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Haus- und Familienarbeit

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Haus- und Familienarbeit bezeichnet häusliche und familienbezogene Arbeiten für sich selbst, für im Haushalt lebende Kinder und Angehörige einschließlich Partner bzw. Partnerin, und ggfs. für Dritte.

Hausarbeit ist ein Oberbegriff für alle häuslichen Arbeiten: Arbeiten zur Erhaltung des Haushalts (Aufräumen, Putzen) und des zur Lebensführung benötigten Inventars (Wäsche waschen, Geschirr spülen, Fahrradreparaturen, Tapezieren); die Zubereitung von Mahlzeiten (Einkaufen, Kochen, Backen).

Familienarbeit wird oft im weiteren Sinn synonym für Haus- und Familienarbeit verwendet; Familienarbeit im engeren Sinn bezeichnet die Beaufsichtigung, Versorgung und Erziehung von Kindern und Pflege von Angehörigen, sowie den in diesem Zusammenhang anfallenden Anteil der Hausarbeit und allgemeiner auch die Planung und Organisation des Familienlebens im Hinblick auf den Alltag und Feste, den Freundes- und Bekanntenkreis, die Aufrechterhaltung der Kontakte zu Verwandten und die Mitwirkung in der Schule oder Gemeinde.

Begriffliches

Unbezahlte „Haus- und Familienarbeit“ wird auch unter dem von „Reproduktion“ abgeleiteten Begriff (familiäre) Reproduktionsarbeit zusammengefasst, in Abgrenzung zur (bezahlten) Erwerbs- oder Produktionsarbeit, welche die finanzielle Versorgung durch Erwerbstätigkeit beinhaltet. Teilweise wird auch ein Ehrenamt zur (gesellschaftlichen) Reproduktionsarbeit gezählt. Abweichend wird oftmals der Begriff „Familienarbeit“ synonym zum Oberbegriff der familiären Reproduktionsarbeit verwendet; in Einzelfällen trifft das auch für den Begriff „Hausarbeit“ zu. [1][2]

Die Familienarbeit und der Anteil der Hausarbeit, der über Routinetätigkeiten hinausgeht, wird auch als Familienmanagement bezeichnet. Bei der Verwendung dieses Ausdrucks steht auch die Notwendigkeit der Konsensbildung unter den Mitgliedern der Familie beispielsweise mittels Familienkonferenzen sowie der Prioritätensetzung, des Zeitmanagements und des Einsatzes finanzieller Mittel im Vordergrund. Meist ist dabei eine tatsächliche oder gewünschte Aufwertung der damit verbundenen Tätigkeiten impliziert, als Reaktion auf Probleme aus geschlechtsspezifischer Zu- bzw. Abweisung der Hausarbeit und die in androzentrischen Gesellschaften damit einhergehende geringere Bewertung der Reproduktions- als der Erwerbsarbeit. Gelegentlich wird Hausarbeit - defensiv, ironisch oder dem zeitgenössischen Primat der Erwerbsökonomie angepasst - als das Management des häuslichen Alltags bezeichnet. Der Ausdruck „Familienmanagerin“ wird teilweise als Euphemismus für "Hausfrau und Mutter" angesehen.

Magazin für die Hausfrau (USA 1908)

„Hausarbeit“ ist von „Heimarbeit“, einer Form von Lohnarbeit mit Arbeitsplatz zu Hause, sorgfältig zu unterscheiden.

Darstellung

Die häusliche Arbeitsteilung unterliegt in fast allen Gesellschaften stark asymmetrischen Geschlechterverhältnissen und wird überwiegend geschlechtsspezifisch zu- bzw. abgewiesen; dies betrifft sowohl die Frage der Aufteilung zwischen Hausarbeit und Erwerbstätigkeit (diskutiert auch unter dem Begriff der Vereinbarkeit von Familie und Beruf) als auch - bei partnerschaftlicheren Arrangements der Hausarbeit - die Teilung zwischen verschiedenen Tätigkeitsfeldern innerhalb der Hausarbeit. So wird etwa "Putzen", "Waschen", "Nähen", "Pflegen" oft als typisch weibliche Tätigkeit angesehen, während Reparatur- und Instandsetzungsarbeiten, Rasen Mähen und Getränkeeinkauf männlich konnotiert sind. Hausfrauen (selten: Hausmänner) sind Erwachsene, die sich - zumeist im Rahmen von Paarbeziehungen - der Hausarbeit widmen und damit keine Erwerbsarbeit kombinieren und dem Arbeitsmarkt bewusst nicht zur Verfügung stehen. Für Erwachsene, die sich - trotz weitgehender Unentbehrlichkeit von Hausarbeit - fast ausschließlich der Erwerbsarbeit widmen, mit dieser keine Hausarbeit kombinieren und dem Haushalt nicht zur Verfügung stehen, gibt es bisher keinen allgemein eingebürgerten entsprechenden Begriff.

Die vom Hausmann oder der Hausfrau verrichtete Hausarbeit ist keine Arbeit im Sinne des deutschen Arbeitsrechts, d. h. sie wird nicht entlohnt und sie ist nicht sozialversicherungspflichtig. Allerdings werden Kindererziehungszeiten in der Rentenversicherung berücksichtigt, zudem kann die Hausarbeit schadenersatzrechtlich dargestellt werden, d.h. dass der Geldwert der Arbeit bei Ausfall des Hausarbeitsführenden als Haushaltsführungsschaden berechenbar ist. Anders sieht es aus, wenn Hausarbeit durch Hausangestellte, Putzfrauen/-männer, früher: Gesinde, Mägde und Knechte u.a. als Dienstleistungsarbeit erbracht wird (siehe unter Hauspersonal). Die Hausarbeit ist eine jener Branchen, in welcher besonders viele Menschen ohne gültige Aufenthaltsgenehmigung und unversichert gegen Unfälle oder Krankheit beschäftigt sind.

Die Rolle der Hausfrau kann, auch ohne Kombination mit einer Erwerbstätigkeit, mit einer permanenten Überbelastung verbunden sein. Dies wird in Zusammenhang gebracht mit einer Rollenerwartung, in der keine Wochenenden und keine Ferien enthalten seien [3]. So kann auch diese Arbeit zu Burnout führen [4].

Teilweise werden die mit den zur Hausarbeit zählenden Tätigkeiten verbundenen Kenntnisse an einer Hauswirtschaftsschule vermittelt, überwiegend werden sie jedoch im Rahmen des Erwachsenwerdens durch Sozialisationsprozesse gelernt. Auch hierbei ist eine Orientierung an traditionellen geschlechtsspezifischen Rollenmustern häufig vorzufinden, so wird immer noch mit einer recht großen Selbstverständlichkeit vorausgesetzt, dass Mädchen sich an häuslichen Arbeiten beteiligen, während Jungen oft zu Arbeiten im Freien herangezogen werden.

In bäuerlichen Gesellschaften war die klare Trennung zwischen Erwerbsarbeit und Hausarbeit, wie sie in heutigen modernen Gesellschaften vorzufinden ist, weniger deutlich ausgeprägt. Auch dort konnte jedoch oft eine Trennung im Sinne von Frauenarbeit im Haus und fürs Kleinvieh und Männerarbeit auf dem Feld und fürs Großvieh vorgefunden werden.

Erwähnenswert ist beim Thema Hausarbeit schließlich die fortschreitende Vereinfachung und Erleichterung des häuslichen Alltags in den letzten hundert Jahren durch den zunehmenden Einsatz von Haushaltstechnik (so genannter 'weißer Ware'). Dem steht ein erhöhter Anspruch an die Hausarbeit entgegen, so dass sich die für Hausarbeit aufgewendete Zeit trotzdem nicht verringert hat.

Dass die Hausarbeit auch einen finanziellen Wert hat, ist im deutschen Schadensersatzrecht anerkannt (siehe: Haushaltsführungsschaden).

Anfallende Arbeiten in Haushalt

Zur Hausarbeit werden in industrialisierten Ländern üblicherweise folgende Tätigkeiten gerechnet, zum Beispiel:

Dienstmädchen beim Kaminreinigen
(um 1942 in den USA)

Manchmal wird noch folgendes zur Hausarbeit gezählt:

Hinzu kommen verwaltende oder koordinierende Aufgaben:

Weltweit stehen einem Großteil der Menschen kaum technische Hilfsmittel für die Hausarbeit zur Verfügung, und Hausarbeit beinhaltet auch die Sicherung grundlegendster Bedürfnisse. Beispielsweise wenden in Afrika vor allem Frauen täglich mehrere Stunden dafür auf, Wasser und Brennholz zu holen. In den Industrieländern hat sich der Inhalt der Hausarbeit in den letzten Jahrhunderten deutlich verändert, wie durch einen Vergleich mit der Hauswirtschaft im 19. Jahrhundert deutlich wird.

Aufgaben in der Familie

Familienarbeit ist vorrangig die Gestaltung des Familienlebens (auch „Familienkultur“ genannt). Dazu gehören:

  • Familieneigene Sammlungen und Dokumentation:

Im Gegensatz dazu werden die Gestaltung der Partnerschaft und die individuelle Suche nach Orientierung, selbst wenn sie das Familienleben stark prägen, im Allgemeinen nicht der Familienarbeit, sondern dem Privatleben zugerechnet.

Kritik an der Arbeitsteilung von Haus- und Familienarbeit

Seit den 1970er Jahren wurde in der Bundesrepublik Deutschland durch den Feminismus Kritik an der seit dem 19. Jahrhundert im bürgerlichen Milieu und seit dem 20. Jahrhundert auch in der Arbeiterklasse üblichen Ideal der Arbeitsteilung zwischen den Geschlechtern geübt, bei der der Mann berufstätig ist und die Frau sich der Haushaltsführung und der Kindererziehung widmet.

1976 wurde in der damaligen Bundesrepublik Deutschland eine Reform des Ehe- und Familienrechts verabschiedet, die es seitdem Frauen gestattete, auch ohne Genehmigung ihres Ehemannes einer beruflichen Tätigkeit nachzugehen, in der DDR war die entsprechende Regelung des BGB bereits seit langem abgeschafft.

Feministische Kritikerinnen meinen, dass Frauen, die sowohl Erwerbs- als auch Familienarbeit leisteten, in ihrer „doppelten Vergesellschaftung“ in beiden Bereichen diskriminiert seien: Sie würden gesellschaftlich zu der unbezahlten und nicht als „richtige Arbeit“ klassifizierten Hausarbeit verpflichtet und eine gleichberechtigte Integration in das Beschäftigungssystem bliebe ihnen weiterhin versagt oder würde zumindest immer noch erschwert (Becker-Schmidt 2003). Dieser Sichtweise wird entgegengehalten, dieser Ansatz lasse außer Betracht, dass viele, oft körperlich schwere Haushaltsarbeiten (wie Schnee räumen, Gartenarbeiten, Reparaturen im Haushalt, Einkauf und Transport von Getränken) überwiegend von Männern verrichtet würden, für die diese Verpflichtungen ebenfalls neben ihrer Erwerbsarbeit anfielen.

Siehe auch

Wikibooks: Hausarbeit – Lern- und Lehrmaterialien

Literatur

Ratgeber

  • Irene Becker, Jutta Meyer-Kles: Lieber schlampig glücklich als ordentlich gestresst. Wege aus der Perfektionismusfalle. Campus Verlag, Frankfurt/Main. 210 Seiten. 2004. ISBN 3-593-37430-7 .
  • Horsfield, Margaret: Der letzte Dreck. Von den Freuden der Hausarbeit. Verlag Rütten & Loening, 1999. 272 Seiten - Rütten & Loening. ISBN 3352006210 (Urspr. in USA erschienen. Die Arbeit ist sehr viel gründlicher als der amüsiert klingende Titel ! Dort auch weitere Lit.angaben )
  • Julia Rogge: Den Alltag in den Griff bekommen. Deutscher Taschenbuch Verlag, München. 270 Seiten. ISBN 3-423-36199-9

Haushaltswissenschaftliche Literatur

  • Arn, Christof: HausArbeitsEthik. Strukturelle Probleme und Handlungsmöglichkeiten rund um die Haus- und Familienarbeit in sozialethischer Perspektive. Verlag Rüegger. Chur 2000. ISBN 3725306826 .
  • Lore Blosser-Reisen u.a:
    • Grundlagen der Haushaltsführung, Eine Einführung in die Wirtschaftslehre des Haushalts. 239 Seiten. Schneider Verlag Hohengehren. 3. Aufl. 1980. ISBN 3871162086 . (Das haushaltswiss. Grundlagenwerk)
    • Handlungsspielräume und Grenzen der selbständigen Haushaltsführung im Alter. 1982. 243 Seiten - bzw. Altern, Integration sozialer und gesundheitlicher Hilfen. Huber, Bern. 1997, ISBN 3456828128 .
  • Jan Künzler: Familiale Arbeitsteilung. Die Beteiligung von Männern an der Hausarbeit. Kleine Verlag, Bielefeld. 1994, 368 S.
  • Thomas Kutsch, Michael-Burkhard Piorkowsky, Manfred Schätzke: Einführung in die Haushaltswissenschaft: Haushaltsökonomie, Haushaltssoziologie, Haushaltstechnik. Stuttgart. 1997. ISBN 3800127040
  • Barbara Seel: Ökonomik des privaten Haushalts, Stuttgart. 1991.

Sozialwissenschaftliche Literatur

  • Regina Becker-Schmidt: Zur doppelten Vergesellschaftung von Frauen. in: gender...politik...online: http://web.fu-berlin.de/gpo/becker_schmidt.htm , 2003
  • Regula Bochsler, Sabine Gisinger: Dienen in der Fremde. Dienstmädchen und ihre Herrschaften in der Schweiz des 20. Jahrhunderts, Zürich 1989
  • Des Haushalts "schönster Schmuck". Die Hausfrau als Konsumexpertin des deutschen und englischen Bürgertums im 19. und frühen 20. Jahrhundert, in: Hartmut Kaelble u. a. (Hgg.), Europäische Konsumgeschichte. Zur Gesellschafts- und Kulturgeschichte des Konsums, Frankfurt a. M./New York 1997, S. 411-440
Wikiquote: Hausfrau – Zitate

Referenzen

  1. A. Doris Baumgartner, Familienarbeit, Erwerbsmuster und Arbeitsteilung im Haushalt, Bundesamt für Statistik (BFS), 4/2005 - siehe: Einleitung
  2. Anja Steinbach, Wie Paare sich die Arbeit teilen, bei www.familienhandbuch.de
  3. Lieselotte Käser, „Familienarbeit: Privatsache?!“, in: Kantonale Fachstelle für die Gleichstellung von Frauen und Männern, Kanton Aargau (Hrsg.): Vereinbarkeit von Beruf und Familie: Tipps und Facts, 2002, S. 12-13. Zitiert nach Initiativen zur Förderung einer ausgeglichenen Work-Life-Balance, Beutler Steve, Lizentiatsarbeit, Universität Basel, 2002, Seite 11 (abgerufen am 10. November 2007)
  4. Ausbrennen mit Leib und Seele, Michael Straske, stern.de 1/2007 (abgerufen am 10. November 2007)
  5. An Ethnography of Lists in Mothers’ Work, Laurel Swann und Alex S. Taylor, Conference on Human Factors and Computing Systems, 24.-29. April 2004 [1] (abgerufen am 12. Oktober 2007)

Abweichende Wortbedeutung

In einer anderen Wortbedeutung ist "Hausarbeit" eine in der Regel schriftliche Ausarbeitung zu einem Thema: eine von der Schule aufgegebene Hausaufgabe oder eine Prüfungsleistung an einer Hochschule.

Die Familienarbeit wird oft auch als Bezeichnung für soziale oder pädagogische Arbeit mit Familien verwendet, etwa in Form von "Kinder,- Jugend- und Familienarbeit".