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Alter Orient

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Der Begriff Alter Orient bezeichnet die alten Hochkulturen in Vorderasien (Syrien, Palästina, Phönizien und Kleinasien), Mesopotamien und der iranischen Hochebene und schließt manchmal auch umfassender das Alte Ägypten mit ein.

Vorgeschichte

Im "Alten Orient", einem klimatisch günstigen Gebiet zwischen dem Mittelmeer, dem Persischen Golf und den arabischen Wüsten, siedelten sich im 8. und 9. Jahrtausend v. Chr. erste autarke Bauern an. Um 7700 v. Chr. bildete sich eine seßhafte Agrargesellschaft heraus. Die ältesten Städte der Welt, Jericho (8000 v. Chr.) und Çatal Hüyük (7000 v. Chr.) entstanden hier.

Die Geschichte des Alten Orients zwischen 3000 v. Chr. und 550 v. Chr.

Woher die Sumerer stammten ist unklar. Sprachforscher vermuten, dass die sumerische Sprache mit dem Mongolisch, Türkisch oder Ungarischen verwandt sei und schließen daraus, dass die Sumerer von Osten her ins Zweistromland einwanderten. Die Sumerer kultivierten ihr Land durch ein weitverzweigtes Kanalsystem, das von so genannten Priesterfürsten organisiert wurde. Die Priesterfürsten regierten das Land und führten die Tempelwirtschaft ein.

Ende des 4. Jahrtausends v. Chr. bildeten sich größere Städte, die für eine effektivere Bewässerung des Landes sorgten. Die Städte wurden immer wohlhabender, Handwerk und Handel gewannen immer mehr an Bedeutung. Die Siedlungen behielten ihre Selbständigkeit, ein einheitliches Reich gab es zu dieser Zeit nicht. Die steigenden Anforderungen an die Organisation der Tempelwirtschaft bedingten die Entwicklung einer Schrift. Um 2700 v. Chr. wurde die Keilschrift zur Vollendung geführt. Zunächst diente die Schrift nur der Buchhaltung. Weitere Erfindungen, die für die Wirtschaft entscheidende Bedeutung hatten, waren das Rad und die Töpferscheibe. Die wichtigste Stadt der Sumerer war Uruk, die Stadt Gilgameschs. Der Epos dieses Helden gilt als erstes literarische Dokument der Menschen.

Ab 3000 v. Chr. wanderten Nomaden aus dem Norden in das südliche Mesopotamien ein. Die sumerische Königsliste, die auch von einer Sintflut berichtet, dokumentiert diese Wanderungen durch das Auftauchen semitischer Namen. Die Historiker bezeichnen diese Epoche als Frühdynastische Periode, die erst im 23. Jahrhundert v. Chr. endete. In dieser Epoche zerbrach die Einheit von geistlicher und weltlicher Macht. Paläste wurden für die Könige gebaut, die nicht nur der Repräsentation dienten. Die Könige dieser Zeit wurden lugal genannt (= großer Mensch). Ihren Machtanspruch zeigten die Herrscher auch mit ihren Gräbern, indem sie sich mit ihrem Gefolge begraben ließen. Mehrere dieser Königsgräber fand man in der Nähe von Ur.

Unter Sargon von Akkad endete die Frühdynastische Epoche. Sargon I. schuf das erste vorderasiatische Reich, vereinte die vielen Stadtstaaten. Ganz Mesopotamien, Teile Syriens, Irans und Kleinasiens gehörten zu seinem Machtbereich. Die Stadt Akkad wurde zu seinem Regierungssitz. Die akkadische Sprache verdrängte das Sumerische.

Die Eroberungen führten zu wirtschaftlichen und kulturellen Verknüpfungen mit den unterworfenen Völkern bzw. den neuen Nachbarn. Der Zugang zum Persischen Golf ließ einen florierenden Seehandel entstehen. Kulturell beeinflusste Ägypten das Leben im Reich Sargons I. Das zeigte sich in den bildlichen Darstellungen, sowie in der Stellung des Herrschers als Gott bzw. als dessen Stellvertreter.

Akkad herrschte nicht lange, zahlreiche Aufstände und einwandernde Bergvölker (Gutäer) beendeten die Epoche. (Reich von Akkad: um 2235 bis 2094 v. Chr.) Diese erste große Zivilisation blieb aber in den Mythen der Menschen weiter lebendig, so erinnerten noch die Assyrer an Sargon I.

Nach knapp 100 Jahren wurden die Gutäer vertrieben, und die sumerischen Stadtstaaten fanden wieder zu Macht und Größe. Die Stadt Ur wurde erneut zum Zentrum. Die so genannte Ur III-Dynastie dauerte von 2047 bis 1939 v. Chr.. Diese Zeit zeichnete sich durch eine straffe Verwaltung aus und durch die Festlegung von Rechtsverordnungen (Codex Urnammu). Damit endete die sumerische Zeit in Mesopotamien. Die Macht der Städte schwand. Ein weiteres Nomadenvolk, die Amoriter unter König Hammurapi, gewann in den Auseinandersetzungen die Macht.

Babylon unter König Hammurapi und seinen Nachfolgern

Es ist nicht bekannt, wann die Stadt Babylon gegründet wurde. Erst unter Hammurapi (* 1728 v. Chr.; † 1686 v. Chr.) gelangte die Stadt in den Mittelpunkt des Geschehens und wurde so bedeutend, dass die Griechen ganz Mesopotamien als Babylonien bezeichneten. Hammurapi wurde der Nachwelt bekannt, weil er eine der ersten Gesetzessammlungen verfasste (Codex Hammurapi). In 280 Paragrafen regelte das Werk das bürgerliche Recht, das Straf- und Verwaltungsrecht. Es umfasste Einzelfallentscheidungen, die sich oft durch Härte auszeichneten. Historiker sind sich aber nicht sicher, ob diese Gesetzessammlung auch dauerhaft beachtet wurde. Das Reich Hammurapis zerfiel in den nächsten Jahrhunderten. Die Kassiten wanderten ein. Die Hethiter erstarkten im Westen.

Die Hethiter und die Phönizier

Die Hethiter, indogermanische (indoeurpäische) Sprachträger, waren gegen Ende des 3. Jahrtausend v. Chr./Anfang des 2. Jahrtausend v. Chr. nach Kleinasien eingewandert. Unter weiteren nomadischen Einflüssen kristallisierte sich Mitte des 2. Jahrtausend v. Chr. das Großreich der Hethiter heraus, zu dem weite Teile Anatoliens und zeitweise auch die nördliche Hälfte des heutigen Syrien zählten. 1531 v. Chr. plünderten die Hethiter Babylon. 1274 v. Chr. siegten die Hethiter (nach heutiger Meinung) in der Schlacht bei Kadesch über das expandierende Ägyptische Reich. Der nachfolgende Vertrag zwischen Ramses II. und Hattusilis III. ist der älteste bekannte Friedensvertrag der Welt. Mit dem Untergang des hethitischen Reiches Ende des 13. Jahrhunderts v. Chr. verliert sich die Spur dieser immer noch rätselhaften Kultur.

Etwa im 15. Jahrhundert v. Chr. kam es in Phönizien an der Mittelmeerküste zur Stadtstaatenbildung der Seestädte Sidon, Tyros und Byblos, die ihrerseits Handelskolonien im gesamten Mittelmeerraum gründeten. Bedeutendste Niederlassung wurde Karthago im heutigen Tunesien.

Im 14. Jahrhundert v. Chr. erstarkte als neue Macht Assyrien.

Die Stadt Assur lag am oberen Tigris. Historiker vermuten, dass die Stadt am Anfang unter der Herrschaft Akkads stand. Man vermutet, dass die ersten Assyrer Nomaden waren. An der Spitze stand der König, der sich auch als Stellvertreter des Gottes Assur sah. Daneben übten die Kaufleute einen bedeutenden Machtanspruch im Land aus. Assur, geographisch günstig an wichtigen Handelswegen gelegen, handelte mit dem Iran, Babylon und dem heutigen Anatolien. Im 18. Jahrhundert v. Chr. vereinte Schamschi-Adat I. im Norden Mesopotamiens ganz Assyrien. In der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts v. Chr. war Assyrien zerfallen und das Altassyrische Reich beendet.

Unter Assur-uballit I. (1353 bis 1318 v. Chr.) erlangte Assyrien seinen Einfluss zurück. Zahlreiche Eroberungen führten wieder zu einem wirtschaftlichen Aufschwung. Der König Tukulti-Ninurta verstand sich wieder als Stellvertreter des Gottes Assur. Er nannte sich selber Herrscher der vier Erdteile und machte damit seinen Machtanspruch deutlich. Mit seinem Tod endete aber diese Epoche des Mittelassyrischen Reiches. Einen letzten Aufschwung erlebte das Reich mit ihrem König Assur-dan III. (935 bis 912 v. Chr.), der zahlreiche Städte von den herrschenden Aramäern befreien konnte. Die Assyrer übernahmen von dem eroberten Aramäern jedoch Elemente der Schrift und Sprache. Die Könige Assurnasirpal II. (883 bis 859 v. Chr.) und Salamanassar III. (858 bis 824 v. Chr.) erweiterten den assyrischen Machtbereich bis nach Syrien. Nach einigen Rückschlägen und inneren Zwistigkeiten gelang es Tiglatpilesar III. (745 bis 727 v. Chr.) Babylon, Phönizien, Palästina und Israel zu erobern.

Der Eroberungsdrang fand 50 Jahre später seinen Höhepunkt in der Eroberung Ägyptens durch Asarhaddon (681 bis 669 v. Chr.). Assurbanipal (669 bis 627 v. Chr.) war der letzte bedeutende Herrscher. Seine aufgefundene Bibliothek ist eine bedeutende Quelle für die Geschichte des Zweistromlandes. 18 Jahre nach dem Tod Assurbanipals ging Assyrien endgültig unter.

Meder und Babylonier

Die vereinigten Meder und Babylonier besiegten 609 v. Chr. die Heere Assyriens. Assur und Ninive wurden vollkommen zerstört und verschwanden schließlich aus dem Gedächtnis der nachfolgenden Generationen. 586 v. Chr. wurde Juda durch Babylon erobert, Jerusalem und der erste Tempel wurden zerstört, es begann das babylonische Exil der Juden. Dieses endete 539 v. Chr. mit der Eroberung Babylons durch die Perser.

Das Perserreich der Achämeniden (550 - 330 v. Chr.)

Zum Folgenden siehe auch den Hauptartikel: Perserreich


Der Gründer des persischen Großreiches der Achämeniden war Kyros II.. Kyros wurde kurz nach 560 v. Chr. König von Ansan, einer Region in der Persis, welche unter der Oberhoheit der Meder stand.

Kyros gelang es um 550 v. Chr. diese Oberherrschaft abzuschütteln. In den nachfolgenden Jahren eroberte Kyros das Mederreich und schuf damit die Grundlagen des persischen Großreiches. Anschließend wurden die Lyder besiegt, womit Kleinasien weitestgehend unter persische Herrschaft kam. 540/539 v. Chr. fiel auch Babylonien an Kyros. Das persische Reich war somit das erste wirkliche Weltreich der Geschichte. Der Nachfolger des Kyros, Dareios I. organisierte die Verwaltung des Reiches durch Satrapen und stärkte die Wirtschaft. Er erobert Teile Indiens und Thrakiens sowie 526 v. Chr. ganz Ägypten.

Nach einem Aufstand der kleinasiatischen Griechen (so genannter Ionischer Aufstand, etwa 500 bis 494 v. Chr.) kam es zu einer Strafexpedition der Perser, die jedoch 490 v. Chr. bei Marathon von den Athenern vernichtend geschlagen wurden. Dies war der Beginn der so genannten Perserkriege, welche zu einem bestimmendem Element der Beziehungen zwischen den griechischen Poleis (Stadtstaaten) und dem Perserreich werden sollte. Um 449 v. Chr. kam es zum (in der Forschung umstrittenen) so genannten Kalliasfrieden, der den status quo zementierte: Die Perser akzeptierten die Selbstständigkeit der kleinasiatischen Griechen und betrachteten die Ägäis als ein griechisches Meer, wofür im Gegenzug die Griechen keine kriegerischen Aktionen gegen Persien unternahmen.

