Schlesien (Tschechien)

Das historische Land Mährisch-Schlesien bzw. auch Tschechisch-Schlesien genannt (tschech.: Slezsko oder auch České Slezsko), vor 1918 großenteils mit dem Begriff Österreichisch-Schlesien synonym, 1938–1945 auch Sudeten-Schlesien genannt, ist ein Gebietsstreifen im Nordosten der Tschechischen Republik. Es ist nicht identisch mit der heutigen Mährisch-schlesischen Region (tschech.: Moravskoslezský kraj, s. Karte rechts). Es liegt zu beiden Seiten der Stadt Ostrava (Ostrau), die historisch sowohl zu Mähren (das Stadtzentrum um Mährisch Ostrau und Witkowitz), als auch zu Schlesien (Schlesisch Ostrau sowie der Kreuzungsbahnhof Ostrava-Svinov/Schönbrunn) gehört.
Geographie

die beiden Teile Österreichisch Schlesiens 1880
Das Gebiet liegt zum größeren Teil in den Sudeten, die im Osten in die Karpaten (Beskiden) übergehen. Die wichtigsten Flüsse sind die Oder (Odra) und die Oppa (Opava), welche zeitweilig die Grenze zu Preußisch-Schlesien bildete. Neben Ostrava sind die wichtigsten Städte die historische Hauptstadt Opava (Troppau), Karviná (Karwin), Bohumín (Oderberg), die künstlich angelegte Stadt Havířov sowie Český Těšín, der tschechische Teil von Teschen.
Geschichte

Nach den Schlesischen Kriegen 1742 ist ein kleiner Landstrich bei Österreich verblieben, obwohl es gerade auch das Herzogtum Jägerndorf gewesen war, auf das die preußischen Erbansprüche gerichtet waren. Es wurde unter dem Namen Herzogtum Ober- und Niederschlesien organisiert, zur Hauptstadt wurde Troppau erhoben. Dieses Österreichisch Schlesien bestand aus zwei Teilen, zwischen denen bei Ostrau mährisches Gebiet bis an die preußische Grenze reichte.
Im Jahre 1910, also kurz vor dem 1. Weltkrieg, wohnten in Österreichisch Schlesien 43,9 % Deutsche, 31,7 % Polen (vor allem im östichen Landesteil) und 24,3 % Tschechen (vor allem um Troppau im westlichen Landesteil). Nach dem Ersten Weltkrieg und dem Zerfall des Kaisertums Österreich-Ungarn 1918 wurde das Gebiet gleichzeitig von zwei der Nachfolgestaaten beansprucht. Der neue Staat Deutschösterreich vereinigte es mit Nordmähren zur Provinz Sudetenland. In der Tschechoslowakei, deren Anspruch im Vertrag von Saint-Germain bestätigt wurde, bildete es das Land (země) Schlesien (Slezsko), zur Verdeutlichung auch Tschechisch Schlesien (České Sleszko) oder Mährisch Schlesien (Moravské Sleszko) genannt. 1920 kam infolge des Versailler Vertrags auch ein Teil von Preußisch-Schlesien an die Tschechoslowakei, das so genannte Hultschiner Ländchen, während das Gebiet östlich der Olsa zu Polen kam. Nach dem Münchener Abkommen von 1938 fiel es zusammen mit weiteren mehrheitlich deutschsprachigen Gebieten der Tschechoslowakei als Reichsgau Sudetenland an das Deutsche Reich, das Hultschiner Ländchen wurde in die preußischen Provinzen und die Gegend um Teschen nach Polen und ein Jahr später ebenfalls an Oberschlesien eingegliedert. Ein schmaler Landstreifen tschechischsprachiger Gemeinden am rechten Ufer der Ostrawitza verblieb zuerst bei dem geschrumpften tschechoslowakischen Staat und wurde nach dessen Okkupation durch die reichsdeutschen Truppen zum Bestandteil des Protektorats.
Die bodenständige Bevölkerung in Schlesien sprach Varietäten des Gebirgsschlesischen, aber auch die lachischen Dialekte des Tschechischen sowie, etwa östlich des heutigen Stadtgebiets von Ostrava, Polnisch. Bereits nach dem Münchner Abkommen wurden aus dem an Polen abgetretenen Teschner Land (Olsagebiet) die Deutschen und Tschechen, soweit sie dort kein Heimatrecht besaßen oder der neuen polnischen Verwaltung missfielen, gemeinsam vertrieben. Nach dem Zweiten Weltkrieg folgte die Vertreibung der deutschen Bevölkerung aufgrund der Beneš-Dekrete.
Seit dem Ende der Tschechoslowakei 1993 gehört das Gebiet zur Tschechischen Republik, in der es einen der drei traditionellen Landesteile (země, im österreichischen Deutsch früher Kronländer genannt) bildet, die zwar in der großen Version des tschechischen Wappens vorkommen, sich mit der heutigen verwaltungsmäßigen Einteilung der Republik jedoch nicht überdecken, so dass ihnen nur noch eine historisch-ethnographische Bedeutung zukommt.