Fürstenwalde/Spree
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Fürstenwalde (Spree) ist eine Stadt im Landkreis Oder-Spree in Brandenburg.
Geografie
Fürstenwalde liegt innerhalb des Berliner Urstromtales, welches in diesem Abschnitt von der Spree durchflossen wird. Typisch für eine Stadtgründung in einem Urstromtal entstand Fürstenwalde an einer Engstelle des Tales, an der es im Mittelalter vergleichsweise bequem zu durchqueren war.
Südlich der Stadt erheben sich recht markant die Rauener Berge; nördlich schließt sich die Grundmoränenfläche des Lebus an.
Geschichte
Im Jahre 1272 wurde Fürstenwalde erstmals urkundlich erwähnt. Die Stadt dürfte jedoch bereits zwischen 1225 und 1250 gegründet worden sein. Begünstigt wurde die Stadtgründung durch die Lage an einer Furt durch die Spree. Dies ist auch ein Ansatz für die Deutung des Stadtnamens. Ab hier war die Spree nicht mehr schiffbar war, so dass die Waren umgeschlagen und auf dem Landweg bis zur Oder transportiert werden mussten. So stieg Fürstenwalde rasch zu einer der wohlhabendsten Städte der Mark Brandenburg auf.
Nicht zuletzt deshalb nahmen die Bischöfe von Lebus ab 1385 für mehr als 200 Jahre hier ihren Sitz, so dass Fürstenwalde noch heute eine der drei märkischen Domstädte neben Brandenburg an der Havel und Havelberg ist. Nach einer Brandschatzung durch die Hussiten begann 1446 der Neuaufbau des St.-Marien-Doms, der mit seinem 68 Meter hohen Turm zu den markantesten Wahrzeichen Fürstenwaldes gehört. Aus dieser Zeit stammt auch das Alte Rathaus. Erst im Jahre 1624 wurde der Rathausturm ergänzt. Im Mittelalter genoss Fürstenwalde auch als Schulstadt einen guten Ruf. Unter anderem wurde in den Pestjahren 1613, 1625 und 1656 die Universität Viadrina aus dem nahen Frankfurt (Oder) hierher verlegt.
Mit dem Bau des Friedrich-Wilhelm-Kanals in den Jahren 1662 bis 1669, der die Oder mit der Spree verband, sank auch die Bedeutung Fürstenwaldes als Handels- und Warenumschlagplatz. Dennoch war die Wasseranbindung der Stadt nach Berlin und zur Nord- und Ostsee immer ein Ansiedlungsargument. Mit dem Bau der Spreemühlen 1837 und der dadurch anfallenden Gütermengen erlebte die Stadt erneut einen wirtschaftliche Aufschwung. Auch deshalb wurde die Stadt 1842 an eine der ersten deutschen Eisenbahnstrecken von Berlin nach Frankfurt Oder angeschlossen.
Im 19. Jahrhundert erblühte das örtlichen Handwerk und war die Wiege der noch heute bestehenden industriellen Strukturen in einem vielfältigen Branchenmix. Zur Industriestadt wurde Fürstenwalde endgültig, als die Berliner Firma Pintsch im Jahre 1872 einen großen Teil der Produktionsanlagen nach Fürstenwalde verlegte. Während des Zweiten Weltkriegs expandierte das Unternehmen zu einem Rüstungsbetrieb mit ca. 12.000 Beschäftigten.
Lange Zeit prägte Militär das Stadtbild. Waren es früher die Truppen Napoléons und die Ulanenregimenter der deutschen Kaiser, so waren bis 1994 Truppen der Gruppe der Sowjetischen Streitkräfte in Deutschland (ab 1991:Westgruppe der Truppen) in und um Fürstenwalde stationiert.