Artaxerxes III. war der letzte bedeutende Großkönig der Achämeniden. Ihm gelang die Unterwerfung des abtrünnigen Ägyptens. Nach seinem Tod 336 v. Chr. eroberte Alexander der Große ab 334 v. Chr. das persische Großreich. Der letzte Achämenide, Dareios III., wurde von einem seiner Untergebenen 330 v. Chr. umgebracht.

Weitere Entwicklung von Alexander dem Großen bis zur Islamischen Expansion

Siehe Perserreich und Islamische Expansion


Alexander der Große eroberte 336 v. Chr. das heutige Anatolien und brachte bis 323 v. Chr. fast das gesamte Perserreich und Ägypten unter seine Kontrolle. Nach dem Tod Alexanders des Großen übernahm Seleukos I. die Herrschaft in einem Reich, dass große Teile Vorderasiens, Mesopotamien und die Kaukasusregion umfasste, das Seleukidenreich. Im Osten gelang es den Parthern um 240 v. Chr., den Nordosten des Irans in Besitz zu nehmen. 187 v. Chr. eroberten die Römer die Nordprovinzen des Seleukidenreiches. Unter Mithridates I. (171 bis 139/138 v. Chr.) eroberten im Gegenzug die Parther Mesopotamien und das graeco-baktrische Reich. Römer und Parther kämpften dann seit 130 v. Chr. um die Vorherrschaft in Vorderasien. Um 64 v. Chr. brachten die Römer Syrien unter ihre Kontrolle, das nach Ägypten zur reichsten römischen Provinz aufstieg. Die weiter andauernden Kämpfe zwischen Römern und Parthern verliefen sehr wechselhaft. Auch wenn es den Römern mehrmals gelang, in das Parthische Reich einzudringen (so wurde die de facto Hauptstadt Seleukeia/Ktesiphon wiederholt belagert bzw. erobert), konnten sie diesen Raum doch nie dauerhaft in Besitz nehmen. Der letzte Herrscher der Parther, Artabanos IV., wurde durch eine Rebbellion im Innern vom Unterkönig der Persis, Ardaschir I., am 28. April 224 n. Chr. in der Schlacht von Hurmuzgan getötet.

Nach der Teilung des Römischen Reiches 395 wurde die Provinz Syria Teil des Byzantinischen Reiches. Vorderasien war anschließend lange Zeit zwischen Byzanz und dem wiedererstarkten Perserreich der Sassaniden umkämpft (siehe unter anderem Justinian I.; Herakleios). Die Sassaniden knüpften im Gegensatz zu den eher hellenistisch geprägten Parthern explizit an die altorientalische Tradition Persiens an. Unter Chosrau I. 531 bis 579 erreichte das Sassanidenreich seinen Höhepunkt. Es konnte sich gegenüber dem Oströmischen Reich behaupten, die Grenze gegenüber den Steppenvölkern sichern. Auch kulturell war dies die bedeutendste Phase des sassanidischen Persien. Doch konnten seine Nachfolger diesen Zustand nicht erhalten. Sein Enkel Chosrau II. wurde vertrieben und 591 mit oströmischer Unterstützung wieder eingesetzt. Chosrau II. griff nach dem Tod Kaiser Maurikios das oströmische Reich an. Bis 619 hatte er Syrien und Ägypten erobert. Das alte Achämenidenreich schien wieder auferstanden zu sein. Doch Kaiser Herakleios gelang ein erfolgreicher Feldzug gegen die Sassaniden, die in der Schlacht bei Ninive geschlagen wurden. Chosrau II. wurde abgesetzt und bald darauf getötet, während Byzanz die verlorenen Gebiete 629 zurückerhielt. Das Sassanidenreich war von den langen Kriegen und dem anschließenden langen Bürgerkrieg mit ständig wechselnden Herrschern völlig ausgeblutet.

634 bis 644 eroberten dann die Araber von Medina aus ganz Syrien, Palästina und Mesopotamien und schließlich das gesamte Sassanidenreich (siehe Islamische Expansion). Der letzte Sassanide Yazdgird III. wurde 651 bei Merw in Nordosten des Irans getötet, womit die letzte altorientalische Staatsbildung unterging.

Literatur

  • The Cambridge Ancient History, verschiedene Hrsg., 2. grundlegend überarbeitete Aufl., Bd. 1 ff., Cambridge 1970 ff.