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Voßstraße

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Die Voßstraße liegt im Zentrum von Berlin. Sie verläuft in östlich-westlicher Richtung von der Wilhelmstraße zur Ebertstraße im Bezirk Mitte.

Geschichte

Palais Borsig an der Ecke Voßstraße (links) und Wilhelmstraße, um 1881
Bayrische Gesandtschaft, Voßstraße 3, Berlin (zerstört)
Das Mosse-Palais (links)

Im 18. und 19. Jahrhundert gab es an diesem Standort mehrere große Mietshäuser im Besitz preußischer Aristokraten, von denen einige von Regierungsabteilungen übernommen wurden. Einer dieser Aristokraten war August Graf von Voß-Buch, ein Offizier der preußischen Armee, der auch zeitweise von 1833 bis 1844 der Kommandeur des in Berlin stationierten Kaiser Alexander Garde-Grenadier-Regiment Nr. 1 gewesen war. Nach seiner Pensionierung in 1872 ließ er das als Voßsches Palais bekannte Mietshaus zwischen Wilhelmstraße und Königgrätzer Straße (heute Ebertstrasse) bauen und auch die Verbindungsstrasse ziehen, die seinen Namen trägt.[1]

Eine andere Straße mit dem selben Namen im Berliner Bezirk Tempelhof-Schöneberg wurde nach Johann Heinrich Voss (1751–1826) benannt.[2]

Zu den berühmten Gebäuden der Voßstraße zählte Mitte der 1930er Jahre von der Nordseite mit der Hausnummernvergabe von Ost nach West in der Voßtraße 1 das Palais Borsig an der Ecke zur Wilhelmstraße. Das Palais Borsig wurde von 1875 bis 1877 im Stil der italienischen Hochrenaissance für den deutschen Geschäftsmann und Fabrikant Albert Borsig (1829–1878), Sohn des Lokomotivenkonstrukteurs August Borsig gebaut. Er selber zog jedoch nie dort ein, da er ein Jahr nach Fertigstellung des Hauses verstarb.

In 1875/76 wurde der Erweiterungsbau in der Voßstraße Nr. 35 an das Ministerium für Handel, Gewerbe und öffentliche Arbeiten angeschlossen, das bereits seit 1848 im ehemaligen Gebäude der Gold- und Silbermanufaktur existierte. Das Ministerium, dem auch das Hochbau- und Eisenbahnwesen in Preußen unsterstand, wurde dann erneut bis 1908 um ein weiteres Gebäude in der Voßstraße Nr. 34 erweitert. Im Jahr 1924 übernahm die privatisierte Reichsbahngesellschaft das Eckgebäude der ehemaligen Gold- und Silbermanufaktur und die in der Kaiserzeit angegliederten Häuser in der Voßstraße.

In dem von 1877 bis 1880 errichteten Gebäuden in der Voßtraße 4 und 5 waren von 1880 bis 1935 über die wechselnden politischen Systeme des Deutschen Reiches, der Weimarer Republik und des Dritten Reiches hinweg wiederholt justizministerielle Abteilungen untergebracht; das Reichsjustizamt und dann das Reichsministerium der Justiz.[3]

Im Jahr 1892 wurde das vom Architekten Walter Kyllmann gebaute Palais für die Königliche Bayersiche Gesandtschaft in der Berlin Voßstraße 3 eröffnet.

Zu den berühmten Gebäuden der Voßstraße zählt ebenfalls der Hauptsitz von Mitropa, die von 1916 bis 2002 als Bewirtungs- und Beherbergungsgesellschaft die Versorgung von Reisenden in Bahnhöfen, auf Autobahnraststätten sowie den Betrieb von Schlaf- und Speisewagen bereitstellte und durchführte.

Das Hauptstaatsarchiv Stuttgart verzeichnet im Jahr 1934 den Antrag des Verlags "NS-Kurier" auf Vermietung von Räumen im Dienstgebäude Württembergischen Gesandtschaft bzw. Vertretung in Berlin in der Voßstraße 10 sowie den Antrag des Gaugerichts der NSDAP in Berlin auf Überlassung des Dienstgebäudes. Im Jahr 1937 findet die Veräußerung des Gebäude Voßstraße 10 durch das Land Württemberg statt. [4]

Einige der Steine der Neuen Reichskanzlei an der Voßstraße wurden später für den Bau des Sowjetischen Ehrenmals im Treptower Park verwendet und wie einige Quellen behaupten für die roten Marmorwände im U-Bahnhof Mohrenstraße.[5]

Der Deutsche Gesellschaft e.V. als überparteilicher Bürgerverein zur Förderung politischer, kultureller und sozialer Beziehungen in Europa hat seinen Sitz in der Voßstraße 22 im Mosse-Palais.

Einzelnachweise

  1. Straßennamen der Berliner Stadtbezirke
  2. Vossstrasse, Tempelhof-Schöneberg, Ortsteil Lichtenrade
  3. Das Gebäude des Bundesrates im Berliner Stadtbild 1904 bis 2004, Voßstraße (Nordseite)
  4. [1]
  5. Frances Stonor Saunders: Fascism in ruins, The Guardian, 30. März 2005