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Linienschwärmer

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
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Linienschwärmer

Linienschwärmer (Hyles lineata)

Systematik
Klasse: Insekten (Insecta)
Ordnung: Schmetterlinge (Lepidoptera)
Familie: Schwärmer (Sphingidae)
Unterfamilie: Macroglossinae
Gattung: Hyles
Art: Linienschwärmer
Wissenschaftlicher Name
Hyles livornica
(Esper, 1779)

Der Linienschwärmer (Hyles livornica) ist ein Schmetterling (Nachtfalter) aus der Familie der Schwärmer (Sphingidae).

Beschreibung

Die Falter erreichen eine Flügelspannweite von 60 bis 85 Millimetern, wobei die Weibchen durchschnittlich etwas größer werden als die Männchen. Die Fühler sind dunkel olivbraun mit weißer Spitze. Kopf und Rücken sind olivbraun mit weißen Seitenstreifen und weiß gerandeten Tegulae. Der olivbraune Hinterleib weist schwarz-weiße Segmenteinschnitte auf; die ersten beiden Segmente tragen große schwarze und weiße Seitenflecken. Die Vorderflügel sind olivbraun mit hellerem Vorderrand und einem schwach gewellten Längsstreifen, der am Hinterrand nahe der Flügelwurzel als breiter weißer Streifen beginnt, dann gelblich wird und sich allmählich verschmälernd bis in den Apex verläuft, wo er seine Farbe wieder zu weißlichgrau ändert. Das schmale Saumfeld ist grau bis bräunlichgrau. Die weißlichen bis gelblichen Adern kontrastieren auffällig mit der Grundfarbe (deutscher Name!). Der punktförmige Diskalfleck ist weißlich umrandet. Die Hinterflügel sind rosarot mit schwarzer Basis und einer gleichbleibend breiten schwarzen Saumbinde, die Fransen sind weiß.

Ähnliche Arten

Synonyme

  • Sphinx livornica Esper, 1780[1]
  • Phinx koechlini Fuessly, 1781 Arch. Insektengeschichte 1: 1[2]
  • Celerio malgassica Denso 1944[1]
  • Hyles renneri Eitschberger, Danner & Surholt, 1998[1]
  • Celerio saharae Gehlen, 1932[1]
  • Celerio tatsienluica Oberthür, 1916[1]
  • Celerio lineata saharae Stauder, 1921 Dt. ent. Z. Iris 35: 179[2]

Lebensraum

Die Art besiedelt unterschiedlichste Offenlandhabitate, von Halbwüsten, Steppen und Savannen bis zu Oasen, Felsfluren, Trockenhängen, Stränden, offenem Buschwald, Staudenfluren, Ruderalflächen, Weinbergen und Gärten.

Entwicklung

Die Falter fliegen in Nordafrika ab Februar (oder früher) und bilden mehrere nicht scharf zu trennende Generationen aus. Weiter nördlich setzt die Flugzeit später ein. In Mittel- und Nordeuropa werden einwandernde Tiere meist erst ab Mai oder Juni und dann bis September beobachtet. Die Imagines sind vor allem in der Dämmerung und im Morgengrauen aktiv, etwas weniger während der Nacht und bei Tag. Nachts fliegen sie gern Lichtquellen an. Die Raupen findet man in Afrika ganzjährig, in Mitteleuropa nur im Sommerhalbjahr. Sie sind sehr variabel, oft mit gelblicher, grünlicher oder schwärzlicher Grundfarbe und schwarzen, weißen, rosafarbenen und roten Zeichnungen (Längslinien, Augenflecken). Die Bauchseite ist heller, die Seitenlinie weiß. In den Halbwüstengebieten Nordafrikas können die Raupen nach regenreichen Wintern oft zu Hunderttausenden angetroffen werden.

