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Messerschmitt Bf 110

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Messerschmitt Me 110

Die Messerschmitt Bf 110 war ein zweimotoriges, zweisitziges Militärflugzeug in Tiefdeckerauslegung und Ganzmetallbauweise der 1934 neugeschaffenen Gattung des Zerstörers, das von Messerschmitt für die Deutsche Luftwaffe konzipiert wurde. Messerschmitt nannte den Typ Me 110, wurde vom Reichsluftfahrtministerium aber zu Verwendung der Bezeichnung Bf 110 gezwungen. Die offizielle Propaganda-Illustrierte der Luftwaffe "Der Adler" nannte den Typ weiterhin Me 110. Bei der Luftwaffe waren beide Bezeichnungen geläufig.

Datei:Messerschmitt Me 110 1.jpg
Messerschmitt Me 110

Als Begleitjäger in der Luftschlacht um England konnte sich das Muster nicht bewähren, zuletzt aufgrund der Taktik Nahbegleitschutz für die Bomberformationen zu fliegen. Besonders im Vergleich zur Spitfire war die Flugleistungen der Bf 110 nicht ausreichend für diese Einsatzart. Da sie als zweimotoriges Langstreckenflugzeug ausgelegt war, war die Wendigkeit der Bf 110 zwangsläufig der von einmotorigen Gegnern unterlegen. Gegen die vergleichsweise langsamen Jagdflugzeuge polnischer, französischer und amerikanischer Produktion, auf die die Bf 110 in der Anfangsphase des Krieges getroffen war, war das kein Nachteil, gegenüber den schnelleren britischen Jäger besaß die Bf 110 aber nicht mehr ihren taktisch entscheidenden Leistungsvorsprung. Die aus einem einzelnen MG 15 bestehende Abwehrbewaffnung konnte die Nachteile der Bf 110 nicht wettmachen.

Bf 110G-4 - Beutemaschine mit RAF-Abzeichen

1941 wurde das Muster in grosser Zahl im Mittelmeerraum und in Rußland vor allem als Jagdbomber und Erdkampfflugzeug eingesetzt; die Produktion wurde aber schon in Erwartung des Nachfolgers Me 210 runtergefahren. Nach dem Fiasko mit der Me 210 musste die Produktion jedoch - in Ermangelung einer Alternative - wieder hochgefahren werden.

Erfolgreich war die Bf 110 dagegen als Nachtjäger und Jagdbomber; bis zum Kriegsende war sie neben der Ju 88 der Standardnachtjäger. Die Nachtjägerversionen unterschieden sich vor allem durch den Einbau diverser Radaranlagen, die wiederrum ein drittes Besatzungsmitglied, den Radarbeobachter, erforderderlich machten. Zusammen mit der manchmal eingebauten »Schrägen Musik« (schräg nach vorne oben feuernde Kanonen) herrschte anfangs im Cockpit der eigentlich zweisitzigen Maschine eine drangvolle Enge, was aber ab der Bf 110F-4 durch eine leichte Verlängerung des Cockpits gelöst wurde.

Datei:Me110G4 1.jpg
Bf 110G-4 mit zusätzlichem Waffenbehälter und FuG 220/202

Bei Ausrüstung der Nachtjäger mit Flammenvernichtern, die die Blendwirkung der Auspufflammen für den Piloten verhindern und das Flugzeug nachts schwerer zu entdecken machen sollten, traten anfangs Motorprobleme ungeklärter Ursache auf, die die Lebensdauer des damals verwendeten Motors vom Daimler-Benz DB601F [3] auf 20 - 50 Stunden reduzierten. Die Probleme konnten bei der mit DB605B [4] ausgerüsteten Bf 110G, die die wichtigste Nachtjäger-Variante darstellte, gelöst werden.

Trotz einiger Nachteile war dieses Muster ein guter Jagdbomber und ein erfolgreicher Nachtjäger; auch die Weiterentwicklungen (die Me 210 und die Me 410) konnten die Bf 110 - zumindestens als Nachtjäger - nicht ablösen. Als die Produktion in den ersten Wochen 1945 auslief waren von der Bf 110 etwa 6.000 Stück gebaut worden.

Technische Daten

Bf 110C-4 (1940/1941)

  • Einsatzzweck: Zerstörer/Langstreckenbegleitjäger
  • Besatzung: 2 Mann
  • Spannweite: 16,29 m
  • Länge: 12,11 m
  • Höhe: 3,51 m
  • Tragfläche: 38,36 m²
  • Tragflächenbelastung: 176 kg/m²
  • Motoren: zwei Daimler-Benz DB 601B-1 [1] mit je 1.020 PS in 4.500 m Höhe
  • Flugmasse: 6.750 kg
  • Höchstgeschwindigkeit: 560 km/h
  • Gipfelhöhe: 10.000 m
  • Steigfähigkeit: ca. 11 m/s
  • Reichweite: 1.300 km
  • Bewaffnung: Vier 7,92 mm MG 17 und zwei 20 mm MG FF/M in der Nase, ein bewegliches 7,92 mm MG 15 im Kanzelheck

Bf 110G-4 (1943-1945)

  • Einsatzzweck: Nachtjäger
  • Besatzung: 3 Mann
  • Spannweite: 16,29 m
  • Länge: 12,68 m
  • Höhe: 3,98 m
  • Tragfläche: 38,36 m²
  • Tragflächenbelastung: 244 kg/m²
  • Triebwerk: zwei Daimler-Benz DB 605B [4] mit je 1.375, ab Mitte 1943 1.475 PS Maximalleistung
  • Flugmasse: 9.800 kg
  • Höchstgeschwindigkeit: 585 km/h (mit Radar ca 550km/h)
  • Gipfelhöhe: 8.000 m
  • Steigfähigkeit: ca. 11 m/s
  • Reichweite: 850 km (ohne Zusatztanks)
  • Bewaffnung:
    • Vier 7,92 mm MG 17 und zwei 20 mm MG 151/20 in der Nase, ein bewegliches 7.92mm Zwillings-MG MG 81Z im Kanzelheck.
    • Optional Waffenbehälter WB 151Z unter dem Rumpf mit zwei zusätzlichen 20 mm MG 151/20
    • Optional Ersatz der vier oben in der Nase liegenden MG 17 durch zwei 30 mm-Kanonen MK 108
    • Optional/später Serie Einbau von zwei MG FF/M im hinteren Cockpit 72° nach vorne oben feuernd (»Schräge Musik«)
    • Typische Bewaffnung ab Mitte 1944 : zwei MK 108 und zwei MG 151/20 in der Nase, zwei MG FF/M als Schräge Musik und das MG 81Z
  • Radar (Aktiv):
    • Frühe Versionen ohne Radar oder mit Infrarotsichtgerät "Spanner"
    • FuG 202 Lichtenstein B/C (Ende 1942) oder FuG 212 Lichtenstein C-1 (Mitte 1943, seltener Einbau aufgrund von Platzproblemen)
    • FuG 220 Lichtenstein SN2 mit FuG 202 (Anfang 1944) - FuG 220 alleine ab ca Mitte 1944
  • Radar (Passiv):
    • FuG 350 Naxos-Z, FuG 227 Flensburg (selten) zur Anpeilung alliierter Radaremissionen

Andere Versionen

  • Bf 110C-4/B : Jagdbomber für 500Kg Bombenlast, oft mit DB601P [2]
  • Bf 110C-5 : Aufklärer
  • Bf 110C-7 : Umbennennung der C-4B zwecks Vermeidung von Verwechslungen mit normalen C-4
  • Bf 110 D-Serie : Zerstörer/Jagdbomber für extreme Reichweiten basierend auf der C-Serie - sehr oft in Norwegen eingesetzt
  • Bf 110 E-Serie : basierend auf der C-Serie, fast nur Jagdbomber, Bombenlast bis zu 1.200 kg, DB601B,Ba und P
  • Bf 110 F-Serie : fast nur Jagdbomber analog zur E-Serie, bessere Panzerung und höhere Masse, DB601F [3]
  • Bf 110G-2 : Zerstörer, Jagdbomber oder Schnellbomber, variable Waffenausstattung, bis zu 1.000 kg Bomben, DB605B

[1] Der DB601B-1 ist eine Abwandlung des DB601A-1 mit geänderter Propelleruntersetzung, die nur für eine Minute zugelassene Maximalleistung ist 1.100 PS. Alternativ wurde auch der 1.100 PS (maximal 1.175 PS) leistende DB601Ba verwendet (Abwandlung des DB601Aa mit geänderter Propelleruntersetzung). Vereinzelt wurden auch DB601P Motoren mit 1.175 PS Startleistung (bis Ende 1940 auf 1.050 PS limitiert) benutzt.

[2] Der DB601P ist eine Abwandlung des DB601N mit geänderter Propelleruntersetzung. Startleistung 1.175 PS (bis Ende 1940 auf 1.050 PS limitiert)

[3] Der DB601F ist eine Abwandlung des DB601E mit geänderter Propelleruntersetzung. Startleistung 1.350 PS (bis Ende 1941/Anfang 1942 auf ca 1.200 PS limitiert)

[4] Der DB605B ist eine Abwandlung des DB605A mit geänderter Propelleruntersetzung. Startleistung 1.475 PS (bis Mitte 1943 auf 1.375 PS limitiert)


Siehe auch: Liste von Flugzeugtypen, Flugzeuge des zweiten Weltkriegs