Wangerooge
| Wappen | Deutschlandkarte |
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| Basisdaten | |
| Bundesland: | Niedersachsen |
| Landkreis: | Friesland |
| Höhe: | 1 – 17 m ü. NHN |
| Fläche: | 4,97 km² |
| Einwohner: | 985 (31. Dez. 2006) |
| Bevölkerungsdichte: | 198 Einwohner je km² |
| Postleitzahl: | 26486 |
| Vorwahl: | 04469 |
| Gemeindeschlüssel: | 03 4 55 021 |
| LOCODE: | DE AGE |
| NUTS: | DE94A |
| Adresse der Gemeindeverwaltung: |
Peterstraße 6 26486 Wangerooge |
| Website: | www.wangerooge.de |
| Bürgermeister: | Holger Kohls (parteilos) |



Wangerooge (früher: Wangeroog) ist eine Insel im Niedersächsischen Wattenmeer innerhalb des gleichnamigen Nationalparks. Sie ist die östlichste der sieben bewohnten Ostfriesischen Inseln und mit 4,97 km² Fläche das kleinste bewohnte Eiland dieser Gruppe. Wangerooge gehört als einzige der bewohnten ostfriesischen Inseln nicht zum politischen Ostfriesland, sondern ist historisch Teil des friesischen Jeverlandes. Zentraler Wirtschaftsfaktor der autofreien Insel ist heute der Fremdenverkehr, außerdem ist sie Nordseeheilbad. Die Insel Wangerooge ist eine Einheitsgemeinde im Landkreis Friesland in Niedersachsen und hat 985 Einwohner (Stand: 31. Dezember 2006).
Geografie
Lage und Klima
Wangerooge ist eine deutsche Insel in der Nordsee. Sie ist die östlichste der sieben bewohnten Ostfriesischen Inseln. Die Insel erstreckt sich in Ost-West-Richtung über 8,5 km Länge. Die Nord-Süd-Ausdehnung beträgt maximal 2,2 km im Westteil, auf Höhe des Ortes 1,2 km. Die Entfernung zum Festland beträgt 7 km. Westlich von Wangerooge, getrennt durch das Seegatt der Harle, liegt 2 km entfernt das Ostende von Spiekeroog. 2 km südöstlich, getrennt durch das Seegatt der Blauen Balje, beginnt die Insel Minsener Oog. An der Nordseite erstreckt sich ein etwa 100 m breiter und 3 km langer Sandstrand. Im Osten geht er in ein 500 m breites und 3 km langes Feld mit Sandablagerungen über. Im Westen der Insel bestehen zwei weitere Strände von 0,5 und 1 km Länge. Im Süden der Insel liegt das Wattenmeer, das zum Nationalpark Niedersächsisches Wattenmeer gehört und bei Niedrigwasser weitgehend trocken fällt. Unter der Insel findet sich in etwa 15 m Tiefe die Geestbasis. Die höchste Erhebung der Insel ist die Aussichts-Düne mit 17 m Höhe ü. NN. Die übrigen Sanddünen erreichen eine Höhe bis zu 12 m .
Wangerooge liegt im Bereich eines gemäßigten, sommerkühlen und vom Golfstrom beeinflussten Seeklimas. Bei geringen Temperaturschwankungen herrscht hohe Luftfeuchtigkeit.
Fläche
Mit einer Fläche von 4,97 km² ist Wangerooge das kleinste Eiland der bewohnten Ostfriesischen Inseln, gelegentlich werden auch größere Flächenwerte (bis 8,5 km²) angegeben. Bei höheren Angaben sind Strandgebiete zugerechnet, die unterhalb der mittleren Tidehochwasserlinie (MTHW) liegen. Diese werden regelmäßig vom Meerwasser der Nordsee überspült und gelten daher nicht als Landgebiete.
Landschaften


Wangerooge besteht aus den Landschaftsarten:
- Strand (2,5 km²)
- Dünen (1,7 km²)
- Außengroden als Salzwiese (ca. 2,1 km²)
- Innengroden als Marsch (ca. 2,1 km²) mit:
Im Westaußengroden gibt es einen Salzwassersee, der Lagune genannt wird. Er entstand 1912 beim Ausheben von Sand und Schlick zum Deichbau (Westgrodendeich). Der seichte See hat sich zur Raststätte für Seevögel entwickelt.
In früheren Jahrhunderten scheint das Watt zwischen Insel und Festland flacher gewesen zu sein. Schon aus dem 15. Jahrhundert wird berichtet, dass der Herr von Jever Tanno Düren mit Pferd und Wagen auf die Insel gefahren sei. Im 18. Jahrhundert bestand ein Weg zwischen Minsen und Wangerooge, „Strick-Pad“ genannt (zum Teil mit Wasser bestrichener Pfad), der als Fußweg benutzt wurde; auch Vieh wurde hier hinüber getrieben.
Süd- und Ostdrift
Wie auch die übrigen Inseln der ostfriesischen Inselkette verlagerte sich Wangerooge im Laufe der Jahrhunderte stetig durch den Einfluss von Wind- und Meeresströmungen. Wangerooge hat dabei die größten Form- und Lageveränderungen erlebt und gilt als die labilste der Inselkette. Diese Entwicklung ist anhand von historischen Karten nachvollziehbar, die seit etwa 1650 existieren. Es kam einerseits zu einer Südwanderung, die mit dem Festlandseinbruch der Harlebucht im 14. Jahrhundert im Zusammenhang stand. Weit massiver war die West-Ost Drift, die aus dem nach Osten gerichteten Gezeitenstrom und der nagenden Tätigkeit des Seegatts der Harle resultiert. Dadurch verlor die Insel zwischen dem 17. und 19. Jahrhundert im Westen etwa 2 km Land und nahm im Osten etwa 4 km an Länge zu.
Infolge der Verlagerung mussten im Laufe der Inselgeschichte Siedlungen immer wieder aufgegeben und nach Osten verlegt werden. 1586 zerstörte das Meer im Westen den „alten Westturm“ der St.-Nicolai-Kirche, dessen Spuren noch 1821 bei Ebbe zu sehen waren. Danach entstand 1602 ein Turm, der damals noch im Osten der Insel stand; er wurde im Laufe der Zeit wieder zum "West"-Turm.
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Blick auf die Insel bei der Schiffsankunft am Westanleger, mit Westturm
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Überreste des Schiffsanlegers und der Wangerooger Inselbahn am Ostende
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Strand- und Wattseite in den Ostdünen
Nationalpark
Die Insel ist Teil des Nationalpark Niedersächsisches Wattenmeer und unterliegt dadurch auch der Zonierung mit unterschiedlichem Schutzstatus:
- Zone 1 (Ruhezone) mit den strengsten Schutzbestimmungen darf nur in Ausnahmefällen oder auf markierten Wegen betreten werden. Durch die Wegführung über die beiden Deiche (Westdeich und Neudeich) hat der Besucher die Möglichkeit, Tier- und Naturbeobachtungen in dieser besonders geschützten Zone zu machen. Zu ihr gehören:
- Westaußengroden (mit der Westlagune)
- Teile des Westinnengrodens
- Mittelaußengroden
- Teil des durch den „Neudeich“ eingegrenzten Ostinnengrodens
- Ostaußengroden vom „Neudeich“ bis über das Ostende
- Zone 2 (Zwischenzone) mit zeitweise freiem Zutritt besteht aus:
- Teil des Westinnengrodens
- Dünenabschnitte zwischen Westdorf und Hauptort
- Bereich um den Flugplatz im Ostinnengroden
- Dünenkette zwischen Hauptort und Ostende
- Zone 3 (Erholungszone) für den Urlaubs- und Kurbetrieb mit den restlichen Abschnitten der Insel, wie:
- Hauptstrand im Bereich des Ortes
- Strand um das Westende
- Ortskern mit bebauung
Nationalpark-Stützpunkte
Als Informations- und Bildungseinrichtung des Nationalparks wurde 1989 im "Rosenhaus" im Kurpark das Nationalpark-Haus Wangerooge [1] eingerichtet. Es informiert in seinen Ausstellungsräume über den Nationalpark, die Insel, Naturschutz sowie die Lebensräume Watt, Salzwiesen und Dünen. Die Einrichtung führt eine Vielzahl themenbezogener Veranstaltungen durch und hat jährlich etwa 40.000 Besucher.
Zwei weitere Stützpunkte [2] des Nationalparks befinden sich im Osten und im Westen der Insel. Es handelt sich um Holzhäuser, in denen ehrenamtliche Helfer der Naturschutzorganisation Mellumrat untergebracht sind.
Flora und Fauna

Die Flora der Insel ist geprägt von der ursprünglichen Vegetationsarmut der Inseloberfläche, die oft durch Sandstürme versandete. Erst durch gezielte Aufforstungen entstanden kleinere Wald- und Buschgebiete. Dies sind im Osten der Insel das "Jade-Wäldchen" nahe dem Wasserwerk und ein etwa 7 ha großer Gehölzstreifen aus Pappeln und Weiden nördlich des Flugplatzes. Die genügsame Kartoffelrose fand auf der Insel ideale Lebensbedingungen und verbreitete sich seit ihrer ersten Anpflanzung 1936 rasch in den Dünen. Viele der mittlerweile mit Wasser gefüllten Bombentrichter des Luftangriffs von 1945 haben sich zu ökologisch wertvollen Kleinbiotopen entwickelt.
Die Insel verfügt über eine artenreiche Fauna. Zu den Vogelzugzeiten rasten große Vorkommen an Zugvögeln auf der Insel. Das Watt dient den riesigen Schwärmen als reichhaltige Nahrungsquelle mit Muscheln, Würmern und anderen Kleinlebewesen. Die Salzwiesen werden von Enten und Gänsen als Weidegründe genutzt. Jährlich sind etwa 200 Gastvogelarten zu beobachten, die häufigsten sind Alpenstrandläufer, Brachvogel, Knutt, Kiebitze und Brandgänse. Weitere vorkommenden Vogelarten sind Tauchenten, Rotschenkel, Eiderente, Trauerente, Austernfischer, Brandseeschwalbe, Goldregenpfeifer, Hochseevögel, Lachmöwe, Silbermöwe. Auf der Insel brüten rund 80 Vogelarten, darunter befinden sich etwa 45 Singvogelarten. In den Dünen leben Feldhasen und Fasane. Über den Dünen jagen Turmfalken, auch Eulen und Kornweihen lassen sich beobachten.
Name
Der Name Wangerooge setzt sich zusammen aus dem altgermanischen Wort „Wanga“ für Wiese und dem friesischen Wort „Oog“ für Insel, was sich in direkter Übersetzung als „Wieseninsel“ deuten lässt. Benannt ist die Insel allerdings nach dem Wangerland („Wiesenland“), dem die Insel vorgelagert ist. Der Name Wangerooge bedeutet: die „zum Wangerland gehörende Insel“. Das Wangerland hat wiederum seinen Namen nach dem alten friesischen Gau „Wanga“, der bereits zu Zeiten Karls des Großen erwähnt wurde. Siedlungsfunde in diesem Bereich gibt es schon aus dem 2. Jahrhundert v. Chr. Seit dem Mittelalter wird das Gebiet nördlich von Jever, ungefähr in dem Dreieck der Orte Harlesiel, Schillig und Hooksiel einschließlich der Insel Wangerooge als Wangerland bezeichnet. Heute trägt auf dem Festland die Großgemeinde Wangerland diesen Namen. Ihr gehört die Insel heute nicht mehr an, sondern sie ist Einheitsgemeinde im Landkreis Friesland.
Von -oog zu -ooge
Erst seit 1885 heißt die Insel Wangerooge, deren frühere Bezeichnungen Wangeroich (1532), Wangero (1597), Wangeröhe (1613) und danach Wangeroog (analog zu Langeoog oder Spiekeroog) lauteten. Bei der Namensänderung von 1885 fügte das Großherzogtum Oldenburg, gegen dem Widerspruch der Inselbewohner, per Erlass ein „e“ an „Wangeroog“.
Geschichte
Vorgeschichte

Nach einer Hypothese bildeten sich die ostfriesischen Inseln etwa um 3000 v. Chr. als Sanddünen auf dem flachen Nordseegrund. Seither veränderten sie stetig ihre Lage im Kräftespiel von Strömungen, Seegang und Wind. Dadurch gibt es auf Wangerooge keine vorgeschichtlichen Funde.
Mittelalter
Erstmals urkundlich erwähnt wird eine Siedlung auf Wangerooge 1306 in einem Vertrag zum Strandrecht zwischen Bremen und dem Gau Östringen. Eine weitere Erwähnung erfolgt 1327 in Urkunden über Verhandlungen zur Freilassung des Schiffskapitäns Thithard, der von Wangerooge stammte. Er war mit seinem Schiff sturmbedingt nach Seeland verschlagen und in die Gewalt des Grafen von Holland geraten. Während der Häuptlingszeit 1350 bis 1464 gehörten die ostfriesischen Inseln, darunter auch Wangerooge, zum Herrschaftsgebiet der Familie tom Brok. Wangerooge wird dabei 1398 in einer Urkunde erwähnt. Darin übereignete Widzeld tom Brok seine Gebiete, darunter Wangeroch, dem Herzog Albrecht von Bayern als Graf von Holland und erhielt sie von ihm als Lehen.
Bedrohung durch das Meer und Inselschutz


