeichnung M16A1 als Standardsturmgewehr in den Teilstreitkräften der USA eingeführt. Ab 1986 löste das verbesserte Modell M16A2 die ältere A1-Version ab. 1994 ersetzten die Versionen A3 (Vollautomatik) und A4 (Drei-Schuss) die A2-Version.

Verbreitung

M16A2 bei einer Taktikübung mit MILES

Kommerziell erfolgreich wurde das M16 durch das weltweite Interesse an billigen Lizenzbauten und Weiterentwicklungen. Auch die Waffenschmiede FN im belgischen Herstal baute das M16 für den Export in leichterer, halbautomatischer Version. NATO-Staaten wie Kanada, Dänemark und Großbritannien führten das Sturmgewehr als Haupt- oder Ergänzungswaffe bei ihren Streitkräften ein. Besonders im asiatischen Raum, insbesondere Südkorea, erfreut sich die Waffe hoher Beliebtheit, nicht zuletzt wegen ihres verhältnismäßig geringen Gewichts. Im Nahen Osten führte Israel das M16 und seine Versionen als Nachfolger für den Kalaschnikow-Ableger Galil ein.

Sonstiges

Schema des M16A2
  • Als das M16 im Vietnam-Krieg das M14 ablöste, bekam es von den GIs den Spitznamen Mattel, nach dem gleichnamigen Spielzeughersteller, da Kolben und Schaft aus Kunststoff bestanden – der Spruch war: „Do it well, with your Mattel“.
  • Ein weiterer Spitzname ist „Sweet Sixteen“ (Süße Sechzehnjährige) der auch in dem im Comicstil verfassten „PS-Magazine“ The Preventive Maintenance Monthly[1][2] in Vietnam ausgegebenen Heft zur Wartung der Waffe auftaucht.
  • Das M16 wurde in früheren Jahren des Krieges schlicht „The Black Rifle“ (Das Schwarze Gewehr) genannt. Dieser Spitzname ist als Wertschätzung zu verstehen, da das M16 trotz der vielen Probleme „gute Dienste“ leistete.

Siehe auch

Literatur

  • Visier Special Nr. 37, M 16 & AR-15 : die Erfolgsstory eines Selbstladers - von der Militärwaffe zum Sportgewehr, Vogt-Schild Deutschland, ISBN 3-9809243-5-1
Commons: M16 – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien