Zum Inhalt springen

Boléro

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 8. Januar 2008 um 18:02 Uhr durch WAH (Diskussion | Beiträge) (Änderung 40941522 von 212.152.169.60 (Diskussion) wurde rückgängig gemacht.). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.

Der Boléro des französischen Komponisten Maurice Ravel (1875-1937) ist eines der meistgespielten Werke der Orchesterliteratur.

Entstehung und Uraufführung

Die Komposition entstand in der Zeit von Juli bis Oktober 1928 und ist der Tänzerin Ida Rubinstein gewidmet. Sie hatte 1927 Maurice Ravel gebeten, für sie ein Musikstück in Form eines spanischen Balletts zu entwerfen. Zunächst plante Ravel, einige Tänze aus dem Klavierwerk Ibéria von Isaac Albéniz für Orchester umzuschreiben. Da die Erben des spanischen Komponisten die Transkriptionsrechte bereits dem Dirigenten Enrique Fernández Arbós übertragen hatten, entschloss sich Ravel zu einer neuen Komposition.

Die Ballett-Uraufführung erfolgte am 22. November 1928 in der Pariser Oper unter der Leitung von Walther Straram und in der Choreographie von Bronislava Nijinska mit der Tänzerin Ida Rubinstein. Eine konzertante Aufführung leitete Ravel am 11. Januar 1930. Die schnelle Popularität seines Werkes blieb dem Komponisten jedoch zeitlebens fremd. Zu seinem Kollegen Arthur Honegger sagte Maurice Ravel: "Ich habe nur ein Meisterwerk gemacht, das ist der Bolero; leider enthält er keine Musik."

Aufbau

Das populäre, in C-Dur und im Dreivierteltakt geschriebene Werk besteht aus den beiden Melodien A und B. Sie werden in insgesamt 18 Variationen gespielt, und zwar in diesen Kombinationen: AA, BB, AA, BB, AA, BB, AA, BB, A und B. Die Variationen sind jedes Mal speziell instrumentiert. Parallel läuft ein gleichförmiger, für den spanischen Bolero typischer Rhythmus, auch Ostinato-Rhythmus genannt. Die Begleitung entwickelt sich zum Ende des Stücks hin zu einem hämmernden Rhythmus, auch die Melodien werden (durch das Hinzutreten von weiteren Instrumenten) zu einem forte gesteigert.


Die Instrumente werden wie folgt eingesetzt:

Rezeption

Seiner Popularität wegen gibt es entsprechend viele Einspielungen auf allen Arten von Tonträgern. Im Vergleich stellt man fest, dass das Stück nicht immer gleich lange dauert. Das liegt in der unterschiedlichen Interpretation der Geschwindigkeit. Ravel selbst soll gesagt haben, dass der Bolero 17 Minuten lang dauert. Jedoch ist die Dauer im Werkverzeichnis von Walter Labhart mit 16 Minuten angegeben. Einige Einspielungen dauern allerdings nur 14 Minuten, was der von Ravel überlieferten Metronomzahl entspricht. So ist die Interpretation von Lorin Maazel mit den Wiener Philharmonikern tatsächlich nur 14:42 Minuten lang. Als herausragende Interpretationen gelten die von Herbert von Karajan, Pierre Boulez, Daniel Barenboim und Stanisław Skrowaczewski, die zwischen 16 und 17 1/2 Minuten dauern. Neben der Spielgeschwindigkeit zählen natürlich auch weitere Kriterien, insbesondere das Herausarbeiten der Struktur des Bolero und das Halten der Spannung bis zum Schluss.

Einem Publikum außerhalb der Musiksäle wurde das Stück auch durch das britische Eistanzpaar Jayne Torvill und Christopher Dean nahegebracht. Ihre beeindruckende Kür zu den Klängen des Boléro brachte ihnen bei den Olympischen Winterspielen 1984 in Sarajevo Höchstnoten und die Goldmedaille ein. Zusätzliche Popularität, auch bei einem ansonsten nicht klassisch interessierten Publikum, gewann der Bolero durch den US-Spielfilm 10 – Die Traumfrau (1979) mit Bo Derek, in dem das Stück eine Rolle in einer erotischen Szene spielt und dort auch namentlich erwähnt wird. Bolero Flamenco ist ein erfolgreiches Tanztheater des Ballet Teatro Español aus Spanien.

Weiterhin ließen sich Musiker der Populären Musik von dem Stück inspirieren. Zu ihnen gehörten Frank Zappa, Emerson, Lake & Palmer und King Crimson. Der italienische Filmmusik-Komponist Ennio Morricone hat den Rhythmus des Bolero für das Titellied des Italowesterns Il Mercenario (Die gefürchteten Zwei) verwendet.

Literatur

  • H.H. Stuckenschmidt: Maurice Ravel. Variationen über Person und Werk. Im Anhang: Werkverzeichnis von Walter Labhart. Suhrkamp, Frankfurt 1976 (Taschenbuch) / 1966 (Original).
  • Arnold Werner Jensen: Boléro. In: Konzertführer für Junge Leute. Schott, Mainz 2006. ISBN 3-254-08386-5 (Hier sind die beiden Themen sowie der Rhythmus notiert: S. 381f.)

Vorlage:Link FA Vorlage:Link FA