Noch kurz vor Ende des Zweiten Weltkriegs wurde Fürstenwalde zur Festung erklärt und durch Bombardierung in Schutt und Asche gelegt. Auch Dom und Rathaus wurden stark beschädigt und 80 Prozent der Wohnhäuser im Stadtzentrum dem Erdboden gleichgemacht. In den 1950er und 1960er Jahren wurden viele Gebäude wiederhergestellt und neue Wohngebiete entstanden. Fürstenwalde entwickelte sich als Kreisstadt zu einem bedeutenden Industriestandort der Region mit dem Pneumant Reifenwerk und dem Chemie- und Tankanlagenbau als den wichtigsten Betrieben.
Durch eine Kreisgebietsreform gehört Fürstenwalde seit 1993 zum Landkreis Oder-Spree. Fürstenwalde ist nach Eisenhüttenstadt die zweitgrößte Stadt in Landkreis und ein wichtiges Verwaltungs- und Wirtschaftszentrum.
Politik
Stadtverordnetenversammlung
Die Stadtverordnetenversammlung der Stadt Fürstenwalde besteht aus 32 Stadtverordneten und dem hauptamtlichen Bürgermeister. Die Sitzverteilung ist seit der letzten Kommunalwahl am 26. Oktober 2003:
- Die Linke 9 Sitze (26,9 %)
- CDU 8 Sitze (23,8 %)
- SPD 7 Sitze (22,0 %)
- Grüne 2 Sitze (7,2 %)
- FDP 4 Sitze (14,3 %)
- Schill - Partei Rechtsstaatliche Offensive 2 Sitze (ein Mandat unbesetzt, ein Mandatswechsel zur CDU) (5,9 %)
Bürgermeister
Siehe: Liste der Bürgermeister von Fürstenwalde/Spree
Städtepartnerschaften


Fürstenwalde hat Partnerschaftsverträge mit Choszczno in Polen und Reinheim in Hessen. Weiterhin wurden Freundschaftsabkommen mit Cestas in Frankreich und Sanok in Polen unterzeichnet.
Zuständige Landtagsabgeordnete für Fürstenwalde
- Stefan Sarrach, Die Linke (Direktmandat)
- Elisabeth Alter, SPD (Landesliste)
- Detlef Karney, CDU (Landesliste)
Kultur und Sehenswürdigkeiten
Musik
- Musik- und Kunstschule LOS
- 1. Brandenburgisches Garde-Blasmusikkorps Fürstenwalde
- Kinder-und Jugendkantorei der St. Marien-Domgemeinde
- Kantorei der St. Marien-Domgemeinde
- Chor der Kath. Pfarrkirche St. Johannes Bapt.
- Kammerorchester Fürstenwalde e. V.
- HeartRock e. V.
- Kammerchor Fürstenwalde
- Con-brio-Chor Fürstenwalde
- Joe's BigBand
Museen
- Museum Fürstenwalde
Parks
- Der Heimattiergarten Fürstenwalde beherbergt etwa 300 Tiere.
Bedeutende Bauwerke



- Evangelischer Dom St. Marien, gegründet 1446, nach dem Zweiten Weltkrieg wieder aufgebaut 1995, einer der zwei „echten“ Dome im heutigen Brandenburg.
- Rathaus aus dem 15. Jahrhundert
- Bürgerhäuser, oftmals barockisierte Fachwerkhäuser
- Altlutherische Kirche von 1883 (einzige in den Kriegen unzerstörte Kirche der Stadt, heute SELK). Kirche mit Pfarrhaus stehen unter Denkmalschutz
- Martin-Luther-Kirche, neogotische Kirche von 1910
- Katholische Pfarrkirche St. Johannes Baptist, Einweihung 1906
- Brauerei Mord, Bierbrauerei, bestand 1777-1939.
- Kulturfabrik, heute eins der Kulturzentren in Fürstenwalde.
- Jagdschloss: 1699/1700 unter Kurfürst Friedrich III. von Hofbaumeister Martin Grünberg errichtet. Ab 1750 wurde das Schloss unter König Friedrich II. in einen Getreidespeicher für das Militär umgebaut, 1795 nebenliegend ein weiterer Speicher erbaut. Mit dem Zweiten Weltkrieg endete die militärische Nutzung, bis 1993 diente das Schloss als Lager.
Wirtschaft und Infrastruktur
Industrie
Das bekannteste Unternehmen am Ort ist wohl der Reifenhersteller Pneumant. Daneben gibt es Metall- und Kunststoffverarbeitung, Gusserzeugnisse, die Herstellung von Lacken und Farben, den Bau von Geräten zur Regel- und Messtechnik, Behälterbau und schließlich die Energiewirtschaft. Eine technologische Spezialität bietet die Firma PVflex Solar mit der Herstellung flexibler, selbstklebender Solarmodule aus kristallinen Zellen.

Verkehr
Durch die Stadt führt die Autobahn A 12, im Norden liegt der Verkehrslandeplatz Fürstenwalde (EDAL) mit einer 700 Meter langen Grasbahn. Fürstenwalde besitzt einen Bahnhof an der Strecke Berlin–Frankfurt (Oder) sowie den Haltepunkt Fürstenwalde Süd an der Strecke Fürstenwalde–Bad Saarow-Pieskow–Beeskow.
Bildungseinrichtungen
Das Werner-Seelenbinder-Gymnasium Fürstenwalde ist ein Städtisches Gymnasium. Die Schule ist über 100 Jahre alt. Sie wurde ursprünglich als Kaserne geplant, aber vor dem Einzug der Soldaten als Schule umgenutzt. Seit 1991 befindet sich darin das Gymnasium. Im Schulumfeld wurde im September 2006 das „After-school-paradise“ eingeweiht; ein Freizeit- und Lernbereich, der von der Planung bis zur Umsetzung in den Händen der Schülerinnen und Schüler des Gymnasiums lag. Auch sportlich hat die Schule mit den Wood Street Giants ein breit gefächertes Angebot. Die Schule pflegt seit vielen Jahren eine Partnerschaft mit einer Schule in Gorzow (Polen) und ist beim Aufbau partnerschaftlicher Beziehungen zu zwei indonesischen Schulen. Das Städtische Gymnasium wurde im August 2007 vom Geschwister Scholl Gymnasium übernommen.
Die Europaschule Oberstufenzentrum Palmnicken mit über 3500 Auszubildenden und Schülern ist die größte Bildungseinrichtung im Landkreis Oder-Spree. Die Einrichtung vereint Bildungsgänge der Berufsschule, der Berufsfachschule, der Fachoberschule und der Gymnasialen Oberstufe. Ein wesentlicher Schwerpunkt der Bildungs- und Erziehungsarbeit ist die Pflege vielfältiger internationaler Beziehungen mit Partnerschulen u. a. in Japan, Schweden, Frankreich, Holland, Dänemark und Polen.
Das einzige katholische Schulzentrum im Land Brandenburg ist das Bernhardinum (katholische Schule Bernhardinum). Das Bernhardinum ist in freier Trägerschaft des Erzbistums Berlin und besteht aus Grundschule, Realschule und Gymnasium. Die Schule pflegt Partnerschaften mit Schulen in Polen, Frankreich, Italien und Sri Lanka. Die Schule unterhält zudem mit den VfB Himmelsstürmern (Fußball und Handball) eine eigene Schulmannschaft.
Persönlichkeiten
Söhne und Töchter der Stadt
- Christian Mentzel (1622–1701), Mediziner, Botaniker und Sinologe
- Ernst Laas (1837-1885), Pädagoge und Philosoph
- Paul Henze (1880-1966), Maschinenbauingenieur und Automobilpionier
- Wolfgang Götze (* 1937), theoretischer Physiker
- Hans-Joachim Jentsch (* 1937), Politiker (CDU), Richter des Bundesverfassungsgerichts
- Klaus Kunowsky (* 1937), Schriftsteller
- Hans-Michael Rehberg (* 1938), Schauspieler und Regisseur
- Ludolf von Wartenberg (* 1941), Politiker (CDU)
- Heinz Geisler (* 1950), Rockmusiker und Komponist
- Die Mitglieder der Heavy-Metal Band Fahrenheit 212