Wangerooge in seiner heutigen Erscheinungsform ist eine vom Menschen geformte Insel mit stabiler Lage und Form. Das ist auf die aufwändigen Inselschutzmaßnahmen zurückzuführen, die bereits Mitte des 19. Jahrhunderts begonnen wurden. Ohne sie wäre die Insel wahrscheinlich in die Jadeströmung gewandert.
Bis zu Allerheiligenflut 1570 bestand das Inseldorf rund um die St. Nicolai-Kirche aus etwa 50 Häusern. Um 1650 gab es 60 Häuser mit 360 Bewohnern auf der Insel. Durch die Weihnachtsflut 1717 mit ihren Zerstörungen ging die Bevölkerungszahl zurück, für 1775 sind nur noch 150 Personen in 28 Häusern überliefert.
Im Winter 1854/55 riss eine schwere Sturmflut die Insel in drei Teile. Die Hauptinsel hatte nur noch 175 ha Fläche (zum Vergleich: heute sind es rund 500 ha). Die Flut richtete im alten Inseldorf um den damaligen Westturm starke Zerstörungen an, bei denen nur der 1602 fertiggestellte Turm stehen blieb. Die meisten Bewohner (233) verließen die Insel. Die Oldenburger Regierung wollte das Eiland ganz aufzugeben und siedelte die meisten Inselbewohner auf dem Festland in Hooksiel und in der Nähe vom Vareler Hafen an. Die Siedlung bei Varel trägt noch heute den Namen „Neu-Wangerooge“. In ihr wurde bis 1950 das Wangerooger Inselfriesisch gesprochen, während sich der Dialekt auf Wangerooge nur bis 1930 hielt. 82 Wangerooger weigerten sich nach der verheerenden Flut von 1854/55 die verwüstete Insel zu verlassen. Sie gründeten 1865 ein neues Inseldorf im damaligen Osten der Insel am 1856 fertiggestellten „Alten Leuchtturm“.
Mitte des 19. Jahrhunderts rückte Wangerooge in das Interesse von Preußen. Der Staat plante in Wilhelmshaven einen Kriegshafen an der Nordsee für die Preußische Marine. Das Deutsche Reich als Preußens Nachfolger investierte ab 1870 über 1 Million Goldmark für den Inselschutz. Zunächst wurde die bis dahin dreigeteilte Insel 1874 durch den Reichsdeich und die Reichsmauer miteinander verbunden. An der gefährdeten Abbruchkante im Nordwesten zum Bau stabilisierenden Deckwerke. Auch sicherten Deiche und Buhnen die Insel gegen die Abdrift ihrer Sandmassen nach Osten in das Jadefahrwasser (der Schifffahrtsrinne zum Kriegshafen). Dem gleichen Zweck dienten die östlich anschließenden Buhnenbauwerke der Minsener Oog.
Die letzte schwere Sturmflut, die Schäden im Inseldorf verursachte, war die Sturmflut vom Februar 1962. Dabei drang Wasser von der Wattseite im Süden sein. Der heute mit Wohnhäusern bebaute Dorfgroden stand vollkommen unter Wasser. Zur Erinnerung an die Flut wurde am Deich südlich des Neubaugebietes Dorfgroden eine Gedenkstelle errichtet, die aus dem alten, damals gebrochenen Deichscharttor besteht. Die Flut traf auch die Schutzwerke an der Nordwestseite schwer, die danach zwischen 1962-64 mit Deckwerken aus Steinsatz und Asphaltbeton verstärkt wurden.
Heute ist die Insel zur Seeseite durch Dünen geschützt, an denen sich auf rund 4 km Länge Schutzeinrichtungen aus Deckwerken befinden. Zum Schutz der Wattseite nach Süden entstand ab Anfang des 20. Jahrhunderts ein 6 km langer Deich, der teilweise von 80 Strafgefangenen aus dem Gefängnis in Vechta errichtet wurde. Der Deichbau diente in erster Linie der Landsicherung, aber auch Gewinnung von Grasland für Weide und Heu indem Salzwiesen dem Meereseinfluss entzogen wurden. Nach der Orkanflut von 1962 wurde alle Deiche auf 6 m erhöht. Wegen der nagenden Meereseinwirkung wird jährlich in großen Mengen Sand vom Ostende herangefahren, um den Strand in Höhe des Inseldorfes zu erhöhen.
Ortsentwicklung im 19. Jahrhundert
Das erste Bauwerk des heutigen Inseldorfes war der 1856 fertiggestellte Leuchtturm. Um ihn herum entstanden im Laufe der Zeit Wohnhäuser im Stil von einfachen Fischerhäusern, die zunächst noch auf Warften standen. Von diesem Ortszentrum aus dehnte sich die Bebauung in verschiedene Richtungen aus. Die dabei entstandene Hauptstraße wurde nach dem oldenburgischen Amtshauptmann Zedelius benannt, der Wangerooges Entwicklung um 1900 gefördert hatte. In dieser Zeit entstanden, vom Tourismus beflügelt, markante Bauwerke, darunter Gründerzeit-Hotelbauten an der Zedeliusstraße und der Strandpromenade.
Militärische Vergangenheit

Hauptartikel: Militärische Geschichte Wangerooges
Die militärische Bedeutung der Insel begründete bereits Mitte des 19. Jahrhunderts der entstehende Kriegshafen in Wilhelhmshaven. Auch im Ersten Weltkrieg und später im Zweiten Weltkrieg war Wangerooge militärisch die wichtigste der ostfriesischen Inseln. An ihrer Ostseite führte die Schifffahrtsrinne zum Reichskriegshafen Wilhelmshaven vorbei. Während des Zweiten Weltkriegs hatte die Insel zeitweise eine militärische Besatzung von mehreren tausend Mann der Marine und der Luftwaffe. Auf ihr entstanden zahlreiche Befestigungsanlagen mit Geschützbatterien. Zu ihnen gehörten großkalibrige Artilleriekanonen gegen feindliche Seeziele sowie Flak-Stellungen gegen Luftziele. Zum Schutz der Stellungen und ihrer Mannschaften wurden auf der Insel ca. 100 Bunker errichtet. Wangerooge war Vorposten der Luftverteidigung gegen die auf Deutschland (und den 30 km südlich liegenden Kriegshafen Wilhelmshaven) anfliegenden alliierten Bomberverbände.
Schwerer Luftangriff 1945

Hauptartikel: Luftangriff auf Wangerooge
Beim Heranrücken alliierter Truppen auf dem Festland erklärte sich die Insel in den letzten Kriegstagen im April 1945 zur Festung. Am 25. April 1945 kam es zum Luftangriff auf Wangerooge durch 480 britische, kanadische und französische Bomber, deren Ziel die großkalibrigen Seezielkanonen waren. In nur etwa fünfzehn Minuten fielen in drei Angriffswellen über 6000 Sprengbomben, die eine Kraterlandschaft hinterließen und etwa 300 Menschenleben forderten. Über die Hälfte der Wohnhäuser des Inseldorfs wurden zerstört. Bis in die 1970er Jahre waren in den Dünen noch zahlreiche Bunkerreste und Bombentrichter sichtbar. Seither war man aus Fremdenverkehrsgründen bestrebt, diese Kriegsreste zu beseitigen. Heute sind kaum noch Reste der militärischen Vergangenheit auffindbar, da sie mit Sand überschüttet oder von Pflanzen überwuchert sind.
Politik
Politische Zugehörigkeiten
Im Mittelalter gehörte Wangerooge in der Häuptlingszeit im 14. und 15. Jahrhundert zum Herrschaftsgebiet der Familie tom Brok. Danach war die Insel Teil der Herrschaft Jever und kam nach dem Tod von Maria von Jever zur Grafschaft Oldenburg, 1677 zu Anhalt-Zerbst und 1793 zu Russland. Ab 1807 war Wangerooge, ebenso wie Jever, unter napoleonische Herrschaft, 1810 wurde die Insel von französischen Truppen besetzt. 1813 trat wieder Russland in seine Rechte ein, gab aber die Herrschaft Jever 1818 an das Großherzogtum Oldenburg ab. 1946 wurde Oldenburg Verwaltungsbezirk des neu gegründeten Landes Niedersachsen. Seit 1883 ist Wangerooge eine selbständige Gemeinde, zuvor gehörte es zu Minsen auf dem Festland.


Gemeinderat
Bei den letzten Wahlen zum Gemeinderat kam es zu folgenden Ergebnissen:
| Partei | 10. Sept. 2006 | 9. Sept. 2001 | ||||
| CDU | 27,4 % | 696 | 3 Sitze | 32,1 % | – | 3 Sitze |
| SPD | 26,5 % | 674 | 3 Sitze | 51,6 % | – | 6 Sitze |
| Grüne | 13,3 % | 337 | 1 Sitz | – | – | – |
| BfW | 32,8 % | 833 | 3 Sitze | 16,4 % | – | 1 Sitz |
| Wahlbeteiligung | – | – | ||||
| 75,0 % | 69,9 % | |||||
Wappen

Das Wangerooger Wappen entstand 1969. Es bildet den 1597 erbauten und 1914 gesprengten Westturm der Insel ab, der als Hoogen Toorn (Hoher Turm) eine bedeutende Rolle für die Insulaner gespielt hat. Der mehrstöckige Steinbau war Seezeichen, Kirche und auch oft der letzte Zufluchtsort bei Sturmfluten und Unwettern. Auf der Wappendarstellung befindet sich am Turm ein Schild mit einem goldenen Löwen, der die Zugehörigkeit der Insel zum Jeverland und zum Landkreis Friesland symbolisiert. Der Turm steht sich auf einem goldenen Schildfuß, der den Sandstrand versinnbildlicht. Die hinter dem Turm verlaufenen blausilbernen Wellen stellen das Meer dar, das lange Zeit die Erwerbsquelle der Insulaner durch Fischfang und Schifffahrt war und dies heute durch den Tourismus ist. Bei der Farbenwahl ist die typischen Oldenburger Farbgebung (rot, gelb und blau) zugrunde gelegt worden. [3]
Wirtschaft
Bis zum Beginn des 18. Jahrhunderts lebten die Wangerooger vom Fischfang, dann dehnten die Blankeneser und Altonaer Fischer ihr Fanggebiet aus und „nahmen den Insulanern die Nahrung fort“. Weitere Lebensgrundlagen waren Landwirtschaft mit Viehzucht. Das Meer bot Gelegenheit zum Strandraub und zum Bergen von Strandgut. Auch der Walfang, die Seefahrt und die Gewinnung von Muscheln für das Kalkbrennen dienten dem Überleben. Durch den Bau des neues Westturms um 1600 konnte Zoll erhoben werden. Gegen Ende des 18. Jahrhunderts setzte ein wirtschaftlicher Aufschwung mit der Frachtschifffahrt ein, bei der bis zu 30 Segelschiffe an der Insel ankerten. Die Fahrten führten nach Hamburg, Belgien, England, Norwegen und zu den Handelsplätzen an der Ostsee. Nach der verheerenden Sturmflut von 1854/55 war nur noch ein Segelschiff auf der Insel beheimatet. Zwischen 1832-54 bestand westlich des heutigen Dorfes ein Salinenbetrieb mit 50 Arbeitern, der aus England importiertes Steinsalz mit Meerwasser umarbeitete und veredelte. Die Anlage bestand aus einem Gradierwerk, Siedehäusern mit Siedepfannnen, Lagerhäusern sowie Wohngebäuden. Heute erinnert der Flurname Saline an die Anlage, die bis auf ein heutiges Pensionshaus abgebrochen wurden. Anfang des 19. Jahrhunderts während der Kontinentalsperre gegen England betätigten sich die Bewohner als Schmuggler und unterliefen die Sperre.
Tourismus und Kurort
Als die Insel 1804 zum Seebad wurde, setzte der wirtschaftlich lohnende Bädertourismus mit Kurbetrieb ein, von dem die Inselgemeinde noch heute lebt. Der Grundstein des Tourismus legte Friederike Auguste Sophie zu Anhalt-Zerbst, als Landesherrin für die Herrschaft Jever, indem sie symbolisch einen Badekarren stiftete. Zu dieser Zeit war Jever Teil des russischen Zarenreichs. Aufgrund der napoleonischen Kriege und verschiedener Besetzungen setzte das Badeleben erst 1818 verstärkt ein. 1823 zählte man bereits 1.800 Gäste. Prominente Badegäste dieser Zeit waren der Landesherr Herzog Peter Friedrich Ludwig und seine Enkelin Amalie von Griechenland. 1823 kam die 12-jährige Prinzessin Auguste von Weimar mit Hofstaat. Bis Mitte des 19. Jahrhunderts entstanden zwei Logierhäuser mit rund 50 Zimmern. Das vorläufige Ende des Badebetriebs war die verheerende Sturmflut von 1854/55. Erst 20 Jahre später siedelten sich wieder verstärkt Bewohner an. 1880 bereicherten eine Giftbude und ein Warmbadehaus das Badeleben. Seit 1892 wird Kurtaxe erhoben.
Im 20. Jahrhundert machte sich in der Zeit des Nationalsozialismus der Bäder-Antisemitismus auch verstärkt auf Wangerooge breit. Bereits 1920 gab es Berichte, dass gehäuft Zettel mit antisemitischen Parolen auf der Insel kursierten und am Strand Hakenkreuz-Fahnen gehisst würden. Im Ersten und Zweiten Weltkrieg wurde der Tourismus wegen der militärischen Bedeutung der Insel eingestellt. Die Bombenschäden des alliierten Luftangriffs von 1945 an den Wohnhäusern waren bereits 1948 weitgehend behoben. Schon in den 1950er Jahren setzte der Fremdenverkehr wieder ein, allerdings unter den erschwerten Bedingungen der Nachkriegszeit. Badegäste entlohnten ihre Vermieter häufig in Naturalien oder mitgebrachten Baumaterialien. 1956 wurde ein Meerwasser-Bad eingerichtet, das zu dieser Zeit das größte Freibad auf den ostfriesischen Inseln war. 1962 wurde Wangerooge zum Niedersächsischen Staatsbad. Seit 1986 trägt es den Titel nicht mehr, da die Gemeinde das Nordseebad führt. Seit 1975 ist die Insel Nordseeheilbad.
Im Jahr 2004 feierte die Insel Wangerooge ihr 200-jähriges Bestehen als Seebad. Kuren auf der Insel sind vor allem angezeigt bei Erkrankungen der Atemwege, Herz- und Kreislaufstörungen sowie allergischen Erkrankungen und Hautleiden. Im Sommer steigt die Zahl der Feriengäste auf ein Mehrfaches der Einwohnerzahl an. Während der Hochsaison halten sich bis zu 10.000 Übernachtungsgäste sowie weitere 2.000 Tagesausflügler auf der Insel auf. Im Jahr sind es rund 500.000 Übernachtungen.
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Ende der Fußgängerzone am „Cafe Pudding“, dem zentralen Punkt des Ortes
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Strandpromenade vom „Cafe“ aus gesehen
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Strandburgen vor dem „Cafe Pudding“
Freizeiteinrichtungen und Besonderheiten

Das Freizeitangebot ist zu einem großen Teil durch die Natur bestimmt. Am kilometerlangen Sandstrand können Strandkörbe in Höhe des Inseldorfes gemietet werden. Es werden geführte Wattwanderungen angeboten. Bereits in den 1960er Jahren entstanden verschiedene Kureinrichtungen, wie das Haus des Kurgastes, das Kurmittelhaus und das Haus des kleinen Kurgastes. Zur touristischen Infrastruktur gehört seit 1984 ein Meerwasser-Hallenbad. Der Rosenpark im Ortszentrum ist eine gepflegte Parkanlage. Dort befindet sich das Nationalparkhaus als lokales Informations- und Bildungszentrum zum Thema Naturschutz. Auf der Insel bestehen mehrere Jugend-, Kinder- und Landschulheime sowie Mutter-Kind-Kurheime. Weitere Freizeitangebote sind ein Tennisplatz, eine Tennishalle und eine Surfschule. Auch gibt es ein Kino auf der Insel.
Eine Besonderheit des Inseldorfes ist das Cafe Pudding. An zentraler Stelle gelegen, gilt es als eines der Wahrzeichen der Insel. Es liegt auf einem runden Dünenhügel an der Strandpromenade. Auf der Düne wurde 1855 eine Bake als Seezeichen aufgestellt. Im Zweiten Weltkrieg wurde der Hügel zu einem Bunker ausgebaut. Nach dem Krieg wurde er auf Anweisung der kanadischen Besatzungsmacht demilitarisiert und in ein Cafe umgewandelt.
Verkehr
Autofreier Verkehr

Wangerooge ist autofrei, Ausnahmen sind einige Feuerwehrwagen und Rettungswagen sowie Baumaschinen. Zusätzlich gibt es Elektrokarren als gewerbliche Transportfahrzeuge und zwei Elektro-Inseltaxis. Die etwa bis zum Jahre 2000 eingesetzten Pferdekutschen für den gewerblichen Lastentransport sind durch Elektrofahrzeuge ersetzt worden. Mittlerweile gibt es aber wieder Kutschfahrten für Gäste, insbesondere bei Hochzeiten. Die auf dem Inselbahnhof ankommenden Touristen bringen ihr Gepäck meist in Bollerwagen der Vermieter zu ihren Unterkünften. Fahrräder können auf der Insel ausgeliehen oder mit dem Schiff (bei verhältnismäßig hohen Transportkosten) mitgebracht werden. Das Wege- und Radwegenetz ist, bis auf das Ostende, gut ausgebaut.
Schiff

Der Fährverkehr wird über den Hafen im Südwesten der Insel abgewickelt, der Anfang des 20. Jahrhunderts aus militärischen Gründen entstand. Ihm ist heute ein Yachthafen angegliedert. Früher hatte Wangerooge auch einen tideunabhängigen Schiffsanleger am Ostende, der aber versandete und von dem heute nur noch hölzerne Überreste vorhanden sind. Darüber hinaus gab es bis Ende der 1990er Jahre einen geschlossenen, stark tideabhängigen Yachthafen in der Inselmitte, südlich vom Flurstück „Saline“. Wangerooges Festlandshafen ist das Carolinensiel vorgelagerte Harlesiel. Über ihn wird der größte Teil des Personen- und Güterverkehrs zur Insel abgewickelt. Täglich verkehren mehrere Fähren. Der Fahrplan richtet sich nach Ebbe und Flut.
Der Hafen hat bei Einfahrt steuerbordseitig eine bei Hochwasser nicht sichtbare gefährliche Untiefe. Sie ist mit schwarzen Gefahr-Markierungen gekennzeichnet.
Luft

Hauptartikel: Flugplatz Wangerooge
Die Insel ist für Besucher über den östlich vom Inseldorf, am Ende der Charlottenstraße liegenden Kleinflugplatz Flugplatz Wangerooge erreichbar. Betreiber ist die Wangerooger Flughafen GmbH, die 1929 gegründet wurde. Die offizielle Flughafenbezeichnung lautet Verkehrslandeplatz Wangerooge. Der Flugplatz besitzt zwei Start- und Landepisten. Die längere der beiden Pisten hat einen Asphaltbelag und ist 850 m lang, die Graspiste ist 500 m lang. Im Stundentakt wird der Flugplatz von Flugzeugen der „LFH“ vom nur fünf Flugminuten entfernten Flugplatz Harle angeflogen. Außerdem gibt es einen Hubschrauber-Landeplatz. Zur Mittagspause ist der Flugplatz geschlossen. Außerhalb der Öffnungszeiten des Flugplatzes (auch Nachts) dürfen nur Luftfahrzeuge im Rettungseinsatz dort landen, zum Beispiel der ADAC-Rettungshubschrauber Christoph 26, der am Krankenhaus „Sanderbusch“ in Sande stationiert ist.
Inselbahn

Hauptartikel: Wangerooger Inselbahn
Die Wangerooger Inselbahn ist das einzige von Verbrennungsmotoren angetriebene Verkehrsmittel zu Lande. Die etwa 3 km lange Strecke vom Hafen (Westanleger) zum zentral gelegenen „Dorfbahnhof“ wird von einer Schmalspurbahn mit 1.000 mm Spurweite befahren. Eine Zweigstrecke zum Bahnhof Westen wird bei Bedarf bedient. Zwischen 1905 und 1958 führte die Strecke über den Dorfbahnhof hinaus zur tideunabhängigen Schiffsanlegestelle Ostanleger. Bahnbetreiber ist die DB Autozug GmbH, eine Tochter der Deutschen Bahn AG. Damit ist die Wangerooger Inselbahn die einzige von der DB betriebene Schmalspurbahn.
Versorgung
Trinkwasser
Die Insel wird seit 1963 durch Rohrleitungen vom Festland aus mit Trinkwasser versorgt. Zur Notversorgung gibt es auf der Insel ein Wasserwerk mit drei etwa 10 m tiefen Brunnen.[4] Die 1951 in Betrieb genommene Anlage arbeitet auch als Speicherpumpwerk mit einem Speichervolumen von 2000 m³. Die Wasserförderung ist möglich, da sich unter Wangerooge eine uhrglasartig aufgewölbte Süßwasserlinse bis in 50 m Tiefe befindet. [5] Das Reservoir hat sich durch die Versickerung von Regenwasser gebildet. Solche Süßwasserlinsen finden sich auch auf den übrigen ostfriesischen Inseln, die teilweise Trinkwasser zur Eigenversorgung fördern.
Abwasserbehandlung
Wangerooge verfügt zur Abwasserbehandlung seit Mitte 2005 über eine Klärschlammvererdungsanlage. In einem mit Schilf bepflanzten Becken werden die Schwebstoffe des Inselabwassers aufgefangen. Das geklärte Wasser wird ins Watt gepumpt. Wenn das Becken nach einigen Jahren gefüllt ist, wird der Humusboden ausgebaggert und verwertet.
Kultur und Sehenswürdigkeiten
Sprache
Hauptartikel Wangerooger Friesisch
Bis etwa 1930 wurde auf der Insel das Wangerooger Friesisch, ein Dialekt der Ostfriesischen Sprache, gesprochen. Es war neben dem heute noch lebendigen Saterfriesischen eine der letzten ostfriesischen Mundarten. Die Sturmflutkatastrophe des Winters 1854/55 war nicht nur sprichwörtlicher Untergang für das Wangeroogische. Durch die Umsiedlung der Bevölkerung auf das Festland wurde die Sprachgemeinschaft auseinander gerissen und die Sprache war langfristig nicht mehr überlebensfähig.
Bildung

Wangerooge verfügt über eine Inselschule für die Klassenstufen 5–10 mit der Sekundarstufe I im Gymnasialbereich, einen Haupt- und einen Realschulbereich sowie eine Förderklasse mit dem Schwerpunkt für geistige Behinderung. Die Schülerzahl liegt bei etwa 80, die Zahl der Lehrkräfte bei etwa 15. [6] Die Schule im Inseldorf befindet sich in einem Gebäudekomplex, der bis zum Endes des Zweiten Weltkriegs als Kaserne diente, die Namen Jade-Kaserne trug.
Schüler der Insel, die das Abitur machen möchten, besuchen nach der zehnten Klasse das Niedersächsische Internatsgymnasium in Esens. Die Schüler des Internats kommen zu über 90 % von den Ostfriesischen Inseln.
Kirchen
Wangerooge besitzt zwei Kirchenbauten: die evangelische Pfarrkirche St. Nikolai und die katholische Pfarrkirche St. Willehad. Letztere ist besonders beliebt bei den zahlreichen Touristen während der Ostertage und der Sommerferien. Ihr Pfarrer, Kurt Weigel, bietet zusammen mit seinem Urlauberseelsorgeteam ein breit gefächertes Programm für Touristen und Einheimische.
- St. Nikolai: Das evangelische Kirchengebäude steht seit 1910 direkt neben dem alten Leuchtturm. Vor dem Umbau stand an diesem Ort eine 1866 erbaute Kapelle. Die Kirche des 1586 zerstörten Westdorfes der Insel trug auch die Bezeichnung St.-Nicolai. Die Namensgebung ist auf den heiligen Nikolaus zurückzuführen, der Schutzpatron der Seefahrer und Kaufleute ist. Während des Mittelalters wurde er besonders im norddeutschen Küstengebiet verehrt und viele Kirchen tragen seinen Namen. Die Bedeutung des Schutzheiligen lässt sich daran ablesen, das vor 1800 auf Wangerooge der Nikolaustag ein höherer Feiertag als Weihnachten war.[7]
- St. Willehad: Das seit 1963 bestehende neue katholische Kirchengebäude der Insel ist nach dem Missionsbischof der Friesen Willehad benannt. Die vorherige, 1901 an der Schulstraße erbaute Kirche, wurde am 25. April 1945, zusammen mit dem benachbarten Willehad-Stift, beim alliierten Luftangriff auf Wangerooge zerstört. Die katholische Gemeinde von Wangerooge wird kirchlich vom Bistum Münster verwaltet.
- Die Neuapostolische Kirche ist auf Wangerooge mit einer kleinen Gemeinde im Freesenhus vertreten, die vom Ältestenbezirk in Wilhelmshaven betreut wird.
Friedhöfe und Gedenkstätten

Westlich des Inseldorfes im Dünengebiet befindet sich ein Friedhof mit Friedhofskapelle. 1951 legte der Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge (VDK) daneben einen Ehrenfriedhof für die Opfer des Luftangriffs von 1945 an, auf den 238 Opfer umgebettet wurden. In den Dünen am Strand gibt es einen zum Kriegsgrab erklärten Bunker. Der mit 20 Personen besetzte Befehlsbunker erhielt bei dem Luftangriff einen Volltreffer. Da er nur noch Leichenteile enthielt, wurde er verschlossen. Heute mahnen eine Inschriftenplatte und ein großes Kreuz an das Ereignis.
Museum
Wangerooge besitzt ein Inselmuseum, das seit 1980 seinen Sitz im Alten Leuchtturm im Ortszentrum hat. Das Museum zeigt Ausstellungsstücke zur Inselgeschichte, zur Entstehung des Bädertourismus sowie eine Bernsteinsammlung. Vor dem Turm ist eine 1929 gebaute Schmalspur-Tenderlokomotive der Wangerooger Inselbahn ausgestellt.
(Leucht-)Türme

Wangerooge verfügt über ein aktives Seefeuer (Neuer Leuchtturm Wangerooge) und zwei historische Seezeichen, den Alten Leuchtturm im Ort sowie den Westturm. Von der Insel aus bietet sich eine einmalige Sicht auf zahlreiche andere Leuchttürme und Seezeichen, die den Seeschiffen bei Ein- und Ausfahrten in die Flüsse Jade, Weser und Elbe als Leitsystem dienen (Radarkette Weser). Zu den Seezeichen, die in ihrer Gesamtheit nur von Wangerooge mit bloßem Auge zu sehen sind, gehören der bekannte Leuchtturm Roter Sand und sein Nachfolger Alte Weser sowie die Leuchtfeuer Helgoland, Minsener Oog und Mellumplate.
Alter Leuchtturm
Der Alte Leuchtturm im Ortszentrum von Wangerooge wurde 1856 fertiggestellt und befand sich zu dieser Zeit am Ostende der Insel. Anfangs mit einem Petroleum-Feuer betrieben, wurde er gegen Ende des Jahrhunderts elektrisch betrieben und 1927 auf 39 m aufgestockt. Nachdem der Leuchtturm 1969 vom Neuen Leuchtturm abgelöst wurde, dient er als Aussichtpunkt. Seit 1980 ist in ihm das Inselmuseum eingerichtet. In der Turmspitze befindet sich seit dem 15. März 1996 eines der außergewöhnlichsten Standesämter Deutschlands. Es war der erste Leuchtturm in Deutschland, auf dem man sich trauen lassen konnte. Seither haben sich bis heute (2006) etwa 3.500 Paare auf dem Leuchtturm trauen lassen.
Neuer Leuchtturm

Mit dem Ausbau des Jadefahrwassers und der damit einhergehenden Zunahme des Schiffsverkehrs (vor allem auch Großschiffe), wurde es notwendig, einen neueren Leuchtturm zu bauen, der für mehr Sicherheit in diesem viel befahrenen Bereich der Deutschen Bucht sorgen sollte. Der Alte Leuchtturm konnte sie durch die Höhe und den ungünstigen Standort im Inseldorf nicht mehr liefern. Seit 1969 leitet der neue Turm, der hinter den Dünen im Westen der Insel errichtet wurde, vorbeifahrende Schiffe. Das Seefeuer in 64 Metern Höhe ist eines der höchsten an Deutschlands Küsten und hat eine Reichweite von 56 km. Die Kennung ist das Signal: 0,1 Sekunden Blitz (rot), 4,9 Sekunden Pause).
Marine-Signalstation
Am westlichen Ende der Strandpromenade steht der 35 m hohe Turm der früheren Marine-Signalstation, die lange zur optischen Nachrichtenübermittlung an vorbeifahrende Schiffe diente. 1876 als Küsten-Beobachtungshäuschen entstanden, wurde der Turm mehrfach um- und ausgebaut. Bereits 1968 wurde er als Signalstation der Bundesmarine außer Dienst gestellt, diente aber bis in die 1990er Jahre als Richtfunk-Station der Marine. Die lange Nutzung unterstreicht die strategische Bedeutung, die die Insel aufgrund ihrer Lage in der Nordsee für das Militär inne hatte.
Westturm


Im Laufe der Inselgeschichte kam es zum Bau von insgesamt drei (West-)Türmen, von denen heute nur noch der letzte Turm von 1932 besteht.
Der erste Turm entstand im 15. oder 16. Jahrhundert etwa 5 km westlich vom heutigen Westrand der Insel. Er gehörte zur Kirche des Inseldorfes, die dem Heiligen Nikolaus als Schutzpatron der Seefahrer gewidmet war. Um den Kirchturm herum stand das Inseldorf. Als infolge der Ostverlagerung das Meer näher rückte, mussten Dorf und Kirche aufgegeben werden. 1586 stürzte der Nikolaiturm infolge der Meereseinwirkung ein. Seine 15 m hohe Ruine diente noch Jahre lang als Seezeichen.
Der zweite Westturm entstand nach fünfjähriger Bauzeit und wurde 1602 eingeweiht. Dieser Alte Westturm auf der Westseite der Insel besteht heute ebenfalls nicht mehr. Er diente auf fünf Stockwerken sowohl als Kirchturm, Lagerraum für Strandgut als auch als Schifffahrtszeichen. Im Stockwerk über dem Erdgeschoss befand sich der Kirchenraum. Als sich bei einer Sturmflut 1860 Risse in der Mauer zeigten, wurde die gesamte Einrichtung mit Altar, Kanzel und Orgel in die alte Vogtei gebracht und aufgestellt. Dort ging alles zwei Jahre später bei einer weiteren Sturmflut verloren. Der Alte Westturm wurde Ende 1914 aus „militärischen“ Gründen gesprengt um im Falle englischer Seeangriffe kein markantes Seezeichen zu bieten. Nach einer inoffiziellen Version war es für die Marine eine willkommene Gelegenheit zur Beseitigung des Bauwerks, für dessen kostspieliger Erhaltung sie zuvor zuständig war. Das Fundament wurde später in ein Buhnenbauwerk aufgenommen. Es ist noch heute bei Niedrigwasser in der Nähe des neuen Leuchtturmes im Westen der Insel zu erkennen und zu begehen.
Wenige Jahre nach der Sprengung des Turms 1914 entstand die Idee, einen Turm für die Jugend zu errichten. So entschloss man sich 1932, den Neuen Westturm an einer anderer Stelle (ca. 900 m südlicher) nach dem Vorbild des alten Turmes wieder aufzubauen. Er entstand bei einem freiwilligen Arbeitseinsatz der Deutschen Turnerjugend. Der Ziegelsteinbau mit einem quadratischem Grundriss von 12 × 12 m ist 56 m hoch und hat acht Stockwerke. Mit dem stabilen Geestuntergrund der Insel verbindet ihn ein 15 m tiefes Fundament. Bei der Fertigstellung Pfingsten 1933 übernahmen sogleich die neuen Machthaber den Turm und nutzen ihn als Herberge für die Hitler-Jugend. Nach 1945 wurde der Turm dann seinem eigentlichen Zweck zugeführt und dient bis heute als Jugendherberge des DJH, wobei 2005 neben dem Turm ein Neubau entstand.
Westturm als trigonometrischer Punkt
Der frühere Westturm von 1602 leistete wegen seiner Höhe im 18. sowie im 19. Jahrhundert wertvolle Dienste bei der Landesvermessung. Am Turm war ein trigonometrischer Punkt angebracht. In Verbindung mit anderen markanten Punkten auf Neuwerk und in Jever konnten mittels Triangulation Vermessungen durchgeführt werden. Diese damals noch neue Vermessungsmethode kam auf Wangerooge erstmals bei der Oldenburgischen Landvermessung um 1780 zur Anwendung. Bei der Vermessung des Königreichs Hannover durch die Gaußsche Landesaufnahme 1825 hielt sich der Geodät Carl Friedrich Gauß zu Messungen auf Wangerooge auf. Für eine weitere Vermessung diente der schon beschädigte Turm 1882 bei der Preußischen Landesaufnahme.
In Erinnerung an seine Vermessungsarbeiten wurde Gauß auf dem 10-DM-Schein abgebildet. Auf der Rückseite wird auch der Vermessungspunkt Wangeroog dargestellt. Die Darstellung erschien zwischen 1989 bis 2001 auf etwa 300 Millionen Geldscheinen.
Personen und Persönlichkeiten
auf Wangerooge geboren
- Karl Alfred Wolken (* 1929), Schriftsteller
mit Wangerooge verbunden
- Heinrich Heine flüchtete 1827 aus politischen Gründen von Norderney nach Wangerooge für kurze Zeit
- Hans Severus Ziegler (1893–1978), NS-Funktionär, Publizist, längere Zeit Lehrer auf dem Inselgymnasium
- Kurt Weigel (* 1950), Priester, Urlauberseelsorger und Buchautor; lebt auf Wangerooge
- Gisela Karschuck (* ?), Fotomodell, Miss Germany 1962, lebt auf Wangerooge
Wangerooge in der Literatur
- Gertrud Zelinsky: Pfirsichhaut und Herbstzeitlose. Roman einer späten Liebe. 2007. 244 Seiten. (spielt auf Wangerooge)
- Karl Alfred Wolken: Die Schnapsinsel. 1961.
- John Pearson: In dem die Filme ergänzenden Buch James Bond. The Authorised Biography, befand sich die Romanfigur James Bond zu Beginn des Zweiten Weltkriegs als Angehöriger der Royal Navy auf Wangerooge. Von einem U-Boot abgesetzt und im Sand eingegraben, sollte er einen U-Boot-Bunker beobachten, den es aber in der Realität auf Wangerooge nie gegeben hat.
Literatur
- Georg Sello: Östringen und Rüstringen. Ad. Littmann, Oldenburg 1928
- B. E. Siebs: Die Wangerooger, Littmann, Oldenburg 1928, unveränderter Nachdruck Verlag Schuster, Leer 1974, ISBN 3-7963-0038-3
- Hartung, Wolfgang (Hrsg.): Wangerooge wie es wurde, war und ist. Neue Bearbeitung 1951, Diekmann, Oldenburg
- Friedrich-Wilhelm Jürgens: Geschichte des Nordseeheilbades Wangerooge 1804 - 1954. C.L.Mettcker & Söhne, Jever 1954
- Hans Jürgen Jürgens: Zeugnisse aus unheilvoller Zeit. Ein Kriegstagebuch über die Ereignisse 1939-1945 im Bereich Wangerooge-Spiekeroog-Langeoog sowie die Lage im Reich und an den Fronten, C.L.Mettcker & Söhne, Jever 1989, 6. Auflage 2003, ISBN 3-87542-008-X
- Edition Temmen: Wangerooge - Illustriertes Reisehandbuch, ISBN 3-86108-422-8
- Albrecht Eckhardt, Heinrich Schmidt (Hrsg.): Geschichte des Landes Oldenburg. 3. Aufl. Holzberg, Oldenburg 1998, ISBN 3-87358-285-6
- Hans Patze, Ernst Schubert (Hrsg.): Geschichte Niedersachsens. 3 Bände, Lax, Hildesheim, (letzter Band 3, Teil 1: 1998, ISBN 3-7752-5901-5)
- Dr. Isolde Wrazidlo: Unterwegs auf Wangerooge, Naturkundlicher Inselführer, Satzwerk Verlag Göttingen 1997, ISBN 3-930333-19-8
- E. Oldewurtel: Grüße aus Wangerooge, Frisia Verlag, Staufenberg 1981, ISBN 3-88111-048-8
- Wangerooge (Kurzführer, Übersichtskarte), KOMPASS Wanderkarte-733, ISBN 3-85491-151-3
Einzelnachweise
- ↑ Nationalparkhaus Wangerooge
- ↑ Infostationen des Nationalparks
- ↑ Wangerooger Inselbote Nr. 7/1973
- ↑ Oldenburgisch-Ostfriesischen Wasserverband
- ↑ Grundwasserentnahme im Nationalpark
- ↑ Schulinspektionsbericht zur Inselschule 2006 pdf
- ↑ Wangerooger Inselbote Nr. 11/1994
Weblinks
- Wangerooge.de - Offizielle Seite der Gemeinde Wangerooge
- Historische Ostdrift der Insel
- Alter Leuchtturm Wangerooge
- Neuer Leuchtturm Wangerooge
- Virtueller Inselrundgang