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Franz Sperr

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
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Franz Sperr (* 12. Februar 1878 in Karlstadt; † 23. Januar 1945 in Berlin) war Berufsoffizier, Jurist, Gesandter der bayerischen Regierung in Berlin und schließlich der Kern einer bayerischen Widerstandsgruppe gegen die Nationalsozialisten.

Franz Sperr war Sohn eines Ingenieurs der Königlich Bayerischen Staats-Eisenbahnen. Da der Arbeitsort seines Vaters öfters wechselte besuchte er unter anderem die Gymnasien in Kempten und Neu-Ulm. Nach dem Abitur trat er in die Bayerische Armee ein.

Im Ersten Weltkrieg diente als Oberst und war Mitglied des Bayerischen Generalstabs. Von 1919 bis 1934 war er als Beamter und letzter bayerischer Gesandter der Weimarer Republik in der Berliner Gesandtschaft Bayerns tätig. Als überzeugter Gegner des Nationalsozialismus und aufgrund seines föderalistischen Verfassungsverständnisses legte er 1934 anlässlich der Zerschlagung des föderalen Systems durch die Nationalsozialisten sein Amt nieder, schied auf eigenen Wunsch aus dem Staatsdienst aus, wurde Unternehmer und ging in den Widerstand.

Er unterhielt weiter Kontakt zu Kronprinz Rupprecht und nutzte seine Kontakte aus seiner aktiven Militär- und Gesandtenzeit. In den folgenden Jahren scharte er einen kleinen Kreis Oppositioneller um sich - unter ihnen die früheren bayerischen beziehungsweise Reichsminister Otto Geßler, Anton Fehr und Eduard Hamm, aber auch Bankiers und einflussreiche Geschäftsleute, darunter der Präsident der Münchener Rückversicherungsgesellschaft, Kurt Schmitt - die die Ablösung der Nationalsozialisten in Bayern anstrebten. Da Sperr keine realistische Möglichkeit eines Sturzes Hitlers sah, überlegte er zusammen mit Exilkreisen in der Schweiz, Bayern während des Vormarsches der Alliierten in Frankreich mit militärischen und polizeilichen Mitteln aus dem Dritten Reich auszugegliedern.

Über Alfred Delp und Augustin Josef Rösch knüpfte er im Winter 1942 Kontakte zum Kreisauer Kreis und wurde unter anderem Helmuth James von Moltke vorgestellt. Im Juni 1944 fand ein Treffen mit Claus Schenk von Stauffenberg statt, bei dem Sperr die Idee eines Anschlags skeptisch bewertete. Wegen Mitwisserschaft am Attentat vom 20. Juli 1944 und dessen Nichtanzeige wurde er am 28. Juli 1944 verhaftet, am 11. Januar 1945 vom Volksgerichtshof unter dem Vorsitz von Roland Freisler verurteilt und am 23. Januar 1945 in Berlin-Plötzensee hingerichtet.

Seit 2004 erinnert im Foyer der Bayerischen Vertretung in Berlin eine Gedenktafel an Franz Sperr, seit 1998 ist ein Besprechungszimmer nach ihm benannt.

Literatur

  • Hermann Rumschöttel, Walter Ziegler (Hsg): Franz Sperr und der Widerstand gegen den Nationalsozialismus in Bayern. 2001, C.H. Beck, 2001
  • Peter Pfister (Hsg): Franz Sperr: Blutzeugen der Erzdiözese München und Freising. Die Märtyrer des Erzbistums München und Freising in der Zeit des Nationalsozialismus. 1999, Regensburg 1999, S. 67-69.