Nahrung

Die Raupen fressen an einer Vielzahl von Pflanzen, wobei Affodill (Asphodelus), Ampfer (Rumex) und Knöteriche (Polygonum) als wichtigste Nahrungspflanzen gelten. Darüber hinaus leben die Raupen an Weinreben (Vitis vinifera, an der sie schädlich auftreten können), Jungfernreben (Parthenocissus), Fuchsien (Fuchsia), Löwenmäulern (Antirrhinum), Wegerich (Plantago), Bohnenähnlichem Jochblatt (Zygophyllum fabago), Stachelknöterich (Emex spinosa), Steppenkerzen (Eremurus), Pelargonien (Pelargonium), Boerhavia, Rüben (Beta), Spargel (Asparagus), Akazien (Acacia), Weidenblatt-Akazie (Acacia saligna), Leinkräutern (Linaria), Kichererbsen (Cicer), Buchweizen (Fagopyrum esculentum, an dem sie auch schon schädlich aufgetreten sind), Baumwolle (Gossypium), Olivenbaum (Olea europaea), Erdbeerbaum (Arbutus unedo), Wolfsmilch (Euphorbia), Skabiosen (Scabiosa), Lein (Linum), und anderen Pflanzen. An Eucalyptus resinifera and E. rostrata gefundene Raupen gelangten nicht zur Verpuppung. Kommt die Art in Mitteleuropa zur Fortpflanzung, dann werden die Raupen meist an Labkräutern (Galium verum und Gallium mollugo) und Weidenröschen (Epilobium) gefunden.

Verbreitung

Hyles livornica ist in den altweltlichen Tropen und Subtropen (Afrika, Asien, Ozeanien, Australien) weit verbreitet und oft zahlreich, in Europa kommt er nur an den Küsten des Mittelmeers und den mediterranen Inseln sowie auf Madeira und den Kanarischen Inseln dauerhaft vor. Als unregelmäßig einfliegender Wanderfalter erreicht er West-, Mittel- und Osteuropa, im Norden bis zu den Britischen Inseln und Fennoskandien, doch auf Grund des rauhen Klimas überleben dort die Puppen oder Raupen den Winter nicht.

Systematik

Früher wurde Hyles livornica für konspezifisch mit dem amerikanischen Hyles lineata gehalten und ist deshalb unter diesem Namen (oder als Celerio lineata ssp. livornica) in der älteren Literatur zu finden. Erst im späten 20. Jahrhundert setzte sich die Erkenntnis durch, daß es sich um zwei unterschiedliche Arten handelt. Da beide Arten unter dem deutschen Namen "Linienschwärmer" geführt wurden, wäre es sinnvoll, sie namentlich zu differenzieren, z. B. als "Amerikanischer Linienschwärmer" und "Altweltlicher Linienschwärmer".

Quellen

Einzelnachweise

  1. a b c d e Hyles livornica (Esper 1780). Fauna Europaea, Version 1.3, 19.04.2007, abgerufen am 3. Januar 2008.
  2. a b A. R. Pittaway: The Hawkmoths of the western Palaearctic. Harley Books 1993, ISBN 0-946-58921-6

Literatur

  • Günter Ebert (Hrsg.): Die Schmetterlinge Baden Württembergs Band 4, Nachtfalter II (Bombycidae, Endromidae, Lemoniidae, Saturniidae, Sphingidae, Drepanidae, Notodontidae, Dilobidae, Lymantriidae, Ctenuchidae, Nolidae). Ulmer Verlag Stuttgart 1994. ISBN 3-800-13474-8
  • Manfred Koch: Wir bestimmen. Schmetterlinge. Band 2. Bären, Spinner, Schwärmer und Bohrer Deutschlands. Neumann Verlag Radebeul 2. Auflage 1964
  • Hans-Josef Weidemann, Jochen Köhler: Nachtfalter, Spinner und Schwärmer, Naturbuch-Verlag, Augsburg 1996, ISBN 3-89440-128-1
Commons: Linienschwärmer – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien