Zum Inhalt springen

Peter Singer

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 28. März 2005 um 13:51 Uhr durch Totti.de (Diskussion | Beiträge) (Überarbeitungshinweis). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.

Peter Albert David Singer (* 6. Juli 1946 in Melbourne, Australien) ist ein australischer Philosoph und Ethiker.

Singer hat in Oxford, an der New York University und der La Trobe University gelehrt und war von 1977-1999 Professor für Philosophie an der Monash University in Melbourne, Australien. 1999 wurde er als DeCamp Professor of Bioethics an das Center for Human Values der Princeton University berufen. 1996 kandidierte er erfolglos für die Grüne Partei um einen Sitz im australischen Senat.

Singers ethischer Ansatz lässt sich dem Utilitarismus zurechnen; das entscheidende Kriterium für die Richtigkeit einer Handlung besteht darin, dass die Präferenzen der Betroffenen möglichst weitgehend erfüllt werden (Präferenzutilitarismus).

Er wendet sich vor allem gegen einen Speziesismus, dem zufolge die Zugehörigkeit eines Lebewesens zur menschlichen Gattung (Spezies) allein bereits von moralischer Relevanz ist. Dies führt dazu, dass einerseits nicht-menschliche Wesen (höher entwickelte Tiere) moralische Berücksichtigung verdienen und dass andererseits nicht-bewussten menschlichen Lebewesen kein uneingeschränktes Lebensrecht zukommt. Entsprechend hält Singer Schwangerschaftsabbrüche für moralisch neutral, die Tötung von Säuglingen moralisch vergleichbar mit der von vergleichbaren nichtmenschlichen Lebewesen (wenngleich er juristisch die Einschlägigkeit des Mordverbots für gerechtfertigt hält) und im Falle von Schwerstbehinderung - je nach Umständen - für legitim bzw. gesollt, und löst damit Kontroversen aus.

Peter Singer gilt aufgrund seines 1975 erschienenen Buchs Animal Liberation als Begründer der modernen Tierrechtsbewegung (Animal Rights Movement). Das Recht der Tiere auf ein leidensfreies Leben hält er nur durch einen konsequenten Veganismus erreichbar.

In seinem einflussreichsten und umfassendsten Buch, Practical Ethics (1979), unternimmt er eine detaillierte Untersuchung, warum und wie Interessen abzuwägen seien. Ein Kernpunkt ist die These, dass die Interessen eines Individuums in erster Line nach den spezifischen Eigenschaften, nicht aber nach der Zugehörigkeit zu einer Gruppe, zu bewerten seien. Demnach ist das Recht der Unversehrtheit des Individuums auf seiner Fähigkeit zu leiden begründet, und das Recht auf Leben in der Fähigkeit, sich seiner Zukunft bewusst zu sein und sie zu planen. Da Säuglingen und vielen Behinderten die zweite Fähigkeit (nicht aber die erste) fehle, rechtfertigt Peter Singer die schmerzlose Euthanasie genannter Individuen sowie Schwangerschaftsabbrüche unter bestimmten Umständen. Mit Aussagen wie

I think that a chimpanzee certainly has greater self-awareness than a newborn baby. There are some circumstances ... when killing the newborn baby is not at all wrong ... not like killing the chimpanzee would be. Maybe it's not wrong at all.

stellt er gesellschaftlich akzeptierte ethische Normen in Frage.

Peter Singers Ansichten sind weltweit kritisiert worden, vor allem, da Singer in keiner Weise die Lebensqualität eines behinderten Menschen einschätzen könne. In Deutschland haben seine Thesen angesichts der während der Zeit des Dritten Reiches durchgeführten Aktion T4 zur "Euthanasie lebensunwerten Lebens" zu besonders deutlichem Widerspruch geführt. Singer selbst versteht diese Angriffe als eine Folge der christlichen Lehre, die Menschen und Tiere weit auseinanderrücke, Menschen eine Seele zuspreche, Tiere aber als seelenlose Dinge betrachte.

Singers ethische Position wird von vielen ulititaristischen Ethikern geteilt, besonders bekannt ist er jedoch durch die explizite Darstellung der sich aus seinem Konzept ergebenden Schlussfolgerungen. Die von ihm aufgeworfenen Kontroversen führt er auf aus dem Zusammenhang gerissene Zitate und ein mangelndes Gesamtverständnis seiner Thesen zurück. Daher hat er versucht, in Writings on an Ethical Life seine Ansichten knapp, aber vollständig zusammenzufassen.

In seinem eigenen Umfeld sah Peter Singer sich der Erkrankung seiner Mutter an Alzheimer ausgesetzt. Obwohl sie nach seiner eigenen These im Spätzustand der Krankheit keine Person mehr war, sprach er sich in diesem Fall nicht für eine Euthanasie aus; diese Haltung wird ihm von seinen Kritikern als "Messen mit zweierlei Maßstab" vorgeworfen.

Peter Singer hält es für nicht akzeptabel, dass Menschen an vermeidbarem Hunger oder Krankheit sterben, während andere im Überfluss leben; daher solle jeder, der dazu in der Lage sei, 10% seines Einkommens zur Bekämpfung des Hungers in der Welt (oder vergleichbarer Zwecke) spenden. Der entstehende Nutzen wiege den vergleichsweise geringen Verlust des Gebers auf. Er selbst führt 20-30% seines Einkommens an Oxfam und UNICEF ab.

Peter Singers Bewertung von Tieren führt ihn auch zu einer Neubewertung sexueller Kontakte zwischen Menschen und Tieren. Solange solche gegenseitig zufriedenstellend seien, hält er sie für akzeptabel. Gesellschaftliche Tabus derselben führt er auf ein Statusdenken zurück, das die Würde des Menschen durch die Begegnung mit dem Tier verletzt.

Peter Singers Schriften